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Alster Magazin 06/2023

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LOCAL PEOPLE<br />

BEHIND THE SUNGLASSES<br />

Mehr als 25 Jahre begleitete die PR-Unternehmerin Marietta Andreae den Designer<br />

Karl Lagerfeld auf Reisen, Interviews, Foto-Shootings und im Privatleben. Darüber hat sie ein Buch geschrieben:<br />

„Mein Geheimrat Lagerfeld“ - Anekdoten und Erinnerungen aus der gemeinsamen Zeit.<br />

Er war ein kreativer Tausendsassa, tänzelte elegant in unterschiedlichen<br />

Sparten der Modebranche: als Chefdesigner bei Chanel, Fotograf und<br />

Werbemanager. Marietta Andreae hat lange an Karl Lagerfelds Seite<br />

gearbeitet. Zunächst als Chanel PR-Direktor für Deutschland und Österreich,<br />

später im Rahmen ihrer eigenen PR-Agentur. Gemeinsam konzipierten sie<br />

große Chanel Veranstaltungen, reisten zu Festspielen und Kunstmessen,<br />

besichtigten Immobilien, lernten illustre Persönlichkeiten kennen – und einander.<br />

Man korrespondierte per handschriftlicher Briefe und Blumengrüße,<br />

siezte sich, und doch war Andreae eine der wenigen Menschen in Lagerfelds<br />

Umfeld, die ihm stets in die Augen blicken durfte. In „Mein Geheimrat<br />

Lagerfeld“ – wie er sich in einer Widmung bezeichnete – kommt Marietta<br />

einem Foto, das Helmut Newton von ihm gemacht hatte, schrieb er mir die<br />

Widmung „Ihr Geheimrat Lagerfeld“, ein Insider-Witz“, sagt die PR-Expertin.<br />

Marietta Andreae und Karl Lagerfeld haben viel gemeinsam erlebt und es<br />

gab amüsante Begegnungen. „Eine der exklusiven und bisher unbekannten<br />

Anekdoten, ist jene eines Abendessens, das wir bei den Salzburger<br />

Festspielen mit Marianne zu Sayn-Wittgenstein im Goldenen Hirsch gaben.<br />

Am Nebentisch saß der Münchner Paradiesvogel Rudolph Moshammer mit<br />

seiner Mutter Else, von denen Karl natürlich nie gehört hatte. Er fand dieses<br />

skurrile Paar aber amüsant, und schenkte später der Fürstin eine Karikatur<br />

der beiden, die er aus dem Gedächtnis gezeichnet hatte. „Diner avec Mama“<br />

hieß das Bild, und es war erstaunlich, wie perfekt er beide getroffen hatte“,<br />

© Günther Reisp<br />

© Hartwig Valdmanis<br />

© Helmut Fricke<br />

© Günther Reisp<br />

Marietta Andreae war eine enge Vertraute von Karl Lagerfeld. 25 wunderbare Jahre mit unvergesslichen Treffen bleiben in Erinnerung.<br />

Andreae der Persönlichkeit des großen Modeschöpfers näher. Sie erzählt<br />

private Momente und beleuchtet das Wesen des Jahrhundertmenschen mit<br />

jenen sprachlichen Mitteln, die ihm selbst am vertrautesten waren, und<br />

ihn letztendlich ausmachten: der Anekdote, dem Bonmot und der launigen<br />

Erzählung. Dazu kommen zahlreiche ausgewählte Fotos von und mit Karl<br />

Lagerfeld, Skizzen, Zeitungsausschnitte und Faksimile von Briefen.<br />

ANEKDOTEN ÜBER KARL LAGERFELD<br />

Er reiste nie ohne Toaster<br />

Warum? Andreae: „Weil er morgens immer Toast aß, aber es kein noch so<br />

teures Sterne-Hotel hinbekam, dass er auf dem Zimmer auch heiß ankam.<br />

Karl brachte sein spezielles Brot immer aus Paris mit.“<br />

Warum er immer Brille trug<br />

Andreae: „Karl sagte oft, dass er einen traurigen Dackelblick habe. Er wollte<br />

mit der Sonnenbrille, dass das niemand sieht.“<br />

Geheimrat Lagerfeld<br />

„Karl und ich haben an gemeinsamen Abenden viel über seine Kindheit<br />

gesprochen. Seine ersten Vorbilder waren sein Vater Otto und sein Patenonkel,<br />

beides hochelegante Herren, die noch vom Stil der Weimarer Republik<br />

geprägt waren. Hinzu kamen Persönlichkeiten aus alten Zeiten, wie Harry<br />

Graf Kessler, Stresemann, Rathenau, denen er schon als Kind nacheiferte.<br />

Als er sich nach seiner 3D-Diät, bei der er innerhalb von 13 Monaten 42 Kilo<br />

abnahm, einen neuen Stil kreierte, orientierte er sich an diesen – wie wir<br />

sagten – „Geheimrats-Look“, den er ins 21. Jahrhundert transferierte. Auf<br />

erinnert sie sich. In seinen letzten Lebensjahren wuchs Karls Lagerfelds<br />

Ruhm ins Unermessliche, er war eine lebende Legende.<br />

„Er mochte es, dass er für die junge Generation so ein Held geworden ist,<br />

aber das hatte auch seinen Preis. Ich erinnere mich immer an seinen Satz:<br />

Man kann nicht die Butter haben und das Geld für die Butter. Mitgehangen,<br />

mitgefangen, dessen war er sich bewusst“, erklärt Marietta Andreae.<br />

Icon<br />

Karl Lagerfeld gilt als Inbegriff des perfekten Modedesigners - und er hatte<br />

ein ausgesprochenes Faible für<br />

Schwarz.<br />

„One is never over-dressed or<br />

underdressed with a Little Black<br />

Dress”! Entdecken Sie nach dem<br />

Motto Lagerfelds auf den folgenden<br />

Modeseiten glamouröse<br />

Looks, die den Begriff moderner<br />

Lässigkeit und Eleganz definieren.<br />

Nina Steinhilber<br />

Fortsetzung auf S. 44<br />

BUCHTIPP<br />

Felix Jud, Gebundene Ausgabe,<br />

280 Seiten, 38 Euro<br />

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