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41_Ausgabe November 2006

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Jacob Böhmes Böhmes Grab<br />

Grab<br />

Weitere Täfelchen auf den Kreuzarmen<br />

enthielten mancherlei bildliche und<br />

sprachliche Hinweise auf Lebensweg und<br />

Weltbild Böhmes; eine paradiesische<br />

Landschaft mit Wiese, Palme, Kunstbrunnen<br />

und dem weidenden Lamm und<br />

dem Wort “veni” (In mundum veni - Ich<br />

kam in die Welt), einen Adler mit Palmzweig<br />

und niedergehaltener Schlange<br />

und aus den Wolken dargebotenen<br />

Lilien, dazu das Wort “vidi” (Satanam<br />

descendere vidi - Ich sah den Satan<br />

weichen) und einen Löwen mit Schwert<br />

und flammendem Herz und dem Wort<br />

“vici” (Infanum vici - Ich überwand die<br />

Eitelkeit). Zitiert wurden auch die<br />

überlieferten letzten Worte des Verstorbenen:<br />

“Nun fahr’ ich hin ins Paradeis!”<br />

Am oberen Kreuzarm war in einem<br />

goldenen Strahlenkranz “Jesus” zu lesen.<br />

(Für die Aufführung “Der Gottesacker<br />

blüht” fertigte die Theaterwerkstatt eine<br />

überzeugende Nachbildung.)<br />

Verschiedenen Berichten nach wurde<br />

dieses ungewöhnliche Kreuz, das in<br />

seiner Erzählfreude schon auf künftige<br />

barocke Grabkunst hindeutete, von<br />

fanatisierten Gegnern Böhmes bald nach<br />

dessen Aufstellung besudelt, umgelegt<br />

und gestohlen. Später habe man, heißt<br />

es, die Stelle mit einigen Steinblöcken<br />

und einem Holzpfahl für die vielen<br />

Suchenden markiert.<br />

Um 1800 ließ Karl Gottlob von Anton,<br />

Mitbegründer der Oberlausitzischen<br />

Gesellschaft der Wissenschaften, eine<br />

Steinplatte auf dem Grab anbringen. Sie<br />

lehnt heute an der Rückseite des großen<br />

Granitblocks, den die Gesellschaft 1869<br />

errichten ließ, sechs Jahre vor den Feiern<br />

zum 300. Geburtstag Böhmes. Der nunmehr<br />

dritte Grabstein wurde 1922 hinzugefügt.<br />

Stifter waren Herr Richard A.<br />

Beale und Frau Countryman aus den<br />

USA, die auch die steinerne Ruhebank<br />

aufstellen ließen. Die vereinfachte Zeichnung<br />

auf dieser gewölbten Granitplatte<br />

geht auf Böhmes Gedanken über die drei<br />

Prinzipien der göttlichen Welt zurück.<br />

Das erste Prinzip der Finsternis, des<br />

Zornes und des Bösen (linke Halbkreise)<br />

steht dem zweiten Prinzip des Lichts, der<br />

Liebe und des Guten gegenüber (rechte<br />

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Jacob Böhme

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