Die Musiksprache Olivier Messiaens im
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3 Quatuor pour la fin du temps<br />
{ {<br />
Bauteil a Bauteil b<br />
{<br />
1 2 1 2<br />
Abbildung 28: <strong>Die</strong> beiden am häufigsten auftretenden<br />
Bauteile der Klavierst<strong>im</strong>me. ([2], QII T19 und<br />
T21/22)<br />
Element a setzt sich zusammen aus einem „enchaînement<br />
d’accords“ 15 , eingeführt in A (Tonmaterial der<br />
beiden letzten Akkorde von T. 1) und absteigenden<br />
Quartenakkorden, bestehend aus reinen und übermässigen<br />
Quarten (vgl. [3]). Das zweite Bauelement b besteht<br />
aus einer Akkordfolge aus 4 Resonanz-Akkorden<br />
(Bauelement b-1: ar II - ar X (auf gemeinsamen Basston<br />
des), ar XII - ar VII (auf b)) und 4 Parallelakkorde<br />
in Modus 2,2 (Bauelement b-2, vgl. [3], ex.<br />
222). Ausserdem kommen noch Akkordfolgen von 6st<strong>im</strong>migen<br />
Quartenakkorden (Abb. 29, [3] ex. 216) und<br />
8-st<strong>im</strong>migen Resonanzakkorden (ar X-II, Abb. 29) vor<br />
(vgl. [4]). Den Abschluss bilden zwei ostinat wiederholte<br />
Akkorde in Modus 3,3 (Abb. 30) (vgl. [4]).<br />
Abschnitt A’ Der Schlussabschnitt greift die Hauptelemente<br />
des ersten Teils auf, allerdings in umgekehrten<br />
Versionen. Was in A aufsteigend war, erscheint nun<br />
absteigend und umgekehrt. Auf den nun absteigenden<br />
Lauf der Streicher in Modus 3,1 folgen die Triller: nacheinander<br />
Cello, Violine und Klarinette. Den Abschluss<br />
bildet eine abwärts bewegende Blitzfigur und eine aufsteigende<br />
Akkordfolge von Dominantvorhaltakkorden<br />
(da XI-IX-VI-I) mit einem „effet de vitrail“ über b.<br />
15 [3], ex. 241<br />
16 <strong>Olivier</strong> Messiaen zu III, <strong>im</strong> "Préface"von [2]<br />
17 Musikalische Angabe <strong>Messiaens</strong>, [2]<br />
14<br />
18 ibid.<br />
{<br />
{ {<br />
aq ar X-II<br />
Abbildung 29: Sukzession von<br />
Quarten- (aq) und Resonanzakkorden<br />
(ar) ([2], QII T31)<br />
3.2.4 Abîme des oiseaux<br />
Abbildung 30: Akkorde in<br />
Modus 3,3 ([2], QII T33)<br />
Clarinette seule. L’abîme, c’est le Temps,<br />
avec ses tristesses, ses lassitudes. Les oiseaux,<br />
c’est le contraire du Temps; c’est<br />
notre désir de lumière, d’étoiles, d’arcs-enciel<br />
et de jubilantes vocalises! 16<br />
„Abîme des oiseaux“ war der erste Satz des Quartetts,<br />
den Messiaen komponiert hatte und der noch vor<br />
der Gefangennahme, in Verdun zum ersten Mal vom<br />
Klarinettisten Henri Akoka gespielt wurde (siehe 3.1).<br />
Der Titel stammt aus einem Gedicht von Pierre Reverdy:<br />
„Fonds secrets“ aus der Sammlung „Ferraille“,<br />
die Messiaen <strong>im</strong> Krieg bei sich trug ([4]). Wie das Gedicht,<br />
spricht auch das Stück von einer irdischen Trostlosigket,<br />
wie sie - auf <strong>Messiaens</strong> Gesamtwerk betrachtet<br />
- selten vorkommt, aber den geschichtlichen Umständen<br />
entspricht. Inmitten dieser Trostlosigkeit, dem