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LOCAL PEOPLE<br />
BEHIND THE SUNGLASSES<br />
Mehr als 25 Jahre begleitete die PR-Unternehmerin Marietta Andreae den Designer<br />
Karl Lagerfeld auf Reisen, Interviews, Foto-Shootings und im Privatleben. Darüber hat sie ein Buch geschrieben:<br />
„Mein Geheimrat Lagerfeld“ - Anekdoten und Erinnerungen aus der gemeinsamen Zeit.<br />
Er war ein kreativer Tausendsassa, tänzelte elegant in unterschiedlichen<br />
Sparten der Modebranche: als Chefdesigner bei Chanel, Fotograf und<br />
Werbemanager. Marietta Andreae hat lange an Karl Lagerfelds Seite<br />
gearbeitet. Zunächst als Chanel PR-Direktor für Deutschland und Österreich,<br />
später im Rahmen ihrer eigenen PR-Agentur. Gemeinsam konzipierten sie<br />
große Chanel Veranstaltungen, reisten zu Festspielen und Kunstmessen,<br />
besichtigten Immobilien, lernten illustre Persönlichkeiten kennen – und einander.<br />
Man korrespondierte per handschriftlicher Briefe und Blumengrüße,<br />
siezte sich, und doch war Andreae eine der wenigen Menschen in Lagerfelds<br />
Umfeld, die ihm stets in die Augen blicken durfte. In „Mein Geheimrat<br />
Lagerfeld“ – wie er sich in einer Widmung bezeichnete – kommt Marietta<br />
einem Foto, das Helmut Newton von ihm gemacht hatte, schrieb er mir die<br />
Widmung „Ihr Geheimrat Lagerfeld“, ein Insider-Witz“, sagt die PR-Expertin.<br />
Marietta Andreae und Karl Lagerfeld haben viel gemeinsam erlebt und es<br />
gab amüsante Begegnungen. „Eine der exklusiven und bisher unbekannten<br />
Anekdoten, ist jene eines Abendessens, das wir bei den Salzburger<br />
Festspielen mit Marianne zu Sayn-Wittgenstein im Goldenen Hirsch gaben.<br />
Am Nebentisch saß der Münchner Paradiesvogel Rudolph Moshammer mit<br />
seiner Mutter Else, von denen Karl natürlich nie gehört hatte. Er fand dieses<br />
skurrile Paar aber amüsant, und schenkte später der Fürstin eine Karikatur<br />
der beiden, die er aus dem Gedächtnis gezeichnet hatte. „Diner avec Mama“<br />
hieß das Bild, und es war erstaunlich, wie perfekt er beide getroffen hatte“,<br />
© Günther Reisp<br />
© Hartwig Valdmanis<br />
© Helmut Fricke<br />
© Günther Reisp<br />
Marietta Andreae war eine enge Vertraute von Karl Lagerfeld. 25 wunderbare Jahre mit unvergesslichen Treffen bleiben in Erinnerung.<br />
Andreae der Persönlichkeit des großen Modeschöpfers näher. Sie erzählt<br />
private Momente und beleuchtet das Wesen des Jahrhundertmenschen mit<br />
jenen sprachlichen Mitteln, die ihm selbst am vertrautesten waren, und<br />
ihn letztendlich ausmachten: der Anekdote, dem Bonmot und der launigen<br />
Erzählung. Dazu kommen zahlreiche ausgewählte Fotos von und mit Karl<br />
Lagerfeld, Skizzen, Zeitungsausschnitte und Faksimile von Briefen.<br />
ANEKDOTEN ÜBER KARL LAGERFELD<br />
Er reiste nie ohne Toaster<br />
Warum? Andreae: „Weil er morgens immer Toast aß, aber es kein noch so<br />
teures Sterne-Hotel hinbekam, dass er auf dem Zimmer auch heiß ankam.<br />
Karl brachte sein spezielles Brot immer aus Paris mit.“<br />
Warum er immer Brille trug<br />
Andreae: „Karl sagte oft, dass er einen traurigen Dackelblick habe. Er wollte<br />
mit der Sonnenbrille, dass das niemand sieht.“<br />
Geheimrat Lagerfeld<br />
„Karl und ich haben an gemeinsamen Abenden viel über seine Kindheit<br />
gesprochen. Seine ersten Vorbilder waren sein Vater Otto und sein Patenonkel,<br />
beides hochelegante Herren, die noch vom Stil der Weimarer Republik<br />
geprägt waren. Hinzu kamen Persönlichkeiten aus alten Zeiten, wie Harry<br />
Graf Kessler, Stresemann, Rathenau, denen er schon als Kind nacheiferte.<br />
Als er sich nach seiner 3D-Diät, bei der er innerhalb von 13 Monaten 42 Kilo<br />
abnahm, einen neuen Stil kreierte, orientierte er sich an diesen – wie wir<br />
sagten – „Geheimrats-Look“, den er ins 21. Jahrhundert transferierte. Auf<br />
erinnert sie sich. In seinen letzten Lebensjahren wuchs Karls Lagerfelds<br />
Ruhm ins Unermessliche, er war eine lebende Legende.<br />
„Er mochte es, dass er für die junge Generation so ein Held geworden ist,<br />
aber das hatte auch seinen Preis. Ich erinnere mich immer an seinen Satz:<br />
Man kann nicht die Butter haben und das Geld für die Butter. Mitgehangen,<br />
mitgefangen, dessen war er sich bewusst“, erklärt Marietta Andreae.<br />
Icon<br />
Karl Lagerfeld gilt als Inbegriff des perfekten Modedesigners - und er hatte<br />
ein ausgesprochenes Faible für<br />
Schwarz.<br />
„One is never over-dressed or<br />
underdressed with a Little Black<br />
Dress”! Entdecken Sie nach dem<br />
Motto Lagerfelds auf den folgenden<br />
Modeseiten glamouröse<br />
Looks, die den Begriff moderner<br />
Lässigkeit und Eleganz definieren.<br />
Nina Steinhilber<br />
Fortsetzung auf S. 44<br />
BUCHTIPP<br />
Felix Jud, Gebundene Ausgabe,<br />
280 Seiten, 38 Euro<br />
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