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Kindergesundheit

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Lesen Sie mehr auf kinder-jugend-familie.info 15<br />

Die Erstickungsgefahr<br />

im Kindesalter<br />

Die große Sorge vieler Eltern und betreuender Personen.<br />

Text Juliane Kux<br />

In unseren Workshops erfahren<br />

wir immer wieder die Sorgen und<br />

Ängste der Eltern, Großeltern und<br />

auch Fachpersonen. Dabei steht<br />

das Thema des verschluckten oder<br />

eingeatmeten Fremdkörpers häufig an<br />

erster Stelle. Besonders beim Start zur<br />

Beikost, wenn das Kind von der flüssigen<br />

zur festen Nahrung übergeht, ist es für<br />

viele eine wichtige Thematik.<br />

Dieser Gedanke ist nicht ganz abwegig,<br />

da die noch schmalen Atemwege der<br />

Kleinsten sowie die noch höher sitzende<br />

Engstelle im Bereich des Kehlkopfes und<br />

die proportional große Zunge zum kleinen<br />

Mundraum eine große Rolle spielen.<br />

Kinder stecken besonders in der<br />

sogenannten „oralen Phase“ alles in<br />

den Mund. Dies ist eine physiologische<br />

Entwicklungsphase, da mit den Lippen,<br />

der Zunge und dem kompletten Mundbereich<br />

die Oberflächenstrukturen<br />

erkundet werden.<br />

Zum einen kann ein Gegenstand<br />

heruntergeschluckt werden, welcher<br />

dann also über den physiologischen Weg<br />

Richtung Magen-Darm-Trakt befördert<br />

wird. Zum anderen kann es aber auch<br />

dazu kommen, dass z. B. ein Nahrungsmittel<br />

oder kleinteiliges Spielzeug die<br />

Atemwege blockiert, sodass es zu einer<br />

Atemwegsverlegung kommt.<br />

Wird ein Gegenstand heruntergeschluckt,<br />

kann sich der Körper in den<br />

meisten Fällen selbst helfen und dieser<br />

wird über den natürlichen Weg wieder<br />

ausgeschieden.<br />

In solch einem Fall sollte darauf<br />

geachtet werden, ob der Fremdkörper<br />

gesundheitsschädigend, im Sinne von<br />

giftig, oder aber anderweitig gefährlich<br />

wie scharfkantig oder sehr groß ist.<br />

Kann diese Gefahr ausgeschlossen<br />

werden und das Kind weist keine weiteren<br />

Symptome auf, ist die Kontrolle der<br />

nächsten stuhlgefüllten Windeln eine<br />

wichtige Maßnahme, um das Objekt zu<br />

bergen.<br />

Sprechen wir von der Notfallsituation,<br />

bei welcher die Atmung eingeschränkt<br />

oder gar komplett beeinträchtigt ist, sollte<br />

schnellstmöglich gehandelt werden.<br />

PRÄVENTION<br />

• Kleinteiliges Spielzeug/kleinteilige<br />

Gegenstände außer Reichweite von<br />

Säuglingen/Kleinkindern.<br />

• Altersgerechtes und siegelgeprüftes<br />

Spielzeug verwenden.<br />

• Keine Schüsseln mit Nüssen, offene<br />

Werkzeugkisten mit Schrauben, Fernbedienungen<br />

mit Knopfzellbatterien<br />

etc. in der Reichweite des Kindes<br />

unbeaufsichtigt lassen.<br />

• Nahrungsaufnahme von fester Kost im<br />

aufrechten Sitz und nicht, während das<br />

Kind mobil ist.<br />

• Bei einer Autofahrt/Fahrradfahrt<br />

zum Essen anhalten und eine Pause<br />

einlegen.<br />

• Nahrungsmittel wie Möhren, Apfel o. Ä.<br />

vorkochen/vorgaren, sollten noch keine<br />

Backenzähne vorhanden sein bzw. das<br />

Kind dafür noch nicht bereit sein (Beikostreifezeichen).<br />

• Auf Laschen von Taschentuchpackungen,<br />

herumliegende Luftballonfetzen<br />

und andere Folien achten und darauf,<br />

dass diese nicht in Kinderhände<br />

gelangen.<br />

• Giftige und gesundheitsschädliche<br />

Dinge wie Hausputzmittel etc. in Oberschränken<br />

lagern oder die Schranktür<br />

mit einer guten Sicherung versehen.<br />

• Die Notfallhandgriffe in einem Erste-<br />

Hilfe-Kurs speziell für Kinder erlernen.<br />

Kommt es z. B. beim Essen oder Füttern<br />

zu einer drohenden Erstickungssituation,<br />

kann dieses verständlicherweise<br />

sehr erschreckend auf die Eltern wirken.<br />

Dennoch ist es immens wichtig, die<br />

Ruhe zu bewahren, um das Kind nicht<br />

noch weiter in Panik zu versetzen.<br />

Zudem ist es hilfreich, auf die körpereigenen<br />

Schutzmechanismen, wie den<br />

Zungenstoß-, den Würg- und Hustenreflex,<br />

zu achten. Diese werden reflektorisch<br />

vom Körper aktiviert, um das Kind<br />

davor zu schützen, dass ein Fremdkörper<br />

tiefer in die Atemwege gelangt, und<br />

zeigen zusätzlich, ob das Kind für dieses<br />

Nahrungsmittel bereit ist.<br />

Kann der Körper diese Schutzmechanismen<br />

noch aktivieren, kann das Kind<br />

dabei unterstützt werden, indem es in<br />

einer aufrechten Körperposition zum<br />

Husten aufgefordert wird. Dabei ist ein<br />

fester Untergrund unter den Füßen, wie<br />

z. B. ein Brettchen am Kinderhochstuhl,<br />

von Vorteil, da die Atemhilfsmuskulatur<br />

kräftiger eingesetzt werden kann.<br />

Getränke sollten erst angeboten werden,<br />

wenn die Gefahr gebannt ist.<br />

In den meisten Fällen löst sich die<br />

Situation von selbst und der quersitzende<br />

Fremdkörper wird mit einem Hustenstoß<br />

herauskatapultiert.<br />

Dringend abzuraten ist es, dem Kind<br />

mit dem Finger in den Mund zu greifen.<br />

Die Gefahr, dass der Gegenstand weiter<br />

nach hinten, also Richtung Atemwege,<br />

gelangt, ist zu groß.<br />

Erst wenn die körpereigenen Schutzmechanismen<br />

nicht mehr aktiviert<br />

werden können, das heißt, der effektive<br />

Hustenreiz bleibt aus, die Gesichtsfarbe<br />

verändert sich und das Kind bekommt<br />

keinen Ton mehr heraus, sollten Notfallhandgriffe<br />

angewendet werden.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Juliane Kux<br />

Examinierte Krankenschwester, Dozentin<br />

für Kindernotfallmedizin sowie Gründerin<br />

von Lütt & Safe, Kindernotfallkurse.<br />

luettundsafe<br />

Diese altersspezifischen Maßnahmen,<br />

wie z. B. im Säuglingsalter der Schulterschlag<br />

im Wechsel mit der Brustkompression,<br />

können in unseren Erste-Hilfeam-Kind-Kursen<br />

an Simulationspuppen<br />

praktisch geübt bzw. in einem Onlinekurs<br />

demonstriert werden. Auch das<br />

Absetzen des Notrufs, welcher in solch<br />

einer Situation ausgeführt werden sollte,<br />

wird ausführlich besprochen.<br />

Als Mutter und aufgrund meiner<br />

Erfahrung als Krankenschwester und<br />

Dozentin kann ich vergewissern, dass es<br />

beruhigend ist, wenn man in einer Notfallsituation<br />

rasch zu handeln weiß.<br />

So kann man die kompetenten Kinder<br />

mit einem guten Gefühl bestärken,<br />

begleiten und sie ausprobieren lassen.<br />

Dies ist eine schöne Möglichkeit, um<br />

das Selbstwertgefühl der Kinder zu<br />

fördern.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

luettundsafe.de<br />

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Schützen Sie Ihr Kind!<br />

• Nichts Heißes trinken,<br />

wenn das Kind auf dem<br />

Arm/Schoß ist.<br />

• Heiße Flüssigkeiten außer<br />

Reichweite des Kindes<br />

abstellen.<br />

• Weitere Tipps unter:<br />

www.paulinchen.de<br />

Instagram/Facebook:<br />

paulinchenev

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