CONNECT Magazin 22-03

24 Sonderseiten zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer
Beziehungen zwischen China und Deutschland
HAPTIC – mein Weg nach China und eine
chinesische Erfolgsgeschichte
Autor: Dr. Thomas Walther Schmidt
Key Lab for Sport Shoes Upper Materials of Fujian Province, Fujian Huafeng New Material Co., Ltd.
Nylon zu funktionellen Garnen verspinnt, ist
wirklich beeindruckende Hochleistungstechnologie.
Wir haben viele Maschinen aus Deutschland
gekauft, die hocheffizient und stabil funktionieren.
Für uns beide, die Firma und mich selbst, war es
am Anfang nicht ganz klar, wie wir zusammenarbeiten
können und ob das alles gut geht. Mit
meiner Ausbildung als Chemiker und Materialwissenschaftler
war ich ein Exot bei Huafeng,
als einziger Ausländer sowieso. Nur der persönliche
Kontakt und das freundschaftliche Vertrauen
meines Freundes und der Geschäftsführung
haben mich hierher bringen können.
Ich wohne und arbeite seit acht Jahren in
China. In der „kleinen“ Stadt Putian in Fujian
Province. Aus einer gut situierten Position in
Europa heraus wollte ich plötzlich etwas Neues
tun, noch einmal Spannung und Abenteuer in
mein Leben bringen, etwas aufregend anderes
erleben und Neues ausprobieren. Und über einen
chinesischen Freund, den ich vor über 23 Jahren
in Guangzhou kennengelernt habe, hat sich dann
eine tolle Chance eröffnet, und ich war bereit
für einen Neuanfang. Huafeng, eine chinesische
Textilfirma aus Putian, hatte große Pläne zur Expansion
und investierte in moderne, innovative
Technologien. Mir hat Putian sofort gefallen, ein
eher kleinstädtisches Umfeld, im Westen die
wunderschöne Bergwelt von Fujian, im Osten die
Küste mit schönen Inseln und Stränden. Und
dazu ein feuchtheißes Klima, das einen die kalten
Herbst- und Winterzeiten in Deutschland
vergessen lässt. Und dazu so viele nette Menschen,
die immer neugierig sind, einen Ausländer
zu treffen und etwas über Deutschland zu erfahren.
Als Deutscher genieße ich in China großen
Respekt, alle kennen die deutsche Qualität
und Technologie und natürlich die Autos.
Irgendwie macht die Textilbranche bei Außenstehenden
immer den Eindruck, keine technologiegetriebene
Branche zu sein, sondern vor
allem von einfachen Arbeitsplätzen und billigen
Arbeitskräften am Laufen gehalten zu werden.
Jeder kennt die Geschichten von Sweatshops mit
miserablen Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung
durch Färbereien und Ausbeutung
von Arbeitskräften. Wenn man aber genau hinschaut,
erkennt man sehr schnell, dass es bei
modernen Betrieben ganz anders zugeht, vor
allem bei den Materialherstellern. Die Maschinen,
mit denen Textilien hergestellt werden, sind
echte Hochtechnologie. Mit wahnsinnigen Geschwindigkeiten
werden Garne in Strick-, Wirkund
Webmaschinen komplex zu fertigen Textilien
verarbeitet. Und auch die Garnherstellung,
die synthetische Polymere wie Polyester oder
Schnell haben wir Ideen entwickelt, wie ich mich
am besten einbringen kann. Beschichtung und
Bedruckung von Textilien für die Sportindustrie
war ein perfektes Thema für mich. Und natürlich
sollte alles mit umweltfreundlichen Chemikalien
funktionieren, kosteneffizient sein und tauglich
für die Massenproduktion. Wir reden von vielen
Millionen Paar Sportschuhen, die jährlich mit
unseren Textilien hergestellt werden, praktisch
für alle internationalen Sportmarken der Welt.
Und natürlich müssen die Funktion und die
Qualität für die harten Bedingungen im Leistungssport
geeignet sein. Zudem sollen auch
noch tolle neue trendige Effekte den Kunden
überzeugen. Nachhaltigkeit ist das große Stichwort,
mit jeder neuen Technologie müssen wir
umweltfreundlicher und nachhaltiger werden.
Das wollen unsere direkten Kunden, die Konsumenten
und auch wir selbst.
Das Vorurteil, dass in China sehr viel Umweltverschmutzung
in Kauf genommen wird, ist
lange nicht mehr gültig. Es gibt sehr strikte Ge-
www.chk-de.org