PDF Download - Laborwelt
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Proteinmuster im Plasma zu finden, die<br />
mit der Entstehung des Dickdarmkrebses<br />
einhergehen. Das Vorhaben (Förderkennzeichen<br />
0313655A) wird vom BMBF unterstützt.<br />
Beispielhaft für andere Projekte sei hier das<br />
Vorgehen geschildert:<br />
Ein Prüfplan wurde von den beiden Partnern<br />
gemeinsam erstellt und zusammen mit<br />
Begleitdokumenten (etwa dem Teilnehmer-<br />
Aufklärungsschreiben) der zuständigen<br />
Ethik-Kommission und dem Datenschutzbeauftragten<br />
zur Prüfung vorgelegt. Nach<br />
Erhalt der Voten wurden aus der Datenbank<br />
des Blutspendedienstes 63 an Dickdarmkrebs<br />
erkrankte Blutspender identifiziert und angeschrieben.<br />
Die potentiellen Teilnehmer konnten<br />
sich durch das Aufklärungsschreiben über<br />
das Vorhaben informieren und bei Bedarf ihre<br />
Fragen mit der Projektleiterin diskutieren.<br />
Die Mehrheit der erkrankten Blutspender<br />
(43) hat das Einwilligungsschreiben unterzeichnet<br />
und zurückgesendet. Die schriftliche<br />
Zustimmung enthielt das Einverständnis zur<br />
Nutzung der pseudonymisierten Proben und<br />
Daten aus dem Bestand des BSD und einer<br />
weiteren Probennahme nach Aufnahme<br />
in die Studie. Des weiteren entbanden die<br />
Teilnehmer ihren behandelnden Arzt von<br />
seiner Schweigepflicht, insofern dies für die<br />
protokollgemäße Durchführung der Studie<br />
notwendig ist. Durch den behandelnden<br />
Arzt konnten so die Diagnose validiert<br />
und detaillierte Angaben zur Erkrankung<br />
gemacht werden: dem Zeitpunkt der Diagnosestellung,<br />
der Schwere und dem Verlauf der<br />
Erkrankung, dem Metastasierungsgrad, der<br />
Therapie und dem Therapieerfolg. Aus den<br />
Teilnehmern wurden durch ein wissenschaftliches<br />
Gremium 16 Fälle ausgewählt, die den<br />
Ein-/Ausschlußkriterien am besten entsprachen.<br />
Jeweils vier Proben aus den letzten drei<br />
Jahren vor der Diagnosestellung wurden<br />
aus dem Probenarchiv des BSD ausgelagert,<br />
mit protokollrelevanten Daten verknüpft<br />
und pseudonymisiert. Die Proteommuster<br />
dieser Plasmaproben werden derzeit durch<br />
die Abteilung Proteinanalytik des MPI für<br />
Biochemie unter Leitung von Dr. Friedrich<br />
Lottspeich mit Hilfe von ICPL analysiert,<br />
eines neuartigen massenspektrometrischen<br />
Verfahrens zur relativen Quantifizierung von<br />
Proteinen mithilfe von Isotopenmarkierungen<br />
(vgl. LABORWELT 6(4), 7-10 (2005). Die<br />
B L I T Z L I C H T<br />
Abb. 2: Automatisierung der Arbeitsabläufe bei der Blutverarbeitung<br />
anschließende statistische Auswertung der<br />
gewonnenen Daten ermöglicht es, charakteristische<br />
Veränderungen im Proteinmuster<br />
zu untersuchen, die möglicherweise schon<br />
lange bevor krankheitsbedingte Symptome<br />
auftreten, nachweisbar sind.<br />
Dieses Beispiel zeigt, daß die ‚Biobank<br />
der Blutspender‘ neue Möglichkeiten für die<br />
Biomarker-Forschung bietet. Die meisten der<br />
bereits exitierenden, aber auch in Planung<br />
befindlichen Biobanken archivieren von ihren<br />
Teilnehmern DNA-Proben. Untersuchungen<br />
an den veränderlichen Merkmalen im Blut,<br />
wie Proteinmuster und Metabolitenpattern,<br />
(vgl. dazu LABORWELT 2/2004) sind damit<br />
nicht möglich. Im Gegensatz dazu ermöglicht<br />
die regelmäßige Sammlung von Plasmaproben<br />
durch die Biobank der Blutspender, die<br />
zeitliche Veränderung derartiger Merkmale<br />
zu untersuchen und Kinetiken zu erstellen.<br />
Die häufige Probennahme der Biobank-Teilnehmer<br />
würde enorme Kosten verursachen,<br />
wäre sie nicht ein Beiprodukt des Blutspendeprozesses.<br />
Für die Gründung der Biobank der Blutspender<br />
war neben der vorhandenen Infrastruktur<br />
des BSD vor allem die vorhandene<br />
Forschungsinfrastruktur in Bayern ein<br />
entscheidender Vorteil. Die Projektpartner<br />
aus GSF und MPI, aber auch Biotech- und<br />
Pharmaunternehmen, wie etwa die Roche<br />
Diagnostics GmbH, befinden sich in unmittelbarer<br />
Nähe. Wesentlich für den erfolgreichen<br />
Start war auch die tatkräftige Unterstützung<br />
durch die engagierten Mitarbeiter des Netzwerk<br />
Life Science Bavaria von Bayern Innovativ<br />
und durch die Gruppe der Bio M AG um<br />
Prof. Dr. Horst Domdey. Hier zeigten sich die<br />
Vorteile des Biotech-Clusters. Mit der Gruppe<br />
um Prof. Dr. Dr. Erich Wichmann ist weiterhin<br />
eine enge Zusammenarbeit geplant,<br />
um die Synergien von KORAgen und der<br />
Biobank der Blutspender nutzen zu können:<br />
wissenschaftliche Expertise und langjährige<br />
Erfahrung im Biobanking der GSF paaren<br />
sich so mit den technischen Standards eines<br />
pharmazeutischen Unternehmens und der<br />
Bereitschaft der Blutspender in Bayern, an<br />
einem innovativen Vorhaben mitzuwirken.<br />
Literatur<br />
Kennziffer 23 LW 04 · Informationen ordern? · www.biocom.de<br />
[1] LABORWELT 6(4), 7-10 (2005)<br />
[2] Deutsche Medizinische Wochenschrift 130:1810-1813 (2005)<br />
[3] Stellungnahme des Nationalen Ethik-Rats vom 17. März 2004: Biobanken für<br />
die Forschung<br />
[4] Wichmann H.E., Gieger C., Illig T., for the KORA Study Group; Gesundheitswesen<br />
67, Suppl 1: 26-30 (2005)<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. Silke Martin<br />
Leiterin Abteilung Biobank<br />
Blutspendedienst des BRK gGmbH<br />
Herzog-Heinrich-Straße 2<br />
D-80336 München<br />
Tel.: +49-(0)89-5399-230<br />
Fax: +49-(0)89-5399-240<br />
eMail: s.martin@blutspendedienst.com<br />
LABORWELT 7. Jahrgang | Nr. 4/2006 | 31<br />
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