Neue Szene E-Paper 2023-01
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GERILLTES<br />
THE NOTWIST<br />
Live From Alien Research Center<br />
(Morr Music)<br />
So ein Redakteursleben ist nicht übel.<br />
Man lernt interessante Menschen<br />
kennen und wird oft im Voraus mit<br />
tollen Platten bemustert. So wie jetzt<br />
mit dem Album von The Notwist, das<br />
am 10.02. erscheint. „Live From Alien<br />
Research Center“ ist ein ungewöhnliches<br />
Werk, weil es live im eigenen<br />
Proberaum eingespielt wurde und<br />
sich darauf ausschließlich Songs vom<br />
letzten Album „Vertigo Days“ befinden.<br />
Diese Metamorphose hat es in sich,<br />
die Tracks erstrahlen in neuem Glanz<br />
und klingen dynamischer und psychedelischer.<br />
Allen voran „Into Love/<br />
Stars“ und „Exit Stragedy To Myself“<br />
mutieren zu einem berauschenden<br />
Spliff und man wünscht sich, der Trip<br />
würde niemals enden. (ws)<br />
SIDO<br />
„Paul“<br />
(Urban/Universal Music)<br />
Einer meiner Vorsätze für <strong>2023</strong> ist es,<br />
immer möglichst ehrlich zu sein. Also<br />
muss ich auch zugeben, Sido fast vom<br />
ersten Tag an richtig gut gefunden<br />
zu haben. Das gilt auch weiterhin,<br />
besonders für seine neunte Veröffentlichung<br />
„Paul“. Paul Würdig, so Sidos<br />
bürgerlicher Name, ist mit 51 Jahren<br />
in einer Schaffensphase angekommen,<br />
in der es um Sucht, Wegsein und ums<br />
Wegmü ssen geht. Es geht um Trennung,<br />
um Einsamkeit und um Schmerzen.<br />
Trotz dieser vielen dunklen Themen soll<br />
„Paul“ mit seinen schönen Melodien ein<br />
Plädoyer für Hoffnung und Miteinander<br />
sein. Sido hat in seinen 20 Jahren als<br />
Künstler so ziemlich alles erreicht, was<br />
man in diesem Land erreichen kann,<br />
auch mich! Euch auch? (max)<br />
DONOTS<br />
Heute ist ein guter Tag<br />
(Solitary Man Records/Warner)<br />
Auch wenn ich nie Fan von ihnen war,<br />
muss ich den Jungs aus Ibbenbüren<br />
Respekt zollen, weil sie ihre Punk-<br />
Rock-Fregatte seit 28 Jahren erfolgreich<br />
durch die stürmische See manövrieren.<br />
Konkurrenz hin, Modetrends her, mit<br />
geballter Faust und einem Grinsen<br />
im Gesicht stürzen sie sich einfach<br />
ins nächste Abenteuer und diese<br />
Unbekümmertheit ist schon bewundernswert.<br />
Nach Touren mit Die Ärzte<br />
und Die Toten Hosen feierten sie im<br />
November kurz vor Veröffentlichung<br />
des neuen Albums beim Grand Slam<br />
Weekender in Münster mit insgesamt<br />
13.000 Zuschauern ihr eigenes, mit<br />
Abstand publikumsstärkstes Konzert<br />
der Bandgeschichte. Dann weiterhin<br />
Schiff ahoi! (ws)<br />
SHAME<br />
Food For Worms<br />
(Dead Ocean)<br />
Kurz vor der Bescherung flattert zu<br />
meiner Überraschung noch ein Link<br />
ins Haus, der meinen Puls leicht hochschnellen<br />
lässt! 2<strong>01</strong>8 veröffentlichten<br />
Shame ihr Debüt-Album „Songs of<br />
Praise“, das lange Zeit zu meinen<br />
absoluten Lieblingsalben zählte. Der<br />
Nachfolger „Drunk Tank Pink“ kam<br />
dann leider nicht mehr an die Klasse<br />
seines Vorgängers ran, aber mit „Food<br />
for Worms“ sind die Londoner wieder<br />
voll in der Spur. Die 10 Tracks wurden<br />
unter der Regie von Produzent Mark<br />
Ellis aka Flood (Nick Cave, Depeche<br />
Mode) live eingespielt, was den Songs<br />
eine raue Note verleiht. Trotz aller Ungeschliffenheit<br />
servieren die vier Briten<br />
ihren bisher mit Abstand buntesten<br />
Post-Punk-Blumenstrauß. (ws)<br />
HHHHHH<br />
HHHHHI<br />
HHHHII<br />
HHHHHI<br />
ALBUM DES MONATS<br />
LIEBLINGS MUSIK<br />
Sophie Lindinger<br />
Sophie Lindinger<br />
(Self released)<br />
E<br />
rstaunlich viele <strong>Neue</strong>rscheinungen, die mir aus Österreich in die Hände fallen, lassen mich nach einem<br />
ersten Drüberhören später dann auch wirklich tiefer ins Liedgut einsteigen. Das war auch bei der Multi-<br />
Instrumentalistin, Produzentin und Singer-Songwriterin Sophie Lindinger der Fall. Sophie ist schon<br />
lange eine musikalische Hausnummer in und um Wien, nun veröffentlicht sie einen ersten und höchst intimen<br />
Solo-Tonträger, den sie passenderweise auch gleich mit ihrem guten Namen betitelt hat.<br />
Neben ihrem Wirken bei der Wiener All-Girls-Superband „My Ugly Clementine“ hat Sophie die Musik-<br />
Landschaft der Alpenrepublik auch durch das vielfach ausgezeichnete Trip Hop-Duo „Leyya“ zusammen mit<br />
Marco Kleebauer geprägt. Jetzt ist es ihr aber ein Anliegen, ihre persönlichsten Erfahrungen und Erkenntnisse<br />
festzuhalten. Ich habe mir offen gesagt zunächst ziemliche Sorgen um die Künstlerin gemacht, denn diese<br />
zehn Tracks werden von einer insgesamt sehr düsteren Tonalität überstrahlt. Am Ende hat mich Sophies Solo-<br />
Erstling dann aber doch in eine hoffnungsvolle und komplett positive Stimmung versetzt. Über Herzschmerz<br />
und Sehnsucht führt ihr Weg zu Lust und Erneuerung. Ein wirklich kugelrundes, harmonisches Werk, in dem<br />
kein einziger Song von einem insgesamt hohen Niveau abfällt. (max)<br />
ANNENMAYKAN-<br />
TEREIT<br />
KEIN STERN<br />
(ANNENMAYKANTEREIT<br />
RECORDS)<br />
„Ich wusste gar nicht, dass<br />
der junge Mann mit der<br />
alten Stimme ein Tifoso<br />
ist. Schöne BALLade mit<br />
glasklarem Statement.<br />
Fußball Ja – WM Nein.“<br />
(max)<br />
LISA LEBLANC<br />
CHIAC DISCO<br />
(BONSOUND)<br />
„Für einen ultrafunky Start<br />
ins frische Jahr: ausgelassene<br />
French Disco Grooves<br />
aus Kanada. Je l’adore!“<br />
(lina)<br />
MICK HARVEY<br />
ONE MAN´S<br />
TREASURE<br />
(MUTE RECORDS)<br />
„Bad Seeds-Mitbegründer<br />
und Nick Cave-Kumpel<br />
Harvey veröffentlicht<br />
gleich mehrere seiner<br />
frühen Alben neu auf Vinyl.<br />
‚One Man´s Treasure‘ ist<br />
dunkel, tief und groß!“<br />
(ws)