ICH LIEBE DICH…UND DICH AUCH!34 / RAMBAZAMBA /
Sex mit anderen ist in den meistenBeziehungen Tabu. Verliebensowieso. Für Jakob, Tobi, Maxund Karynne aber nicht. Sie lebennicht monogam, das heißt, sieführen Beziehungen mit mehrerenMenschen gleichzeitig. Wie dasfunktionieren kann?Von Celina Dinhopl, Fotos: Zoe OpratkoFür unser Interview zeigt mir Tobi heute einenbesonderen Ort: den Huberpark im 16. Bezirk. Hier hat er vornicht allzu langer Zeit zum ersten Mal Ella geküsst. Eigentlichist Tobi mit Sophia zusammen. Trotzdem betrog er sie nichtmit Ella.Denn die beiden leben in einer offenen Beziehung. Dasbedeutet, sie dürfen mit anderen Personen Sex haben – mitEinverständnis des*r anderen. So wie Tobi und Sophia lebenimmer mehr Menschen. In den letzten Jahren stößt man inden sozialen Netzwerken auf immer mehr nicht-monogamlebende Menschen, die ihre Beziehungsmodelle erklären.Polyamorie und offene Beziehungen sind zwar keine Neuheit,aber doch vielerorts noch ein Tabu.Die meisten Menschen leben in monogamen Beziehungen.Das bedeutet, zwei Personen lieben sich und geheneine exklusive Beziehung miteinander ein. Somit ist Sex,Romantik oder Liebe mit anderen nicht erlaubt. Es passierttrotzdem nicht selten, dass in monogamen BeziehungenBetrug geschieht: Eine Person geht fremd oder verliebt sichneu. In nicht-monogamen Beziehungen sind diese Dingejedoch (teilweise) erlaubt. Eine genaue Zahl, wie viele Menschenin Österreich nicht-monogam leben, gibt es aktuellnicht. Bei der Polyamorie können Menschen mehrere Beziehungengleichzeitig haben und alle sind damit einverstanden.Liebe wird nicht als exklusiv für eine Person angesehen.Solche Paare können ganz unterschiedlich aussehen: einePerson mit mehreren Partner*innen, ein Hauptpaar mit eineruntergestellten dritten Person, eine exklusive Beziehung zudritt (erweiterte Monogamie) und vieles mehr. Bei offenenBeziehungen gibt es hingegen ein Pärchen. Dieses erlebtden Alltag zu zweit. Es ist jedoch beiden erlaubt, außerhalbder Beziehung Sex mit anderen zu haben. In fast allen Fällensind tiefere romantische Beziehungen aber nicht erwünscht.L(I)EBEN ZU DRITTAnders war es bei Max. Er war drei Jahre lang in einerpolyamoren Beziehung mit zwei Männern. Jeder liebte jeden.Zuerst war Max mit seinem ersten Partner monogam. Siebeschlossen gemeinsam, trotz starker Liebe zueinander,nicht mehr auf Sex mit anderen zu verzichten. Die einzigeBedingung: pure Ehrlichkeit. Nach einem halben Jahr kamder dritte Partner ins Spiel. Was am Anfang nur Spaß war,wurde immer ernster und auf der Pride-Parade gestandensich alle ihre Liebe. Ab da machten sie ganz typische Pärchendinge,nur halt eben zu dritt. Ob Urlaub, zuhause auf derCouch kuscheln oder auch Intimität, es wurde alles miteinandergeteilt. Auch bei Familientreffen nahm er beide Partnermit. Seine Eltern waren dabei sehr unterstützend – doch siehatten auch Fragen. Genauso wie ihre Nachbarn, wenn sichalle drei im Gang mit Küssen verabschiedeten. Es gab aberauch Momente, in denen einer nicht dabei war. Das sah Maxganz entspannt, sogar wenn’s um Sex ging: „Wenn ich vonder Arbeit kam und keine Lust mehr hatte, war es für michtotal okay, wenn sie gemeinsam etwas machten.“Auch Jakob und Elisa, die schon seit über drei Jahren ineiner offenen Beziehung leben, führen in diesem Konzept einerfülltes Liebesleben. Miteinander gestalten sie ihren Alltagund ihre Zukunft. In ihrer Freizeit treffen sie sich mit anderen,um Sex zu haben. „Man muss sich daran gewöhnen, überden Sex mit anderen zu erzählen. Aber es ist schön, sichnicht zwischen einer Beziehung oder Dating entscheiden zumüssen“, erzählt Jakob.Liebe muss nicht auf eine Person beschränkt sein/ RAMBAZAMBA / 35