EUYC-Unterlagen: ANDERS ESSEN
Didaktische Unterlagen
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Für die portugiesische Klimapakt-Botschafterin und Expertin für Ernährungssicherheit, Amélia<br />
Delgado, ist nachhaltiges Essen auch ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen regionalen<br />
Kultur. „In Italien, Portugal, Spanien oder Griechenland gibt es Küchen, die auf lokalen und<br />
saisonalen Zutaten basieren“, sagt sie. Und auch hier profitieren alle davon. „Eine nachhaltige<br />
Ernährung schützt und respektiert die Biodiversität und die Ökosysteme. Sie ist wirtschaftlich<br />
fair und erschwinglich, ernährungsphysiologisch ausgewogen und gesund“, sagt Amélia.<br />
Nachhaltigkeit steht auch im Mittelpunkt des EU-Aktionsplans für die Entwicklung der ökologischen<br />
Erzeugung. Ziel ist es, bis 2030 mindestens 25% der landwirtschaftlichen Flächen in<br />
der EU ökologisch zu bewirtschaften. Dies kommt zu anderen Zielen hinzu, die in der „Farm to<br />
Fork“-Strategie festgelegt wurden, wie z.B. die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und<br />
Düngemitteln um 50% oder die Verringerung von Lebensmittelverlusten und Abfällen, um nur<br />
einige zu nennen.<br />
Was muss also passieren?<br />
Amélia würde es begrüßen, wenn mehr Anstrengungen unternommen würden, um die Lebensmittelkompetenz<br />
zu verbessern, d.h. das Verständnis der Menschen für die Auswirkungen<br />
ihrer Lebensmittelwahl auf ihre Gesundheit, Gemeinschaft und Umwelt. „Es geht nicht<br />
nur darum, was man isst, sondern auch darum, was man nicht isst“, betont sie. „Wenn man<br />
sich für eine Fruchtlimonade statt für einen Apfel entscheidet, verzichtet man auf Vitamine,<br />
Antioxidantien und Ballaststoffe.“ Und natürlich tragen nicht-nachhaltige Lebensmittel nicht<br />
nur zu Fettleibigkeit und Krankheiten bei, sondern haben auch Auswirkungen auf den Klimawandel.<br />
So weist Amélia darauf hin, dass ultra-verarbeitete, verpackte Waren oft aus Monokulturen<br />
hergestellt werden, die nach der Abholzung von Wäldern angepflanzt werden.<br />
Eine Sensibilisierung ist daher unerlässlich. Die italienische Klimapakt-Botschafterin Marina<br />
Kovari ist Vertreterin der Slow-Food-Bologna-Bewegung, deren Ziel es ist, lokale Esskulturen<br />
und Traditionen zu fördern. Auf diese Weise bringt sie die Verbraucher*innen näher an die<br />
Erzeuger*innen heran und trägt dazu bei, die Bedeutung von lokal erzeugten Produkten und<br />
regionaler biologischer Vielfalt für die Zubereitung schmackhafter und nahrhafter Gerichte zu<br />
verdeutlichen. Marina ist davon überzeugt, dass die weltweite Slow-Food-Bewegung, die Anhänger*innen<br />
in über 150 Ländern hat, eine tragfähige, nachhaltige Vision dafür bietet, wie<br />
wir in den kommenden Jahren Lebensmittel anbauen und konsumieren könnten. „Es geht<br />
nicht darum, die Klimakrise mit Einhornlösungen zu lösen, sondern zu zeigen, wie wir die Welt<br />
verändern können, indem wir anders essen“, sagt sie. „Wir zeigen, dass es möglich ist, lokal<br />
zu produzieren und zu konsumieren, ohne dass Pestizide oder andere Chemikalien eingesetzt<br />
werden müssen. Auf diese Weise können wir unsere regionale Artenvielfalt und unsere gastronomischen<br />
Traditionen erhalten und gleichzeitig unsere Emissionen reduzieren.“<br />
Wie Amélia wünscht sich auch Marina eine Änderung der Gewohnheiten im öffentlichen<br />
Raum, etwa in den Schulen. „Wir können den Klimawandel mit Lebensmitteln bekämpfen,<br />
indem wir Kinder ermutigen, lokal zu essen“, sagt sie. „Die Fähigkeit, das Richtige zu tun, ist<br />
oft eine Frage des Wissens und der Information.“ Die EU stimmt dem zu – deshalb besteht die<br />
Strategie „Farm to Fork“ auf verbesserten Informationen über die Nachhaltigkeit unserer Lebensmittel,<br />
um die Konsument*innen in die Lage zu versetzen, die richtigen Entscheidungen<br />
zu treffen. Und der EU-Aktionsplan für den ökologischen Landbau sieht Maßnahmen vor, um<br />
den Bürger*innen ökologische Lebensmittel näher zu bringen, zum Beispiel in öffentlichen<br />
Kantinen und Schulen.<br />
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