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Sehen & Hören

Die Fähigkeit Sehen und Hören zu können ist nicht selbstverständlich. Oftmals entstehen in diesen Bereichen Probleme, welche durch einen Arztbesuch gut behandelbar sind. Mit dieser Kampagne sollen die Menschen zu einer Routineuntersuchung motiviert werden. Es gilt: Je früher, desto besser. Nur wer rechtzeitig seinem Problem auf den Grund geht, kann die bestmögliche Unterstützung erhalten.

Die Fähigkeit Sehen und Hören zu können ist nicht selbstverständlich. Oftmals entstehen in diesen Bereichen Probleme, welche durch einen Arztbesuch gut behandelbar sind. Mit dieser Kampagne sollen die Menschen zu einer Routineuntersuchung motiviert werden. Es gilt: Je früher, desto besser. Nur wer rechtzeitig seinem Problem auf den Grund geht, kann die bestmögliche Unterstützung erhalten.

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FOTO: UNSPLASH<br />

Netzhauterkrankung:<br />

Frühe Therapie für<br />

bessere Prognose<br />

Bei Netzhauterkrankungen leidet das Sehvermögen von betroffenen<br />

Menschen. Was insbesondere gegen die altersbedingte Makuladegeneration<br />

und das diabetische Makulaödem therapeutisch getan werden kann, erklärt<br />

Univ.-Prof. Dr. Yosuf El-Shabrawi im Interview.<br />

Univ.-Prof. Dr. Yosuf<br />

El-Shabrawi<br />

Facharzt für<br />

Augenheilkunde<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Was genau versteht man unter Netzhauterkrankungen?<br />

Das Auge ist mit einer Fotokamera vergleichbar,<br />

über deren Linsensystem Licht<br />

auf den Film oder Chip projiziert wird. Über<br />

die Linse am Auge erfolgt die Scharfstellung<br />

auf der Netzhaut. Wenn nun Erkrankungen<br />

der Netzhaut vorliegen, erhalten Menschen<br />

kein scharfes Bild mehr. Als Makula wird<br />

jenes zentrale Areal der Netzhaut bezeichnet,<br />

das für die Sehschärfe besonders<br />

wichtig ist. Darin befindet sich der schärfste<br />

Punkt des <strong>Sehen</strong>s. Ist die Makula beschädigt,<br />

sieht man entsprechend schlechter.<br />

Zu den Erkrankungen der Makula zählen<br />

etwa die altersbedingte Makuladegeneration<br />

oder das diabetische Makulaödem. Es<br />

gibt natürlich noch weitere Erkrankungen<br />

der Netzhaut, wie etwa Netzhautablösungen,<br />

aber diese zählen zu einem anderen<br />

Erkrankungsspektrum.<br />

Welche Symptome können auf Erkrankungen<br />

der Makula hinweisen?<br />

Viele Patient:innen beschreiben am Anfang<br />

Verzerrungen des Bildes. Damit ein scharfes<br />

Bild auf die Netzhaut projiziert werden<br />

kann, müssen die Fotorezeptoren gleichmäßige<br />

Abstände aufweisen – so ist es das<br />

Gehirn gewohnt. Bei einer Makuladegeneration<br />

kommt es zu einer Veränderung der<br />

Abstände, weil Zellen bei einer trockenen<br />

Makuladegeneration untergehen oder sich<br />

Flüssigkeiten bei einer feuchten Makuladegeneration<br />

einlagern. Das führt dazu, dass<br />

die Fotorezeptoren nicht mehr vorhanden<br />

sind oder verschoben werden. Dadurch<br />

entstehen verzerrte, unscharfe Bilder oder<br />

Bildausfälle. Als Warnsignale merken das<br />

Patient:innen selbst am häufigsten.<br />

Warum ist eine möglichst frühe Diagnosestellung<br />

wichtig?<br />

Früher hatten wir keine Möglichkeit, eine<br />

Makuladegeneration zu therapieren. Heute<br />

können wir für einzelne Erkrankungsformen<br />

sehr wohl Therapieoptionen anbieten.<br />

Wie bei jeder Erkrankung gilt auch hier: Je<br />

früher man eine Erkrankung behandeln<br />

kann, desto besser ist die Prognose.<br />

Welche Therapien können speziell Patient:innen<br />

mit altersbedingter Makuladegeneration<br />

und diabetischem Makulaödem<br />

angeboten werden?<br />

Wir wissen, dass Wachstumsfaktoren für<br />

ein vermehrtes Gefäßwachstum bzw. auch<br />

für eine gewisse Undichte der Gefäße<br />

verantwortlich sind. Wir können heute<br />

Medikamente einsetzen, die genau diese<br />

Wachstumsfaktoren unterdrücken können.<br />

Problematische Blutgefäße können so zum<br />

Schrumpfen gebracht bzw. in ihrem Wachstum<br />

gehemmt werden und verursachen so<br />

weniger Schäden auf der Netzhaut. Über<br />

eine direkte Injektion direkt in das Auge<br />

wird die Substanz in entsprechenden zeitlichen<br />

Abständen verabreicht. Laut unseren<br />

Patient:innen ist das zwar kein Spaß, aber<br />

zumindest nicht dramatisch unangenehm.<br />

Allein bei uns am Klinikum Klagenfurt<br />

spritzen wir über 12.000 Injektionen pro<br />

Jahr. Die Injektionen erfolgen ambulant<br />

und die Patient:innen können unmittelbar<br />

danach nach Hause gehen. Die Häufigkeit<br />

der Injektionen hängt vom Zustandsbild<br />

und vom Ansprechen auf Medikamente<br />

ab. In den meisten Fällen beginnen wir mit<br />

drei bis fünf Injektionen alle vier Wochen<br />

als Basistherapie. Je nach Bedarf wird die<br />

Substanz dann im weiteren Verlauf in verschiedenen<br />

zeitlichen Intervallen injiziert.<br />

Was können Patient:innen mit altersbedingter<br />

Makuladegeneration oder<br />

diabetischem Makulaödem und eingeschränktem<br />

Sehvermögen zusätzlich tun,<br />

um ihren Alltag leichter zu bewältigen?<br />

Wir können mithilfe von verschiedenen<br />

Kantenfiltergläsern das Bild so kontrastreich<br />

stellen, dass das Restbild so scharf wie<br />

möglich wird. Es gibt außerdem bestimmte<br />

Nahrungsergänzungsmittel, die in Apotheken<br />

erhältlich sind und für die es gute<br />

Studien gibt. Im Gegensatz zur feuchten<br />

Makuladegeneration gibt es für die trockene<br />

Makuladegeneration leider noch keine<br />

zugelassene Behandlung. Zwei Substanzen<br />

sind in den Zulassungsstudien allerdings<br />

bereits weit fortgeschritten. Vielleicht<br />

werden schon im kommenden Jahr zugelassene<br />

Substanzen vorhanden sein. Wir<br />

erhalten auch immer wieder neue Medikamente<br />

für die Behandlung der feuchten<br />

Makuladegeneration, sodass Patient:innen<br />

in Zukunft weniger häufig Injektionen<br />

durchführen lassen müssen.<br />

Welche Risikofaktoren gibt es für Netzhauterkrankungen?<br />

Es gibt genetische Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Makuladegeneration<br />

erhöhen. Weitere Erkrankungen dürften<br />

ebenso eine Rolle als Risiko spielen. Wir wissen<br />

definitiv, dass das Rauchen ein großer<br />

Risikofaktor ist. Denn für Raucher:innen ist<br />

das Risiko einer fortschreitenden Makuladegeneration<br />

– je nach genetischer Prädisposition<br />

– um das Acht- bis Zehnfache erhöht.<br />

Welche Empfehlungen können Sie Patient:innen<br />

abschließend geben?<br />

Die grundlegende Empfehlung ist, dass<br />

man ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig zu<br />

Augenärzt:innen gehen sollte. Wir haben<br />

mittlerweile hervorragende Geräte, mit<br />

denen schon sehr früh Erkrankungen wie<br />

die altersbedingte Makuladegeneration<br />

oder das diabetische Makulaödem festgestellt<br />

werden können. Bei der augenärztlichen<br />

Untersuchung werden Patient:innen<br />

aber ganz grundsätzlich auch auf andere<br />

Erkrankungen hin getestet. Daher ist es<br />

wichtig, nicht einfach nur Sehtests beim<br />

Optiker sondern auch augenärztliche<br />

Untersuchungen durchführen zu lassen.<br />

Parallel dazu ist es wichtig, Erkrankungen<br />

wie Diabetes einerseits zu kontrollieren und<br />

andererseits gut einstellen zu lassen.<br />

Diabetiker:innen sollten regelmäßig zu<br />

Augenärzt:innen gehen. Wenn wir bei<br />

Veränderungen der Netzhaut früh intervenieren<br />

können, haben Patient:innen eine<br />

viel bessere Prognose.

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