2022/14 | Unternehmen | Dezember 2022 | Ausgabe 85
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RESSORT
1
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 85 | Dezember 2022 | 3,00 €
Zwei smarte
Macher
Die Asys-Chefs Klaus Mang und Werner Kreibl
prägen mit ihren Innovationen weltweit die Fertigung
von Elektronik. Eine schwäbische Erfolgsgeschichte.
+
Neu-Ulm
spezial
IN DER ENERGIEPREIS-FALLE
Tipps, wie Unternehmen auf die
hohen Aufschläge der Versorger
reagieren können.
Seite 6
SMARTES BAUEN
Warum der Hersteller von
Wasserzählern Lorenz ein gutes
Beispiel für andere Betriebe ist.
Seite 28
UMFRAGE
Wie Führungskräfte auf das neue
Jahr schauen und was 2022 ihre
wertvollste Erfahrung war.
Seite 46
2
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Weil’s um mehr als Geld geht.
unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3
Liebe Leserin, lieber Leser,
je näher der Jahreswechsel rückt, desto größer
werden die Fragezeichen in der deutschen Wirtschaft.
Auch die Stimmung bei den Unternehmerinnen
und Unternehmern in der Region trübt
sich ein. Für Optimismus scheint momentan wenig
Platz angesichts der Unsicherheiten in puncto
Energieversorgung und Inflation. Der andauernde
Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen
auf die Wirtschaft hierzulande, der an Fahrt
aufnehmende Fachkräftemangel, gestiegene Rohstoffkosten
sowie gestörte Lieferketten treiben
auch die Geschäftsführer des Dornstadter Automatisierungsspezialisten
Asys um. Wie Klaus
Mang und Werner Kreibl ihr Unternehmen dennoch
erfolgreich in die Zukunft führen wollen, erklären
sie im Titelinterview (Seite 10). Wie ein
Hobby helfen kann, seine Ziele bei all dem Trubel
nicht aus den Augen zu verlieren, zeigt Karl-
Heinz Raguse (Seite 32). Die Zukunft im Blick hat
auch die Firma Lorenz aus Ingstetten. Der Wasserzähler-Hersteller
setzt auf smarte und nachhaltige
Baukonzepte, um für neue Herausforderungen
gewappnet zu sein (Seite 28). Ich wünsche
Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre.
Ihre Julia Kling,
Redaktion unternehmen [!]
VERANTWORTEN
6 Wenn das Licht droht auszugehen
So können Betriebe auf hohe Aufschläge bei
Strom- und Gasverträgen reagieren.
20 Blick auf die Uhr ist Pflicht
Die Erfassung der Arbeitszeit ist
obligatorsisch. Es gibt aber Spielräume
TITELTHEMA
10 Zwei mit Mut zu neuen Ansätzen
Die Asys-Geschäftsführer Werner Kreibl und
Klaus Mang im Gespräch
MACHEN
26 Netzwerk für Nutzfahrzeug-Spezialisten
Das Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben ist
weit mehr als ein Unternehmertreff
32
42 Der Letzte, der sauber macht
Das Ravensburger Unternehmen Stier reinigt
seit neun Jahren auch Leichenfundorte
SPEZIAL
28 Smart in der Provinz
Nachhaltiges, smartes Bauen geht überall.
Das zeigt das Unternehmen Lorenz
in Ingstetten
34 Fit für die Zukunft
Der Wirtschaftsstandort Neu-Ulm lockt
internationale Konzerne an die Donau
38 Gut gerüstet für die Krise
Ein guter Branchenmix und Verflechtungen
ins Umland stärken Neu-Ulm
40 Hereinspaziert!
Für Citymanagerin Wida Maher ist das große
Freizeitangebot ein Pluspunkt in Sachen Lebensqualität
LEBEN
32 Das Ziel immer im Blick
Karl-Heinz Raguse liebt auch in seiner Freizeit
die Herausforderung und ist erfolgreich mit
Pfeil und Bogen
46 Angst! Nein danke!
Umfrage unter Führungskräften
aus der Region
NAMEN & NACHRICHTEN
4 Trübe Stimmung aller Orten
5 Gute Geschäfte mit Trend zur Nachhaltigkeit
18 Mehr Nachwuchs für Rolls-Royce
19 Generationenwechsel mit gutem Gefühl
44 Per Instagram auf Mitarbeitersuche
45 Neues Institut für KI
50 Impressum
06
42
20
28
4
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
Trübe Stimmung aller Orten
Wirtschaft Explodierende Energiekosten und die Sorge vor einem kalten Winter vermiesen
Betrieben und Unternehmen die Laune. Das wirkt sich auch auf das Angebot aus.
Betriebe sind verunsichert, weil nicht abzusehen ist, wie sich die
Energiepreise entwickeln. Foto: © tong2530f/adobe.stock.com
Unternehmen Egal, wohin man
in der Region schaut, die Krise
ist in der Wirtschaft in der Region
angekommen. Gestiegene
Kosten und andauernde Unsicherheit
hinterlassen ihre Spuren
und wirken sich vor allem
auf die Erwartungen für die kommenden
Monate aus. Diese hätten
sich in fast allen Branchen
massiv verschlechtert, erklärte
zuletzt die IHK Ulm. Ihrer aktuellen
Konjunkturumfrage zufolge
rechnet jeder zweite Betrieb
mit rückläufigen Geschäften in
den nächsten zwölf Monaten.
Das bestätigt auch Gernot Imgart,
Leitender Geschäftsführer
der IHK-Bezirkskammer Göppingen.
„Die noch im Frühsommer
geäußerten zunehmenden
Sorgen der Unternehmen sind
jetzt in einen beträchtlichen Pessimismus
umgeschlagen.“
Hauptursache für den Stimmungseinbruch
seien die exorbitant
gestiegenen Energie- und
Rohstoffpreise, teilt die Ulmer
Kammer mit. Das gelte vor allem
für Mittelständler, deren
Umsätze zunehmend nicht
mehr mit den „dramatischen
Kostensteigerungen“ Schritt
hielten, erklärte IHK-Präsident
Jan Stefan Roell. „Im Ergebnis
brechen die Geschäftserwartungen
so massiv ein wie zuletzt in
der Finanzkrise.“
Zudem sei weiter nicht klar,
wie sich die Preise für Gas und
Strom in den kommenden Monaten
entwickeln. Etwa jeder
zweite Betrieb wolle deshalb in
Maßnahmen zur Senkung des
Energieverbrauchs investieren.
Fast jedes sechste Unternehmen
sehe sich dazu gezwungen, die
Produktion herunterzufahren,
Angebote einzuschränken oder
gar ganze Geschäftsbereiche
einzustellen.
Allerdings: Noch ist die
Mehrheit der Unternehmen mit
ihrer Situation zufrieden. Ihre
derzeitige Situation bewerte die
regionale Wirtschaft zwar nicht
mehr so gut wie noch im Frühjahr,
aber weiterhin überwiegend
als befriedigend bis gut.[!]
jkl
Liebherr plant „grüne Fabrik“
Erweiterung 50 Hektar groß
soll die neue Fabrik von Liebherr
im Ehinger Stadtteil Berg
werden. Der Kranhersteller hat
große Pläne: Pro Jahr soll die
Kapazität des Ehinger Werks
mit dem neuen Standort um fünf
Prozent erhöht werden. Am derzeitigen
Stammsitz im Berkacher
Grund, wo derzeit knapp
4000 Beschäftigte tätig sind,
gehe das nicht, erklärte zuletzt
Produktions-Geschäftsführer
Ulrich Heusel.
Der neue Standort wird als
„grüne Fabrik“ geplant. Ziel sei
es dabei „keine oder kaum fossile
Brennstoffe einzusetzen“.
Der Geschäftsführer betont: „Es
ist aber nicht einfach, die Hallen
dann so zu beheizen, dass es
auch an kalten Tagen warm
wird.“ Auf einen Anschluss ans
Erdgasnetz würde man gerne
verzichten. Die Einbindung von
Wasserstoff als Energieträger sei
jedoch noch zu früh, betont
Heusel.
Angedacht seien darüber hinaus
sowohl eine Dachbegrünung
als auch große Photovoltaik-Anlagen,
die auch an den
Fassaden installiert werden sollen,
damit Strom zu möglichst
vielen Tageszeiten fließt. Auf
knapp einem Viertel des Areals
sollen Grünflächen entstehen.
Neben Werkshallen soll ein
Testplatz für
Kräne einen
großen Teil des
neuen Liebherr-Areals
einnehmen. Angrenzend
an das
Gelände könnten
sich dann
Zulieferer des
Unternehmens, So könnte das neue Werk aussehen.
das im vergangenen
Jahr in der Sparte der in
Ehingen hergestellten Mobilund
Raupenkrane einen Umsatz
von 2,9 Milliarden Euro erwirtschaftete,
ansiedeln, wie Umweltgutachter
Christof Helbig
zuletzt erklärte.
Ob die Pläne letztlich in die
Tat umgesetzt werden können,
entscheidet sich Anfang kommenden
Jahres. Dann soll der
Bebauungsplan im Ehinger Gemeinderat
eingebracht werden.
[!]
mart
FOTO: LIEBHERR
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5
Gute Geschäfte mit Trend zur Nachhaltigkeit
Wieland-Werke Die Wieland-
Gruppe, weltweit zweitgrößter
Anbieter für Halbfertigwaren
aus Kupfer, hat im Geschäftsjahr
2021/22 (31. Oktober) den Umsatz
um 20 Prozent auf 6,7 Milliarden
Euro gesteigert. Der Absatz
sank leicht auf 720 000 Tonnen.
Vorstandschef Dr. Erwin
Mayr begründete die Entwicklung
mit einem höheren Metallpreis,
höherwertigen Produkten
und besseren Erlösen.
Das operative Ergebnis veröffentlicht
das Unternehmen,
das der Ulmer Unternehmerfamilie
Schleicher gehört, erst Anfang
2023. Es fiel laut Mayr besser
aus als im Vorjahr. Damals
hatte es 520 Millionen Euro betragen.
Weltweit beschäftigt
Wieland an 80 Standorten etwa
8800 Mitarbeiter, rund 3700 davon
in Ulm und Vöhringen.
Das 202 Jahre alte Unternehmen
profitiert laut Mayr davon,
„dass wir einige langfristige
Trends auf unserer Seite haben“.
Dazu gehört das Thema Nachhaltigkeit.
Das wiederum treibt
die Elektrifizierung von allem
voran. Gefragt sind auch effiziente
Kälte- und Klimatechnologien,
für die Gasverflüssigung,
Wärmepumpen und zur Kühlung
von Rechen- und Datencentern.
Bis zum Jahr 2045 will Wieland
klimaneutral arbeiten. Daher
setzt das Unternehmen auf
die Elektrifizierung seiner Prozesse,
den Einkauf von Grünstrom
sowie eine eigene nachhaltige
Energieerzeugung. In
Vöhringen und in Shelby entstehen
derzeit neue Recycling-Anlagen
für 80 beziehungsweise
100 Millionen Euro. [!] amb
Die Rekordzahlen lohnen sich für die Beschäftigten. Sie erhalten
zwei Monats-Grundgehälter zusätzlich. Foto: Matthias Kessler
Wirth folgt
auf Fieser
Oliver Wirth
ist zum neuen
Vorsitzenden
gewählt
worden.
Südwestmetall Oliver Wirth,
geschäftsführender
Gesellschafter
der Bareiss
Prüfgerätebau
GmbH in
Oberdischingen,
ist von der
Mitgliederversammlung
zum
neuen Vorsitzenden
der Südwestmetall-Bezirksgruppe
Ulm gewählt worden. „Die Wahl
nehme ich gerne an. Dieses Amt
gibt mir die Möglichkeit, mich
noch aktiver in die Gestaltung
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen
einzubringen“, sagte
Wirth. Er löst damit Peter Fieser,
Mitglied des Vorstands der
Hensoldt AG, ab, der seit 2020
Vorsitzender des Arbeitgeberverbands
war. Fieser geht Ende
des Jahres in den Ruhestand und
stand nicht mehr zur Wahl. Stefan
Halder, geschäftsführender
Gesellschafter der Erwin Halder
KG, bleibt Stellvertreter.[!] jkl
Wechsel bei
Rentschler
Neu an der
Spitze:
Rentschler-
COO Christiane
Bardroff.
Pharma Beim Laup heimer Biotech-Spezialisten
Rentschler
stehen in den
kommenden
Monaten personelle
Veränderungen
an. Der
Vorstandsvorsitzende
Frank
Mathias wechselt
von März
2023 an in den
Aufsichtsrat.
Damit kehrt er zurück an die
alte Wirkungsstätte: Bereits von
2013 bis 2016 war Mathias Mitglied
des Gremiums. Wer seinen
Posten übernimmt, ist offen. Seit
1. Dezember ist Christiane Bardroff
Chief Operating Officer.
Rentschler möchte mit diesem
Schritt den Fokus noch stärker
auf das operative Kerngeschäft
linken, um Kunden und Partner
höchste Qualität zu bieten. Bardroff
war zuletzt am Standort
Laupheim für den Bereich SVP
Clinical and Commercial Manufacturing
verantwortlich.[!]jkl
Aus dem Tarif heraus
Haushaltswaren Die WMF
Geislingen mit ihren 6000 Mitarbeitern
strukturiert um. Das
Consumer-Geschäft der Muttergesellschaft
SEB, in der 2021
33 000 Mitarbeitende einen Umsatz
von 8 Milliarden Euro erwirtschaftet
haben, soll von
2024 an von Geislingen aus geführt
werden. Dafür werden
Stellen aus Frankfurt verlagert,
so kommen in Geislingen 114
So stimmt‘s
Energiepreise In unserer Berichterstattung
über in der Oktober-Ausgabe
haben wir eine
Aussage des Ulmer IHK-Präsidenten
Jan Stefan Roell falsch
zugeordnet: „Die Mehrkosten
für Energie betragen 22 Millionen
Euro bei einem Umsatz von
350 Millionen Euro. Das Unternehmen
mache aber nicht so
viel Gewinn.“ Damit war nicht
Roells eigenes Unternehmen gemeint,
sondern ein Unternehmen,
in dem er mitarbeitet. [!]
neue Arbeitsplätze in diesem
Bereich hinzu. In der Buchhaltung
werden dagegen in zwei
Stufen 56 Stellen abgebaut, die
in Warschau angesiedelt werden.
Den betroffenen Beschäftigten
sollen andere Stellen in
Geislingen angeboten werden.
Das Consumer-Geschäft und
Zentralfunktionen sollen ausgegliedert
werden und nicht im
Metall-Tarif verbleiben. [!]swp
270 Aussteller
Berufsorientierung Auf der
Ulmer Bildungsmesse vom 9. bis
11. Februar 2023 präsentieren
sich 270 Unternehmern als Arbeitgeber.
Die sieben Ulmer
Messehallen sind restlos ausgebucht.
IHK-Hauptgeschäftsführerin
Petra Engstler-Karrasch
hofft, dass viele junge Menschen
den Weg auf die Bildungsmesse
finden. Die Chancen auf passende
Ausbildungsplätze seien größer
denn je – und die Karrierechancen
exzellent. [!] swp
6
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Was Britta Wagner in
dem Brief las, den
sie im Oktober von
ihrem Energieversorger
bekam, konnte sie kaum
glauben: Der Stromlieferant teilte
der Geschäftsführerin eines
Betriebs für Kfz-Karosseriebau
und Lackierung mit, den Tarif
am Firmenstandort in Langenau
von 66 Cent auf 1,07 Euro pro
Kilowattstunde (kWh) zu erhöhen.
Die Firmenchefin, die ihren
wahren Namen und den ihres
Betriebs an dieser Stelle aus
Wettbewerbsgründen nicht lesen
möchte, war entsetzt.
Die Frage ist:
Wie viel Zeit
habe ich, einen
anderen Versorger
zu finden?
Falco Weidemeyer
Unternehmensberatung EY
Wenn das
Licht droht
auszugehen
Energie Viele Versorger kündigen
Firmenkunden den Strom- oder Gasvertrag
und fordern im Anschluss
existenzbedrohend hohe Aufschläge. Tipps,
wie Betriebe darauf reagieren können.
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI
Der laufende Betrieb verbraucht
jährlich etwa 150 000
Kilowattstunden Strom. Bis in
das vergangene Jahr hinein
hatte die Firma lediglich 20
Cent pro kWh zahlen müssen.
Diesen Vertrag hatte der Energieversorger
allerdings zum
Mai dieses Jahres gekündigt.
Seitdem wurden mehr als
8000 Euro pro Monat fällig.
„Bereits nach der ersten Erhöhung
habe ich umgehend
den Stromversorger kontaktiert“,
sagt Wagner. „Es war
gar nicht möglich, einen neuen
Vertrag zu bekommen.
Dies wurde mit den hohen
Schwankungen an der
Strombörse begründet.“
Hintergrund: Für Unternehmen
sieht der Gesetzgeber
anders als bei Privathaushalten
keine Grundversorgung
vor. Wagners
Betrieb ist daher in die Ersatzversorgung
gekommen
– und von
dort automatisch
in Folgeprodukte der Ersatzversorgung
überführt worden.
Die Energieversorger beschaffen
in diesen Tarifen kurzfristig
die benötigten Mengen an
den Energiemärkten. Preisänderungen
werden mit einer Frist
von sechs Wochen an die Kunden
weitergegeben. Immerhin:
Die Firmenchefin schaffte es
durch beharrliches Verhandeln
einen neuen Vertrag mit deutlich
günstigeren Konditionen
bis Ende 2023 auszuhandeln.
Dabei hofft sie darauf, dass die
Strompreise bis dahin wieder
sinken.
Was der Unternehmerin passiert
ist, erleben derzeit Tausende
von Firmen in Deutschland.
Der jeweilige Versorger kündigt
den Strom- oder Gasliefervertrag
und bietet oftmals gar keinen
Anschlussvertrag an. Wenn
doch, fällt der Tarif meist so
hoch aus, dass ein Weiterbetrieb
wirtschaftlich nicht darstellbar
ist. „Wenn ich die Kosten des
ersten Angebots oder auch nur
einen Teil davon an die Kunden
hätte weitergeben müssen, würde
niemand mehr sein Fahrzeug
zu mir bringen“, fasst
Wagner die existenzbedrohende
Situation zusammen. Vielen
Betrieben droht damit das Aus.
„Eine wichtige Frage für betroffene
Unternehmer ist: Wie
viel Zeit bleibt mir, um alternative
Energieversorger zu suchen?“,
sagt Falco Weidemeyer,
Partner bei der Unternehmensberatung
EY. „Oberste
Priorität muss sein, operativ
handlungsfähig zu bleiben.“
Er rät, sich am Markt umzuschauen
und so kurz laufende
Verträge wie möglich abzuschließen,
falls der angestammte
Energieversorger
keine annehmbaren Konditionen
anbietet. So gewinne
man Zeit und könne Ausschau
halten nach einem
neuen Versorger mit einem
günstigeren Vertrag.
Dem Unternehmensberater
ist dabei bewusst,
dass viele mittlere und
kleinere Unternehmen in
einer schwierigen Verhandlungsposition
sind.
Er empfiehlt den Versuch,
sich mit Geschäftspart-
unternehmen [!] VERANTWORTEN 7
nern und Kunden über die
schwierige Situation zu verständigen
und gemeinsam nach Auswegen
zu suchen.
Mittel- bis langfristig müssen
Verantwortliche aber strategisch
an die Frage gehen, wie sie
ihren Energieverbrauch zukünftig
senken können. Doch um
zum Beispiel die Produktionshalle
energetisch zu sanieren,
braucht es ein durchdachtes
Konzept und die notwendigen
Ressourcen. Bei vielen Materialien
stockt wegen der großen
Nachfrage jedoch der Nachschub
und entsprechende Handwerkbetriebe
sind, wenn überhaupt,
nur mit monatelanger
Vorlaufzeit zu bekommen.
Mit unseren
Webinaren
wollen wir Betriebe
unterstützen, die
Lage zu meistern.
Erik Pfeifer
Referatsleiter Klimaschutz DIHK
Bis dahin ist unternehmerisches
Handeln gefragt. Zum Beispiel
stellt die DIHK auf ihrer
Homepage (dihk.de) laufend Informationen
zur Verfügung, wie
Firmen mit der schwierigen Situation
umgehen können. Im
Herbst fand zusätzlich eine kostenfreie
Webinar-Reihe unter
dem Titel „Energiebeschaffung
in der Energiekrise“ statt. „Im
Moment sehen wir drei Faktoren,
die die Lage der Unternehmen
beeinflussen: eine generelle
Unsicherheit bezüglich der
Versorgungssituation, die angespannte
Preissituation und drittens
die Verwerfungen auf den
Energiemärkten führen dazu,
dass viele Versorger keine Angebote
mehr stellen beziehungsweise
abgeben können“, berichtet
Erik Pfeifer, Referatsleiter
Betrieblicher Klimaschutz bei
der DIHK. „Mit unserer Webinar-Reihe,
die wir wahrscheinlich
in aktualisierter Form wiederholen
werden, wollen wir
Unternehmensverantwortlichen
kompakte Informationen
bieten, ohne dass sie dafür einen
Präsenztermin wahrnehmen
müssen.“
Die Unternehmen sollten
sich jedoch nicht nur auf die Beschaffungskosten
fokussieren.
„Mit vielen kleinen Maßnahmen,
die schnell, einfach und
ohne besondere Fachexpertise
umzusetzen sind, können Betriebe
ihren Energieverbrauch
(Strom und Gas) im Ergebnis
um zehn bis fünfzehn Prozent
senken“, sagt Steffen Koci. Er ist
Referatsleiter Innovation, Umwelt,
Energie der IHK Region
Stuttgart.
Ein wirksames Handlungsfeld
gerade in der Heizungsperiode:
die Gebäudedichtheit.
Zwei Drittel der Wärmeverluste
gehen Koci zufolge über Undichtigkeiten
verloren. „Bei Firmenbesuchen
im Winter muss
ich nur schauen, an welchen Arbeitsplätzen
Schals auf den
Fensterbänken liegen“, erzählt
der Experte und empfiehlt gera-
Die rasant gestiegenen Energiekosten nehmen für viele Unternehmen
bedrohliche Ausmaße an und gefährden die Substanz.
Kosten sparen durch Energieund
Ressourceneffizienz
Wir beraten Sie gerne.
8
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Kostenlose Beratung für Unternehmen
Das Thema Nachhaltigkeit und damit auch das Thema Energiesparen wird für Unternehmen zur Pflicht.
Das Ministerium für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg
(UM) fördert die Energieeffizienz gerade in
kleineren und mittleren Unternehmen über
das Kompetenzstellen Netzwerk Energieeffizienz
(KEFF). Es besteht aus zwölf regionalen
Kompetenzstellen und der zentralen Koordinierungsstelle
bei Umwelttechnik BW
(UTBW), die ganz Baden-Würrtemberg abdecken.
Betriebe können die unabhängigen
Experten der Kompetenzstellen kostenlos
anfordern, um vor Ort Hinweise zum Energiesparen
zu geben und ein Konzept für den
schonenden Umgang mit Ressourcen zu
entwickeln (www.keff-bw.de).
Zur Person
Steffen Koci ist Leiter
des Referats Innovation,
Umwelt,
Energie bei der IHK
Region Stuttgart. Er
war zuvor Effizienzmoderator
der Kompetenzstelle
Energieeffizienz
und hat Firmen
zum Thema
Energieeffizienz sensibilisiert.
de bei älteren Gebäuden den Zustand
der Tür- und Fensterdichtungen
regelmäßig zu inspizieren und
bei Bedarf einen Austausch vorzunehmen.
„Die Mitarbeiter:innen gerade
in Produktionsbereichen sollten
zudem darauf achten, dass räumlich
gegenüberliegende Türen und
Tore nicht gleichzeitig geöffnet werden,
dadurch entsteht eine Querlüftung,
die zu einem bis zu 40-fachen
Luftwechsel mit sehr großen Wärmeverlusten
führt.“
„Fraglich ist, ob in allen Unternehmensbereichen
dauerhaft das
Licht brennen muss“, so Koci. „Der
Einbau von Bewegungs- und Präsenzmeldern
oder kostengünstigen
Zeitschaltrelais hat meist einen
deutlichen Effekt.“ Auch sollten Unternehmen
mit registrierter Leistungsmessung
die Lastgangdaten
von ihrem Versorger anfordern. So
bekommen sie einen detaillierten
Einblick in ihren Strombezug und
können Verbraucher identifizieren,
deren Laufzeiten nicht zu den Betriebszeiten
passen. „Nicht selten
laufen zum Beispiel Klima- und Heizungsanlagen
an sieben Tagen rund
um die Uhr in Volllast durch“, weiß
der Energieexperte. „Oftmals wird
vergessen, die entsprechende Steuereinheit
von Sommer- auf Winterzeit
umzustellen oder an die aktuellen
Ferienzeiten anzupassen.“
Klimaanlagen und
Heizungen in
Betrieben laufen oft
an sieben Tagen rund
um die Uhr.
Auch chronische Energiefresser
wie etwa ein Pressluftsystem fallen
bei einer Grundlastanalyse auf.
„Wenn der Kompressor über das
Wochenende immer wieder anspringt,
weiß ich, dass es mehr oder
weniger große Leckagen gibt. Die
kosten das Unternehmen auf Dauer
viel Geld. Dabei lassen sie sich in
den meisten Fällen schnell reparieren“,
sagt Koci. „Grundsätzlich sollte
überlegt werden, ob produktionsnahe
Anlagen am Wochenende in
Betrieb sein müssen.“
Schließlich empfiehlt der Referatsleiter
Energieverantwortlichen
zusammen mit dem Facility Management
zu überlegen, ob alle im
Unternehmen vorhandenen Kühlschränke
gebraucht und Warmwasser-Kleinspeicher
zwingend im
Dauerbetrieb gehalten oder Elektrokleingeräte
wie Monitore oder Computer
im Standby-Betrieb bleiben
müssen. „Der Einsatz von Steckdosen
mit Zeitschaltuhren oder Ausschaltern,
gegebenenfalls auch eine
Zeitsteuerung über den zentralen Sicherungskasten,
ebenso wie die Anschaffungskosten
neuer energieeffizienter
Elektrogeräte machen sich
bei den hohen Stromkosten, die wir
jetzt haben, meist in kurzer Zeit bezahlt“,
weiß der Energieexperte. [!]
Thomas Luther
unternehmen [!] RESSORTAnzeige
9
Solarpflicht: Handlungsbedarf für Bau -
herren in Bayern und Baden-Württemberg?
Wie bereits andere Bundesländer, möchte
nun auch der Freistaat Bayern durch die Änderung
des bayerischen Klimaschutzgesetzes
eine Solarpflicht zum 01. Januar 2023
einführen. In Baden-Württemberg existiert
seit Längerem eine Solarpflicht, die ab 01.
Januar 2023 im Falle grundlegender Dachsanierungen
auch Bestandsgebäude treffen
wird. Ferner wurde das Gesetzgebungsverfahren
für eine Novelle des baden-württembergischen
Klimaschutzgesetzes gestartet,
was auch Auswirkungen auf die Solarpflicht
hat.
Mit ihren Klimaschutzgesetzen versuchen die
Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg
ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Ein Baustein hierbei ist die Einführung einer
Solarpflicht. Die für gewöhnlich verkürzt als
„Solarpflicht“ bezeichneten gesetzgeberischen
Maßnahmen sind dabei als Photovoltaikpflicht
und nicht als Solarthermiepflicht
ausgestaltet.
Was die aktuellen Gesetzesvorhaben für (künftige)
Bauherren in den beiden Bundesländern
bedeuten, wird im Folgenden dargestellt.
Bayern: Solarpflicht für neue gewerblich
oder industriell genutzte Gebäude
Der aktuelle Gesetzesentwurf (Stand
30.06.2022) zur Novellierung des bayerischen
Klimaschutzgesetzes sieht die Neueinführung
eines „Art. 44a Solaranlagen“ in die Bayerische
Bauordnung vor. Dieser betrifft folgende Gebäude:
Gewerblich oder industriell genutzte
Gebäude, wenn deren Bauantrag ab dem 01.
Januar 2023 eingeht; sonstige Nichtwohngebäude,
wenn deren Bauantrag ab dem 01. Juli
2023 eingeht; Bestandsgebäude, die Nichtwohngebäude
sind, sofern ab dem 01. Januar
2025 eine vollständige Erneuerung der Dachhaut
durchgeführt wird; Gebäude im Eigentum
des Freistaats Bayern; für Wohngebäude sieht
der Entwurf keine Verpflichtung, sondern lediglich
eine Empfehlung ab dem 01. Januar 2025
vor.
Der Gesetzesentwurf sieht auch diverse Ausnahmen
vor: Gebäude mit einer Dachfläche bis
zu 50 m 2 ; Wohngebäude dienende Gebäude
wie Garagen und Schuppen; Bauwerke, bei denen
eine Solaranlagenpflicht rechtlich oder
technisch nicht sinnvoll durchgesetzt bzw. umgesetzt
werden kann (z. B. bei unterirdischen
Bauten oder nur vorübergehend aufgestellten
oder genutzten Gebäuden); wenn der Erfüllung
der Solaranlagenpflicht öffentlich-rechtliche
Pflichten wie die Einhaltung bestimmter
Bauhöhen bei Bestehen eines Bebauungsplans
entgegenstehen; Bestandsgebäude, deren
Bauantrag bzw. deren Bauvorlagen vor
dem 01. Januar 2023 vollständig eingereicht
wurden.
Ob die Solarpflicht in Bayern zu den genannten
Terminen in der Gestalt des Gesetzesentwurfs
in Kraft tritt, bleibt abzuwarten. In einer Expertenanhörung
im bayerischen Landtag Ende
September erntete der Entwurf des Klimaschutzgesetzes
harte Kritik. Aufgrund des eindeutigen
Expertenurteils über den Gesetzentwurf
muss damit gerechnet werden, dass dieser
noch verschärft wird. Das könnte gerade
auch die Solarpflicht treffen.
Baden-Württemberg: Bald Bestandsgebäude
betroffen und Verschärfung erwartbar
In Baden-Württemberg sieht das aktuelle Klimaschutzgesetz
in §§ 8a ff. bereits eine Solarpflicht
seit 01. Januar 2022 (Neubau Nichtwohngebäude
und offene Parkplätze mit mehr
als 35 Stellplätzen) bzw. seit 01. Mai 2022
(Neubau Wohngebäude) vor.
Zum 01. Januar 2023 tritt die zunächst letzte
Stufe der Solarpflicht in Kraft. Danach müssen
auch Bestandsgebäude die Solarpflicht erfüllen,
sobald eine „grundlegende Dachsanierung“
durchgeführt wird und die Bauarbeiten
ab dem 01. Januar 2023 begonnen werden.
Der aktuelle Entwurf für eine Novelle des baden-württembergischen
Klimaschutzgesetzes,
der gerade das Landesgesetzgebungsverfahren
durchläuft, sieht eine weitere Forcierung
der Solarpflicht vor. Demnach stehen
einem Neubau der Ausbau oder der Anbau
gleich, sofern hierdurch eine neue, zur Solarnutzung
geeignete Dach- oder Stellplatzfläche
entsteht. Das bedeutet, dass auch bauliche
Veränderungen an Bestandsgebäuden der Solarpflicht
unterfallen können, selbst wenn das
nicht verändert wird.
Ihr Ansprechpartner:
Niklas Bammler, Rechtsanwalt,
Diplom-Verwaltungswirt (FH)
niklas.bammler@sonntag-partner.de
www.sonntag-partner.de
Ausblick und Handlungsempfehlung
Aus unternehmerischer Sicht ist es vielfach
sinnvoll, Photovoltaikanlagen zu errichten. Diese
senken erfahrungsgemäß auf lange Sicht
die Stromkosten. Je nach Betrieb ist ggf. sogar
eine Unabhängigkeit von den Netzbetreibern
zu erreichen. Weiter verleiht die (teilweise) Eigenversorgung
des Betriebs mit grünem
Strom dem Unternehmen ein positives Image.
Trotz dieser und weiterer Vorteile, kann es in
manchen Konstellationen unternehmerisch
richtig sein, die Solarpflicht ganz oder teilweise
zu umgehen. Sollte dies in Ihrem Fall zutreffen,
beachten Sie bitte Folgendes:
Für Bayern gilt, dass selbst wenn es bei dem
aktuellen Gesetzentwurf bleiben sollte, in jedem
Fall Handlungsbedarf für alle Unternehmer
besteht, die aufgrund vorhandener gewerblich
oder industriell genutzter Gebäude
von der Solaranlagenpflicht betroffen sind und
von keiner der genannten Ausnahmen profitieren.
Gegebenenfalls sanierungsbedürftige Dächer
sollten schnellstens erneuert werden.
Steht zudem die Errichtung eines neuen Gebäudes
an, das vom Gesetzentwurf betroffen
ist, so sollten zumindest der Bauantrag oder
die Bauunterlagen hierfür vollständig vor Ablauf
des 31. Dezember 2022 eingereicht werden.
Aber auch die Eigentümer sonstiger
Nichtwohngebäude sollten die Zeit bis Ablauf
der zweiten Frist am 31. Juni 2023 nicht ungenutzt
lassen und entsprechende Vorhaben bereits
jetzt andenken und ggf. planen.
In Baden-Württemberg sollten Bauarbeiten an
Dächern, soweit zulässig, vor dem 01. Januar
2023 begonnen werden. Planen Sie andere
Veränderungen Ihrer Bestandsgebäude, die
zur Kategorie Aus- oder Anbau gehören, sollten
Sie ebenfalls schnell handeln, bevor die Novelle
des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes
verabschiedet wird.
Für Fragen im konkreten Einzelfall über das
Vorliegen eines Ausnahmetatbestands, dem
Vorgehen bei Bauantragsstellung mit eventuellen
Abweichungs- bzw. Befreiungsanträgen
oder über Reaktionsmöglichkeiten auf Anordnungen
der Bauaufsichtsbehörden ist eine individuelle
und einzelfallbezogene Analyse und
rechtliche Beratung zu empfehlen.
Schillerstraße 1/1 | 89077 Ulm
www.sonntag-partner.de
Sie teilen sich seit der
Gründung vor 30
Jahren ein Büro: die
Asys-Geschäftsführer
Klaus Mang (links) und
Werner Kreibl.
unternehmen [!] TITELTHEMA 11
Zwei mit Mut zu
neuen Ansätzen
Asys Die Erfolgsgeschichte von Klaus Mang und Werner Kreibl ist kaum
zu glauben. Vor 30 Jahren als Zwei-Mann-Betrieb gegründet, sind sie
heute ein weltweit gefragter Spezialist für Elektronikfertigung. Ein
Gespräch über Automatisierung und die Lust auf Herausforderungen.
Dass sie einmal 1300 Beschäftigte haben
werden, weltweit mit ihren Automatisierungssystemen
vertreten sind, das haben
sich Werner Kreibl und Klaus Mang, die
Gründer der Asys GmbH aus Dornstadt,
nicht träumen lassen. Ein früher Plan war, 24 Beschäftigte
zu haben. Auch weitere Planungen überholten
sich schnell, erzählen die beiden geschäftsführenden
Gesellschafter. „Ab 150 Mitarbeiter haben
wir uns entschieden, uns den Marktanforderungen
anzupassen“, sagt Klaus Mang.
Gestartet sind er und Werner Kreibl vor 30 Jahren
in einer angemieteten Kantine eines Fensterbauers.
An ihren ersten Tag können
sich die beiden Maschinenbauer
noch gut erinnern. Sie kauften
eine Drehbank, eine Dreh- und
eine Fräsmaschine, gingen zum
Notar und fuhren zu ihrem ersten
Kundenauftrag nach Frankfurt.
Beim Start
von Asys
gab es wenig
standardisierte
Lösungen.
War ihr erster Auftrag ein Erfolg?
Werner Kreibl: Rein wirtschaftlich
nicht. Die Rückzahlung haben wir
später bekommen. Die drei Anlagen, die wir aufgebaut
haben, waren die Basis für weitere Aufträge.
Was war so schwierig an dem Auftrag?
Werner Kreibl: Das waren Anlagen, bei denen elektronische
Baugruppen in Dampfphasen auf Leiterplatten
gelötet werden. Standardmäßig waren die
Anlagen so konzipiert, dass man die Leiterplatten
per Hand auflegt. Der Kunde wollte aber eine Automatisierung.
Lässt sich das nicht anpassen?
Werner Kreibl: Wenn eine Anlage nicht für eine
Automatisierung konzipiert ist, dann stehen die
Chancen schlecht, das nachträglich hinzubekommen.
Das ist wie bei einer Fertigung: Wenn die für
Handmontage ausgelegt ist, müssen Sie zuerst umstrukturieren
und umbauen, dass eine Automatisierung
möglich wird. Unser erster Auftrag war nicht
trivial, aber wir haben uns durchgearbeitet.
Hat der Kunde Ihre Anstrengungen gewürdigt?
Klaus Mang: Er hat vor allem das Potenzial der Lösung
erkannt. Durch unsere Arbeit haben wir unser
Know-how unter Beweis gestellt und gezeigt,
was in uns steckt. Nämlich für eine fast unmögliche
Aufgabe eine gute Lösung zu finden – wenn
auch mit kleinen Abstrichen.
Was ist denn Asys eigentlich: Maschinenbauer, Automatisierer
oder Intralogistik-Profi?
Mang: Unser Name Asys steht für Automatisierungssysteme.
Kreibl: Wir sind als Maschinenbauer
und Automatisierer gestartet. Von Anfang an haben
wir uns auf das so genannte
Handling in der Elektronikfertigung
spezialisiert. Darunter versteht
man das Beladen und Entladen
der Fertigungseinrichtungen
sowie das Transportieren von Fertigungsmaterialien.
Da gab es
während der Anfänge von Asys
wenige standardisierte Lösungen,
sondern viel Sondermaschinenbau.
Mit welchem Ansatz sind sie gestartet?
Werner Kreibl: Wir haben ein komplettes Produktprogramm
entwickelt, in dem die elektronischen
Steuerungen konfiguriert statt programmiert werden.
Das gibt unseren Kunden die Freiheit, bei Änderungen
in der Anwendung die Maschinen ohne
aufwendige Programmierung anzupassen.
Ist das der Grund für das rasante Wachstum?
Mang: Genau, die einfach konfigurierbaren Maschinen
waren für die Kunden etwas Neues. Weil wir
unsere Maschinen modular aufgebaut haben, haben
die Kunden die Möglichkeit, diese im Nachhinein
zu erweitern, wenn beispielsweise die Frage
nach einem entsprechenden Produkt anzieht. Die
Lösung passt für Unternehmen jeder Größenordnung.
Sie können bei Bedarf ihre Fertigung Modul
für Modul erweitern.
Zur Person
Klaus Mang (64,
verheiratet, zwei Kinder)
hat Maschinenbau
von der Pike auf
gelernt. Nach einer
Ausbildung absolvierte
er die Meisterprüfung
und studierte
später berufsbegleitend
Betriebswirtschaftslehre.
Beim
Photovoltaik-Spezialisten
Centrotherm in
Blaubeuren war er für
die Produktion zuständig
und lernte
1985 Werner Kreibl
kennen. Mangs Leidenschaft
und großes
Hobby ist die Blasmusik.
Er spielt seit 40
Jahren Tuba, ist Gründungsmitglied
des
Musikvereins Hochsträß
und war 20 Jahre
lang dessen Vorstand.
Zur Person
Werner Kreibl hat
Maschinenbau in Aachen
studiert. 1986
begann er seine berufliche
Karriere als
Konstrukteur bei Centrotherm.
Gemeinsam
mit Klaus Mang gründete
er 1992 das Unternehmen
Asys.
Kreibl (62, ledig, ein
Sohn) ist seit mehr
als 40 Jahren mit seiner
Partnerin zusammen.
Zu seinen
Hobbys gehören Segeln
und Windsurfen
und „ein bisschen
Motorradfahren“.
Nach anstrengenden
Tagen entspannt er
sich, indem er von
seiner Terrasse in
Überlingen über den
Bodensee schaut –
mit einem Glas Rosé.
12
TITELTHEMA unternehmen [!]
Geschäftsführer Werner Kreibl:
„Heutige Hardware- und
Software-Tools sind so klug,
dass sie mithilfe von Daten die
Zustände der Maschinen
voraussagen können.“
Mit der Zeit haben Sie Ihre Lösungen in der Fertigung
von oberflächenmontierten Bauelementen
(SMT) kräftig ausgeweitet.
Kreibl: In unserer Rolle als Handling-Automatisierer
standen wir am Ende der Wertschöpfungskette.
In der Elektronikfertigung geht es zuerst ums
Bestücken, dann um den Produktionsprozess und
wenn die Firmen noch Geld übrighaben, kaufen sie
sich das Handling zu. Wir haben uns daher immer
mehr Prozesse und Technologien dazu geholt, beispielsweise
durch den Kauf der Firma Ekra, ein Spezialist
für den Siebdruck auf Leiterplatten. Auf diese
Art sind wir zu einem Lösungsanbieter in der
SMT-Linie geworden.
Was macht eigentliche eine Fabrik smart?
Kreibl: Das ist ein großes Wort. Und jeder versteht
etwas Anderes darunter. Manche sagen: Ich habe
jetzt hier eine Schnittstelle, ich habe eine smarte
Maschine. Das halte ich für sehr weit hergeholt.
Wir haben schon vor 25 Jahren damit begonnen,
von den Maschinen aus in die digitale Welt einzutauchen.
Wenn Sie Daten erheben, die Maschinen
austauschen, können Sie diese auch analysieren.
Heutige Hardware- und Software-Tools sind so intelligent,
dass sie mithilfe dieser Daten Anlagenzustände
vorhersagen können. Das wiederum ermöglicht
es Betrieben, Vorgänge rechtzeitig anzustoßen,
damit Zustände, wie beispielsweise das Leerlaufen
von Materialien, verhindert werden.
Mang: Auch hier ist es das Ziel, Stillstände in der
Fertigung vorbeugend zu minimieren, weil sich solche
Stillstände nicht aufholen lassen.
Und wie wird die Fabrik smart?
Kreibl: Wenn Maschinen und Fertigungsinseln miteinander
vernetzt sind, ermöglicht das Interaktionen.
Maschinen tun mit Hilfe von Rechenvorgängen,
was ein smarter Maschinenbediener tun würde.
Eine Fabrik ist smart, wenn sie sich zumindest
in Teilen selbst organisiert und mit Hilfe einer Verwaltungssoftware
festlegt, in welcher Reihenfolge
Aufträge innerhalb der Fertigung bearbeitet werden.
Wobei das eine sehr weit gefasst Definition ist.
Das können auch einfach Vorgänge in der Fabrik
nach bestimmten Kundenanforderungen sein.
Wir haben
vor 25 Jahren
begonnen, in
die digitale Welt
einzutauchen.
Warum haben Sie begonnen, nicht nur Maschinen zu
optimieren, sondern den Ablauf in der Fabrik?
Kreibl: In der Elektronikfertigung kommen Sie mit
gutem Handling auf eine Maschinen-Verfügbarkeit
von 90 oder 92 Prozent. Wenn Sie darüber hinaus
Stillstände vermeiden wollen, müssen Sie auf die
Ebene der Fabrik gehen und die gesamte Versorgungskette
der Maschinen begutachten und aufeinander
abstimmen. Mit diesem Thema beschäftigen
wir uns seit fünf Jahren. Automatisierte Fertigungslinien
sind in der Elektronikfertigung Realität,
aber in Sachen optimierte Abläufe in der
gesamten Fabrik gibt es noch viel Potenzial.
Was ist Ihrer Einschätzung nach die größte Veränderung
in der Fertigung, die Digitalisierung und Automatisierung
mit sich bringen?
unternehmen [!] TITELTHEMA 13
Kreibl: Früher musste man entscheiden, ob man
eine Anlage für die Losgröße 1 oder 10 000 möchte.
Das ist heute nicht mehr nötig, weil sich die Fertigung
dank smarter Maschinen selbst skalieren
kann. Man verliert auch keine Zeit mehr, weil die
Maschinen den optimalen Zeitpunkt für die Umstellung
selbst bestimmen.
Zu unserer
Strategie
gehört auch,
über Zukäufe zu
wachsen.
Braucht man künftig noch Menschen in der Fabrik?
Kreibl: Auf jeden Fall. Der Ansatz unserer Kunden
ist, dass man die Maschinen mit weniger Personal
bedient. Aber nicht um Beschäftigte zu entlassen,
sondern sie an anderen Stellen einzusetzen. In den
vergangenen 30 Jahren haben wir nie gesehen, dass
einer unserer Kunde automatisiert hat und deswegen
Leute entlassen hat. Die Automatisierung ist
immer als Hilfe gedacht für den Bediener, um eine
höhere Produktivität zu erzielen.
Wie sehr ist Deutschland darauf angewiesen.
Kreibl: Die Automatisierung ist dort, wo sie möglich
ist und sich wirtschaftlich trägt, eine der wichtigsten
Maßnahmen, dass deutsche Unternehmen
wettbewerbsfähig bleiben gegenüber Billiglohnländern.
In den nächsten Jahren wird zudem der Fachkräftemangel
die Automatisierung antreiben.
Geschäftsführer Klaus Mang: „Wir stellen uns bei neuen Weichenstellungen immer
die Fragen: Woher kommen wir? Was können wir gut? Was braucht der Markt?“
„Die schwierige Zeit
während der Finanzkrise
haben wir dazu genutzt,
unsere Prozesse neu
auszurichten“, sagen die
beiden Firmenchefs.
Wie muss ein Mittelständler vorgehen, der zu einer
vernetzten Fertigungslösung kommen will?
Kreibl: Er muss zunächst seine konkreten Ziele definieren.
In der Regel gibt es einen bestehenden
Maschinenpark, den er automatisieren will. Dazu
braucht man skalierbare Komponenten.
Das kann ein einzelner Lader
oder die komplette Vernetzung
einer Fertigungslinie sein. Da
gibt es keine Schablonen, die man
über alles legen kann. Das muss
auch nicht immer die Roboterfarm
sein. Häufig sind das kleine Schritte,
zum Beispiel das man Fertigungsschritte
mit einfachen Tätigkeiten
herausnimmt und automatisiert.
Man kann heutzutage tolle Sachen machen,
aber am Ende des Tages muss die Investition wirtschaftlich
sein.
Was sind die größten Irrtümer in Sachen Automatisierung?
Kreibl: Dass Unternehmer denken, sie haben eine
Joystick-Fertigung. Die gibt es nicht.
Manche
Unternehmer
wünschen sich eine
Joystick-Fertigung.
Die gibt es nicht.
Was meinen Sie mit Joystick-Fertigung?
Kreibl: Dass einer im Büro sitzt und per Knopfdruck
das Produktionstempo erhöhen kann. Auch macht
es keinen Sinn, zu komplexe Abläufe automatisieren
zu wollen. Daher laden wir unsere Kunden zu
Beginn zu einem Workshop ein,
um zu klären, welche Schritte
sinnvoll sind.
Von welchen Investitionssummen
sprechen wir da?
Kreibl: Von 100 000 Euro bis zu 5
Millionen Euro, wobei die Grenzen
nach oben offen sind. Unsere
größten Einzelaufträge gehen bis
zu 20 Millionen Euro.
Was waren im Rückblick die wichtigsten Meilensteine
und Wachstumsbeschleuniger?
Mang: Da hat es zwei Kategorien gegeben. 2002 haben
wir unsere Lösungen auf Solartechnik ausgeweitet.
2005 – mitten im Solar-Aufschwung – haben
wir die Firma Ekra mit rund 170 Mitarbeitern aus
der Insolvenz übernommen. Die waren und sind
unternehmen [!] TITELTHEMA 15
Spezialisten für Solartechnik und Siebdruck und
passten ideal zu unserem Portfolio. Zu unserer Strategie
gehört auch, über Zukäufe zu wachsen. Die
schwierige Zeit während der Finanzkrise haben wir
dazu genutzt, unsere Prozesse neu auszurichten.
Als die Geschäfte in der Elektronik und der Solartechnik
wieder angesprungen sind, haben wir unseren
Umsatz zwei Jahre infolge verdoppeln können.
Wie kamen Sie zur dritten Säule, dem Geschäft mit
Pharmaunternehmen?
Mang: Strategisch wollten wir uns mit einem zusätzlichen
Geschäftsfeld erweitern. Wir sind durch
die Übernahme eines Pharma-Zulieferers mit damals
rund 30 Mitarbeitern in diesen für uns neuen
Markt eingestiegen.
Wie risikobehaftet war dieser Schritt?
Mang: Da hat niemand auf uns gewartet. Wir haben
uns erst einmal zwei Jahre angeschaut, wie der
Markt funktioniert und geschaut, wo Chancen für
uns sind. Wir stellen uns bei solchen Weichenstellungen
immer die Fragen: Woher kommen wir? Was
können wir gut? Was braucht der Markt? Wir sind
dort Zuhause, wo Pharma und Medizin die Elektronik
treffen. Wir haben schließlich unsere Nische
gefunden. Das war für die Firmenentwicklung ein
weiterer Meilenstein.
Wo trifft Elektronik Pharma und Medizin?
Mang: Das sind Produkte, die elektronisch sind und
eine Medizinanwendung haben. Dazu gehören unter
anderem Blutzucker-Messgeräte. Das ist im Prinzip
eine Leiterplatte, die in ein Gehäuse gebracht
wird.
Was hat sich dadurch für Asys verändert?
Kreibl: Wir mussten unsere Fertigungsphilosophie
und Dokumentation an die Anforderungen der
Pharma- und Medizintechnikbranche anpassen.
Mang: Bei solchen Anlagen entspricht die Fertigung
der Maschine 50 Prozent der Arbeit. Die andere
Hälfte besteht aus prüfen, testen und dokumentieren.
Ein solcher Auftrag steht bei uns doppelt
so lange in der Fertigung, wie andere Aufträge,
weil die Prüfkriterien ganz andere sind. Das ist
eine andere Welt, für die man seine Prozesse anpassen
muss.
Ist der Schlüssel Ihres Erfolgs, sich neuen Herausforderungen
zu stellen?
Mang: Das ist einer der Schlüssel. Ein anderer ist,
dass wir als Asys neue Lösungen bieten, die über den
aktuellen Bedarf der Fertigung hinausgehen und damit
den Kunden Impulse geben. Wir haben uns mit
der Zeit breit aufgestellt, wir sind aber auch bei den
Lösungen für Kunden aus der Energie- oder Pharmabranche
immer unserem Kerngeschäftsfeld Elektronik
treu geblieben.
Kreibl: Um erfolgreich zu sein, brauchen Sie zudem
eine Vision und auch Willen, Fähigkeit und Lust, diese
umzusetzen.
Mang: Und den Mut zum Risiko. Unser Vier-Augen-
Prinzip ist da eine Absicherung. Wenn zwei die gleiche
Vision haben, kann diese nicht ganz falsch sein.
Gab es auch schwierige Phasen seit der Gründung?
Kreibl: Wir sind beide Maschinenbauer. In den ersten
zehn Jahren haben wir mit viel Engagement neue
Maschinen gebaut und haben uns wenig um das
Thema Wirtschaftlichkeit gekümmert. Das ging gut,
weil wir stark gewachsen sind. Aber wir haben gelernt,
dass es eine Entwicklungs-, eine Bauphase
und eine Lebenszeit der Maschine gibt. Darauf haben
wir unsere Entwicklungsarbeit angepasst.
Mang: Natürlich bringt auch das starke Wachstum
Themen mit sich. Jeder Entwicklungsschritt, von
50 zu 100 Mitarbeitenden, zu 250 Beschäftigten und
zu heute 1300 Angestellten weltweit, hat eine Strukturänderung
in der Firma mit sich gebracht. Dazu
gehört auch, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,
mit denen man gewachsen ist, neue Aufgaben
und mehr Verantwortung erhalten. Da läuft nicht
jeder Tag geradeaus.
Wie sehr leiden Sie unter gestörten Lieferketten?
Mang: Die Lieferengpässe machen sich stark bemerkbar,
sei es bei Steuerungen oder bei einfachen
Bauteilen wie Schaltern und Tastern. Teilweise wer-
Durch den
Mangel
erhöhen sich
Lieferzeiten
drastisch.
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16
TITELTHEMA unternehmen [!]
Von Dornstadt aus in alle Welt
Der Firmensitz von Asys in Dornstadt, einem der führenden Automatisierer in der Elektronikfertigung.
Foto: Asys Group
Automatisieren, digitalisieren, verbinden
– mit dieser Mission ist der Automatisierungsspezialist
Asys aus Dornstadt weltweit
aktiv. Neben der Firmenzentrale, in der
mehr als 850 der fast 1300 Beschäftigten
arbeiten, verfügt das Familienunternehmen
über 15 Niederlassungen in acht Ländern.
Die Grundidee der Inhaber Klaus Mang und
Werner Kreibl war es, Maschinen für die
Elektronikfertigung modulartig aufzubauen
und den Kunden die Möglichkeiten zu geben,
diese frei zu konfigurieren. In den drei Geschäftsbereichen
Elektronik, Energie und
Life Science erwartet Asys in diesem Jahr einen
Umsatz von mehr als 200 Millionen
Euro. Gefertigt werden die Anlagen in Dornstadt,
Bönnigheim und Mönchweiler, der Exportanteil
beträgt mehr als 50 Prozent.
Engpässe
bei
Elektronik sind
derzeit das
größte Problem.
den Lieferungen in Aussicht gestellt, wir arbeiten
in der Fertigung auf diesen Punkt hin, aber dann
bleiben die Lieferungen aus und die Lieferanten
können keinen Termin für die Lieferung nennen.
Was heißt das für Ihre Lieferzeiten?
Mang: Normalerweise betragen diese acht bis zehn
Wochen. Wir sind durch den Mangel mancher Bauteile
bei bis zu 40 Wochen. Das ist eine Größenordnung,
die die Kunden kaum mehr akzeptieren und
natürlich nachfragen. Im Moment stehen bei uns
etwa hundert fast fertige Maschinen, bei denen einzelne
Teile oder Komponenten fehlen. Im Moment
ist das eine sehr, sehr schwierige Situation für unsere
Kunden, für uns und auch für unsere Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen.
Wie entwickelt sich Ihre Auftragslage?
Kreibl: In der Elektronik sehen wir, dass unsere
Kunden versuchen, Kapazitäten aufzubauen, weil
deren Fertigungslinien an anderer Stelle blockiert
sind. Das beschert uns einen Auftragseingang, den
wir in dieser Höhe nicht erwartet hatten, und der
nicht zur Verfügbarkeit vieler Komponenten passt.
Ist Nachschub die größte Herausforderung?
Kreibl: Definitiv, bei manchen Bereichen wird es
besser, wie bei Stahl oder Aluminium, aber nicht
bei Elektronik-Bauteilen wie Computerchips. Das
liegt auch daran, dass es Minimum zwei Jahre dauert,
eine Chips-Fertigung aufzubauen.
Was würde es für Asys bedeuten, wenn China Taiwan
angreift?
Kreibl: China und Taiwan spielen eine entscheidende
Rolle bei der Lieferung von Elektronikbauteilen.
Bei einem militärischen Konflikt dieser beiden
Länder hätten wir ein richtiges Problem.
Welche Themen bereiten Ihnen sonst noch Sorgen?
Mang: Das sind die Unsicherheit der Energieversorgung
und die rasant gestiegenen Energiekosten.
Das bedroht nicht nur die großen Hersteller von
Aluminium und Stahl, die sehr viel Energie benötigen,
sondern auch die vielen kleinen Anbieter, die
Material veredeln, wie Eloxierer. Sollte da ein Veredler
wirtschaftlich ins Straucheln kommen, würden
sich auch hier Engpässe für Abnehmer der Produkte
wie Asys auftun. Da stecken noch einige Risiken
im Markt.
Wie sehr treffen Asys selbst die gestiegenen Energiekosten?
Mang: Unser Industriebereich ist keine energieintensive
Branche. Daher trifft uns dieses Thema weniger
hart als andere Unternehmen.
Wie sehr macht Ihnen der Fachkräftemangel zu
schaffen?
Kreibl: Es herrscht ein Mangel an Fachkräften –
auch in der Metall- und Elektroindustrie. Wir merken,
dass die ersten Babyboomer-Jahrgänge vorzeitig
in Rente gehen. Umso wichtiger ist, dass Asys
ein attraktiver Arbeitgeber ist, weil sich die Bewerber
mittlerweile die Unternehmen heraussuchen
können.
Wie schwierig ist es als geschäftsführende Gesellschafter,
das Unternehmen 30 Jahre zu entwickeln
und sich nun mit der Nachfolge zu beschäftigen?
Kreibl: Mit dem Thema Nachfolge in der Führungsstruktur
beschäftigen wir uns schon seit einigen
unternehmen [!]
TITELTHEMA
Jahren. Das geht ja nicht nur um das Thema Ruhestand,
sondern auch um den Fall, dass einem von
uns beiden etwas passieren würde. Das ist für uns
ein Lernprozess, Verantwortung und Aufgaben abzugeben.
Seit zwei Jahren gehört Jürgen Ries der Geschäftsführung
an.
Kreibl: Er hatte zuvor zehn Jahre lang unser China-
Geschäft geleitet und wollte aus familiären Gründen
zurück nach Deutschland. Er ist mit Asys vertraut
und ist jetzt verantwortlich für das operative
Geschäft. Wir stimmen uns regelmäßig ab und haben
die Verantwortlichkeiten klar getrennt.
Mang: Mit dem Thema Nachfolge wären wir schon
weiter, wenn wir nicht seit dem Frühjahr 2020 permanent
eine Krise nach der anderen meistern müssten.
Das ist einfach nicht die Zeit, in der aktuellen,
schwierigen Phase auszuscheren. Wir müssen erst
wieder in ein ruhigeres Fahrwasser kommen.
Auf was sind Sie stolz?
Mang und Kreibl: Wir haben 30 Jahre hinter uns,
sind in vielen Bereichen Marktführer, haben weltweit
Niederlassungen und ein tolles Team aus fast
1300 Mitarbeitern, das erfüllt uns mit Stolz.
Im Gespräch: (von links)
Werner Kreibl, Klaus Mang,
Marketingleiterin Tatjana
Hofmann sowie Julia Kling
und Alexander Bögelein
von der SWP-Wirtschaftsredaktion.
Das Interview führten
Julia Kling und Alexander
Bögelein von der Redaktion
unternehmen [!]
Fotos:
Lars Schwerdtfeger
Anzeige
Biedenkapp Stahlbau erhält Deutschen
Metallbaupreis 2022
Für die Planung und Errichtung einer Baumschwebebahn
in Bad Harzburg wurde ein
Stahlbauer gesucht, der die Herausforderungen
mitten im Harzer Wald meistern konnte.
Mit einer präzisen Planung und einer spektakulären
Montage baute Biedenkapp Stahlbau
aus Wangen diese bisher einmalige Konstruktion
und gewann den Deutschen Metallbaupreis
in der Kat. Stahlkonstruktionen.
An der Baumschwebebahn, die unter Berücksichtigung
der Natur und des dicht bewaldeten
Geländes direkt in einen steilen Hang integriert
wurde, schweben die Nutzer in Laufwagen eingeklinkt
die schlangenförmige Bahn hinab.
Mehr als 6 Minuten dauert die Fahrt ins Tal vorbei
an den Baumwipfeln.
Bei diesem Projekt musste die gesamte Bahn an
Fachwerkständern aus Stahlprofilen mit einem
abgehängten Edelstahlrohr als Laufschiene und
diversen Abspannungen aus Edelstahlseilen
umgesetzt werden. Ein Projekt, das es so vorher
noch nicht gegeben hat.
Mit dem Hubschrauber montiert
Eine weitere Herausforderung stellte die
Die sehr leicht wirkende und beinahe schwebende
Konstruktion schlängelt sich der Natur angepasst
den Hang hinunter.
Foto: M&T
schwierige Montage in dem unwegsamen
Gelände dar, diese hat das Team in herausragender
Weise gemeistert. Für die Tragfähigkeit
im Waldgrund wurden Mikropfähle verbaut. Die
Fundamente wurden mit einem Schreitbagger
ausgehoben und der Beton über bis zu hundert
Meter lange Rutschen den Hang herunter transportiert.
Die Teile wurden auf einem Parkplatz
vormontiert und anschließend mit einem Lastenhubschrauber
in den Hang geflogen. Die
Tragseile wurden von Hand eingezogen. Zu den
Leistungen gehörten auch das Start- und das
Zielgebäude, der Aufzug für die Transport wägen
sowie alle (auch die Holz-)Verkleidungen.
Fazit: Zurückhaltend und naturangepasst
Das Gewinnerobjekt hat durch die Komplexität
der Aufgabe für das ausführende Unternehmen
und die hohen planerischen und statischen Anforderungen
überzeugt. Mit der Baumschwebebahn
ist ein sehr naturangepasstes und nachhaltiges
Stahlbauwerk entstanden. Der Werkstoff
Stahl hat bei diesem Projekt seine Vorteile
gegenüber dem für Schädlinge anfälligen Holz
unter Beweis stellen können.
Biedenkapp Stahlbau GmbH
Pettermandstr. 24 | 88239 Wangen i.A.
info@biedenkapp-stahlbau.de
Tel.: +49 (0) 7522 9702-0
18
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
AIDA-Expansion
geplatzt
Absage Ursprünglich plante die
AIDA Europe GmbH, ihren
Standort in Weingarten bis Ende
des Jahres 2022 um ein 3,3 Hektar
großes Areal zu erweitern.
Dieses Vorhaben ist nun aber
abgesagt. Grund sind die Corona-Pandemie
und ihre Folgen.
Die Kosten für das Grundstück
lagen bei 4,8 Millionen Euro.
Auf drei Stockwerken sollten
dort 80 bis 100 neue Arbeitsplätze
entstehen. Das Technologiezentrum
in Weingarten gehört
zum japanischen Pressenhersteller
AIDA Engineering. Dieser
hat weltweit rund 2000 Mitarbeiter
in 20 Ländern. Das
Technologiezentrum in Weingarten
besteht seit 2016.
Hymer setzt auf
Ökostrom
Energie Drei Millionen Kilowattstunden
– so viel Ökostrom
will die Hymer GmbH & Co. KG
am Standort Bad Waldsee in Zukunft
jährlich erzeugen. Hauptsächlich
für den Eigenbedarf.
Für die Inbetriebnahme der
Photovoltaikanlage hat das Unternehmen
einen Vertrag mit
der Technische Werke Schussental
GmbH & Co. KG unterzeichnet.
Die Anlage wird im
Pachtmodell betrieben. Die Erwin
Hymer Group ist Fachhändler
für Reisemobile und Caravans
und eine 100-prozentige
Tochtergesellschaft von THOR
Industries. Sie erzielte im Finanzjahr
2020/21 einen Umsatz
von 2,7 Milliarden Euro.
Hohe Ziele bei
Myonic bis 2030
Ein Rolls-Royce-Mitarbeiter bei der Montage der Motoren in
Friedrichshafen. Foto: Stefan Soell/Rolls-Royce Solutions GmbH
Mehr Nachwuchs für
Rolls-Royce
Rolls-Royce Power Systems will dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Deswegen wird RRPS sein Ausbildungsangebot am Hauptsitz in Friedrichshafen
erweitern. Hundert Ausbildungs- und Studienplätze soll es
dann geben, vor allem in technischen Bereichen, darunter bekannte
Ausbildungsberufe wie Industriemechaniker, Mechatroniker oder Maschinenbauer,
aber auch Neues wie der duale Studiengang „Embedded
Systems“. Darin werden Inhalte aus der Informationstechnik und der
Elektrotechnik kombiniert. Rolls-Royce Power Systems ist Vorreiter bei
Antriebs- und Energielösungen und beschäftigt rund 9 000 Mitarbeitende.
Das Unternehmen hat Kunden in mehr als 150 Ländern. Der bereinigte
Jahresumsatz 2021 betrug 10,95 Milliarden britische Pfund.
Klimaneutralität Bis 2030 will
das Leutkircher Unternehmen
Myonic seinen Umsatz fast verdoppeln
– auf 105 Millionen
Euro. Dafür sollen unter anderem
die Produktpalette erweitert
und Prozesse automatisiert
werden. Ein weiteres Ziel ist,
dass die Firmengebäude energetisch
saniert und klimaneutral
werden. Myonic entwickelt, produziert
und vermarktet Präzisions-Miniaturkugellager
in Branchen
wie Zahnmedizin, Industrie,
Werkzeugmaschinen, Luftund
Raumfahrt und
Röntgenstrahlung. Das Unternehmen
hat 524 Mitarbeitende,
345 arbeiten in Leutkrich. Der
Umsatz liegt bei knapp 60 Millionen
Euro. Seit 2009 gehört
das Unternehmen zur japanischen
Minebea Mitsumi Gruppe,
dem größten Miniatur-Kugellagerhersteller
der Welt.
Millionen-Lager
für Vetter
Erweiterung Die strategischen
Expansionspläne des Pharmazulieferers
Vetter Pharma aus Ravensburg
gehen weiter. Neuester
Baustein ist ein 20 Millionen
Euro teures, automatisiertes Lager
am Hauptsitz. Dieses umfasst
7700 Quadratmeter Logistikfläche
und bietet Kapazität
für mehr als 16 000 Paletten, auf
Regalen mit einer Höhe von 14
Metern. Das Lager ist ausgestattet
mit automatisierten Gabelstaplern,
sechs LKW-Rampen
und vier fahrerlosen Shuttles.
Die Vetter Pharma-Fertigung
GmbH & Co. KG ist ein internationaler
Spezialist in der Fertigung
von aseptisch vorgefüllten
Injektionssystemen. Sein Umsatz
liegt bei 850 Millionen Euro.
Neuer Chef bei
Zeppelin
Fred Cordes
übernimmt
ab 2023.
Foto: Zeppelin
GmbH
Führungswechsel
Ab 1.
Januar 2023
fungiert Fred
Cordes als neuer
Geschäftsführer
des Zeppelin-Konzerns.
Er folgt auf Michael
Heidemann,
der in
den Ruhestand
gehen wird. Der Zeppelin-Konzern
bietet unter anderem Lösungen
in den Bereichen Baumaschinen
und Anlagenbau. Im
vergangenen Jahr lag der Umsatz
bei 3,7 Milliarden Euro.
Fred Cordes ist seit 1995 bei
Zeppelin in verschiedenen Managementfunktionen
tätig. „Er
ist seit 27 Jahren ein wichtiger
Vertriebsstratege und Marketingspezialist
bei Zeppelin“,
sagt Aufsichtsratsvorsitzender
Andreas Brand über Cordes.
ZF gründet neue
Gesellschaft
Gründung ZF Friedrichshafen
ordnet sein Geschäft rund ums
Thema autonomes Fahren um
und will hierfür eine neue, eigenständige
Gesellschaft gründen.
Dadurch sollen Marktchancen
schneller genutzt werden
können. Für den Konzern ist der
Bereich ein „im Aufbau befindliches
Kerngeschäft“. ZF ist ein
weltweit aktiver Technologiekonzern
und liefert Systeme für
die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen
und Industrietechnik
wie beispielsweise „intelligente
Gabelstapler“. Im Jahr 2021 wurde
mit weltweit rund 157 500
Mitarbeitenden ein Umsatz von
38,3 Milliarden Euro erzielt.[!]
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 19
Generationenwechsel mit gutem Gefühl
Nachfolge Von jetzt an ist der
Sohn gefragt: Werner Knittel hat
die Geschäftsleitung des Vöhringer
Unternehmens Knittel
GmbH Abfallentsorgung und
Städtereinigung an Sohn Andreas
übergeben. „Wenn in einem
Familienunternehmen die
Nachfolge innerhalb der Familie
gelingt, dann ist das die Ideallösung
und dementsprechend
glücklich bin ich“, sagt Werner
Knittel über den Generationenwechsel.
Andreas Knittel ist bereit
für die Verantwortung, die
vergangenen drei Jahre an der
Seite seines Vaters geben ihm
„ein gutes Gefühl für künftige
Entscheidungen.“
Der studierte Betriebswirt
führt nun 120 Mitarbeiter und
ein Unternehmen mit 21 Millionen
Umsatz im Jahr. Vor allem
im Bereich der Digitalisierung
habe sein Team und er sich viel
vorgenommen. In einem Großteil
des Fuhrparks gibt es statt
Lieferschein jetzt nur noch das
Smartphone. „Aktuell sind wir
in den letzten Zügen, um auf erste
Testkunden unser neues Kundenportal
und die Kundenapp
auszurollen“, sagt der 25-Jährige.
„Noch einfacher, schneller
und innovativer“ solle die Entsorgung
für die Kunden werden.
Ganz raus aus dem Geschäft
ist Werner Knittel nach fast 50
Jahren aber nicht: Der 69-Jährige
steht der neuen Geschäftsführung
in beratender Funktion
zur Verfügung. Darauf setzt
auch Sohn Andreas: „Ich freue
mich, wenn ich auch in Zukunft
für einen Gedankenaustausch
zu ihm kommen darf.“ jai
Drei Generationen: Andreas und Werner Knittel (von links), im
Hintergrund Opa und Vater Josef. Foto: Knittel GmbH Abfallentsorgung
1 ORT – 3 KOMPETENZEN
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20
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Blick auf die Uhr
ist Pflicht
Arbeitszeiterfassung Unternehmen müssen die Arbeitszeit ihrer
Beschäftigten erfassen – egal, ob im Büro, zu Hause oder auf
Geschäftsreise. Bei der Ausgestaltung gibt es aber Spielraum.
Bei Verstößen
gegen das
Arbeitszeitgesetz
drohen erhebliche
Bußgelder.
Reinmar Hagner
Anwalt für Arbeitsrecht
FOTOS: FOTOHANSEL, VICTOR STUDIO,
VICTOR MOUSSA, AFK/ADOBE.STOCK.COM
Es war schon eine Überraschung
als das Bundesarbeitsgericht
im
September feststellte,
dass Arbeitgeber verpflichtet
sind, zu erfassen, wie lange ihre
Belegschaft tätig ist. Modelle,
die auf einem Vertrauensverhältnis
zwischen Angestellten
und Unternehmen basieren,
sind nach dieser Entscheidung
nicht zulässig. Das Urteil betrifft
auch Beschäftigte, die zu Hause
oder mobil arbeiten. Dabei war
dieses Ergebnis eigentlich ein
Zufallsprodukt. Denn der ursprüngliche
Fall drehte sich um
ein Unternehmen, das mit dem
Betriebsrat über eine Betriebsvereinbarung
zur Arbeitszeiterfassung
verhandelte.
Nach Abbruch der Verhandlungen
wollte der Betriebsrat
die elektronische Erhebung gegen
den Willen des Arbeitgebers
durchsetzen. Das Bundesarbeitsgericht
urteilte, dass eine
Arbeitszeiterfassung nicht erzwungen
werden könne, denn
eine Pflicht dazu bestehe ja
bereits. Das leiteten die
Richter aus dem Arbeitsschutzgesetz
ab. Dieses Gesetz
verpflichtet Unternehmen
zu notwendigen organisatorischen
Maßnahmen,
um die Gesundheit ihrer
Beschäftigten sicherzustellen.
Zu diesen Maßnahmen
zählte das Gericht nun
auch die Arbeitszeiterfassung
– eine Maßnahme,
um letztlich Beschäftigte vor gesundheitsbelastender
Mehrarbeit
zu schützen.
Schon im Jahr 2019 hatte der
Europäische Gerichtshof in seiner
Entscheidung zu einer Klage
der spanischen Gewerkschaft
Federación de Servicios de Comisiones
Obreras festgestellt,
dass die EU-Staaten Firmen verpflichten
müssen, jede Arbeitsstunde
ihrer Beschäftigten genau
und verlässlich zu erfassen.
Die deutsche Regierung hatte
bisher dazu aber noch nichts unternommen.
Kritik am Gesetzgeber
Fahrt nahm die ganze Diskussion
jetzt noch einmal durch
den Beschluss des Bundesarbeitsgerichts
auf. Der liegt noch
unternehmen [!] VERANTWORTEN 21
nicht schriftlich vor, sondern lediglich
eine erste Pressemitteilung,
die aber noch keine konkreten
Aussagen enthält, wie Betriebe
die Länge der beruflichen
Tätigkeit über die Überstunden
und Wochenendarbeitszeit hinaus
regeln sollen.
Wie sollten Geschäftsführungen
sich jetzt also vorbereiten?
„Man sollte nicht in Panik
verfallen, aber wir halten es für
sehr sinnvoll, nicht abzuwarten,
denn die Pflicht besteht ja heute
schon“, rät Reinmar Hagner.
Der Fachanwalt für Arbeitsrecht
in der Kanzlei Sonntag &
Partner weist darauf hin, dass
zwar Verstöße gegen das Arbeitsstättengesetz
– hierauf beruht
die Zeiterfassungspflicht –
erst bei Zuwiderhandlung gegen
konkrete Anordnungen der
Behörde „bußgeldbedroht“
sind, ein „erhebliches Bußgeldrisiko“
besteht aber bei Verstößen
gegen das Arbeitszeitgesetz.
„Die Arbeitnehmer müssen
das Arbeitszeitgesetz einhalten
und die Arbeitgeber
müssen das kontrollieren und
sich gesetzestreu verhalten, um
kein Bußgeld zu riskieren“, erklärt
Hagner.
Das Risiko für ein Bußgeld allein
wegen einer bloßen fehlenden
Arbeitszeiterfassung sei in
diesem Fall zwar eher noch gering.
„Wir sehen aber trotzdem
ein dringendes Handlungsbedarf,
um nicht mit dem Arbeitszeitgesetz
in Konflikt zu kommen.
Schon bisher mussten alle
Arbeitszeiten über acht Stunden
erfasst werden, also die Überstunden.“
Von daher sei es sowieso
wichtig, eine Arbeitszeiterfassung
zu haben, um nachzuweisen,
dass es keine Verstöße
gab.
Bei der Art der Umsetzung
dürfe man sich aber vorläufig
In welcher Form die Arbeitszeit erfasst wird, ist bislang nicht
entscheidend.
Foto: © fgnopporn/adobe.stock.com
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22
VERANTWORTEN unternehmen [!]
Bundesregierung ist in der Pflicht
Egal, ob im Homeoffice oder im Büro: die Arbeitszeit muss erfasst werden.
Der Europäische Gerichtshof
hat bereits im Mai 2019
mit einem Urteil rechtliche
Standards geschaffen, die Arbeitgeber
dazu verpflichten,
die volle Arbeitszeit ihrer Beschäftigten
systematisch zu
erfassen. Die Bundesregierung
blieb danach erstmal untätig
und änderte das deutsche Arbeitszeitgesetz
nicht. Die Ampelkoalition
wollte das Thema
in diesem Jahr noch einmal angehen
und die Pflicht zur Dokumentation
der Arbeitszeit
deutlich schärfer regeln. Das
scheiterte aber an der FDP, die
sich mit der Argumentation,
die genaue Erfassung wäre „in
der Praxis nicht umzusetzen“,
gegen die Neuregelung stellte.
FOTO: © VIDEOFLOW/ADOBE.STOCK.COM
zunächst einmal mit einfachen
Mitteln, etwa Stundenzetteln,
behelfen. Hauptsache, die tatsächliche
Arbeitszeit könne im
Zweifelsfall überprüft werden:
„Was definitiv zu tun ist, um den
Nachweis zu führen, etwa elektronisch
oder revisionssicher,
das wissen sie frühestens, wenn
die Entscheidungsgründe vorliegen.“
Maximal zehn Stunden am
Tag
Der Jurist rät weiter, im Bereich
der Vertrauensarbeitszeit genau
hinzuschauen, welche Tätigkeiten
kritisch im Hinblick
auf das Arbeitszeitgesetz sind,
„und man sollte die Mitarbeiterschaft
vor der Zeiterfassung
darauf hinweisen und sensibilisieren,
was sie zu beachten haben.“
Grundsätzlich gilt unter
anderem, dass nicht mehr als
zehn Stunden am Tag gearbeitet
werden darf, Pausenzeiten
und eine Ruhezeit von mindestens
elf Stunden eingehalten
werden.
Was hier relativ simpel erscheint,
kann bei Tätigkeiten
im Ausland, im Homeoffice
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dern und App arbeitende System kann zudem
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QPortier und das Arbeitszeitgesetz
Die Zeiterfassung per App oder Transponder
liefert alle Daten, welche am Monatsende
zur Lohnabrechnung benötigt
werden. Auch viele Sonderfälle wie Ur-
Die App zeigt
anwesende Kollegen
und erlaubt die
Zeitbuchung online
auch von unterwegs
und im Homeoffice.
Foto: PebaQ
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laub, Krankheit oder Kurzarbeit sind abgedeckt.
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Hinblick auf die gesetzliche Lage neue Wege.
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Gestaltung von Pausen erfordern, ist es
falsch die vorgeschriebenen Pausen pauschal
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Anforderungen: Die Software zeigt an, wenn etwas
nicht passt, worauf dieser im Lohnbüro eine
Zeitkorrektur beantragt.
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23
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Zeiterfassungs-Lösung.
Jedes Unternehmen hat andere
Anforderungen. Betriebliche Sondervereinbarungen,
Schichtbetrieb,
verschiedene Arbeitszeitverträge,
Jobsharing, Gleitzeitkonten
sind nur einige der Themen, die
beachtet werden müssen. Ganz
abgesehen davon, dass die Einhaltung gesetzlicher
Vorgaben wie Mindestpausen, die
DSGVO oder ab 1. Januar die Einführung der
elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
(eAU) zu Grunde liegen. Da ist ein flexibles
System, das individuell und branchenunabhängig
auf die jeweilige Unternehmensstruktur
angepasst werden kann, die richtige
Lösung.
Effiziente Personalplanung und Workflow
In der aktuellen Situation zeigt sich, dass Unternehmen
mit einem höheren Digitalisierungsgrad
Krisen besser meistern können.
Dies gilt insbesondere auch im HR-Bereich.
Arbeitszeiten, Projektzeiten, Urlaubsanträge
lassen sich digital, effizient und zeitersparend
mit AVERO ® erfassen. Über den Employee
Self Service (ESS) können die Mitarbeiter ihre
Zeitjournale einsehen, ihr tägliches Menü vorbestellen
und mit nur wenigen Klicks elektronische
Urlaubsanträge oder Dienstreisen bei
ihren Vorgesetzten einreichen. Für eine optimale
Personalplanung lassen sich Schichtund
Einsatzpläne in der Zeitwirtschaft übersichtlich
und transparent darstellen. Für die
Erfassung der Arbeitszeit gibt es eine Vielzahl
an Möglichkeiten, wie ein klassisches Zeiterfassungsterminal,
Webclient oder auf einem
mobilen Endgerät. Für eine einfache und
schnelle Datenübergabe der Lohn- und Gehaltsdaten
an ein Lohnprogramm stehen alle
gängigen Lohnschnittstellen (LOGA, Datev,
Paisy, Lexware, SAP etc.) zur Verfügung.
Zutrittskontrolle und weitere Module
Neben der kompletten Zeiterfassung kann
AVERO ® um Module wie Besuchermanagement,
Projekt- oder Betriebsdatenerfassung
und Zutrittskontrolle erweitert werden. Gerade
während einer Pandemie ist es wichtiger
denn je, ihr Unternehmen vor unberechtigten
Zutritten zu schützen und Mitarbeitern und
Besuchern individuelle zeitliche und örtliche
Zutrittsberechtigungen zuzuordnen. Das Zutrittssystem
kann entweder autonom oder
kombiniert mit der AVERO ® Personalzeiterfassung
eingesetzt werden. Beide Systeme
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online und in Echtzeit. Bei allen Modulen werden
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25
MomoZeit: die „Grauen Herren“ überlisten
Das Ulmer Unternehmen ProntoWeb startete
2015 mit der Entwicklung einer digitalen Zeiterfassung.
Diese wird seitdem ständig den aktuellen
Gegebenheiten angepasst.
Digitale Zeiterfassung sei kompliziert zu handhaben,
würde die unternehmenstypischen Erfordernisse
nicht abdecken und wäre dann auch
noch kostspielig. Dies oder Ähnliches hört man
bei ProntoWeb, dem Entwickler der Online-Arbeitszeiterfassung
MomoZeit, immer wieder.
ProntoWeb-Geschäftsführer Otto Figel kann
das jedoch leicht widerlegen: Egal ob am Desktop,
Laptop, Smartphone oder mobilen Terminal,
mit nur einem Klick kann an- und abgestempelt
oder Urlaub beantragt werden. Das Erfassen
von Projektzeiten ist ebenso kinderleicht
wie das Erstellen von Auswertungen. Kein lästiges
Einsammeln von manuell erstellten Stundenaufschrieben,
kein Hinterhertelefonieren
bei Unklarheiten, keine unleidigen manuellen
Monatsabschlussarbeiten, um die Lohnabrechnung
fristgerecht fertigstellen zu können. Denn
diese Arbeit erleichtert die DATEV-Schnittstelle
ungemein.
Bei so viel Effizienz, zerfallen die „Grauen Herren“
zu Staub. Zeit und Geld spielen, aufgrund
der aktuellen wirtschaftlichen Lage, eine immer
Mitarbeiter am Terminal der Zeiterfassung.
Foto: Datafox
größere Rolle, deshalb sollte jedes Unternehmen
Mut zur Digitalisierung aufbringen. Untermauert
wird der Einspar-Effekt laut Figel durch
eine überzeugende, jedem online zugängige,
Amortisationsrechnung. Außerdem verweist
der Geschäftsführer auf Fördermöglichkeiten
durch Bund und Länder.
MomoZeit: Die objektive, verlässliche
Arbeitszeiterfassung
Ein weiterer wichtiger Punkt führt laut Otto Figel
bei Interessenten immer wieder zu Fragen: sensible,
personenbezogene Informationen und
der Datenschutz. Hierzu weiß der Geschäftsführer,
dass sämtliche Daten in Deutschland
DSGVO-konform gespeichert werden.
A propos Gesetzeslage: Mit MomoZeit erfüllt jedes
Unternehmen die bereits bestehenden, gesetzlichen
Erfordernisse zur “objektiven, verlässlichen
und zugänglichen Arbeitszeiterfassung”.
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dem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums
vom Februar 2022, die Manipulationssicherheit
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Früher mit Lochkarte,
heute mit Chip: Die
Arbeitszeiterfassung hat
eine lange Tradition.
Zur Person
Reinmar Hagner
ist seit 2004 als
Rechtsanwalt mit
den Schwerpunkten
Arbeitsrecht sowie
Handels- und Gesellschaftsrecht
tätig.
Unter anderem berät
und vertritt er Arbeitgeber
bei der Begründung
und Beendigung
von Arbeitsverhältnissen.
oder auf Geschäftsreisen zu einer
komplizierten Angelegenheit werden.
„Bei der Arbeitszeiterfassung
werden natürlich auch personenbezogene
Daten erhoben und das
muss unter Einhaltung der Datenschutzgesetze
geschehen, also datenschutzkonform“,
ergänzt Hagner,
der noch darauf hinweist, dass
auch die Angestellten sich an das
Arbeitszeitgesetz zu halten haben.
Wenn sie etwa länger tätig sein
würden als erlaubt, müssten auch
sie mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen
rechnen.
Bei vielen Betrieben ist die Arbeitszeiterfassung
aber bereits seit
Jahren Standard und gelebte Praxis,
beispielsweise bei Daimler Truck.
„Dazu nutzen die Beschäftigten
zum Beispiel Stempeluhren oder
die Möglichkeiten der digitalen
Zeiterfassung“, so der Hinweis aus
der Pressestelle. Das Unternehmen
halte sich dabei an die gesetzlichen
Vor der
Einführung der
Zeiterfassung sollte
man die Mitarbeiter
sensibilisieren.
Reinmar Hagner
Rechtsanwalt
Vorgaben und Rahmenbedingungen.
Die Regelung des Arbeitszeitgesetzes
gelte im Büro sowie beim
mobilen Arbeiten.
Für die Gewerkschaften jedenfalls
ist die Verpflichtung für alle
Unternehmen, eine Arbeitszeiterfassung
einzuführen, ein Segen. Die IG
Metall etwa begrüßt die Entscheidung:
„Sie ist geeignet, dazu beizutragen,
dass ausufernde Arbeitszeiten
eingedämmt werden und geleistete
Arbeit vollumfänglich vergütet
wird.“
Das Gesetz bedeute zudem „mitnichten
das Ende von Vertrauensarbeitszeit
und Homeoffice oder
mobiler Arbeit“. Dabei kritisiert
die Gewerkschaft die von Arbeitgeberseite
geäußerte „Fantasie“
der „ausnahmslosen Rückkehr der
Stechuhr“ als vollkommen abwegig:
„Mit digitalen Mitteln ist die
Zeiterfassung so einfach wie nie
zuvor.“[!] Wilfried Urbe
26
MACHEN unternehmen [!]
Netzwerk für
Nutzfahrzeug-Spezialisten
CNS Das Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben ist weit mehr als ein Unternehmertreff, der den
fachlichen Austausch pflegt. Den 55 Mitgliedern geht auch um Wissenstransfer mit den
Hochschulen und Kooperationen.
Die Ratefüchse in der legendären
„Was-binich“-Sendung
von Robert
Lembke hätten
sich bei Joachim Vogt als Gast
wohl die Zähne ausgebissen. Ja,
was ist er denn nun im Cluster
Nutzfahrzeuge Schwaben
(CNS)? Geschäftsführer? Geschäftsstellenleiter?
Manager?
Da muss er erst einmal selbst
überlegen bis zur salomonischen
Antwort: „Ich bin im
Cluster-Management.“ Auf freiberuflicher
Basis, aber in leitender
Position. Einfacher verhält
es sich da bei Heribert Großmann.
Der frühere Geschäftsführer
der Hermann Bantleon
GmbH (Ulm) fungiert im als
Verein organisierten Cluster
ganz offiziell als Vorstandsvorsitzender
und darf sich, anglizistisch
ausgedrückt, ebenso als
Chairman ausweisen.
Beide sind sie noch relativ
neu beim 2007 gegründeten
Verbund von Firmen und Unternehmen
aus der Nutzfahrzeugbranche,
dem Hersteller ebenso
angehören wie Zulieferer.
Beide haben sich vorgenommen,
die Mitgliederzahl von
derzeit 55 noch ein wenig nach
oben zu treiben. „70 wären
ideal“, sagt Großmann, „noch
mehr wiederum wären eher
schwierig.“ Das Einfädeln persönlicher
Kontakte würde
schwieriger, der Verein insgesamt
anonymer, ist damit
gemeint.
Das Cluster ist eine Einrichtung,
deren Aufgabe in erster
Linie im Netzwerken besteht
– sowohl untereinander als auch
mit andockfähigen wissenschaftlichen
Einrichtungen von
außerhalb. Konkret bestehen
Digitalisierung,
Sanktionen,
Fachkräftemangel:
Im Cluster kommt
das zur Sprache,
was die Experten
umtreibt.
enge Kontakte zur Universität
Ulm, zur Technischen Hochschule
Ulm und zur Hochschule
Neu-Ulm. Es beginnt mit persönlichen
Gesprächen der Entscheider
und endet in Kooperationen,
so lautet die Kurzformel
der Idee, die seit Gründertagen
über allem schwebt.
Der Impuls für die lose Plattform
ging seinerzeit vom badenwürttembergischen
Wirtschaftsministerium
aus. Der
Gründerkreis bestand überwiegend
aus den Großen der Branche
wie Liebherr, Iveco und
Evobus. Später stießen immer
mehr Mittelständler dazu und
damit vor allem Zulieferer. Seither
wird die Breite der Nutzund
Spezialfahrzeugbranche
besser abgebildet. „Schon mehrere
Kooperationen in unterschiedlichen
Projekten konnten
so auf den Weg gebracht werden“,
heißt es vom CNS. Einzelheiten
sind nicht zu erfahren.
Diskretion ist hier eine Arbeitsgrundlage.
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt,
erläutern Vogt
und Großmann im Gespräch, ist
der Wissenstransfer. Zum einen
aus dem wissenschaftlichen Bereich
in die Welt der Unternehmen
und Firmen, „aber auch
umgekehrt“, betont Vogt: „Die
Wissenschaftler sind durchaus
Die Zahl
der Mitglieder
könnte noch
steigen, 70
wären optimal.
Heribert Großmann
CNS-Vorstandsvorsitzender
FOTO: GENNADY PODDUBNY, J-MEL/ADOBE.STOCK.COM
unternehmen [!] MACHEN 27
Im Gespräch bleiben
interessiert an den Fragestellungen
und Problemen in der Wirtschaft.“
So unmittelbar wie es in
der Praxis zugeht, würden sie
das ansonsten kaum in Erfahrung
bringen können.
Was so in Gang käme, sei ein
Austausch auf höchstem Niveau.
Dabei gehe es oft um technische
Fragen, aber auch um andere
Themen, um Nachwuchsgewinnung
und ums Personalmanagement,
um die digitale
Transformation und um Cyber-
Sicherheit.
Deren Dringlichkeit verspüren
Vogt und Großmann derzeit
persönlich ganz hautnah. Das
CNS ist im Haus der Wirtschaft
der Ulmer IHK untergebracht,
die bekanntermaßen unlängst
einer Cyber-Attacke ausgesetzt
war. Das rüttelte beim CNS
nicht zuletzt die vereinsinterne
Kommunikation durcheinander.
Auch Wochen danach war etwa
noch kein E-Mail-Verkehr möglich.
Neben dem Corona-bedingten
zeitweiligen Aussetzen
von Präsenzveranstaltungen das
nächste Handicap, das belastet.
Denn die als Ersatz angesetzten
Hybridveranstaltungen seien lediglich
eine Notlösung. „Ihren
Vorträge und Austausch: Der fachliche Nutzwert steht beim
CNS im Vordergrund.
Die fünf Arbeitskreise
(AK) sind
die Herzkammern
des Clusters Nutzfahrzeuge
Schwaben.
Deren Themen
richten sich am Bedarf
der Teilnehmer
aus. Im AK Innovative
Konstruktion
geht es neben Konstruktions-
auch
um Berechnungsund
Erprobungsmethoden
mit Fokus
auf dem
Leichtbau. Der AK
Fahrzeugsystemtechnik
beschäftigt
sich mit Systemsteuerung,
Umgebungserfassung
und um Antriebstechniken
bei Nutzund
Spezialfahrzeugen.
Im AK
Nachwuchs-Ausbildung-Personal
wird über Nachwuchsgewinnung,
Personalqualifizierung
und Mitarbeiterbindung
gesprochen.
Unternehmensmarketing,
Innovationsmanagement
und Branding
sind Themen im AK
Initiative Zukunft.
Fragen der Digitalisierung
von Arbeits-,
Produktions-,
Logistik- oder
auch Kommunikationsprozessen
stellt sich der AK
Digitale Transformation.
FOTO: CNS
ganzen Nutzen“, ist Großmann
überzeugt, „entfalten Veranstaltungen
nur, wenn die Akteure
persönlich präsent sind.“
Die fünf fachorientierten Arbeitskreise
bilden das Herzstück
des Clusters. Die beiden
Cluster-Chefs sind, egal ob auf
wichtigen Fachmessen oder bei
Besuchen von Mitgliedsfirmen,
als Themen-Scouts unterwegs
und als solche auf der Suche
nach Ideen für Veranstaltungen.
Vogt, außerdem Geschäftsführer
des Ulmer Ingenieur- und
IT-Dienstleisters Confitech und
studierter Ingenieur, hebt deren
Exklusivität hervor: „Das, was
wir anbieten, bietet in der Region
sonst niemand.“ Derzeit in
der Programmplanung seien
etwa Sanktionslisten-Management,
das Thema Kleben und
die verschärften Compliance-
Regelungen.
Die Maxime ist:
Hauptsache,
wir können den
Betrieb am Laufen
halten.
Heribert Großmann
Vorstandsvorsitzender
Wer dicht an den Unternehmen
dran ist, erhält Einblick in
deren aktuelle Problemlagen.
Der Elektronikbereich, sagt
Vogt, laboriere nach wie vor an
den unterbrochenen Lieferketten,
vor allem mit China. Zeitgleich
zu den Lockdowns dort
seien die Container-Frachtkosten
schier durch die Decke geschossen.
Ebenso massierten
sich in Deutschland die Probleme
beim Lkw-Transport in Folge
von Fahrermangel.
Großmann beobachtet
als Reaktion darauf
längst einen verstärkten
Rückbezug auf europäische
Lieferanten. Für mehr Liefersicherheit
– „heute Punkt
eins“ – seien die Einkäufer in
Unternehmen sogar bereit, etwas
höhere Preise in Kauf zu
nehmen. Bei ihnen gelte immer
mehr die Maxime: „Hauptsache,
wir können den Betrieb am Laufen
halten.“[!] Thomas Vogel
28
SPEZIAL unternehmen [!]
Smart in der
Provinz
Industriebau Nachhaltiges, smartes Bauen
geht überall. Der Wasserzähler-Hersteller
Lorenz in Ingstetten macht es vor. Um die
Energieversorgung zu sichern, muss diese
Herangehensweise Standard werden.
Nachhaltigkeit und klimaneutrales
Bauen,
das geht mit „Smart
Building“. Aber was ist
das? Fangen wir mal ganz von
vorne an. Michael Bosch liefert
eine Definition: „Smart Buildings
sind sinnvoll automatisierte,
intelligente, hochgradig
energieeffiziente und nachhaltige
sowie mit ihrer ökologischen,
ökonomischen und technologischen
Umgebung intelligent
vernetzte Gebäude, die dem
Nutzer ein Höchstmaß an Komfort
sowie Nutzungsqualität ermöglichen
und einen positiven
Beitrag zum Umwelt-, insbesondere
auch Klimaschutz und damit
für die Zukunft der Menschheit
leisten.“
Bosch forscht und lehrt an
der Hochschule Albstadt-Sigmaringen,
wo es den Studiengang
„Smart Building Engineering
and Management“ gibt. Das
derzeit mit Abstand wichtigste
kommt in Boschs Definition am
Schluss: der positive Beitrag zur
Umwelt- und zum Klimaschutz.
Denn beim Planen und Bauen
von Lager- oder Produktionshallen
geht es derzeit vor allem
darum, wo die möglichst klima-
neutrale Energie herkommt und
wie sie am besten eingesetzt
werden kann.
Denn klar ist: Der Strombedarf
wird weiter steigen, sagt
Bosch, nicht nur wegen der immer
zahlreicher werdenden
E-Autos. Ein „fundamentaler
Technologiewechsel“ sei nötig,
weg von fossilen Brennstoffen.
Immobilien-Experte Bosch setzt
vor allem auf erneuerbare Energien
und hier vor allem auf Photovoltaik
(PV). „Der Ökostrom
muss irgendwo herkommen“, in
Deutschland gebe es reichlich
freie Dachflächen.
Leere Dächer nutzen
In ganz Deutschland? Nein,
knapp 70 Kilometer nordöstlich
von Boschs Hochschule, im
Schelklinger Teilort Ingstetten,
ist kein Platz mehr. Beim Wasserzähler-Hersteller
Lorenz
sind die Dächer picke-packe
voll: Gut 570 Kilowatt-Peak
schaffen alle Module zusammen,
das ist reichlich. „Wir sind in die
Vollen gegangen, mehr geht
nicht“, sagt Lorenz-Geschäftsführer
Wilhelm Mauß. Von der
– mehr theoretischen Spitzenleistung
bei optimalen Bedin-
Der Industriebau
als Kraftwerk.
Foto: © ZinetronN/
adobe.stock.com.
Der Ökostrom
muss irgendwo
herkommen. Wir
haben reichlich
freie Dachflächen.
Michael Bosch
Hochschule Albstadt-Sigmaringen
unternehmen [!] SPEZIAL 29
Zur Person
Michael Bosch ist
gelernter Bank- und
promovierter Diplomkaufmann
und
seit über 30 Jahren
in der Immobilienwirtschaft
tätig. Seit
1999 ist er Professor
für allgemeine BWL,
Immobilienwirtschaft
und Facility-
Management.
gungen – braucht Mauß höchstens
120 Kilowatt für sein Unternehmen,
„den Rest wollen
wir einspeisen“. Wollen? Die
Anlage ist seit Monaten fertig,
der Probelauf war erfolgreich.
Was fehlt, sind nötige Genehmigungen
und Verträge mit dem
Energieversorger.
Mauß könnte sich dazu in
Rage reden, hofft aber lieber auf
Einsicht. Zuletzt kam Bewegung
in das Ganze, auch wegen der
möglichen Leistung von Mauß‘
Kraftwerk auf den Dächern seines
Unternehmens. Die kann
man gut brauchen, angesichts
von Gasknappheit und Stromengpass.
Und zwar schnell, sagt
Michael Bosch. Der Umbau auf
Wir sind
mit unserer
PV-Anlage in die
Vollen gegangen.
Mehr geht nicht.
Wilhelm Mauß
Lorenz
PV und auch Windkraft könne
gar nicht zügig genug vorankommen.
Wenn alle geeigneten
Dachflächen mit PV-Anlagen
belegt würden, hätte das Land
eine Sorge weniger. Bosch fordert
nicht nur ein Umdenken in
der Politik, auch in der Immobilienwirtschaft:
„Die Immobilienbranche
wird zur Kraftwerkindustrie.“
Nachhaltig und klimaneutral
bauen geht aber nicht nur mit
PV-Anlagen auf dem Dach. Eine
große, vielleicht die größte Rolle
spielt die Digitalisierung, die
aber nie allein, sondern immer
im Kontext gesehen werden
müsse, sagt Bosch. Die Digitalisierung
sieht er als ein „Werkzeug,
ein Diener der Nachhaltigkeitsziele“.
Etwa in der Raumautomation:
Fenster aufreißen
und nach draußen heizen, das
gehe nicht mehr. Heizungs- und
Belüftungsregelung, all das
übernimmt die digitale Steuerung,
die so massiv beim Einsparen
von Energie hilft. Denn eins
ist Bosch klar: Wenn nichts passiert,
„laufen wir auf eine gigantische
Energielücke zu“. Es
brauche also gute Ideen und zügige
Umsetzung, das sei „smart“.
Smart heiße nicht nur Digitalisierung
und IT, „sondern auch
klug, clever, schlau und nachhaltig“.
In der Provinz in Ingstetten
ist das schon angekommen,
und wer Lorenz-Chef Wilhelm
Mauß zuhört, merkt, dass in
smart auch viel von gesundem
und verantwortungsvollem
Menschenverstand steckt. Denn
nicht nur beim Strom setzt
Mauß auf erneuerbare Energie
und Nähe, auch bei der Wärme.
Die kommt seit einigen Jahren
aus einer benachbarten Biogasanlage.
Deren Betreiber seien
auf ihn zugekommen. Sie hätten
Abwärme übrig, ob die Firma
Lorenz die brauchen könne?
Konnte sie.
Biogasanlage liefert Wärme
Mauß hat damals nicht lange
überlegt und eine 400 Meter
lange Nahwärmeleitung legen
lassen, seitdem werden Hallen
und Büros mit Abwärme aus der
Biogasanlage beheizt. Und wenn
es mal so richtig knackig kalt
wird, gibt es noch eine moderne
Holzheizung, die Mauß aber
nur „in den Frostwochen im Februar“
braucht und mit Holz aus
der Umgebung befeuert wird.
Das alles passt gut in das Firmenkonzept,
in der Nachhaltigkeit,
Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft
eine große Rolle
30
SPEZIAL unternehmen [!]
Smarte Sanierung
spielen. Für die Anstrengungen erhielt
das Unternehmen vor zwei Jahren
vom Bundesumweltministerium
und dem Bundesverband der Deutschen
Industrie den Deutschen Innovationspreis.
Dass dabei auch der Preis stimmen
muss, weiß auch Mauß. Wirtschaftlich
muss das ganze sein, sonst
sei das für viele Unternehmer nicht
interessant, sagt auch Bosch. Vor allem
bei großen Unternehmen, die
nicht familiengeführt sind, schauen
die angestellten Manager auf die
Zahlen und die Bilanz. Aber auch
dort setzen sich Umwelt- und Klimaschutz
langsam durch. Bosch berichtet
von einer großen deutschen
Bank, die die Büros für ihre Mitarbeiter
nur noch in zertifizierten und
damit nach bestimmten Kriterien
gebauten Immobilien anmietet.
Sonst widersprächen sich auch Realität
und Außenwerbung.
Auch in großen
Unternehmen
setzt sich der
Umweltschutz
langsam durch.
Michael Bosch
Hochschule Albstadt-Sigmaringen
Eine App reicht nicht, um smarte Gebäude zu steuern.
Auch im Bestand steckt Potenzial.
Denn nicht nur neue
Gebäude können „smart Buildings“
sein, auch alte können
es werden. Die umfassende,
digital gestützte Sanierung
von vorhandenen Hallen und
Gebäuden sei in vielen Fällen
sogar kostengünstiger als ein
Neubau, sagt Michael Bosch
Foto: © Jackie Niam/adobe.stock.com
von der Hochschule Albstadt-
Sigmaringen. Zudem falle bei
einer Sanierung weniger CO 2
an als bei einem Neubau, weil
weniger Baumaterial nötig sei
und der massiv CO 2
freisetzende
Abbruch entfalle. Allerdings
komme die Sanierung
von Altgebäuden immer dann
an ihre Grenzen, wenn Produktionsmittel,
meist also Maschinen,
nicht bedarfsgerecht
aufgestellt werden können,
gibt Bosch zu bedenken. Betrieben
werden die smarten
Firmengebäude dann, egal ob
saniert oder neu, auch von
Wirtschaftsingenieuren, die
Bosch und seine Kollegen ausbilden.
Auch für Lorenz und Wilhelm
Mauß geht es weiter, auch wenn die
Dächer voll sind mit PV-Anlagen.
Zwei Windkraftanlagen mit je 12 Kilowatt
Maximalleistung sind in Planung,
auf dem Firmengelände, „vom
Dorf abgewandt“. Das Genehmigungsverfahren
zieht sich, die Behörden
zieren sich, aber Mauß bleibt
dran. Der Wind-Strom soll den Lorenz-Eigenbedarf
vor allem bei Dunkelheit
sichern, der Rest komme ins
Netz für alle. Da ist Michael Bosch
ganz bei ihm: „PV, Windkraft, wir
brauchen alles.“ [!] Peter Buyer
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32
LEBEN unternehmen [!]
Eins sein mit dem Bogen.
Konzentration, Ruhe und
Hartnäckigkeit sind nötig,
um beim Bogenschießen
sportlich erfolgreich zu sein.
Das Ziel
immer im Blick
Die private Seite Karl-Heinz Raguse bringt im Beruf Menschen
zusammen. Bei seiner Leidenschaft, dem Bogenschießen, gilt es
Material, Technik und mentale Stärke übereinzubringen. Dass ihm
das gelingt, zeigen seine sportlichen Erfolge.
FOTOS: MARC HÖRGER
Die innere Ruhe zu finden,
sei die große Herausforderung.
„Nur
wenn ich absolut fokussiert
bin, stimmt alles.“ Alles,
dazu gehören ein komplexer, immer
gleicher Bewegungsablauf,
ein gut justierter Sportbogen
und entsprechend optimale
Pfeile. Die stellt Karl-Heinz Raguse
aus verschiedenen Komponenten
selbst her. „Dann weiß
ich, dass die Qualität stimmt.“
Als Geschäftsführer von Raguse
& Partner vernetzt er Unternehmen,
ist kommunikativ,
voller Ideen, er initiiert Projekte
und treibt sie voran, aber ein
Teamplayer ist er nicht. „Deshalb
passt Bogenschießen gut zu
mir“, sagt Raguse. „Wenn es darum
geht, idealerweise den 10er-
Punkt auf der Scheibe zu treffen,
bin ich an der Schießlinie
ganz bei mir und kann allein entscheiden.“
Kontakt zu anderen
Sportlern habe er allenfalls im
direkten Leistungsvergleich mit
einem Wettbewerber, aber das
sporne ihn an. „Es ist kein Teamsport,
auch wenn ich mit meiner
Leistung Teil des Teams bin,
das die Bibertaler Bogenschützen
bei Meisterschaften vertritt.“
Für die Mannschaft ist er
ausgesprochen erfolgreich,
denn er wurde bereits drei Mal
Bayerischer Meister.
Ein Teamplayer
bin ich nicht.
Deshalb passt
Bogenschießen gut
zu mir.
Karl-Heinz Raguse
BVMW
Bei den Wettbewerben im
Freien ist die Anforderung das
Schießen aus einer Distanz von
50 Metern, in der Halle sind es
18 Meter, jeweils mit einem Zuggewicht
von 23,5 Kilogramm
und einer Pfeilgeschwindigkeit
von 320 Kilometer pro Stunde.
Das erfordert regelmäßige Trainingseinheiten
mit 100 Pfeilen,
mindestens einmal pro Woche.
Hinzu kommt gelegentliches
Krafttraining, regelmäßiges
Radfahren und vor allem beim
33
Bei den Pfeilen überlässt Karl-Heinz Raguse nichts dem Zufall und stellt sie selbst her.
Outdoor-Bogenschießen, der
souveräne Umgang mit Wind,
Hitze, Sonne, Regen und den
Umgebungsgeräuschen.
„Ist man allein auf dem Platz,
ist Bogenschießen ein absolut
lautloser, fast archaischer
Sport“, schwärmt Raguse. „In
den USA wird mit Pfeil und Bogen
gejagt, und mit einem Blankbogen
könnte ich mir das durchaus
vorstellen“. Blankbögen sind
einfache Bögen ohne Stabilisatoren
und Visiere. „Damit
schießt man intuitiv.“ Das sei
eine besondere Erfahrung und
nicht zu vergleichen mit den
Compound Bögen, die als High-
Tech-Sportgeräte mit ihrer komplexen
Technik im Sport zum
Einsatz kommen. „Bei diesen
Bögen ist die Präzision eine Frage
des Materials“, erklärt Raguse.
Eine elektronische Unterstützung
gebe es nicht. „Alles
andere ist Talent, learning by
doing, ein hohes Maß an Disziplin,
Zielorientierung und die
Hartnäckigkeit, den Bewegungsablauf
und den sicheren Stand
immer weiter zu optimieren.“
Ob es dem Sportler letztendlich
gelinge, abzuschalten und die
Zur Person
Karl-Heinz Raguse ist Geschäftsführer
von Raguse &
Partner, der regionalen Repräsentanz
des Bundesverband
mittelständische
Wirtschaft – Unternehmerverband
Deutschlands
(BVMW). In dieser Funktion
organisiert sein Unternehmen
zahlreiche unternehmerische
Aktivitäten, vernetzt
regional, national und
international, und initiiert
und unterstützt zukunftsorientierte
Projekte. 2019
fand der von Raguse &
Partner veranstaltete Unternehmertag
Ulm zum 20.
Mal statt. Weitere Projekte
sind etwa die Ausbildungsaktion
schoolmeetsdonautal,
die Initiative Donautal
Connect, das Projekt KI
Schwaben, ein Forum für
Künstliche Intelligenz, sowie
die Initiative RoC Regeln
ohne Chaos – ein
wichtiges Thema für den
Mittelstand.
innere und äußere Balance zu
finden, zeige sich dann an den
Treffern. „Erfolgserlebnis und
Frust liegen nah beieinander.“
Raguse war zunächst im Biberacher
Schützenverein aktiv,
wechselte dann zur Königlich
Privilegierten Schützengesellschaft
in Reutti, später in den
Schützenverein Burlafingen. Damals
vertrat er die Vereine bei
Der Erfolg
erfordert
Hartnäckigkeit
und mentale
Stärke.
Wettbewerben auch in der Disziplin
Kurzwaffe. Die Antwort
auf die Frage, warum er zum Bogenschießen
wechselte, kommt
ohne großes Nachdenken: „Es
ist ein ausgleichender Sport, weniger
hektisch und der Erfolg erfordert
mentale Stärke und
Hartnäckigkeit – genau das, was
ich bei meiner Arbeit täglich
brauche.“ [!]
Sigrid Balke
0 7 3 1 - 9 6 8 9 6 - 0
spezial
34
SPEZIAL unternehmen [!]
Neu-Ulm
Porträt
Fit
für die
Zukunft
Entwicklung Der Wirtschaftsraum Neu-Ulm
lockt internationale Konzerne. Dienstleister
und IT-Unternehmen geben dem Standort
neue Impulse – und über die Lebensader
B10 fließt der Verkehr wieder zügig.
Gut vernetzt ins Umland
Klar ist: Der Standort Neu-Ulm
bietet durch seine weitverzweigte
Vernetzung ins ebenso
produktionsstarke Umland mit
dem Landkreis Neu-Ulm und
der Wirtschaftsregion Ulm
deutliche Anreize für Betriebe.
Nicht zuletzt bietet die Anbindung
an die von Ost nach West
verlaufende Bundesautobahn 8
sowie an die A7, die den Süden
mit dem hohen Norden verbindet,
einen kostbaren Standortvorteil.
Eine wichtige Lebensader
der Region ist auch die
Bundesstraße 10, auf der nun
durch neue Trassenführungen
die Kreisverkehre entlastet werden
konnten.
Früher waren Staus an diesen
Nadelöhren an der Tagesordnung
und pures Gift für die Logistik
einer Region, für deren
Wachstum sowie die Planungssicherheit
der Unternehmen.
Entlang dieser Verbindung haben
die Branchenriesen Amazon
und DHL vor kurzem neue Logistik-Verteilzentren
eingerichtet.
Die Spedition Harder hat im
Stadtteil Nersingen eine neue
Container-Halle erstellt und
auch der US-amerikanische Autohersteller
Tesla hat sich den
Standort Neu-Ulm für ein neuwww.swp-unternehmen.de
Die sind bequem, sicher
und stehen für viele
Menschen für eine erholsame
Urlaubsreise.
Die Reisebusse der Marke Setra
sind auf der ganzen Welt unterwegs
und stehen so auch als
Symbol für die Internationalität
des Wirtschaftsstandortes Neu-
Ulm. Doch nicht nur die Luxusbusse
der zur Daimler Truck gehörenden
Evobus GmbH – mit
über 3500 Beschäftigen der
größte Arbeitgeber in der Region
– tragen die Stärken des Industriezentrums
weit über die
Grenzen der bayerischen Kreisstadt
hinaus. Denn mit Unternehmen
wie dem Autozulieferer
Dana, dem Dichtungsexperten
Reinz, der Honold Logistik
Gruppe, dem im Holzhandel aktiven
Carl Götz sowie Fruchthof
Kurt Nagel und Lebkuchen
Weiss stehen viele weitere
klangvolle Namen auf der Unternehmensliste.
Es versteht sich von selbst,
dass an dieser Stelle aufgrund
der Vielzahl an renommierten
Unternehmen und dem vielseitigen
Branchenmix nur ein
Bruchteil der Betriebe genannt
werden kann. Fakt ist, dass sie
alle zum Erfolg des insgesamt
8000 Hektar großen bayerischen
Standortes beitragen.
Zahlreiche Unternehmen aus
dem Metall- und Maschinenbau,
der Logistik und des Großhandels
sind seit vielen Jahren auf
den 482 Hektar umfassenden Industrie-
und Gewerbeflächen
angesiedelt – und es werden immer
mehr. Die Anzahl der Beschäftigten
in der Region wächst
kontinuierlich.
unternehmen [!] SPEZIAL 35
es Auslieferzentrum ausgesucht.
Die Mietpreise für ein gewerblich
genutztes Büro-Hochhaus
lagen im Jahr 2020 zwischen 12
und 15 Euro pro Quadratmeter,
für Produktionshallen zwischen
3,70 und 5,80 Euro.
Kai Brauchle, seit September
dieses Jahres neuer Wirtschaftsbeauftragter
der Stadt Neu-Ulm,
sieht die Vorteile des Standortes
jedoch nicht nur in Lage und
Infrastruktur verankert, sondern
ganz wesentlich auch in
der Nähe zur hier ansässigen
Forschung und Entwicklung,
etwa durch die Hochschule
Neu-Ulm (HNU).
Standort wandelt sich
Mit dem Starkfeld ist im Südosten
der Stadt bereits in den 90er-
Jahren ein großer, leistungsfähiger
Wirtschaftsraum entstanden.
Er ist ein weithin sichtbarer
Beweis dafür, wie sich der
Standort seit geraumer
Zeit wandelt – von einem
überwiegend
durch Produktion
gekennzeichneten
Industriegebiet
hin zu
einem Handelsstandort.
Viele
zum Teil großflächige
Einzelhandels-
und Dienstleistungsunternehmen
nutzen das Areal,
um zielorientiert zu
expandieren. Dank einer
umsichtigen Standortförderung
wuchs das Gebiet an der Bahnlinie
nach München zu einem
lebendigen Marktplatz.
Doch nichts wird dem Zufall
überlassen. Zu Beginn des Jahres
2000 wurde der Stadtentwicklungsverband
Ulm/Neu-
Ulm als grenzüberschreitende
Einrichtung zur Förderung der
Wir gratulieren der Stadt Neu-Ulm zum 150-jährigen Jubiläum
FOTOS: PIXABAY MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI
Turmstraße 53/1 • 89231 Neu-Ulm
Tel. 0731/81662
36
SPEZIAL unternehmen [!]
Zur Person
Kai Brauchle kümmert
sich seit drei
Monaten um die Förderung
des Wirtschaftsstandortes
Neu-Ulm. Zuvor war
der 45-Jährige für
die Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit
und Wirtschaftsförderung
der Stadt
Senden zuständig.
Im Rathaus ist er
Nachfolger von
Bernd Neidhart, der
über 25 Jahre den
Posten innehatte.
Wirtschaft ins Leben gerufen. Mit
ihm wollten die beiden Städte rechts
und links der Donau die negative
Konkurrenz in der Vergangenheit
überwinden, die Wettbewerbsfähigkeit
stärken und zur Sicherung von
Arbeitsplätzen vorhandene Flächenentwicklungspotentiale
nutzen
– quasi Hand in Hand. Zudem gehören
die Grundstücksvermittlung
und -vergabe sowie ein
gemeinsames Standortmarketing
zu den Kernaufgaben
der interkommunalen
Kooperation.
Klar, dass man sich offen
zeigt für neue Ideen
und innovative Produkte
und Dienstleistungen. Die Technologie-Förderungs-Unternehmen
GmbH TFU, das Gründer- und
Technologiezentrum der Region
Ulm/Neu-Ulm, soll die Türen zum
Standort öffnen und erste Schritte
leichter machen. Es bietet Beratung
in Gründungsfragen, Hilfestellung
Mit einer
interkommunalen
Kooperation negative
Konkurrenz
überwinden.
FOTO: LARS SCHWERDTFEGER
bei der Finanzierung und stellt
Räumlichkeiten bereit. Gründerinnen,
Gründer oder junge Unternehmen
erwartet ein flexibles Raumangebot
von etwa 8000 Quadratmetern
in drei Einrichtungen mit
Büro-, Labor- und Werkstattflächen,
möblierten Besprechungszimmern,
Präsentationstechniken und ein gemeinschaftliches
Infrastruktur- und
Serviceangebot. Lange Mietverpflichtungen
gibt es nicht.
Für Kai Brauchle ist ein
wesentlicher Faktor
für die weitere Entwicklung
des Standortes
die Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur:
„Die Edison Allee
ist ein strategisches Projekt zum
Ausbau des Dienstleistungssektors
mit den Schwerpunkten Informationstechnik,
Engineering und Gesundheitswesen.“
Hier im Stadtteil
Wiley sind unter anderem die Regionalgeschäftsstelle
der Industrieund
Handelskammer Schwaben und
Werden Sie Pate!
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Schülern zugänglich ist und zum Lesen einlädt.
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unternehmen [!] SPEZIAL 37
auch das Büro des Vereins „Wir
in Neu-Ulm.“ beheimatet.
Ein weiteres deutliches Zeichen,
dass sich der traditionsreiche
Produktionsstandort
durch innovative Unternehmen
aus den Bereichen Logistik,
Kommunikation und IT zu einem
zukunftsfähigen Allrounder-Zentrum
entwickelt, setzten
die Stadträtinnen und Stadträte
des Ausschusses für Finanzen,
Inneres und Bürgerdienste. Das
Gremium beauftragte bereits im
Frühjahr 2021 die Stadtverwaltung,
im Gebiet Wiley-Mitte einen
Standort für Unternehmen
aus dem Bereich Informationsund
Kommunikationstechnik zu
entwickeln.
Expansion geht weiter
„Die Nähe zur Hochschule sowie
zum Dienstleistungsstandort
Edison Allee ermöglichen
Synergieeffekte zwischen den
bestehenden und neuen Institutionen
und Unternehmen“,
heißt es in der entsprechenden
Sitzungsvorlage.
Weitere Standortvorteile seien
die guten Angebote des Öffentlichen
Personennahverkehrs
sowie die Nähe zu Freizeit- und
Erholungsangeboten. Doch
nicht nur an dieser Stelle steht
man in den Startlöchern. Für Kai
Brauchle ist ein weiterer Expansionsschritt
das mittelfristig geplante
Gebiet Schwaighofen-
Süd, wo künftig verstärkt über
Vergabekriterien die für die
Stadt interessanten Unternehmen
herausgefiltert würden.
All diese neuen Vorhaben
werden dazu führen, dass es
wohl in nicht allzu ferner Zukunft
noch viel mehr Unternehmen
geben wird, die mit ihren
Namen Reklame für ihren
Standort Neu-Ulm machen werden.
Weltweit.
Die Hochschule im Wiley macht Neu-Ulm auch für junge Leute
interessant.
Foto: HNU
Immer mehr Beschäftigte
Fertigstellung:
Q2 / 2023
LOGISTIKHALLE IN GÜNZBURG
DIREKT AN DER A8
Tausende Menschen pendeln nach Neu-Ulm.
Auch für Menschen
aus den angrenzenden
Landkreisen
wird Neu-
Ulm als Wirtschaftsstandort
immer attraktiver.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten
in der
Stadt ist von
23 497 im Jahr 2010
auf nunmehr
Foto: Honold
29 789 im Jahr
2020 gestiegen.
Davon waren etwa
9000 Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer
im verarbeitenden
Gewerbe
tätig, 3162
im Gesundheitsund
Sozialwesen
und 581 im Bereich
Information und
Kommunikation.
Rund 1300 Menschen
arbeiten in
der öffentlichen
Verwaltung oder
bei Versicherungen,
knapp über 1000
Bürgerinnen und
Bürger sind in erzieherischen
Berufen
aktiv oder unterrichten
an Schulen.
Im Jahr 2019
gab es insgesamt
22 290 Ein- und
18 480 Auspendler.
Das Grundstück liegt im Gewerbegebiet Deffingen
Süd unmittelbar an der A8, zwischen Stuttgart
und München, Anschlussstelle Günzburg.
Flächen noch verfügbar:
- 50.000 m 2 Logistikfläche
- 5.300 m 2 Mezzanin
- 1.700 m 2 Bürofläche
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Michelle Harris, Leitung Geschäftsfeld Logistik
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Die gute Verkehrsanbindung am Autobahnkreuz A7 und A8 zählt zu den großen Vorzügen des Standorts.
Foto: Lars Schwerdtfeger
Daumen hoch für den
Wirtschaftsstandort
Neu-Ulm. Denn eigentlich
standen die Zeichen
nach der Corona-Pandemie gut.
Sehr gut sogar. Ein gesunder
Branchenmix mit zunehmend
ausgeweiteten Angeboten im Logistik-
und Dienstleistungssektor
sind für Oliver Stipar bedeutende
Faktoren, die den Standort
Neu-Ulm auf ein stabiles Fundament
stellen.
Ein weiterer großer Pluspunkt
für die weitere Entwicklung ist
die enge Anbindung an die Bundesautobahnen
A7 und A8. „Auch
der Ausbau der Bahnstrecke
Stuttgart - Ulm - Augsburg wird
ein weiterer wesentlicher Impuls
für die Region sein und ihr noch
einmal einen deutlichen Schub
geben“, sagt der Regionalgeschäftsführer
der Industrie- und
Handelskammer Schwaben:
„Deshalb ist ein rascher Lückenschluss
dieser sogenannten Europamarginale
für unsere Region
von entscheidender Bedeutung.“
Gut gerüstet
für die Krise
Standort Ein guter Branchenmix, ein stabiles
Fundament und tiefe Verflechtungen nach
Ulm und ins produktionsstarke Umland,
gehören zu den Stärken Neu-Ulms. Eine
Analyse aus Sicht der IHK Schwaben.
Sobald die
Bedingungen
wieder stimmen,
werden die Firmen
durchstarten.
Oliver Stipar
IHK-Regionalgeschäftsführer
FOTO: IHK SCHWABEN
Große Unsicherheit
Also alles gut? Mitnichten. Die
Sorgenfalten sind auch in Neu-
Ulm tief. Durch den Krieg in der
Ukraine schießen die Rohstoffpreise
durch die Decke, die
Lieferketten sind stark angespannt.
Kaum ein Unternehmen
wagt eine Prognose.
Fast alle Betriebe in der
Region stellen sich aufgrund
der Entwicklung auf den
Energiemärkten auf einen deutlichen
Gegenwind ein. Es
herrscht Alarmstimmung.
Lediglich ein Blick auf die Arbeitsplatzstatistik
stimmt etwas
frohgemut: „Es zeichnet sich ab,
dass die Betriebe ihre Belegschaft
und somit ihre Fachkräfte
halten.“ Das zeigten auch die
Erfahrungen der vergangenen
Jahre. Es sei ja nicht die erst Krise,
mit der sich die Region auseinandersetzen
muss: „Sobald
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
wieder stimmen,
werden die Firmen in der Region
wieder zügig durchstarten“,
ist sich Oliver Stipar sicher.
Solide Strukturen
Neben dem breiten Branchenmix
ist der gut vernetzte Wirtschaftsstandort
auch durch die
Hochschulen und Universität,
Gründerzentren sowie den
Stadtentwicklungsverband oder
den Regionalverband Donau-Iller
gut gerüstet: „Es ist alles da.“
Die Zusammenarbeit über die
Landesgrenze hinweg ist eine
Selbstverständlichkeit für die
beiden Industrie- und Handelskammern
Ulm und Schwaben
und zeichne auch den Wirtschaftsraum
insgesamt aus. Oliver
Stipar: „Gemeinsam sind wir
stark.“ Und dann heißt es hoffentlich
schon bald wieder: Daumen
hoch für den Standort Neu-
Ulm. [!]
Stefan Loeffler
unternehmen [!] RESSORTAnzeige
39
Architektur als Ausdruck der Identität
Architektur ist Gestaltung und visuell erlebbar.
Sie setzt Zeichen, wird wahrgenommen
und löst beim Besucher, Nutzer, Betrachter
etwas aus. Gefällt mir das Gebäude? Fühle
ich mich wohl? Bietet es etwas Überraschendes?
Unternehmen können somit Architektur
als strategisches Instrument nutzen, um
ihre Firma, ihre Marke zu positionieren. Denn
indem sich die Wertewelt und Philosophie in
der Form, Gestaltung und Materialität von
Gebäude widerspiegeln, machen sie diese
unmittelbar für Mitarbeitende, Kunden und
Partner erleb- und spürbar.
Seit mehr als 50 Jahren begleiten Nething Architekten
Unternehmen in diesem Prozess und
entwerfen Gebäude mit eigenständigem Charakter.
Dafür entwickeln wir aus gestalterischen
Vorstellungen, baulichen Anforderungen
und kulturellen Zusammenhängen ein eindrucksvolles
Gesamtbild. Was unsere Gebäude
trotz ihrer Eigenheiten auszeichnet, ist ihr
gemeinsames Streben nach Ordnung und
Struktur. Damit schaffen wir Ruhepole inmitten
der Dynamik. In den letzten drei Jahren
durften wir zwei besondere Projekte für Unternehmen
der Region umsetzen.
Neues Forum für die Paul Hartmann AG direkt an der Brenz in Heidenheim
ortes – das Forum mit Betriebsrestaurant –
entstanden. Unser Entwurfsansatz für das
Forum war die Einbindung der Natur – gegeben
durch die direkte Lage an der Brenz. Zudem
betont die weich fließende, organische
Form des Gebäudes das Menschliche und Fürsorgliche
und symbolisiert damit die Leidenschaft
Hartmanns, dem Menschen zu dienen.
Seeberger – Farbe für das Donautal
Ein weiteres farbenfrohes Projekt war der Entwurf
und die Planung eines Multifunktionsge-
Paul Hartmann – Die Natur in die
Arbeitswelt holen
Den Standort aufwerten. Identifikation schaffen.
Das waren zentrale Fragestellungen an uns
bei der Neugestaltung des über 200 Jahre alten
Hauptstandortes der Paul Hartmann AG in
Heidenheim. Im ersten Schritt sind ein Bürogebäude
sowie der neue Mittelpunkt des Standbäudes
für Seeberger, das Kundenzentrum,
Shop, Café und Büroflächen auf verschiedenen
Ebenen zusammenbringt. Im Fassadenund
Farbkonzept wird das Zusammenspiel verschiedener
Funktionen und emotionaler
Komponenten nach außen hin sichtbar. Es
symbolisiert die Natürlichkeit der Produkte
und Marke sowie das stetige Wachstum des
Unternehmens. Bodenständig und fest verwurzelt
und zugleich weltoffen und ambitioniert.
Ganzheitliche Planung
Ob als Architekt mit dem Fokus auf Konzeption,
Entwurf und Architekturplanung oder als
Generalplaner – mit Überblick über alle Fachplanungsleistungen,
unser Nething Team entwickelt,
plant und realisiert souveräne Architektur
mit individuellem Charakter. Dabei ist es
unser Anspruch alle Facetten zusammenzubringen:
von den ökonomischen, zeitlichen wie
gestalterischen Vorstellungen und Bedürfnissen
des Bauherrn, über den Standort und seinen
Herausforderungen, bis zum eindrucksund
anspruchsvollen Design.
Das neue Kundenzentrum mit Shop, Café und Büroflächen für Seeberger im Ulmer Donautal
Fotos: Matthias Schmiedel
Nething Generalplaner GmbH
Standorte: Neu-Ulm, Günzburg, Berlin
www.nething.com
40
SPEZIAL unternehmen [!]
FOTOS. LIGHTSPRUCH/ADOBESTOCK.COM, VOLKMAR KÖNNEKE & MATTHIAS KESSLER
Das Magie-Theater von Zauberer Florian Zimmer (oben) und das Donaubad sind nur zwei der vielen
Freizeit-Angebote. Von der Attraktivität sollen auch der Handel und die Glacis-Galerie profitieren.
Hereinspaziert!
Lebensqualität Die Neu-Ulmer Sport- und Freizeitangebote
verdienen für Wida Maher eine glatte Eins. Durch neue Impulse
möchte die Citymanagerin auch den Einzelhandel beleben.
Lust auf einen Spaziergang?
Für Wida Maher ist das
noch immer die beste
Möglichkeit, die vielen
Sport- und Freizeitangebote von
Neu-Ulm kennenzulernen. „Wer
von Ulm über die Adenauer-Brücke
kommt, entdeckt sofort den
Orange Campus.“ Die neue Sportstätte
fördere den Basketball-
Nachwuchs und biete zudem
Platz für Fitness und Gastronomie.
„Gleich daneben liegt das
Donaubad und die Eislaufanlage.
Alles schön aufgereiht wie auf einer
Perlenschnur“, sagt die Citymanagerin.
Unterhaltung finde
man auch in der Ratiopharm-Arena,
in der Konzerte und Messen
stattfinden. Zudem gebe es in
Neu-Ulm das Florian Zimmer-
Theater, die DAV-Kletterwelt, die
Kartbahn „Ecodrom“, das Teamspiel-Erlebnis
„Face off“ sowie
eine der modernsten Lasertag-
Arenen in Süddeutschland.
Citymanagerin
Wida Maher.
Foto: Mark
Mollerus
Für Maher, die seit 20 Jahren in
Neu-Ulm lebt und seit kurzem
im Namen des Vereins Wir in
Neu-Ulm e.V. das Image der
Neu-Ulmer Innenstadt aufpoliert,
können Unternehmen
neue Arbeitskräfte mit gutem
Gewissen in die Wirtschaftsregion
auf der bayerischen Seite
der Donau locken: „Wir haben
ein weitverzweigtes Radwegenetz,
Vereine, Seen und Ausflugsangebote
in der nahen Umgebung
und sogar einen Golfplatz.“
Vielfältiges Angebot
Der große Pluspunkt für die
leidenschaftliche Radlerin:
„Neu-Ulm ist überschaubar
und alles ist gut zu erreichen.“
Für die Versorgung der Bürgerinnen
und Bürger stünden
drei Einkaufszentren zur Verfügung,
in der Wegener Straße,
im Starkfeld und in Bahnhofsnähe.
„Durch den Rückbau
des Ulmer Blautalcenters haben
wir in Neu-Ulm mit der
Glacis-Galerie nun das einzige
Shoppingzentrum dieser Art“,
sagt Citymanagerin Maher.
Mit zahlreichen Aktionen
wie verkaufsoffenen Sonntagen,
Cityflohmärkten, branchenbezogenen
Thementagen
oder Lesungen möchte sie fortan
noch mehr Menschen in die
Innenstadt locken. Denn die
Einzelhändler sind mit immer
größer werdenden Herausforderungen
konfrontiert. Vor
wenigen Monaten nahmen
Amazon und DHL zwei große
Logistik- und Verteilzentren in
unmittelbarer Nähe in Betrieb.
Maher bereitet diese Entwicklung
jedoch keine schlaflosen
Nächte, sondern sie ist
Ansporn und Motivation: „Das
Online-Geschäft ist ein Teil
des Handels, der sich seit jeher
stets neu erfindet und entwickelt.
Wir müssen die Angebote
der Geschäfte nicht vor
Internet-Angeboten schützen,
sondern sie integrieren und so
beide Formen sinnvoll miteinander
verknüpfen.“ Und
dann bekämen auch wieder
viel mehr Menschen Lust
auf einen Spaziergang
durch die Stadt. [!]
Stefan Loeffler
unternehmen [!] RESSORT 41
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FOTO: © DUSANPETKOVIC1, PURE STOCK/ADOBE.STOCK.COM
Drei Paar Einweghandschuhe
hat jeder Mitarbeiter bei einer
Leichenfundortreinigung an, um
Kontaminationen zu verhindern.
Der Letzte,
der sauber
macht
Gebäudereinigung Das Unternehmen Stier
aus Ravensburg macht auch da sauber, wo
andere zurückschrecken. Seit neun Jahren
kümmern sich Florian Stier und sein Team
um Leichenfundorte.
Ein Mensch stirbt. Die Leiche
wird abgeholt und
beerdigt. Das kann ruhig,
sauber und friedlich geschehen.
Leider gibt es Fälle, die
wesentlich dramatischer ablaufen
– oder Leichen, die erst nach
Tagen entdeckt werden. Zurück
bleiben Blut, Körperflüssigkeiten,
Maden, Erbrochenes, Gewebereste,
Fäkalien, Hirnmasse
oder Leichensaft – und oft hilflose
Angehörige. Umso wichtiger
ist die Arbeit, die Florian
Stier mit seinem Team verrichtet:
Er ist Tatortreiniger.
„Leichenfundortreiniger trifft
es eher“, sagt Florian Stier. „Tatort“
– das klinge nach Fernseh-
Krimi. Tatsächlich sind Verbrechensorte
nur ein winziger Teil
seiner Einsatzbereiche. Meistens
wird er geholt, wenn sich
Menschen suizidiert haben oder
die Toten erst einige Zeit nach
dem Sterben entdeckt wurden.
„So ein Fundort ist kein schöner
Anblick. Bei den richtigen
Temperaturen können sich
schon nach 24 Stunden Larven
in allen Körperöffnungen befinden“,
erklärt Stier. Er ist Gebäudereinigermeister,
staatlich geprüfter
Desinfektor und Geschäftsführer
der Firma Stier
Gebäudereinigung aus Oberzell
bei Ravensburg.
„Der persönliche Schutz für
mich und meine Mitarbeiter
steht an erster Stelle“, betont
Stier, der das Familienunternehmen
in zweiter Generation
unternehmen [!] MACHEN 43
Viele Profis
machen den
Job nur ein paar
Jahre lang und
wechseln dann.
Florian Stier
Reinigungsunternehmen Stier
führt. Die wichtigste Frage vor
jedem Einsatz: Hatte der Verstorbene
ansteckende Krankheiten?
Nach dem Tod können sich
außerdem gefährliche Gase und
Gifte freisetzen. Angerückt wird
mit FFP3-Masken, Gummistiefeln,
Schutzanzügen, dreifachen
Einweghandschuhen und Spezial-Reinigungsmitteln.
Etwa
ein- bis zweimal im Monat wird
er mit einer Leichenfundortreinigung
beauftragt.
Der Bedarf steigt und wird es
Stiers Meinung nach auch in Zukunft
weiter tun. Er macht zunehmende
Vereinsamung und
Entfremdung verantwortlich. In
einem Fall lag eine Leiche sechs
Monate unentdeckt in ihrer
Wohnung. In einem anderen Fall
lag ein Mann tagelang tot im
Zimmer seiner WG – die Mitbewohner
hatten nichts bemerkt.
125 Euro pro Stunde verlangt er
für seine Dienste. Die Dauer variiert
von 30 Minuten bis zu
zwei Tagen im Zwei-Mann-
Team.
Hohe emotionale Belastung
Neben unangenehmen Überresten
sind es vor allem die Gerüche,
die den Leichenfundort beherrschen.
„An den Geruch gewöhnt
man sich aber“, sagt Stier.
Vergammelte Lebensmittel fände
er persönlich schlimmer auszuhalten.
Manchmal versuchen sich die
Hinterbliebenen zunächst selbst
an der Reinigung. Davon rät der
Experte grundsätzlich ab. Nicht
nur wegen des fehlenden Fachwissens,
sondern auch wegen
der emotionalen Komponente.
Trotzdem: „Viele Profis machen
den Job ein paar Jahre und
wechseln dann“, sagt Stier. „Es
ist psychisch sehr anspruchsvoll.“
Immer sind es Schicksalsschläge,
die hinter einem Auftrag
stecken.
Vor Ort lässt sich für die Experten
an den Spuren oft das
schreckliche Geschehen exakt
nachvollziehen. „Mit nach Hause
nehmen darf man das nicht“,
sagt Stier. Abgrenzung sei wichtig.
So ist die größte Herausforderung
für ihn der Umgang mit
den Angehörigen. Manche weinen
am Telefon. Manche sind
verzweifelt, andere eiskalt und
unberührt. „Oft fällt es mir
schwer, die richtigen Worte zu
finden“, gibt der Fachmann zu,
der seit 2013 die Reiniung von
Leichenfundorten anbietet. „Ich
In zweiter Generation
Die Mitarbeiter sind meist im Team unterwegs.
Den Betrieb gründeten
1991 Florian
Stiers Eltern Peter
und Barbara Stier.
Heute sind 270
Mitarbeiter mit 39
Nationalitäten im
Betrieb tätig. Geschäftsbereiche
sind die Unterhaltreinigung
im gewerblichen
und industriellen
Bereich,
Grund- und Sonderreinigung
im
privaten wie gewerblichen
Bereich
sowie Hausmeister-Service.
Nach
einem Brand 2020
befindet sich der
Firmensitz in Oberzell
bei Ravensburg.
Der Umsatz liegt im
mittleren einstelligen
Millionenbereich.
FOTO: STIER GEBÄUDEREINIGUNG
versuche dann mit Professionalität
zu antworten.“
Für Leichenfundortreiniger
gibt es in Deutschland keine einheitliche
Ausbildung. Stier
selbst kam im Rahmen seiner
Weiterbildung zum Desinfektor
erstmals damit in Berührung.
Zurück in Ravensburg fand er
heraus, dass es sich um eine
Marktlücke in der Region handelte.
Tatortreinigung darf theoretisch
jeder anbieten. Das ärgert
ihn, weil seiner Meinung
nach in diesem heiklen Bereich
nur ausgebildetes Fachpersonal
am Werk sein sollte. Schon allein,
um Ansteckungen und
Kontaminationen zu verhindern.
Wichtig ist auch die Diskretion.
Sein Team rückt nicht in
Spezialfahrzeugen an, sondern
in den üblichen Autos der Reinigungsfirma.
Die Schutzkleidung
wird soweit möglich erst
im Gebäude angezogen – um die
Auftraggeber vor Neugierigen
zu schützen. „Sie werden auch
nicht erleben, dass ich ‚Tatortreinigung‘
auf unsere Fahrzeuge
schreibe“, sagt Stier. Gesonderte
Werbung für diesen Geschäftsbereich
zu machen,
möchte Stier, der sich die Geschäftsführung
mit Claudia Eisele
teilt, ebenfalls nicht. Die
Kundinnen und Kunden fänden
ihren Weg trotzdem zum Unternehmen
Stier. Zu 90 Prozent seien
das Privatpersonen.
Zu wenig Wertschätzung
„Gebäudereiniger ist mein
Traumjob“, sagt Florian Stier
mit Begeisterung in der Stimme.
Vielseitig sei er, abwechslungsreich
und innovativ. „Leider machen
das viel zu wenige und es
wird viel zu wenig wertgeschätzt.“
Die Leichenfundortreinigung
sei zwar nur ein kleiner
Teil seines Tagesgeschäfts, doch
sie hat ihm einiges bewusst gemacht:
„Wir haben nur das eine
Leben und müssen versuchen,
das Beste daraus zu machen.“
[!] Julia Rizzolo
44
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
Fuchs stellt
sich neu auf
Geschäftsführung Das Göppinger
Büro Fuchs Prüfingenieure
und Sachverständige mit
12 Standorten in ganz Schwaben
bekommt erstmals drei Geschäftsführer.
Karl-Heinz Fuchs,
der die Firma 1981 von seinem
Vater Bruno übernommen hatte,
hat den Betrieb mit seinen 20
Mitarbeitern zum 1. Oktober an
Dario Di Pietro, Markus Holl
und Michael Schweiß übergeben.
Die Zuständigkeiten wurden
aufgeteilt. Das Portfolio umfasst
von Oldtimer-Bewertungen
über Schadengutachten und
Hauptuntersuchungen sowohl
amtliche Leistungen wie auch
freie Dienstleistungen.
Wechsel bei
Neuser Papier
Verkauf Die langjährige Inhaberin
Birgit Scheible hat die
Göppinger Traditionsfirma
Neuser Papier an drei Mitarbeiter
verkauft. Nun führt Enza Assenza
gemeinsam mit Julia und
Georg Greschak das Unternehmen
mit seinen über 20 Mitarbeitern.
Im Laufe der 108-jährigen
Geschichte hat sich Neuser
vom Papiergroßhändler hin zum
modernen Bürodienstleister
entwickelt. Rund 30 000 Artikel
hat Neuser in Göppingen heute
in seinem Angebot.
Austritt aus
Sicherheitsrat
Teamviewer Der Göppinger
Fernwartungsspezialist Teamviewer
tritt aus dem Cybersicherheitsrat
Deutschland aus,
der wegen mutmaßlicher Russlandkontakte
in die Kritik geraten
war. Mehrere Unternehmen
hatten als Reaktion auf derartige
Enthüllungen ihre Mitgliedschaft
gekündigt. Dennoch stehe
Teamviewer „nach wie vor
im Dialog und regelmäßigen
Austausch mit internationalen
Experten zu Cybersicherheitsthemen“,
betonte eine Sprecherin.
2021 hatte Teamviewer mit
1477 Beschäftigten rund 501 Millionen
Euro umgesetzt.
Mit Filmen auf Instagram will die Dachwerkstatt Küpper junge Leute für eine Ausbildung gewinnen.
Per Instagram auf Mitarbeitersuche
Milliardengrenze
geknackt
Auftragsrekord Die Göppinger
Schuler Group geht mit vollen
Auftragsbüchern in das vierte
Quartal 2022. Zum 30. September
hat der Auftragseingang die
Milliardengrenze spürbar überschritten.
Das entspricht einem
Plus von 43 Prozent im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum.
Zum erfreulichen Geschäftsverlauf
des Unternehmens, das derzeit
6300 Beschäftigte zählt, haben
laut Schuler vor allem die
Bereiche Automotive und Service
beigetragen. Positiv, wenn
auch noch mit niedrigeren Zuwachsraten,
habe sich der Umsatz
bisher entwickelt. Nach
neun Monaten standen hier 769
Millionen Euro zu Buche, ein
Plus von 16 Prozent gegenüber
dem Vorjahr.
Fehlende
Verbindung
Einkaufen Eine Stadt, viele Einkaufszentren:
Für die Innenstadtberater
der Industrie- und
Handelskammer ist dies eines
der Kernprobleme des Geislinger
Innenstadtlebens. Die IHK
würde es befürworten, wenn die
Einkaufszentren besser vernetzt
wären, gleichzeitig sei das aber
auch eine „große Herausforderung“.
Die Hochschule für Wirtschaft
und Umwelt Nürtingen-
Geislingen hat daher die Idee
des Einkaufsshuttles aufgegriffen.
Nach einem Testtag im September
soll nun im Dezember
zweimal wöchentlich ein Bürgerbus
Fahrgäste von der Schillerstraße
zum Nel Mezzo oder
ins Kaufland in den Neuwiesen
bringen, um zu sehen, wie das
Angebot angenommen wird.
Um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen
und die Aufmerksamkeit von potenziellen neuen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern zu gewinnen, setzt
die Salacher Dachwerkstatt Küpper auf unkonventionelle
Methoden. Via Facebook und vor allem Instagram
soll der „Lifestyle des Berufsbildes“ vermittelt
werden. Dazu postet das Unternehmen Bilder
und Filme, „die die Jungs draußen bei der Arbeit zeigen“.
Über das Projekt, für das eigens eine „Content-
Createrin“ tätig wurde, informierte sich nun auch der
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region
Stuttgart, Peter Friedrich, bei einem Besuch. Geworben
werde derzeit nicht um Kunden, die mitunter
länger auf einen Termin warten müssen, sondern um
Arbeitskräfte, so Juniorchef Jonas Küpper. Unter den
30 Mitarbeitern sind derzeit vier Auszubildende.
Spezialist für
Leder
Entwicklung In seiner 150-jährigen
Firmengeschichte hat sich
das Göppinger Unternehmen
Leder-Bader von einer reinen
Gerberei zum international
größten Zulieferer von Automobilleder
mit Standorten in 13
Ländern weltweit entwickelt.
Das Unternehmen mit rund
12 000 Beschäftigten hat sich
mittlerweile auf die Automotive-Industrie
spezialisiert. Als
Komplettanbieter verarbeitet
Bader hochwertige Leder zu fertig
genähten Sitzbezügen und
Interieur für Fahrzeuge namhafter
Hersteller. Die Werke hat das
Göppinger Unternehmen jeweils
in der Nähe internationaler
Produktionsstandorte führender
Automobil-Hersteller
angesiedelt. [!]
FOTO: DACHWERKSTATT KÜPPER GMBH
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 45
Boehringer
stellt um
Energie Der Pharmakonzern
Boehringer Ingelheim möchte
mit Notfallplänen und dem Streben
nach größerer Unabhängigkeit
von externen Energiequellen
mögliche Risiken bei der
Energieversorgung reduzieren.
Am Standort Biberach gestalte
sich das Thema schwierig, sagt
die Deutschland-Chefin des
Konzerns, Sabine Nikolaus. Die
Hauptenergiequellen
dort
sind zwei Gasturbinen.
Eine
läuft mittlerweile
mit Diesel.
Das sei in Sachen
Nachhal-
Sabine Nikolaus
Deutschland-Chefischritt,
sichere
tigkeit ein Rück-
Boehringer aber die Produktion.
Paral-
Ingelheim.
lel dazu schaue
sich das Unternehmen andere
Techniken an, die in Biberach
verwendet werden könnten,
etwa Erdwärme und die Wasserstofftechnologie.
[!] pau
Verwaltung
verlegt
Racechip 18 Mitarbeiter aus
Service und Verwaltung der
Racechip GmbH sind ins Businesshaus
I im Göppinger Stauferpark
umgezogen. In dem Gewerbegebiet
mietet der Anbieter
von Zusatzsteuergeräten mit
eigener Software zur Motorensteuerung
bereits seit 2018 eine
Halle mit Kfz-Prüfstand für
Konfektionierung und Versand
der Boxen.
Der Göppinger Manuel Götz
hatte den Hersteller 2008 gegründet.
Weltweit sind rund
800 000 dieser Steuerungen bei
Turbo-Benzinern und -Dieseln
im Einsatz, jährlich kommen
rund 60 000 neue hinzu, sagt
Geschäftsführer Dirk Bongardt.
„Der VW-Dieselskandal, die
Tempolimit-Diskussionen und
das Aus für den Verbrenner in
Europa schaden uns“, so der
Chef. Dabei werde übersehen,
dass der Chip bei Euro V-Motoren
und älteren Fabrikaten bis
zu einem Liter Sprit auf 100 Kilometer
sparen helfe. [!] swp
Neues Institut für KI
DLR Nach der Eröffnung des Ulmer
Instituts für Quantentechnologien
im vergangenen Jahr
hat ein weiteres Institut des
Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums
(DLR) in Ulm
seine Arbeit aufgenommen: das
Institut für KI-Sicherheit. Künftig
wird dort an der Sicherheit
von Systemen geforscht, die mit
Künstlicher Intelligenz (KI)
operieren. Das Institut ist auf
Autozulieferer Die Rüster
GmbH hat Insolvenz in Eigenverwaltung
beantragt. Ziel der
vom Insolvenzgericht genehmigten
Sanierung sei es, den
Mittelständler fortzuführen und
die Finanzierung zu sichern.
Rüster produziert Produkte zur
Schwingungsdämpfung sowie
zur Dichtung und Isolierung
von Autos. Der Betrieb aus Deggingen
(Kreis Göppingen)
zwei Standorte aufgeteilt. Während
der Fokus in Sankt Augustin
(Nordrhein-Westfalen) auf
dem Schutz vor Angriffen auf
KI-Systeme liegt, stehen in Ulm
die Themen Fehlerfreiheit und
Betriebssicherheit im Mittelpunkt.
Bis zu 75 Mitarbeitende
werden in Ulm tätig sein, aktuell
sind es 42. Der Bund investiert
in das Institut 10 Millionen
Euro pro Jahr. [!] pau
Rüster in Schieflage
machte zuletzt mit 630 Beschäftigten
einen Umsatz von etwa
120 Millionen Euro. Der Autozulieferer
in der jetzigen Form
besteht erst seit eineinhalb Jahren.
Er ging aus einer Insolvenz
hervor und tätigte zugleich zwei
Zukäufe. Durch die zu knappe
Finanzierung im Zuge der Übernahme
und dramatische Kostensteigerungen
gebe es nun Liquiditätsprobleme.
[!] swp
Anzeige
Moderne Glasfassaden für den
Wohn- und Objektbau
Kneer-Südfenster fertigt als einer der führenden
Fenster- und Haustürenhersteller auch
Pfosten-Riegel-Fassaden in der Materialkombination
Aluminium-Holz. Das Fassadensystem
eignet sich für den Ein- und Zweifamilienhausbau,
aber auch für Objekt- und Gewerbebauten
von kleinen und mittleren Unternehmen – sowohl
für den Neubau als auch für die Modernisierung.
In den Systemen AHF 95 und AHF 115 sorgen
Fenster in Kombination mit Hebe-Schiebe-Türen
und Pfosten-Riegel-Verglasung für Transparenz
auf der ganzen Linie. Sowohl großflächige
Öffnungen als auch komplette Fassadenflächen
werden von Kneer-Südfenster nach Kundenwünschen
individuell gefertigt.
Außenseitig sorgt Aluminium für den perfekten
Wetterschutz und eine moderne Optik. Raumseitig
erzielt die edle Holzoberfläche ein behagliches
Ambiente. Für die pulverbeschichtete
Aluminiumschale stehen neben der gesamten
RAL-Farbpalette auch Effektfarbtöne zur Wahl,
für den Innenbereich bietet Kneer-Südfenster
elf Holzarten und viele Farbvarianten an. Bis zu
sechs Meter hohe transparente Fassaden können
realisiert werden.
Foto: Kneer-Südfenster
Flexible Gestaltungsmöglichkeiten
Durch variable Profilabmessungen, speziell in
der Profiltiefe, und durch die Verwendung unterschiedlicher
Materialien lassen sich die Pfosten-Riegel-Konstruktionen
auf nahezu jede Einbausituation
abstimmen, zumal als Ausfachungen
verschiedene Möglichkeiten gewählt werden
können. Als Einspannelemente sind alle
Holz-, Aluminium-Holz- und Aluminium-Fenster
oder -Türensysteme möglich. Eine Besonder-
heit bei Kneer-Südfenster ist die rahmenlose Integration
von Hebe-Schiebe-Türen in Pfosten-
Riegel-Fassaden mit barrierefreien Übergängen
von innen nach außen.
Montagefreundliche Lösung
Die modulare Bauweise der Pfosten-Riegel-Fassade
erlaubt die Vorfertigung der Bauelemente
im Werk. Sie werden soweit wie möglich vormontiert
und als vorgefertigte Bausätze direkt
auf die Baustelle geliefert.
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Kneer GmbH
Fenster und Türen
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D-72589 Westerheim
Tel. 07333/83-0
info@kneer.de
www.kneer-suedfenster.de
46
RESSORT unternehmen [!]
Angst!
Nein danke!
Umfrage Das Jahr 2022 ist fast Geschichte. Acht Führungskräfte
lassen für Stefan Loeffler ihr Jahr Revue passieren und wagen auch
einen persönlichen Blick in eine hoffentlich friedliche Zukunft.
FOTO: © WIRESTOCK/ADOBE.STOCK.COM
1Wenn man aus diesem Jahr
und dem Schrecken des Krieges
persönlich irgendetwas
Wertvolles mitnehmen möchte,
dann ist es die Erkenntnis, dass
die täglichen Probleme und Sorgen
stark relativiert wurden. Beruflich
war es zum einen, dass
es auch in unsicheren Zeiten
möglich ist, eine aussagekräftige
Datengrundlage für die Bewertung
von Ausfallrisiken zu
schaffen. Zum anderen, dass ich
die rechtliche Beratung in Finanzierung
und Restrukturierung
sehr vermisst habe und
diese durch die Mit-Gründung
einer Kanzlei wieder aufnehmen
konnte.
© FOTOMASTER/ADOBE.STOCK.COM
Für Dr. Thomas Ressmann,
Rechtsanwalt und Geschäftsführer
des Informationsdienstleisters
CRIF, haben sich die
täglichen Probleme relativiert.
2Das klingt wahrscheinlich
pathetisch, aber gerade, weil
bald mein zweites Kind auf die
Welt kommt: Frieden und einen
starken Zusammenhalt der
westlichen Wertegemeinschaft.
Mathias Schöferle, Regionaldirektor
der Volksbank Ulm-Biberach,
wünscht sich und anderen
die nötige Gelassenheit.
1Krieg in Europa, Energiekrise,
Inflation, gestörte Lieferketten,
Nachwirkungen der Corona-Zeit,
schneller Zinsanstieg,
aber auch ein spürbarer Anstieg
von Investitionen in erneuerbare
Energien und diverse Anpassungsmaßnahmen
unserer Unternehmen
an die unsicheren
Zeiten. Das Jahr 2022 war für
mich geprägt von vielen zeitgleichen
und teils dramatischen
Veränderungen. Die Innovationskraft
und Anpassungsfähigkeit
unserer regionalen Wirtschaft
macht mich mit Blick auf
die Zukunft zuversichtlich und
ich bin fest davon überzeugt,
dass wir gemeinsam auch diese
Zeit erfolgreich meistern werden.
Im Privaten waren für mich
die vielen persönlichen Begegnungen
nach den beiden Corona-Jahren
wieder sehr wertvoll
und wichtig.
2Für 2023 wünsche ich uns allen
die notwendige Gelassenheit
und die Kraft, die richtigen
Dinge zu tun.
unternehmen [!] LEBEN 47
1) Was ist die wertvollste Erfahrung, die
Sie 2022 gemacht haben – persönlich
und geschäftlich?
2) Was erwarten und erhoffen Sie sich
von 2023?
1Deutschland leidet unter der
sogenannten „Arbeiterlosigkeit“
– es fehlen schon jetzt
mehr als 500 000 Fach- und Führungskräfte.
Als Mittelstandsberatung
sind wir tief in der Region
verankert und konnten somit
viele nachhaltige Verbindungen
schaffen. Dafür haben wir hervorragende
Referenzen erhalten.
Persönlich bin ich sehr froh,
dass ich den Stress-Test Corona
gemeistert habe – als Führungskraft
und in der Familie.
Hat den Stress-Test Corona gut
gemeistert: Carin Pawlak,
Mitglied der Geschäftsleitung
bei Hapeko Deutschland.
2Der Standort Ulm wird im
kommenden Jahr weiter ausgebaut,
denn wir werden noch
mehr Mandate bekommen. Der
demografische Wandel hat gerade
erst eingesetzt. Viele Unternehmen
können aus eigener
Kraft kein passendes Personal
finden. Das wird auch weiterhin
unsere Mission sein. Privat
freue ich mich darauf, dass mein
Sohn sein Abitur machen wird
– und zwar, so sieht es aus, ein
sehr gutes.
1Ich konnte mir nicht vorstellen,
dass nach zwei Jahren
Pandemie und den daraus resultierenden
Problemen, sich die
Krise durch den Angriffskrieg
weltweit weiter so verstärkt.
Das Leben und die Geschäfte
laufen weiter und es ist wichtig
eine positive Grundhaltung zu
bewahren. Sehr wichtig ist der
partnerschaftliche Umgang miteinander
und dass man auch unter
schwierigeren Bedingungen
versucht, schnell und agil zu
sein. Angstmacherei hilft uns
nicht weiter.
Markus Kress, Geschäftsführer
der Gloria Haus- und Gartengeräte
GmbH, lässt sich durch
Angstmacherei nicht aus dem
Konzept bringen.
2Damit die Rezessionsgefahr
gebannt ist,
muss es zu einer Lösung
des Ukrainekonflikts
kommen. Unser Hauptgeschäftsfeld
ist der Garten
und es ist klar: Die
nächste Gartensaison
wird nicht ausfallen.
Wir werden an unseren
Zielen festhalten und
weiterhin als soziales und
modernes Familienunternehmen
agieren. Privat
wünsche ich mir wieder
mehr Leichtigkeit
und viele schöne
Momente im
Kreise meiner
Familie und
Freunde.
© JANONKAS/ADOBE.STOCK.COM
PAPIER -
TIGER
© MAROG-PIXCELLS/ADOBE.STOCK.COM
1Die wertvollste geschäftliche
Erfahrung 2022 war, dass wir
uns wieder persönlich treffen,
uns in die Augen sehen, die
Hände schütteln und die während
Corona gesammelten Erfahrungen
austauschen konnten.
Natürlich ging im Lockdown
auch vieles online
und über Videokonferenzen,
aber es ist einfach
nicht dasselbe. Persönlich
habe ich es wieder sehr genossen,
meine Familie, Freunde
und Bekannte ohne Mund- und
Nasenschutz zu treffen, zu feiern
und auch wieder in Restaurants
und auf Veranstaltungen
zu gehen.
Hofft auf eine zielführende
Lösung in der Energiekrise:
Armin Koch, Vorsitzender des
Handels- und Gewerbevereins
Donzdorf.
2Ich erwarte in 2023 die gleichen
„Freiheiten“ wie 2022.
Wir können den Virus nicht aufhalten,
wir müssen mit Corona
leben. Leider haben wir seit
März 2022 ein weiteres Problem:
Energie. Ich hoffe, dass
wir 2023 eine zielführende Lösung
für den Privat- und Geschäftsbereich
erreichen können.
Energie muss bezahlbar
bleiben, sonst ist unser aller
Wohlstand gefährdet.
FRISST
SPAM-
ORDNER
Natürlich können Sie alles
digital verschicken.
Ist halt nur so, dass es kaum
noch jemand lesen will.
Ein Printprodukt steht für
echte Wertschätzung.
Und landet nicht im
Spamordner.
Kontaktieren Sie uns
für ein unverbindliches
Angebot.
LEROUX-DRUCKEREI.DE
48
LEBEN unternehmen [!]
12022 hat mir gezeigt, wie
wichtig die persönlichen Begegnungen
privat und geschäftlich
sind und wie sehr sie uns in
der Pandemie gefehlt haben. Gerade
für junge Unternehmen,
deren Produkte man live sehen
muss und die die Bekanntheit
am Markt erhöhen wollen, sind
persönliche Plattformen wie
Messen durch keine virtuellen
Meetings zu ersetzen.
Persönlich war meine wertvollste
Erfahrung, als Investorin bei
der Adlatus Robotics GmbH mit
einzusteigen. Ein Unternehmen,
dass ich als „Marketing Denker“
bereits seit Jahren begleite und
strategisch unterstütze.
Petra Ruckgaber, die Gründerin
von „Die Marketing Denker“,
freut sich auf neue Herausforderungen
im kommenden
Jahr.
2Für 2023 erhoffe ich mir für
meine Familie viel Gesundheit,
für die Gesellschaft ein
friedliches Jahr und, dass wir
miteinander füreinander gut
durch die momentanen Krisen
kommen. Persönlich freue ich
mich auf neue herausfordernde
Projekte.
© EPLISTERRA/ADOBE.STOCK.COM
Michael Metzmeier, Geschäftsführer
der Metzmeier
GmbH in Göppingen, freut sich,
dass seine Mitarbeitenden alle
an einem Strang ziehen.
1Besonders schön für mich
war es, endlich wieder Menschen
persönlich treffen zu können,
sei es beruflich auf Messen
und Veranstaltungen, bei Kunden-
oder Partnerbesuchen,
oder persönlich mit Familie und
Freunden in größerer Runde.
Auch Reisen, Ausflüge und Urlaube
bringen mehr Lebensfreude
in den Alltag. Man weiß die
Freiheit wieder sehr zu schätzen.
Ein positiver Effekt der vergangenen
Zeit war aber die Digitalisierung,
die durch die Pandemie
einen Schub nach vorne
bekommen und auch weiterhin
Bestand hat. Die Kombi aus beidem
macht es gut.
© RANILSON/ADOBE.STOCK.COM
Kerstin Glanzer, Marketingleiterin
bei der Beurer GmbH,
weiß die Freiheit wieder sehr zu
schätzen.
2Mir liegt das Thema Nachhaltigkeit
sehr am Herzen.
Jeder kann und sollte etwas dafür
tun, sorgfältiger mit Ressourcen
umzugehen. Weiterhin
wünsche ich mir und uns allen
Frieden auf der Welt und hoffe
auf ein harmonisches Jahr 2023.
1Ich habe das Gefühl, dass es
im persönlichen wie auch im
geschäftlichen Bereich ein Zusammenrücken
gegeben hat. Familiär
habe ich eh großes Glück
mit meinen „drei Mädels“. Beruflich
macht es mich sehr
glücklich zu sehen, wie unsere
Mitarbeitenden an einem Strang
ziehen und als wirkliches Team
zusammenstehen – gerade,
wenn es zu krankheitsbedingten
Ausfällen kommt.
2Erhoffen würde ich mir natürlich
an erster Stelle ein
Ende des sinnlosen Mordens in
der Ukraine und damit auch einen
Schritt in Richtung Rückkehr
zur „Normalität“ – wobei
wir uns wohl damit abfinden
müssen, dass die Definition von
Normalität in Zukunft eine andere
sein wird. Insofern sind
meine Erwartungen für 2023
auch nicht allzu positiv. Aber
wir geben alles und werden unseren
Kunden wieder viel Neues
und Interessantes in Sachen
Männermode bieten.
© BILLIONPHOTOS.COM/ADOBE.STOCK.COM
unternehmen [!] RESSORTAnzeige
49
Simon Werner hat die Nachfolge von Heimo Koch als Bereichsleiter für das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Ulm angetreten.
Simon Werner verantwortet
künftig das Firmenkundengeschäft
Foto: Sparkasse Ulm
Der bisherige Bereichsleiter Heimo Koch, der das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Ulm
ein Jahrzehnt lang maßgeblich geprägt hat, wurde in den Ruhestand verabschiedet.
Von der Pike auf gelernt: Simon Werner hat
die Nachfolge von Heimo Koch als Bereichsleiter
für das Firmenkundengeschäft der
Sparkasse Ulm angetreten. Damit übernimmt
das 39-jährige Sparkassen-Eigengewächs
die Verantwortung für den gesamten
Unternehmens-, Firmen- und Gewerbekundenbereich
sowie für die beiden Abteilungen
„Electronic Banking“ und „Internationales
Geschäft“.
reichsleiter das Firmenkundengeschäft der
Sparkasse Ulm ein Jahrzehnt lang maßgeblich
geprägt hat und im Rahmen einer internen Feier
in die Freistellungsphase der Altersteilzeit
verabschiedet worden ist.
Durch und durch Sparkasse Ulm
Simon Werner hat sein bisheriges Berufsleben
durchgehend bei der Sparkasse Ulm gearbeitet.
Er steht damit exemplarisch für die attraktiven
Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen
bei der Sparkasse
Ulm – sowie
gleichzeitig
für ein hohes
Maß an personeller
Kon- tinuität und
persönlicher
Identifikation.
„Natürlich ist
es für mich etwas
ganz Be-
sonderes,
dass mir in unserer Sparkasse
dieser berufliche Werdegang ermöglicht
wurde“, sagt der neue Bereichsleiter. Gemeinsam
mit seinen Kolleginnen und Kollegen hat
er das Ziel, nahtlos an das erfolgreiche Firmen-
Der gebürtige Blaubeurer wuchs in Berghülen
auf der Schwäbischen Alb auf, startete 1999
mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei
der Sparkasse Ulm seine berufliche Laufbahn
und ist folglich in seiner Heimatregion tief verwurzelt
und bestens vernetzt. Seit 2008 hat er
bei der Sparkasse Ulm sämtliche Stationen innerhalb
des Firmenkundengeschäfts kennengelernt
und durchlaufen: Vom Juniorberater
bis hin zur Position des Abteilungsleiters, die er
zuletzt seit 2014 bekleidete. Der dreifache Familienvater
folgt auf Heimo Koch, der als Bekundengeschäft
der Sparkasse Ulm anzuknüpfen
und dieses weiterhin konsequent an
den Bedürfnissen der heimischen Unternehmen
auszurichten.
Für Simon Werner wird dabei auch in Zukunft
der persönliche Austausch mit den Kundinnen
und Kunden der Sparkasse Ulm im Mittelpunkt
stehen: „Denn dies stellt den Anker unserer Zusammenarbeit
dar.“ Im Hinblick auf die vielfältigen
gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen
unterstreicht er: „Gerade in schwierigen
Zeiten wollen und werden wir bei der Finanzierung
der ökologischen und digitalen Transformation
unserem regionalen Mittelstand als
verlässlicher und leistungsstarker Partner zur
Seite stehen.“
Sparkasse Ulm
Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 2
89073 Ulm
www.spkulm.de
50
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]
Zwei Neue im
Vorstand
Kässbohrer Corona und die
Energiekrise haben den Pistenbully-Hersteller
Kässbohrer in
den vergangenen drei Jahren
stark gefordert. Nun hat der Aufsichtsrat
zwei neue Vorstandsmitglieder
bestellt: Christian
Oberwinkler verantwortet ab 1.
März 2023 die Bereiche Technik
und Operations. Und Christof
Peer übernimmt ab einen Monat
später die Bereiche Vertrieb,
Service und Marketing. Bis zum
Eintritt der neuen Vorstände
übernimmt Rolf Glessing – früheres
Vorstandsmitglied bei
Kässbohrer – die Bereiche Entwicklung,
Beschaffung, Produktion,
Vertrieb, Service und Marketing
interimsweise von Jens
Rottmair, der auf eigenen
Wunsch aus dem Unternehmen
ausschied.
30 Millionen
für Forschung
Batterie Im Science Park am
Ulmer Eselsberg entsteht eine
Pilotanlage zur Herstellung von
Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien.
In die
„Powder-Up“-Anlage, die auf
dem Gelände des Zentrums für
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung
Baden-Württemberg
angesiedelt wird, investieren
Bund und Land gemeinsam
30 Millionen Euro. In 15 Monaten
soll der viergeschossige
Neubau mit einer Nutzfläche
von rund 1500 Quadratmetern
Pünktlich zum 75-jährigen Firmenbestehen ist der Umzug des Logistikers Seifert in den Ulmer Norden
abgeschlossen.
Foto: Volkmar Könneke
Seifert startet im Ulmer Norden durch
bezugsfertig sein. Dann können
dort Materialchargen bis zu 100
Kilogramm hergestellt werden.
Strengere
Regeln
Handwerk Die Regeln für das
Parken in der Ulmer Innenstadt
werden für Handwerkbetriebe
ab März kommenden Jahres restriktiver
und teurer. Die Kosten
steigen teils auf mehr als das
Doppelte. So kostet eine Tageskarte
künftig 14 Euro, bislang 6
Euro. Der 10er-Block 118 anstatt
60 Euro. Zudem muss jeder Betrieb,
der eine Sondererlaubnis
will, bestimmte Voraussetzungen
erfüllen: etwa muss das
Fahrzeug als „rollende Werkstatt“
genutzt werden oder zum
Transport von schwerem Material
oder Werkzeug geeignet
sein.
500 Meter lang und 100 Meter breit ist das neue Logistikzentrum
Ulm Nord der Seifert Logistic Group.
Direkt an der A 8 und dem Containerbahnhof gelegen,
können dort auf 90 000 Quadratmetern mehr
als 100 000 Paletten gestapelt werden. In den Neubau
steckte das Unternehmen dem Beiratsvorsitzenden
Harry Seifert zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag.
Für ihn erfüllte sich damit ein Lebenstraum:
Er wollte immer in den Ulmer Norden. Dort erstreckt
sich der Firmensitz nun über einen Kilometer
lang. 2021 erwirtschafteten die mehr als 2800 Beschäftigten
einen Umsatz von 220 Millionen Euro.
Wasserstoff
kein Thema
Bahnverkehr Beim angestrebten
klimaneutralen Umbau des
Regionalverkehrs setzt die Landesregierung
vorerst nicht
auf Wasserstoffzüge. Stattdessen
sollen laut dem Verkehrsministerium
auf Streckenabschnitten
ohne Oberleitungen künftig
Batterie-Hybrid-Züge eingesetzt
werden.
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Nächste Ausgabe: 04.03.2023
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30-farbige Ambientebeleuchtung und das mehrfarbige Digital Cockpit Pro einen Hauch von Oberklasse. In der Stadt sorgen der Notbremsassistent
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Langstrecke die Müdigkeitserkennung und der Spurhalteassistent „Lane Assist“ auf dem Weg zum Kunden assistieren. Trotz eines imposanten Ladevolumens
von bis zu 1.642 Litern kommt im Golf Variant R-Line dank Sportfahrwerk, Progressivlenkung und Top-Sportsitzen niemals Langeweile auf.
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Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 5,6; CO₂-Emissionen kombiniert in g/km: 126. Für das Fahrzeug liegen nur noch Verbrauchs- und
Emissionswerte nach WLTP und nicht mehr nach NEFZ vor.2
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Laufzeit:
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Jährliche Fahrleistung:
10.000 km
Fahrzeugabbildung zeigt Sonderausstattungen. Gültig bis zum 31.12.2022. Stand 11/2022. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 1 Ein Angebot der Volkswagen Leasing
GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig. Für gewerbliche Einzelabnehmer mit Ausnahme von Sonderkunden. Zzgl. Zulassungskosten. Zzgl. Überführungskosten und
MwSt. Bonität vorausgesetzt. 2 Angaben zu Verbrauch und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängig keit von den gewählten Ausstattungen
des Fahrzeugs. 3 Ein Angebot der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig, für gewerbliche
Einzelabnehmer mit Ausnahme von Sonderkunden, nur in Verbindung mit GeschäftsfahrzeugLeasing der Volkswagen Leasing GmbH.
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