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VIZELEUTNANT LIEBT REKRUT

Luka Dimić verkörpert in David Wagners Film „Eismayer“ den Bundesheer-Soldaten Mario

Falak, der eine Liebesbeziehung zum berüchtigten Vizeleutnant Charles Eismayer begann.

Interview: Nada El-Azar-Chekh

BIBER: Der Film beruht auf der wahren

Liebesgeschichte zwischen dem berüchtigten

Ausbildner Charles Eismayer

zum Rekruten Mario Falak. Wie war die

Begegnung mit den beiden in der Vorbereitung

für den Dreh?

LUKA DIMIĆ: Anfangs war ich unschlüssig,

ob ein reales Treffen mit den beiden

den Mario Falak, wie ich ihn aus dem

Drehbuch kannte, limitieren könnte. Es

hat mir aber geholfen, den Umgang

zwischen den beiden besser zu erfassen.

Im Nachhinein konnte ich durch das

Treffen auch besser verstehen, wie das

Militär und die strenge Gleichschaltung

dahinter eine Fassade ist, die im Privaten

dann fällt.

Beim Heer erwartet man ja sowieso

keinen Kuschelkurs im Umgang. Hast du

selber Wehrdienst geleistet? Wie bereitet

man sich auf dieses harte Umfeld in

einer Kaserne als Darsteller vor?

Ich bin kroatischer Staatsbürger und

während des Jugoslawienkriegs aufgewachsen.

Als Betroffener hatte ich

immer große Angst vor Krieg, Soldaten

und vor allem vor der Vorstellung, zu

dienen. Mein Vater ist nämlich Serbe und

bei mir schwang immer eine Panik mit,

eingezogen zu werden. Was würde passieren,

wenn die anderen erfahren, dass

mein Vater ein Serbe ist? Davor hatte

ich Angst. Insofern ist mir ein Stein vom

Herzen gefallen, als der Wehrdienst nach

meinem Studium abgeschafft wurde. Für

die Vorbereitung auf den Film hat unser

Regisseur David organisiert, dass wir

fast 14 Tage im Bundesheer verbringen,

dort Übungen machen und die Rekruten

kennenlernen konnten. Ich war gleichermaßen

beeindruckt und beängstigt von

dieser Energie, die entsteht, wenn man

in der Gruppe marschiert und Lieder

singt.

Mit dem wienerischen Dialekt hast du

dich in „Eismayer“ vor allem über Worte

wie „Tschusch“ vertraut machen müssen.

Wie hast du dir die Sprache angeeignet?

Ich war zwei Jahre lang am Theater der

Jugend in Wien und meine Eltern leben

in Bayern. Ganz fremd war mir der Dialekt

also nicht. Tatsächlich habe ich aber

auch mit einer Sprachcoachin gemeinsam

am Dialekt gearbeitet – und ich

hoffe, dass das Publikum in Wien nicht

zu hart zu mir ist. (lacht)

In letzter Zeit kreist in der Filmbranche

öfter die Debatte, ob etwa Cis-Männer

Transgender-Rollen annehmen sollten.

So bereut Eddie Redmayne, dass er seine

oscarprämierte Rolle in „The Danish Girl“

nicht einem transsexuellen Darsteller

überlassen hat. Was sind deine Gedanken

dazu? Sollten Heterosexuelle keine

Homosexuellen spielen?

Ich persönlich finde, dass Schauspiel ein

Beruf ist, in dem man vorgibt etwas zu

sein, das man nicht ist. Heterosexuelle

sollten Schwule spielen können, aber das

bedeutet auch, das ich als Homosexueller

auch mal den Frauenverführer spielen

können sollte. Die Realität sieht leider

noch immer anders aus, aber wir bewegen

uns langsam in die richtige Richtung.

Kinostart: 28. Oktober 2022

© Golden Girls Film

58 / KULTURA /

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