„… Bei uns in der Lofag …“ - Verband Wiener Volksbildung
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Arbeitsalltag, Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, Betriebsklima<br />
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Alois Leimbeck: 1943 hat es e<strong>in</strong> Modell gegeben, ich glaub das<br />
hat man damals dem Nölle (Anm.: dem damaligen Betriebsleiter)<br />
zu se<strong>in</strong>em Geburtstag gemacht. E<strong>in</strong>e 52-er Dampflok – die Kriegslokomotive<br />
im Maßstab 1:20. Da konnte man richtig darauf sitzen,<br />
sie ist mit Druckluft angetrieben worden. Die Lehrwerkstätte war<br />
mit großem Eifer dabei, aber auch an<strong>der</strong>e Abteilungen, wie z.B. die<br />
Gesenkschlosserei haben mitgearbeitet. Alle<strong>in</strong>e den kle<strong>in</strong>en Kessel<br />
bzw. die Armaturen zu fertigen war e<strong>in</strong>e mühsame Handarbeit.<br />
Heute wäre das e<strong>in</strong>e Spielerei mit den mo<strong>der</strong>nen Werkzeugmasch<strong>in</strong>en.<br />
Alles musste mit <strong>der</strong> Hand zugeschnitten und gebohrt<br />
werden. Aber am Ärgsten waren die Feilarbeiten an den Kulissen<br />
für die Steuerung. Das ist zuerst ausgebrannt worden, dann haben<br />
wir feilen müssen; grob vorfeilen, schleifen, dann ist es zum Härten<br />
gekommen; danach war alles verzogen. Das ist e<strong>in</strong>e Arbeit, die kann<br />
man heute gar nicht mehr bezahlen. Der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurve laufende<br />
Gleitste<strong>in</strong> war nur grob vorgerichtet auf e<strong>in</strong> bestimmtes Maß, alles<br />
an<strong>der</strong>e war dann schon Handarbeit. Wenn man Glück hatte und<br />
es gut lief, hat man höchstens e<strong>in</strong>en Vormittag daran gearbeitet;<br />
aber wenn es schlecht g<strong>in</strong>g, gleich den ganzen Tag. Erst dann ist<br />
er vom Kontrollor abgenommen worden. Erst nach e<strong>in</strong>er Prüfung,<br />
ob er wirklich geht, hats e<strong>in</strong>en Stempel gegeben, dann ist er erst<br />
zur Montage freigegeben worden. Dann hat je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> montiert hat,<br />
noch se<strong>in</strong>e Prüfnummer anbr<strong>in</strong>gen müssen. Dass man nicht sagt,<br />
Kollege, du hast etwas zusammengedreht. Ich hab damals Nummer<br />
13 gehabt, das weiß ich heute noch. Die Reichsbahn hat auch den<br />
Stempel draufgeben müssen. Da war <strong>der</strong> alte Herr Hauptfleisch, <strong>der</strong><br />
Bucklige, <strong>der</strong> hat noch se<strong>in</strong> Holzkisterl gehabt mit dem Stempel, da<br />
ist er hergeru<strong>der</strong>t wie e<strong>in</strong> „Duckanterl“, <strong>der</strong> hat gestempelt nach <strong>der</strong><br />
Zeichnung, ist eh klar, + – Maß, wenn es nicht genau war: Ausschuss.<br />
Von <strong>der</strong> Bohrerei war Herr Ing. Leitgeb <strong>der</strong> Chef, <strong>der</strong> Lechner, <strong>der</strong><br />
Kle<strong>in</strong>e war <strong>der</strong> Meister, da waren Frauen auf den kle<strong>in</strong>en Bohrmasch<strong>in</strong>en,<br />
was haben die schon gewusst? Da hat es gekracht und<br />
<strong>der</strong> Bohrer war gebrochen. Es ist jedes Mal e<strong>in</strong> Ausschussbericht<br />
geschrieben worden. E<strong>in</strong>e Fehlermeldung: Verwendbar o<strong>der</strong> nicht<br />
verwendbar – nachbestellen! Da ist h<strong>in</strong>ten auf den Arbeitssche<strong>in</strong><br />
draufgestempelt worden: „40 Stück Amboss“; von den 40 haben wir