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41_Ausgabe November 2006

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Görlitz im Sturm im Sturm<br />

des Pönfalls des<br />

(1547)<br />

Pönfalls<br />

Prokurator an der Universität im oberitalienischen<br />

Bologna, vor allem aber<br />

unbeirrbar glühender Katholik, “Diener<br />

Ferdinands von Hause aus”, also königsergeben<br />

bis auf die Knochen (wie man in<br />

späteren Zeiten von preußischen Staatsbeamten<br />

sagen würde). In Vertretung<br />

des häufig abwesenden Landvogtes als<br />

dem Beauftragten des Kaisers führte der<br />

Jurist ziemlich selbstherrlich dessen Geschäfte<br />

in der gesamten Lausitz - oft<br />

genug gegen die Interessen der Städte,<br />

nicht mit ihnen. Allein dadurch soll er<br />

einer der meistgehassten Männer des<br />

Jahrhunderts gewesen sein. Die Görlitzer<br />

fürchteten längere Zeit, dass er auch das<br />

Amt des Stadthauptmanns in der Neißestadt<br />

an sich reißen könnte. Er “überließ”<br />

es aber einem Verwandten, der gemäßigter<br />

als er agierte. Später, als alles<br />

vorbei war, nannte man ihn den “Verräter<br />

der Sechsstädte gegen den König”.<br />

Im Spiegel dieser Epoche vor der Mitte<br />

des 16. Jh. ist erkennbar, dass die Zeit<br />

geprägt war durch soziale Unzufriedenheit<br />

und rechtliche Unsicherheit in großem<br />

Ausmaß, von Zwist zwischen Ar-<br />

men und Reichen, zwischen Handwerkern<br />

und Ratsmannen, von Gegnerschaft<br />

auch zwischen dem Adel des<br />

Umlands und dem Rat der Stadt. Dessen<br />

Einfluss war auf den Dörfern durch<br />

ständig wachsenden Landbesitz erheblich<br />

stärker geworden - etwa im Bereich<br />

von Penzig mit dem Gebiet der nachmals<br />

ausgedehnten Görlitzer Heide. Auf<br />

Grund dieser ständigen Machterweiterung<br />

des städtischen Einflusses auf<br />

dem flachen Lande fürchtete der Adel in<br />

zunehmendem Maße die Beschneidung<br />

seiner eigenen Interessen.<br />

In diesen latent unsicheren sozialen Zuständen<br />

zeigte sich Ferdinand I. als<br />

Herrscher mit harter Hand und von unnachgiebiger<br />

Konsequenz, unbeirrbar<br />

selbstsicher in seinen Entscheidungen,<br />

durch nichts zu erschüttern.<br />

Das war auch in Böhmen nicht anders,<br />

wo Adel und Stadtbürgertum die gleichen<br />

Händel mit ihm ausfochten, dort<br />

aber stärker zu Unbotmäßigkeit und<br />

offener Auflehnung neigten als in der<br />

Lausitz.<br />

Horst Wenzel<br />

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