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HAUTSACHE

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FOTOS: JONAS KLIEGEL<br />

Interview mit<br />

Laura Grube<br />

Laura ist 26 Jahre alt und hat bereits im Jahr<br />

1995 die Diagnose Neurodermitis erhalten. 2016<br />

folgt die Nebendiagnose: chronische induzierbare<br />

Urtikaria, Pollenallergien. In einem Interview verrät<br />

sie uns mehr über ihre chronisch-entzündliche<br />

Hautkrankheit.<br />

Text Lotta Boron<br />

Laura Grube<br />

Laura, du leidest seit dem<br />

Säuglingsalter an der chronischen<br />

Hautkrankheit Neurodermitis.<br />

Wie äußert sich<br />

die Krankheit bei dir und was<br />

sind deine Trigger?<br />

Früher traten die Ekzeme in Form von<br />

trockener, blutiger, juckender und<br />

nässender Haut vor allem im Hals- und<br />

Ellenbeugenbereich auf. Die Ekzeme<br />

waren sehr lokal und begrenzt. Heute<br />

sind die Ekzeme großflächiger und auch<br />

im Bereich des Rückens und im Gesicht.<br />

Ausgelöst werden die Ekzeme vor allem<br />

durch Stress. Dabei ist es egal, ob negativer<br />

oder positiver Stress. Damals<br />

waren es die Klausuren und heute ist<br />

es ein zu voller Terminkalender. Ich<br />

achte wenig auf meine Ernährung,<br />

obwohl ein erhöhter Zucker- und/<br />

oder Alkoholkonsum bei mir ebenfalls<br />

zur Verschlechterung der Haut führt.<br />

Was hat dich persönlich immer am<br />

meisten belastet? Was verursacht<br />

den größten Leidensdruck?<br />

Am meisten hat mich belastet, dass man<br />

mich mit so einer Haut nicht schön finden<br />

kann. Besonders in der Pubertät war es<br />

sehr hart, als die Mädchen aus meiner<br />

Klasse ihren ersten Freund hatten. Heute<br />

weiß ich, dass man sich erst selbst<br />

lieben muss, bevor es ein anderer kann.<br />

Trotzdem war die Angst, dass mich mein<br />

Freund aufgrund der Haut verlässt, sehr<br />

groß. Aber er ist geblieben, obwohl das<br />

Aussehen der Haut nicht einmal das<br />

größte Problem war. Denn meine Haut<br />

wurde so schlimm, dass ich mich nicht<br />

mehr frei bewegen konnte. Denn jede<br />

Berührung von Stoff und das Dehnen der<br />

Haut taten unheimlich weh. Dennoch war<br />

er an meiner Seite und hat mir geholfen.<br />

Wie behandelst du deine Neurodermitis?<br />

Aktuell werde ich mit einem Studienmedikament<br />

behandelt. Dieses Medikament<br />

befindet sich in Phase 3 der Studie<br />

und ist noch nicht auf dem Markt. Ziel<br />

des Medikaments ist die Unterdrückung<br />

des Juckreizes und die Verkleinerung der<br />

Ekzeme. Zusätzlich pflege ich meine Haut<br />

mit Basispflege und dusche regelmäßig<br />

mit Salzsticks, die das Wasser mit Salz<br />

anreichern. Da weiterhin Stress ein<br />

großer Trigger für mich ist, übe ich weiterhin,<br />

meinen Stresslevel klein zu halten.<br />

Welchen Einfluss hat deine Neurodermitis<br />

auf dich und dein Leben?<br />

Je nach Stärke des Schubs beeinflusst<br />

die Neurodermitis unterschiedlich stark<br />

mein Leben. Die Neurodermitis hat früher<br />

kaum mein Leben beeinflusst und ich<br />

konnte so eine sehr schöne Kindheit verbringen.<br />

Im Erwachsenenalter sah das<br />

anders aus. Bei schlimmen Schüben<br />

ist der Zeitaufwand sehr groß, um jede<br />

Hautstelle regelmäßig einzucremen.<br />

Durch das ständige Aufwachen in der<br />

Nacht durch den Juckreiz war ich fast<br />

jeden Morgen übermüdet. Dies führte<br />

zu Konzentrationsproblemen auf der<br />

Arbeit. Aber auch die Wochenenden<br />

muss ich dann anders gestalten. Denn<br />

bei gemütlichen Abenden oder Feiern<br />

muss ich mich bewusst gegen den<br />

Alkohol entscheiden und pünktlich<br />

nach Hause gehen. Denn der Alkohol<br />

wirkt sich bei mir besonders negativ<br />

aus. Ein Freund hat das ganze mal<br />

gut beschrieben: Während andere<br />

nach dem Feiern einen Tag lang einen<br />

Kater haben, habe ich mehrere Tage eine<br />

juckende Haut und schlechte Nächte.<br />

Gibt es Dinge, auf die du besonders<br />

achten musst aufgrund deiner Neurodermitis?<br />

Für mich ist ein guter Tag-Nacht-Rhythmus<br />

mit vielen Erholungsphasen sehr<br />

wichtig. Das hilft mir, entspannt zu bleiben.<br />

Dazu hilft es immer, auf Süßigkeiten zu<br />

verzichten, und wie bereits beschrieben,<br />

konsumiere ich kaum bis keinen Alkohol.<br />

Außerdem behandle ich Ekzeme, die<br />

sich verschlimmern, deutlich intensiver.<br />

Als Teil der Kampagne „Bitte berühren –<br />

Hand in Hand gegen Neurodermitis“<br />

machst du dich dafür stark, dass die<br />

Lebensqualität von Menschen mit<br />

chronischen Hauterkrankungen verbessert<br />

wird. Was möchtest du Betroffenen<br />

damit auf ihren Weg geben?<br />

Für mich ist es besonders wichtig, dass<br />

Menschen mit chronischen Hauterkrankungen<br />

sich nicht alleingelassen fühlen.<br />

Denn ich habe selbst erfahren, wie auch<br />

Hautärzte nicht auf dem neuesten Stand<br />

der Medizin sind und so hilfreiche<br />

Therapien gar nicht verschrieben werden<br />

können. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit<br />

möchte ich mit meinen Informationen<br />

und Erfahrungsberichten verhindern.<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass jeder<br />

seinen eigenen Weg finden muss. Das<br />

heißt, jeder Mensch ist anders und so ist<br />

es auch mit den Hauterkrankungen. Was<br />

mir hilft, muss nicht unbedingt jemand<br />

anderen helfen.<br />

Die<br />

Krankheit zu<br />

akzeptieren,<br />

macht vieles<br />

leichter.

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