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XX STADT & REGION 35<br />
Tempo 30: Die Lösung<br />
oder das Problem<br />
Stadt Augsburg will mehr selbst bestimmen, Fachleute bremsen<br />
Ist ein Tempolimit auf Autobahnen, 120 km/h<br />
etwa, eine Lösung für unser Klima? Und ist ein<br />
Tempolimit von 30 km/h die Lösung für innerstädtische<br />
Verkehrsprobleme? Im Falle von Tempo<br />
30 innerorts hat die Stadt Augsburg sich bereits vor<br />
einiger Zeit einem Bündnis von rund 300 deutschen<br />
Städten angeschlossen, die selbst entscheiden<br />
möchten, wo in ihrem Gemeindegebiet<br />
welche Höchstgeschwindigkeit gefahren<br />
werden darf – und die sich weniger von<br />
der Straßenverkehrsordnung gelenkt<br />
wissen möchten. Verkehrsexperten<br />
warnen indes vor zu viel Tempo-<br />
30-Straßen und sie erinnern an<br />
übertriebenes Vorgehen mancher<br />
Kommune bei LKW-Verkehrsbeschränkungen.<br />
Sogar bis vors Verwaltungsgericht<br />
sei man gezogen, erinnert sich Peter<br />
Stöferle, bei der Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) zuständig für Verkehr und Mobilität.<br />
Der Grund vor einigen Jahren waren Durchfahrverbote<br />
für schwere Lastwagen, deren Erlass für<br />
die Kommunen erleichtert worden war.<br />
In mancher Gemeinde sei der Spielrahmen<br />
derart ausgelegt worden,<br />
dass es zu Problemen mit (anderen)<br />
Anw<strong>ohne</strong>rn gekommen<br />
war, mit dem Transportgewerbe,<br />
mit der örtlichen Erreichbarkeit.<br />
Demnächst dasselbe mit Tempo<br />
30? Ebenso wie Stöferle bestätigt<br />
Bernd Emmrich vom ADAC, dass<br />
Tempo 30 in Wohngebieten oder<br />
vor Schulen, Altenheimen, Krankenhäusern…<br />
nicht als Problem<br />
gesehen werde. Problematisch seien vor allem<br />
Straßen mit einer „bündelnden Funktion“ für Verkehrsströme,<br />
Stöferle nennt beispielhaft die Donauwörther<br />
Straße in Augsburg. Würden vergleichbare<br />
größere Straßen auf Tempo 30 reduziert, verliere<br />
diese Route ihren Zeitvorteil gegenüber klassischen<br />
Tempo-30-Straßen etwa in Wohngebieten.<br />
Die Folge, wie sie aus Untersuchungen immer<br />
wieder abzulesen seien: Schleichverkehr<br />
in Gegenden, wo man ihn nicht haben<br />
möchte, werde erzeugt, etwa durch<br />
Wohnstraßen.<br />
Bernd Emmrich bestätigt: „Eine<br />
ADAC Untersuchung zu den verkehrlichen<br />
Auswirkungen einer<br />
Regelgeschwindigkeit von 30 km/h<br />
ergab, dass in Folge der Absenkung<br />
der zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />
die Fahrleistung auf den Straßen, auf<br />
denen zuvor 50 km/h erlaubt war, deutlich<br />
sinkt.“ Ein Großteil der Fahrleistung<br />
verlagere sich auf Erschließungsstraßen<br />
und damit in<br />
Wohnbereiche, wo schon zuvor<br />
eine Tempo 30-Regelung<br />
galt. Die Fahrleistung erhöhe<br />
sich in den Modellrechnungen<br />
um 15 bis 17 Prozent. „Die<br />
bloße Anordnung von Tempo<br />
30 als Regelgeschwindigkeit<br />
hat zudem nur geringe Effekte<br />
auf die Verkehrssicherheit.<br />
Dies hängt damit zusammen,<br />
dass auf zahlreichen Hauptverkehrsstraßen<br />
weiterhin Tempo<br />
50 gilt.“<br />
Verkehrsexperte Peter Stöferle<br />
von der Industrie- und<br />
Handelskammer Schwaben<br />
(li.) rät beim Ausweisen<br />
weiterer Tempo-30-Straßen<br />
ebeso zum Maßhalten wie<br />
Bernd Emmrich vom ADAC.