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7<br />

Mensch oder Maschine?<br />

Das Thema Robotik und Automatisierung hat für immer mehr Branchen große Relevanz. Nicht nur im produzierenden<br />

Gewerbe, sondern auch in der Medizin und Landtechnik kommen zunehmend AI-gesteuerte<br />

Lösungen zum Einsatz. Können sie dem aktuellen Fachkräftemangel entgegenwirken?<br />

Text<br />

Miriam Rauh<br />

Die Bedeutung von<br />

Automatisierungs- und<br />

Robotiklösungen in<br />

Produktion und Fertigung<br />

hat in den vergangenen<br />

Jahren deutlich zugenommen. Die<br />

Corona-Pandemie hat diese Entwicklung<br />

noch einmal verstärkt.<br />

Automatisierung erhöht<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Der Roboterverband International<br />

Federation of Robotics (IFR) geht<br />

davon aus, dass Automatisierung<br />

und insbesondere Robotik eine<br />

zentrale Rolle spielen werden,<br />

wenn es darum geht, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen<br />

zu erhöhen und die internationale<br />

Wirtschaft nach Corona wieder<br />

anzukurbeln. Diese Einschätzung<br />

spiegelt sich auch in aktuellen<br />

Prognosen wider. So rechnete der<br />

VDMA-Fachverband Robotik und<br />

Automation bereits Anfang des<br />

Jahres mit einem Branchenwachstum<br />

von satten zehn Prozent.<br />

Die Gesamtzahl der in den<br />

Fabriken weltweit installierten<br />

Industrieroboter erreicht in diesem<br />

Jahr mit rund 3,5 Millionen Einheiten<br />

einen neuen Höchststand,<br />

wie die IFR in der Veröffentlichung<br />

des „World Robotics 2022“-Jahrbuchs<br />

berichtet („Allzeithoch“:<br />

Weltweit eine halbe Million neu<br />

installierte Roboter | Presseportal).<br />

Gleichzeitig lag laut einem Bericht<br />

des Deutschlandfunks vom<br />

29. November 2022 die Zahl der im<br />

September 2022 bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit gemeldeten<br />

offenen Stellen bei rund 873.000.<br />

Das sind ca. 74.000 mehr als noch<br />

im Vorjahr. Experten zufolge nimmt<br />

das Niveau des Arbeits- und Fachkräftemangels<br />

in den kommenden<br />

Jahren sogar noch weiter zu.<br />

Fachkräftemangel<br />

entgegenwirken<br />

Für den deutlichen Schub beim<br />

Thema Robotik und für das prognostizierte<br />

Wachstum gibt es verschiedene<br />

Gründe: Automatisierung<br />

ermöglicht Betrieben – unabhängig<br />

von der Größe – eine autarke<br />

Fertigung, indem Maschinen<br />

entsprechend ausgelastet und Umrüstzeiten<br />

verkürzt werden. Das<br />

wiederum wirkt sich positiv auf<br />

die Produktivität aus. Immer öfter<br />

stehen Unternehmen auch vor<br />

der Aufgabe, Personal für wenig<br />

anspruchsvolle und monotone<br />

Arbeiten zu finden. Automatisierte<br />

Abläufe können so nicht nur dem<br />

Mangel an Arbeitskräften und<br />

den Folgen des demografischen<br />

<strong>Wandel</strong>s entgegenwirken, sondern<br />

auch die Mitarbeiter entlasten.<br />

Prozesse optimieren,<br />

in allen Branchen<br />

Ob es dabei in den Unternehmen<br />

um die Optimierung industrieller<br />

Herstellungsverfahren oder um<br />

die Ernte geht, um Abläufe aus der<br />

Gastronomie oder um die Pflege<br />

von Menschen – Robotik- und Automatisierungslösungen<br />

erleichtern<br />

Prozesse in nahezu jeder Branche.<br />

Denn mithilfe von Robotik lässt sich<br />

verlässlicher kalkulieren: Sie ermöglicht<br />

konstant hohe Qualität, wenig<br />

Ausfallzeiten sowie Produktion<br />

nachts und am Wochenende. Und<br />

schließlich spielen auch die planbaren<br />

Kosten eine wichtige Rolle.<br />

Innovationsstandort mit Tradition<br />

Für die Wirtschaft in Sachsen ist<br />

Automation mittlerweile ein wichtiger<br />

Wertschöpfungs- und Standortfaktor.<br />

Hier trifft eine jahrelang<br />

gewachsene Kompetenz in der<br />

Fertigungstechnik und Produktion<br />

auf neueste Entwicklungen<br />

aus sächsischen Unternehmen. In<br />

den Bereichen Mikroelektronik,<br />

Sensorik, Software, Datenverarbeitung<br />

oder künstliche Intelligenz<br />

werden führende Lösungen für<br />

die Automation bereitgestellt und<br />

kommerzialisiert – sei es in der<br />

Landtechnik, in der Pflege und Medizin<br />

oder in der Textilindustrie.<br />

Zahlreiche Experten aus Industrie<br />

und Wissenschaft kommen in der<br />

Ingenieurschmiede Deutschlands<br />

so konstruktiv zusammen, dass<br />

innovative Ideen den Weg in<br />

Produktion und Praxis finden.<br />

Auch unter Investoren hat Sachsen<br />

als Standort für Robotik einen<br />

guten Ruf.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit WIRTSCHAFTSFÖDERUNG SACHSEN GMBH (WFS) entstanden.<br />

Robotikstandort Sachsen<br />

Durch die branchenübergreifende Zusammenarbeit und<br />

den Austausch mit einer breit aufgestellten Forschungs- und<br />

Entwicklungslandschaft sowie mit etablierten Branchennetzwerken<br />

hat sich in Sachsen ein besonderes Ökosystem im<br />

Bereich Robotik und Automation entwickelt.<br />

Text Miriam Rauh<br />

Gut 330 Unternehmen und<br />

Institute mit 35.000 Mitarbeitern<br />

arbeiten an Lösungen und<br />

Projekten und haben sich als<br />

leistungsfähige Partner an der Schnittstelle<br />

zwischen Roboterherstellern und<br />

-anwendern einen Namen gemacht.<br />

Die verschiedenen Akteure des Robotikstandorts<br />

Sachsen verfolgen dabei vor<br />

allem zwei Zielrichtungen: Zum einen,<br />

Robotik- und Automationslösungen<br />

für den Mittelstand zu entwickeln, der<br />

bislang vor allem aus Kostengründen<br />

und wegen der hohen Komplexität der<br />

Technologie sehr zurückhaltend war.<br />

Zum anderen geht es um den weiteren<br />

Ausbau der branchenübergreifenden und<br />

interdisziplinären Zusammenarbeit, in<br />

der großes Innovations- und Wachstumspotenzial<br />

steckt.<br />

Gebündelt werden die Aktivitäten<br />

durch die Wirtschaftsförderung Sachsen<br />

GmbH (WFS), die VEMAS – Innovationsverbund<br />

Maschinenbau Sachsen,<br />

das ICM – Institut Chemnitzer Maschinen-<br />

und Anlagenbau sowie die Westsächsische<br />

Hochschule Zwickau (WHZ)<br />

und ergänzt durch die Aktivitäten des<br />

Robot Valley, das u. a. das Internationale<br />

Robotics Festival organisiert.<br />

Fokus Mittelstand<br />

Um die Zurückhaltung des Mittelstands<br />

bei diesem Thema aufzubrechen, setzt<br />

Sachsen u. a. auf vielfältige Praxisangebote<br />

in Labor- und Testzentren. So gibt<br />

es in Chemnitz u. a. das Schulungs- und<br />

Anwendungszentrum SchAz beim ICM,<br />

die Forschungsfabrik des Fraunhofer<br />

IWU, das BEAS Robotik Studio und das<br />

futureTEX Forschungs- und Versuchsfeld<br />

und in Dresden das Smart Systems Hub<br />

sowie das Kompetenzzentrum Robotik<br />

der Handwerkskammer. Sie stellen einfache<br />

Robotiklösungen vor und bieten<br />

Modelle für den Einstieg sowie Schulungen<br />

und Trainings an.<br />

Großes Potenzial in branchenübergreifender<br />

Zusammenarbeit<br />

Da das Robotik- und Automatisierungsthema<br />

für alle Branchen große Relevanz<br />

hat, fördert die WFS den branchenübergreifenden<br />

Dialog intensiv durch<br />

gezielte Cross-Cluster-Aktivitäten, um<br />

neue Anwendungsfelder aufzuzeigen.<br />

Im Bereich Landtechnik arbeitet die<br />

TU Dresden mit verschiedenen Partnern<br />

im Projekt „Feldschwarm“ an der<br />

Entwicklung autonomer und vernetzter<br />

Landmaschinen. Dabei fließt Know-how<br />

FOTO: ICM CHEMNITZ<br />

Robotikanwendung im Schulungs- und Anwendungszentrum SchAz des ICM – Institut<br />

Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V.<br />

aus den unterschiedlichsten Bereichen,<br />

wie Landtechnik, Werkstoffwissenschaft,<br />

Elektro- und Automationstechnik,<br />

zusammen.<br />

Auch in der Textilindustrie leisten<br />

mobile und stationäre Robotiklösungen<br />

einen wichtigen Beitrag, um Handlings-,<br />

Logistik- und Fertigungsprozesse<br />

effizienter zu <strong>gestalten</strong>. Das Sächsische<br />

Textilforschungsinstitut e. V. (STFI) in<br />

Chemnitz zeigt mit der robotergestützten<br />

Bandeinfassung und einem Kamerasystem<br />

zur dreidimensionalen Raumüberwachung<br />

beispielhaft Lösungen,<br />

wie der Einsatz im textilen Produktionsumfeld<br />

aussehen kann.<br />

Auch im Life-Sciences-Bereich haben<br />

Robotiklösungen großes Potenzial,<br />

beispielsweise als Operations, Therapieoder<br />

Pflegeroboter. Im Innovationszentrum<br />

für computerassistierte Chirurgie<br />

(ICCAS) an der Universität Leipzig<br />

arbeiten beispielsweise Mediziner mit<br />

Ingenieuren und Informatikern am<br />

Operationssaal der Zukunft auf Basis<br />

robotergestützter Assistenzsysteme.<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

standort-sachsen.de/robotik

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