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Frauengesundheit

Frauen sind Arbeitnehmerinnen, Töchter, Schwestern, Freundinnen, Partnerinnen, Mütter, Gesundheitsmanagerinnen der ganzen Familie und vieles mehr. Neben diesen Rollen gerät die eigene Gesundheit jedoch oft in Vergessenheit. Mit dieser Kampagne wollen wir Frauen dazu bewegen sich selbst und ihre Gesundheit wieder mehr in den Fokus ihres Bewusstseins zu rücken und auf den eigenen Körper zu hören.

Frauen sind Arbeitnehmerinnen, Töchter, Schwestern, Freundinnen, Partnerinnen, Mütter, Gesundheitsmanagerinnen der ganzen Familie und vieles mehr.
Neben diesen Rollen gerät die eigene Gesundheit jedoch oft in Vergessenheit.



Mit dieser Kampagne wollen wir Frauen dazu bewegen sich selbst und ihre Gesundheit wieder mehr in den Fokus ihres Bewusstseins zu rücken und auf den eigenen Körper zu hören.

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MEDIAPLANET | 5<br />

Endometriose –<br />

Das Chamäleon der Gynäkologie<br />

Zirka 10 % aller Frauen in der Schweiz leben mit Endometriose.<br />

Warum diese Krankheit oft sehr schwer zu diagnostizieren ist und<br />

was sie von der normalen Monatsblutung unterscheidet, erklärt<br />

Dr. med. Regula Grabherr im Interview.<br />

Text: Redaktion<br />

Dr. med.<br />

Regula Grabherr,<br />

FMH Gynäkologie /<br />

Geburtshilfe<br />

FOTO: PRIVAT<br />

FOTO/GRAFIK: SHUTTERSTOCK<br />

Was ist Endometriose? Wie entsteht die<br />

Erkrankung und was sind die Ursachen dafür?<br />

Endometriose ist eine gutartige, chronische Krankheit,<br />

die bei zirka 10 % der Frauen vorkommt. Dabei<br />

findet man der Gebärmutterschleimhaut ähnliches<br />

Gewebe an anderen Körperstellen, am häufigsten in<br />

der Bauchhöhle.<br />

Man geht davon aus, dass Endometriose durch<br />

retrograde Menstruation entsteht. So gelangen Blut<br />

und Schleimhautzellen über die Eileiter in die Bauchhöhle.<br />

Bei Frauen mit Endometriose funktioniert<br />

der Abbau dieser Zellen durch das Immunsystem<br />

nicht richtig, wodurch das Schleimhautgewebe so am<br />

neuen Ort anwachsen kann.<br />

Endometriose hat nicht nur eine Ursache, sondern<br />

viele verschiedene Faktoren tragen zu ihrer Entstehung<br />

bei. Unsere Gene und auch Umweltfaktoren,<br />

wie z. B. die Ernährung, scheinen eine wichtige Rolle<br />

zu spielen.<br />

Was sind die Anzeichen einer Endometriose<br />

und wie erkennt man den Unterschied zu einer<br />

normalen Monatsblutung?<br />

Eine verwirrende Vielzahl von Symptomen ist<br />

möglich – dies ist einer der Gründe,<br />

warum die Diagnose oft erst nach<br />

vielen Jahren und Arztbesuchen<br />

gestellt wird.<br />

Häufig sind es zyklusabhängige<br />

Beschwerden, also z. B. während Menstruation,<br />

aber die Beschwerden können<br />

auch unregelmässig oder dauernd auftreten.<br />

Betroffene können Schmerzen im<br />

ganzen Bauchraum haben, im Rücken,<br />

in den Beinen, in den Schultern und<br />

Schulterblättern, aber auch im Enddarm-<br />

und Blasenbereich. Die Schmerzen<br />

können auch beim Stuhlgang, Wasserlösen<br />

und beim Sex auftreten. Reizdarm- und<br />

reizblasenähnliche Symptome und Blutungsstörungen<br />

können ebenso vorkommen wie ständige<br />

Müdigkeit, Erschöpfung und Depressionen.<br />

Es ist normal, dass man bei der Menstruation<br />

leichte Schmerzen haben kann, manchmal ein<br />

Schmerzmittel nimmt oder etwas weniger leistungsfähig<br />

ist als sonst. Ausfälle in Schule oder Arbeit und<br />

Schmerzen, die ohne Schmerzmittel nicht aushaltbar<br />

sind oder die nicht richtig auf letztere ansprechen –<br />

sind definitiv nicht normal.<br />

Wie wird die Diagnose gestellt?<br />

Am wichtigsten ist das Anamnesegespräch mit<br />

der Patientin: das gezielte Erfragen der einzelnen<br />

Symptome der oft jahrelangen Leidensgeschichte.<br />

Leider können gynäkologische Untersuchungen,<br />

Ultraschall und auch MRI unauffällig sein, obwohl<br />

eine Endometriose besteht, sodass bis heute die<br />

definitive Diagnose nur mittels Bauchspiegelung<br />

gestellt werden kann. Neu ist aber ein Speicheltest<br />

auf dem Markt, wobei seine Zuverlässigkeit erst noch<br />

in grösseren Studien getestet werden muss.<br />

Was sind die Folgen einer Endometriose?<br />

Gibt es Langzeitschäden?<br />

Endometriose kann in angrenzende Organe wie Blase<br />

und Darm einwachsen und zu grossen Operationen<br />

führen. Sie kann den Harnleiter umwachsen und<br />

so zu einem Stau und Funktionsverlust der Nieren<br />

führen. Verwachsungen und Schäden an den Eileitern<br />

und Eierstöcken können eine Schwangerschaft<br />

auf natürlichem Wege unmöglich machen. Und die<br />

ständigen Schmerzen führen zu Schmerzchronifizierung,<br />

Rückzug aus dem sozialen Leben, Beziehungsproblemen,<br />

Schul- und Lehrabbrüchen, Verlust des<br />

Arbeitsplatzes, bis hin zur Invalidität.<br />

Diese erschreckende Auflistung sollte Grund genug<br />

sein, dass die Krankheit endlich ernst genommen<br />

und in Zukunft die Diagnose früher gestellt wird. Nur<br />

so können solch gravierende<br />

Folgen für Betroffene und<br />

deren Familien verhindert<br />

werden.<br />

Wie wird eine Endometriose<br />

behandelt und was würden Sie<br />

Betroffenen raten?<br />

Endometriose ist eine sehr komplexe<br />

Erkrankung, deshalb gehört<br />

ihre Behandlung in die Hände eines<br />

spezialisierten Teams. Die enge<br />

Zusammenarbeit von Schulmedizin<br />

und Komplementärmedizin ist wichtig.<br />

Einigen Patientinnen hilft eine Ernährungsumstellung,<br />

andere brauchen eine Operation<br />

und anschliessend eine hormonelle Therapie, oder<br />

es stehen psychotherapeutische Unterstützung,<br />

TCM und Physiotherapie im Vordergrund. Wichtig<br />

ist, dass gemeinsam mit ihnen ein Behandlungsplan<br />

erarbeitet wird, der ihre individuelle Situation<br />

berücksichtigt.<br />

Ich schliesse mich Natalia an: Vertrauen Sie Ihrem<br />

Körper. Bestehen Sie darauf, dass Ihre Beschwerden<br />

ernst genommen und von einem auf Endometriose<br />

spezialisierten Team abgeklärt werden. Dabei kann<br />

auch die Unterstützung durch Endo-Help, Schweizerische<br />

Endometriose-Vereinigung, wertvoll sein.

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