Pfalz-Magazin JUN 2023
Die neue Sommerausgabe des pfalz-magazins mit vielen Infos über die Pfalz, von Wein über Grillen und Kunst und Kultur.
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Echtes Mädesüß<br />
Echtes Mädesüß war neben Eisenkraut, Mistel und Wasserminze<br />
eine der heiligen Kräuter der keltischen Druiden. Im Mittelalter galt<br />
es als Heilmittel bei Geschwüren und wurde zur Reinigung der Galle<br />
eingesetzt. Mädesüß wurde aber auch wegen seines süßlich-herben<br />
und angenehmen Geruchs gerne auf dem Holzfußboden ausgestreut,<br />
so dass sich der Duft im ganzen Haus verteilen konnte. Im<br />
frühneuzeitlichen England kochte man zudem die Blüten in Wein,<br />
um sie als Stimmungsaufheller zu trinken.<br />
Der Name Mädesüß hat indessen nichts mit süßen Mädchen zu tun,<br />
sondern ist wohl eher auf die Bezeichnungen „Mahd süße“ und<br />
„Metsüße“ zurückzuführen. „Mahd süße“ , weil die Blätter und<br />
Blüten nach dem Mähen einer Wiese süßlich duften und „Metsüße“,<br />
da Honigwein (Met), mit Mädesüß aromatisiert wurde.<br />
Biologie/Vorkommen<br />
Das Echte Mädesüß ist in Bach- und Flussauen, auf nassen Wiesen,<br />
Flach- und Zwischenmoore, Bergwiesen und Auwäldern zu finden.<br />
In Europa sowie Nord und Mittelasien wächst das Echte Mädesüß als<br />
Wildkraut, allerdings nur in Gebieten unter 2000 Meter.<br />
Das Echte Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceen)<br />
und ist eine ausdauernde Staude, die bis zu 150 cm hoch<br />
werden kann. In ihrer Blütezeit, die in Deutschland von Juni bis Juli<br />
reicht, entwickelt das Echte Mädesüß doldentraubige Blütenstände<br />
mit vielen cremefarbenen Einzelblüten. Besonders Abends verströmen<br />
die Blüten einen intensiven honig- bis mandelartigen Geruch.<br />
Wenn man die Blüten jedoch zerreibt riechen sie nach Salicylsäure.<br />
Inhaltsstoffe/Wirkung<br />
Der Geruch nach Salicylsäure hat einen ganz besonderen Grund.<br />
Das Echte Mädesüß ist ein leichtes Schmerzmittel, da es den pflanzlichen<br />
Vorgänger der Acetylsalicylsäure, die Salicylsäure, beinhaltet.<br />
Bereits 1839 gelang es zwei deutschen Chemikern aus dem Echten<br />
Mädesüß, das damals noch als Spierstaude bezeichnet wurde, zum<br />
ersten Mal Salicylsäure, auch Spirsäure genannt, zu isolieren. Zusammen<br />
mit der Rinde der Weide war das Echte Mädesüß der einzige<br />
Lieferant dieses schmerzlindernden Stoffes. Erst als 1899 Hoffmann<br />
die Acetylsalicylsäure synthetisch herstellen konnte und das Aspirin<br />
geboren war, verlor das Echte Mädesüß seine Bedeutung. Aber dennoch<br />
ist der heutige Name des bekanntesten Schmerzmittels noch<br />
immer mit dem damaligen Lieferanten des Hauptwirkungsstoffes<br />
verbunden. Denn das „A“ in Aspirin steht zwar für Acetyl, das „spirin“<br />
wurde aber vom Begriff Spirsäure, abgeleitet.<br />
Durch die natürliche Salicylsäure wirkt das Mädesüß wie ein leichtes<br />
Schmerz- und Fiebermittel. Daneben wird ihm aber auch eine<br />
adstringierende (bessere Wundheilung), entzündungshemmende,<br />
harntreibende, krampflösende und schweißtreibende Wirkung<br />
nachgesagt.<br />
Anwendungsgebiete<br />
Mädesüß wird zur unterstützenden Behandlung bei einer Sommergrippe<br />
empfohlen, da durch die Einnahme von Mädesüß eine<br />
Schwitzkur durchgeführt werden kann, und die Pflanze gleichzeitig<br />
fiebersenkend und natürlich schmerzlindernd wirkt. In der Naturheilkunde<br />
wird Mädesüß aber auch bei Rheuma, Nierenbeschwerden,<br />
Gicht, Hautkrankheiten, Kopfschmerzen und Harnwegsinfekten<br />
eingesetzt. Außerdem soll Mädesüß die übermäßige Produktion<br />
von Magensäure eindämmen und hilft deshalb auch bei starkem<br />
Sodbrennen. Am besten eignet sich hierfür ein Tee aus den Blüten<br />
der Pflanze. Dazu ungefähr 20 g Mädesüßblüten mit siedendem<br />
Wasser (150 ml) übergießen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen.<br />
Den Tee dann ein bis dreimal am Tag trinken.<br />
Aber nicht nur als Heilpflanze kann das Echte Mädesüß punkten,<br />
sondern auch als Veredler von Speisen. Zum Aromatisieren von Süßund<br />
Fruchtspeisen sowie Getränken eignet sich der süßlich-herbe<br />
Geschmack der Blüten besonders gut.<br />
Foto:pixabay<br />
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