Freiheit - SIFAT Heft 1/2023 - Leseprobe
Nach den Themen Hoffnung, Mut und Frieden der letzten SIFAT-Hefte möchten wir diesmal den Blick auf die Freiheit richten. In vielen Leitsprüchen und Liedern findet die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit einen Ausdruck: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, „Einigkeit und Recht und Freiheit“, „Frau, Leben, Freiheit“, „Die Gedanken sind frei“, „Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt“, „Leben, einzeln und frei wie ein Baum und geschwisterlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“ usw.. Auch bei Hazrat Inayat Khan nimmt Freiheit einen zentralen Platz ein. Sein erstes Buch, das er im Westen verfasste, trägt den Titel: „Eine Sufi-Botschaft der spirituellen Freiheit“, und ein grundlegender Satz von ihm lautet: „In der Freiheit der Seele liegt der Sinn des Lebens“ (englisch in Sufi Message VII, S. 197). Allerdings erkennt er im Leben der Menschen den folgenden Widerspruch: „Die Menschen wollen Freiheit und schlagen den Weg der Gefangenschaft ein.“ (s. die Rede von 1926 in diesem Heft)
Nach den Themen Hoffnung, Mut und Frieden der letzten SIFAT-Hefte möchten wir diesmal den Blick auf die Freiheit richten. In vielen Leitsprüchen und Liedern findet die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit einen Ausdruck: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, „Einigkeit und Recht und Freiheit“, „Frau, Leben, Freiheit“, „Die Gedanken sind frei“, „Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt“, „Leben, einzeln und frei wie ein Baum und geschwisterlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“ usw..
Auch bei Hazrat Inayat Khan nimmt Freiheit einen zentralen Platz ein. Sein erstes Buch, das er im Westen verfasste, trägt den Titel: „Eine Sufi-Botschaft der spirituellen Freiheit“, und ein grundlegender Satz von ihm lautet: „In der Freiheit der Seele liegt der Sinn des Lebens“ (englisch in Sufi Message VII, S. 197). Allerdings erkennt er im Leben der Menschen den folgenden Widerspruch: „Die Menschen wollen Freiheit und schlagen den Weg der Gefangenschaft ein.“ (s. die Rede von 1926 in diesem Heft)
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Wali van der Zwan: Freiheit versus Hierarchie bei Hazrat Inayat Khan
Lehrplan überblicken, und autoritären Sektenführern, die ein gottähnliches
Bild abgeben und von Anhängern verlangen, alles zu glauben, ‚weil der Lehrer
es gesagt hat‘, und schließlich alle möglichen Regeln als Dogmen aufstellen,
während Neugier und das Stellen von Fragen als Sünde gelten.
Eine Geschichte zeigt, wohin das führen kann:
Immer wenn der Guru mit seinen Schülern zur Andacht zusammensaß, kam
die Ashram-Katze herein und lenkte sie ab. Also ordnete er an, die Katze
anzubinden, wenn der Ashram beim Gebet war.
Als der Guru gestorben war, wurde die Katze weiterhin während der Gebetszeiten
angebunden.
Und als die Katze starb, wurde eine andere Katze in den Ashram geholt, um
sicherzustellen, dass die Anweisungen des Gurus während der Gebetszeit treu
und brav eingehalten wurden. Jahrhunderte vergingen und gelehrte Schüler
des Gurus schrieben Abhandlungen über die liturgische Bedeutung des
Anbindens einer Katze während der Gebetszeiten.
aus: Anthony de Mello: The Song of the Bird. Moskau, 2003, S. 142
Lehrende haben die Aufgabe – auch wenn das Akzeptieren im konkreten Fall
schwerfallen mag –, die Lernenden ihnen nacheifern zu lassen oder zumindest
unabhängig zu werden, während Sektenführer Gehorsam verlangen und
niemals zulassen können, dass Lernende über sie hinauswachsen.
Wenn wir die Lehren von Inayat Khan studieren, wird sofort klar, dass er
sich von jeglichem Sektierertum fernhielt und von seinen Schülern nie verlangte,
ihm zu gehorchen oder Dogmen zu folgen, sondern lediglich Vorschläge
machte.
Ein Beispiel dafür ist die Confraternity, die den Pflichtgebeten im Islam nahekommt.
Inayat Khan schrieb diese tägliche Gebetsroutine nicht für alle Murids
vor, sondern bot lediglich die Einweihung in die Confraternity an. Auf diese
Weise war die Verpflichtung zu dieser täglichen Routine eine freie und persönliche
Entscheidung.
Doch die Freiheit, die viele von Inayats Murids sich wünschten, war nicht die
Freiheit vom Ego, sondern die Freiheit des Egos. Sie konnten nicht erkennen,
dass sie verlernen mussten, indem sie ihre vorgefassten Vorstellungen von Freiheit
losließen, um die Freiheit der aristokratischen Seele zu verstehen.
Diese Freiheit – nicht zu vergleichen mit der äußeren, irdischen Freiheit –
kommt nach der Ausbildung, nach dem Training und der Bändigung des Ego-
Selbst, nach dem Verfeinern und Vervollkommnen des Charakters und der Persönlichkeit,
nach all diesen Opfern.
SIFAT 1 | 2023 – Freiheit 13