2022/14 | Unternehmen | Dezember 2022 | Ausgabe 85
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RESSORT<br />
1<br />
Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten <strong>Ausgabe</strong> <strong>85</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> | 3,00 €<br />
Zwei smarte<br />
Macher<br />
Die Asys-Chefs Klaus Mang und Werner Kreibl<br />
prägen mit ihren Innovationen weltweit die Fertigung<br />
von Elektronik. Eine schwäbische Erfolgsgeschichte.<br />
+<br />
Neu-Ulm<br />
spezial<br />
IN DER ENERGIEPREIS-FALLE<br />
Tipps, wie <strong>Unternehmen</strong> auf die<br />
hohen Aufschläge der Versorger<br />
reagieren können.<br />
Seite 6<br />
SMARTES BAUEN<br />
Warum der Hersteller von<br />
Wasserzählern Lorenz ein gutes<br />
Beispiel für andere Betriebe ist.<br />
Seite 28<br />
UMFRAGE<br />
Wie Führungskräfte auf das neue<br />
Jahr schauen und was <strong>2022</strong> ihre<br />
wertvollste Erfahrung war.<br />
Seite 46
2<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Das nächste Level<br />
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unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
je näher der Jahreswechsel rückt, desto größer<br />
werden die Fragezeichen in der deutschen Wirtschaft.<br />
Auch die Stimmung bei den Unternehmerinnen<br />
und Unternehmern in der Region trübt<br />
sich ein. Für Optimismus scheint momentan wenig<br />
Platz angesichts der Unsicherheiten in puncto<br />
Energieversorgung und Inflation. Der andauernde<br />
Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen<br />
auf die Wirtschaft hierzulande, der an Fahrt<br />
aufnehmende Fachkräftemangel, gestiegene Rohstoffkosten<br />
sowie gestörte Lieferketten treiben<br />
auch die Geschäftsführer des Dornstadter Automatisierungsspezialisten<br />
Asys um. Wie Klaus<br />
Mang und Werner Kreibl ihr <strong>Unternehmen</strong> dennoch<br />
erfolgreich in die Zukunft führen wollen, erklären<br />
sie im Titelinterview (Seite 10). Wie ein<br />
Hobby helfen kann, seine Ziele bei all dem Trubel<br />
nicht aus den Augen zu verlieren, zeigt Karl-<br />
Heinz Raguse (Seite 32). Die Zukunft im Blick hat<br />
auch die Firma Lorenz aus Ingstetten. Der Wasserzähler-Hersteller<br />
setzt auf smarte und nachhaltige<br />
Baukonzepte, um für neue Herausforderungen<br />
gewappnet zu sein (Seite 28). Ich wünsche<br />
Ihnen eine abwechslungsreiche Lektüre.<br />
Ihre Julia Kling,<br />
Redaktion unternehmen [!]<br />
VERANTWORTEN<br />
6 Wenn das Licht droht auszugehen<br />
So können Betriebe auf hohe Aufschläge bei<br />
Strom- und Gasverträgen reagieren.<br />
20 Blick auf die Uhr ist Pflicht<br />
Die Erfassung der Arbeitszeit ist<br />
obligatorsisch. Es gibt aber Spielräume<br />
TITELTHEMA<br />
10 Zwei mit Mut zu neuen Ansätzen<br />
Die Asys-Geschäftsführer Werner Kreibl und<br />
Klaus Mang im Gespräch<br />
MACHEN<br />
26 Netzwerk für Nutzfahrzeug-Spezialisten<br />
Das Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben ist<br />
weit mehr als ein Unternehmertreff<br />
32<br />
42 Der Letzte, der sauber macht<br />
Das Ravensburger <strong>Unternehmen</strong> Stier reinigt<br />
seit neun Jahren auch Leichenfundorte<br />
SPEZIAL<br />
28 Smart in der Provinz<br />
Nachhaltiges, smartes Bauen geht überall.<br />
Das zeigt das <strong>Unternehmen</strong> Lorenz<br />
in Ingstetten<br />
34 Fit für die Zukunft<br />
Der Wirtschaftsstandort Neu-Ulm lockt<br />
internationale Konzerne an die Donau<br />
38 Gut gerüstet für die Krise<br />
Ein guter Branchenmix und Verflechtungen<br />
ins Umland stärken Neu-Ulm<br />
40 Hereinspaziert!<br />
Für Citymanagerin Wida Maher ist das große<br />
Freizeitangebot ein Pluspunkt in Sachen Lebensqualität<br />
LEBEN<br />
32 Das Ziel immer im Blick<br />
Karl-Heinz Raguse liebt auch in seiner Freizeit<br />
die Herausforderung und ist erfolgreich mit<br />
Pfeil und Bogen<br />
46 Angst! Nein danke!<br />
Umfrage unter Führungskräften<br />
aus der Region<br />
NAMEN & NACHRICHTEN<br />
4 Trübe Stimmung aller Orten<br />
5 Gute Geschäfte mit Trend zur Nachhaltigkeit<br />
18 Mehr Nachwuchs für Rolls-Royce<br />
19 Generationenwechsel mit gutem Gefühl<br />
44 Per Instagram auf Mitarbeitersuche<br />
45 Neues Institut für KI<br />
50 Impressum<br />
06<br />
42<br />
20<br />
28
4<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Trübe Stimmung aller Orten<br />
Wirtschaft Explodierende Energiekosten und die Sorge vor einem kalten Winter vermiesen<br />
Betrieben und <strong>Unternehmen</strong> die Laune. Das wirkt sich auch auf das Angebot aus.<br />
Betriebe sind verunsichert, weil nicht abzusehen ist, wie sich die<br />
Energiepreise entwickeln. Foto: © tong2530f/adobe.stock.com<br />
<strong>Unternehmen</strong> Egal, wohin man<br />
in der Region schaut, die Krise<br />
ist in der Wirtschaft in der Region<br />
angekommen. Gestiegene<br />
Kosten und andauernde Unsicherheit<br />
hinterlassen ihre Spuren<br />
und wirken sich vor allem<br />
auf die Erwartungen für die kommenden<br />
Monate aus. Diese hätten<br />
sich in fast allen Branchen<br />
massiv verschlechtert, erklärte<br />
zuletzt die IHK Ulm. Ihrer aktuellen<br />
Konjunkturumfrage zufolge<br />
rechnet jeder zweite Betrieb<br />
mit rückläufigen Geschäften in<br />
den nächsten zwölf Monaten.<br />
Das bestätigt auch Gernot Imgart,<br />
Leitender Geschäftsführer<br />
der IHK-Bezirkskammer Göppingen.<br />
„Die noch im Frühsommer<br />
geäußerten zunehmenden<br />
Sorgen der <strong>Unternehmen</strong> sind<br />
jetzt in einen beträchtlichen Pessimismus<br />
umgeschlagen.“<br />
Hauptursache für den Stimmungseinbruch<br />
seien die exorbitant<br />
gestiegenen Energie- und<br />
Rohstoffpreise, teilt die Ulmer<br />
Kammer mit. Das gelte vor allem<br />
für Mittelständler, deren<br />
Umsätze zunehmend nicht<br />
mehr mit den „dramatischen<br />
Kostensteigerungen“ Schritt<br />
hielten, erklärte IHK-Präsident<br />
Jan Stefan Roell. „Im Ergebnis<br />
brechen die Geschäftserwartungen<br />
so massiv ein wie zuletzt in<br />
der Finanzkrise.“<br />
Zudem sei weiter nicht klar,<br />
wie sich die Preise für Gas und<br />
Strom in den kommenden Monaten<br />
entwickeln. Etwa jeder<br />
zweite Betrieb wolle deshalb in<br />
Maßnahmen zur Senkung des<br />
Energieverbrauchs investieren.<br />
Fast jedes sechste <strong>Unternehmen</strong><br />
sehe sich dazu gezwungen, die<br />
Produktion herunterzufahren,<br />
Angebote einzuschränken oder<br />
gar ganze Geschäftsbereiche<br />
einzustellen.<br />
Allerdings: Noch ist die<br />
Mehrheit der <strong>Unternehmen</strong> mit<br />
ihrer Situation zufrieden. Ihre<br />
derzeitige Situation bewerte die<br />
regionale Wirtschaft zwar nicht<br />
mehr so gut wie noch im Frühjahr,<br />
aber weiterhin überwiegend<br />
als befriedigend bis gut.[!]<br />
<br />
jkl<br />
Liebherr plant „grüne Fabrik“<br />
Erweiterung 50 Hektar groß<br />
soll die neue Fabrik von Liebherr<br />
im Ehinger Stadtteil Berg<br />
werden. Der Kranhersteller hat<br />
große Pläne: Pro Jahr soll die<br />
Kapazität des Ehinger Werks<br />
mit dem neuen Standort um fünf<br />
Prozent erhöht werden. Am derzeitigen<br />
Stammsitz im Berkacher<br />
Grund, wo derzeit knapp<br />
4000 Beschäftigte tätig sind,<br />
gehe das nicht, erklärte zuletzt<br />
Produktions-Geschäftsführer<br />
Ulrich Heusel.<br />
Der neue Standort wird als<br />
„grüne Fabrik“ geplant. Ziel sei<br />
es dabei „keine oder kaum fossile<br />
Brennstoffe einzusetzen“.<br />
Der Geschäftsführer betont: „Es<br />
ist aber nicht einfach, die Hallen<br />
dann so zu beheizen, dass es<br />
auch an kalten Tagen warm<br />
wird.“ Auf einen Anschluss ans<br />
Erdgasnetz würde man gerne<br />
verzichten. Die Einbindung von<br />
Wasserstoff als Energieträger sei<br />
jedoch noch zu früh, betont<br />
Heusel.<br />
Angedacht seien darüber hinaus<br />
sowohl eine Dachbegrünung<br />
als auch große Photovoltaik-Anlagen,<br />
die auch an den<br />
Fassaden installiert werden sollen,<br />
damit Strom zu möglichst<br />
vielen Tageszeiten fließt. Auf<br />
knapp einem Viertel des Areals<br />
sollen Grünflächen entstehen.<br />
Neben Werkshallen soll ein<br />
Testplatz für<br />
Kräne einen<br />
großen Teil des<br />
neuen Liebherr-Areals<br />
einnehmen. Angrenzend<br />
an das<br />
Gelände könnten<br />
sich dann<br />
Zulieferer des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s, So könnte das neue Werk aussehen.<br />
das im vergangenen<br />
Jahr in der Sparte der in<br />
Ehingen hergestellten Mobilund<br />
Raupenkrane einen Umsatz<br />
von 2,9 Milliarden Euro erwirtschaftete,<br />
ansiedeln, wie Umweltgutachter<br />
Christof Helbig<br />
zuletzt erklärte.<br />
Ob die Pläne letztlich in die<br />
Tat umgesetzt werden können,<br />
entscheidet sich Anfang kommenden<br />
Jahres. Dann soll der<br />
Bebauungsplan im Ehinger Gemeinderat<br />
eingebracht werden.<br />
[!]<br />
mart<br />
FOTO: LIEBHERR
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />
Gute Geschäfte mit Trend zur Nachhaltigkeit<br />
Wieland-Werke Die Wieland-<br />
Gruppe, weltweit zweitgrößter<br />
Anbieter für Halbfertigwaren<br />
aus Kupfer, hat im Geschäftsjahr<br />
2021/22 (31. Oktober) den Umsatz<br />
um 20 Prozent auf 6,7 Milliarden<br />
Euro gesteigert. Der Absatz<br />
sank leicht auf 720 000 Tonnen.<br />
Vorstandschef Dr. Erwin<br />
Mayr begründete die Entwicklung<br />
mit einem höheren Metallpreis,<br />
höherwertigen Produkten<br />
und besseren Erlösen.<br />
Das operative Ergebnis veröffentlicht<br />
das <strong>Unternehmen</strong>,<br />
das der Ulmer Unternehmerfamilie<br />
Schleicher gehört, erst Anfang<br />
2023. Es fiel laut Mayr besser<br />
aus als im Vorjahr. Damals<br />
hatte es 520 Millionen Euro betragen.<br />
Weltweit beschäftigt<br />
Wieland an 80 Standorten etwa<br />
8800 Mitarbeiter, rund 3700 davon<br />
in Ulm und Vöhringen.<br />
Das 202 Jahre alte <strong>Unternehmen</strong><br />
profitiert laut Mayr davon,<br />
„dass wir einige langfristige<br />
Trends auf unserer Seite haben“.<br />
Dazu gehört das Thema Nachhaltigkeit.<br />
Das wiederum treibt<br />
die Elektrifizierung von allem<br />
voran. Gefragt sind auch effiziente<br />
Kälte- und Klimatechnologien,<br />
für die Gasverflüssigung,<br />
Wärmepumpen und zur Kühlung<br />
von Rechen- und Datencentern.<br />
Bis zum Jahr 2045 will Wieland<br />
klimaneutral arbeiten. Daher<br />
setzt das <strong>Unternehmen</strong> auf<br />
die Elektrifizierung seiner Prozesse,<br />
den Einkauf von Grünstrom<br />
sowie eine eigene nachhaltige<br />
Energieerzeugung. In<br />
Vöhringen und in Shelby entstehen<br />
derzeit neue Recycling-Anlagen<br />
für 80 beziehungsweise<br />
100 Millionen Euro. [!] amb<br />
Die Rekordzahlen lohnen sich für die Beschäftigten. Sie erhalten<br />
zwei Monats-Grundgehälter zusätzlich. Foto: Matthias Kessler<br />
Wirth folgt<br />
auf Fieser<br />
Oliver Wirth<br />
ist zum neuen<br />
Vorsitzenden<br />
gewählt<br />
worden.<br />
Südwestmetall Oliver Wirth,<br />
geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
der Bareiss<br />
Prüfgerätebau<br />
GmbH in<br />
Oberdischingen,<br />
ist von der<br />
Mitgliederversammlung<br />
zum<br />
neuen Vorsitzenden<br />
der Südwestmetall-Bezirksgruppe<br />
Ulm gewählt worden. „Die Wahl<br />
nehme ich gerne an. Dieses Amt<br />
gibt mir die Möglichkeit, mich<br />
noch aktiver in die Gestaltung<br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
einzubringen“, sagte<br />
Wirth. Er löst damit Peter Fieser,<br />
Mitglied des Vorstands der<br />
Hensoldt AG, ab, der seit 2020<br />
Vorsitzender des Arbeitgeberverbands<br />
war. Fieser geht Ende<br />
des Jahres in den Ruhestand und<br />
stand nicht mehr zur Wahl. Stefan<br />
Halder, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Erwin Halder<br />
KG, bleibt Stellvertreter.[!] jkl<br />
Wechsel bei<br />
Rentschler<br />
Neu an der<br />
Spitze:<br />
Rentschler-<br />
COO Christiane<br />
Bardroff.<br />
Pharma Beim Laup heimer Biotech-Spezialisten<br />
Rentschler<br />
stehen in den<br />
kommenden<br />
Monaten personelle<br />
Veränderungen<br />
an. Der<br />
Vorstandsvorsitzende<br />
Frank<br />
Mathias wechselt<br />
von März<br />
2023 an in den<br />
Aufsichtsrat.<br />
Damit kehrt er zurück an die<br />
alte Wirkungsstätte: Bereits von<br />
2013 bis 2016 war Mathias Mitglied<br />
des Gremiums. Wer seinen<br />
Posten übernimmt, ist offen. Seit<br />
1. <strong>Dezember</strong> ist Christiane Bardroff<br />
Chief Operating Officer.<br />
Rentschler möchte mit diesem<br />
Schritt den Fokus noch stärker<br />
auf das operative Kerngeschäft<br />
linken, um Kunden und Partner<br />
höchste Qualität zu bieten. Bardroff<br />
war zuletzt am Standort<br />
Laupheim für den Bereich SVP<br />
Clinical and Commercial Manufacturing<br />
verantwortlich.[!]jkl<br />
Aus dem Tarif heraus<br />
Haushaltswaren Die WMF<br />
Geislingen mit ihren 6000 Mitarbeitern<br />
strukturiert um. Das<br />
Consumer-Geschäft der Muttergesellschaft<br />
SEB, in der 2021<br />
33 000 Mitarbeitende einen Umsatz<br />
von 8 Milliarden Euro erwirtschaftet<br />
haben, soll von<br />
2024 an von Geislingen aus geführt<br />
werden. Dafür werden<br />
Stellen aus Frankfurt verlagert,<br />
so kommen in Geislingen 1<strong>14</strong><br />
So stimmt‘s<br />
Energiepreise In unserer Berichterstattung<br />
über in der Oktober-<strong>Ausgabe</strong><br />
haben wir eine<br />
Aussage des Ulmer IHK-Präsidenten<br />
Jan Stefan Roell falsch<br />
zugeordnet: „Die Mehrkosten<br />
für Energie betragen 22 Millionen<br />
Euro bei einem Umsatz von<br />
350 Millionen Euro. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
mache aber nicht so<br />
viel Gewinn.“ Damit war nicht<br />
Roells eigenes <strong>Unternehmen</strong> gemeint,<br />
sondern ein <strong>Unternehmen</strong>,<br />
in dem er mitarbeitet. [!]<br />
neue Arbeitsplätze in diesem<br />
Bereich hinzu. In der Buchhaltung<br />
werden dagegen in zwei<br />
Stufen 56 Stellen abgebaut, die<br />
in Warschau angesiedelt werden.<br />
Den betroffenen Beschäftigten<br />
sollen andere Stellen in<br />
Geislingen angeboten werden.<br />
Das Consumer-Geschäft und<br />
Zentralfunktionen sollen ausgegliedert<br />
werden und nicht im<br />
Metall-Tarif verbleiben. [!]swp<br />
270 Aussteller<br />
Berufsorientierung Auf der<br />
Ulmer Bildungsmesse vom 9. bis<br />
11. Februar 2023 präsentieren<br />
sich 270 Unternehmern als Arbeitgeber.<br />
Die sieben Ulmer<br />
Messehallen sind restlos ausgebucht.<br />
IHK-Hauptgeschäftsführerin<br />
Petra Engstler-Karrasch<br />
hofft, dass viele junge Menschen<br />
den Weg auf die Bildungsmesse<br />
finden. Die Chancen auf passende<br />
Ausbildungsplätze seien größer<br />
denn je – und die Karrierechancen<br />
exzellent. [!] swp
6<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Was Britta Wagner in<br />
dem Brief las, den<br />
sie im Oktober von<br />
ihrem Energieversorger<br />
bekam, konnte sie kaum<br />
glauben: Der Stromlieferant teilte<br />
der Geschäftsführerin eines<br />
Betriebs für Kfz-Karosseriebau<br />
und Lackierung mit, den Tarif<br />
am Firmenstandort in Langenau<br />
von 66 Cent auf 1,07 Euro pro<br />
Kilowattstunde (kWh) zu erhöhen.<br />
Die Firmenchefin, die ihren<br />
wahren Namen und den ihres<br />
Betriebs an dieser Stelle aus<br />
Wettbewerbsgründen nicht lesen<br />
möchte, war entsetzt.<br />
Die Frage ist:<br />
Wie viel Zeit<br />
habe ich, einen<br />
anderen Versorger<br />
zu finden?<br />
Falco Weidemeyer<br />
<strong>Unternehmen</strong>sberatung EY<br />
Wenn das<br />
Licht droht<br />
auszugehen<br />
Energie Viele Versorger kündigen<br />
Firmenkunden den Strom- oder Gasvertrag<br />
und fordern im Anschluss<br />
existenzbedrohend hohe Aufschläge. Tipps,<br />
wie Betriebe darauf reagieren können.<br />
ILLUSTRATIONEN: MAX MESCHKOWSKI<br />
Der laufende Betrieb verbraucht<br />
jährlich etwa 150 000<br />
Kilowattstunden Strom. Bis in<br />
das vergangene Jahr hinein<br />
hatte die Firma lediglich 20<br />
Cent pro kWh zahlen müssen.<br />
Diesen Vertrag hatte der Energieversorger<br />
allerdings zum<br />
Mai dieses Jahres gekündigt.<br />
Seitdem wurden mehr als<br />
8000 Euro pro Monat fällig.<br />
„Bereits nach der ersten Erhöhung<br />
habe ich umgehend<br />
den Stromversorger kontaktiert“,<br />
sagt Wagner. „Es war<br />
gar nicht möglich, einen neuen<br />
Vertrag zu bekommen.<br />
Dies wurde mit den hohen<br />
Schwankungen an der<br />
Strombörse begründet.“<br />
Hintergrund: Für <strong>Unternehmen</strong><br />
sieht der Gesetzgeber<br />
anders als bei Privathaushalten<br />
keine Grundversorgung<br />
vor. Wagners<br />
Betrieb ist daher in die Ersatzversorgung<br />
gekommen<br />
– und von<br />
dort automatisch<br />
in Folgeprodukte der Ersatzversorgung<br />
überführt worden.<br />
Die Energieversorger beschaffen<br />
in diesen Tarifen kurzfristig<br />
die benötigten Mengen an<br />
den Energiemärkten. Preisänderungen<br />
werden mit einer Frist<br />
von sechs Wochen an die Kunden<br />
weitergegeben. Immerhin:<br />
Die Firmenchefin schaffte es<br />
durch beharrliches Verhandeln<br />
einen neuen Vertrag mit deutlich<br />
günstigeren Konditionen<br />
bis Ende 2023 auszuhandeln.<br />
Dabei hofft sie darauf, dass die<br />
Strompreise bis dahin wieder<br />
sinken.<br />
Was der Unternehmerin passiert<br />
ist, erleben derzeit Tausende<br />
von Firmen in Deutschland.<br />
Der jeweilige Versorger kündigt<br />
den Strom- oder Gasliefervertrag<br />
und bietet oftmals gar keinen<br />
Anschlussvertrag an. Wenn<br />
doch, fällt der Tarif meist so<br />
hoch aus, dass ein Weiterbetrieb<br />
wirtschaftlich nicht darstellbar<br />
ist. „Wenn ich die Kosten des<br />
ersten Angebots oder auch nur<br />
einen Teil davon an die Kunden<br />
hätte weitergeben müssen, würde<br />
niemand mehr sein Fahrzeug<br />
zu mir bringen“, fasst<br />
Wagner die existenzbedrohende<br />
Situation zusammen. Vielen<br />
Betrieben droht damit das Aus.<br />
„Eine wichtige Frage für betroffene<br />
Unternehmer ist: Wie<br />
viel Zeit bleibt mir, um alternative<br />
Energieversorger zu suchen?“,<br />
sagt Falco Weidemeyer,<br />
Partner bei der <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
EY. „Oberste<br />
Priorität muss sein, operativ<br />
handlungsfähig zu bleiben.“<br />
Er rät, sich am Markt umzuschauen<br />
und so kurz laufende<br />
Verträge wie möglich abzuschließen,<br />
falls der angestammte<br />
Energieversorger<br />
keine annehmbaren Konditionen<br />
anbietet. So gewinne<br />
man Zeit und könne Ausschau<br />
halten nach einem<br />
neuen Versorger mit einem<br />
günstigeren Vertrag.<br />
Dem <strong>Unternehmen</strong>sberater<br />
ist dabei bewusst,<br />
dass viele mittlere und<br />
kleinere <strong>Unternehmen</strong> in<br />
einer schwierigen Verhandlungsposition<br />
sind.<br />
Er empfiehlt den Versuch,<br />
sich mit Geschäftspart-
unternehmen [!] VERANTWORTEN 7<br />
nern und Kunden über die<br />
schwierige Situation zu verständigen<br />
und gemeinsam nach Auswegen<br />
zu suchen.<br />
Mittel- bis langfristig müssen<br />
Verantwortliche aber strategisch<br />
an die Frage gehen, wie sie<br />
ihren Energieverbrauch zukünftig<br />
senken können. Doch um<br />
zum Beispiel die Produktionshalle<br />
energetisch zu sanieren,<br />
braucht es ein durchdachtes<br />
Konzept und die notwendigen<br />
Ressourcen. Bei vielen Materialien<br />
stockt wegen der großen<br />
Nachfrage jedoch der Nachschub<br />
und entsprechende Handwerkbetriebe<br />
sind, wenn überhaupt,<br />
nur mit monatelanger<br />
Vorlaufzeit zu bekommen.<br />
Mit unseren<br />
Webinaren<br />
wollen wir Betriebe<br />
unterstützen, die<br />
Lage zu meistern.<br />
Erik Pfeifer<br />
Referatsleiter Klimaschutz DIHK<br />
Bis dahin ist unternehmerisches<br />
Handeln gefragt. Zum Beispiel<br />
stellt die DIHK auf ihrer<br />
Homepage (dihk.de) laufend Informationen<br />
zur Verfügung, wie<br />
Firmen mit der schwierigen Situation<br />
umgehen können. Im<br />
Herbst fand zusätzlich eine kostenfreie<br />
Webinar-Reihe unter<br />
dem Titel „Energiebeschaffung<br />
in der Energiekrise“ statt. „Im<br />
Moment sehen wir drei Faktoren,<br />
die die Lage der <strong>Unternehmen</strong><br />
beeinflussen: eine generelle<br />
Unsicherheit bezüglich der<br />
Versorgungssituation, die angespannte<br />
Preissituation und drittens<br />
die Verwerfungen auf den<br />
Energiemärkten führen dazu,<br />
dass viele Versorger keine Angebote<br />
mehr stellen beziehungsweise<br />
abgeben können“, berichtet<br />
Erik Pfeifer, Referatsleiter<br />
Betrieblicher Klimaschutz bei<br />
der DIHK. „Mit unserer Webinar-Reihe,<br />
die wir wahrscheinlich<br />
in aktualisierter Form wiederholen<br />
werden, wollen wir<br />
<strong>Unternehmen</strong>sverantwortlichen<br />
kompakte Informationen<br />
bieten, ohne dass sie dafür einen<br />
Präsenztermin wahrnehmen<br />
müssen.“<br />
Die <strong>Unternehmen</strong> sollten<br />
sich jedoch nicht nur auf die Beschaffungskosten<br />
fokussieren.<br />
„Mit vielen kleinen Maßnahmen,<br />
die schnell, einfach und<br />
ohne besondere Fachexpertise<br />
umzusetzen sind, können Betriebe<br />
ihren Energieverbrauch<br />
(Strom und Gas) im Ergebnis<br />
um zehn bis fünfzehn Prozent<br />
senken“, sagt Steffen Koci. Er ist<br />
Referatsleiter Innovation, Umwelt,<br />
Energie der IHK Region<br />
Stuttgart.<br />
Ein wirksames Handlungsfeld<br />
gerade in der Heizungsperiode:<br />
die Gebäudedichtheit.<br />
Zwei Drittel der Wärmeverluste<br />
gehen Koci zufolge über Undichtigkeiten<br />
verloren. „Bei Firmenbesuchen<br />
im Winter muss<br />
ich nur schauen, an welchen Arbeitsplätzen<br />
Schals auf den<br />
Fensterbänken liegen“, erzählt<br />
der Experte und empfiehlt gera-<br />
Die rasant gestiegenen Energiekosten nehmen für viele <strong>Unternehmen</strong><br />
bedrohliche Ausmaße an und gefährden die Substanz.<br />
Kosten sparen durch Energieund<br />
Ressourceneffizienz<br />
Wir beraten Sie gerne.
8<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Kostenlose Beratung für <strong>Unternehmen</strong><br />
Das Thema Nachhaltigkeit und damit auch das Thema Energiesparen wird für <strong>Unternehmen</strong> zur Pflicht.<br />
Das Ministerium für Umwelt, Klima und<br />
Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />
(UM) fördert die Energieeffizienz gerade in<br />
kleineren und mittleren <strong>Unternehmen</strong> über<br />
das Kompetenzstellen Netzwerk Energieeffizienz<br />
(KEFF). Es besteht aus zwölf regionalen<br />
Kompetenzstellen und der zentralen Koordinierungsstelle<br />
bei Umwelttechnik BW<br />
(UTBW), die ganz Baden-Würrtemberg abdecken.<br />
Betriebe können die unabhängigen<br />
Experten der Kompetenzstellen kostenlos<br />
anfordern, um vor Ort Hinweise zum Energiesparen<br />
zu geben und ein Konzept für den<br />
schonenden Umgang mit Ressourcen zu<br />
entwickeln (www.keff-bw.de).<br />
Zur Person<br />
Steffen Koci ist Leiter<br />
des Referats Innovation,<br />
Umwelt,<br />
Energie bei der IHK<br />
Region Stuttgart. Er<br />
war zuvor Effizienzmoderator<br />
der Kompetenzstelle<br />
Energieeffizienz<br />
und hat Firmen<br />
zum Thema<br />
Energieeffizienz sensibilisiert.<br />
de bei älteren Gebäuden den Zustand<br />
der Tür- und Fensterdichtungen<br />
regelmäßig zu inspizieren und<br />
bei Bedarf einen Austausch vorzunehmen.<br />
„Die Mitarbeiter:innen gerade<br />
in Produktionsbereichen sollten<br />
zudem darauf achten, dass räumlich<br />
gegenüberliegende Türen und<br />
Tore nicht gleichzeitig geöffnet werden,<br />
dadurch entsteht eine Querlüftung,<br />
die zu einem bis zu 40-fachen<br />
Luftwechsel mit sehr großen Wärmeverlusten<br />
führt.“<br />
„Fraglich ist, ob in allen <strong>Unternehmen</strong>sbereichen<br />
dauerhaft das<br />
Licht brennen muss“, so Koci. „Der<br />
Einbau von Bewegungs- und Präsenzmeldern<br />
oder kostengünstigen<br />
Zeitschaltrelais hat meist einen<br />
deutlichen Effekt.“ Auch sollten <strong>Unternehmen</strong><br />
mit registrierter Leistungsmessung<br />
die Lastgangdaten<br />
von ihrem Versorger anfordern. So<br />
bekommen sie einen detaillierten<br />
Einblick in ihren Strombezug und<br />
können Verbraucher identifizieren,<br />
deren Laufzeiten nicht zu den Betriebszeiten<br />
passen. „Nicht selten<br />
laufen zum Beispiel Klima- und Heizungsanlagen<br />
an sieben Tagen rund<br />
um die Uhr in Volllast durch“, weiß<br />
der Energieexperte. „Oftmals wird<br />
vergessen, die entsprechende Steuereinheit<br />
von Sommer- auf Winterzeit<br />
umzustellen oder an die aktuellen<br />
Ferienzeiten anzupassen.“<br />
Klimaanlagen und<br />
Heizungen in<br />
Betrieben laufen oft<br />
an sieben Tagen rund<br />
um die Uhr.<br />
Auch chronische Energiefresser<br />
wie etwa ein Pressluftsystem fallen<br />
bei einer Grundlastanalyse auf.<br />
„Wenn der Kompressor über das<br />
Wochenende immer wieder anspringt,<br />
weiß ich, dass es mehr oder<br />
weniger große Leckagen gibt. Die<br />
kosten das <strong>Unternehmen</strong> auf Dauer<br />
viel Geld. Dabei lassen sie sich in<br />
den meisten Fällen schnell reparieren“,<br />
sagt Koci. „Grundsätzlich sollte<br />
überlegt werden, ob produktionsnahe<br />
Anlagen am Wochenende in<br />
Betrieb sein müssen.“<br />
Schließlich empfiehlt der Referatsleiter<br />
Energieverantwortlichen<br />
zusammen mit dem Facility Management<br />
zu überlegen, ob alle im<br />
<strong>Unternehmen</strong> vorhandenen Kühlschränke<br />
gebraucht und Warmwasser-Kleinspeicher<br />
zwingend im<br />
Dauerbetrieb gehalten oder Elektrokleingeräte<br />
wie Monitore oder Computer<br />
im Standby-Betrieb bleiben<br />
müssen. „Der Einsatz von Steckdosen<br />
mit Zeitschaltuhren oder Ausschaltern,<br />
gegebenenfalls auch eine<br />
Zeitsteuerung über den zentralen Sicherungskasten,<br />
ebenso wie die Anschaffungskosten<br />
neuer energieeffizienter<br />
Elektrogeräte machen sich<br />
bei den hohen Stromkosten, die wir<br />
jetzt haben, meist in kurzer Zeit bezahlt“,<br />
weiß der Energieexperte. [!]<br />
<br />
Thomas Luther
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
9<br />
Solarpflicht: Handlungsbedarf für Bau -<br />
herren in Bayern und Baden-Württemberg?<br />
Wie bereits andere Bundesländer, möchte<br />
nun auch der Freistaat Bayern durch die Änderung<br />
des bayerischen Klimaschutzgesetzes<br />
eine Solarpflicht zum 01. Januar 2023<br />
einführen. In Baden-Württemberg existiert<br />
seit Längerem eine Solarpflicht, die ab 01.<br />
Januar 2023 im Falle grundlegender Dachsanierungen<br />
auch Bestandsgebäude treffen<br />
wird. Ferner wurde das Gesetzgebungsverfahren<br />
für eine Novelle des baden-württembergischen<br />
Klimaschutzgesetzes gestartet,<br />
was auch Auswirkungen auf die Solarpflicht<br />
hat.<br />
Mit ihren Klimaschutzgesetzen versuchen die<br />
Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg<br />
ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten.<br />
Ein Baustein hierbei ist die Einführung einer<br />
Solarpflicht. Die für gewöhnlich verkürzt als<br />
„Solarpflicht“ bezeichneten gesetzgeberischen<br />
Maßnahmen sind dabei als Photovoltaikpflicht<br />
und nicht als Solarthermiepflicht<br />
ausgestaltet.<br />
Was die aktuellen Gesetzesvorhaben für (künftige)<br />
Bauherren in den beiden Bundesländern<br />
bedeuten, wird im Folgenden dargestellt.<br />
Bayern: Solarpflicht für neue gewerblich<br />
oder industriell genutzte Gebäude<br />
Der aktuelle Gesetzesentwurf (Stand<br />
30.06.<strong>2022</strong>) zur Novellierung des bayerischen<br />
Klimaschutzgesetzes sieht die Neueinführung<br />
eines „Art. 44a Solaranlagen“ in die Bayerische<br />
Bauordnung vor. Dieser betrifft folgende Gebäude:<br />
Gewerblich oder industriell genutzte<br />
Gebäude, wenn deren Bauantrag ab dem 01.<br />
Januar 2023 eingeht; sonstige Nichtwohngebäude,<br />
wenn deren Bauantrag ab dem 01. Juli<br />
2023 eingeht; Bestandsgebäude, die Nichtwohngebäude<br />
sind, sofern ab dem 01. Januar<br />
2025 eine vollständige Erneuerung der Dachhaut<br />
durchgeführt wird; Gebäude im Eigentum<br />
des Freistaats Bayern; für Wohngebäude sieht<br />
der Entwurf keine Verpflichtung, sondern lediglich<br />
eine Empfehlung ab dem 01. Januar 2025<br />
vor.<br />
Der Gesetzesentwurf sieht auch diverse Ausnahmen<br />
vor: Gebäude mit einer Dachfläche bis<br />
zu 50 m 2 ; Wohngebäude dienende Gebäude<br />
wie Garagen und Schuppen; Bauwerke, bei denen<br />
eine Solaranlagenpflicht rechtlich oder<br />
technisch nicht sinnvoll durchgesetzt bzw. umgesetzt<br />
werden kann (z. B. bei unterirdischen<br />
Bauten oder nur vorübergehend aufgestellten<br />
oder genutzten Gebäuden); wenn der Erfüllung<br />
der Solaranlagenpflicht öffentlich-rechtliche<br />
Pflichten wie die Einhaltung bestimmter<br />
Bauhöhen bei Bestehen eines Bebauungsplans<br />
entgegenstehen; Bestandsgebäude, deren<br />
Bauantrag bzw. deren Bauvorlagen vor<br />
dem 01. Januar 2023 vollständig eingereicht<br />
wurden.<br />
Ob die Solarpflicht in Bayern zu den genannten<br />
Terminen in der Gestalt des Gesetzesentwurfs<br />
in Kraft tritt, bleibt abzuwarten. In einer Expertenanhörung<br />
im bayerischen Landtag Ende<br />
September erntete der Entwurf des Klimaschutzgesetzes<br />
harte Kritik. Aufgrund des eindeutigen<br />
Expertenurteils über den Gesetzentwurf<br />
muss damit gerechnet werden, dass dieser<br />
noch verschärft wird. Das könnte gerade<br />
auch die Solarpflicht treffen.<br />
Baden-Württemberg: Bald Bestandsgebäude<br />
betroffen und Verschärfung erwartbar<br />
In Baden-Württemberg sieht das aktuelle Klimaschutzgesetz<br />
in §§ 8a ff. bereits eine Solarpflicht<br />
seit 01. Januar <strong>2022</strong> (Neubau Nichtwohngebäude<br />
und offene Parkplätze mit mehr<br />
als 35 Stellplätzen) bzw. seit 01. Mai <strong>2022</strong><br />
(Neubau Wohngebäude) vor.<br />
Zum 01. Januar 2023 tritt die zunächst letzte<br />
Stufe der Solarpflicht in Kraft. Danach müssen<br />
auch Bestandsgebäude die Solarpflicht erfüllen,<br />
sobald eine „grundlegende Dachsanierung“<br />
durchgeführt wird und die Bauarbeiten<br />
ab dem 01. Januar 2023 begonnen werden.<br />
Der aktuelle Entwurf für eine Novelle des baden-württembergischen<br />
Klimaschutzgesetzes,<br />
der gerade das Landesgesetzgebungsverfahren<br />
durchläuft, sieht eine weitere Forcierung<br />
der Solarpflicht vor. Demnach stehen<br />
einem Neubau der Ausbau oder der Anbau<br />
gleich, sofern hierdurch eine neue, zur Solarnutzung<br />
geeignete Dach- oder Stellplatzfläche<br />
entsteht. Das bedeutet, dass auch bauliche<br />
Veränderungen an Bestandsgebäuden der Solarpflicht<br />
unterfallen können, selbst wenn das<br />
nicht verändert wird.<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Niklas Bammler, Rechtsanwalt,<br />
Diplom-Verwaltungswirt (FH)<br />
niklas.bammler@sonntag-partner.de<br />
www.sonntag-partner.de<br />
Ausblick und Handlungsempfehlung<br />
Aus unternehmerischer Sicht ist es vielfach<br />
sinnvoll, Photovoltaikanlagen zu errichten. Diese<br />
senken erfahrungsgemäß auf lange Sicht<br />
die Stromkosten. Je nach Betrieb ist ggf. sogar<br />
eine Unabhängigkeit von den Netzbetreibern<br />
zu erreichen. Weiter verleiht die (teilweise) Eigenversorgung<br />
des Betriebs mit grünem<br />
Strom dem <strong>Unternehmen</strong> ein positives Image.<br />
Trotz dieser und weiterer Vorteile, kann es in<br />
manchen Konstellationen unternehmerisch<br />
richtig sein, die Solarpflicht ganz oder teilweise<br />
zu umgehen. Sollte dies in Ihrem Fall zutreffen,<br />
beachten Sie bitte Folgendes:<br />
Für Bayern gilt, dass selbst wenn es bei dem<br />
aktuellen Gesetzentwurf bleiben sollte, in jedem<br />
Fall Handlungsbedarf für alle Unternehmer<br />
besteht, die aufgrund vorhandener gewerblich<br />
oder industriell genutzter Gebäude<br />
von der Solaranlagenpflicht betroffen sind und<br />
von keiner der genannten Ausnahmen profitieren.<br />
Gegebenenfalls sanierungsbedürftige Dächer<br />
sollten schnellstens erneuert werden.<br />
Steht zudem die Errichtung eines neuen Gebäudes<br />
an, das vom Gesetzentwurf betroffen<br />
ist, so sollten zumindest der Bauantrag oder<br />
die Bauunterlagen hierfür vollständig vor Ablauf<br />
des 31. <strong>Dezember</strong> <strong>2022</strong> eingereicht werden.<br />
Aber auch die Eigentümer sonstiger<br />
Nichtwohngebäude sollten die Zeit bis Ablauf<br />
der zweiten Frist am 31. Juni 2023 nicht ungenutzt<br />
lassen und entsprechende Vorhaben bereits<br />
jetzt andenken und ggf. planen.<br />
In Baden-Württemberg sollten Bauarbeiten an<br />
Dächern, soweit zulässig, vor dem 01. Januar<br />
2023 begonnen werden. Planen Sie andere<br />
Veränderungen Ihrer Bestandsgebäude, die<br />
zur Kategorie Aus- oder Anbau gehören, sollten<br />
Sie ebenfalls schnell handeln, bevor die Novelle<br />
des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes<br />
verabschiedet wird.<br />
Für Fragen im konkreten Einzelfall über das<br />
Vorliegen eines Ausnahmetatbestands, dem<br />
Vorgehen bei Bauantragsstellung mit eventuellen<br />
Abweichungs- bzw. Befreiungsanträgen<br />
oder über Reaktionsmöglichkeiten auf Anordnungen<br />
der Bauaufsichtsbehörden ist eine individuelle<br />
und einzelfallbezogene Analyse und<br />
rechtliche Beratung zu empfehlen.<br />
Schillerstraße 1/1 | 89077 Ulm<br />
www.sonntag-partner.de
Sie teilen sich seit der<br />
Gründung vor 30<br />
Jahren ein Büro: die<br />
Asys-Geschäftsführer<br />
Klaus Mang (links) und<br />
Werner Kreibl.
unternehmen [!] TITELTHEMA 11<br />
Zwei mit Mut zu<br />
neuen Ansätzen<br />
Asys Die Erfolgsgeschichte von Klaus Mang und Werner Kreibl ist kaum<br />
zu glauben. Vor 30 Jahren als Zwei-Mann-Betrieb gegründet, sind sie<br />
heute ein weltweit gefragter Spezialist für Elektronikfertigung. Ein<br />
Gespräch über Automatisierung und die Lust auf Herausforderungen.<br />
Dass sie einmal 1300 Beschäftigte haben<br />
werden, weltweit mit ihren Automatisierungssystemen<br />
vertreten sind, das haben<br />
sich Werner Kreibl und Klaus Mang, die<br />
Gründer der Asys GmbH aus Dornstadt,<br />
nicht träumen lassen. Ein früher Plan war, 24 Beschäftigte<br />
zu haben. Auch weitere Planungen überholten<br />
sich schnell, erzählen die beiden geschäftsführenden<br />
Gesellschafter. „Ab 150 Mitarbeiter haben<br />
wir uns entschieden, uns den Marktanforderungen<br />
anzupassen“, sagt Klaus Mang.<br />
Gestartet sind er und Werner Kreibl vor 30 Jahren<br />
in einer angemieteten Kantine eines Fensterbauers.<br />
An ihren ersten Tag können<br />
sich die beiden Maschinenbauer<br />
noch gut erinnern. Sie kauften<br />
eine Drehbank, eine Dreh- und<br />
eine Fräsmaschine, gingen zum<br />
Notar und fuhren zu ihrem ersten<br />
Kundenauftrag nach Frankfurt.<br />
Beim Start<br />
von Asys<br />
gab es wenig<br />
standardisierte<br />
Lösungen.<br />
War ihr erster Auftrag ein Erfolg?<br />
Werner Kreibl: Rein wirtschaftlich<br />
nicht. Die Rückzahlung haben wir<br />
später bekommen. Die drei Anlagen, die wir aufgebaut<br />
haben, waren die Basis für weitere Aufträge.<br />
Was war so schwierig an dem Auftrag?<br />
Werner Kreibl: Das waren Anlagen, bei denen elektronische<br />
Baugruppen in Dampfphasen auf Leiterplatten<br />
gelötet werden. Standardmäßig waren die<br />
Anlagen so konzipiert, dass man die Leiterplatten<br />
per Hand auflegt. Der Kunde wollte aber eine Automatisierung.<br />
Lässt sich das nicht anpassen?<br />
Werner Kreibl: Wenn eine Anlage nicht für eine<br />
Automatisierung konzipiert ist, dann stehen die<br />
Chancen schlecht, das nachträglich hinzubekommen.<br />
Das ist wie bei einer Fertigung: Wenn die für<br />
Handmontage ausgelegt ist, müssen Sie zuerst umstrukturieren<br />
und umbauen, dass eine Automatisierung<br />
möglich wird. Unser erster Auftrag war nicht<br />
trivial, aber wir haben uns durchgearbeitet.<br />
Hat der Kunde Ihre Anstrengungen gewürdigt?<br />
Klaus Mang: Er hat vor allem das Potenzial der Lösung<br />
erkannt. Durch unsere Arbeit haben wir unser<br />
Know-how unter Beweis gestellt und gezeigt,<br />
was in uns steckt. Nämlich für eine fast unmögliche<br />
Aufgabe eine gute Lösung zu finden – wenn<br />
auch mit kleinen Abstrichen.<br />
Was ist denn Asys eigentlich: Maschinenbauer, Automatisierer<br />
oder Intralogistik-Profi?<br />
Mang: Unser Name Asys steht für Automatisierungssysteme.<br />
Kreibl: Wir sind als Maschinenbauer<br />
und Automatisierer gestartet. Von Anfang an haben<br />
wir uns auf das so genannte<br />
Handling in der Elektronikfertigung<br />
spezialisiert. Darunter versteht<br />
man das Beladen und Entladen<br />
der Fertigungseinrichtungen<br />
sowie das Transportieren von Fertigungsmaterialien.<br />
Da gab es<br />
während der Anfänge von Asys<br />
wenige standardisierte Lösungen,<br />
sondern viel Sondermaschinenbau.<br />
Mit welchem Ansatz sind sie gestartet?<br />
Werner Kreibl: Wir haben ein komplettes Produktprogramm<br />
entwickelt, in dem die elektronischen<br />
Steuerungen konfiguriert statt programmiert werden.<br />
Das gibt unseren Kunden die Freiheit, bei Änderungen<br />
in der Anwendung die Maschinen ohne<br />
aufwendige Programmierung anzupassen.<br />
Ist das der Grund für das rasante Wachstum?<br />
Mang: Genau, die einfach konfigurierbaren Maschinen<br />
waren für die Kunden etwas Neues. Weil wir<br />
unsere Maschinen modular aufgebaut haben, haben<br />
die Kunden die Möglichkeit, diese im Nachhinein<br />
zu erweitern, wenn beispielsweise die Frage<br />
nach einem entsprechenden Produkt anzieht. Die<br />
Lösung passt für <strong>Unternehmen</strong> jeder Größenordnung.<br />
Sie können bei Bedarf ihre Fertigung Modul<br />
für Modul erweitern.<br />
Zur Person<br />
Klaus Mang (64,<br />
verheiratet, zwei Kinder)<br />
hat Maschinenbau<br />
von der Pike auf<br />
gelernt. Nach einer<br />
Ausbildung absolvierte<br />
er die Meisterprüfung<br />
und studierte<br />
später berufsbegleitend<br />
Betriebswirtschaftslehre.<br />
Beim<br />
Photovoltaik-Spezialisten<br />
Centrotherm in<br />
Blaubeuren war er für<br />
die Produktion zuständig<br />
und lernte<br />
19<strong>85</strong> Werner Kreibl<br />
kennen. Mangs Leidenschaft<br />
und großes<br />
Hobby ist die Blasmusik.<br />
Er spielt seit 40<br />
Jahren Tuba, ist Gründungsmitglied<br />
des<br />
Musikvereins Hochsträß<br />
und war 20 Jahre<br />
lang dessen Vorstand.<br />
Zur Person<br />
Werner Kreibl hat<br />
Maschinenbau in Aachen<br />
studiert. 1986<br />
begann er seine berufliche<br />
Karriere als<br />
Konstrukteur bei Centrotherm.<br />
Gemeinsam<br />
mit Klaus Mang gründete<br />
er 1992 das <strong>Unternehmen</strong><br />
Asys.<br />
Kreibl (62, ledig, ein<br />
Sohn) ist seit mehr<br />
als 40 Jahren mit seiner<br />
Partnerin zusammen.<br />
Zu seinen<br />
Hobbys gehören Segeln<br />
und Windsurfen<br />
und „ein bisschen<br />
Motorradfahren“.<br />
Nach anstrengenden<br />
Tagen entspannt er<br />
sich, indem er von<br />
seiner Terrasse in<br />
Überlingen über den<br />
Bodensee schaut –<br />
mit einem Glas Rosé.
12<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Geschäftsführer Werner Kreibl:<br />
„Heutige Hardware- und<br />
Software-Tools sind so klug,<br />
dass sie mithilfe von Daten die<br />
Zustände der Maschinen<br />
voraussagen können.“<br />
Mit der Zeit haben Sie Ihre Lösungen in der Fertigung<br />
von oberflächenmontierten Bauelementen<br />
(SMT) kräftig ausgeweitet.<br />
Kreibl: In unserer Rolle als Handling-Automatisierer<br />
standen wir am Ende der Wertschöpfungskette.<br />
In der Elektronikfertigung geht es zuerst ums<br />
Bestücken, dann um den Produktionsprozess und<br />
wenn die Firmen noch Geld übrighaben, kaufen sie<br />
sich das Handling zu. Wir haben uns daher immer<br />
mehr Prozesse und Technologien dazu geholt, beispielsweise<br />
durch den Kauf der Firma Ekra, ein Spezialist<br />
für den Siebdruck auf Leiterplatten. Auf diese<br />
Art sind wir zu einem Lösungsanbieter in der<br />
SMT-Linie geworden.<br />
Was macht eigentliche eine Fabrik smart?<br />
Kreibl: Das ist ein großes Wort. Und jeder versteht<br />
etwas Anderes darunter. Manche sagen: Ich habe<br />
jetzt hier eine Schnittstelle, ich habe eine smarte<br />
Maschine. Das halte ich für sehr weit hergeholt.<br />
Wir haben schon vor 25 Jahren damit begonnen,<br />
von den Maschinen aus in die digitale Welt einzutauchen.<br />
Wenn Sie Daten erheben, die Maschinen<br />
austauschen, können Sie diese auch analysieren.<br />
Heutige Hardware- und Software-Tools sind so intelligent,<br />
dass sie mithilfe dieser Daten Anlagenzustände<br />
vorhersagen können. Das wiederum ermöglicht<br />
es Betrieben, Vorgänge rechtzeitig anzustoßen,<br />
damit Zustände, wie beispielsweise das Leerlaufen<br />
von Materialien, verhindert werden.<br />
Mang: Auch hier ist es das Ziel, Stillstände in der<br />
Fertigung vorbeugend zu minimieren, weil sich solche<br />
Stillstände nicht aufholen lassen.<br />
Und wie wird die Fabrik smart?<br />
Kreibl: Wenn Maschinen und Fertigungsinseln miteinander<br />
vernetzt sind, ermöglicht das Interaktionen.<br />
Maschinen tun mit Hilfe von Rechenvorgängen,<br />
was ein smarter Maschinenbediener tun würde.<br />
Eine Fabrik ist smart, wenn sie sich zumindest<br />
in Teilen selbst organisiert und mit Hilfe einer Verwaltungssoftware<br />
festlegt, in welcher Reihenfolge<br />
Aufträge innerhalb der Fertigung bearbeitet werden.<br />
Wobei das eine sehr weit gefasst Definition ist.<br />
Das können auch einfach Vorgänge in der Fabrik<br />
nach bestimmten Kundenanforderungen sein.<br />
Wir haben<br />
vor 25 Jahren<br />
begonnen, in<br />
die digitale Welt<br />
einzutauchen.<br />
Warum haben Sie begonnen, nicht nur Maschinen zu<br />
optimieren, sondern den Ablauf in der Fabrik?<br />
Kreibl: In der Elektronikfertigung kommen Sie mit<br />
gutem Handling auf eine Maschinen-Verfügbarkeit<br />
von 90 oder 92 Prozent. Wenn Sie darüber hinaus<br />
Stillstände vermeiden wollen, müssen Sie auf die<br />
Ebene der Fabrik gehen und die gesamte Versorgungskette<br />
der Maschinen begutachten und aufeinander<br />
abstimmen. Mit diesem Thema beschäftigen<br />
wir uns seit fünf Jahren. Automatisierte Fertigungslinien<br />
sind in der Elektronikfertigung Realität,<br />
aber in Sachen optimierte Abläufe in der<br />
gesamten Fabrik gibt es noch viel Potenzial.<br />
Was ist Ihrer Einschätzung nach die größte Veränderung<br />
in der Fertigung, die Digitalisierung und Automatisierung<br />
mit sich bringen?
unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />
Kreibl: Früher musste man entscheiden, ob man<br />
eine Anlage für die Losgröße 1 oder 10 000 möchte.<br />
Das ist heute nicht mehr nötig, weil sich die Fertigung<br />
dank smarter Maschinen selbst skalieren<br />
kann. Man verliert auch keine Zeit mehr, weil die<br />
Maschinen den optimalen Zeitpunkt für die Umstellung<br />
selbst bestimmen.<br />
Zu unserer<br />
Strategie<br />
gehört auch,<br />
über Zukäufe zu<br />
wachsen.<br />
Braucht man künftig noch Menschen in der Fabrik?<br />
Kreibl: Auf jeden Fall. Der Ansatz unserer Kunden<br />
ist, dass man die Maschinen mit weniger Personal<br />
bedient. Aber nicht um Beschäftigte zu entlassen,<br />
sondern sie an anderen Stellen einzusetzen. In den<br />
vergangenen 30 Jahren haben wir nie gesehen, dass<br />
einer unserer Kunde automatisiert hat und deswegen<br />
Leute entlassen hat. Die Automatisierung ist<br />
immer als Hilfe gedacht für den Bediener, um eine<br />
höhere Produktivität zu erzielen.<br />
Wie sehr ist Deutschland darauf angewiesen.<br />
Kreibl: Die Automatisierung ist dort, wo sie möglich<br />
ist und sich wirtschaftlich trägt, eine der wichtigsten<br />
Maßnahmen, dass deutsche <strong>Unternehmen</strong><br />
wettbewerbsfähig bleiben gegenüber Billiglohnländern.<br />
In den nächsten Jahren wird zudem der Fachkräftemangel<br />
die Automatisierung antreiben.<br />
Geschäftsführer Klaus Mang: „Wir stellen uns bei neuen Weichenstellungen immer<br />
die Fragen: Woher kommen wir? Was können wir gut? Was braucht der Markt?“
„Die schwierige Zeit<br />
während der Finanzkrise<br />
haben wir dazu genutzt,<br />
unsere Prozesse neu<br />
auszurichten“, sagen die<br />
beiden Firmenchefs.<br />
Wie muss ein Mittelständler vorgehen, der zu einer<br />
vernetzten Fertigungslösung kommen will?<br />
Kreibl: Er muss zunächst seine konkreten Ziele definieren.<br />
In der Regel gibt es einen bestehenden<br />
Maschinenpark, den er automatisieren will. Dazu<br />
braucht man skalierbare Komponenten.<br />
Das kann ein einzelner Lader<br />
oder die komplette Vernetzung<br />
einer Fertigungslinie sein. Da<br />
gibt es keine Schablonen, die man<br />
über alles legen kann. Das muss<br />
auch nicht immer die Roboterfarm<br />
sein. Häufig sind das kleine Schritte,<br />
zum Beispiel das man Fertigungsschritte<br />
mit einfachen Tätigkeiten<br />
herausnimmt und automatisiert.<br />
Man kann heutzutage tolle Sachen machen,<br />
aber am Ende des Tages muss die Investition wirtschaftlich<br />
sein.<br />
Was sind die größten Irrtümer in Sachen Automatisierung?<br />
Kreibl: Dass Unternehmer denken, sie haben eine<br />
Joystick-Fertigung. Die gibt es nicht.<br />
Manche<br />
Unternehmer<br />
wünschen sich eine<br />
Joystick-Fertigung.<br />
Die gibt es nicht.<br />
Was meinen Sie mit Joystick-Fertigung?<br />
Kreibl: Dass einer im Büro sitzt und per Knopfdruck<br />
das Produktionstempo erhöhen kann. Auch macht<br />
es keinen Sinn, zu komplexe Abläufe automatisieren<br />
zu wollen. Daher laden wir unsere Kunden zu<br />
Beginn zu einem Workshop ein,<br />
um zu klären, welche Schritte<br />
sinnvoll sind.<br />
Von welchen Investitionssummen<br />
sprechen wir da?<br />
Kreibl: Von 100 000 Euro bis zu 5<br />
Millionen Euro, wobei die Grenzen<br />
nach oben offen sind. Unsere<br />
größten Einzelaufträge gehen bis<br />
zu 20 Millionen Euro.<br />
Was waren im Rückblick die wichtigsten Meilensteine<br />
und Wachstumsbeschleuniger?<br />
Mang: Da hat es zwei Kategorien gegeben. 2002 haben<br />
wir unsere Lösungen auf Solartechnik ausgeweitet.<br />
2005 – mitten im Solar-Aufschwung – haben<br />
wir die Firma Ekra mit rund 170 Mitarbeitern aus<br />
der Insolvenz übernommen. Die waren und sind
unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />
Spezialisten für Solartechnik und Siebdruck und<br />
passten ideal zu unserem Portfolio. Zu unserer Strategie<br />
gehört auch, über Zukäufe zu wachsen. Die<br />
schwierige Zeit während der Finanzkrise haben wir<br />
dazu genutzt, unsere Prozesse neu auszurichten.<br />
Als die Geschäfte in der Elektronik und der Solartechnik<br />
wieder angesprungen sind, haben wir unseren<br />
Umsatz zwei Jahre infolge verdoppeln können.<br />
Wie kamen Sie zur dritten Säule, dem Geschäft mit<br />
Pharmaunternehmen?<br />
Mang: Strategisch wollten wir uns mit einem zusätzlichen<br />
Geschäftsfeld erweitern. Wir sind durch<br />
die Übernahme eines Pharma-Zulieferers mit damals<br />
rund 30 Mitarbeitern in diesen für uns neuen<br />
Markt eingestiegen.<br />
Wie risikobehaftet war dieser Schritt?<br />
Mang: Da hat niemand auf uns gewartet. Wir haben<br />
uns erst einmal zwei Jahre angeschaut, wie der<br />
Markt funktioniert und geschaut, wo Chancen für<br />
uns sind. Wir stellen uns bei solchen Weichenstellungen<br />
immer die Fragen: Woher kommen wir? Was<br />
können wir gut? Was braucht der Markt? Wir sind<br />
dort Zuhause, wo Pharma und Medizin die Elektronik<br />
treffen. Wir haben schließlich unsere Nische<br />
gefunden. Das war für die Firmenentwicklung ein<br />
weiterer Meilenstein.<br />
Wo trifft Elektronik Pharma und Medizin?<br />
Mang: Das sind Produkte, die elektronisch sind und<br />
eine Medizinanwendung haben. Dazu gehören unter<br />
anderem Blutzucker-Messgeräte. Das ist im Prinzip<br />
eine Leiterplatte, die in ein Gehäuse gebracht<br />
wird.<br />
Was hat sich dadurch für Asys verändert?<br />
Kreibl: Wir mussten unsere Fertigungsphilosophie<br />
und Dokumentation an die Anforderungen der<br />
Pharma- und Medizintechnikbranche anpassen.<br />
Mang: Bei solchen Anlagen entspricht die Fertigung<br />
der Maschine 50 Prozent der Arbeit. Die andere<br />
Hälfte besteht aus prüfen, testen und dokumentieren.<br />
Ein solcher Auftrag steht bei uns doppelt<br />
so lange in der Fertigung, wie andere Aufträge,<br />
weil die Prüfkriterien ganz andere sind. Das ist<br />
eine andere Welt, für die man seine Prozesse anpassen<br />
muss.<br />
Ist der Schlüssel Ihres Erfolgs, sich neuen Herausforderungen<br />
zu stellen?<br />
Mang: Das ist einer der Schlüssel. Ein anderer ist,<br />
dass wir als Asys neue Lösungen bieten, die über den<br />
aktuellen Bedarf der Fertigung hinausgehen und damit<br />
den Kunden Impulse geben. Wir haben uns mit<br />
der Zeit breit aufgestellt, wir sind aber auch bei den<br />
Lösungen für Kunden aus der Energie- oder Pharmabranche<br />
immer unserem Kerngeschäftsfeld Elektronik<br />
treu geblieben.<br />
Kreibl: Um erfolgreich zu sein, brauchen Sie zudem<br />
eine Vision und auch Willen, Fähigkeit und Lust, diese<br />
umzusetzen.<br />
Mang: Und den Mut zum Risiko. Unser Vier-Augen-<br />
Prinzip ist da eine Absicherung. Wenn zwei die gleiche<br />
Vision haben, kann diese nicht ganz falsch sein.<br />
Gab es auch schwierige Phasen seit der Gründung?<br />
Kreibl: Wir sind beide Maschinenbauer. In den ersten<br />
zehn Jahren haben wir mit viel Engagement neue<br />
Maschinen gebaut und haben uns wenig um das<br />
Thema Wirtschaftlichkeit gekümmert. Das ging gut,<br />
weil wir stark gewachsen sind. Aber wir haben gelernt,<br />
dass es eine Entwicklungs-, eine Bauphase<br />
und eine Lebenszeit der Maschine gibt. Darauf haben<br />
wir unsere Entwicklungsarbeit angepasst.<br />
Mang: Natürlich bringt auch das starke Wachstum<br />
Themen mit sich. Jeder Entwicklungsschritt, von<br />
50 zu 100 Mitarbeitenden, zu 250 Beschäftigten und<br />
zu heute 1300 Angestellten weltweit, hat eine Strukturänderung<br />
in der Firma mit sich gebracht. Dazu<br />
gehört auch, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />
mit denen man gewachsen ist, neue Aufgaben<br />
und mehr Verantwortung erhalten. Da läuft nicht<br />
jeder Tag geradeaus.<br />
Wie sehr leiden Sie unter gestörten Lieferketten?<br />
Mang: Die Lieferengpässe machen sich stark bemerkbar,<br />
sei es bei Steuerungen oder bei einfachen<br />
Bauteilen wie Schaltern und Tastern. Teilweise wer-<br />
Durch den<br />
Mangel<br />
erhöhen sich<br />
Lieferzeiten<br />
drastisch.<br />
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16<br />
TITELTHEMA unternehmen [!]<br />
Von Dornstadt aus in alle Welt<br />
Der Firmensitz von Asys in Dornstadt, einem der führenden Automatisierer in der Elektronikfertigung. <br />
Foto: Asys Group<br />
Automatisieren, digitalisieren, verbinden<br />
– mit dieser Mission ist der Automatisierungsspezialist<br />
Asys aus Dornstadt weltweit<br />
aktiv. Neben der Firmenzentrale, in der<br />
mehr als <strong>85</strong>0 der fast 1300 Beschäftigten<br />
arbeiten, verfügt das Familienunternehmen<br />
über 15 Niederlassungen in acht Ländern.<br />
Die Grundidee der Inhaber Klaus Mang und<br />
Werner Kreibl war es, Maschinen für die<br />
Elektronikfertigung modulartig aufzubauen<br />
und den Kunden die Möglichkeiten zu geben,<br />
diese frei zu konfigurieren. In den drei Geschäftsbereichen<br />
Elektronik, Energie und<br />
Life Science erwartet Asys in diesem Jahr einen<br />
Umsatz von mehr als 200 Millionen<br />
Euro. Gefertigt werden die Anlagen in Dornstadt,<br />
Bönnigheim und Mönchweiler, der Exportanteil<br />
beträgt mehr als 50 Prozent.<br />
Engpässe<br />
bei<br />
Elektronik sind<br />
derzeit das<br />
größte Problem.<br />
den Lieferungen in Aussicht gestellt, wir arbeiten<br />
in der Fertigung auf diesen Punkt hin, aber dann<br />
bleiben die Lieferungen aus und die Lieferanten<br />
können keinen Termin für die Lieferung nennen.<br />
Was heißt das für Ihre Lieferzeiten?<br />
Mang: Normalerweise betragen diese acht bis zehn<br />
Wochen. Wir sind durch den Mangel mancher Bauteile<br />
bei bis zu 40 Wochen. Das ist eine Größenordnung,<br />
die die Kunden kaum mehr akzeptieren und<br />
natürlich nachfragen. Im Moment stehen bei uns<br />
etwa hundert fast fertige Maschinen, bei denen einzelne<br />
Teile oder Komponenten fehlen. Im Moment<br />
ist das eine sehr, sehr schwierige Situation für unsere<br />
Kunden, für uns und auch für unsere Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen.<br />
Wie entwickelt sich Ihre Auftragslage?<br />
Kreibl: In der Elektronik sehen wir, dass unsere<br />
Kunden versuchen, Kapazitäten aufzubauen, weil<br />
deren Fertigungslinien an anderer Stelle blockiert<br />
sind. Das beschert uns einen Auftragseingang, den<br />
wir in dieser Höhe nicht erwartet hatten, und der<br />
nicht zur Verfügbarkeit vieler Komponenten passt.<br />
Ist Nachschub die größte Herausforderung?<br />
Kreibl: Definitiv, bei manchen Bereichen wird es<br />
besser, wie bei Stahl oder Aluminium, aber nicht<br />
bei Elektronik-Bauteilen wie Computerchips. Das<br />
liegt auch daran, dass es Minimum zwei Jahre dauert,<br />
eine Chips-Fertigung aufzubauen.<br />
Was würde es für Asys bedeuten, wenn China Taiwan<br />
angreift?<br />
Kreibl: China und Taiwan spielen eine entscheidende<br />
Rolle bei der Lieferung von Elektronikbauteilen.<br />
Bei einem militärischen Konflikt dieser beiden<br />
Länder hätten wir ein richtiges Problem.<br />
Welche Themen bereiten Ihnen sonst noch Sorgen?<br />
Mang: Das sind die Unsicherheit der Energieversorgung<br />
und die rasant gestiegenen Energiekosten.<br />
Das bedroht nicht nur die großen Hersteller von<br />
Aluminium und Stahl, die sehr viel Energie benötigen,<br />
sondern auch die vielen kleinen Anbieter, die<br />
Material veredeln, wie Eloxierer. Sollte da ein Veredler<br />
wirtschaftlich ins Straucheln kommen, würden<br />
sich auch hier Engpässe für Abnehmer der Produkte<br />
wie Asys auftun. Da stecken noch einige Risiken<br />
im Markt.<br />
Wie sehr treffen Asys selbst die gestiegenen Energiekosten?<br />
Mang: Unser Industriebereich ist keine energieintensive<br />
Branche. Daher trifft uns dieses Thema weniger<br />
hart als andere <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Wie sehr macht Ihnen der Fachkräftemangel zu<br />
schaffen?<br />
Kreibl: Es herrscht ein Mangel an Fachkräften –<br />
auch in der Metall- und Elektroindustrie. Wir merken,<br />
dass die ersten Babyboomer-Jahrgänge vorzeitig<br />
in Rente gehen. Umso wichtiger ist, dass Asys<br />
ein attraktiver Arbeitgeber ist, weil sich die Bewerber<br />
mittlerweile die <strong>Unternehmen</strong> heraussuchen<br />
können.<br />
Wie schwierig ist es als geschäftsführende Gesellschafter,<br />
das <strong>Unternehmen</strong> 30 Jahre zu entwickeln<br />
und sich nun mit der Nachfolge zu beschäftigen?<br />
Kreibl: Mit dem Thema Nachfolge in der Führungsstruktur<br />
beschäftigen wir uns schon seit einigen
unternehmen [!]<br />
TITELTHEMA<br />
Jahren. Das geht ja nicht nur um das Thema Ruhestand,<br />
sondern auch um den Fall, dass einem von<br />
uns beiden etwas passieren würde. Das ist für uns<br />
ein Lernprozess, Verantwortung und Aufgaben abzugeben.<br />
Seit zwei Jahren gehört Jürgen Ries der Geschäftsführung<br />
an.<br />
Kreibl: Er hatte zuvor zehn Jahre lang unser China-<br />
Geschäft geleitet und wollte aus familiären Gründen<br />
zurück nach Deutschland. Er ist mit Asys vertraut<br />
und ist jetzt verantwortlich für das operative<br />
Geschäft. Wir stimmen uns regelmäßig ab und haben<br />
die Verantwortlichkeiten klar getrennt.<br />
Mang: Mit dem Thema Nachfolge wären wir schon<br />
weiter, wenn wir nicht seit dem Frühjahr 2020 permanent<br />
eine Krise nach der anderen meistern müssten.<br />
Das ist einfach nicht die Zeit, in der aktuellen,<br />
schwierigen Phase auszuscheren. Wir müssen erst<br />
wieder in ein ruhigeres Fahrwasser kommen.<br />
Auf was sind Sie stolz?<br />
Mang und Kreibl: Wir haben 30 Jahre hinter uns,<br />
sind in vielen Bereichen Marktführer, haben weltweit<br />
Niederlassungen und ein tolles Team aus fast<br />
1300 Mitarbeitern, das erfüllt uns mit Stolz.<br />
Im Gespräch: (von links)<br />
Werner Kreibl, Klaus Mang,<br />
Marketingleiterin Tatjana<br />
Hofmann sowie Julia Kling<br />
und Alexander Bögelein<br />
von der SWP-Wirtschaftsredaktion.<br />
Das Interview führten<br />
Julia Kling und Alexander<br />
Bögelein von der Redaktion<br />
unternehmen [!]<br />
Fotos:<br />
Lars Schwerdtfeger<br />
Anzeige<br />
Biedenkapp Stahlbau erhält Deutschen<br />
Metallbaupreis <strong>2022</strong><br />
Für die Planung und Errichtung einer Baumschwebebahn<br />
in Bad Harzburg wurde ein<br />
Stahlbauer gesucht, der die Herausforderungen<br />
mitten im Harzer Wald meistern konnte.<br />
Mit einer präzisen Planung und einer spektakulären<br />
Montage baute Biedenkapp Stahlbau<br />
aus Wangen diese bisher einmalige Konstruktion<br />
und gewann den Deutschen Metallbaupreis<br />
in der Kat. Stahlkonstruktionen.<br />
An der Baumschwebebahn, die unter Berücksichtigung<br />
der Natur und des dicht bewaldeten<br />
Geländes direkt in einen steilen Hang integriert<br />
wurde, schweben die Nutzer in Laufwagen eingeklinkt<br />
die schlangenförmige Bahn hinab.<br />
Mehr als 6 Minuten dauert die Fahrt ins Tal vorbei<br />
an den Baumwipfeln.<br />
Bei diesem Projekt musste die gesamte Bahn an<br />
Fachwerkständern aus Stahlprofilen mit einem<br />
abgehängten Edelstahlrohr als Laufschiene und<br />
diversen Abspannungen aus Edelstahlseilen<br />
umgesetzt werden. Ein Projekt, das es so vorher<br />
noch nicht gegeben hat.<br />
Mit dem Hubschrauber montiert<br />
Eine weitere Herausforderung stellte die<br />
Die sehr leicht wirkende und beinahe schwebende<br />
Konstruktion schlängelt sich der Natur angepasst<br />
den Hang hinunter.<br />
Foto: M&T<br />
schwierige Montage in dem unwegsamen<br />
Gelände dar, diese hat das Team in herausragender<br />
Weise gemeistert. Für die Tragfähigkeit<br />
im Waldgrund wurden Mikropfähle verbaut. Die<br />
Fundamente wurden mit einem Schreitbagger<br />
ausgehoben und der Beton über bis zu hundert<br />
Meter lange Rutschen den Hang herunter transportiert.<br />
Die Teile wurden auf einem Parkplatz<br />
vormontiert und anschließend mit einem Lastenhubschrauber<br />
in den Hang geflogen. Die<br />
Tragseile wurden von Hand eingezogen. Zu den<br />
Leistungen gehörten auch das Start- und das<br />
Zielgebäude, der Aufzug für die Transport wägen<br />
sowie alle (auch die Holz-)Verkleidungen.<br />
Fazit: Zurückhaltend und naturangepasst<br />
Das Gewinnerobjekt hat durch die Komplexität<br />
der Aufgabe für das ausführende <strong>Unternehmen</strong><br />
und die hohen planerischen und statischen Anforderungen<br />
überzeugt. Mit der Baumschwebebahn<br />
ist ein sehr naturangepasstes und nachhaltiges<br />
Stahlbauwerk entstanden. Der Werkstoff<br />
Stahl hat bei diesem Projekt seine Vorteile<br />
gegenüber dem für Schädlinge anfälligen Holz<br />
unter Beweis stellen können.<br />
Biedenkapp Stahlbau GmbH<br />
Pettermandstr. 24 | 88239 Wangen i.A.<br />
info@biedenkapp-stahlbau.de<br />
Tel.: +49 (0) 7522 9702-0
18<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
AIDA-Expansion<br />
geplatzt<br />
Absage Ursprünglich plante die<br />
AIDA Europe GmbH, ihren<br />
Standort in Weingarten bis Ende<br />
des Jahres <strong>2022</strong> um ein 3,3 Hektar<br />
großes Areal zu erweitern.<br />
Dieses Vorhaben ist nun aber<br />
abgesagt. Grund sind die Corona-Pandemie<br />
und ihre Folgen.<br />
Die Kosten für das Grundstück<br />
lagen bei 4,8 Millionen Euro.<br />
Auf drei Stockwerken sollten<br />
dort 80 bis 100 neue Arbeitsplätze<br />
entstehen. Das Technologiezentrum<br />
in Weingarten gehört<br />
zum japanischen Pressenhersteller<br />
AIDA Engineering. Dieser<br />
hat weltweit rund 2000 Mitarbeiter<br />
in 20 Ländern. Das<br />
Technologiezentrum in Weingarten<br />
besteht seit 2016.<br />
Hymer setzt auf<br />
Ökostrom<br />
Energie Drei Millionen Kilowattstunden<br />
– so viel Ökostrom<br />
will die Hymer GmbH & Co. KG<br />
am Standort Bad Waldsee in Zukunft<br />
jährlich erzeugen. Hauptsächlich<br />
für den Eigenbedarf.<br />
Für die Inbetriebnahme der<br />
Photovoltaikanlage hat das <strong>Unternehmen</strong><br />
einen Vertrag mit<br />
der Technische Werke Schussental<br />
GmbH & Co. KG unterzeichnet.<br />
Die Anlage wird im<br />
Pachtmodell betrieben. Die Erwin<br />
Hymer Group ist Fachhändler<br />
für Reisemobile und Caravans<br />
und eine 100-prozentige<br />
Tochtergesellschaft von THOR<br />
Industries. Sie erzielte im Finanzjahr<br />
2020/21 einen Umsatz<br />
von 2,7 Milliarden Euro.<br />
Hohe Ziele bei<br />
Myonic bis 2030<br />
Ein Rolls-Royce-Mitarbeiter bei der Montage der Motoren in<br />
Friedrichshafen. Foto: Stefan Soell/Rolls-Royce Solutions GmbH<br />
Mehr Nachwuchs für<br />
Rolls-Royce<br />
Rolls-Royce Power Systems will dem Fachkräftemangel entgegenwirken.<br />
Deswegen wird RRPS sein Ausbildungsangebot am Hauptsitz in Friedrichshafen<br />
erweitern. Hundert Ausbildungs- und Studienplätze soll es<br />
dann geben, vor allem in technischen Bereichen, darunter bekannte<br />
Ausbildungsberufe wie Industriemechaniker, Mechatroniker oder Maschinenbauer,<br />
aber auch Neues wie der duale Studiengang „Embedded<br />
Systems“. Darin werden Inhalte aus der Informationstechnik und der<br />
Elektrotechnik kombiniert. Rolls-Royce Power Systems ist Vorreiter bei<br />
Antriebs- und Energielösungen und beschäftigt rund 9 000 Mitarbeitende.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> hat Kunden in mehr als 150 Ländern. Der bereinigte<br />
Jahresumsatz 2021 betrug 10,95 Milliarden britische Pfund.<br />
Klimaneutralität Bis 2030 will<br />
das Leutkircher <strong>Unternehmen</strong><br />
Myonic seinen Umsatz fast verdoppeln<br />
– auf 105 Millionen<br />
Euro. Dafür sollen unter anderem<br />
die Produktpalette erweitert<br />
und Prozesse automatisiert<br />
werden. Ein weiteres Ziel ist,<br />
dass die Firmengebäude energetisch<br />
saniert und klimaneutral<br />
werden. Myonic entwickelt, produziert<br />
und vermarktet Präzisions-Miniaturkugellager<br />
in Branchen<br />
wie Zahnmedizin, Industrie,<br />
Werkzeugmaschinen, Luftund<br />
Raumfahrt und<br />
Röntgenstrahlung. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
hat 524 Mitarbeitende,<br />
345 arbeiten in Leutkrich. Der<br />
Umsatz liegt bei knapp 60 Millionen<br />
Euro. Seit 2009 gehört<br />
das <strong>Unternehmen</strong> zur japanischen<br />
Minebea Mitsumi Gruppe,<br />
dem größten Miniatur-Kugellagerhersteller<br />
der Welt.<br />
Millionen-Lager<br />
für Vetter<br />
Erweiterung Die strategischen<br />
Expansionspläne des Pharmazulieferers<br />
Vetter Pharma aus Ravensburg<br />
gehen weiter. Neuester<br />
Baustein ist ein 20 Millionen<br />
Euro teures, automatisiertes Lager<br />
am Hauptsitz. Dieses umfasst<br />
7700 Quadratmeter Logistikfläche<br />
und bietet Kapazität<br />
für mehr als 16 000 Paletten, auf<br />
Regalen mit einer Höhe von <strong>14</strong><br />
Metern. Das Lager ist ausgestattet<br />
mit automatisierten Gabelstaplern,<br />
sechs LKW-Rampen<br />
und vier fahrerlosen Shuttles.<br />
Die Vetter Pharma-Fertigung<br />
GmbH & Co. KG ist ein internationaler<br />
Spezialist in der Fertigung<br />
von aseptisch vorgefüllten<br />
Injektionssystemen. Sein Umsatz<br />
liegt bei <strong>85</strong>0 Millionen Euro.<br />
Neuer Chef bei<br />
Zeppelin<br />
Fred Cordes<br />
übernimmt<br />
ab 2023. <br />
Foto: Zeppelin<br />
GmbH<br />
Führungswechsel<br />
Ab 1.<br />
Januar 2023<br />
fungiert Fred<br />
Cordes als neuer<br />
Geschäftsführer<br />
des Zeppelin-Konzerns.<br />
Er folgt auf Michael<br />
Heidemann,<br />
der in<br />
den Ruhestand<br />
gehen wird. Der Zeppelin-Konzern<br />
bietet unter anderem Lösungen<br />
in den Bereichen Baumaschinen<br />
und Anlagenbau. Im<br />
vergangenen Jahr lag der Umsatz<br />
bei 3,7 Milliarden Euro.<br />
Fred Cordes ist seit 1995 bei<br />
Zeppelin in verschiedenen Managementfunktionen<br />
tätig. „Er<br />
ist seit 27 Jahren ein wichtiger<br />
Vertriebsstratege und Marketingspezialist<br />
bei Zeppelin“,<br />
sagt Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Andreas Brand über Cordes.<br />
ZF gründet neue<br />
Gesellschaft<br />
Gründung ZF Friedrichshafen<br />
ordnet sein Geschäft rund ums<br />
Thema autonomes Fahren um<br />
und will hierfür eine neue, eigenständige<br />
Gesellschaft gründen.<br />
Dadurch sollen Marktchancen<br />
schneller genutzt werden<br />
können. Für den Konzern ist der<br />
Bereich ein „im Aufbau befindliches<br />
Kerngeschäft“. ZF ist ein<br />
weltweit aktiver Technologiekonzern<br />
und liefert Systeme für<br />
die Mobilität von Pkw, Nutzfahrzeugen<br />
und Industrietechnik<br />
wie beispielsweise „intelligente<br />
Gabelstapler“. Im Jahr 2021 wurde<br />
mit weltweit rund 157 500<br />
Mitarbeitenden ein Umsatz von<br />
38,3 Milliarden Euro erzielt.[!]
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 19<br />
Generationenwechsel mit gutem Gefühl<br />
Nachfolge Von jetzt an ist der<br />
Sohn gefragt: Werner Knittel hat<br />
die Geschäftsleitung des Vöhringer<br />
<strong>Unternehmen</strong>s Knittel<br />
GmbH Abfallentsorgung und<br />
Städtereinigung an Sohn Andreas<br />
übergeben. „Wenn in einem<br />
Familienunternehmen die<br />
Nachfolge innerhalb der Familie<br />
gelingt, dann ist das die Ideallösung<br />
und dementsprechend<br />
glücklich bin ich“, sagt Werner<br />
Knittel über den Generationenwechsel.<br />
Andreas Knittel ist bereit<br />
für die Verantwortung, die<br />
vergangenen drei Jahre an der<br />
Seite seines Vaters geben ihm<br />
„ein gutes Gefühl für künftige<br />
Entscheidungen.“<br />
Der studierte Betriebswirt<br />
führt nun 120 Mitarbeiter und<br />
ein <strong>Unternehmen</strong> mit 21 Millionen<br />
Umsatz im Jahr. Vor allem<br />
im Bereich der Digitalisierung<br />
habe sein Team und er sich viel<br />
vorgenommen. In einem Großteil<br />
des Fuhrparks gibt es statt<br />
Lieferschein jetzt nur noch das<br />
Smartphone. „Aktuell sind wir<br />
in den letzten Zügen, um auf erste<br />
Testkunden unser neues Kundenportal<br />
und die Kundenapp<br />
auszurollen“, sagt der 25-Jährige.<br />
„Noch einfacher, schneller<br />
und innovativer“ solle die Entsorgung<br />
für die Kunden werden.<br />
Ganz raus aus dem Geschäft<br />
ist Werner Knittel nach fast 50<br />
Jahren aber nicht: Der 69-Jährige<br />
steht der neuen Geschäftsführung<br />
in beratender Funktion<br />
zur Verfügung. Darauf setzt<br />
auch Sohn Andreas: „Ich freue<br />
mich, wenn ich auch in Zukunft<br />
für einen Gedankenaustausch<br />
zu ihm kommen darf.“ jai<br />
Drei Generationen: Andreas und Werner Knittel (von links), im<br />
Hintergrund Opa und Vater Josef. Foto: Knittel GmbH Abfallentsorgung<br />
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20<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Blick auf die Uhr<br />
ist Pflicht<br />
Arbeitszeiterfassung <strong>Unternehmen</strong> müssen die Arbeitszeit ihrer<br />
Beschäftigten erfassen – egal, ob im Büro, zu Hause oder auf<br />
Geschäftsreise. Bei der Ausgestaltung gibt es aber Spielraum.<br />
Bei Verstößen<br />
gegen das<br />
Arbeitszeitgesetz<br />
drohen erhebliche<br />
Bußgelder.<br />
Reinmar Hagner<br />
Anwalt für Arbeitsrecht<br />
FOTOS: FOTOHANSEL, VICTOR STUDIO,<br />
VICTOR MOUSSA, AFK/ADOBE.STOCK.COM<br />
Es war schon eine Überraschung<br />
als das Bundesarbeitsgericht<br />
im<br />
September feststellte,<br />
dass Arbeitgeber verpflichtet<br />
sind, zu erfassen, wie lange ihre<br />
Belegschaft tätig ist. Modelle,<br />
die auf einem Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Angestellten<br />
und <strong>Unternehmen</strong> basieren,<br />
sind nach dieser Entscheidung<br />
nicht zulässig. Das Urteil betrifft<br />
auch Beschäftigte, die zu Hause<br />
oder mobil arbeiten. Dabei war<br />
dieses Ergebnis eigentlich ein<br />
Zufallsprodukt. Denn der ursprüngliche<br />
Fall drehte sich um<br />
ein <strong>Unternehmen</strong>, das mit dem<br />
Betriebsrat über eine Betriebsvereinbarung<br />
zur Arbeitszeiterfassung<br />
verhandelte.<br />
Nach Abbruch der Verhandlungen<br />
wollte der Betriebsrat<br />
die elektronische Erhebung gegen<br />
den Willen des Arbeitgebers<br />
durchsetzen. Das Bundesarbeitsgericht<br />
urteilte, dass eine<br />
Arbeitszeiterfassung nicht erzwungen<br />
werden könne, denn<br />
eine Pflicht dazu bestehe ja<br />
bereits. Das leiteten die<br />
Richter aus dem Arbeitsschutzgesetz<br />
ab. Dieses Gesetz<br />
verpflichtet <strong>Unternehmen</strong><br />
zu notwendigen organisatorischen<br />
Maßnahmen,<br />
um die Gesundheit ihrer<br />
Beschäftigten sicherzustellen.<br />
Zu diesen Maßnahmen<br />
zählte das Gericht nun<br />
auch die Arbeitszeiterfassung<br />
– eine Maßnahme,<br />
um letztlich Beschäftigte vor gesundheitsbelastender<br />
Mehrarbeit<br />
zu schützen.<br />
Schon im Jahr 2019 hatte der<br />
Europäische Gerichtshof in seiner<br />
Entscheidung zu einer Klage<br />
der spanischen Gewerkschaft<br />
Federación de Servicios de Comisiones<br />
Obreras festgestellt,<br />
dass die EU-Staaten Firmen verpflichten<br />
müssen, jede Arbeitsstunde<br />
ihrer Beschäftigten genau<br />
und verlässlich zu erfassen.<br />
Die deutsche Regierung hatte<br />
bisher dazu aber noch nichts unternommen.<br />
Kritik am Gesetzgeber<br />
Fahrt nahm die ganze Diskussion<br />
jetzt noch einmal durch<br />
den Beschluss des Bundesarbeitsgerichts<br />
auf. Der liegt noch
unternehmen [!] VERANTWORTEN 21<br />
nicht schriftlich vor, sondern lediglich<br />
eine erste Pressemitteilung,<br />
die aber noch keine konkreten<br />
Aussagen enthält, wie Betriebe<br />
die Länge der beruflichen<br />
Tätigkeit über die Überstunden<br />
und Wochenendarbeitszeit hinaus<br />
regeln sollen.<br />
Wie sollten Geschäftsführungen<br />
sich jetzt also vorbereiten?<br />
„Man sollte nicht in Panik<br />
verfallen, aber wir halten es für<br />
sehr sinnvoll, nicht abzuwarten,<br />
denn die Pflicht besteht ja heute<br />
schon“, rät Reinmar Hagner.<br />
Der Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />
in der Kanzlei Sonntag &<br />
Partner weist darauf hin, dass<br />
zwar Verstöße gegen das Arbeitsstättengesetz<br />
– hierauf beruht<br />
die Zeiterfassungspflicht –<br />
erst bei Zuwiderhandlung gegen<br />
konkrete Anordnungen der<br />
Behörde „bußgeldbedroht“<br />
sind, ein „erhebliches Bußgeldrisiko“<br />
besteht aber bei Verstößen<br />
gegen das Arbeitszeitgesetz.<br />
„Die Arbeitnehmer müssen<br />
das Arbeitszeitgesetz einhalten<br />
und die Arbeitgeber<br />
müssen das kontrollieren und<br />
sich gesetzestreu verhalten, um<br />
kein Bußgeld zu riskieren“, erklärt<br />
Hagner.<br />
Das Risiko für ein Bußgeld allein<br />
wegen einer bloßen fehlenden<br />
Arbeitszeiterfassung sei in<br />
diesem Fall zwar eher noch gering.<br />
„Wir sehen aber trotzdem<br />
ein dringendes Handlungsbedarf,<br />
um nicht mit dem Arbeitszeitgesetz<br />
in Konflikt zu kommen.<br />
Schon bisher mussten alle<br />
Arbeitszeiten über acht Stunden<br />
erfasst werden, also die Überstunden.“<br />
Von daher sei es sowieso<br />
wichtig, eine Arbeitszeiterfassung<br />
zu haben, um nachzuweisen,<br />
dass es keine Verstöße<br />
gab.<br />
Bei der Art der Umsetzung<br />
dürfe man sich aber vorläufig<br />
In welcher Form die Arbeitszeit erfasst wird, ist bislang nicht<br />
entscheidend.<br />
Foto: © fgnopporn/adobe.stock.com<br />
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22<br />
VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />
Bundesregierung ist in der Pflicht<br />
Egal, ob im Homeoffice oder im Büro: die Arbeitszeit muss erfasst werden.<br />
Der Europäische Gerichtshof<br />
hat bereits im Mai 2019<br />
mit einem Urteil rechtliche<br />
Standards geschaffen, die Arbeitgeber<br />
dazu verpflichten,<br />
die volle Arbeitszeit ihrer Beschäftigten<br />
systematisch zu<br />
erfassen. Die Bundesregierung<br />
blieb danach erstmal untätig<br />
und änderte das deutsche Arbeitszeitgesetz<br />
nicht. Die Ampelkoalition<br />
wollte das Thema<br />
in diesem Jahr noch einmal angehen<br />
und die Pflicht zur Dokumentation<br />
der Arbeitszeit<br />
deutlich schärfer regeln. Das<br />
scheiterte aber an der FDP, die<br />
sich mit der Argumentation,<br />
die genaue Erfassung wäre „in<br />
der Praxis nicht umzusetzen“,<br />
gegen die Neuregelung stellte.<br />
FOTO: © VIDEOFLOW/ADOBE.STOCK.COM<br />
zunächst einmal mit einfachen<br />
Mitteln, etwa Stundenzetteln,<br />
behelfen. Hauptsache, die tatsächliche<br />
Arbeitszeit könne im<br />
Zweifelsfall überprüft werden:<br />
„Was definitiv zu tun ist, um den<br />
Nachweis zu führen, etwa elektronisch<br />
oder revisionssicher,<br />
das wissen sie frühestens, wenn<br />
die Entscheidungsgründe vorliegen.“<br />
Maximal zehn Stunden am<br />
Tag<br />
Der Jurist rät weiter, im Bereich<br />
der Vertrauensarbeitszeit genau<br />
hinzuschauen, welche Tätigkeiten<br />
kritisch im Hinblick<br />
auf das Arbeitszeitgesetz sind,<br />
„und man sollte die Mitarbeiterschaft<br />
vor der Zeiterfassung<br />
darauf hinweisen und sensibilisieren,<br />
was sie zu beachten haben.“<br />
Grundsätzlich gilt unter<br />
anderem, dass nicht mehr als<br />
zehn Stunden am Tag gearbeitet<br />
werden darf, Pausenzeiten<br />
und eine Ruhezeit von mindestens<br />
elf Stunden eingehalten<br />
werden.<br />
Was hier relativ simpel erscheint,<br />
kann bei Tätigkeiten<br />
im Ausland, im Homeoffice<br />
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Zeiterfassung mit Zugangskontrolle<br />
Mit QPortier bietet die PebaQ GmbH eine<br />
skalierbare Lösung zur Zeiterfassung, passend<br />
vom Kleinstbetrieb bis zum mittelständischen<br />
<strong>Unternehmen</strong>. Das mit Transpon-<br />
dern und App arbeitende System kann zudem<br />
mit geringem Aufwand auch zur<br />
Zugangskontrolle eingesetzt werden.<br />
Darin unterscheidet sich QPortier<br />
Die Anwender benötigen keine Cloud, alle Daten<br />
liegen sicher auf dem eigenen Firmenserver<br />
oder einem Standard-PC. QPortier funktioniert<br />
ohne Abos oder fortlaufende Kosten, das<br />
System wird einmalig erworben und installiert.<br />
Ein Kauf von Updates wird nach Bedarf angeboten.<br />
Die verschlüsselte Datenübertragung<br />
zur kostenlosen App erfolgt intern per WLAN<br />
zur IP-Adresse des Firmenservers, von außerhalb<br />
über eine Freigabe in der Firewall des <strong>Unternehmen</strong>s.<br />
PebaQ bietet als Hersteller und<br />
Entwickler aller Komponenten persönlichen<br />
Support, schnellen Service und eine direkte<br />
Belieferung.<br />
QPortier und das Arbeitszeitgesetz<br />
Die Zeiterfassung per App oder Transponder<br />
liefert alle Daten, welche am Monatsende<br />
zur Lohnabrechnung benötigt<br />
werden. Auch viele Sonderfälle wie Ur-<br />
Die App zeigt<br />
anwesende Kollegen<br />
und erlaubt die<br />
Zeitbuchung online<br />
auch von unterwegs<br />
und im Homeoffice.<br />
Foto: PebaQ<br />
GmbH<br />
laub, Krankheit oder Kurzarbeit sind abgedeckt.<br />
Im Umgang mit Pausen geht QPortier im<br />
Hinblick auf die gesetzliche Lage neue Wege.<br />
Gerade wenn Arbeitsabläufe eine zeitlich flexible<br />
Gestaltung von Pausen erfordern, ist es<br />
falsch die vorgeschriebenen Pausen pauschal<br />
abzuziehen. Vergleichbar mit Mogelsoftware.<br />
Wir empfehlen daher,<br />
auch Pausen stempeln<br />
zu lassen und unterstützen<br />
mit einem neuen Feature direkt den<br />
Mitarbeiter in der Einhaltung der gesetzlichen<br />
Anforderungen: Die Software zeigt an, wenn etwas<br />
nicht passt, worauf dieser im Lohnbüro eine<br />
Zeitkorrektur beantragt.<br />
Projektzeiterfassung<br />
Der gebuchten Arbeitszeit werden Aufträge und<br />
Projekten mit Tätigkeiten und Kommentaren<br />
zugewiesen, natürlich auch von Unterwegs oder<br />
von der Baustelle aus. So lassen sich jederzeit<br />
die aktuellen Projektlohnkosten abrufen.<br />
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jede Situation und deren beson deren<br />
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sich schnell und zuverlässig abbilden,<br />
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Jedes <strong>Unternehmen</strong> hat andere<br />
Anforderungen. Betriebliche Sondervereinbarungen,<br />
Schichtbetrieb,<br />
verschiedene Arbeitszeitverträge,<br />
Jobsharing, Gleitzeitkonten<br />
sind nur einige der Themen, die<br />
beachtet werden müssen. Ganz<br />
abgesehen davon, dass die Einhaltung gesetzlicher<br />
Vorgaben wie Mindestpausen, die<br />
DSGVO oder ab 1. Januar die Einführung der<br />
elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
(eAU) zu Grunde liegen. Da ist ein flexibles<br />
System, das individuell und branchenunabhängig<br />
auf die jeweilige <strong>Unternehmen</strong>sstruktur<br />
angepasst werden kann, die richtige<br />
Lösung.<br />
Effiziente Personalplanung und Workflow<br />
In der aktuellen Situation zeigt sich, dass <strong>Unternehmen</strong><br />
mit einem höheren Digitalisierungsgrad<br />
Krisen besser meistern können.<br />
Dies gilt insbesondere auch im HR-Bereich.<br />
Arbeitszeiten, Projektzeiten, Urlaubsanträge<br />
lassen sich digital, effizient und zeitersparend<br />
mit AVERO ® erfassen. Über den Employee<br />
Self Service (ESS) können die Mitarbeiter ihre<br />
Zeitjournale einsehen, ihr tägliches Menü vorbestellen<br />
und mit nur wenigen Klicks elektronische<br />
Urlaubsanträge oder Dienstreisen bei<br />
ihren Vorgesetzten einreichen. Für eine optimale<br />
Personalplanung lassen sich Schichtund<br />
Einsatzpläne in der Zeitwirtschaft übersichtlich<br />
und transparent darstellen. Für die<br />
Erfassung der Arbeitszeit gibt es eine Vielzahl<br />
an Möglichkeiten, wie ein klassisches Zeiterfassungsterminal,<br />
Webclient oder auf einem<br />
mobilen Endgerät. Für eine einfache und<br />
schnelle Datenübergabe der Lohn- und Gehaltsdaten<br />
an ein Lohnprogramm stehen alle<br />
gängigen Lohnschnittstellen (LOGA, Datev,<br />
Paisy, Lexware, SAP etc.) zur Verfügung.<br />
Zutrittskontrolle und weitere Module<br />
Neben der kompletten Zeiterfassung kann<br />
AVERO ® um Module wie Besuchermanagement,<br />
Projekt- oder Betriebsdatenerfassung<br />
und Zutrittskontrolle erweitert werden. Gerade<br />
während einer Pandemie ist es wichtiger<br />
denn je, ihr <strong>Unternehmen</strong> vor unberechtigten<br />
Zutritten zu schützen und Mitarbeitern und<br />
Besuchern individuelle zeitliche und örtliche<br />
Zutrittsberechtigungen zuzuordnen. Das Zutrittssystem<br />
kann entweder autonom oder<br />
kombiniert mit der AVERO ® Personalzeiterfassung<br />
eingesetzt werden. Beide Systeme<br />
sind digital und verwalten die erfassten Daten<br />
online und in Echtzeit. Bei allen Modulen werden<br />
die optimalen Lösungen gemeinsam mit<br />
dem Kunden erarbeitet und umgesetzt, um<br />
die besten Voraussetzungen für den größtmöglichen<br />
Erfolg zu gewährleisten.<br />
digital ZEIT:<br />
Zeit-Spezialisten seit fast 40 Jahren<br />
digital ZEIT widmet sich seit Jahrzehnten<br />
dem Faktor Zeit und ist Hersteller von Komplettlösungen<br />
für Zeiterfassung, Workflowmanagement,<br />
Zutrittskontrolle, Projekt- und<br />
Betriebsdatenerfassung bis hin zum Fertigungsleitstand.<br />
Mit der modular aufgebauten,<br />
in Neu-Ulm programmierten Software,<br />
werden <strong>Unternehmen</strong>sprozesse optimal gestaltet,<br />
bearbeitet und ausgewertet. Die hauseigenen<br />
Zeit- und Zutrittsterminals komplettieren<br />
das Angebot ebenso wie Terminals vom<br />
Technologiepartner PCS. Bei Fragen zur Anwendung<br />
und Einrichtung hilft ein kompetentes<br />
Support-Team gerne weiter.<br />
Modernes<br />
Zeiterfassungssystem<br />
mit Touchscreen.<br />
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unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
25<br />
MomoZeit: die „Grauen Herren“ überlisten<br />
Das Ulmer <strong>Unternehmen</strong> ProntoWeb startete<br />
2015 mit der Entwicklung einer digitalen Zeiterfassung.<br />
Diese wird seitdem ständig den aktuellen<br />
Gegebenheiten angepasst.<br />
Digitale Zeiterfassung sei kompliziert zu handhaben,<br />
würde die unternehmenstypischen Erfordernisse<br />
nicht abdecken und wäre dann auch<br />
noch kostspielig. Dies oder Ähnliches hört man<br />
bei ProntoWeb, dem Entwickler der Online-Arbeitszeiterfassung<br />
MomoZeit, immer wieder.<br />
ProntoWeb-Geschäftsführer Otto Figel kann<br />
das jedoch leicht widerlegen: Egal ob am Desktop,<br />
Laptop, Smartphone oder mobilen Terminal,<br />
mit nur einem Klick kann an- und abgestempelt<br />
oder Urlaub beantragt werden. Das Erfassen<br />
von Projektzeiten ist ebenso kinderleicht<br />
wie das Erstellen von Auswertungen. Kein lästiges<br />
Einsammeln von manuell erstellten Stundenaufschrieben,<br />
kein Hinterhertelefonieren<br />
bei Unklarheiten, keine unleidigen manuellen<br />
Monatsabschlussarbeiten, um die Lohnabrechnung<br />
fristgerecht fertigstellen zu können. Denn<br />
diese Arbeit erleichtert die DATEV-Schnittstelle<br />
ungemein.<br />
Bei so viel Effizienz, zerfallen die „Grauen Herren“<br />
zu Staub. Zeit und Geld spielen, aufgrund<br />
der aktuellen wirtschaftlichen Lage, eine immer<br />
Mitarbeiter am Terminal der Zeiterfassung.<br />
Foto: Datafox<br />
größere Rolle, deshalb sollte jedes <strong>Unternehmen</strong><br />
Mut zur Digitalisierung aufbringen. Untermauert<br />
wird der Einspar-Effekt laut Figel durch<br />
eine überzeugende, jedem online zugängige,<br />
Amortisationsrechnung. Außerdem verweist<br />
der Geschäftsführer auf Fördermöglichkeiten<br />
durch Bund und Länder.<br />
MomoZeit: Die objektive, verlässliche<br />
Arbeitszeiterfassung<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt führt laut Otto Figel<br />
bei Interessenten immer wieder zu Fragen: sensible,<br />
personenbezogene Informationen und<br />
der Datenschutz. Hierzu weiß der Geschäftsführer,<br />
dass sämtliche Daten in Deutschland<br />
DSGVO-konform gespeichert werden.<br />
A propos Gesetzeslage: Mit MomoZeit erfüllt jedes<br />
<strong>Unternehmen</strong> die bereits bestehenden, gesetzlichen<br />
Erfordernisse zur “objektiven, verlässlichen<br />
und zugänglichen Arbeitszeiterfassung”.<br />
MomoZeit erfüllt sogar, entsprechend<br />
dem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums<br />
vom Februar <strong>2022</strong>, die Manipulationssicherheit<br />
der Daten.<br />
Sie möchten weitere Informationen?<br />
Zu erreichen ist das MomoZeit-Team unter:<br />
+49 (0) 731/4939-<strong>14</strong>20<br />
service@prontoweb.de<br />
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ProntoWeb GmbH<br />
Hörvelsinger Weg 35<br />
89081 Ulm/Donau<br />
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macht <strong>Unternehmen</strong> zukunftsfähig. Durch digitale<br />
Arbeitszeiterfassung, Verwaltung von An- und<br />
Abwesenheiten, Personaleinsatzplanung und Self<br />
Services entstehen messbare Mehrwerte.<br />
. Effizienz<br />
. Flexibilität<br />
. Mitarbeiterzufriedenheit<br />
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<strong>Unternehmen</strong> aller Branchen in die<br />
digitale Welt.<br />
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FOTOS: MAURITIUS IMAGES/CLASSICSTOCK/DEBROCKE, ZINKEVYCH/ADOBE.STOCK.COM<br />
unternehmen [!]<br />
Früher mit Lochkarte,<br />
heute mit Chip: Die<br />
Arbeitszeiterfassung hat<br />
eine lange Tradition.<br />
Zur Person<br />
Reinmar Hagner<br />
ist seit 2004 als<br />
Rechtsanwalt mit<br />
den Schwerpunkten<br />
Arbeitsrecht sowie<br />
Handels- und Gesellschaftsrecht<br />
tätig.<br />
Unter anderem berät<br />
und vertritt er Arbeitgeber<br />
bei der Begründung<br />
und Beendigung<br />
von Arbeitsverhältnissen.<br />
oder auf Geschäftsreisen zu einer<br />
komplizierten Angelegenheit werden.<br />
„Bei der Arbeitszeiterfassung<br />
werden natürlich auch personenbezogene<br />
Daten erhoben und das<br />
muss unter Einhaltung der Datenschutzgesetze<br />
geschehen, also datenschutzkonform“,<br />
ergänzt Hagner,<br />
der noch darauf hinweist, dass<br />
auch die Angestellten sich an das<br />
Arbeitszeitgesetz zu halten haben.<br />
Wenn sie etwa länger tätig sein<br />
würden als erlaubt, müssten auch<br />
sie mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen<br />
rechnen.<br />
Bei vielen Betrieben ist die Arbeitszeiterfassung<br />
aber bereits seit<br />
Jahren Standard und gelebte Praxis,<br />
beispielsweise bei Daimler Truck.<br />
„Dazu nutzen die Beschäftigten<br />
zum Beispiel Stempeluhren oder<br />
die Möglichkeiten der digitalen<br />
Zeiterfassung“, so der Hinweis aus<br />
der Pressestelle. Das <strong>Unternehmen</strong><br />
halte sich dabei an die gesetzlichen<br />
Vor der<br />
Einführung der<br />
Zeiterfassung sollte<br />
man die Mitarbeiter<br />
sensibilisieren.<br />
Reinmar Hagner<br />
Rechtsanwalt<br />
Vorgaben und Rahmenbedingungen.<br />
Die Regelung des Arbeitszeitgesetzes<br />
gelte im Büro sowie beim<br />
mobilen Arbeiten.<br />
Für die Gewerkschaften jedenfalls<br />
ist die Verpflichtung für alle<br />
<strong>Unternehmen</strong>, eine Arbeitszeiterfassung<br />
einzuführen, ein Segen. Die IG<br />
Metall etwa begrüßt die Entscheidung:<br />
„Sie ist geeignet, dazu beizutragen,<br />
dass ausufernde Arbeitszeiten<br />
eingedämmt werden und geleistete<br />
Arbeit vollumfänglich vergütet<br />
wird.“<br />
Das Gesetz bedeute zudem „mitnichten<br />
das Ende von Vertrauensarbeitszeit<br />
und Homeoffice oder<br />
mobiler Arbeit“. Dabei kritisiert<br />
die Gewerkschaft die von Arbeitgeberseite<br />
geäußerte „Fantasie“<br />
der „ausnahmslosen Rückkehr der<br />
Stechuhr“ als vollkommen abwegig:<br />
„Mit digitalen Mitteln ist die<br />
Zeiterfassung so einfach wie nie<br />
zuvor.“[!] Wilfried Urbe
26<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
Netzwerk für<br />
Nutzfahrzeug-Spezialisten<br />
CNS Das Cluster Nutzfahrzeuge Schwaben ist weit mehr als ein Unternehmertreff, der den<br />
fachlichen Austausch pflegt. Den 55 Mitgliedern geht auch um Wissenstransfer mit den<br />
Hochschulen und Kooperationen.<br />
Die Ratefüchse in der legendären<br />
„Was-binich“-Sendung<br />
von Robert<br />
Lembke hätten<br />
sich bei Joachim Vogt als Gast<br />
wohl die Zähne ausgebissen. Ja,<br />
was ist er denn nun im Cluster<br />
Nutzfahrzeuge Schwaben<br />
(CNS)? Geschäftsführer? Geschäftsstellenleiter?<br />
Manager?<br />
Da muss er erst einmal selbst<br />
überlegen bis zur salomonischen<br />
Antwort: „Ich bin im<br />
Cluster-Management.“ Auf freiberuflicher<br />
Basis, aber in leitender<br />
Position. Einfacher verhält<br />
es sich da bei Heribert Großmann.<br />
Der frühere Geschäftsführer<br />
der Hermann Bantleon<br />
GmbH (Ulm) fungiert im als<br />
Verein organisierten Cluster<br />
ganz offiziell als Vorstandsvorsitzender<br />
und darf sich, anglizistisch<br />
ausgedrückt, ebenso als<br />
Chairman ausweisen.<br />
Beide sind sie noch relativ<br />
neu beim 2007 gegründeten<br />
Verbund von Firmen und <strong>Unternehmen</strong><br />
aus der Nutzfahrzeugbranche,<br />
dem Hersteller ebenso<br />
angehören wie Zulieferer.<br />
Beide haben sich vorgenommen,<br />
die Mitgliederzahl von<br />
derzeit 55 noch ein wenig nach<br />
oben zu treiben. „70 wären<br />
ideal“, sagt Großmann, „noch<br />
mehr wiederum wären eher<br />
schwierig.“ Das Einfädeln persönlicher<br />
Kontakte würde<br />
schwieriger, der Verein insgesamt<br />
anonymer, ist damit<br />
gemeint.<br />
Das Cluster ist eine Einrichtung,<br />
deren Aufgabe in erster<br />
Linie im Netzwerken besteht<br />
– sowohl untereinander als auch<br />
mit andockfähigen wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen von<br />
außerhalb. Konkret bestehen<br />
Digitalisierung,<br />
Sanktionen,<br />
Fachkräftemangel:<br />
Im Cluster kommt<br />
das zur Sprache,<br />
was die Experten<br />
umtreibt.<br />
enge Kontakte zur Universität<br />
Ulm, zur Technischen Hochschule<br />
Ulm und zur Hochschule<br />
Neu-Ulm. Es beginnt mit persönlichen<br />
Gesprächen der Entscheider<br />
und endet in Kooperationen,<br />
so lautet die Kurzformel<br />
der Idee, die seit Gründertagen<br />
über allem schwebt.<br />
Der Impuls für die lose Plattform<br />
ging seinerzeit vom badenwürttembergischen<br />
Wirtschaftsministerium<br />
aus. Der<br />
Gründerkreis bestand überwiegend<br />
aus den Großen der Branche<br />
wie Liebherr, Iveco und<br />
Evobus. Später stießen immer<br />
mehr Mittelständler dazu und<br />
damit vor allem Zulieferer. Seither<br />
wird die Breite der Nutzund<br />
Spezialfahrzeugbranche<br />
besser abgebildet. „Schon mehrere<br />
Kooperationen in unterschiedlichen<br />
Projekten konnten<br />
so auf den Weg gebracht werden“,<br />
heißt es vom CNS. Einzelheiten<br />
sind nicht zu erfahren.<br />
Diskretion ist hier eine Arbeitsgrundlage.<br />
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt,<br />
erläutern Vogt<br />
und Großmann im Gespräch, ist<br />
der Wissenstransfer. Zum einen<br />
aus dem wissenschaftlichen Bereich<br />
in die Welt der <strong>Unternehmen</strong><br />
und Firmen, „aber auch<br />
umgekehrt“, betont Vogt: „Die<br />
Wissenschaftler sind durchaus<br />
Die Zahl<br />
der Mitglieder<br />
könnte noch<br />
steigen, 70<br />
wären optimal.<br />
Heribert Großmann<br />
CNS-Vorstandsvorsitzender<br />
FOTO: GENNADY PODDUBNY, J-MEL/ADOBE.STOCK.COM
unternehmen [!] MACHEN 27<br />
Im Gespräch bleiben<br />
interessiert an den Fragestellungen<br />
und Problemen in der Wirtschaft.“<br />
So unmittelbar wie es in<br />
der Praxis zugeht, würden sie<br />
das ansonsten kaum in Erfahrung<br />
bringen können.<br />
Was so in Gang käme, sei ein<br />
Austausch auf höchstem Niveau.<br />
Dabei gehe es oft um technische<br />
Fragen, aber auch um andere<br />
Themen, um Nachwuchsgewinnung<br />
und ums Personalmanagement,<br />
um die digitale<br />
Transformation und um Cyber-<br />
Sicherheit.<br />
Deren Dringlichkeit verspüren<br />
Vogt und Großmann derzeit<br />
persönlich ganz hautnah. Das<br />
CNS ist im Haus der Wirtschaft<br />
der Ulmer IHK untergebracht,<br />
die bekanntermaßen unlängst<br />
einer Cyber-Attacke ausgesetzt<br />
war. Das rüttelte beim CNS<br />
nicht zuletzt die vereinsinterne<br />
Kommunikation durcheinander.<br />
Auch Wochen danach war etwa<br />
noch kein E-Mail-Verkehr möglich.<br />
Neben dem Corona-bedingten<br />
zeitweiligen Aussetzen<br />
von Präsenzveranstaltungen das<br />
nächste Handicap, das belastet.<br />
Denn die als Ersatz angesetzten<br />
Hybridveranstaltungen seien lediglich<br />
eine Notlösung. „Ihren<br />
Vorträge und Austausch: Der fachliche Nutzwert steht beim<br />
CNS im Vordergrund.<br />
Die fünf Arbeitskreise<br />
(AK) sind<br />
die Herzkammern<br />
des Clusters Nutzfahrzeuge<br />
Schwaben.<br />
Deren Themen<br />
richten sich am Bedarf<br />
der Teilnehmer<br />
aus. Im AK Innovative<br />
Konstruktion<br />
geht es neben Konstruktions-<br />
auch<br />
um Berechnungsund<br />
Erprobungsmethoden<br />
mit Fokus<br />
auf dem<br />
Leichtbau. Der AK<br />
Fahrzeugsystemtechnik<br />
beschäftigt<br />
sich mit Systemsteuerung,<br />
Umgebungserfassung<br />
und um Antriebstechniken<br />
bei Nutzund<br />
Spezialfahrzeugen.<br />
Im AK<br />
Nachwuchs-Ausbildung-Personal<br />
wird über Nachwuchsgewinnung,<br />
Personalqualifizierung<br />
und Mitarbeiterbindung<br />
gesprochen.<br />
<strong>Unternehmen</strong>smarketing,<br />
Innovationsmanagement<br />
und Branding<br />
sind Themen im AK<br />
Initiative Zukunft.<br />
Fragen der Digitalisierung<br />
von Arbeits-,<br />
Produktions-,<br />
Logistik- oder<br />
auch Kommunikationsprozessen<br />
stellt sich der AK<br />
Digitale Transformation.<br />
FOTO: CNS<br />
ganzen Nutzen“, ist Großmann<br />
überzeugt, „entfalten Veranstaltungen<br />
nur, wenn die Akteure<br />
persönlich präsent sind.“<br />
Die fünf fachorientierten Arbeitskreise<br />
bilden das Herzstück<br />
des Clusters. Die beiden<br />
Cluster-Chefs sind, egal ob auf<br />
wichtigen Fachmessen oder bei<br />
Besuchen von Mitgliedsfirmen,<br />
als Themen-Scouts unterwegs<br />
und als solche auf der Suche<br />
nach Ideen für Veranstaltungen.<br />
Vogt, außerdem Geschäftsführer<br />
des Ulmer Ingenieur- und<br />
IT-Dienstleisters Confitech und<br />
studierter Ingenieur, hebt deren<br />
Exklusivität hervor: „Das, was<br />
wir anbieten, bietet in der Region<br />
sonst niemand.“ Derzeit in<br />
der Programmplanung seien<br />
etwa Sanktionslisten-Management,<br />
das Thema Kleben und<br />
die verschärften Compliance-<br />
Regelungen.<br />
Die Maxime ist:<br />
Hauptsache,<br />
wir können den<br />
Betrieb am Laufen<br />
halten.<br />
Heribert Großmann<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Wer dicht an den <strong>Unternehmen</strong><br />
dran ist, erhält Einblick in<br />
deren aktuelle Problemlagen.<br />
Der Elektronikbereich, sagt<br />
Vogt, laboriere nach wie vor an<br />
den unterbrochenen Lieferketten,<br />
vor allem mit China. Zeitgleich<br />
zu den Lockdowns dort<br />
seien die Container-Frachtkosten<br />
schier durch die Decke geschossen.<br />
Ebenso massierten<br />
sich in Deutschland die Probleme<br />
beim Lkw-Transport in Folge<br />
von Fahrermangel.<br />
Großmann beobachtet<br />
als Reaktion darauf<br />
längst einen verstärkten<br />
Rückbezug auf europäische<br />
Lieferanten. Für mehr Liefersicherheit<br />
– „heute Punkt<br />
eins“ – seien die Einkäufer in<br />
<strong>Unternehmen</strong> sogar bereit, etwas<br />
höhere Preise in Kauf zu<br />
nehmen. Bei ihnen gelte immer<br />
mehr die Maxime: „Hauptsache,<br />
wir können den Betrieb am Laufen<br />
halten.“[!] Thomas Vogel
28<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Smart in der<br />
Provinz<br />
Industriebau Nachhaltiges, smartes Bauen<br />
geht überall. Der Wasserzähler-Hersteller<br />
Lorenz in Ingstetten macht es vor. Um die<br />
Energieversorgung zu sichern, muss diese<br />
Herangehensweise Standard werden.<br />
Nachhaltigkeit und klimaneutrales<br />
Bauen,<br />
das geht mit „Smart<br />
Building“. Aber was ist<br />
das? Fangen wir mal ganz von<br />
vorne an. Michael Bosch liefert<br />
eine Definition: „Smart Buildings<br />
sind sinnvoll automatisierte,<br />
intelligente, hochgradig<br />
energieeffiziente und nachhaltige<br />
sowie mit ihrer ökologischen,<br />
ökonomischen und technologischen<br />
Umgebung intelligent<br />
vernetzte Gebäude, die dem<br />
Nutzer ein Höchstmaß an Komfort<br />
sowie Nutzungsqualität ermöglichen<br />
und einen positiven<br />
Beitrag zum Umwelt-, insbesondere<br />
auch Klimaschutz und damit<br />
für die Zukunft der Menschheit<br />
leisten.“<br />
Bosch forscht und lehrt an<br />
der Hochschule Albstadt-Sigmaringen,<br />
wo es den Studiengang<br />
„Smart Building Engineering<br />
and Management“ gibt. Das<br />
derzeit mit Abstand wichtigste<br />
kommt in Boschs Definition am<br />
Schluss: der positive Beitrag zur<br />
Umwelt- und zum Klimaschutz.<br />
Denn beim Planen und Bauen<br />
von Lager- oder Produktionshallen<br />
geht es derzeit vor allem<br />
darum, wo die möglichst klima-<br />
neutrale Energie herkommt und<br />
wie sie am besten eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Denn klar ist: Der Strombedarf<br />
wird weiter steigen, sagt<br />
Bosch, nicht nur wegen der immer<br />
zahlreicher werdenden<br />
E-Autos. Ein „fundamentaler<br />
Technologiewechsel“ sei nötig,<br />
weg von fossilen Brennstoffen.<br />
Immobilien-Experte Bosch setzt<br />
vor allem auf erneuerbare Energien<br />
und hier vor allem auf Photovoltaik<br />
(PV). „Der Ökostrom<br />
muss irgendwo herkommen“, in<br />
Deutschland gebe es reichlich<br />
freie Dachflächen.<br />
Leere Dächer nutzen<br />
In ganz Deutschland? Nein,<br />
knapp 70 Kilometer nordöstlich<br />
von Boschs Hochschule, im<br />
Schelklinger Teilort Ingstetten,<br />
ist kein Platz mehr. Beim Wasserzähler-Hersteller<br />
Lorenz<br />
sind die Dächer picke-packe<br />
voll: Gut 570 Kilowatt-Peak<br />
schaffen alle Module zusammen,<br />
das ist reichlich. „Wir sind in die<br />
Vollen gegangen, mehr geht<br />
nicht“, sagt Lorenz-Geschäftsführer<br />
Wilhelm Mauß. Von der<br />
– mehr theoretischen Spitzenleistung<br />
bei optimalen Bedin-<br />
Der Industriebau<br />
als Kraftwerk.<br />
Foto: © ZinetronN/<br />
adobe.stock.com.<br />
Der Ökostrom<br />
muss irgendwo<br />
herkommen. Wir<br />
haben reichlich<br />
freie Dachflächen.<br />
Michael Bosch<br />
Hochschule Albstadt-Sigmaringen
unternehmen [!] SPEZIAL 29<br />
Zur Person<br />
Michael Bosch ist<br />
gelernter Bank- und<br />
promovierter Diplomkaufmann<br />
und<br />
seit über 30 Jahren<br />
in der Immobilienwirtschaft<br />
tätig. Seit<br />
1999 ist er Professor<br />
für allgemeine BWL,<br />
Immobilienwirtschaft<br />
und Facility-<br />
Management.<br />
gungen – braucht Mauß höchstens<br />
120 Kilowatt für sein <strong>Unternehmen</strong>,<br />
„den Rest wollen<br />
wir einspeisen“. Wollen? Die<br />
Anlage ist seit Monaten fertig,<br />
der Probelauf war erfolgreich.<br />
Was fehlt, sind nötige Genehmigungen<br />
und Verträge mit dem<br />
Energieversorger.<br />
Mauß könnte sich dazu in<br />
Rage reden, hofft aber lieber auf<br />
Einsicht. Zuletzt kam Bewegung<br />
in das Ganze, auch wegen der<br />
möglichen Leistung von Mauß‘<br />
Kraftwerk auf den Dächern seines<br />
<strong>Unternehmen</strong>s. Die kann<br />
man gut brauchen, angesichts<br />
von Gasknappheit und Stromengpass.<br />
Und zwar schnell, sagt<br />
Michael Bosch. Der Umbau auf<br />
Wir sind<br />
mit unserer<br />
PV-Anlage in die<br />
Vollen gegangen.<br />
Mehr geht nicht.<br />
Wilhelm Mauß<br />
Lorenz<br />
PV und auch Windkraft könne<br />
gar nicht zügig genug vorankommen.<br />
Wenn alle geeigneten<br />
Dachflächen mit PV-Anlagen<br />
belegt würden, hätte das Land<br />
eine Sorge weniger. Bosch fordert<br />
nicht nur ein Umdenken in<br />
der Politik, auch in der Immobilienwirtschaft:<br />
„Die Immobilienbranche<br />
wird zur Kraftwerkindustrie.“<br />
Nachhaltig und klimaneutral<br />
bauen geht aber nicht nur mit<br />
PV-Anlagen auf dem Dach. Eine<br />
große, vielleicht die größte Rolle<br />
spielt die Digitalisierung, die<br />
aber nie allein, sondern immer<br />
im Kontext gesehen werden<br />
müsse, sagt Bosch. Die Digitalisierung<br />
sieht er als ein „Werkzeug,<br />
ein Diener der Nachhaltigkeitsziele“.<br />
Etwa in der Raumautomation:<br />
Fenster aufreißen<br />
und nach draußen heizen, das<br />
gehe nicht mehr. Heizungs- und<br />
Belüftungsregelung, all das<br />
übernimmt die digitale Steuerung,<br />
die so massiv beim Einsparen<br />
von Energie hilft. Denn eins<br />
ist Bosch klar: Wenn nichts passiert,<br />
„laufen wir auf eine gigantische<br />
Energielücke zu“. Es<br />
brauche also gute Ideen und zügige<br />
Umsetzung, das sei „smart“.<br />
Smart heiße nicht nur Digitalisierung<br />
und IT, „sondern auch<br />
klug, clever, schlau und nachhaltig“.<br />
In der Provinz in Ingstetten<br />
ist das schon angekommen,<br />
und wer Lorenz-Chef Wilhelm<br />
Mauß zuhört, merkt, dass in<br />
smart auch viel von gesundem<br />
und verantwortungsvollem<br />
Menschenverstand steckt. Denn<br />
nicht nur beim Strom setzt<br />
Mauß auf erneuerbare Energie<br />
und Nähe, auch bei der Wärme.<br />
Die kommt seit einigen Jahren<br />
aus einer benachbarten Biogasanlage.<br />
Deren Betreiber seien<br />
auf ihn zugekommen. Sie hätten<br />
Abwärme übrig, ob die Firma<br />
Lorenz die brauchen könne?<br />
Konnte sie.<br />
Biogasanlage liefert Wärme<br />
Mauß hat damals nicht lange<br />
überlegt und eine 400 Meter<br />
lange Nahwärmeleitung legen<br />
lassen, seitdem werden Hallen<br />
und Büros mit Abwärme aus der<br />
Biogasanlage beheizt. Und wenn<br />
es mal so richtig knackig kalt<br />
wird, gibt es noch eine moderne<br />
Holzheizung, die Mauß aber<br />
nur „in den Frostwochen im Februar“<br />
braucht und mit Holz aus<br />
der Umgebung befeuert wird.<br />
Das alles passt gut in das Firmenkonzept,<br />
in der Nachhaltigkeit,<br />
Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft<br />
eine große Rolle
30<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Smarte Sanierung<br />
spielen. Für die Anstrengungen erhielt<br />
das <strong>Unternehmen</strong> vor zwei Jahren<br />
vom Bundesumweltministerium<br />
und dem Bundesverband der Deutschen<br />
Industrie den Deutschen Innovationspreis.<br />
Dass dabei auch der Preis stimmen<br />
muss, weiß auch Mauß. Wirtschaftlich<br />
muss das ganze sein, sonst<br />
sei das für viele Unternehmer nicht<br />
interessant, sagt auch Bosch. Vor allem<br />
bei großen <strong>Unternehmen</strong>, die<br />
nicht familiengeführt sind, schauen<br />
die angestellten Manager auf die<br />
Zahlen und die Bilanz. Aber auch<br />
dort setzen sich Umwelt- und Klimaschutz<br />
langsam durch. Bosch berichtet<br />
von einer großen deutschen<br />
Bank, die die Büros für ihre Mitarbeiter<br />
nur noch in zertifizierten und<br />
damit nach bestimmten Kriterien<br />
gebauten Immobilien anmietet.<br />
Sonst widersprächen sich auch Realität<br />
und Außenwerbung.<br />
Auch in großen<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
setzt sich der<br />
Umweltschutz<br />
langsam durch.<br />
Michael Bosch<br />
Hochschule Albstadt-Sigmaringen<br />
Eine App reicht nicht, um smarte Gebäude zu steuern.<br />
Auch im Bestand steckt Potenzial.<br />
Denn nicht nur neue<br />
Gebäude können „smart Buildings“<br />
sein, auch alte können<br />
es werden. Die umfassende,<br />
digital gestützte Sanierung<br />
von vorhandenen Hallen und<br />
Gebäuden sei in vielen Fällen<br />
sogar kostengünstiger als ein<br />
Neubau, sagt Michael Bosch<br />
Foto: © Jackie Niam/adobe.stock.com<br />
von der Hochschule Albstadt-<br />
Sigmaringen. Zudem falle bei<br />
einer Sanierung weniger CO 2<br />
an als bei einem Neubau, weil<br />
weniger Baumaterial nötig sei<br />
und der massiv CO 2<br />
freisetzende<br />
Abbruch entfalle. Allerdings<br />
komme die Sanierung<br />
von Altgebäuden immer dann<br />
an ihre Grenzen, wenn Produktionsmittel,<br />
meist also Maschinen,<br />
nicht bedarfsgerecht<br />
aufgestellt werden können,<br />
gibt Bosch zu bedenken. Betrieben<br />
werden die smarten<br />
Firmengebäude dann, egal ob<br />
saniert oder neu, auch von<br />
Wirtschaftsingenieuren, die<br />
Bosch und seine Kollegen ausbilden.<br />
Auch für Lorenz und Wilhelm<br />
Mauß geht es weiter, auch wenn die<br />
Dächer voll sind mit PV-Anlagen.<br />
Zwei Windkraftanlagen mit je 12 Kilowatt<br />
Maximalleistung sind in Planung,<br />
auf dem Firmengelände, „vom<br />
Dorf abgewandt“. Das Genehmigungsverfahren<br />
zieht sich, die Behörden<br />
zieren sich, aber Mauß bleibt<br />
dran. Der Wind-Strom soll den Lorenz-Eigenbedarf<br />
vor allem bei Dunkelheit<br />
sichern, der Rest komme ins<br />
Netz für alle. Da ist Michael Bosch<br />
ganz bei ihm: „PV, Windkraft, wir<br />
brauchen alles.“ [!] Peter Buyer<br />
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Firmengebäude Fritschle
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32<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
Eins sein mit dem Bogen.<br />
Konzentration, Ruhe und<br />
Hartnäckigkeit sind nötig,<br />
um beim Bogenschießen<br />
sportlich erfolgreich zu sein.<br />
Das Ziel<br />
immer im Blick<br />
Die private Seite Karl-Heinz Raguse bringt im Beruf Menschen<br />
zusammen. Bei seiner Leidenschaft, dem Bogenschießen, gilt es<br />
Material, Technik und mentale Stärke übereinzubringen. Dass ihm<br />
das gelingt, zeigen seine sportlichen Erfolge.<br />
FOTOS: MARC HÖRGER<br />
Die innere Ruhe zu finden,<br />
sei die große Herausforderung.<br />
„Nur<br />
wenn ich absolut fokussiert<br />
bin, stimmt alles.“ Alles,<br />
dazu gehören ein komplexer, immer<br />
gleicher Bewegungsablauf,<br />
ein gut justierter Sportbogen<br />
und entsprechend optimale<br />
Pfeile. Die stellt Karl-Heinz Raguse<br />
aus verschiedenen Komponenten<br />
selbst her. „Dann weiß<br />
ich, dass die Qualität stimmt.“<br />
Als Geschäftsführer von Raguse<br />
& Partner vernetzt er <strong>Unternehmen</strong>,<br />
ist kommunikativ,<br />
voller Ideen, er initiiert Projekte<br />
und treibt sie voran, aber ein<br />
Teamplayer ist er nicht. „Deshalb<br />
passt Bogenschießen gut zu<br />
mir“, sagt Raguse. „Wenn es darum<br />
geht, idealerweise den 10er-<br />
Punkt auf der Scheibe zu treffen,<br />
bin ich an der Schießlinie<br />
ganz bei mir und kann allein entscheiden.“<br />
Kontakt zu anderen<br />
Sportlern habe er allenfalls im<br />
direkten Leistungsvergleich mit<br />
einem Wettbewerber, aber das<br />
sporne ihn an. „Es ist kein Teamsport,<br />
auch wenn ich mit meiner<br />
Leistung Teil des Teams bin,<br />
das die Bibertaler Bogenschützen<br />
bei Meisterschaften vertritt.“<br />
Für die Mannschaft ist er<br />
ausgesprochen erfolgreich,<br />
denn er wurde bereits drei Mal<br />
Bayerischer Meister.<br />
Ein Teamplayer<br />
bin ich nicht.<br />
Deshalb passt<br />
Bogenschießen gut<br />
zu mir.<br />
Karl-Heinz Raguse<br />
BVMW<br />
Bei den Wettbewerben im<br />
Freien ist die Anforderung das<br />
Schießen aus einer Distanz von<br />
50 Metern, in der Halle sind es<br />
18 Meter, jeweils mit einem Zuggewicht<br />
von 23,5 Kilogramm<br />
und einer Pfeilgeschwindigkeit<br />
von 320 Kilometer pro Stunde.<br />
Das erfordert regelmäßige Trainingseinheiten<br />
mit 100 Pfeilen,<br />
mindestens einmal pro Woche.<br />
Hinzu kommt gelegentliches<br />
Krafttraining, regelmäßiges<br />
Radfahren und vor allem beim
33<br />
Bei den Pfeilen überlässt Karl-Heinz Raguse nichts dem Zufall und stellt sie selbst her.<br />
Outdoor-Bogenschießen, der<br />
souveräne Umgang mit Wind,<br />
Hitze, Sonne, Regen und den<br />
Umgebungsgeräuschen.<br />
„Ist man allein auf dem Platz,<br />
ist Bogenschießen ein absolut<br />
lautloser, fast archaischer<br />
Sport“, schwärmt Raguse. „In<br />
den USA wird mit Pfeil und Bogen<br />
gejagt, und mit einem Blankbogen<br />
könnte ich mir das durchaus<br />
vorstellen“. Blankbögen sind<br />
einfache Bögen ohne Stabilisatoren<br />
und Visiere. „Damit<br />
schießt man intuitiv.“ Das sei<br />
eine besondere Erfahrung und<br />
nicht zu vergleichen mit den<br />
Compound Bögen, die als High-<br />
Tech-Sportgeräte mit ihrer komplexen<br />
Technik im Sport zum<br />
Einsatz kommen. „Bei diesen<br />
Bögen ist die Präzision eine Frage<br />
des Materials“, erklärt Raguse.<br />
Eine elektronische Unterstützung<br />
gebe es nicht. „Alles<br />
andere ist Talent, learning by<br />
doing, ein hohes Maß an Disziplin,<br />
Zielorientierung und die<br />
Hartnäckigkeit, den Bewegungsablauf<br />
und den sicheren Stand<br />
immer weiter zu optimieren.“<br />
Ob es dem Sportler letztendlich<br />
gelinge, abzuschalten und die<br />
Zur Person<br />
Karl-Heinz Raguse ist Geschäftsführer<br />
von Raguse &<br />
Partner, der regionalen Repräsentanz<br />
des Bundesverband<br />
mittelständische<br />
Wirtschaft – Unternehmerverband<br />
Deutschlands<br />
(BVMW). In dieser Funktion<br />
organisiert sein <strong>Unternehmen</strong><br />
zahlreiche unternehmerische<br />
Aktivitäten, vernetzt<br />
regional, national und<br />
international, und initiiert<br />
und unterstützt zukunftsorientierte<br />
Projekte. 2019<br />
fand der von Raguse &<br />
Partner veranstaltete Unternehmertag<br />
Ulm zum 20.<br />
Mal statt. Weitere Projekte<br />
sind etwa die Ausbildungsaktion<br />
schoolmeetsdonautal,<br />
die Initiative Donautal<br />
Connect, das Projekt KI<br />
Schwaben, ein Forum für<br />
Künstliche Intelligenz, sowie<br />
die Initiative RoC Regeln<br />
ohne Chaos – ein<br />
wichtiges Thema für den<br />
Mittelstand.<br />
innere und äußere Balance zu<br />
finden, zeige sich dann an den<br />
Treffern. „Erfolgserlebnis und<br />
Frust liegen nah beieinander.“<br />
Raguse war zunächst im Biberacher<br />
Schützenverein aktiv,<br />
wechselte dann zur Königlich<br />
Privilegierten Schützengesellschaft<br />
in Reutti, später in den<br />
Schützenverein Burlafingen. Damals<br />
vertrat er die Vereine bei<br />
Der Erfolg<br />
erfordert<br />
Hartnäckigkeit<br />
und mentale<br />
Stärke.<br />
Wettbewerben auch in der Disziplin<br />
Kurzwaffe. Die Antwort<br />
auf die Frage, warum er zum Bogenschießen<br />
wechselte, kommt<br />
ohne großes Nachdenken: „Es<br />
ist ein ausgleichender Sport, weniger<br />
hektisch und der Erfolg erfordert<br />
mentale Stärke und<br />
Hartnäckigkeit – genau das, was<br />
ich bei meiner Arbeit täglich<br />
brauche.“ [!]<br />
<br />
Sigrid Balke<br />
0 7 3 1 - 9 6 8 9 6 - 0
spezial<br />
34<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Neu-Ulm<br />
Porträt<br />
Fit<br />
für die<br />
Zukunft<br />
Entwicklung Der Wirtschaftsraum Neu-Ulm<br />
lockt internationale Konzerne. Dienstleister<br />
und IT-<strong>Unternehmen</strong> geben dem Standort<br />
neue Impulse – und über die Lebensader<br />
B10 fließt der Verkehr wieder zügig.<br />
Gut vernetzt ins Umland<br />
Klar ist: Der Standort Neu-Ulm<br />
bietet durch seine weitverzweigte<br />
Vernetzung ins ebenso<br />
produktionsstarke Umland mit<br />
dem Landkreis Neu-Ulm und<br />
der Wirtschaftsregion Ulm<br />
deutliche Anreize für Betriebe.<br />
Nicht zuletzt bietet die Anbindung<br />
an die von Ost nach West<br />
verlaufende Bundesautobahn 8<br />
sowie an die A7, die den Süden<br />
mit dem hohen Norden verbindet,<br />
einen kostbaren Standortvorteil.<br />
Eine wichtige Lebensader<br />
der Region ist auch die<br />
Bundesstraße 10, auf der nun<br />
durch neue Trassenführungen<br />
die Kreisverkehre entlastet werden<br />
konnten.<br />
Früher waren Staus an diesen<br />
Nadelöhren an der Tagesordnung<br />
und pures Gift für die Logistik<br />
einer Region, für deren<br />
Wachstum sowie die Planungssicherheit<br />
der <strong>Unternehmen</strong>.<br />
Entlang dieser Verbindung haben<br />
die Branchenriesen Amazon<br />
und DHL vor kurzem neue Logistik-Verteilzentren<br />
eingerichtet.<br />
Die Spedition Harder hat im<br />
Stadtteil Nersingen eine neue<br />
Container-Halle erstellt und<br />
auch der US-amerikanische Autohersteller<br />
Tesla hat sich den<br />
Standort Neu-Ulm für ein neuwww.swp-unternehmen.de<br />
Die sind bequem, sicher<br />
und stehen für viele<br />
Menschen für eine erholsame<br />
Urlaubsreise.<br />
Die Reisebusse der Marke Setra<br />
sind auf der ganzen Welt unterwegs<br />
und stehen so auch als<br />
Symbol für die Internationalität<br />
des Wirtschaftsstandortes Neu-<br />
Ulm. Doch nicht nur die Luxusbusse<br />
der zur Daimler Truck gehörenden<br />
Evobus GmbH – mit<br />
über 3500 Beschäftigen der<br />
größte Arbeitgeber in der Region<br />
– tragen die Stärken des Industriezentrums<br />
weit über die<br />
Grenzen der bayerischen Kreisstadt<br />
hinaus. Denn mit <strong>Unternehmen</strong><br />
wie dem Autozulieferer<br />
Dana, dem Dichtungsexperten<br />
Reinz, der Honold Logistik<br />
Gruppe, dem im Holzhandel aktiven<br />
Carl Götz sowie Fruchthof<br />
Kurt Nagel und Lebkuchen<br />
Weiss stehen viele weitere<br />
klangvolle Namen auf der <strong>Unternehmen</strong>sliste.<br />
Es versteht sich von selbst,<br />
dass an dieser Stelle aufgrund<br />
der Vielzahl an renommierten<br />
<strong>Unternehmen</strong> und dem vielseitigen<br />
Branchenmix nur ein<br />
Bruchteil der Betriebe genannt<br />
werden kann. Fakt ist, dass sie<br />
alle zum Erfolg des insgesamt<br />
8000 Hektar großen bayerischen<br />
Standortes beitragen.<br />
Zahlreiche <strong>Unternehmen</strong> aus<br />
dem Metall- und Maschinenbau,<br />
der Logistik und des Großhandels<br />
sind seit vielen Jahren auf<br />
den 482 Hektar umfassenden Industrie-<br />
und Gewerbeflächen<br />
angesiedelt – und es werden immer<br />
mehr. Die Anzahl der Beschäftigten<br />
in der Region wächst<br />
kontinuierlich.
unternehmen [!] SPEZIAL 35<br />
es Auslieferzentrum ausgesucht.<br />
Die Mietpreise für ein gewerblich<br />
genutztes Büro-Hochhaus<br />
lagen im Jahr 2020 zwischen 12<br />
und 15 Euro pro Quadratmeter,<br />
für Produktionshallen zwischen<br />
3,70 und 5,80 Euro.<br />
Kai Brauchle, seit September<br />
dieses Jahres neuer Wirtschaftsbeauftragter<br />
der Stadt Neu-Ulm,<br />
sieht die Vorteile des Standortes<br />
jedoch nicht nur in Lage und<br />
Infrastruktur verankert, sondern<br />
ganz wesentlich auch in<br />
der Nähe zur hier ansässigen<br />
Forschung und Entwicklung,<br />
etwa durch die Hochschule<br />
Neu-Ulm (HNU).<br />
Standort wandelt sich<br />
Mit dem Starkfeld ist im Südosten<br />
der Stadt bereits in den 90er-<br />
Jahren ein großer, leistungsfähiger<br />
Wirtschaftsraum entstanden.<br />
Er ist ein weithin sichtbarer<br />
Beweis dafür, wie sich der<br />
Standort seit geraumer<br />
Zeit wandelt – von einem<br />
überwiegend<br />
durch Produktion<br />
gekennzeichneten<br />
Industriegebiet<br />
hin zu<br />
einem Handelsstandort.<br />
Viele<br />
zum Teil großflächige<br />
Einzelhandels-<br />
und Dienstleistungsunternehmen<br />
nutzen das Areal,<br />
um zielorientiert zu<br />
expandieren. Dank einer<br />
umsichtigen Standortförderung<br />
wuchs das Gebiet an der Bahnlinie<br />
nach München zu einem<br />
lebendigen Marktplatz.<br />
Doch nichts wird dem Zufall<br />
überlassen. Zu Beginn des Jahres<br />
2000 wurde der Stadtentwicklungsverband<br />
Ulm/Neu-<br />
Ulm als grenzüberschreitende<br />
Einrichtung zur Förderung der<br />
Wir gratulieren der Stadt Neu-Ulm zum 150-jährigen Jubiläum<br />
FOTOS: PIXABAY MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />
Turmstraße 53/1 • 89231 Neu-Ulm<br />
Tel. 0731/81662
36<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
Zur Person<br />
Kai Brauchle kümmert<br />
sich seit drei<br />
Monaten um die Förderung<br />
des Wirtschaftsstandortes<br />
Neu-Ulm. Zuvor war<br />
der 45-Jährige für<br />
die Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Wirtschaftsförderung<br />
der Stadt<br />
Senden zuständig.<br />
Im Rathaus ist er<br />
Nachfolger von<br />
Bernd Neidhart, der<br />
über 25 Jahre den<br />
Posten innehatte.<br />
Wirtschaft ins Leben gerufen. Mit<br />
ihm wollten die beiden Städte rechts<br />
und links der Donau die negative<br />
Konkurrenz in der Vergangenheit<br />
überwinden, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
stärken und zur Sicherung von<br />
Arbeitsplätzen vorhandene Flächenentwicklungspotentiale<br />
nutzen<br />
– quasi Hand in Hand. Zudem gehören<br />
die Grundstücksvermittlung<br />
und -vergabe sowie ein<br />
gemeinsames Standortmarketing<br />
zu den Kernaufgaben<br />
der interkommunalen<br />
Kooperation.<br />
Klar, dass man sich offen<br />
zeigt für neue Ideen<br />
und innovative Produkte<br />
und Dienstleistungen. Die Technologie-Förderungs-<strong>Unternehmen</strong><br />
GmbH TFU, das Gründer- und<br />
Technologiezentrum der Region<br />
Ulm/Neu-Ulm, soll die Türen zum<br />
Standort öffnen und erste Schritte<br />
leichter machen. Es bietet Beratung<br />
in Gründungsfragen, Hilfestellung<br />
Mit einer<br />
interkommunalen<br />
Kooperation negative<br />
Konkurrenz<br />
überwinden.<br />
FOTO: LARS SCHWERDTFEGER<br />
bei der Finanzierung und stellt<br />
Räumlichkeiten bereit. Gründerinnen,<br />
Gründer oder junge <strong>Unternehmen</strong><br />
erwartet ein flexibles Raumangebot<br />
von etwa 8000 Quadratmetern<br />
in drei Einrichtungen mit<br />
Büro-, Labor- und Werkstattflächen,<br />
möblierten Besprechungszimmern,<br />
Präsentationstechniken und ein gemeinschaftliches<br />
Infrastruktur- und<br />
Serviceangebot. Lange Mietverpflichtungen<br />
gibt es nicht.<br />
Für Kai Brauchle ist ein<br />
wesentlicher Faktor<br />
für die weitere Entwicklung<br />
des Standortes<br />
die Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur:<br />
„Die Edison Allee<br />
ist ein strategisches Projekt zum<br />
Ausbau des Dienstleistungssektors<br />
mit den Schwerpunkten Informationstechnik,<br />
Engineering und Gesundheitswesen.“<br />
Hier im Stadtteil<br />
Wiley sind unter anderem die Regionalgeschäftsstelle<br />
der Industrieund<br />
Handelskammer Schwaben und<br />
Werden Sie Pate!<br />
Zeitungspatenschaft für Schulen<br />
Sie möchten das Interesse von jungen Menschen am lokalen<br />
Geschehen, an Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport<br />
wecken? Dann übernehmen Sie eine Zeitungspatenschaft<br />
für eine Schule in Ihrer Region!<br />
Als Zeitungspate schenken Sie einer Schule Ihrer Wahl<br />
ein SÜDWEST PRESSE Jahresabo. Die Schule legt die<br />
Zeitung an einem Ort aus, der den Schülerinnen und<br />
Schülern zugänglich ist und zum Lesen einlädt.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
abo.swp.de/swp/wirlesen
unternehmen [!] SPEZIAL 37<br />
auch das Büro des Vereins „Wir<br />
in Neu-Ulm.“ beheimatet.<br />
Ein weiteres deutliches Zeichen,<br />
dass sich der traditionsreiche<br />
Produktionsstandort<br />
durch innovative <strong>Unternehmen</strong><br />
aus den Bereichen Logistik,<br />
Kommunikation und IT zu einem<br />
zukunftsfähigen Allrounder-Zentrum<br />
entwickelt, setzten<br />
die Stadträtinnen und Stadträte<br />
des Ausschusses für Finanzen,<br />
Inneres und Bürgerdienste. Das<br />
Gremium beauftragte bereits im<br />
Frühjahr 2021 die Stadtverwaltung,<br />
im Gebiet Wiley-Mitte einen<br />
Standort für <strong>Unternehmen</strong><br />
aus dem Bereich Informationsund<br />
Kommunikationstechnik zu<br />
entwickeln.<br />
Expansion geht weiter<br />
„Die Nähe zur Hochschule sowie<br />
zum Dienstleistungsstandort<br />
Edison Allee ermöglichen<br />
Synergieeffekte zwischen den<br />
bestehenden und neuen Institutionen<br />
und <strong>Unternehmen</strong>“,<br />
heißt es in der entsprechenden<br />
Sitzungsvorlage.<br />
Weitere Standortvorteile seien<br />
die guten Angebote des Öffentlichen<br />
Personennahverkehrs<br />
sowie die Nähe zu Freizeit- und<br />
Erholungsangeboten. Doch<br />
nicht nur an dieser Stelle steht<br />
man in den Startlöchern. Für Kai<br />
Brauchle ist ein weiterer Expansionsschritt<br />
das mittelfristig geplante<br />
Gebiet Schwaighofen-<br />
Süd, wo künftig verstärkt über<br />
Vergabekriterien die für die<br />
Stadt interessanten <strong>Unternehmen</strong><br />
herausgefiltert würden.<br />
All diese neuen Vorhaben<br />
werden dazu führen, dass es<br />
wohl in nicht allzu ferner Zukunft<br />
noch viel mehr <strong>Unternehmen</strong><br />
geben wird, die mit ihren<br />
Namen Reklame für ihren<br />
Standort Neu-Ulm machen werden.<br />
Weltweit.<br />
Die Hochschule im Wiley macht Neu-Ulm auch für junge Leute<br />
interessant.<br />
Foto: HNU<br />
Immer mehr Beschäftigte<br />
Fertigstellung:<br />
Q2 / 2023<br />
LOGISTIKHALLE IN GÜNZBURG<br />
DIREKT AN DER A8<br />
Tausende Menschen pendeln nach Neu-Ulm. <br />
Auch für Menschen<br />
aus den angrenzenden<br />
Landkreisen<br />
wird Neu-<br />
Ulm als Wirtschaftsstandort<br />
immer attraktiver.<br />
Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigten<br />
in der<br />
Stadt ist von<br />
23 497 im Jahr 2010<br />
auf nunmehr<br />
Foto: Honold<br />
29 789 im Jahr<br />
2020 gestiegen.<br />
Davon waren etwa<br />
9000 Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
im verarbeitenden<br />
Gewerbe<br />
tätig, 3162<br />
im Gesundheitsund<br />
Sozialwesen<br />
und 581 im Bereich<br />
Information und<br />
Kommunikation.<br />
Rund 1300 Menschen<br />
arbeiten in<br />
der öffentlichen<br />
Verwaltung oder<br />
bei Versicherungen,<br />
knapp über 1000<br />
Bürgerinnen und<br />
Bürger sind in erzieherischen<br />
Berufen<br />
aktiv oder unterrichten<br />
an Schulen.<br />
Im Jahr 2019<br />
gab es insgesamt<br />
22 290 Ein- und<br />
18 480 Auspendler.<br />
Das Grundstück liegt im Gewerbegebiet Deffingen<br />
Süd unmittelbar an der A8, zwischen Stuttgart<br />
und München, Anschlussstelle Günzburg.<br />
Flächen noch verfügbar:<br />
- 50.000 m 2 Logistikfläche<br />
- 5.300 m 2 Mezzanin<br />
- 1.700 m 2 Bürofläche<br />
allgaier GmbH • Max-Eyth-Str. 20 • 89231 Neu-Ulm<br />
Michelle Harris, Leitung Geschäftsfeld Logistik<br />
Tel. 0731 97440 487 • vertrieb-logistik@allgaier.com<br />
www.allgaier.com
Die gute Verkehrsanbindung am Autobahnkreuz A7 und A8 zählt zu den großen Vorzügen des Standorts.<br />
Foto: Lars Schwerdtfeger<br />
Daumen hoch für den<br />
Wirtschaftsstandort<br />
Neu-Ulm. Denn eigentlich<br />
standen die Zeichen<br />
nach der Corona-Pandemie gut.<br />
Sehr gut sogar. Ein gesunder<br />
Branchenmix mit zunehmend<br />
ausgeweiteten Angeboten im Logistik-<br />
und Dienstleistungssektor<br />
sind für Oliver Stipar bedeutende<br />
Faktoren, die den Standort<br />
Neu-Ulm auf ein stabiles Fundament<br />
stellen.<br />
Ein weiterer großer Pluspunkt<br />
für die weitere Entwicklung ist<br />
die enge Anbindung an die Bundesautobahnen<br />
A7 und A8. „Auch<br />
der Ausbau der Bahnstrecke<br />
Stuttgart - Ulm - Augsburg wird<br />
ein weiterer wesentlicher Impuls<br />
für die Region sein und ihr noch<br />
einmal einen deutlichen Schub<br />
geben“, sagt der Regionalgeschäftsführer<br />
der Industrie- und<br />
Handelskammer Schwaben:<br />
„Deshalb ist ein rascher Lückenschluss<br />
dieser sogenannten Europamarginale<br />
für unsere Region<br />
von entscheidender Bedeutung.“<br />
Gut gerüstet<br />
für die Krise<br />
Standort Ein guter Branchenmix, ein stabiles<br />
Fundament und tiefe Verflechtungen nach<br />
Ulm und ins produktionsstarke Umland,<br />
gehören zu den Stärken Neu-Ulms. Eine<br />
Analyse aus Sicht der IHK Schwaben.<br />
Sobald die<br />
Bedingungen<br />
wieder stimmen,<br />
werden die Firmen<br />
durchstarten.<br />
Oliver Stipar<br />
IHK-Regionalgeschäftsführer<br />
FOTO: IHK SCHWABEN<br />
Große Unsicherheit<br />
Also alles gut? Mitnichten. Die<br />
Sorgenfalten sind auch in Neu-<br />
Ulm tief. Durch den Krieg in der<br />
Ukraine schießen die Rohstoffpreise<br />
durch die Decke, die<br />
Lieferketten sind stark angespannt.<br />
Kaum ein <strong>Unternehmen</strong><br />
wagt eine Prognose.<br />
Fast alle Betriebe in der<br />
Region stellen sich aufgrund<br />
der Entwicklung auf den<br />
Energiemärkten auf einen deutlichen<br />
Gegenwind ein. Es<br />
herrscht Alarmstimmung.<br />
Lediglich ein Blick auf die Arbeitsplatzstatistik<br />
stimmt etwas<br />
frohgemut: „Es zeichnet sich ab,<br />
dass die Betriebe ihre Belegschaft<br />
und somit ihre Fachkräfte<br />
halten.“ Das zeigten auch die<br />
Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahre. Es sei ja nicht die erst Krise,<br />
mit der sich die Region auseinandersetzen<br />
muss: „Sobald<br />
die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
wieder stimmen,<br />
werden die Firmen in der Region<br />
wieder zügig durchstarten“,<br />
ist sich Oliver Stipar sicher.<br />
Solide Strukturen<br />
Neben dem breiten Branchenmix<br />
ist der gut vernetzte Wirtschaftsstandort<br />
auch durch die<br />
Hochschulen und Universität,<br />
Gründerzentren sowie den<br />
Stadtentwicklungsverband oder<br />
den Regionalverband Donau-Iller<br />
gut gerüstet: „Es ist alles da.“<br />
Die Zusammenarbeit über die<br />
Landesgrenze hinweg ist eine<br />
Selbstverständlichkeit für die<br />
beiden Industrie- und Handelskammern<br />
Ulm und Schwaben<br />
und zeichne auch den Wirtschaftsraum<br />
insgesamt aus. Oliver<br />
Stipar: „Gemeinsam sind wir<br />
stark.“ Und dann heißt es hoffentlich<br />
schon bald wieder: Daumen<br />
hoch für den Standort Neu-<br />
Ulm. [!] <br />
Stefan Loeffler
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
39<br />
Architektur als Ausdruck der Identität<br />
Architektur ist Gestaltung und visuell erlebbar.<br />
Sie setzt Zeichen, wird wahrgenommen<br />
und löst beim Besucher, Nutzer, Betrachter<br />
etwas aus. Gefällt mir das Gebäude? Fühle<br />
ich mich wohl? Bietet es etwas Überraschendes?<br />
<strong>Unternehmen</strong> können somit Architektur<br />
als strategisches Instrument nutzen, um<br />
ihre Firma, ihre Marke zu positionieren. Denn<br />
indem sich die Wertewelt und Philosophie in<br />
der Form, Gestaltung und Materialität von<br />
Gebäude widerspiegeln, machen sie diese<br />
unmittelbar für Mitarbeitende, Kunden und<br />
Partner erleb- und spürbar.<br />
Seit mehr als 50 Jahren begleiten Nething Architekten<br />
<strong>Unternehmen</strong> in diesem Prozess und<br />
entwerfen Gebäude mit eigenständigem Charakter.<br />
Dafür entwickeln wir aus gestalterischen<br />
Vorstellungen, baulichen Anforderungen<br />
und kulturellen Zusammenhängen ein eindrucksvolles<br />
Gesamtbild. Was unsere Gebäude<br />
trotz ihrer Eigenheiten auszeichnet, ist ihr<br />
gemeinsames Streben nach Ordnung und<br />
Struktur. Damit schaffen wir Ruhepole inmitten<br />
der Dynamik. In den letzten drei Jahren<br />
durften wir zwei besondere Projekte für <strong>Unternehmen</strong><br />
der Region umsetzen.<br />
Neues Forum für die Paul Hartmann AG direkt an der Brenz in Heidenheim<br />
ortes – das Forum mit Betriebsrestaurant –<br />
entstanden. Unser Entwurfsansatz für das<br />
Forum war die Einbindung der Natur – gegeben<br />
durch die direkte Lage an der Brenz. Zudem<br />
betont die weich fließende, organische<br />
Form des Gebäudes das Menschliche und Fürsorgliche<br />
und symbolisiert damit die Leidenschaft<br />
Hartmanns, dem Menschen zu dienen.<br />
Seeberger – Farbe für das Donautal<br />
Ein weiteres farbenfrohes Projekt war der Entwurf<br />
und die Planung eines Multifunktionsge-<br />
Paul Hartmann – Die Natur in die<br />
Arbeitswelt holen<br />
Den Standort aufwerten. Identifikation schaffen.<br />
Das waren zentrale Fragestellungen an uns<br />
bei der Neugestaltung des über 200 Jahre alten<br />
Hauptstandortes der Paul Hartmann AG in<br />
Heidenheim. Im ersten Schritt sind ein Bürogebäude<br />
sowie der neue Mittelpunkt des Standbäudes<br />
für Seeberger, das Kundenzentrum,<br />
Shop, Café und Büroflächen auf verschiedenen<br />
Ebenen zusammenbringt. Im Fassadenund<br />
Farbkonzept wird das Zusammenspiel verschiedener<br />
Funktionen und emotionaler<br />
Komponenten nach außen hin sichtbar. Es<br />
symbolisiert die Natürlichkeit der Produkte<br />
und Marke sowie das stetige Wachstum des<br />
<strong>Unternehmen</strong>s. Bodenständig und fest verwurzelt<br />
und zugleich weltoffen und ambitioniert.<br />
Ganzheitliche Planung<br />
Ob als Architekt mit dem Fokus auf Konzeption,<br />
Entwurf und Architekturplanung oder als<br />
Generalplaner – mit Überblick über alle Fachplanungsleistungen,<br />
unser Nething Team entwickelt,<br />
plant und realisiert souveräne Architektur<br />
mit individuellem Charakter. Dabei ist es<br />
unser Anspruch alle Facetten zusammenzubringen:<br />
von den ökonomischen, zeitlichen wie<br />
gestalterischen Vorstellungen und Bedürfnissen<br />
des Bauherrn, über den Standort und seinen<br />
Herausforderungen, bis zum eindrucksund<br />
anspruchsvollen Design.<br />
Das neue Kundenzentrum mit Shop, Café und Büroflächen für Seeberger im Ulmer Donautal<br />
Fotos: Matthias Schmiedel<br />
Nething Generalplaner GmbH<br />
Standorte: Neu-Ulm, Günzburg, Berlin<br />
www.nething.com
40<br />
SPEZIAL unternehmen [!]<br />
FOTOS. LIGHTSPRUCH/ADOBESTOCK.COM, VOLKMAR KÖNNEKE & MATTHIAS KESSLER<br />
Das Magie-Theater von Zauberer Florian Zimmer (oben) und das Donaubad sind nur zwei der vielen<br />
Freizeit-Angebote. Von der Attraktivität sollen auch der Handel und die Glacis-Galerie profitieren.<br />
Hereinspaziert!<br />
Lebensqualität Die Neu-Ulmer Sport- und Freizeitangebote<br />
verdienen für Wida Maher eine glatte Eins. Durch neue Impulse<br />
möchte die Citymanagerin auch den Einzelhandel beleben.<br />
Lust auf einen Spaziergang?<br />
Für Wida Maher ist das<br />
noch immer die beste<br />
Möglichkeit, die vielen<br />
Sport- und Freizeitangebote von<br />
Neu-Ulm kennenzulernen. „Wer<br />
von Ulm über die Adenauer-Brücke<br />
kommt, entdeckt sofort den<br />
Orange Campus.“ Die neue Sportstätte<br />
fördere den Basketball-<br />
Nachwuchs und biete zudem<br />
Platz für Fitness und Gastronomie.<br />
„Gleich daneben liegt das<br />
Donaubad und die Eislaufanlage.<br />
Alles schön aufgereiht wie auf einer<br />
Perlenschnur“, sagt die Citymanagerin.<br />
Unterhaltung finde<br />
man auch in der Ratiopharm-Arena,<br />
in der Konzerte und Messen<br />
stattfinden. Zudem gebe es in<br />
Neu-Ulm das Florian Zimmer-<br />
Theater, die DAV-Kletterwelt, die<br />
Kartbahn „Ecodrom“, das Teamspiel-Erlebnis<br />
„Face off“ sowie<br />
eine der modernsten Lasertag-<br />
Arenen in Süddeutschland.<br />
Citymanagerin<br />
Wida Maher.<br />
Foto: Mark<br />
Mollerus<br />
Für Maher, die seit 20 Jahren in<br />
Neu-Ulm lebt und seit kurzem<br />
im Namen des Vereins Wir in<br />
Neu-Ulm e.V. das Image der<br />
Neu-Ulmer Innenstadt aufpoliert,<br />
können <strong>Unternehmen</strong><br />
neue Arbeitskräfte mit gutem<br />
Gewissen in die Wirtschaftsregion<br />
auf der bayerischen Seite<br />
der Donau locken: „Wir haben<br />
ein weitverzweigtes Radwegenetz,<br />
Vereine, Seen und Ausflugsangebote<br />
in der nahen Umgebung<br />
und sogar einen Golfplatz.“<br />
Vielfältiges Angebot<br />
Der große Pluspunkt für die<br />
leidenschaftliche Radlerin:<br />
„Neu-Ulm ist überschaubar<br />
und alles ist gut zu erreichen.“<br />
Für die Versorgung der Bürgerinnen<br />
und Bürger stünden<br />
drei Einkaufszentren zur Verfügung,<br />
in der Wegener Straße,<br />
im Starkfeld und in Bahnhofsnähe.<br />
„Durch den Rückbau<br />
des Ulmer Blautalcenters haben<br />
wir in Neu-Ulm mit der<br />
Glacis-Galerie nun das einzige<br />
Shoppingzentrum dieser Art“,<br />
sagt Citymanagerin Maher.<br />
Mit zahlreichen Aktionen<br />
wie verkaufsoffenen Sonntagen,<br />
Cityflohmärkten, branchenbezogenen<br />
Thementagen<br />
oder Lesungen möchte sie fortan<br />
noch mehr Menschen in die<br />
Innenstadt locken. Denn die<br />
Einzelhändler sind mit immer<br />
größer werdenden Herausforderungen<br />
konfrontiert. Vor<br />
wenigen Monaten nahmen<br />
Amazon und DHL zwei große<br />
Logistik- und Verteilzentren in<br />
unmittelbarer Nähe in Betrieb.<br />
Maher bereitet diese Entwicklung<br />
jedoch keine schlaflosen<br />
Nächte, sondern sie ist<br />
Ansporn und Motivation: „Das<br />
Online-Geschäft ist ein Teil<br />
des Handels, der sich seit jeher<br />
stets neu erfindet und entwickelt.<br />
Wir müssen die Angebote<br />
der Geschäfte nicht vor<br />
Internet-Angeboten schützen,<br />
sondern sie integrieren und so<br />
beide Formen sinnvoll miteinander<br />
verknüpfen.“ Und<br />
dann bekämen auch wieder<br />
viel mehr Menschen Lust<br />
auf einen Spaziergang<br />
durch die Stadt. [!] <br />
Stefan Loeffler
unternehmen [!] RESSORT 41<br />
Aktion<br />
Luftreiniger!<br />
zum Video<br />
Werfen Sie<br />
einen Blick<br />
hinter die Kulissen!<br />
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42<br />
MACHEN unternehmen [!]<br />
FOTO: © DUSANPETKOVIC1, PURE STOCK/ADOBE.STOCK.COM<br />
Drei Paar Einweghandschuhe<br />
hat jeder Mitarbeiter bei einer<br />
Leichenfundortreinigung an, um<br />
Kontaminationen zu verhindern.<br />
Der Letzte,<br />
der sauber<br />
macht<br />
Gebäudereinigung Das <strong>Unternehmen</strong> Stier<br />
aus Ravensburg macht auch da sauber, wo<br />
andere zurückschrecken. Seit neun Jahren<br />
kümmern sich Florian Stier und sein Team<br />
um Leichenfundorte.<br />
Ein Mensch stirbt. Die Leiche<br />
wird abgeholt und<br />
beerdigt. Das kann ruhig,<br />
sauber und friedlich geschehen.<br />
Leider gibt es Fälle, die<br />
wesentlich dramatischer ablaufen<br />
– oder Leichen, die erst nach<br />
Tagen entdeckt werden. Zurück<br />
bleiben Blut, Körperflüssigkeiten,<br />
Maden, Erbrochenes, Gewebereste,<br />
Fäkalien, Hirnmasse<br />
oder Leichensaft – und oft hilflose<br />
Angehörige. Umso wichtiger<br />
ist die Arbeit, die Florian<br />
Stier mit seinem Team verrichtet:<br />
Er ist Tatortreiniger.<br />
„Leichenfundortreiniger trifft<br />
es eher“, sagt Florian Stier. „Tatort“<br />
– das klinge nach Fernseh-<br />
Krimi. Tatsächlich sind Verbrechensorte<br />
nur ein winziger Teil<br />
seiner Einsatzbereiche. Meistens<br />
wird er geholt, wenn sich<br />
Menschen suizidiert haben oder<br />
die Toten erst einige Zeit nach<br />
dem Sterben entdeckt wurden.<br />
„So ein Fundort ist kein schöner<br />
Anblick. Bei den richtigen<br />
Temperaturen können sich<br />
schon nach 24 Stunden Larven<br />
in allen Körperöffnungen befinden“,<br />
erklärt Stier. Er ist Gebäudereinigermeister,<br />
staatlich geprüfter<br />
Desinfektor und Geschäftsführer<br />
der Firma Stier<br />
Gebäudereinigung aus Oberzell<br />
bei Ravensburg.<br />
„Der persönliche Schutz für<br />
mich und meine Mitarbeiter<br />
steht an erster Stelle“, betont<br />
Stier, der das Familienunternehmen<br />
in zweiter Generation
unternehmen [!] MACHEN 43<br />
Viele Profis<br />
machen den<br />
Job nur ein paar<br />
Jahre lang und<br />
wechseln dann.<br />
Florian Stier<br />
Reinigungsunternehmen Stier<br />
führt. Die wichtigste Frage vor<br />
jedem Einsatz: Hatte der Verstorbene<br />
ansteckende Krankheiten?<br />
Nach dem Tod können sich<br />
außerdem gefährliche Gase und<br />
Gifte freisetzen. Angerückt wird<br />
mit FFP3-Masken, Gummistiefeln,<br />
Schutzanzügen, dreifachen<br />
Einweghandschuhen und Spezial-Reinigungsmitteln.<br />
Etwa<br />
ein- bis zweimal im Monat wird<br />
er mit einer Leichenfundortreinigung<br />
beauftragt.<br />
Der Bedarf steigt und wird es<br />
Stiers Meinung nach auch in Zukunft<br />
weiter tun. Er macht zunehmende<br />
Vereinsamung und<br />
Entfremdung verantwortlich. In<br />
einem Fall lag eine Leiche sechs<br />
Monate unentdeckt in ihrer<br />
Wohnung. In einem anderen Fall<br />
lag ein Mann tagelang tot im<br />
Zimmer seiner WG – die Mitbewohner<br />
hatten nichts bemerkt.<br />
125 Euro pro Stunde verlangt er<br />
für seine Dienste. Die Dauer variiert<br />
von 30 Minuten bis zu<br />
zwei Tagen im Zwei-Mann-<br />
Team.<br />
Hohe emotionale Belastung<br />
Neben unangenehmen Überresten<br />
sind es vor allem die Gerüche,<br />
die den Leichenfundort beherrschen.<br />
„An den Geruch gewöhnt<br />
man sich aber“, sagt Stier.<br />
Vergammelte Lebensmittel fände<br />
er persönlich schlimmer auszuhalten.<br />
Manchmal versuchen sich die<br />
Hinterbliebenen zunächst selbst<br />
an der Reinigung. Davon rät der<br />
Experte grundsätzlich ab. Nicht<br />
nur wegen des fehlenden Fachwissens,<br />
sondern auch wegen<br />
der emotionalen Komponente.<br />
Trotzdem: „Viele Profis machen<br />
den Job ein paar Jahre und<br />
wechseln dann“, sagt Stier. „Es<br />
ist psychisch sehr anspruchsvoll.“<br />
Immer sind es Schicksalsschläge,<br />
die hinter einem Auftrag<br />
stecken.<br />
Vor Ort lässt sich für die Experten<br />
an den Spuren oft das<br />
schreckliche Geschehen exakt<br />
nachvollziehen. „Mit nach Hause<br />
nehmen darf man das nicht“,<br />
sagt Stier. Abgrenzung sei wichtig.<br />
So ist die größte Herausforderung<br />
für ihn der Umgang mit<br />
den Angehörigen. Manche weinen<br />
am Telefon. Manche sind<br />
verzweifelt, andere eiskalt und<br />
unberührt. „Oft fällt es mir<br />
schwer, die richtigen Worte zu<br />
finden“, gibt der Fachmann zu,<br />
der seit 2013 die Reiniung von<br />
Leichenfundorten anbietet. „Ich<br />
In zweiter Generation<br />
Die Mitarbeiter sind meist im Team unterwegs.<br />
Den Betrieb gründeten<br />
1991 Florian<br />
Stiers Eltern Peter<br />
und Barbara Stier.<br />
Heute sind 270<br />
Mitarbeiter mit 39<br />
Nationalitäten im<br />
Betrieb tätig. Geschäftsbereiche<br />
sind die Unterhaltreinigung<br />
im gewerblichen<br />
und industriellen<br />
Bereich,<br />
Grund- und Sonderreinigung<br />
im<br />
privaten wie gewerblichen<br />
Bereich<br />
sowie Hausmeister-Service.<br />
Nach<br />
einem Brand 2020<br />
befindet sich der<br />
Firmensitz in Oberzell<br />
bei Ravensburg.<br />
Der Umsatz liegt im<br />
mittleren einstelligen<br />
Millionenbereich.<br />
FOTO: STIER GEBÄUDEREINIGUNG<br />
versuche dann mit Professionalität<br />
zu antworten.“<br />
Für Leichenfundortreiniger<br />
gibt es in Deutschland keine einheitliche<br />
Ausbildung. Stier<br />
selbst kam im Rahmen seiner<br />
Weiterbildung zum Desinfektor<br />
erstmals damit in Berührung.<br />
Zurück in Ravensburg fand er<br />
heraus, dass es sich um eine<br />
Marktlücke in der Region handelte.<br />
Tatortreinigung darf theoretisch<br />
jeder anbieten. Das ärgert<br />
ihn, weil seiner Meinung<br />
nach in diesem heiklen Bereich<br />
nur ausgebildetes Fachpersonal<br />
am Werk sein sollte. Schon allein,<br />
um Ansteckungen und<br />
Kontaminationen zu verhindern.<br />
Wichtig ist auch die Diskretion.<br />
Sein Team rückt nicht in<br />
Spezialfahrzeugen an, sondern<br />
in den üblichen Autos der Reinigungsfirma.<br />
Die Schutzkleidung<br />
wird soweit möglich erst<br />
im Gebäude angezogen – um die<br />
Auftraggeber vor Neugierigen<br />
zu schützen. „Sie werden auch<br />
nicht erleben, dass ich ‚Tatortreinigung‘<br />
auf unsere Fahrzeuge<br />
schreibe“, sagt Stier. Gesonderte<br />
Werbung für diesen Geschäftsbereich<br />
zu machen,<br />
möchte Stier, der sich die Geschäftsführung<br />
mit Claudia Eisele<br />
teilt, ebenfalls nicht. Die<br />
Kundinnen und Kunden fänden<br />
ihren Weg trotzdem zum <strong>Unternehmen</strong><br />
Stier. Zu 90 Prozent seien<br />
das Privatpersonen.<br />
Zu wenig Wertschätzung<br />
„Gebäudereiniger ist mein<br />
Traumjob“, sagt Florian Stier<br />
mit Begeisterung in der Stimme.<br />
Vielseitig sei er, abwechslungsreich<br />
und innovativ. „Leider machen<br />
das viel zu wenige und es<br />
wird viel zu wenig wertgeschätzt.“<br />
Die Leichenfundortreinigung<br />
sei zwar nur ein kleiner<br />
Teil seines Tagesgeschäfts, doch<br />
sie hat ihm einiges bewusst gemacht:<br />
„Wir haben nur das eine<br />
Leben und müssen versuchen,<br />
das Beste daraus zu machen.“<br />
[!] Julia Rizzolo
44<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Fuchs stellt<br />
sich neu auf<br />
Geschäftsführung Das Göppinger<br />
Büro Fuchs Prüfingenieure<br />
und Sachverständige mit<br />
12 Standorten in ganz Schwaben<br />
bekommt erstmals drei Geschäftsführer.<br />
Karl-Heinz Fuchs,<br />
der die Firma 1981 von seinem<br />
Vater Bruno übernommen hatte,<br />
hat den Betrieb mit seinen 20<br />
Mitarbeitern zum 1. Oktober an<br />
Dario Di Pietro, Markus Holl<br />
und Michael Schweiß übergeben.<br />
Die Zuständigkeiten wurden<br />
aufgeteilt. Das Portfolio umfasst<br />
von Oldtimer-Bewertungen<br />
über Schadengutachten und<br />
Hauptuntersuchungen sowohl<br />
amtliche Leistungen wie auch<br />
freie Dienstleistungen.<br />
Wechsel bei<br />
Neuser Papier<br />
Verkauf Die langjährige Inhaberin<br />
Birgit Scheible hat die<br />
Göppinger Traditionsfirma<br />
Neuser Papier an drei Mitarbeiter<br />
verkauft. Nun führt Enza Assenza<br />
gemeinsam mit Julia und<br />
Georg Greschak das <strong>Unternehmen</strong><br />
mit seinen über 20 Mitarbeitern.<br />
Im Laufe der 108-jährigen<br />
Geschichte hat sich Neuser<br />
vom Papiergroßhändler hin zum<br />
modernen Bürodienstleister<br />
entwickelt. Rund 30 000 Artikel<br />
hat Neuser in Göppingen heute<br />
in seinem Angebot.<br />
Austritt aus<br />
Sicherheitsrat<br />
Teamviewer Der Göppinger<br />
Fernwartungsspezialist Teamviewer<br />
tritt aus dem Cybersicherheitsrat<br />
Deutschland aus,<br />
der wegen mutmaßlicher Russlandkontakte<br />
in die Kritik geraten<br />
war. Mehrere <strong>Unternehmen</strong><br />
hatten als Reaktion auf derartige<br />
Enthüllungen ihre Mitgliedschaft<br />
gekündigt. Dennoch stehe<br />
Teamviewer „nach wie vor<br />
im Dialog und regelmäßigen<br />
Austausch mit internationalen<br />
Experten zu Cybersicherheitsthemen“,<br />
betonte eine Sprecherin.<br />
2021 hatte Teamviewer mit<br />
<strong>14</strong>77 Beschäftigten rund 501 Millionen<br />
Euro umgesetzt.<br />
Mit Filmen auf Instagram will die Dachwerkstatt Küpper junge Leute für eine Ausbildung gewinnen.<br />
Per Instagram auf Mitarbeitersuche<br />
Milliardengrenze<br />
geknackt<br />
Auftragsrekord Die Göppinger<br />
Schuler Group geht mit vollen<br />
Auftragsbüchern in das vierte<br />
Quartal <strong>2022</strong>. Zum 30. September<br />
hat der Auftragseingang die<br />
Milliardengrenze spürbar überschritten.<br />
Das entspricht einem<br />
Plus von 43 Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum.<br />
Zum erfreulichen Geschäftsverlauf<br />
des <strong>Unternehmen</strong>s, das derzeit<br />
6300 Beschäftigte zählt, haben<br />
laut Schuler vor allem die<br />
Bereiche Automotive und Service<br />
beigetragen. Positiv, wenn<br />
auch noch mit niedrigeren Zuwachsraten,<br />
habe sich der Umsatz<br />
bisher entwickelt. Nach<br />
neun Monaten standen hier 769<br />
Millionen Euro zu Buche, ein<br />
Plus von 16 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr.<br />
Fehlende<br />
Verbindung<br />
Einkaufen Eine Stadt, viele Einkaufszentren:<br />
Für die Innenstadtberater<br />
der Industrie- und<br />
Handelskammer ist dies eines<br />
der Kernprobleme des Geislinger<br />
Innenstadtlebens. Die IHK<br />
würde es befürworten, wenn die<br />
Einkaufszentren besser vernetzt<br />
wären, gleichzeitig sei das aber<br />
auch eine „große Herausforderung“.<br />
Die Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen-<br />
Geislingen hat daher die Idee<br />
des Einkaufsshuttles aufgegriffen.<br />
Nach einem Testtag im September<br />
soll nun im <strong>Dezember</strong><br />
zweimal wöchentlich ein Bürgerbus<br />
Fahrgäste von der Schillerstraße<br />
zum Nel Mezzo oder<br />
ins Kaufland in den Neuwiesen<br />
bringen, um zu sehen, wie das<br />
Angebot angenommen wird.<br />
Um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen<br />
und die Aufmerksamkeit von potenziellen neuen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern zu gewinnen, setzt<br />
die Salacher Dachwerkstatt Küpper auf unkonventionelle<br />
Methoden. Via Facebook und vor allem Instagram<br />
soll der „Lifestyle des Berufsbildes“ vermittelt<br />
werden. Dazu postet das <strong>Unternehmen</strong> Bilder<br />
und Filme, „die die Jungs draußen bei der Arbeit zeigen“.<br />
Über das Projekt, für das eigens eine „Content-<br />
Createrin“ tätig wurde, informierte sich nun auch der<br />
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region<br />
Stuttgart, Peter Friedrich, bei einem Besuch. Geworben<br />
werde derzeit nicht um Kunden, die mitunter<br />
länger auf einen Termin warten müssen, sondern um<br />
Arbeitskräfte, so Juniorchef Jonas Küpper. Unter den<br />
30 Mitarbeitern sind derzeit vier Auszubildende.<br />
Spezialist für<br />
Leder<br />
Entwicklung In seiner 150-jährigen<br />
Firmengeschichte hat sich<br />
das Göppinger <strong>Unternehmen</strong><br />
Leder-Bader von einer reinen<br />
Gerberei zum international<br />
größten Zulieferer von Automobilleder<br />
mit Standorten in 13<br />
Ländern weltweit entwickelt.<br />
Das <strong>Unternehmen</strong> mit rund<br />
12 000 Beschäftigten hat sich<br />
mittlerweile auf die Automotive-Industrie<br />
spezialisiert. Als<br />
Komplettanbieter verarbeitet<br />
Bader hochwertige Leder zu fertig<br />
genähten Sitzbezügen und<br />
Interieur für Fahrzeuge namhafter<br />
Hersteller. Die Werke hat das<br />
Göppinger <strong>Unternehmen</strong> jeweils<br />
in der Nähe internationaler<br />
Produktionsstandorte führender<br />
Automobil-Hersteller<br />
angesiedelt. [!]<br />
FOTO: DACHWERKSTATT KÜPPER GMBH
unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 45<br />
Boehringer<br />
stellt um<br />
Energie Der Pharmakonzern<br />
Boehringer Ingelheim möchte<br />
mit Notfallplänen und dem Streben<br />
nach größerer Unabhängigkeit<br />
von externen Energiequellen<br />
mögliche Risiken bei der<br />
Energieversorgung reduzieren.<br />
Am Standort Biberach gestalte<br />
sich das Thema schwierig, sagt<br />
die Deutschland-Chefin des<br />
Konzerns, Sabine Nikolaus. Die<br />
Hauptenergiequellen<br />
dort<br />
sind zwei Gasturbinen.<br />
Eine<br />
läuft mittlerweile<br />
mit Diesel.<br />
Das sei in Sachen<br />
Nachhal-<br />
Sabine Nikolaus<br />
Deutschland-Chefischritt,<br />
sichere<br />
tigkeit ein Rück-<br />
Boehringer aber die Produktion.<br />
Paral-<br />
Ingelheim.<br />
lel dazu schaue<br />
sich das <strong>Unternehmen</strong> andere<br />
Techniken an, die in Biberach<br />
verwendet werden könnten,<br />
etwa Erdwärme und die Wasserstofftechnologie.<br />
[!] pau<br />
Verwaltung<br />
verlegt<br />
Racechip 18 Mitarbeiter aus<br />
Service und Verwaltung der<br />
Racechip GmbH sind ins Businesshaus<br />
I im Göppinger Stauferpark<br />
umgezogen. In dem Gewerbegebiet<br />
mietet der Anbieter<br />
von Zusatzsteuergeräten mit<br />
eigener Software zur Motorensteuerung<br />
bereits seit 2018 eine<br />
Halle mit Kfz-Prüfstand für<br />
Konfektionierung und Versand<br />
der Boxen.<br />
Der Göppinger Manuel Götz<br />
hatte den Hersteller 2008 gegründet.<br />
Weltweit sind rund<br />
800 000 dieser Steuerungen bei<br />
Turbo-Benzinern und -Dieseln<br />
im Einsatz, jährlich kommen<br />
rund 60 000 neue hinzu, sagt<br />
Geschäftsführer Dirk Bongardt.<br />
„Der VW-Dieselskandal, die<br />
Tempolimit-Diskussionen und<br />
das Aus für den Verbrenner in<br />
Europa schaden uns“, so der<br />
Chef. Dabei werde übersehen,<br />
dass der Chip bei Euro V-Motoren<br />
und älteren Fabrikaten bis<br />
zu einem Liter Sprit auf 100 Kilometer<br />
sparen helfe. [!] swp<br />
Neues Institut für KI<br />
DLR Nach der Eröffnung des Ulmer<br />
Instituts für Quantentechnologien<br />
im vergangenen Jahr<br />
hat ein weiteres Institut des<br />
Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums<br />
(DLR) in Ulm<br />
seine Arbeit aufgenommen: das<br />
Institut für KI-Sicherheit. Künftig<br />
wird dort an der Sicherheit<br />
von Systemen geforscht, die mit<br />
Künstlicher Intelligenz (KI)<br />
operieren. Das Institut ist auf<br />
Autozulieferer Die Rüster<br />
GmbH hat Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
beantragt. Ziel der<br />
vom Insolvenzgericht genehmigten<br />
Sanierung sei es, den<br />
Mittelständler fortzuführen und<br />
die Finanzierung zu sichern.<br />
Rüster produziert Produkte zur<br />
Schwingungsdämpfung sowie<br />
zur Dichtung und Isolierung<br />
von Autos. Der Betrieb aus Deggingen<br />
(Kreis Göppingen)<br />
zwei Standorte aufgeteilt. Während<br />
der Fokus in Sankt Augustin<br />
(Nordrhein-Westfalen) auf<br />
dem Schutz vor Angriffen auf<br />
KI-Systeme liegt, stehen in Ulm<br />
die Themen Fehlerfreiheit und<br />
Betriebssicherheit im Mittelpunkt.<br />
Bis zu 75 Mitarbeitende<br />
werden in Ulm tätig sein, aktuell<br />
sind es 42. Der Bund investiert<br />
in das Institut 10 Millionen<br />
Euro pro Jahr. [!] pau<br />
Rüster in Schieflage<br />
machte zuletzt mit 630 Beschäftigten<br />
einen Umsatz von etwa<br />
120 Millionen Euro. Der Autozulieferer<br />
in der jetzigen Form<br />
besteht erst seit eineinhalb Jahren.<br />
Er ging aus einer Insolvenz<br />
hervor und tätigte zugleich zwei<br />
Zukäufe. Durch die zu knappe<br />
Finanzierung im Zuge der Übernahme<br />
und dramatische Kostensteigerungen<br />
gebe es nun Liquiditätsprobleme.<br />
[!] swp<br />
Anzeige<br />
Moderne Glasfassaden für den<br />
Wohn- und Objektbau<br />
Kneer-Südfenster fertigt als einer der führenden<br />
Fenster- und Haustürenhersteller auch<br />
Pfosten-Riegel-Fassaden in der Materialkombination<br />
Aluminium-Holz. Das Fassadensystem<br />
eignet sich für den Ein- und Zweifamilienhausbau,<br />
aber auch für Objekt- und Gewerbebauten<br />
von kleinen und mittleren <strong>Unternehmen</strong> – sowohl<br />
für den Neubau als auch für die Modernisierung.<br />
In den Systemen AHF 95 und AHF 115 sorgen<br />
Fenster in Kombination mit Hebe-Schiebe-Türen<br />
und Pfosten-Riegel-Verglasung für Transparenz<br />
auf der ganzen Linie. Sowohl großflächige<br />
Öffnungen als auch komplette Fassadenflächen<br />
werden von Kneer-Südfenster nach Kundenwünschen<br />
individuell gefertigt.<br />
Außenseitig sorgt Aluminium für den perfekten<br />
Wetterschutz und eine moderne Optik. Raumseitig<br />
erzielt die edle Holzoberfläche ein behagliches<br />
Ambiente. Für die pulverbeschichtete<br />
Aluminiumschale stehen neben der gesamten<br />
RAL-Farbpalette auch Effektfarbtöne zur Wahl,<br />
für den Innenbereich bietet Kneer-Südfenster<br />
elf Holzarten und viele Farbvarianten an. Bis zu<br />
sechs Meter hohe transparente Fassaden können<br />
realisiert werden.<br />
Foto: Kneer-Südfenster<br />
Flexible Gestaltungsmöglichkeiten<br />
Durch variable Profilabmessungen, speziell in<br />
der Profiltiefe, und durch die Verwendung unterschiedlicher<br />
Materialien lassen sich die Pfosten-Riegel-Konstruktionen<br />
auf nahezu jede Einbausituation<br />
abstimmen, zumal als Ausfachungen<br />
verschiedene Möglichkeiten gewählt werden<br />
können. Als Einspannelemente sind alle<br />
Holz-, Aluminium-Holz- und Aluminium-Fenster<br />
oder -Türensysteme möglich. Eine Besonder-<br />
heit bei Kneer-Südfenster ist die rahmenlose Integration<br />
von Hebe-Schiebe-Türen in Pfosten-<br />
Riegel-Fassaden mit barrierefreien Übergängen<br />
von innen nach außen.<br />
Montagefreundliche Lösung<br />
Die modulare Bauweise der Pfosten-Riegel-Fassade<br />
erlaubt die Vorfertigung der Bauelemente<br />
im Werk. Sie werden soweit wie möglich vormontiert<br />
und als vorgefertigte Bausätze direkt<br />
auf die Baustelle geliefert.<br />
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Horst-Kneer-Straße 1<br />
D-72589 Westerheim<br />
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46<br />
RESSORT unternehmen [!]<br />
Angst!<br />
Nein danke!<br />
Umfrage Das Jahr <strong>2022</strong> ist fast Geschichte. Acht Führungskräfte<br />
lassen für Stefan Loeffler ihr Jahr Revue passieren und wagen auch<br />
einen persönlichen Blick in eine hoffentlich friedliche Zukunft.<br />
FOTO: © WIRESTOCK/ADOBE.STOCK.COM<br />
1Wenn man aus diesem Jahr<br />
und dem Schrecken des Krieges<br />
persönlich irgendetwas<br />
Wertvolles mitnehmen möchte,<br />
dann ist es die Erkenntnis, dass<br />
die täglichen Probleme und Sorgen<br />
stark relativiert wurden. Beruflich<br />
war es zum einen, dass<br />
es auch in unsicheren Zeiten<br />
möglich ist, eine aussagekräftige<br />
Datengrundlage für die Bewertung<br />
von Ausfallrisiken zu<br />
schaffen. Zum anderen, dass ich<br />
die rechtliche Beratung in Finanzierung<br />
und Restrukturierung<br />
sehr vermisst habe und<br />
diese durch die Mit-Gründung<br />
einer Kanzlei wieder aufnehmen<br />
konnte.<br />
© FOTOMASTER/ADOBE.STOCK.COM<br />
Für Dr. Thomas Ressmann,<br />
Rechtsanwalt und Geschäftsführer<br />
des Informationsdienstleisters<br />
CRIF, haben sich die<br />
täglichen Probleme relativiert.<br />
2Das klingt wahrscheinlich<br />
pathetisch, aber gerade, weil<br />
bald mein zweites Kind auf die<br />
Welt kommt: Frieden und einen<br />
starken Zusammenhalt der<br />
westlichen Wertegemeinschaft.<br />
Mathias Schöferle, Regionaldirektor<br />
der Volksbank Ulm-Biberach,<br />
wünscht sich und anderen<br />
die nötige Gelassenheit.<br />
1Krieg in Europa, Energiekrise,<br />
Inflation, gestörte Lieferketten,<br />
Nachwirkungen der Corona-Zeit,<br />
schneller Zinsanstieg,<br />
aber auch ein spürbarer Anstieg<br />
von Investitionen in erneuerbare<br />
Energien und diverse Anpassungsmaßnahmen<br />
unserer <strong>Unternehmen</strong><br />
an die unsicheren<br />
Zeiten. Das Jahr <strong>2022</strong> war für<br />
mich geprägt von vielen zeitgleichen<br />
und teils dramatischen<br />
Veränderungen. Die Innovationskraft<br />
und Anpassungsfähigkeit<br />
unserer regionalen Wirtschaft<br />
macht mich mit Blick auf<br />
die Zukunft zuversichtlich und<br />
ich bin fest davon überzeugt,<br />
dass wir gemeinsam auch diese<br />
Zeit erfolgreich meistern werden.<br />
Im Privaten waren für mich<br />
die vielen persönlichen Begegnungen<br />
nach den beiden Corona-Jahren<br />
wieder sehr wertvoll<br />
und wichtig.<br />
2Für 2023 wünsche ich uns allen<br />
die notwendige Gelassenheit<br />
und die Kraft, die richtigen<br />
Dinge zu tun.
unternehmen [!] LEBEN 47<br />
1) Was ist die wertvollste Erfahrung, die<br />
Sie <strong>2022</strong> gemacht haben – persönlich<br />
und geschäftlich?<br />
2) Was erwarten und erhoffen Sie sich<br />
von 2023?<br />
1Deutschland leidet unter der<br />
sogenannten „Arbeiterlosigkeit“<br />
– es fehlen schon jetzt<br />
mehr als 500 000 Fach- und Führungskräfte.<br />
Als Mittelstandsberatung<br />
sind wir tief in der Region<br />
verankert und konnten somit<br />
viele nachhaltige Verbindungen<br />
schaffen. Dafür haben wir hervorragende<br />
Referenzen erhalten.<br />
Persönlich bin ich sehr froh,<br />
dass ich den Stress-Test Corona<br />
gemeistert habe – als Führungskraft<br />
und in der Familie.<br />
Hat den Stress-Test Corona gut<br />
gemeistert: Carin Pawlak,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
bei Hapeko Deutschland.<br />
2Der Standort Ulm wird im<br />
kommenden Jahr weiter ausgebaut,<br />
denn wir werden noch<br />
mehr Mandate bekommen. Der<br />
demografische Wandel hat gerade<br />
erst eingesetzt. Viele <strong>Unternehmen</strong><br />
können aus eigener<br />
Kraft kein passendes Personal<br />
finden. Das wird auch weiterhin<br />
unsere Mission sein. Privat<br />
freue ich mich darauf, dass mein<br />
Sohn sein Abitur machen wird<br />
– und zwar, so sieht es aus, ein<br />
sehr gutes.<br />
1Ich konnte mir nicht vorstellen,<br />
dass nach zwei Jahren<br />
Pandemie und den daraus resultierenden<br />
Problemen, sich die<br />
Krise durch den Angriffskrieg<br />
weltweit weiter so verstärkt.<br />
Das Leben und die Geschäfte<br />
laufen weiter und es ist wichtig<br />
eine positive Grundhaltung zu<br />
bewahren. Sehr wichtig ist der<br />
partnerschaftliche Umgang miteinander<br />
und dass man auch unter<br />
schwierigeren Bedingungen<br />
versucht, schnell und agil zu<br />
sein. Angstmacherei hilft uns<br />
nicht weiter.<br />
Markus Kress, Geschäftsführer<br />
der Gloria Haus- und Gartengeräte<br />
GmbH, lässt sich durch<br />
Angstmacherei nicht aus dem<br />
Konzept bringen.<br />
2Damit die Rezessionsgefahr<br />
gebannt ist,<br />
muss es zu einer Lösung<br />
des Ukrainekonflikts<br />
kommen. Unser Hauptgeschäftsfeld<br />
ist der Garten<br />
und es ist klar: Die<br />
nächste Gartensaison<br />
wird nicht ausfallen.<br />
Wir werden an unseren<br />
Zielen festhalten und<br />
weiterhin als soziales und<br />
modernes Familienunternehmen<br />
agieren. Privat<br />
wünsche ich mir wieder<br />
mehr Leichtigkeit<br />
und viele schöne<br />
Momente im<br />
Kreise meiner<br />
Familie und<br />
Freunde.<br />
© JANONKAS/ADOBE.STOCK.COM<br />
PAPIER -<br />
TIGER<br />
© MAROG-PIXCELLS/ADOBE.STOCK.COM<br />
1Die wertvollste geschäftliche<br />
Erfahrung <strong>2022</strong> war, dass wir<br />
uns wieder persönlich treffen,<br />
uns in die Augen sehen, die<br />
Hände schütteln und die während<br />
Corona gesammelten Erfahrungen<br />
austauschen konnten.<br />
Natürlich ging im Lockdown<br />
auch vieles online<br />
und über Videokonferenzen,<br />
aber es ist einfach<br />
nicht dasselbe. Persönlich<br />
habe ich es wieder sehr genossen,<br />
meine Familie, Freunde<br />
und Bekannte ohne Mund- und<br />
Nasenschutz zu treffen, zu feiern<br />
und auch wieder in Restaurants<br />
und auf Veranstaltungen<br />
zu gehen.<br />
Hofft auf eine zielführende<br />
Lösung in der Energiekrise:<br />
Armin Koch, Vorsitzender des<br />
Handels- und Gewerbevereins<br />
Donzdorf.<br />
2Ich erwarte in 2023 die gleichen<br />
„Freiheiten“ wie <strong>2022</strong>.<br />
Wir können den Virus nicht aufhalten,<br />
wir müssen mit Corona<br />
leben. Leider haben wir seit<br />
März <strong>2022</strong> ein weiteres Problem:<br />
Energie. Ich hoffe, dass<br />
wir 2023 eine zielführende Lösung<br />
für den Privat- und Geschäftsbereich<br />
erreichen können.<br />
Energie muss bezahlbar<br />
bleiben, sonst ist unser aller<br />
Wohlstand gefährdet.<br />
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Natürlich können Sie alles<br />
digital verschicken.<br />
Ist halt nur so, dass es kaum<br />
noch jemand lesen will.<br />
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48<br />
LEBEN unternehmen [!]<br />
1<strong>2022</strong> hat mir gezeigt, wie<br />
wichtig die persönlichen Begegnungen<br />
privat und geschäftlich<br />
sind und wie sehr sie uns in<br />
der Pandemie gefehlt haben. Gerade<br />
für junge <strong>Unternehmen</strong>,<br />
deren Produkte man live sehen<br />
muss und die die Bekanntheit<br />
am Markt erhöhen wollen, sind<br />
persönliche Plattformen wie<br />
Messen durch keine virtuellen<br />
Meetings zu ersetzen.<br />
Persönlich war meine wertvollste<br />
Erfahrung, als Investorin bei<br />
der Adlatus Robotics GmbH mit<br />
einzusteigen. Ein <strong>Unternehmen</strong>,<br />
dass ich als „Marketing Denker“<br />
bereits seit Jahren begleite und<br />
strategisch unterstütze.<br />
Petra Ruckgaber, die Gründerin<br />
von „Die Marketing Denker“,<br />
freut sich auf neue Herausforderungen<br />
im kommenden<br />
Jahr.<br />
2Für 2023 erhoffe ich mir für<br />
meine Familie viel Gesundheit,<br />
für die Gesellschaft ein<br />
friedliches Jahr und, dass wir<br />
miteinander füreinander gut<br />
durch die momentanen Krisen<br />
kommen. Persönlich freue ich<br />
mich auf neue herausfordernde<br />
Projekte.<br />
© EPLISTERRA/ADOBE.STOCK.COM<br />
Michael Metzmeier, Geschäftsführer<br />
der Metzmeier<br />
GmbH in Göppingen, freut sich,<br />
dass seine Mitarbeitenden alle<br />
an einem Strang ziehen.<br />
1Besonders schön für mich<br />
war es, endlich wieder Menschen<br />
persönlich treffen zu können,<br />
sei es beruflich auf Messen<br />
und Veranstaltungen, bei Kunden-<br />
oder Partnerbesuchen,<br />
oder persönlich mit Familie und<br />
Freunden in größerer Runde.<br />
Auch Reisen, Ausflüge und Urlaube<br />
bringen mehr Lebensfreude<br />
in den Alltag. Man weiß die<br />
Freiheit wieder sehr zu schätzen.<br />
Ein positiver Effekt der vergangenen<br />
Zeit war aber die Digitalisierung,<br />
die durch die Pandemie<br />
einen Schub nach vorne<br />
bekommen und auch weiterhin<br />
Bestand hat. Die Kombi aus beidem<br />
macht es gut.<br />
© RANILSON/ADOBE.STOCK.COM<br />
Kerstin Glanzer, Marketingleiterin<br />
bei der Beurer GmbH,<br />
weiß die Freiheit wieder sehr zu<br />
schätzen.<br />
2Mir liegt das Thema Nachhaltigkeit<br />
sehr am Herzen.<br />
Jeder kann und sollte etwas dafür<br />
tun, sorgfältiger mit Ressourcen<br />
umzugehen. Weiterhin<br />
wünsche ich mir und uns allen<br />
Frieden auf der Welt und hoffe<br />
auf ein harmonisches Jahr 2023.<br />
1Ich habe das Gefühl, dass es<br />
im persönlichen wie auch im<br />
geschäftlichen Bereich ein Zusammenrücken<br />
gegeben hat. Familiär<br />
habe ich eh großes Glück<br />
mit meinen „drei Mädels“. Beruflich<br />
macht es mich sehr<br />
glücklich zu sehen, wie unsere<br />
Mitarbeitenden an einem Strang<br />
ziehen und als wirkliches Team<br />
zusammenstehen – gerade,<br />
wenn es zu krankheitsbedingten<br />
Ausfällen kommt.<br />
2Erhoffen würde ich mir natürlich<br />
an erster Stelle ein<br />
Ende des sinnlosen Mordens in<br />
der Ukraine und damit auch einen<br />
Schritt in Richtung Rückkehr<br />
zur „Normalität“ – wobei<br />
wir uns wohl damit abfinden<br />
müssen, dass die Definition von<br />
Normalität in Zukunft eine andere<br />
sein wird. Insofern sind<br />
meine Erwartungen für 2023<br />
auch nicht allzu positiv. Aber<br />
wir geben alles und werden unseren<br />
Kunden wieder viel Neues<br />
und Interessantes in Sachen<br />
Männermode bieten.<br />
© BILLIONPHOTOS.COM/ADOBE.STOCK.COM
unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />
49<br />
Simon Werner hat die Nachfolge von Heimo Koch als Bereichsleiter für das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Ulm angetreten.<br />
Simon Werner verantwortet<br />
künftig das Firmenkundengeschäft<br />
Foto: Sparkasse Ulm<br />
Der bisherige Bereichsleiter Heimo Koch, der das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Ulm<br />
ein Jahrzehnt lang maßgeblich geprägt hat, wurde in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Von der Pike auf gelernt: Simon Werner hat<br />
die Nachfolge von Heimo Koch als Bereichsleiter<br />
für das Firmenkundengeschäft der<br />
Sparkasse Ulm angetreten. Damit übernimmt<br />
das 39-jährige Sparkassen-Eigengewächs<br />
die Verantwortung für den gesamten<br />
<strong>Unternehmen</strong>s-, Firmen- und Gewerbekundenbereich<br />
sowie für die beiden Abteilungen<br />
„Electronic Banking“ und „Internationales<br />
Geschäft“.<br />
reichsleiter das Firmenkundengeschäft der<br />
Sparkasse Ulm ein Jahrzehnt lang maßgeblich<br />
geprägt hat und im Rahmen einer internen Feier<br />
in die Freistellungsphase der Altersteilzeit<br />
verabschiedet worden ist.<br />
Durch und durch Sparkasse Ulm<br />
Simon Werner hat sein bisheriges Berufsleben<br />
durchgehend bei der Sparkasse Ulm gearbeitet.<br />
Er steht damit exemplarisch für die attraktiven<br />
Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen<br />
bei der Sparkasse<br />
Ulm – sowie<br />
gleichzeitig<br />
für ein hohes<br />
Maß an personeller<br />
Kon- tinuität und<br />
persönlicher<br />
Identifikation.<br />
„Natürlich ist<br />
es für mich etwas<br />
ganz Be-<br />
sonderes,<br />
dass mir in unserer Sparkasse<br />
dieser berufliche Werdegang ermöglicht<br />
wurde“, sagt der neue Bereichsleiter. Gemeinsam<br />
mit seinen Kolleginnen und Kollegen hat<br />
er das Ziel, nahtlos an das erfolgreiche Firmen-<br />
Der gebürtige Blaubeurer wuchs in Berghülen<br />
auf der Schwäbischen Alb auf, startete 1999<br />
mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei<br />
der Sparkasse Ulm seine berufliche Laufbahn<br />
und ist folglich in seiner Heimatregion tief verwurzelt<br />
und bestens vernetzt. Seit 2008 hat er<br />
bei der Sparkasse Ulm sämtliche Stationen innerhalb<br />
des Firmenkundengeschäfts kennengelernt<br />
und durchlaufen: Vom Juniorberater<br />
bis hin zur Position des Abteilungsleiters, die er<br />
zuletzt seit 20<strong>14</strong> bekleidete. Der dreifache Familienvater<br />
folgt auf Heimo Koch, der als Bekundengeschäft<br />
der Sparkasse Ulm anzuknüpfen<br />
und dieses weiterhin konsequent an<br />
den Bedürfnissen der heimischen <strong>Unternehmen</strong><br />
auszurichten.<br />
Für Simon Werner wird dabei auch in Zukunft<br />
der persönliche Austausch mit den Kundinnen<br />
und Kunden der Sparkasse Ulm im Mittelpunkt<br />
stehen: „Denn dies stellt den Anker unserer Zusammenarbeit<br />
dar.“ Im Hinblick auf die vielfältigen<br />
gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen<br />
unterstreicht er: „Gerade in schwierigen<br />
Zeiten wollen und werden wir bei der Finanzierung<br />
der ökologischen und digitalen Transformation<br />
unserem regionalen Mittelstand als<br />
verlässlicher und leistungsstarker Partner zur<br />
Seite stehen.“<br />
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50<br />
NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />
Zwei Neue im<br />
Vorstand<br />
Kässbohrer Corona und die<br />
Energiekrise haben den Pistenbully-Hersteller<br />
Kässbohrer in<br />
den vergangenen drei Jahren<br />
stark gefordert. Nun hat der Aufsichtsrat<br />
zwei neue Vorstandsmitglieder<br />
bestellt: Christian<br />
Oberwinkler verantwortet ab 1.<br />
März 2023 die Bereiche Technik<br />
und Operations. Und Christof<br />
Peer übernimmt ab einen Monat<br />
später die Bereiche Vertrieb,<br />
Service und Marketing. Bis zum<br />
Eintritt der neuen Vorstände<br />
übernimmt Rolf Glessing – früheres<br />
Vorstandsmitglied bei<br />
Kässbohrer – die Bereiche Entwicklung,<br />
Beschaffung, Produktion,<br />
Vertrieb, Service und Marketing<br />
interimsweise von Jens<br />
Rottmair, der auf eigenen<br />
Wunsch aus dem <strong>Unternehmen</strong><br />
ausschied.<br />
30 Millionen<br />
für Forschung<br />
Batterie Im Science Park am<br />
Ulmer Eselsberg entsteht eine<br />
Pilotanlage zur Herstellung von<br />
Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen-Batterien.<br />
In die<br />
„Powder-Up“-Anlage, die auf<br />
dem Gelände des Zentrums für<br />
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung<br />
Baden-Württemberg<br />
angesiedelt wird, investieren<br />
Bund und Land gemeinsam<br />
30 Millionen Euro. In 15 Monaten<br />
soll der viergeschossige<br />
Neubau mit einer Nutzfläche<br />
von rund 1500 Quadratmetern<br />
Pünktlich zum 75-jährigen Firmenbestehen ist der Umzug des Logistikers Seifert in den Ulmer Norden<br />
abgeschlossen.<br />
Foto: Volkmar Könneke<br />
Seifert startet im Ulmer Norden durch<br />
bezugsfertig sein. Dann können<br />
dort Materialchargen bis zu 100<br />
Kilogramm hergestellt werden.<br />
Strengere<br />
Regeln<br />
Handwerk Die Regeln für das<br />
Parken in der Ulmer Innenstadt<br />
werden für Handwerkbetriebe<br />
ab März kommenden Jahres restriktiver<br />
und teurer. Die Kosten<br />
steigen teils auf mehr als das<br />
Doppelte. So kostet eine Tageskarte<br />
künftig <strong>14</strong> Euro, bislang 6<br />
Euro. Der 10er-Block 118 anstatt<br />
60 Euro. Zudem muss jeder Betrieb,<br />
der eine Sondererlaubnis<br />
will, bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllen: etwa muss das<br />
Fahrzeug als „rollende Werkstatt“<br />
genutzt werden oder zum<br />
Transport von schwerem Material<br />
oder Werkzeug geeignet<br />
sein.<br />
500 Meter lang und 100 Meter breit ist das neue Logistikzentrum<br />
Ulm Nord der Seifert Logistic Group.<br />
Direkt an der A 8 und dem Containerbahnhof gelegen,<br />
können dort auf 90 000 Quadratmetern mehr<br />
als 100 000 Paletten gestapelt werden. In den Neubau<br />
steckte das <strong>Unternehmen</strong> dem Beiratsvorsitzenden<br />
Harry Seifert zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />
Für ihn erfüllte sich damit ein Lebenstraum:<br />
Er wollte immer in den Ulmer Norden. Dort erstreckt<br />
sich der Firmensitz nun über einen Kilometer<br />
lang. 2021 erwirtschafteten die mehr als 2800 Beschäftigten<br />
einen Umsatz von 220 Millionen Euro.<br />
Wasserstoff<br />
kein Thema<br />
Bahnverkehr Beim angestrebten<br />
klimaneutralen Umbau des<br />
Regionalverkehrs setzt die Landesregierung<br />
vorerst nicht<br />
auf Wasserstoffzüge. Stattdessen<br />
sollen laut dem Verkehrsministerium<br />
auf Streckenabschnitten<br />
ohne Oberleitungen künftig<br />
Batterie-Hybrid-Züge eingesetzt<br />
werden.<br />
Impressum<br />
Verlag & Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />
Julia Kling<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Gestaltung<br />
Alen Pahic (Art Director)<br />
Max Meschkowski (Junior Art Director)<br />
Astrid Müllerleile (Bild)<br />
Fotos Lars Schwerdtfeger (Titel + Titelinterview),<br />
Marc Hörger, Werkfotos, PR, Archiv<br />
Anzeigen<br />
Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />
Anschrift wie Verlag<br />
Druck<br />
Druckerei R. le Roux GmbH<br />
Daimlerstraße 4<br />
89155 Erbach<br />
Objektleitung<br />
Tobias Lehmann<br />
Telefon 0731 156-515<br />
t.lehmann@swp.de<br />
Mediaberatung<br />
Christine Blum<br />
Telefon 0731 156-500<br />
E-Mail c.blum@swp.de<br />
Vertriebsservice<br />
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Den Datenschutzbeauftragten<br />
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Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 04.03.2023<br />
Anzeigenschluss: 03.02.2023<br />
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