Ärzt*in für Wien 2023/2

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

INTERN NEWS Schwerpunkt Equip4Ordi Rechtliches zur ÄrzteEinkaufs Service-Equip4Ordi GmbH Verlauf und Ergebnis der rechtlichen Überprüfung der ÄrzteEinkaufsService-Equip4Ordi GmbH aus Sicht des damit beauftragten Rechtsanwalts – eine Kurzinformation. Von Matthias Cerha ► Ende November/ Anfang Dezember 2022 wurde unsere Kanzlei mit der Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Geschäftsführung der ÄrzteEinkaufsService-Equip4Ordi GmbH beauftragt. Die Kurienversammlung der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien hält (über eine Holdinggesellschaft, die ärztliche Not- und Bereitschaftsdiensterrichtungsges.m.b.H.) indirekt Beteiligungen an drei weiteren Gesellschaften. Eine davon ist die ÄrzteEinkaufsService- Equip4Ordi GmbH, deren ursprüngliche Aufgabe es war, Ordinationsbedarf günstig einzukaufen und entsprechende Ersparnisse an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte weiterzugeben. Die Gesellschaft verfügte bis Ende 2022 über zwei Geschäftsführer. Darüber hinaus ist zur Kontrolle und Beratung der Geschäftsführer ein Beirat mit sechs Mitgliedern eingerichtet. Verschiedene Maßnahmen müssen die Geschäftsführer diesem Beirat zur Genehmigung vorlegen, bevor sie umgesetzt werden dürfen. Im September 2022 wurde ein neuer Beirat konstituiert. Am 15. September 2022 fand die erste Sitzung dieses neuen Beirates statt. Gleich nach dieser Sitzung ist einzelnen Beiratsmitgliedern der Umgang der Geschäftsführung mit dem Beirat fragwürdig vorgekommen, was sie auch dem Kurien obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, Dr. Erik Randall Huber kommuniziert haben. Dr. Huber hatte bereits im Vorfeld veranlasst, dass hinsichtlich aller Tochtergesellschaften der Kurienversammlung der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien Zwischenabschlüsse zum 30. September 2022 erstellt werden. Insbesondere haben die Geschäftsführer zahlreiche außergewöhnliche Geschäfte, für die jedenfalls die Genehmigung des Beirates notwendig gewesen wäre, entweder ohne jegliche Einbeziehung des Beirates durchgeführt, oder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Die Präsentation dieser Zwischenabschlüsse ergab im November 2022 zum Stichtag 30. September 2022 bei der ÄrzteEinkaufsService-Equip4Ordi GmbH einen negativen Cashflow und einen operativen Verlust von knapp einer Million Euro (in nur neun Monaten!). Aufgrund dessen wurde auch unsere Kanzlei von der genannten Holding mit der Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Geschäftsführung der ÄrzteEinkaufsService-Equip4Ordi GmbH und Berichterstattung darüber beauftragt. Abgesehen davon, dass wir bei unseren Erhebungen von der Geschäftsführung nur sehr eingeschränkt unterstützt wurden, wurden uns trotz unseres Auftrags falsche Informationen erteilt und wichtige Tatsachen verschwiegen. Trotzdem haben sich im Zuge unserer Untersuchung Hinweise auf erhebliche Pflichtverletzungen der Geschäftsführung ergeben, die auch zu Schäden für die ÄrzteEinkaufsService- Equip4Ordi GmbH geführt haben und zwischenzeitig größtenteils bewiesen werden können. Insbesondere haben die Geschäftsführer zahlreiche außergewöhnliche Geschäfte, für die jedenfalls die Genehmigung des Beirates notwendig gewesen wäre, entweder ohne jegliche Einbeziehung des Beirates durchgeführt, oder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Zuletzt haben sich die Geschäftsführer sogar, ebenfalls unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, Prämien ausbezahlt, für die es keine Rechtsgrundlage gibt. Diese Pflichtverletzungen haben sich im Laufe der Untersuchung weitestgehend objektivieren lassen und wurden von den Geschäftsführern teilweise zugegeben. Die genaue Bezifferung des Schadens dauert ebenso noch an, wie die weitere Überprüfung der Gesellschaft. Mittlerweile wurde im Auftrag der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien (durch eine andere Kanzlei) auch eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht. Die Durchsetzung von Schadenersatzansprüchen gegen die handelnden Personen wird vorbereitet. Als positives Zwischenergebnis unserer Arbeit ist festzuhalten, dass seit der Dienstfreistellung (und nachfolgenden Entlassung) der Geschäftsführer (und der Abberufung eines Beiratsmitglieds) auf Seiten der Ärztekammer für Wien und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großes Interesse an der Aufklärung aller Sachverhalte und der dazu erforderlichen Transparenz besteht, sodass auch die Chancen für eine künftige Schadensgutmachung laufend besser werden. Zur Person: Dr. Matthias Cerha LL.M. ist selbständiger Rechtsanwalt und Partner bei KNIRSCH GSCHAIDER & CERHA Rechtsanwälte in Wien. Spezialisierungen im Ärzte-, Medizin-, Gesellschafts-, Vertrags- und Immobilienrecht. Langjähriger Berater einer großen Anzahl von niedergelassenen Ärztinnen, Ärzte und Gruppenpraxen. Fotos: AndreyPopov/GettyImages 12 Ärzt*in für Wien 02_2023
NEWS INTERN Große Wiener Spitalsumfrage – Teil 3 Personalflucht aus Wiens Spitälern droht Wiens Spitalsärztinnen und -ärzte blicken pessimistisch in die Zukunft. Das zeigt Teil 3 der großen, mehrteiligen Wiener Spitalsumfrage unter Tausenden Spitalsärztinnen und -ärzten von Markt- und Meinungsforscher Peter Hajek. Foto: Stefan Seelig: Grafik: Peter Hajek ► „Zwei Drittel der befragten Ärztinnen und Ärzte denken regelmäßig an Kündigung. Wenn die Wiener Stadtregierung jetzt nicht handelt, stehen unsere Spitäler bald leer“, kommentiert der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Stefan Ferenci, die Ergebnisse. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen die negative Stimmung unter Wiens Spitalsärztinnen und -ärzten, wenn es um die Zukunft ihres Berufs als angestellte Ärztinnen und Ärzte geht. So gut wie niemand erwartet eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder der Arbeitsbelastung. Im Gegenteil: In etwa die Hälfte der Befragten erwartet sogar eine Verschlechterung im nächsten Jahr“, erklärt Hajek. Dass sogar zwei Drittel der Befragten regelmäßig an Kündigung denken, sei „alarmierend“. Ergebnisse im Detail •91 Prozent der befragten Spitalsärztinnen und -ärzte erwarten, dass sich die Arbeitsbelastung perspektivisch nicht verbessert, 55 Prozent erwarten sogar eine noch höhere Arbeitsbelastung. •90 Prozent sehen für die Zukunft keine Verbesserung der Arbeitsbedin- Nachdenken über einen Jobwechsel Denken Sie über einen Jobwechsel nach? alle Angestellten ÄrztInnen bis 29 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre 60+ Jahre 5 gungen, 48 Prozent erwarten gar eine weitere Verschlechterung. •90 Prozent der Befragten verstehen, dass Pflegekräfte in Wiens Spitälern kündigen. •88 Prozent verstehen, dass in Wiens Spitälern Ärztinnen und Ärzte kündigen und das Spital verlassen. •67 Prozent der befragten Spitalsärztinnen und -ärzte denken immer wieder, häufig oder andauernd daran, das Spital zu verlassen. Wohin wollen Ärztinnen und Ärzte wechseln? •48 Prozent denken an eine Zukunft als niedergelassene Wahlärztin beziehungsweise -arzt. •30 Prozent wollen sogar die Branche wechseln. •23 Prozent überlegen, in ein anderes Bundesland oder ins Ausland zu gehen. •22 Prozent denken an ein Leben als niedergelassene Kassenärztin beziehungsweise niedergelassener Kassenarzt. Zunehmend unattraktiv „Jeder Arbeitgeber, dem von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein so verheerendes Zeugnis ausgestellt wird, muss sich überlegen, was er tun kann, 13 17 31 21 15 3 ÄrztInnen in Leitungspositionen weniger 9 14 18 14 18 36 22 19 34 nahezu nie selten immer wieder häufig andauernd weiß nicht/k.A. 30 19 28 34 ÄrztInnen im AKH sowie FachärztInnen stärker 18 26 25 17 15 10 13 8 19 17 11 9 7 1 2 3 Stefan Ferenci: „Zwei Drittel der befragten Ärztinnen und Ärzte denken regelmäßig an Kündigung.“ „Mehr Zeit für die Patientinnen und Pat ienten – das ist das, was sich alle Beschäftigten im Gesundheitswesen am meisten wünschen.“ um die Mitarbeiterzufriedenheit zu heben beziehungsweise die Beschäftigten zu halten. Das rate ich auch dem WiGeV und den anderen Wiener Spitalsbetreibern dringend an. Wegducken und den Kopf in den Sand stecken, so wie es aktuell im WiGeV bei den Gefährdungsanzeigen großteils praktiziert wird, wird das Problem jedenfalls nicht lösen“, so Ferenci. Wenn man sich ansehe, wohin Spitalsärztinnen und -ärzte wechseln wollen, werde zudem deutlich, was die Ärztekammer seit Jahren kritisiert: „Das öffentliche Gesundheitssystem wird für die Beschäftigten zunehmend unattraktiver. Die Kolleginnen und Kollegen haben es satt, Patientinnen und Patienten wie am Fließband abfertigen zu müssen. Das entspricht – zu Recht - nicht ihrem medizinischen Versorgungs- und Behandlungsanspruch. Und auch eine sozialdemokratische Stadtregierung sollte sich nicht damit abfinden, dass die hohen Standards im öffentlichen Gesundheitswesen schrittweise abgebaut werden“, ist Ferenci überzeugt und führt aus: „Mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten – das ist das, was sich alle Beschäftigten im Gesundheitswesen am meisten wünschen. Und nicht nur das: Mehr Zeit ist auch eine Notwendigkeit im Sinne der Patientensicherheit. Ich möchte also an Stadtrat Peter Hacker appellieren, ein Stück des Weges gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer zu gehen und die Spitalsversorgung für die Wiener Bevölkerung wieder auf ein solides Fundament zu stellen“, so Ferenci. (rp) 02_2023 Ärzt*in für Wien 13
Seite 1 und 2: MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR
Seite 3 und 4: BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER S
Seite 5 und 6: BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER
Seite 7 und 8: BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER
Seite 9 und 10: NEWS INTERN Stadt Wien plant massiv
Seite 11: NEWS INTERN Schwerpunkt Equip4Ordi
Seite 15 und 16: NEWS INTERN Univ.-Prof. Dr. Georg P
Seite 17 und 18: MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH
Seite 19 und 20: MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH
Seite 21 und 22: COVERSTORY AM PULS Yvetta Zakarian,
Seite 23 und 24: COVERSTORY AM PULS Yvetta Zakarian:
Seite 25 und 26: KONGRESSE SERVICE 24. JAHRESTAGUNG
Seite 27 und 28: ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE BeSt 3 -Me
Seite 29 und 30: CHRONIK SERVICE gen Geschichte von
Seite 31 und 32: CHRONIK SERVICE 71. Wiener Ärzteba
Seite 33 und 34: CHRONIK SERVICE Zeit zum Feiern: Fa
Seite 35 und 36: RECHT SERVICE bewertet wurde). Beac
Seite 37 und 38: STEUER SERVICE Ärzte-GmbH: Redukti
Seite 39 und 40: Stellenausschreibung Allgemeinmediz

Ärzt*in für Wien 2023/2

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?