16 DIE BESTEN IMMOBILIEN ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• VILLA MIT GESCHICHTE Pomp auf historischer Erde Mit den Besitzernwechselten die Namen. <strong>Die</strong> Casa Austria, wie die Villa an der Keltenallee in Anif aktuell heißt, hat schon viele Gäste kommen und gehen sehen, auch gekrönte Häupter. Bäume verstellen den direkten Blick auf das Grundstück westlich des Schlosses Hellbrunn. Wiegroßdas Areal ist und was sich hinter den Mauernder Casa Austria verbirgt, wie die Villa derzeit heißt, ist einem aktuellen Inserat einer Wiener Immobilienkanzlei zu entnehmen. Demnach hat das 1868/69 erbaute Haus 16 Zimmer und eine Nutzfläche von mehr als 1540 Quadratmetern, die sich auf das Haupt- und das Nebengebäude verteilen. Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes befinden sich Repräsentationsräume mit einer Fläche von rund 280 Quadratmetern. Sie sind zum Teil mit Adneter-Marmor-Böden ausgestattet. Vonden Räumen geht es zu Loggien und auf Terrassen. Im Obergeschoß befinden sich der etwa 285 Quadratmeter große Schlafbereich mit fünf Schlafzimmernund Bädernsowie eine Terrasse. <strong>Das</strong> Dachgeschoß zählt ebenfalls etwa 285 Quadratmeter. Dort stehen Gästen vier Appartements zur Verfügung. Darüber befindet sich das Turmzimmer. Angestellte haben es nicht weit zur Arbeitsstelle. Für sie gibt es im 245 Quadratmeter großen Gartengeschoß (Halbsouterrain) eine Einliegerwohnung. Fünf Quadratmeter größer ist der Wellness- und Fitnessbereich. Hier kann man sich in einem Hamam oder einer Sauna entspannen und in einem Indoorpool seine Bahnen ziehen. An der Gestaltung dieser Wellnesslandschaft war der britische Architekturkünstler und Maler Brian Clarke beteiligt. Vonihm stammt die durchgehende Glasdecke, durch die Tageslicht in die Räume fällt. Darüber hinaus bietet die Villa Platz für eine Bibliothek und einen Weinkeller. <strong>Das</strong> Nebengebäude mit einer Fläche von 175 Quadratmeternbeherbergt ein Büro, drei Garagenplätze, eine Werkstatt und den Heizraum. Archäologische Funde Umgeben ist die Villa von einem Park von mehr als drei Hektar Größe, von dem sich ein unverbauter Blick auf die Berge bietet, unter anderem auf den Untersberg. <strong>Das</strong>s es auf diesem Fleckchen Erde schön zu leben ist, war schon den Menschen der Hallstattzeit, rund 800 bis 450 vor Christus, bewusst. Sie lebten auf dem Hellbrunner Berg und in der Talebene westlich von ihm. Siedlungsspuren wurden zum Beispiel im Bereich der Casa Austria nachgewiesen, wie dem Buch „Anif. Kultur, Geschichte und Wirtschaft von Anif, Niederalm und Neu-Anif“ der beiden Herausgeber Heinz Dopsch und Ewald Hiebl zu entnehmen ist. Beim Bau des Gebäudes kam ein keltisches Frauengrab zum Vorschein. Vor dem Hintergrund ließ das Salzburger Museum Carolino Augusteum 1997 vor den geplanten Baumaßnahmen des Indoorpools neben der Villa eine Bodenuntersuchung durchführen. Dabei wurden die Archäologen tatsächlich fündig. Sie entdeckten erneut ein reich ausgestattetes Frauengrab aus der Zeit um 250 vor Christus. Wie esindem Buch weiter heißt, wurde die Tote wahrscheinlich in einer Holzkammer bestattet, von der jedoch nichts mehr übrig blieb. Am linken Armgelenk trug die Frau einen Glasarmreif, an den Knöcheln je einen großen Fußring aus Bronze. Drei Eisenfibeln hielten ihreKleidung über der Brust zusammen. Zwei große Drahtfibeln aus Eisen dienten wohl als Verschluss für das Leichentuch. Daneben enthielt das Grab Tongefäße mit Speisen und Getränken sowie eine Fleischbei- •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• • gabe inklusive eines eisernen Tranchiermessers –Proviant für die Reise ins Jenseits. Im Umfeld der Villa werden weitereGräber aus der Hallstattzeit vermutet. <strong>Das</strong> Grundstück, auf dem die Villa steht, gehörte ursprünglich zum Mayrhofgut. Der Gutsbesitzer hatte im späten 19. Jahrhundert wirtschaftliche Probleme, weshalb er Grundstücke verkaufen musste. Wilhelm Swoboda, Großhändler für pharmazeutische Produkte aus Wien, erstand eine mehrereTausend Quadratmeter große Fläche. Er ließ sie einzäunen und einen englischen Garten anlegen. Außerdem beauftragte er den Wiener Architekten Karl Stattler mit einer Villa im Stil der Neorenaissance. <strong>Das</strong> fertige Haus trug den Namen Villa Swoboda. Karl Stattler (1834–1895) war nach Angaben des Architekturzentrums Wien überwiegendauf dem Gebiet desSchul- und Universitätsbaus tätig.Geplant haterunteranderemdas heutige Bundesoberstufenrealgymnasiuminder LinzerHonauerstraße, das Anatomische, das Naturwissenschaftliche, das Pathologische und das Chemische Institut der Universität Prag sowie das Chemische Institut der Karl-Franzens- Universität Graz gemeinsam mit Josef Horky. Mietshäuser und Villen nach Stattlers Plänen gibt es hingegen nur wenige, darunter die Villa Swoboda. Sie weist durch ihre Farbigkeit und den asymmetrisch gesetzten Turm noch romantische Züge auf. Stattlers Hauptwerk ist der klassischenNeorenaissance zuzuordnen. Adelige Gäste und Bewohner <strong>Die</strong> Villa Swoboda verfügte bereits über eine Zentralheizung und Warmwasser –Luxus in damaliger Zeit. <strong>Das</strong> war auch der Grund für einen adeligen Besuch, denn Kronprinz Rudolf von Österreich und Prinzessin Stephanie von Belgien verbrachten ihreFlitterwochen in der Villa in Anif. Nach seiner Vermählung am 10. Mai 1881 verbrachte das Paar die Hochzeitsnacht im kaiserlichen Schloss Laxenburg südlich von Wien. Dessen mangelhafte Ausstattung entsprach allerdings nicht den Vorstellungen Stephanies. Deshalb brachte man die frisch Angetrauten auf ihrer Hochzeitsreise auch nicht im Schloss Hellbrunn unter, dessen Einrichtung damals total veraltet war,wie dem von Dopsch und Hiebl herausgegebenen Buch zu entnehmen ist. Stattdessen mietete man die Villa von Wilhelm Swoboda. Darüber hinaus sollen auch der österreichisch-ungarische Kaiser Franz Joseph I. und der deutsche Kaiser Wilhelm I. in der Villa Swoboda zu Gast gewesen sein. 1904 verkaufte WilhelmSwoboda seine Villa an SophieGräfin Arco- Stepperg, die mit dem bayerischen Grafen Ernst von Moy verheiratet war.Nachihrem Toderbte ihr NeffeDr. Johannes Graf Moydie Villa Moy. Um die Jahrtausendwende herumerstandeinePrivatstiftungdas stattlicheAnwesen undvermieteteesanKarl Habsburg,der es mitseiner damaligen FrauFrancesca undden drei gemeinsamenKindern als Familiensitz nutzte.<strong>Das</strong> Paar restaurierte und modernisiertedie Villa.<strong>Die</strong> Ausstattung trägt die Handschrift Francesca Habsburgs, wie sie damals hieß.Mit der Scheidung des Paars, als alle drei Kinder volljährig waren, verlor die Villa ihren Status als Zuhause der Familie. Seit mindestens vier Jahren steht sie schon zum Verkauf. Zuletzt wurde sie für 22 Millionen Euroauf dem Immobilienmarkt angeboten. Judith Neuhuber
DIE BESTEN IMMOBILIEN 17 •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• VILLA MIT GESCHICHTE Gut geschützt vor neugierigen Blicken: die Casa Austria in Anif. BILD: SN/DANIELE PABINGER 2006 eröffnete Karl Habsburg im Garten einen Skulpturenpark. BILD: SN/NEUMAYR