CONNECT Magazin 22-03
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<strong>22</strong> Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer<br />
Beziehungen zwischen China und Deutschland<br />
<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>: Sehr geehrter Herr Botschafter<br />
Wu, in diesem Jahr wird der 50.<br />
Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen<br />
zwischen China und Deutschland<br />
gefeiert. Mit welchen drei Wörtern würden Sie<br />
die bilateralen Beziehungen beschreiben?<br />
WU Ken: In den 50 Jahren seit der Aufnahme<br />
diplomatischer Beziehungen zwischen China und<br />
Deutschland haben die beiden Länder einen<br />
außergewöhnlichen Weg gemeinsam zurückgelegt,<br />
wobei sie stets an gegenseitigem Respekt<br />
sowie gegenseitigem Nutzen festgehalten und<br />
eine Geschichte der Zusammenarbeit für die gemeinsame<br />
Entwicklung und den gemeinsamen<br />
Erfolg geschrieben haben. Wenn Sie mich nach<br />
drei Wörtern fragen, um diese Beziehung zusammenzufassen,<br />
können diese meiner Meinung<br />
nach lauten: tiefgreifend, pragmatisch und umfassend.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Das müssen Sie uns dann doch<br />
etwas genauer erklären.<br />
Wu: Erstens: Das gegenseitige politische Vertrauen<br />
ist „tiefgreifend". In den letzten 50 Jahren<br />
haben die Beziehungen zwischen China und<br />
Deutschland eine enorme Entwicklung durchgemacht<br />
und haben sich von einer „Partnerschaft<br />
mit globaler Verantwortung“ zu einer<br />
„strategischen Partnerschaft" und nun zu einer<br />
„umfassenden strategischen Partnerschaft" entwickelt.<br />
Die Beziehungen haben kontinuierlich<br />
einen Schritt nach vorn gemacht. Seit der Bildung<br />
der neuen deutschen Regierung haben sich<br />
Staatspräsident XI Jinping und Premierminister<br />
LI Keqiang viermal per Video und Telefon mit<br />
Bundeskanzler Scholz ausgetauscht, um eine<br />
enge strategische Kommunikation aufrechtzuerhalten<br />
und die Richtung für eine stabile und<br />
tiefgreifende Entwicklung der bilateralen Beziehungen<br />
vorzugeben.<br />
Zweitens: Die Zusammenarbeit zum gegenseitigen<br />
Nutzen ist „pragmatisch". Das Handelsvolumen<br />
zwischen China und Deutschland, das<br />
Interview<br />
WU Ken<br />
Botschafter der VR China in Deutschland<br />
zu Beginn der diplomatischen Beziehungen<br />
weniger als 300 Millionen US-Dollar betrug,<br />
erreichte im vergangenen Jahr mehr als 230<br />
Milliarden US-Dollar und verzeichnete damit<br />
ein Rekordwachstum, und das gegen den globalen<br />
Trend. China ist seit sechs Jahren in Folge<br />
der größte Handelspartner Deutschlands, und<br />
Deutschland ist seit 47 Jahren in Folge der größte<br />
Handelspartner Chinas in Europa. Derzeit sind<br />
mehr als 7.000 deutsche Unternehmen in China<br />
investiert und mehr als 2.000 chinesische Unternehmen<br />
sind in Deutschland tätig. Dies bringt<br />
den Menschen in beiden Ländern spürbare Vorteile.<br />
Drittens: Der Austausch ist „umfassend“. China<br />
und Deutschland haben mehr als 70 Dialogmechanismen<br />
eingerichtet, darunter die Regierungskonsultationen.<br />
Es gibt 1<strong>03</strong> Provinz- und<br />
Städtepartnerschaften und zahlreiche Austauschplattformen<br />
in verschiedenen Bereichen<br />
wie Strategie, Sicherheit, Finanzen, Kultur sowie<br />
Wissenschaft und Bildung, die beiden Ländern<br />
mehr Vitalität und Kreativität verleihen. Gleichzeitig<br />
gehen die chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
weit über die bilateralen Beziehungen<br />
hinaus, da beide Länder bei der Wahrung des<br />
Multilateralismus und des Freihandels sowie bei<br />
der Bewältigung globaler Herausforderungen<br />
wie der Corona-Pandemie und des Klimawandels<br />
eine Vielzahl von Interessen und Verantwortlichkeiten<br />
teilen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Welche Erwartungen haben Sie für<br />
die Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
und die nächsten Jahre Ihrer Amtszeit?<br />
Wu: Beide Länder, China und Deutschland, sind<br />
große und einflussreiche Länder. Angesichts<br />
eines Jahrhunderts des Wandels oder einer<br />
„Zeitenwende", wie es in Deutschland heißt, ist<br />
es umso wichtiger, dass die bilateralen Beziehungen<br />
eine stabile, konstruktive und führende<br />
Rolle einnehmen und einen wichtigen Beitrag<br />
zu Frieden und Ruhe in der Welt leisten. Staatspräsident<br />
XI Jinping hat deutlich gemacht, dass<br />
sich drei Dinge nicht ändern: nämlich Chinas<br />
grundsätzlicher Wille, die chinesisch-deutschen<br />
Beziehungen auszubauen, unser aufrichtiger<br />
Wunsch, die Zusammenarbeit mit Deutschland<br />
auszuweiten und die Zuversicht, dass man in<br />
Zukunft gemeinsam noch mehr Bedeutsames<br />
erreichen und bewegen kann. Als chinesischer<br />
Botschafter in Deutschland möchte ich mit der<br />
deutschen Seite eng zusammenarbeiten, um an<br />
den erfolgreichen Erfahrungen des gegenseitigen<br />
Respekts und des gegenseitigen Nutzens festzuhalten,<br />
den Grundgedanken des Dialogs und der<br />
Zusammenarbeit fest zu verinnerlichen und die<br />
Stabilität der chinesisch-deutschen Beziehungen<br />
zu fördern und ihre Qualität und Effizienz zu<br />
verbessern.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
ist seit jeher ein wichtiges Fundament<br />
der chinesisch-deutschen Beziehungen. Was<br />
sind Ihrer Meinung nach derzeit die größten<br />
Chancen und Herausforderungen?<br />
Wu: Die für beide Seiten vorteilhafte und für<br />
www.chk-de.org