der gemeinderat September 2022
Unsere Themen der September-Ausgabe: Datenschutz, Recycling, Krisenkommunikation
Unsere Themen der September-Ausgabe: Datenschutz, Recycling, Krisenkommunikation
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Wirtschaft & Finanzen<br />
Beschaffung<br />
Rohstoffgewinnung entlang internationaler Lieferketten<br />
große Risiken bei Produkten, die Städte und Gemeinden<br />
einkaufen. So kommt es in vielen sogenannten sensiblen<br />
Produktgruppen – auch schon während des Herstellungsprozesses<br />
– zu Umweltverschmutzung o<strong>der</strong> zur Verletzung<br />
von Arbeits- und Menschenrechten. Dazu gehören Textilien,<br />
landwirtschaftliche Produkte wie Lebensmittel o<strong>der</strong> Holz,<br />
Spielwaren und Sportgeräte, Natursteine und IT-Produkte.<br />
Werden dagegen soziale und ökologische Kriterien beim<br />
Einkauf berücksichtigt, führt dies zu einer Steigerung <strong>der</strong><br />
Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Dies stärkt Hersteller,<br />
die bereits nachweislich unter besseren Bedingungen<br />
produzieren, und schafft Anreize für alle Händler und Hersteller,<br />
Arbeits- und Umweltschutz bei ihrem eigenen Einkauf<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Produktion zu berücksichtigen. Auf diese<br />
Weise wirkt die öffentliche Nachfrage wie ein Hebel, <strong>der</strong> das<br />
Potential hat, den Markt zu lenken und damit zu besseren<br />
Produktionsweisen beizutragen.<br />
Arbeitskleidung, Baustoffe, Tablets: Es<br />
sind vielfältige Themen- und Beschaffungsfel<strong>der</strong>,<br />
bei denen die öffentliche<br />
Hand Vorbild sein und sogar den Markt<br />
lenken kann, so Tim Stoffels.<br />
DER AUTOR<br />
Tim Stoffel ist Experte für nachhaltige<br />
öffentliche Beschaffung und Geschäftsführer<br />
für Bündnis 90/Die Grünen im<br />
Rat <strong>der</strong> Stadt Bonn.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Kommunen können<br />
starke Akzente setzen<br />
Die öffentliche Hand kauft im Jahr für 500 Milliarden Euro ein. Davon entfallen<br />
über 50 Prozent auf Kommunen. Tim Stoffel erläutert, warum es sich lohnt, die<br />
kommunale Vergabe nachhaltig zu gestalten, und wie die Umsetzung gelingt.<br />
Was Städte und Gemeinden einkaufen,<br />
ist so vielfältig wie<br />
ihre Aufgaben: Das reicht von<br />
Baustoffen über Büromöbel o<strong>der</strong> Textilien,<br />
zum Beispiel Arbeitsbekleidung, bis<br />
hin zu IT-Hardware wie Computer,<br />
Smartphones und Tablets. Bei <strong>der</strong> Herstellung<br />
dieser Produkte kommt es häufig<br />
zu negativen Folgen für die Umwelt und<br />
für die Menschen, die diese Produkte herstellen.<br />
Durch die Berücksichtigung von sozialen<br />
und ökologischen Kriterien bei Ausschreibungen<br />
können diese Folgen aber<br />
vermin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> ganz vermieden werden.<br />
Auch <strong>der</strong> CO 2<br />
-Fußabdruck einer Kommune<br />
lässt sich so reduzieren.<br />
ANREIZE FÜR UNTERNEHMEN GEBEN,<br />
DIE NACHHALTIG PRODUZIEREN<br />
Neben den gängigen Nachhaltigkeitskriterien<br />
– zum Beispiel bei elektrischen<br />
Geräten auf einen niedrigen Verbrauch zu<br />
achten –, bergen gerade Herstellung und<br />
Foto: Adobe Stock/Monkey Business<br />
ÖKOLOGISCHE UND SOZIALE KRITERIEN<br />
An<strong>der</strong>s als private Unternehmen o<strong>der</strong> Endverbraucherinnen<br />
und -verbaucher müssen sich Kommunen als öffentliche<br />
Auftraggeber an das Vergaberecht halten und vor allem für<br />
einen fairen Wettbewerb sorgen. Mittlerweile steht ein fairer<br />
Wettbewerb aber sozialen sowie ökologischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
nicht mehr im Weg.<br />
Verän<strong>der</strong>te Regulierungen <strong>der</strong> Europäischen Union und<br />
das reformierte Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
(GWB) ermöglichen die Einbeziehung von sozialen, ökologischen<br />
und innovativen Kriterien in allen Phasen <strong>der</strong> Beschaffung.<br />
Viele Landesvergabegesetze gehen sogar einen<br />
Schritt weiter und machen zum Beispiel die Einhaltung <strong>der</strong><br />
Internationalen Kernarbeitsnormen zur verpflichtenden Bedingung<br />
für öffentliche Ausschreibungen.<br />
Die rechtliche Freiheit, Nachhaltigkeitskriterien im unterschwelligen<br />
und oberschwelligen Bereich des Vergaberechts<br />
zu berücksichtigen, beantwortet aber noch nicht die Frage<br />
<strong>der</strong> konkreten Umsetzung. Viele Kommunen erlassen Ratsbeschlüsse,<br />
mit denen sie sich zu einer nachhaltigen Beschaffung<br />
verpflichten. Dadurch gibt es einen politischen<br />
Auftrag und auch politischen Rückhalt, wenn es um die<br />
Umsetzung geht. Eine entsprechende Vergabeordnung kann<br />
zudem in dezentral organisierten Beschaffungsstrukturen<br />
für die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in kommunale<br />
Ausschreibungen sorgen.<br />
Mit o<strong>der</strong> ohne Ratsbeschlüsse können viele Produkte recht<br />
unkompliziert und oft kostenneutral nachhaltiger eingekauft<br />
werden. Ökologisch angebauter und fair gehandelter<br />
Kaffee ist zwar fast immer teurer als ein konventionelles<br />
Produkt. Aber gerade bei komplexeren Gütern muss Nachhaltigkeit<br />
nicht immer zu höheren Ausgaben führen. Kommunale<br />
Pilotprojekte wie die Ausschreibung von öko-fairer<br />
Arbeitsbekleidung und Brandschutzbekleidung zum Beispiel<br />
durch die Stadt Bonn weisen keine o<strong>der</strong> nur geringe<br />
Mehrkosten auf.<br />
Einer <strong>der</strong> einfachsten Wege führt dabei über Gütezeichen,<br />
von denen die Einhaltung bestimmter Stan-<br />
„ Wir lernen jetzt für die<br />
digitale Zukunft. Und das<br />
soll Schule machen.“<br />
För<strong>der</strong>n, was NRW bewegt.<br />
Manfred vom Son<strong>der</strong>n, Chief Digital Officer von<br />
Gelsenkirchen, macht seine Heimatstadt zur<br />
digitalen Vorzeigekommune. Dazu gehören<br />
mo<strong>der</strong>n ausgestattete Schulen und Klassenzimmer<br />
mit interaktiven Whiteboards. Ermöglicht durch: die<br />
NRW.BANK – För<strong>der</strong>bank für Nordrhein-Westfalen.<br />
Die ganze Geschichte unter:<br />
nrwbank.de/gelsenkirchen<br />
86 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 9/22<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 9/22