KURT 05/2023
KURT - Dein Magazin für Gifhorn Mai/Juni 2023
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Mai/Juni 2023
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Kunst<br />
Kunst<br />
Anja Warzecha<br />
kann Unsichtbare<br />
sprechen lassen<br />
Am 3. Juni startet ihre Stipendiums-Ausstellung<br />
„A Sense of Place“ im Künstlerhaus Meinersen<br />
Wie viele Menschen können in einem Bild zu Wort kommen, ohne<br />
dass sie zu sehen sind? Das ist vielleicht die dringlichste Frage, die<br />
man sich stellt, wenn man die personenbefreiten Malereien und<br />
Zeichnungen von Anja Warzecha betrachtet. Die 33-Jährige lebte<br />
ein Jahr lang als Stipendiatin im Künstlerhaus Meinersen, am 2. Juni<br />
findet die Vernissage zu ihrer Ausstellung „A Sense of Place“ statt.<br />
Und wie der Titel schon sagt: Im sichtbaren Zentrum ihrer Arbeiten<br />
steht das Ortsgefühl, eigentlich die Geschichte eines Ortes,<br />
die jeder Betrachter und jede Betrachterin anders liest, wenn die<br />
unsichtbaren Gestalten zu sprechen beginnen.<br />
Ein Jahr lang lebte Anja<br />
Warzecha als Stipendiatin<br />
im Künstlerhaus<br />
Meinersen. In dieser Zeit<br />
ist auch das Triptychon in<br />
Anlehnung ans Gifhorner<br />
Kavalierhaus entstanden.<br />
Foto: Bastian Till Nowak<br />
Von Malte Schönfeld<br />
Ungefähr einen Monat vor<br />
Ausstellungsbeginn sind schon<br />
mehrere Räume im Künstlerhaus<br />
inszeniert. Im Salon<br />
fallen einige Zeichnungen auf,<br />
die einem merkwürdig vertraut<br />
vorkommen, wenn man vorher<br />
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durch Meinersen gefahren ist<br />
– sie zeigen Vorgärten, Wohnhäuser,<br />
Ziegelfassaden, Glausbausteine.<br />
Im rechten Flügel<br />
türmt sich dagegen ein mannshohes<br />
Triptychon auf, ein imposantes<br />
Werk, eine Stube mit<br />
überlappenden ornamentalen<br />
Teppichen, gemusterten Tapeten,<br />
Schirmlampen, verzierten<br />
Sesseln, Beistelltischchen aus<br />
einer anderen Zeit. „Dass es so<br />
fein und detailreich geworden<br />
ist, ist etwas Neues“, sagt Anja<br />
Warzecha, während sie durch<br />
die Räume führt. Und noch etwas<br />
anderes Neues hat sich im<br />
Stipendium herausgebildet.<br />
In Kürze: Anja Warzecha<br />
ist 1989 in Bochum geboren,<br />
malte und zeichnete in einem<br />
Zirkel, wurde vom betreuenden<br />
Künstler gefördert, stellte<br />
eher mal so und spielerisch als<br />
ambitioniert zukunftsschwer<br />
eine Mappe zusammen, reichte<br />
die nach dem Abitur bei der<br />
Kunsthochschule Burg Giebichenstein<br />
in Halle ein, wurde<br />
angenommen. 2014 schloss sie<br />
mit Auszeichnung ab.<br />
Istanbul, Nepal, Taiwan,<br />
Leipzig – die Liste der Stipendien<br />
ist lang. Anja sagt über<br />
ihre Reisen: „Jeder Ort hat sein<br />
eigenes Bild, was er als Gesamtheit<br />
abgibt. Ich habe über<br />
die Jahre große Sammlungen<br />
an kleinen Details, an Strukturen,<br />
an Rhythmen angelegt,<br />
wie ein Ort funktioniert. In<br />
Taiwan waren es kleine Fliesen<br />
an den Fassaden, die man hier<br />
nie finden würde. Oder es sind<br />
in Vietnam ganz schmale Häuser.<br />
Farben, Werbungen, alles<br />
was dazugehört. Diese Unterschiede<br />
finde ich spannend.“<br />
Zurück nach Meinersen<br />
und zurück zu dem, was sich<br />
verändert hat. Noch während<br />
des Studiums platzen ihre<br />
Arbeiten nur so vor Naturzusammenhängen:<br />
knallgrünes<br />
Blätterwerk, Farne, Lianen,<br />
doch auch Steine, dunkle Kristalle,<br />
Eiswelten. Später kommen<br />
die Architekturen dazu,<br />
die Zäune, Treppengeländer,<br />
Balkone, Fensterrahmen – die<br />
Natur weicht dem Bau. Nun ist<br />
es so, dass diese beiden Welten<br />
– oder eher: die Fragmente<br />
dieser beiden Welten – zum<br />
ersten Mal aufeinandertreffen.<br />
Ereignisreich geschieht dies<br />
bei einem Gemälde gefertigt<br />
aus Acryl, Kohle, Buntstift<br />
und Marker in der Größe 180<br />
mal 220 Zentimeter, bei dem<br />
man mehrere Male hinschauen<br />
muss: Zwei Dimensionen »<br />
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