Mühlviertel Magazin Juni 2023
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24 | LOKALES <strong>Juni</strong> <strong>2023</strong> | MÜHLVIERTEL-MAGAZIN<br />
Hochwasserschutz:<br />
Es geht nur sehr langsam voran<br />
Vor zehn Jahren, am 3. <strong>Juni</strong> 2013, erreichte das Donau-Hochwasser<br />
seinen Höhepunkt. Am ärgsten betroffen war das Eferdinger Becken, das von<br />
einem 300-jährigen Hochwasser heimgesucht wurde. Der Damm im Machland<br />
und der mobile Schutz in Mauthausen und Grein bestanden die<br />
Bewährungsprobe knapp. Ambivalent ist dagegen der Schutz in den<br />
vier Gemeinden des nördlichen Eferdinger Beckens.<br />
In der am meisten betroffenen Gemeinde<br />
Goldwörth – dort war fast alles unter<br />
Wasser – wird Schritt für Schritt an einem<br />
Vorprojekt für den technischen<br />
Hochwasserschutz gearbeitet. Um die<br />
genaue Bauausführung der Dämme<br />
festzulegen, muss der Boden nochmals<br />
durch einen Geotechniker untersucht<br />
werden. Dessen Ergebnisse werden von<br />
der Förderstelle geprüft und im Gemeinderat<br />
beraten. Dann steht die Gemeinde<br />
vor einer Mammutaufgabe: Sie<br />
muss die Zustimmung der Grundeigentümer<br />
einholen. Nach dem Abgleich mit<br />
dem generellen Hochwasserschutz<br />
werden die Ausbauquerschnitte festgelegt.<br />
Das soll der Abschluss für die Projektphase<br />
des Vorentwurfes sein. „Es<br />
werden also noch einige Jahre ins Land<br />
ziehen, bis es zu ersten konkreten Baumaßnahmen<br />
kommt. Ein dicker Brocken<br />
wird wohl die Finanzierung werden,<br />
die wir nur mit großzügiger Hilfe<br />
des Landes meistern können“, kommentiert<br />
Bürgermeister Hans Müllner<br />
(VP) die Lage in seiner Gemeinde.<br />
Erste Verhandlungen<br />
Weit gediehen ist das Projekt in der Gemeinde<br />
Ottensheim. „Unser Projektant<br />
bereitet die Pläne und Unterlagen für die<br />
wasserrechtliche Verhandlung vor“, berichtet<br />
Bürgermeisterin Maria Hagenauer<br />
(VP). In Höflein sind die Grundbesitzer<br />
bereit, die erforderlichen Flächen für<br />
den technischen Hochwasserschutz zur<br />
Verfügung zu stellen. Entlang der Donaulände<br />
entsteht ein mobiler Schutz,<br />
der im Fall eines drohenden Hochwassers<br />
aufgebaut wird. In das Projekt wird<br />
auch der Bleichenbach miteinbezogen.<br />
Laut Schätzungen ist mit Kosten von 10<br />
bis 15 Millionen Euro zu rechnen. Auch<br />
in der Gemeinde Walding steht das<br />
technische Schutzprojekt vor der wasserrechtlichen<br />
Verhandlung: „Am Palmesweg<br />
sollen dadurch sieben Häuser<br />
in einer Siedlung vor Überflutungen geschützt<br />
werden“, erklärt Bürgermeister<br />
Hans Plakolm (VP). Die Kosten belaufen<br />
sich auf rund zwei Millionen Euro.<br />
In Goldwörth haben 40 und in Walding<br />
17 Liegenschaftsbesitzer das Angebot,<br />
freiwillig abzusiedeln, angenommen.<br />
Dabei handelt es sich um Anwesen in<br />
Hagenau, Haid, Purwörth und Rodl.<br />
Der Fachausdruck dafür ist „passiver<br />
Hochwasserschutz“. Die Gemeinden<br />
waren auch dazu bereit, diese Flächen<br />
als Voraussetzung dafür in „Schutzzone<br />
Überflutungsgebiet“ umzuwidmen.<br />
2017 wurden zusätzlich 16 Häuser in<br />
Feldkirchen als Absiedlungsobjekte eingestuft.<br />
Deswegen hätte der Gemeinderat<br />
acht Quadratkilometer – ein Viertel<br />
der Gemeindefläche – in die „Schutzzone<br />
Überflutungsgebiet“ umwidmen<br />
Der an sich harmlose Lauterbach<br />
wurde 2013 zum reißenden Fluss<br />
und überflutete weite Teile in der<br />
Gemeinde Feldkirchen.<br />
müssen. Es fand sich aber keine Mehrheit<br />
im Gemeinderat, weil maximal vier<br />
Liegenschaftsbesitzer freiwillig absiedeln<br />
wollten. Die Forderung der Kommunalpolitiker,<br />
die Anwesen parzellengenau<br />
abzulösen, lehnte das Land ab.<br />
Auch die Meinung des Volksanwaltes,<br />
dass nach dem Wasserbauförderungsgesetz<br />
keinesfalls eine Umwidmung erforderlich<br />
sei, fruchtete nicht. Verwunderlich<br />
ist die Haltung des Landes auch<br />
deswegen, weil es in Landshaag unmittelbar<br />
neben der Überströmstrecke der<br />
Donau für zwei Häuser Absiedlungsangebote<br />
gegeben hat.<br />
Feldkirchens Bürgermeister David Allerstorfer<br />
(SP) ist skeptisch: „Das technische<br />
Projekt ist wirtschaftlich und<br />
ökologisch nicht umsetzbar. Aus den<br />
Gesprächen mit Betroffenen weiß ich,<br />
dass Mulden, Überführungen oder ein<br />
erhöhtes Kleinstraßennetz als Dämme<br />
oder Stahlbetonwände um Häuser<br />
kaum auf Gegenliebe stoßen. Das Land<br />
ist aber leider nicht bereit, auf Änderungswünsche<br />
einzugehen!“ ♦ -w.r.-<br />
Foto: Reisinger