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Die Musiksprache Olivier Messiaens im

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<strong>Die</strong> <strong>Musiksprache</strong> <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong> <strong>im</strong><br />

„Quatuor pour la fin du Temps“<br />

Stefan Geissbühler<br />

SHS Projekt, Master 1<br />

Musik und Kunstgeschichte<br />

betreut durch:<br />

Georges Starobinsky und Nancy<br />

Rieben<br />

2.4.2008


...noch Ende.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 4<br />

2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong> 5<br />

2.1 Rhythmik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.1 Rhythmen mit „valeurs ajoutées“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.2 Verlängerte oder verkürzte Rhythmen („rythmes augmentés ou d<strong>im</strong>inués“) . . . . . . . . . . . . 5<br />

2.1.3 Nicht umkehrbare Rhythmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.1.4 Rhythmische ostinati („pédales rhythmiques“) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2 Harmonik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2.1 Spezielle Akkorde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

2.2.2 Kirchenfenstereffekt (effet de vitrail) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2.2.3 Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten („modes à transpositions l<strong>im</strong>itées“) . . . 7<br />

3 Quatuor pour la fin du temps 9<br />

3.1 Historischer Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

3.2 Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3.2.1 Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

3.2.2 Liturgie de cristal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

3.2.3 Vocalise, pour l’Ange qui annonce la fin du Temps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

3.2.4 Abîme des oiseaux . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

3.2.5 Danse de la fureur, pour les sept trompettes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

3.2.6 Louange à l’Immortalité de Jésus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

4 Synthese 20<br />

4.1 Religiöser Aspekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4.2 Zeitlicher Aspekt - Rhythmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

4.3 Klangfarben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

4.4 Vogelgesang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

5 Schluss 23<br />

Quellenverzeichnis 24<br />

A Zusammenstellung der Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten 25<br />

3


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

Im Rahmen des SHS Projektes vom zweiten Studienjahr<br />

bin ich, durch den Komponisten Alban Berg, mit<br />

einem mir damals noch neuen Musikstil in Verbindung<br />

gekommen: der atonalen klassischen Musik. Ihre mir<br />

absolut fremden Harmonien waren für mein Gehör<br />

unverständlich. Gerade deswegen hat sie mich fasziniert<br />

und weckte mein Interesse, sie zu erforschen. Auf<br />

der Suche nach einem entsprechenden Komponisten<br />

stiess ich auf <strong>Olivier</strong> Messiaen. Seine vielfältigen musikalischen<br />

Techniken haben mich beeindruckt und ich<br />

habe mich entschieden, diese anhand eines konkreten<br />

Werkes aufzuzeigen und zu untersuchen. Meine Wahl<br />

fiel auf das „Quatuor pour la Fin du Temps“ - Messiaen<br />

hat es unter den widrigsten Umständen, während<br />

des zweiten Weltkrieges in einem Gefangenenlager<br />

in Schlesien geschrieben und uraufgeführt. Für<br />

<strong>Messiaens</strong> Gesamtwerk ist es wahrscheinlich das Be-<br />

4<br />

deutendste, da seine folgenden Werken technisch auf<br />

dem Quartett aufbauen.<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen Einblick in <strong>Messiaens</strong><br />

musikalische Sprache zu geben und anhand des<br />

Quartetts zu demonstrieren. Das Quartett für das Ende<br />

der Zeit wurde inspiriert von einem Ausschnitt aus der<br />

Offenbarung, Kapitel 10, wo der Engel der Apokalypse,<br />

seine Hand zum H<strong>im</strong>mel emporhebt und sagt: „Es<br />

wird keine Zeit mehr geben“.<br />

<strong>Die</strong> Analyse des Quartetts habe ich in zwei Abschnitte<br />

aufgeteilt: in eine rein beschreibende Analyse, die den<br />

historischen Kontext und die technische Analyse beinhaltet<br />

und eine Synthese, wo die wichtigsten Elemente<br />

aus <strong>Messiaens</strong> musikalischer Sprache zusammengestellt<br />

und diskutiert werden.


2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong><br />

<strong>Messiaens</strong> musikalische Sprache ist geprägt von „<strong>im</strong>possibilités“<br />

1 : er hat eine Vorliebe für Zahlen, die sich<br />

nicht teilen lassen (Pr<strong>im</strong>zahlen), Rhythmen, die sich<br />

nicht umkehren lassen und Harmonien, die sich nur<br />

beschränkt transponieren lassen. In diesem Kapitel<br />

möchte ich die wichtigsten Techniken von Messiaen,<br />

die speziell <strong>im</strong> Quartett angewendet wurden, kurz erläutern.<br />

Hierbei stütze ich mich auf <strong>Messiaens</strong> „Technique<br />

de mon langage musical“ ([3]).<br />

2.1 Rhythmik<br />

2.1.1 Rhythmen mit „valeurs ajoutées“<br />

Ein „valeur ajoutée“ ist ein Wert von kurzer Dauer, der<br />

in Form einer Note, Pause oder Punktierung das rhythmische<br />

Bild einer Gruppe verändern kann (Abb.: 1).<br />

<strong>Die</strong>ser Wert kann bei beliebigen Rhythmen angewendet<br />

werden. Mit dieser Methode erreicht Messiaen unter<br />

Anderem eine Verfremdung der Metrik mit bewusst<br />

uneinheitlichen Taktlängen, oder verändert die Gesamtlänge<br />

einer Rhythmischen Gruppe in eine Pr<strong>im</strong>zahl<br />

(z.B. Abb.: 2).<br />

Abbildung 1: „valeur ajoutée“ in Form einer Note,<br />

Pause oder Punktierung ([2], p. II)<br />

1 vgl. [3]<br />

2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong><br />

5<br />

+<br />

{<br />

Abbildung 2: Mit Hilfe von „valeurs<br />

ajoutées“ kann die Dauer einer rhythmischen<br />

Gruppe zu einer Pr<strong>im</strong>zahl (z.B.<br />

in Sechzehntel) umgewandelt werden.<br />

<strong>Die</strong>ses Beispiel stammt aus dem Quartett:<br />

VI, T. 1<br />

2.1.2 Verlängerte oder verkürzte Rhythmen („rythmes<br />

augmentés ou d<strong>im</strong>inués“)<br />

Rhythmusfiguren können proportional exakt verlängert<br />

oder verkürzt werden: Abb.: 3. Häufig kommen<br />

solche Gruppen sukzessive vor (z.B. Satz VI, siehe<br />

3.2.5).<br />

A X B<br />

e q e q h q q. h. q.<br />

Abbildung 3: X: Ausgangsfigur; A: Verkürzt;<br />

B: Verlängert<br />

Ebensogut können sie ungenau verlängert oder verkürzt<br />

werden mit einem „valeur ajoutée ou retraite“<br />

(Abb. 4).<br />

Abbildung 4: <strong>Die</strong> Gruppe rechts ist eine<br />

ungenaue Verkürzung der 3 Viertel.<br />

([2], p. III)<br />

5


2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong><br />

2.1.3 Nicht umkehrbare Rhythmen<br />

Ein nicht umkehrbarer Rhythmus ist eine Gruppe von<br />

Notendauern, die in ihrer Umkehrung identisch ist<br />

zum ursprünglichen Rhythmus. Dazu braucht es einen<br />

Zentralwert „valeur centrale“ - von beliebiger Dauer,<br />

der eine rhythmische Symmetrieachse bildet und identische<br />

Extremalwerte. Aus jeder Rhythmusfigur lässt<br />

sich ein nicht umkehrbarer Rhythmus bilden, indem<br />

man die Originalfigur und dessen Umkehrung aneinanderhängt<br />

(Abb.: 5).<br />

Abbildung 5: Entstehung nicht umkehrbarer<br />

Rhythmen: Mit dem Balken<br />

ist die Ausgangsfigur markiert. Zusammen<br />

mit ihrer Umkehrung (und Zusammenzug<br />

des letzten Wertes: Zentralwert<br />

+) wird daraus ein nicht umkehrbarer<br />

Rhythmus. ([2], p. III)<br />

2.1.4 Rhythmische ostinati („pédales rhythmiques“)<br />

Wenn sich ein Rhythmus unabhängig von dessen Umgebung<br />

(Rhythmus anderer St<strong>im</strong>men, Metrik) permanent<br />

wiederholt, spricht Messiaen von „pédale rhythmique“.<br />

2.2 Harmonik<br />

2.2.1 Spezielle Akkorde<br />

<strong>Die</strong> verschiedenen Transpositionen der Akkorde werden<br />

in dieser Arbeit durchnummeriert von I-XII, ausgehend<br />

von C.<br />

Dominantakkord (accord sur dominante, ad) Er<br />

enthält alle Töne einer Dur-Tonart, ausgehend von der<br />

Dominante (z.B. Abb.: 6).<br />

6<br />

Abbildung 6: Dominantakkord<br />

ad VIII<br />

Dominantvorhaltsakkord (accord sur dominante appoggiaturé,<br />

da Der Dominantvorhaltsakkord enthält<br />

einen doppelten vorhalt auf den Dominantakkord, wobei<br />

die beiden Vorhaltstöne einen Tritonus-Abstand<br />

zum Tonika-Grundton, respektive zum Dominant-<br />

Grundton bilden (Abb.: 7).<br />

Abbildung 7: Dominantvorhaltsakkord<br />

da VIII<br />

Resonanzakkord (accord de la résonance, ar) Das<br />

Tonmaterial des Resonanzakkordes umfasst sämtliche<br />

Töne einer Obertonreihe (bis zum 16. Oberton): Abb.:<br />

8. <strong>Die</strong>se Reihe besteht aus den temperierten Tönen,<br />

die durch natürliche Resonanz be<strong>im</strong> Erklingen eines<br />

tiefen Grundtones ertönen. Beispiel: Abb.: 9.<br />

Abbildung 8: Obertonreihe<br />

Abbildung 9: Resonanzakkord<br />

ar I


2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong><br />

da-ad II da-ad XII da-ad IX da-ad IV da-ad II<br />

Abbildung 10: Kirchenfenstereffekt über cis (des) (Aus [3], Ex. 204)<br />

Quartenakkord (accord en quartes, aq) Der Quartenakkord<br />

entsteht durch Überlagerung von reinen<br />

und übermässigen Quarten. Beispiel: Abb. 11.<br />

Abbildung 11: Quartenakkord<br />

2.2.2 Kirchenfenstereffekt (effet de vitrail)<br />

Eine beliebte Technik bei Messiaen: Akkordfolgen über<br />

einen gemeinsamen Basston (Abb.: 10).<br />

2.2.3 Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten<br />

(„modes à transpositions l<strong>im</strong>itées“)<br />

<strong>Messiaens</strong> „modes à transpositions l<strong>im</strong>itées“ bilden eine<br />

Sammlung von Tonleitern, die nur eine beschränkte<br />

Anzahl Transpositionen zulassen, bevor sie wieder<br />

in ihre Ausgangsleiter zurückfallen. Während sich die<br />

nicht umkehrbaren Rhythmen in horizontaler Richtung<br />

nicht umkehren lassen, verhalten sich diese Tonleitern<br />

- bei der Transposition - ähnlich in vertikaler<br />

Richtung.<br />

Jeder Modus besteht aus mehreren, identischen Intervallschrittgruppen<br />

(Elementarbausteine). Im Anhang A<br />

finden Sie eine Zusammenstellung sämtlicher Transpositionen<br />

dieser Modi.<br />

Modus 1 ist die Ganztonleiter. Sie ist zwe<strong>im</strong>al transponierbar.<br />

Der Elementarbaustein ist also ein Ganztonschritt<br />

(1). (Abb.: 12).<br />

[[<br />

[<br />

1<br />

[[<br />

1 1<br />

[<br />

1 1 1<br />

Abbildung 12: Modus 1<br />

Modus 2 ist dre<strong>im</strong>al transponierbar. Sein Elementarbaustein<br />

besteht aus einem Halbtonschritt gefolgt von<br />

einem Ganztonschritt ( 1<br />

2 ,1). (Abb.: 13).<br />

½ 1<br />

[<br />

½ 1<br />

[[<br />

½ 1<br />

Abbildung 13: Modus 2<br />

[<br />

½ 1<br />

Modus 3 ist viermal transponierbar und wird aus 3<br />

Elementareinheiten (1, 1 1<br />

2 , 2 ) gebildet. (Abb.: 14).<br />

1 ½ ½ [<br />

[<br />

1 ½ ½<br />

[<br />

Abbildung 14: Modus 3<br />

1 ½ ½<br />

7


2 Musikalische Sprache <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong><br />

Modus 4 ist sechsmal transponierbar und wird aus 2<br />

Elementareinheiten ( 1 1 3 1<br />

2 , 2 , 2 , 2 ) gebildet. (Abb.: 15).<br />

½ ½ 1½ ½<br />

[<br />

[<br />

Abbildung 15: Modus 4<br />

½ ½ 1½ ½<br />

Modus 5 ist sechsmal transponierbar und wird aus 2<br />

Elementareinheiten ( 1 1<br />

2 ,2, 2 ) gebildet. (Abb.: 16).<br />

8<br />

½ 2 ½<br />

[<br />

[<br />

½ 2 ½<br />

Abbildung 16: Modus 5<br />

Modus 6 ist sechsmal transponierbar und wird aus 2<br />

Elementareinheiten (1,1, 1 1<br />

2 , 2 ) gebildet. (Abb.: 17).<br />

1 1 ½ ½<br />

[<br />

[<br />

1 1 ½ ½<br />

Abbildung 17: Modus 6<br />

Modus 7 ist sechsmal transponierbar und wird aus 2<br />

Elementareinheiten ( 1 1 1 1<br />

2 , 2 , 2 ,1, 2 ) gebildet. (Abb.: 18).<br />

½ ½ ½ 1 ½<br />

[<br />

[<br />

Abbildung 18: Modus 7<br />

½ ½ ½ 1 ½


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

3.1 Historischer Kontext<br />

Das Quartett für das Ende der Zeit wurde während<br />

des zweiten Weltkrieges geschrieben und ist eines der<br />

wenigen Stücke aus dieser Zeit, die bis heute international<br />

bekannt sind und regelmässig aufgeführt werden.<br />

Im Folgenden Kapitel wird der historische Kontext<br />

dargestellt, dessen Kenntnis unentbehrlich ist für<br />

die anschliessende Analyse und Interpretation.<br />

1939 wurde Messiaen zum Militärdienst aufgeboten.<br />

Aufgrund seines schlechten Sehvermögens war er für<br />

den Aktivdienst untauglich und wurde bei den Sanitätern<br />

eingeteilt. Er diente zuerst in Sarralbe und später<br />

in Verdun. Dort traf er den Cellisten Etienne Pasquier<br />

und den Klarinettisten Henri Akoka, mit denen er sich<br />

umgehend befreundete. Hier entwickelte er auch seine<br />

Leidenschaft für Vögel und Vogelgesang. Während<br />

den Wachen, die er zusammen mit Pasquier hielt, hat<br />

er das Erwachen der Vögel studiert und deren Gesänge<br />

transkribiert.<br />

Here near Verdun, the chorus of birds [...]<br />

inspired the composition that would later<br />

become the third movement of a monumental<br />

work 2<br />

Messiaen hat bereits in Verdun das erste Stück - das<br />

später der dritte Satz des Quartetts sein wird - „Abîme<br />

des oiseaux“ für Klarinette konzipiert.<br />

Im Juli 1940, während des Blitzkrieges, wurden sie von<br />

den Deutschen gefasst und nach Görlitz (Schlesien)<br />

ins Gefangenenlager Stalag VIII A transferiert, wo das<br />

Quartett seinen Violinisten und Mitgefangenen, Jean<br />

Le Boulaire findet.<br />

In den ersten Wochen trafen <strong>im</strong>mer mehr Gefangene<br />

ein und bald wurde das Essen knapp. <strong>Die</strong> Deutschen<br />

waren nicht vorbereitet für eine derart hohe Zahl an<br />

Gefangenen, die nun akut Hunger litten.<br />

2 [6], p. 11<br />

3 [6], p. 29<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

Als Frankreich <strong>im</strong> selben Jahr noch resignierte, hat sich<br />

paradoxerweise die Situation der französischen Gefangenen<br />

verbessert: Frankreich musste jetzt mit Deutschland<br />

zusammenarbeiten. Um den Franzosen eine gute<br />

Behandlung der Gefangenen vorzumachen, haben die<br />

Deutschen die Westeuropäer besser behandelt als die<br />

Andern. <strong>Die</strong> Musiker hatten sogar Extrarechte: Sie wurden<br />

von den härtesten Arbeiten dispensiert und bekamen<br />

Zeit zum Üben. Sie bildeten sozusagen das Aushängeschild<br />

für die deutschen Gefangenen.<br />

Trotzdem sind die widrigen Umstände nicht herunterzuspielen.<br />

In Görlitz herrschte eine eisige Kälte und<br />

das Essen war nach wie vor miserabel und knapp.<br />

Das Lager wuchs weiter und es wurde eine Baracke errichtet,<br />

die nur für Theater, Konzerte und Filmvorführungen<br />

gedacht war. Sie war mit Instrumenten in miserablen<br />

Zuständen, Kostümen und diversen anderen<br />

Requisiten ausgerüstet. Regelmässig gabs Kammermusikkonzerte<br />

und andere Vorführungen. Es wurde ein<br />

Gefangenenorchester und eine Jazz-Gruppe gegründet.<br />

Auch wenn die Musiker bevorzugt wurden, Messiaen<br />

hätte nie komponieren können, wäre nicht ein musikliebender<br />

deutscher Offizier, Albert Brüll, gewesen der<br />

es ihm ermöglichte. Er wies Messiaen eine leere Baracke<br />

zu um ungehindert arbeiten zu können und belieferte<br />

ihn mit Schreibzeug und Manuskripten.<br />

If the Angel of the Apocalypse inspired<br />

Messiaen to compose, Monsieur Brüll<br />

could be said to be the angel’s emissary,<br />

providing Messiaen with the means to realize<br />

his artistic inspiration. 3<br />

Aufgrund der anfänglichen Abwesenheit des Klaviers<br />

hat Messiaen zuerst ein Trio für Violine, Cello und Klarinette<br />

geschrieben, was später zum vierten Satz des<br />

Quartetts wird.<br />

9


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

Das Klavier war, wie die übrigen Instrumente, in einem<br />

schlechten Zustand: einige Tasten konnten sich nicht<br />

von selber wieder erheben, nachdem sie gedrückt wurden.<br />

Wenigstens hatten nun alle vier ihr Instrument<br />

zum Proben.<br />

Von diesem Moment an, war das Musiker-Quartett<br />

sehr beschäftigt. Sie gaben regelmässig Kammermusikkonzerte<br />

und übten für <strong>Messiaens</strong> „Quatuor pour la fin<br />

du Temps“. Sie hatten vier Stunden Übungszeit nach<br />

den Arbeitsstunden. Doch die Umstände waren alles<br />

andere als ideal: <strong>Die</strong> Theaterbaracke war allen Gefangenen<br />

zugängig und es war schwierig, wenn nicht unmöglich,<br />

einen ruhigen Moment zu finden. Ausserdem,<br />

war <strong>Messiaens</strong> Quartett <strong>im</strong> Stil absolut neu zu dieser<br />

Zeit und verlangte den drei Anderen technisch sowie<br />

musikalisch das Letzte ab. Nach einigen Monaten<br />

proben, war es dann schliesslich so weit: <strong>Die</strong> letzten<br />

Anpassungen waren vorgenommen und die Premiere<br />

konnte am 15. Januar 1941 <strong>im</strong> Stalag VIII A stattfinden.<br />

Als sich herumgesprochen hatte, dass eine Premiere<br />

eines bekannten französischen Komponisten <strong>im</strong> Lager<br />

vorgeführt werden soll, haben sich die Billette <strong>im</strong><br />

Handumdrehen verkauft.<br />

<strong>Die</strong> Theaterbaracke, welche <strong>im</strong> Max<strong>im</strong>um 400 Zuschauer<br />

fasste, war voll:<br />

The most diverse classes of society were<br />

mingled : farmers, factory workers, intellectuals,<br />

professional servicemen, doctors,<br />

and priests. 4<br />

Viele unter den Zuschauern hörten Kammermusik<br />

zum ersten Mal und die Ruhe <strong>im</strong> Saal zu erlangen war<br />

schwierig. Aber sie schafften es, und mehr noch:<br />

Everyone listened reverently, with an almost<br />

religious respect. 5<br />

Never before had I been listened to like<br />

that. . . Even if these people knew nothing<br />

about music, they readily understood that<br />

this was something special. 6<br />

3.2 Analyse<br />

Das Thema des Quartetts stammt aus der Offenbarung,<br />

Kapitel 10. Ein gewaltiger Engel, von einer Wolke<br />

bedeckt und mit einem Regenbogen über dem Haupt,<br />

steigt vom H<strong>im</strong>mel herab und verkündet das Ende der<br />

Zeit:<br />

4Messiaen, in [6], p. 63<br />

5Pasquier, in [6], p. 69<br />

6Messiaen, in [6], p. 69<br />

7Préface von [2]<br />

8Messiaen, Préface von [2]<br />

10<br />

„Je vis un ange plein de force, descendant<br />

du ciel, revêtu d’une nuée, ayant un arcen-ciel<br />

sur la tête. Son visage était comme<br />

le soleil, ses pieds comme des colonnes<br />

de feu. Il posa son pied droit sur la<br />

mer, son pied gauche sur la terre, et, se<br />

tenant debout sur la mer et sur la terre, il<br />

leva la main vers le Ciel et jura par Celui<br />

qui vit dans les siècles des siècles, disant:<br />

Il n’y aura plus de Temps; mais au jour de<br />

la trompette du septième ange, le mystère<br />

de <strong>Die</strong>u se consommera.“ (Apocalypse de<br />

Saint Jean, Chapitre X). 7<br />

Hierbei geht es nicht um eine bevorstehende Katastrophe,<br />

sondern um den Stillstand der Zeit <strong>im</strong> positiven<br />

Sinne ewigen Lebens. Um dies zu illustrieren,<br />

verwendet Messiaen eine spezielle, eigens entwickelte,<br />

musikalische Sprache, dessen wichtigste Elemente <strong>im</strong><br />

Folgenden Kapitel, bei einer Auswahl an Sätzen herausgesucht<br />

und schliesslich thematisch zusammengeführt<br />

werden.<br />

3.2.1 Struktur<br />

Ce „Quatuor“ comporte 8 mouvements.<br />

Pourquoi? Sept est le nombre parfait, la<br />

création de 6 jours sanctifiée par le sabbat<br />

divin; le 7 de ce repos se prolonge dans<br />

l’éternité et devient le 8 de la lumière indéfectible,<br />

de l’inaltérable paix. 8<br />

Acht Sätze - der heilige Sabbat wird verlängert und<br />

zu einem achten Tag, der kein Ende mehr n<strong>im</strong>mt - der<br />

Stillstand der Zeit.<br />

Betrachtet man die Instrumentenkonstellation des<br />

Quartetts, finden wir eine interessante symmetrische<br />

Struktur: Abb. 19. Betrachtet man den achten Satz als<br />

Verlängerung des siebten, also wie ein „valeur ajouté“<br />

zu den vorangehenden Sätzen, erkennt man eine Symmetrieachse<br />

um den vierten Satz. <strong>Die</strong>se Struktur ist<br />

wie ein nicht umkehrbarer Rhythmus („rythme nonrétrogradable“):<br />

wenn wir die Konstellation umkehren<br />

ändert sich nichts.


Violine<br />

Klarinette<br />

Violoncello<br />

Klavier<br />

3.2.2 Liturgie de cristal<br />

Entre 3 et 4 heures du matin, le réveil des<br />

oiseaux: un merle ou un rossignol soliste<br />

<strong>im</strong>provise, entouré de poussières sonores,<br />

d’un halo de trilles perdus très haut dans<br />

les arbres. Transposez cela sur le plan religieux:<br />

vous aurez le silence harmonieux du<br />

ciel. 9<br />

Das Erwachen der Vögel: Amsel (Klarinette) und<br />

Nachtigall (Violine) <strong>im</strong>provisieren zu den begleitenden<br />

Harmonien von Klavier und Violoncello, verloren in<br />

den Höhen der Bäume.<br />

Bereits <strong>im</strong> Préface erklärt Messiaen das unermüdliche,<br />

rhythmische Ostinato („pédale rythmique“ 10 ) der Klavierst<strong>im</strong>me.<br />

Dabei verwendet er eine, in seinen Werken<br />

öfters vertretene rhythmische Formel, die sich<br />

aus drei Hindurhythmen zusammensetzt: râgavardhana,<br />

candrakalâ und lakskmîca (Abb. 20). Alle drei Hindurhythmen<br />

lassen sich mit <strong>Messiaens</strong> rhythmischer<br />

Sprache, die kurz auch <strong>im</strong> Préface von [2] beschrieben<br />

ist, entwickeln. Der erste Teil, râgavardhana, besteht<br />

aus drei Vierteln und mit deren Verminderung zu<br />

drei Achteln mit einem „ajout du point“; candrakalâ<br />

entsprechend aus drei Achteln plus deren exakte Erweiterung<br />

plus einem Sechzehntel als „valeur ajoutée“.<br />

lakskmîca verbindet zwei weitere Techniken, die Messiaen<br />

anwendet: arithmetische (1,2,3...) und geometrische<br />

(1,2,4,8...) Reihen: Zählt man die Länge der Noten<br />

in Sechzehnteln, erhält man die Folge 2-3-4-8, welche<br />

die beiden Reihen kombiniert.<br />

9 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu I, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />

10 [2] Préface<br />

11 [2], Préface<br />

I II III IV V VI VII VIII<br />

Abbildung 19: Instrumentenkonstellation<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

q q q e ek e e e e ek ek ek x e ek q h<br />

râgavardhana candrakalâ lakskmîca<br />

Abbildung 20: Rhythmische Formel der Klavierst<strong>im</strong>me<br />

Auch be<strong>im</strong> Violoncello lässt sich ein rhythmisches Ostinato<br />

feststellen, das sich über 16.5 Viertel erstreckt<br />

(Abb.: 21).<br />

h qk h h e e qk e e e e qk e e h<br />

Abbildung 21: Rhythmisches Ostinato <strong>im</strong> Violoncello<br />

<strong>Die</strong> Analyse der Harmonien bringt zwei weitere Ostinati<br />

ans Licht: Im Klavier wiederholt sich eine Sequenz<br />

von 29 Akkorden durchs Stück hinweg und be<strong>im</strong> Violoncello<br />

sind es lediglich 5 Töne, die sich ständig wiederholen.<br />

Wenn wir noch die Länge des rhythmischen<br />

Ostinatos betrachten, 13 Viertel, lässt sich unschwer<br />

<strong>Messiaens</strong> Vorliebe für Pr<strong>im</strong>zahlen herauslesen:<br />

[...] une secrète prédilection pour les nombres<br />

premiers (5, 7, 11, etc.) [...] 11<br />

Betrachtet man die Harmonien <strong>im</strong> Detail, erkennt<br />

man in der ersten Hälfte des harmonischen Ostinatos<br />

<strong>im</strong> Klavier einen „effet de vitrail“ über F mit der Akkordfolge:<br />

da VI - ad VI - da IV - ad IV - da I - ad I -<br />

da VIII - ad VIII - Verm. Dominantseptakkord - G 6,7 -<br />

As maj7 -A 6,7,9 (Abb. 22).<br />

11


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

Abbildung 22: Effet de vitrail über den gemeinsamen Basston F ([2], QI T. 1ff)<br />

Bleibt noch die Unterteilung <strong>Messiaens</strong> zu erwähnen,<br />

der den ersten Satz in 7 Teilabschnitte gliedert, die<br />

allesamt die exakt gleiche Anzahl Takte aufweisen, bis<br />

auf den Letzten, Abschnitt G, der einen Takt mehr enthält.<br />

<strong>Die</strong>se Strukturierung erscheint mir wie ein Abbild<br />

des ganzen Quartetts mit seinen 7 Sätzen, wovon sich<br />

der Letzte in die Unendlichkeit hinauszieht und zu einem<br />

achten Satz wird.<br />

3.2.3 Vocalise, pour l’Ange qui annonce la fin du<br />

Temps<br />

La 1 re et la 3 e partie (très courtes) évoquent<br />

la puissance de cet ange fort, coiffé<br />

d’arc-en-ciel et revêtu de nuée, qui pose<br />

un pied sur la mer et un pied sur la terre.<br />

Le "milieu", ce sont les harmonies <strong>im</strong>palpables<br />

du ciel. Au piano, cascades douces<br />

d’accords bleu-orange, entourant de leur<br />

carillon lointain la mélopée quasi plainchantesque<br />

des violon et violoncelle. 12<br />

Der zweite Satz des Quartetts ist dreiteilig, von der<br />

Form A (T. 1-18) – B (T. 19-48) – A’ (T. 49-55). Messiaen<br />

illustriert in den Abschnitten A/A’ die Mächtigkeit<br />

und Stärke des Engels. <strong>Die</strong> Dynamik ist beschränkt<br />

auf ff und fff und das Tempo wechselt zwischen „modéré“<br />

und „joyeux“. In Kontrast hierzu steht der langsamere<br />

Mittelteil in pp und ppp. Er beschreibt die Harmonie<br />

des H<strong>im</strong>mels mit sanften, sich wiederholenden<br />

Akkordfolgen <strong>im</strong> Klavier, als „gouttes d’eau en arc-enciel“<br />

begleitend zum fast gregorianischen Gesang von<br />

Violine und Violoncello.<br />

Abschnitt A In der Harmonik von Abschnitt A überwiegt<br />

der in [3] eingeführte „éffet de résonance inférieure“<br />

<strong>im</strong> Klavier (T. 1-11, die mit sfff betonten Akkorde<br />

<strong>im</strong> Bass).<br />

12<br />

12 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu II, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />

13 [2], p. 44<br />

Abbildung 23: Takt 1: „éffet de résonance“<br />

(rot markiert) ([2], QII T1-2)<br />

Wie Messiaen in [2] aber selber schon sagt, hat sein<br />

„éffet de résonance“ mit der natürlichen Resonanz nur<br />

einen entfernten Zusammenhang („Effets de pure fantaisie,<br />

ass<strong>im</strong>ilables par une très lointaine analogie au<br />

phénomène de la résonance naturelle“ 13 ).<br />

In Takt 7 (Abb.: 24) verwendet Messiaen erstmals das<br />

Tonmaterial, was zu seinem später begründeten und<br />

oft verwendeten „accord à résonance contractée“ führen<br />

wird (siehe [4]).<br />

Abbildung 24: Takt 7: Fundament<br />

zum später begründeten „accord à résonance<br />

contractée“(vgl. Abb.: 25) ([2],<br />

QII T7).


<strong>Die</strong> Sept<strong>im</strong>e E-d bildet die Komplementärtöne des Resonanzakkordes<br />

(ar III, ohne fis, a und c).<br />

Klavier<br />

&<br />

?<br />

c<br />

c<br />

b ˙ ˙ b b<br />

#<br />

# ˙<br />

˙˙˙<br />

b ˙<br />

˙˙<br />

Abbildung 25: E-d wird zu d’-e’ zusammengezogen<br />

und unterliegt beiden Akkorden<br />

([4]): rc III 1-2<br />

In den Takten 8-11 findet man zwe<strong>im</strong>al <strong>Messiaens</strong> „accord<br />

sur dominante appogiaturé“ (da) als Vorhalt auf<br />

den „accord sur dominante“ (ad) (da-ad XII T. 8 und<br />

da-ad II T. 10). <strong>Die</strong> Dominantakkorde werden jeweils<br />

noch mit einem unteren Resonanzeffekt erweitert (siehe<br />

Abb.: 26).<br />

da - ad XII<br />

Abbildung 26: Ausschnitt<br />

aus T. 8: Dominantvorhaltakkord<br />

da XII zum Dominantakkord<br />

ad XII, markiert:<br />

unterer Resonanzeffekt<br />

([2], QII T8)<br />

<strong>Die</strong> unisono St<strong>im</strong>men der Streicher bewegen sich ausschliesslich<br />

<strong>im</strong> Modus 3,1. Das aufsteigende Motiv bei<br />

der Klarinette enthält, aufeinanderfolgend, die Töne<br />

vom da/ad IV. <strong>Die</strong> Takte 12-18 enthalten die Hauptmotive<br />

des ersten Abschnitts, die auch in A’ wieder aufgenommen<br />

werden. Ein aufsteigender Lauf in Modus<br />

3,1 der Streicher (T. 12/13), gefolgt von versetzten Trillern<br />

bei Geige, Violoncello und schliesslich Klarinette<br />

14 Musikalische Angabe <strong>Messiaens</strong>, [2]<br />

Test<br />

!<br />

!<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

(T. 14/15), anschliessend kommt eine raketenartig auffahrende<br />

Blitzfigur („fulgurant“ 14 ) und eine Folge von<br />

absteigenden da-Akkorden über einen gemeinsamen<br />

Basston cis (resp. des), was Messiaen „effet de vitrail“<br />

nennt (Abb.: 27).<br />

da II XII IX IV<br />

Abbildung 27: Abfolge von Dominantvorhaltakkorden<br />

mit einem „Effet de vitrail“<br />

über cis/des. ([2], QII T17)<br />

Abschnitt B Im Gegensatz zu Teil A/A’ ist der Mittelteil<br />

viel einheitlicher. <strong>Die</strong> „quasi gregorianischen Gesänge“<br />

der Streicher in unisono werden begleitet von<br />

sich wiederholenden, kontinuierlichen Akkordkaskaden<br />

des Klaviers. <strong>Die</strong> beiden St<strong>im</strong>men verhalten sich<br />

allerdings unabhängig voneinander. Während die Klavierst<strong>im</strong>me<br />

kontinuierlich in Sechzehnteln fortschreitet,<br />

scheint die synkopische Melodie der Streicher Taktstriche<br />

nicht zu beachten. Der Hörer verliert das Taktgefühl,<br />

was Messiaen bewusst macht, um den Eindruck<br />

von Zeiteinheiten zu verbannen. <strong>Die</strong> Klavierst<strong>im</strong>me<br />

soll mit ihren unterschiedlichen Typen von Akkorden<br />

die verschiedenen Farben des Regenbogens darstellen<br />

(vgl. [4]). Sie lässt sich in zwei sich ähnelnde Abschnitte<br />

unterteilen (T.19 - 34 und T. 34 - 48), die aus identischen<br />

Bauteilen bestehen. Abb. 28 zeigt die beiden<br />

häufigsten Bauteile.<br />

13<br />

!<br />

!


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

{ {<br />

Bauteil a Bauteil b<br />

{<br />

1 2 1 2<br />

Abbildung 28: <strong>Die</strong> beiden am häufigsten auftretenden<br />

Bauteile der Klavierst<strong>im</strong>me. ([2], QII T19 und<br />

T21/22)<br />

Element a setzt sich zusammen aus einem „enchaînement<br />

d’accords“ 15 , eingeführt in A (Tonmaterial der<br />

beiden letzten Akkorde von T. 1) und absteigenden<br />

Quartenakkorden, bestehend aus reinen und übermässigen<br />

Quarten (vgl. [3]). Das zweite Bauelement b besteht<br />

aus einer Akkordfolge aus 4 Resonanz-Akkorden<br />

(Bauelement b-1: ar II - ar X (auf gemeinsamen Basston<br />

des), ar XII - ar VII (auf b)) und 4 Parallelakkorde<br />

in Modus 2,2 (Bauelement b-2, vgl. [3], ex.<br />

222). Ausserdem kommen noch Akkordfolgen von 6st<strong>im</strong>migen<br />

Quartenakkorden (Abb. 29, [3] ex. 216) und<br />

8-st<strong>im</strong>migen Resonanzakkorden (ar X-II, Abb. 29) vor<br />

(vgl. [4]). Den Abschluss bilden zwei ostinat wiederholte<br />

Akkorde in Modus 3,3 (Abb. 30) (vgl. [4]).<br />

Abschnitt A’ Der Schlussabschnitt greift die Hauptelemente<br />

des ersten Teils auf, allerdings in umgekehrten<br />

Versionen. Was in A aufsteigend war, erscheint nun<br />

absteigend und umgekehrt. Auf den nun absteigenden<br />

Lauf der Streicher in Modus 3,1 folgen die Triller: nacheinander<br />

Cello, Violine und Klarinette. Den Abschluss<br />

bildet eine abwärts bewegende Blitzfigur und eine aufsteigende<br />

Akkordfolge von Dominantvorhaltakkorden<br />

(da XI-IX-VI-I) mit einem „effet de vitrail“ über b.<br />

15 [3], ex. 241<br />

16 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu III, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />

17 Musikalische Angabe <strong>Messiaens</strong>, [2]<br />

14<br />

18 ibid.<br />

{<br />

{ {<br />

aq ar X-II<br />

Abbildung 29: Sukzession von<br />

Quarten- (aq) und Resonanzakkorden<br />

(ar) ([2], QII T31)<br />

3.2.4 Abîme des oiseaux<br />

Abbildung 30: Akkorde in<br />

Modus 3,3 ([2], QII T33)<br />

Clarinette seule. L’abîme, c’est le Temps,<br />

avec ses tristesses, ses lassitudes. Les oiseaux,<br />

c’est le contraire du Temps; c’est<br />

notre désir de lumière, d’étoiles, d’arcs-enciel<br />

et de jubilantes vocalises! 16<br />

„Abîme des oiseaux“ war der erste Satz des Quartetts,<br />

den Messiaen komponiert hatte und der noch vor<br />

der Gefangennahme, in Verdun zum ersten Mal vom<br />

Klarinettisten Henri Akoka gespielt wurde (siehe 3.1).<br />

Der Titel stammt aus einem Gedicht von Pierre Reverdy:<br />

„Fonds secrets“ aus der Sammlung „Ferraille“,<br />

die Messiaen <strong>im</strong> Krieg bei sich trug ([4]). Wie das Gedicht,<br />

spricht auch das Stück von einer irdischen Trostlosigket,<br />

wie sie - auf <strong>Messiaens</strong> Gesamtwerk betrachtet<br />

- selten vorkommt, aber den geschichtlichen Umständen<br />

entspricht. Inmitten dieser Trostlosigkeit, dem


Abgrund der Zeit, scheint aber noch ein kleiner Hoffnungssch<strong>im</strong>mer<br />

in der Gestalt eines Vogels. Für Messiaen<br />

sind Vögel zeitlose Tiere, die es bereits vor Jahrmillionen<br />

gegeben hat. Sie stellen für ihn das „Gegenteil<br />

der Zeit“ dar und deren Gesang die Musik Gottes.<br />

Das Stück kann in drei Abschnitte geteilt werden: A (T.<br />

1 - 13) - B (T. 14 - 29) - A’ (T. 30 - 44). <strong>Die</strong> beiden langsamen<br />

Teile A stehen für die angesprochene Trostlosigket<br />

(„désolé“ 17 ) und <strong>im</strong> lebendigen Mittelteil kontrastiert<br />

der Vogel <strong>im</strong> Gegenzug („ensoleillé, comme un oiseau,<br />

très libre de mouvement“ 18 ). Das Stück besitzt keine<br />

best<strong>im</strong>mte Metrik, die Takte haben keine feste Länge.<br />

<strong>Die</strong> Taktstriche unterteilen hier die einzelnen Melodiephrasen.<br />

Abschnitt A <strong>Die</strong> Melodie beginnt direkt mit der von<br />

Messiaen als „cadence mélodique“ 19 bezeichneten Figur<br />

(Abb. 31). <strong>Die</strong> Extremitäten der Figur bilden den<br />

von Messiaen heiss geliebten Tritonus. Seine Vorliebe<br />

zum Tritonus rührt von der natürlichen Resonanz her:<br />

[...] une oreille très fine perçoit nettement<br />

un fa dièze dans la résonance naturelle<br />

d’un ut grave. [...] Nous voici en présence<br />

du 1er intervalle à choisir: la quarte augmentée<br />

descendante. 20<br />

& 4 3<br />

Sopran ! !<br />

Der Tritonus übern<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> ganzen Stück eine vorherrschende<br />

Rolle.<br />

& # œ œ<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

cadence<br />

b œ œ œ ! !<br />

Abbildung 31: „Cadence mélodique“<br />

& ! !<br />

Eine zweite „formule mélodique“, Takt 11, bildet <strong>Messiaens</strong><br />

abgeändertes Thema von „Solveigs Lied“ aus<br />

„Peer Gynt“ von Edvard Grieg21 (siehe Abb. 32).<br />

aus „Solveigs Lied“, E. Grieg Ausschnitt QIII, T11<br />

& ! !<br />

Abbildung 32: „Formule mélodique“ von T. 11 <strong>im</strong><br />

Vergleich zum Ausschnitt von „Solveigs Lied“<br />

19 [3], ex. 76<br />

20 [3], p. 21<br />

21 [3], ex. 80, 83<br />

& ! !<br />

& ! !<br />

Mit den „valeurs ajoutées / retraites“, will Messiaen<br />

bewusst die Metrik, respektive Zeit, verbannen. Häufig<br />

erscheint am Ende einer Figur eine verkürzte Note<br />

(„valeur retraite“, z.B: Abb. 33). Abschnitt A ist in Modus<br />

2,2 geschrieben, der auch in den übrigen Abschnitten<br />

dominiert (vgl. [5]).<br />

+ +<br />

Abbildung 33: +: „valeur retraite“<br />

([2], QIII T2)<br />

Den Übergang von Abschnitt A zum Mittelteil bildet<br />

ein langes und starkes crescendo auf dem einzelnen<br />

Ton E. In einem Tempo von 44 für den Achtel dauert<br />

dies theoretisch 11s, was für einen Bläser sehr anspruchsvoll<br />

ist.<br />

Abschnitt B Der Mittelteil unterscheidet sich charakterlich<br />

stark vom ersten Teil. Be<strong>im</strong> Hören fällt Einem<br />

unmittelbar der Wechsel vom tieferen Register ins höhere,<br />

das erhöhte Tempo und die Verzierungen (Vorschlagsnoten,<br />

Triller) auf - charakteristisch für <strong>Messiaens</strong><br />

„style oiseau“. Harmonisch bewegt sich die Melodie<br />

hauptsächlich in Modus 2 und dessen Transpositionen,<br />

zudem kommt aber noch Modus 4 (T. 14-17, T.<br />

21/22), Modus 1 (T. 23), Modus 3 (T. 27-29) und Modus<br />

7 (Ende T. 17) vor. Da für Messiaen jeder Modus und jede<br />

Transposition eine best<strong>im</strong>mte Farbe bedeuten (vgl.<br />

[6]), ist also der Mittelteil viel farbenfroher.<br />

Ende Takt 17 finden wir ein absteigendes Arpeggio<br />

über einen Dominantvorhaltakkord da X mit anschliessender<br />

Auflösung (Abb. 34) und in Takt 19 eine Mischung<br />

von Resonanzakkord (ar X) mit einem Quartenakkord.<br />

<strong>Die</strong> Verbindung wird ermöglicht indem vom<br />

ursprünglichen Resonanzakkord ar X das G in ein Fis<br />

umgeschrieben wurde. Der Quartenakkord startet von<br />

ebendiesem Fis aus (Abb: 35).<br />

15


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

da X ad X<br />

{ Abbildung<br />

34: Dominantvorhaltsakkord da X<br />

mit anschliessender Auflösung zum ad X (Klarinette<br />

ist in B gest<strong>im</strong>mt) ([2], QIII T17)<br />

aq<br />

ar X (fis anstatt g)<br />

Abbildung 35: Kombinierter Resonanzakkord<br />

mit Quartenakkord ([2], QIII T19)<br />

Erwähnenswert ist ausserdem Takt 25/26, wo eine Figur<br />

über sämtliche Register der Klarinette das Eingangsmotiv,<br />

in einer kaum wiedererkennbaren Transformation,<br />

wiederholt (Abb. 36).<br />

Abbildung 36: Transformiertes Eingangsmotiv<br />

([2], QIII T25)<br />

Abschnitt A’ Der dritte Abschnitt übern<strong>im</strong>mt wieder<br />

die Hauptmotive des ersten - nur eine Oktave tiefer<br />

- und enthält zudem noch 2 Motive aus dem Mittelteil,<br />

allerdings in umgekehrter Variation: T. 42/43 entspricht<br />

T. 25/26 und Beginn T. 44 entspricht T. 19.<br />

16<br />

22 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu VI, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />

23 [4], p. 768<br />

{{<br />

3.2.5 Danse de la fureur, pour les sept trompettes<br />

Rythmiquement, le morceau le plus caractéristique<br />

de la série. Les quatre instruments<br />

à l’unisson affectent des allures<br />

de gongs et trompettes (les six premières<br />

trompettes de l’apocalypse suivies<br />

de catastrophes diverses, la trompette du<br />

septième ange annonçant consommation<br />

du mystère de <strong>Die</strong>u). Emploi de la valeur<br />

ajoutée, des rythmes augmentés ou d<strong>im</strong>inués,<br />

des rythmes non rétrogradables. Musique<br />

de pierre, formidable granit sonore;<br />

irrésistible mouvement d’acier, d’énormes<br />

blocs de fureur pourpre, d’ivresse glacée.<br />

Ecoutez surtout le terrible fortiss<strong>im</strong>o du<br />

thème par augmentation et changement<br />

de registre de ses différentes notes, vers la<br />

fin du morceau. 22<br />

Der sechste Satz des Quartetts ist vor Allem eine<br />

rhythmische Studie. Das Stück ist durchwegs unisono<br />

geschrieben und erstreckt sich jeweils über eine Oktave<br />

(mit Ausnahme des Schlusses, ab T. 90). <strong>Die</strong> vier Instrumente<br />

sollen aber „in keiner Weise die Trompeten<br />

der Apokalypse und die verschiedenen sie begleitenden<br />

Katastrophen wiedergeben“ 23 . <strong>Die</strong>s widerspräche<br />

der Grundidee des Quartetts. Es geht <strong>im</strong> Quartett nicht<br />

um eine Katastrophe, sondern viel mehr um eine Erlösung<br />

(von der Zeit).<br />

Wie Messiaen bereits <strong>im</strong> Préface sagt, verwendet er<br />

hier diverse Elemente seiner rhythmischen Sprache.<br />

Durchwegs finden wir „valeurs ajoutées“ (z.B. T. 1:<br />

Abb.: 37, T. 4: Abb.: 38), „rythmes augmentés“ (T. 51,52:<br />

Abb.: 39), „rythmes d<strong>im</strong>inués“ (T. 55: Abb.: 40) und<br />

„rythmes non rétrogradables“ (z. B: T. 26 - 39; Abb.:<br />

41). T. 26-32 ist äquivalent zu T. 33-39 vom Rhythmus<br />

her. Wir haben es also mit einem kurzfristigen rhythmischen<br />

Ostinato zu tun. Gleichzeitig zum rhythmischen,<br />

finden wir auch ein harmonisches Ostinato <strong>im</strong><br />

gleichen Abschnitt zu 16 Tönen. Das harmonische Ostinato<br />

wird sieben Mal wiederholt: für die sieben Trompeten!


+<br />

Abbildung 37: „Valeur ajoutée“ in Form eines zusätzlichen<br />

Sechzehntels ([2], QVI T1)<br />

+<br />

Abbildung 38: „Valeur ajoutée“ in Form eines<br />

Punktes („ajout du point“) ([2], QVI T4)<br />

T. 51: T. 52:<br />

Ausgangsformel Verlängert<br />

Abbildung 39: Verlängerte Rhythmen („rythmes<br />

augmentés“ ([2], QVI T51/52)<br />

T. 51: T. 55:<br />

Ausgangsformel Verkürzt<br />

Abbildung 40: Verkürzte Rhythmen („rythmes<br />

d<strong>im</strong>inués“) ([2], QVI T51/55)<br />

24 [3], p. 29<br />

25 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu VIII, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

e. q_x h q_x e. q e. q_e. e. q<br />

e e e. q_x e. e e xxe. e e xe e e. xx<br />

e xxxe. xxxe e xxxe. xxxe<br />

xxxxxe. xxxxx<br />

Abbildung 41: Sieben nicht umkehrbare Rhythmen<br />

(1 pro Takt) in T. 26-32<br />

In T. 94-102 finden wir noch eine weitere, für Messiaen<br />

typische Technik, die wir bereits <strong>im</strong> dritten Satz<br />

angetroffen haben: eine Transformation des Hauptthemas<br />

(T. 1-4) in verlangsamtem Rhythmus und über<br />

mehrere Register („Augmentation et changement de<br />

registre vont communiquer à ce thème une puissance<br />

écrasante“ 24 , siehe Abb.: 42).<br />

3.2.6 Louange à l’Immortalité de Jésus<br />

Large solo de violon, faisant pendant au<br />

solo de violoncelle du 5 e mouvement.<br />

Pourquoi cette 2 e louange? Elle s’adresse<br />

plus spécialement au second aspect de Jésus,<br />

à Jésus-Homme, au Verbe fait chair,<br />

ressuscité <strong>im</strong>mortel pour nous communiquer<br />

sa vie. Elle est tout amour. Sa<br />

lente montée vers l’extrême-aigu, c’est<br />

l’ascension de l’homme vers son <strong>Die</strong>u, de<br />

l’enfant de <strong>Die</strong>u vers son Père, de la créature<br />

divinisée vers le Paradis. 25<br />

Bereits aus den Titeln lässt sich ein Zusammenhang<br />

zwischen den beiden Sätzen V und VIII erkennen.<br />

Während der fünfte Satz von Gottes Wort - als zweite<br />

Person der Trinität - handelt, geht es <strong>im</strong> Achten um<br />

die Inkarnation Jesu, der zu den Menschen hinabgestiegen<br />

ist, um Gottes Wort zu verkünden. Er liess die<br />

Menschen teilhaben an seinem Leben und ist nach seinem<br />

Tod zu Gott zurückgekehrt. <strong>Die</strong>se Auferstehung<br />

und Auffahrt Christi, und damit dessen Unsterblichkeit<br />

liegt dem achten und letzten Satz des Quartetts zu<br />

Grunde.<br />

Das Tempo ist extrem langsam gewählt, wodurch<br />

Messiaen den Stillstand der Zeit suggeriert. <strong>Die</strong>ser Ef-<br />

17


3 Quatuor pour la fin du temps<br />

fekt wird sogar noch verstärkt, durch die rhythmische<br />

Figur der Begleitung, die auf jedem zweiten Ton fast<br />

stehenbleibt (Abb. 43). Andererseits interpretiere ich<br />

diese Figur auch als einen permanenten Herzschlag,<br />

als Anspielung auf die Unsterblichkeit Jesu.<br />

Das Stück ist eine Transkription des zweiten Teils seines<br />

Orgelstücks "Dyptique", von 1930 26 . Harmonisch<br />

spielt sich das Stück grundsätzlich in Modus 2 und dessen<br />

Transpositionen ab. Es hat die Form einer „phrase<br />

binaire“ 27 , bestehend aus vier Teilabschnitten: A (The-<br />

26 vgl. [4]<br />

27 vgl. [3], ex. 133-136<br />

28 Eigene Übersetung<br />

18<br />

ma, T. 1-6) - B (1. Kommentar, T. 7-15) - A (Thema, T.<br />

16-21) - B’ (2. Kommentar, T. 22-32). Während die beiden<br />

Abschnitte des Themas exakt identisch sind, beginnt<br />

der 2. Kommentar zwar identisch zum ersten,<br />

steigt aber ab T. 24 tiefer ein, behält die Grundelemente<br />

des ersten Kommentars bei, bis er schliesslich ab T.<br />

27 endgültig auf ein neues Gleis wechselt und <strong>im</strong> extrem<br />

hohen Register der Geige endet. <strong>Die</strong>ser Aufstieg<br />

ist sinnbildlich als Aufstieg Jesu zu Gott, respektive der<br />

„vergöttlichten Kreatur ins Paradies“ 28 zu verstehen.


T. 94-97: entspricht T. 1-2<br />

T. 98-101: entspricht T. 3-4<br />

T. 1-4<br />

3 Quatuor pour la fin du temps<br />

Abbildung 42: Transformierte Reprise des Eingangsthemas mit Register- und Rhythmuswechsel ([2], QVI T94-101)<br />

Abbildung 43: Klavierbegleitung ([2], QVIII T1)<br />

19


4 Synthese<br />

4 Synthese<br />

Wie aus dem „Préface“ <strong>Messiaens</strong> herauszulesen ist,<br />

prägen vier Elemente die <strong>Musiksprache</strong> des „Quatuor<br />

pour la Fin du Temps“: Religion, Zeit und Rhythmus,<br />

Klangfarben und Vogelgesang. Um die Hintergründe<br />

der Kompositionstechniken <strong>Messiaens</strong> zu verstehen,<br />

wird das Quartett als Ganzes - mit Hilfe der technischen<br />

Analyse - unter diesen vier Aspekten betrachtet.<br />

4.1 Religiöser Aspekt<br />

Messiaen war ein überzeugter Katholik. Es ist deshalb<br />

nicht überraschend, dass er be<strong>im</strong> Quartett von<br />

einem religiösen Thema inspiriert worden war. Trotzdem<br />

scheint der religiöse Aspekt nur eine sekundäre<br />

Rolle zu spielen, neben dem Hauptthema und <strong>Messiaens</strong><br />

ewigem Wunsch nach dem Stillstand der Zeit,<br />

was schon in früheren Werken thematisiert wurde.<br />

Vor dem Quartett hat Messiaen hauptsächlich Kirchenmusik,<br />

insbesondere Orgelmusik, komponiert. Kammermusik<br />

für den Konzertsaal war eine neue Herausforderung<br />

für ihn. Da dieses Zielpublikum der Theologie<br />

nicht unbedingt wohlgesinnt sein muss, hat sich<br />

Messiaen be<strong>im</strong> religiösen Aspekt auf eine illustrierende<br />

Rolle beschränkt:<br />

Ich wollte nicht einen Kommentar zur<br />

Apokalypse schreiben, sondern allein meinen<br />

Wunsch nach dem Stillstand der Zeit<br />

rechtfertigen 29<br />

Zudem hat Messiaen bewusst die Originalfassung der<br />

Apokalypse, wo der Engel das Ende der Zeit verkündet,<br />

neu interpretiert. Er betrachtet das Ende der Zeit <strong>im</strong><br />

positiven Sinne als einen Stillstand der Zeit, der Ewigkeit<br />

und nicht als Katastrophe oder Weltuntergang.<br />

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch ein paar<br />

religiöse Symbole erwähnen. Ein relativ hoher Stellenwert<br />

wird dem siebenfarbigen Regenbogen beigemessen,<br />

der in den Sätzen II und VII vorkommt. Der Re-<br />

20<br />

29 Messiaen in [4]<br />

30 [6], p. 52<br />

genbogen steht alttestamentarisch als Symbol für den<br />

Bund Gottes mit den Menschen, als Zeichen des Friedens<br />

und Versöhnung.<br />

Ausserdem steht die Anzahl der Sätze für den achten<br />

ewigen Tag, der verlängerte göttliche Sabbat.<br />

4.2 Zeitlicher Aspekt - Rhythmus<br />

Messiaen bezeichnete sich selber als „Komponist und<br />

Rhythmiker“ 30 . <strong>Die</strong>s zeigt die zentrale Rolle, die der<br />

Rhythmus in seiner Musik hat. Da er auf der einen Seite<br />

„rubato“ hasst und sich auf der anderen Seite aus<br />

den Fesseln der konventionellen Metrik befreien will,<br />

hat er eine neue rhythmische Sprache entwickelt. Hierzu<br />

hat er ausführliche Zeit- und Rhythmus-Studien betrieben.<br />

Seine Quellen reichen von griechischer Metrik<br />

über die indischen Decî-Tâlas bis zu westlichen Entwicklungen.<br />

Zeit ist das absolute Gegenteil der Ewigkeit. Alles was<br />

wir tun entwickelt sich mit der Zeit, inklusive der<br />

Musik. Der Musiker hat allerdings die Möglichkeit<br />

mit dem Rhythmus die Zeit(-dauern) zu beeinflussen.<br />

Rhythmus ist eine Aneinanderreihung von Zeitintervallen.<br />

<strong>Die</strong>se können beliebig zerstückelt und anders<br />

zusammengesetzt werden, so als würden wir uns wild<br />

durch verschiedene Punkte der Zeit bewegen. Für Messiaen<br />

ist Zeit eine ununterbrochene Verwandlung von<br />

Zukunft in Vergangenheit. In der Ewigkeit gibt es diese<br />

Begriffe nicht mehr. Um das Gefühl der Ewigkeit zu<br />

vermitteln hat Messiaen eine Reihe von Techniken entwickelt.<br />

Takt und Metrum sind bei einfacher Musik die<br />

durchgehende Uhr. <strong>Die</strong>se werden bei Messiaen ersetzt<br />

durch eine kurze Note (z.B. Sechzehntel) und deren<br />

freie Multiplikationen, zu kurz um als Schlag wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

Ein weiteres technisches Mittel um Ewigkeit zu vermitteln,<br />

sind <strong>Messiaens</strong> rhythmische und harmonische<br />

Ostinati. Der erste Satz des Quartetts ist das Para-


debeispiel: Cello und Klavier haben sowohl rhythmische<br />

als auch harmonische Ostinati. <strong>Die</strong> Tatsache, dass<br />

Messiaen bei jenen Ostinati Pr<strong>im</strong>zahlenlängen unterschiedlicher<br />

Grösse gewählt hat, bewirkt, dass es <strong>im</strong><br />

Verlauf des Stücks niemals wieder zur Ausgangssituation<br />

der Ostinati kommt. Also ist es absolut unmöglich,<br />

die Ostinati be<strong>im</strong> alleinigen Zuhören zu erkennen. Berechnen<br />

wir die Gesamtdauer, die nötig ist, um alles<br />

in die Startposition zurückzubringen, erhalten wir (ro:<br />

rhythmisches Ostinato, ho: harmonisches Ostinato):<br />

• Klavierst<strong>im</strong>me alleine:<br />

Länge ro: 13 Viertel mit 17 Noten, Länge ho: 29<br />

Akkorde.<br />

Das kleinste gemeinsame Vielfache (kgV) von 17<br />

und 29 ist 439, d.h. 29 Wiederholungen des ro,<br />

also 29 ∗ 13 = 377 Viertel.<br />

• Cello alleine:<br />

Länge ro: 16.5 Viertel mit 15 Noten, Ein Zyklus ist<br />

also 16.5 Viertel<br />

• Beide St<strong>im</strong>men zusammen:<br />

kgV von 16.5 und 377 ist 16.5∗377 = 6220.5 Viertel<br />

Mit einem Tempo von 54 Viertel pro Minute, ergäbe<br />

dies eine Totallänge von 6220.5 ∗ 60/54 = 6911.7s, also<br />

ungefähr 2 Stunden. Satz I scheint also ein kleines<br />

Fragment von einem enormen Prozess zu sein.<br />

Um die Begriffe Vergangenheit und Zukunft zu el<strong>im</strong>inieren,<br />

verwendet Messiaen Symmetrien. Seine nicht<br />

umkehrbaren Rhythmen sind ein Beispiel: Da sie<br />

gleich lauten, wenn man sie rückwärts schreibt, wie<br />

vorwärts. Bewegt man sich in diesen Rhythmen, ist<br />

es, als wäre man gleichzeitig in der Zukunft und in<br />

der Vergangenheit, die also egalisiert und damit el<strong>im</strong>iniert<br />

werden. Eine weitere Symmetrie fällt uns in der<br />

Grundstruktur des Quartetts auf, einerseits in der Instrumentenkonstellation,<br />

andererseits als achtseitiges<br />

Palindrom. Satz I und VIII können zusammengeführt<br />

werden über deren Bild der Unendlichkeit: Satz I mit<br />

seinen verschränkten Ostinati und Satz VIII mit seiner<br />

subjektiven Unendlichkeit, der Unsterblichkeit der 2.<br />

Person der Trinität. <strong>Die</strong> Parallelen von Satz II und VII<br />

liegen auf der Hand (Erscheinung des Engels) und Satz<br />

III und VI können über deren Einst<strong>im</strong>migkeit (unisono)<br />

in Verbindung gebracht werden.<br />

31 [2]<br />

32 Messiaen, in [6], p. 54<br />

33 Messiaen, dans [2], p. II<br />

4 Synthese<br />

Eine Anomalie <strong>im</strong> Bilde des Palindroms stellt allerdings<br />

die Verbindung von Satz V und VIII dar. Beides<br />

sind extrem langsame Solostücke für Streicher mit Klavierbegleitung.<br />

Beide haben ihre Wurzeln in bestehenden<br />

Werken und stellen die 2. Person der Trinität dar.<br />

In Satz V geht es um Gottes Wort und dessen Unendlichkeit<br />

und in VIII um das fleischgewordene Wort, Jesus<br />

Christus und dessen Unsterblichkeit. Satz V kann<br />

ebensogut die Rolle eines Schlusssatzes übernehmen<br />

(vgl. [1]). Damit erreicht Messiaen ein weiteres Bild der<br />

Unendlichkeit: Ein Schlusssatz muss nicht das Ende<br />

sein. Das Potential für weitere Sätze existiert <strong>im</strong>mer. Es<br />

gibt kein endgültiges Ende.<br />

Naheliegend für eine Vermittlung von Unendlichkeit<br />

ist ein extrem langsames Tempo. Sowohl V, wie VIII<br />

sind extrem langsam. Bei Satz V steht sogar „infin<strong>im</strong>ent<br />

lent“ 31 . Damit steht der ganze Zweite Teil des Quartetts<br />

bereits in der Unendlichkeit. Messiaen lässt damit die<br />

Zuhörer direkt Teil der Ewigkeit werden.<br />

4.3 Klangfarben<br />

Whenever I hear music, I see corresponding<br />

colours. Whenever I read music<br />

(hearing it in my mind), I see corresponding<br />

colours... The colours are wonderful,<br />

inexpressible, extraordinarily varied. As the<br />

sounds stir, change, move about, these colours<br />

move with them through perpetual<br />

changes. 32<br />

Messiaen war ein Synästhesist. Während der Gefangenschaft<br />

in Silesien, bei eisiger Kälte und Hungersnot,<br />

hatte er farbige Träume und Halluzinationen, die seine<br />

Akkordkaskaden und Harmonien inspirierten:<br />

Dans mes rêves, j’entends et vois accords<br />

et mélodies classés, couleurs et formes<br />

connues; puis, après ce stade transitoire,<br />

je passe dans l’irréel et subis avec<br />

extase un tournoiement, une compénétration<br />

giratoire de sons et couleurs surhumains.<br />

Ces épées de feu, ces coulées de lave<br />

bleu-orange, ces brusques étoiles: voilà<br />

le fouillis, voilà les arcs-en-ciel! 33<br />

21


4 Synthese<br />

<strong>Die</strong>s ist <strong>Messiaens</strong> Kommentar zu Satz VII. Farbige<br />

Visionen hatte Messiaen erstmals <strong>im</strong> Gefangenenlager.<br />

Später hat er seine synästhetische Fähigkeit noch<br />

ausführlicher untersucht und systematischer in seinen<br />

Werken eingesetzt. Zentral für seine Harmonien sind<br />

seine Modi mit l<strong>im</strong>itierter Transpositionsmöglichkeiten.<br />

Jeder Modus provoziert bei Messiaen ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Farbspiel und jede einzelne Transposition des Modus<br />

ruft ein komplett neues Spektrum hervor:<br />

The first transposition of Mode 2 is defined<br />

like this: „blue-violet rocks speckled<br />

with little gray cubes, cobalt blue, deep<br />

Prussian blue, highlighted by a bit of<br />

violet-purple, gold, red, ruby, and stars<br />

of mauve, black, and white. Blue violet<br />

is dominant.“ The same mode in its<br />

second transposition is totally different:<br />

„gold and silver spirals against a background<br />

of brown and ruby-red vertical stripes.<br />

Gold and brown are dominant.“ And<br />

here’s the third transposition: „light green<br />

and prairie-green foliage, with specks of<br />

blue, silver, and reddish orange. Dominant<br />

is green.“ 34<br />

34 Messiaen, in [6], p. 55<br />

35 citerischin, p. 57<br />

36 Messiaen in [2] p. I, Eigenübersetzung<br />

22<br />

4.4 Vogelgesang<br />

Messiaen war einzigartig in seinen exakten<br />

Vogelgesang-Transkriptionen und deren Einbau in seinen<br />

Werken. Er reiste in der ganzen Welt umher, um<br />

Vogelgesänge aufzuschreiben. Er versuchte, die Gesänge<br />

möglichst genau zu notieren. Doch selbstverständlich<br />

musste er die Transkriptionen noch den menschlichen<br />

Fähigkeiten anpassen: normalerweise ist das Register<br />

zu hoch und die Intervalle zu klein. Er transponierte<br />

und skalierte die Transkriptionen bis sie spielbar<br />

wurden.<br />

Vogelgesang hat Messiaen zum ersten Mal in „La Nativité<br />

du Seigneur“ (1935) eingesetzt 35 . Während dem<br />

ersten Weltkrieg hat er systematisch Vogelgesänge studiert<br />

und notiert. Im Quartett hat Messiaen zum ersten<br />

Mal spezifische Vogelarten eingesetzt: Amsel und<br />

Nachtigall.<br />

Im dritten Satz stellt Messiaen die Vögel der Zeit gegenüber.<br />

Vögel stehen für „dauerndes Licht, Sterne,<br />

Regenbogen, jubilierender Gesang“ 36 . <strong>Die</strong> Vögel sind<br />

ein Zeichen der Freiheit. Keine menschliche Musik hat<br />

eine derart grosse Freiheit in den Melodien und Rhythmen,<br />

wie Vogelgesang. Er ist absolut unbeirrt von der<br />

Zeit.


5 Schluss<br />

Nachdem ich nun ausgewählte Bereiche <strong>Messiaens</strong><br />

„Quatuor pour la Fin du Temps“ technisch analysiert<br />

und anhand von vier für Messiaen charakteristischen<br />

musikalischen Aspekten interpretiert habe, möchte ich<br />

noch kurz auf den geschichtlichen Zusammenhang<br />

eingehen. Inwiefern hängt eigentlich das Thema des<br />

Quartetts mit den historischen Umständen zusammen?<br />

Kennt man <strong>Messiaens</strong> Beschäftigungen und sein<br />

früheres Werk nicht, hat man allen Grund zur Annahme,<br />

dass das Quartett als Antwort auf den Krieg und<br />

die Gefangenschaft geschrieben wurde. Dass der Titel<br />

„...für das Ende der Zeit“ <strong>im</strong> Sinne von Ende des Krieges<br />

und Gefangenschaft und ewigen Friedens zu verstehen<br />

ist. Zieht man <strong>Messiaens</strong> langjähriges Studium<br />

der Zeit und des Rhythmus’ in Betracht, sowie seine<br />

früheren Werke, erkennt man allerdings, dass er sich<br />

schon seit Langem mit dem Thema der Ewigkeit und<br />

dem Stillstand der Zeit auseinandergesetzt hat. Trotzdem<br />

hat das Quartett und die damaligen Umstände in<br />

vielerlei Hinsicht das Gesamtwerk <strong>Messiaens</strong> geprägt.<br />

Mehrere für Messiaen später charakteristische musikalische<br />

Aspekte haben ihren Anfang zu jener Zeit genommen,<br />

oder zumindest die Begeisterung des Komponisten<br />

geweckt. Farbige Visionen und Halluzinationen<br />

- während er in eisiger Kälte an Hunger litt -<br />

weckten die Begeisterung für Farben <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Musik. Auch die Begeisterung für Vögel muss<br />

seinen Höhepunkt in der Kriegsgefangenschaft gehabt<br />

haben, wo Freiheit eine Obsession gewesen sein muss-<br />

37 [6], p. 60<br />

5 Schluss<br />

te. <strong>Die</strong> Freiheit eines Vogels in dessen Lebensweise sowie<br />

dessen Gesängen, musste ein Traum <strong>Messiaens</strong> gewesen<br />

sein. Und dann...:<br />

On 15 January 1941, Messiaen realized his<br />

dream of the bird. Where all around h<strong>im</strong><br />

men were making war, Messiaen, like a<br />

bird, was making music. 37<br />

Neben den Schlussfolgerungen zum Stück selber,<br />

möchte ich aber auch noch generell zur musikalischen<br />

Analyse Stellung nehmen. Was ist eigentlich der Sinn<br />

einer Analyse? Durch die musikalische Analyse wollen<br />

wir die Eigenheiten eines Stückes oder seines Komponisten<br />

herauskristallisieren und deren Funktionen erkennen<br />

und verstehen. Im Falle von Messiaen ist bereits<br />

viel Vorarbeit geleistet worden. In seinen Einleitungen<br />

zu den Werken und seinen schriftlichen Abhandlungen<br />

und Büchern enthüllt er uns die Gehe<strong>im</strong>nisse<br />

seiner musikalischen Sprache. So stellt sich <strong>Messiaens</strong><br />

Musik als eine Schatztruhe voller versteckter<br />

musikalischer Symbole heraus, die Einem be<strong>im</strong> blossen<br />

Zuhören der Musik verborgen bleiben. Gerade bei<br />

atonaler Musik, die keine universellen Regeln hat, ist<br />

es absolut notwendig über die Techniken des entsprechenden<br />

Komponisten Bescheid zu wissen, um die<br />

Musik zu verstehen. In diesem Sinne ist die musikalische<br />

Analyse in einem gewissen Rahmen essentiell für<br />

das Verständnis.<br />

23


Quellenverzeichnis<br />

Quellenverzeichnis<br />

[1] Paul Griffiths. <strong>Olivier</strong> Messiaen and the music of t<strong>im</strong>e.<br />

Faber and Faber, London, 1985.<br />

[2] <strong>Olivier</strong> Messiaen. Quatuor pour la fin du temps.<br />

pour clarinette en si bémol, violon, violoncelle et<br />

piano. Editions DURAND, Paris, 1942.<br />

[3] <strong>Olivier</strong> Messiaen. Technique de mon langage musical.<br />

Alphonse Leduc, Paris, 1944.<br />

24<br />

[4] Aloyse Michaely. <strong>Die</strong> Musik <strong>Olivier</strong> <strong>Messiaens</strong>.<br />

Untersuchungen zum Gesamtschaffen. Verlag der<br />

Musikalienhandlung Karl <strong>Die</strong>ter Wagner, Hamburg,<br />

1987.<br />

[5] David Morris. A semiotic investigation of messiaen’s<br />

’abîme des oiseaux’. Music Analysis, 8, No.<br />

1/2.:125–158, 1989.<br />

[6] Rebecca Rischin. For the End of T<strong>im</strong>e. The Story<br />

of the Messiaen Quartet. Cornell University Press,<br />

2003.<br />

Diskographie<br />

• <strong>Olivier</strong> Messiaen. Quatuor pour la Fin du Temps,<br />

(Kagan, Brunner, Gutman, Lobanov) - Live Classics,<br />

1984


A Zusammenstellung der Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten<br />

A Zusammenstellung der Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten<br />

Abbildung 44: Modi mit beschränkten Transpositionsmöglichkeiten ([4], p. 72)<br />

25


Ewigkeit hat weder Anfang...

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