HAUTSACHE
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„Mein ganzer Körper war von der<br />
Schuppenflechte betroffen,<br />
aber besonders schlimm war es im Gesicht, am Kopf,<br />
an den Armen, am Rücken und am Bauch“<br />
Inken Junge erkrankte vor 25 Jahren an Schuppenflechte. In einem Interview erzählt sie uns, wie ihr<br />
langer und steiniger Weg – gepflastert mit wirkungslosen Therapien und Selbstzweifel – aussieht.<br />
Text Lotta Boron<br />
Jeder<br />
sollte so<br />
akzeptiert<br />
werden,<br />
wie er ist.<br />
FOTO: INKEN JUNGE, PSORIASIS-BETROFFENE UND KAMPAGNENBOTSCHAFTERIN<br />
Inken, du wurdest bereits mit drei<br />
Jahren mit einer mittelschweren<br />
bis schweren Psoriasis diagnostiziert.<br />
Wie äußert sich diese<br />
Krankheit?<br />
Bei mir fing es an mit kleinen Stellen am<br />
Rücken, die vom Kinderarzt anfangs als<br />
Schorf diagnostiziert wurden. Da mein<br />
Vater jedoch auch an Schuppenflechte<br />
leidet, wurde dies dann relativ schnell<br />
auch bei mir diagnostiziert. Bei mir äußerten<br />
sich Plaques entweder in kreisrunden<br />
Formen in verschiedenen Größen oder<br />
ganz klassisch in großflächigen Flechten.<br />
Welche stellen deines Körper sind<br />
davon betroffen?<br />
Ohne die mittlerweile sehr wirkungsvolle<br />
Therapie verteilten sich die Flechten<br />
über den ganzen Körper. Auf dem Kopf,<br />
im Gesicht, im Genitalbereich, an den<br />
Brüsten, Armen und Beinen.<br />
Welche Behandlung hat dir geholfen?<br />
Nach diversen topischen Therapien in<br />
Form von Cremes und Tinkturen sowie<br />
Phototherapie folgten dann systemische<br />
Therapien. Dank eines Biologikums sind<br />
so gut wie alle Hautveränderungen weg.<br />
Inwiefern hat sich der Zugang zu<br />
deiner Erkrankung für dich über die<br />
Jahre verändert und wie lebst du<br />
heute mit Psoriasis?<br />
Die Informationen sind heutzutage viel<br />
leichter zugänglich. Jeder kann sich<br />
über die Therapiemöglichkeiten und die<br />
Krankheit an sich informieren. Die Aufmerksamkeit<br />
ist gestiegen und auch viele<br />
Ärzte erkennen die Krankheit früher.<br />
Zu meiner Jugendzeit gab es noch nicht<br />
so viele Therapiemöglichkeiten, sodass<br />
man jeden noch so kleinen Fortschritt<br />
als Erfolg gewertet hat. Das Ziel war es,<br />
möglichst erscheinungsfrei zu leben. Ich<br />
habe gelernt und akzeptiert, dass die Krankheit<br />
ein Teil von mir ist. Psoriasis ist<br />
mehr als nur die offensichtlichen Hautveränderungen.<br />
In Bezug auf die vielen<br />
Komorbiditäten ist das Bewusstsein für<br />
einen gesunden Lebensstil erneut gestiegen.<br />
Du setzt dich mit der bundesweiten<br />
Kampagne "Bitte berühren – Gemeinsam<br />
aktiv gegen Schuppenflechte"<br />
für Psoriasis ein. Wie wichtig ist<br />
Body Positivity für dich dabei?<br />
Sehr wichtig, auch wenn ich selbst noch<br />
immer damit zu kämpfen habe. Nach<br />
außen doch oft selbstbewusst, sitzen die<br />
vielen Jahre "anders angeschaut werden"<br />
noch immer tief in mir. Jeder sollte so<br />
akzeptiert werden, wie er ist. Auch wenn<br />
es schon viele Kampagnen mit Menschen,<br />
die nicht dem Schönheitsideal entsprechen<br />
gibt, ist es im aktuellen digitalen<br />
Zeitalter durch Social Media nicht leichter<br />
geworden, in einer scheinbar perfekten<br />
Welt nicht perfekt zu sein.<br />
Was hättest du aus heutiger Sicht<br />
gerne damals gewusst, als du deinen<br />
ersten Schub hattest?<br />
Da ich damit groß geworden bin, kannte<br />
ich mich nicht anders. In der Pubertät<br />
würde ich meinem früheren Ich gern<br />
sagen, dass ich dennoch schön bin und<br />
geliebt werde, egal wie ich aussehe, und<br />
dass es mit der Zeit einfacher wird,<br />
damit umzugehen.<br />
Welchen Rat hast du für andere<br />
Menschen mit Psoriasis hinsichtlich<br />
der medizinischen Betreuung?<br />
Zu einem Arzt gehen, der sich möglichst<br />
auf die Krankheit spezialisiert hat und/<br />
oder gewillt ist, sich damit zu beschäftigen.<br />
Die gesamtheitliche medizinische Versorgung<br />
sollte betrachtet werden. Dazu<br />
gehört u. A. auch die mentale Gesundheit.