Das Stadtgespräch Dezember 2022 auf Mein Rheda-Wiedenbrück MeinRHWD

1 (V. l.) Sebastian Laureck, Justizvollzugsobersekretäranwärter, Pressesprecher und Amtsinspektor Tobias Burkhard und Personalratsvorsitzender
Jochen Buschsieweke
Zellen
Die Gefangenen verbringen die meiste Zeit des Tages
in ihren gut 8 Quadratmeter großen Einzelzellen.
Diese haben keine Türgriffe, die Fenster sind vergittert.
Das WC befindet sich in dem mit Bett, Regal
sowie Tisch und Stuhl nebst TV ausgestatteten Raum.
Mindestens alle 15 Minuten kontrollieren die Justizvollzugsbeamten
die Gefangenen in ihren Zellen. Sie
behalten u. a. kranke, im Entzug befindliche und suizidgefährdete
Gefangene besonders im Blick.
Leben hinter Gittern
Bei guter Führung können die Häftlinge sich in kleinen
Gruppen täglich eine Stunde lang auf einen
der Freistundenhöfe zwischen den Hafthäusern frei
bewegen. Ebenfalls bei guter Führung ist die Integration
in Arbeitsmaßnahmen (Schreinerei, Metallwerkstatt,
Küche) innerhalb der Anstalt sowie in eine
schulische bzw. berufliche Ausbildung möglich. In
dem zentral gelegenen und zusätzlich gesicherten
kleinsten Hafthaus finden terroristische Gefangene
eine Unterkunft. Die einzelnen Berufsgruppen in der
JVA (Justizvollzugsbeamte, Verwaltungsangehörige,
Sucht- und Sozialarbeitende, Seelsorgende und Psychologen)
treffen sich regelmäßig zu Konferenzen,
um über die Anträge und die Resozialisierung von
Gefangenen zu beraten.
Viele der Gefangenen haben nicht nur psychische
Probleme, sondern sind zudem drogenabhängig. In
seltenen Extremfällen müssen die Vollzugsbeamten
die Gefangenen gegen ihren Willen und gefesselt in
besonders gesicherte Hafträume bringen, um sie vor
sich selber zu schützen. Ebenfalls für suizidgefährdete
Einsitzende stehen besondere, spartanisch nüchterne
Zellen zur Verfügung. Die Mitarbeitenden lernen
beim Deeskalationstraining, wie sie mit Beleidigungen
und manchmal vorkommenden körperlichen
Angriffen von Gefangenen am optimalsten umgehen.
Auf jeden Fall stehen ihnen in diesen Ausnahmesituationen
dann ihre Kollegen sofort zur Seite.
Weihnachten
Weihnachten ist für viele inhaftierte Menschen
die schlimmste Zeit im Jahr: Während außerhalb
der Gefängnisse Familien zusammenkommen und
Menschen Zeit mit ihren Lieben verbringen, haben
einige Inhaftierte nicht einmal jemanden, der an sie
denkt. Und selbst wenn, so sind Weihnachtspäckchen
für sie aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Doch
gänzlich trostlos geht es hinter Gittern mit Blick auf
Weihnachten nicht zu. Die JVA Brackwede schmückt
die Haftbereiche weihnachtlich. Traditionell backt
sie Plätzchen mit Inhaftierten. Die Seelsorge hat für
die Mehrzweckhalle weihnachtliche Gottesdienste
vorbereitet. In den Haftbereichen werden Skat- und
Dartturniere veranstaltet, erfuhren wir.
Haltung
»Falls mir einmal etwas nahegeht, kann ich mit meinen
Kollegen darüber reden. Sobald ich die JVA verlasse, beginnt
mein Privatleben. Bisher habe ich es geschafft, die
Arbeit emotional nicht mit nach Hause zu nehmen und
privat viel über die Arbeit nachzudenken. Ich freue mich
aber, wenn Gefangene Fortschritte machen und zum
Beispiel eine Ausbildung beginnen oder ihren Schulabschluss
schaffen«, gestand uns Sebastian Laureck.
Informieren & Bewerben
Neugierig geworden? Dann ist eine Tätigkeit im Justizvollzug
NRW vielleicht das Richtige für Sie. Sie können
sich näher informieren in der JVA Bielefeld-Brackwede
an jedem 1. Montag im Monat von 18.00 bis 20.00 Uhr.
Die JVA bittet um eine Voranmeldung auf der Homepage
www.jva-bielefeld-brackwede.nrw.de. Wenn Sie
mögen, können Sie sich ebenfalls direkt bei der JVA
Bielefeld-Brackwede bewerben. Raimund Kemper
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