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männer* | III/23

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03/20<strong>23</strong><br />

Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />

FRÜH-<br />

AUFSTEHER<br />

KÖNNEN<br />

LÄNGER<br />

GESUNDHEIT:<br />

Morphium,<br />

Pommes und<br />

Instagram<br />

PARTNERSCHAFT<br />

Polyamorie<br />

STIGMATISIERTE<br />

VOLKSKRANKHEITEN:<br />

SCHUPPENFLECHTE, RHEUMA, STI


Liebe Leser/innen,<br />

editorial<br />

/ INTRO<br />

unsere neue Ausgabe bietet wieder wertvolle Erkenntnisse zur Männergesundheit.<br />

Wir geben zum Beispiel einen Überblick zu 40 Jahren Aids. Außerdem<br />

wertvolle Einblicke in das Thema Vorsorge in allen seinen Facetten von Patientenverfügungen<br />

bis zum Testament. Im Bereich Sexualität präsentieren wir<br />

Zahlen zu „Wie schwul ist Deutschland“ und behandeln die Polygamie. Natürlich<br />

befassen wir uns auch mit dem Wohlbefinden wie beim Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

oder Proteinen. Wertvolle Erkenntnisse bieten auch unsere<br />

Beiträge zum Thema Schlaf.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Das <strong>männer*</strong> Team<br />

Das <strong>männer*</strong> TEAM<br />

OLAF ALP<br />

hat sich seit vielen Jahren auf<br />

das Themengebiet Andrologie<br />

spezialisiert und fungiert neben<br />

seiner Herausgeberschaft des<br />

Magazins mate auch als Chefredakteur<br />

des Magazins <strong>männer*</strong>.<br />

FELIX JUST<br />

als Chefredakteur unseres<br />

Partnermagazins mate. steuert<br />

vor allem Beiträge aus den Bereichen<br />

Lifestyle und Body bei.<br />

Das Team der <strong>männer*</strong> Redaktion setzt sich<br />

aus festen und freien Mitarbeitern zusammen,<br />

die wir hier kurz vorstellen.<br />

MARTIN LEWICKI<br />

ist als langjähriger freier<br />

Journalist in den Bereichen<br />

Gesundheit und Wellbeing tätig.<br />

Zu seinen Schwerpunkten<br />

zählen Ernährung und Fitness.<br />

CHRISTIAN KNUTH<br />

betreut seit 2006 das hinnerk<br />

Magazin und ist Chefredakteur<br />

des Onlineseite <strong>männer*</strong> mit<br />

Schwerpunkt sexuelle Gesundheit<br />

und Politik.<br />

MARCO BAST<br />

ist im letzten Jahr aus der alten<br />

Hauptstadt Bonn in die neue<br />

gezogen. Hier macht er sich<br />

beim Texten immer unentbehrlicher<br />

und wird daher<br />

auch regelmäßig in diesem<br />

Magazin zu lesen sein.<br />

SABINE HANNAKAMPF<br />

bestückt die Rubrik Ausland mit<br />

News aus der ganzen Welt und<br />

betreut seit 2021 auch das Kölner<br />

Stadtmagazin rik.<br />

MARK PFITZINGER<br />

ist seit Anfang 20<strong>23</strong> Teil der<br />

Grafikabteilung. Er gehört zum<br />

Layoutteam der <strong>männer*</strong> und<br />

der blu Media Stadtmagazine.<br />

03


INTRO<br />

Inhalt<br />

/<br />

GESUNDHEIT<br />

08 In der Pflege arbeiten<br />

12 MORPHIUM, POMMES UND INSTAGRAM<br />

18 4 Methoden, wie man gefährliches Bauchfett loswird<br />

22 Widerstandsanzüge helfen bei Rückenschmerzen<br />

26 Hoffnung für Schmerzpatienten<br />

28 Parodontitis-Bakterien schädigen nicht nur das Zahnfleisch<br />

32 Geschlechtskrankheiten sofort behandeln<br />

36 Wie HIV-positive Menschen von Sport profitieren können<br />

40 40 Jahre HIV<br />

46 Straffungsoperationen am Bauch<br />

48 Stigmatisierte Volkskrankheiten:<br />

Schuppenflechte, Rheuma und STI<br />

50 Affenpocken – Die Gefahr ist noch da<br />

54 Polyamorie<br />

58 Wie „SCHWUL“ ist Deutschland?<br />

60 Testosteron Behandlung kann die Psyche beeinflussen<br />

62 Laser gegen Erektiledysfunktion<br />

65 FLUTSCHIG, ABER SICHER!<br />

SEXUALITÄT<br />

04<br />

3/20<strong>23</strong>


70 SEINZ. Pflegeprodukte für Männer<br />

72 Hilft YOGA beim Muskelaubau?<br />

76 Nahrungsergänzungsmittel<br />

80 So hält man nach einer DIÄT sein neues Gewicht<br />

83 Minimalist Workout - Der Trainingsplan für viel beschäftigte<br />

84 FRÜHAUFSTEHER KÖNNEN LÄNGER - Der Extra-Boost für deinen Metabolismus<br />

86 Ein beginner´s Guide für Jogger<br />

88 EAT THIS<br />

WELLBEING<br />

90 Lichtes Haar bekämpfen - Die einfache Lösung<br />

92 FINASTERID ZUR BEHANDLUNG VON HAARAUSFALL<br />

94 Die ideale POWERNAP-DAUER für mehr Kreativität<br />

98 Impressum<br />

05


GESUNDHEIT


FOTO: FREEPIK.COM


GESUNDHEIT<br />

/ PFLEGE<br />

IN DER PFLEGE<br />

ARBEITEN<br />

Aktuell versorgen 1,4 Millionen Pflegekräfte in Deutschland über vier Millionen Pflegebedürftige.<br />

Für eine optimale Versorgung wären über 100.000 weitere Kräfte notwendig.<br />

Insbesondere die Kliniken erreichen oft nicht den angestrebten Personalerfüllungsgrad. Der<br />

Pflegenotstand hat sich durch Corona nochmals verschärft, da weitere pflegeintensivere<br />

Patienten hinzukamen und zur gleichen Zeit Fachkräfte durch eigene Krankheit oder Quarantäne<br />

ausfielen. Bis zum Jahr 2060 geht man von 4,5 Millionen Pflegebedürftigen aus.<br />

Wir haben mit dem Intensivpfleger Andreas Schuhladen vom Deutschen Herzzentrum<br />

München über seine Arbeit gesprochen.<br />

08<br />

3/20<strong>23</strong>


Wie sah Ihr Einstieg in den Pflegeberuf aus?<br />

Andreas Schuhladen: Meine ersten Schritte<br />

in der Pflege machte ich als Praktikant der<br />

Fachoberschule mit 16 Jahren und dann als<br />

Zivildienstleistender. Das war eine gute Gelegenheit,<br />

um einen ersten Einblick in die<br />

Arbeit einer Pflegekraft in einem Krankenhaus<br />

zu bekommen.<br />

Was hat Sie veranlasst, zum Deutschen<br />

Herzzentrum München zu wechseln?<br />

Andreas Schuhladen: Als ich im Jahr 2003<br />

mein Examen gemacht habe, wurde aus<br />

Kostengründen massiv Personal abgebaut<br />

und an den meisten Kliniken konnten keine<br />

Auszubildenden übernommen werden.<br />

Bei meinem damaligen Arbeitsgeber hat<br />

man mir vorgeschlagen, erstmal in einem<br />

der kreiseigenen Seniorenheime zu arbeiten,<br />

bis sich die Situation ändert. Ich habe<br />

mich dann auch in Augsburg und in München<br />

in unterschiedlichen Krankenhäusern<br />

beworben und Vorstellungsgespräche<br />

in einem Krankenhaus der Maximalversorgung<br />

und am Deutschen Herzzentrum<br />

München geführt. Da mir der Maximalversorger<br />

zu groß und unübersichtlich war<br />

und das Herzzentrum als Spezialklinik an<br />

einer Universität mit familiärem Charakter<br />

einen guten Eindruck gemacht hat, habe<br />

ich mich dafür entschieden.<br />

Welche Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

haben Sie dort durchlaufen?<br />

Andreas Schuhladen: Da die Arbeit auf<br />

einer herzchirurgischen Intensivstation in<br />

jeder Hinsicht, sowohl körperlich als auch<br />

seelisch und geistig sehr anspruchsvoll<br />

ist, war schon die Einarbeitung eine erste<br />

große Herausforderung. Doch nach der<br />

Einarbeitung ist man längst keine kompetente<br />

Fachpflegekraft, die man bis zur<br />

Rente bleibt. Ständig gibt es Neuerungen<br />

und man ist gefordert, am Ball zu bleiben.<br />

Zwischen 2008 und 2010 machte ich<br />

eine Fachweiterbildung für Intensiv- und<br />

Anästhesiepflege, danach eine Zusatzqualifikation<br />

als Praxisanleiter. In der Folge<br />

wurde ich ins Team der Reanimationstrainer*innen<br />

aufgenommen, welches ich<br />

mittlerweile leiten darf. Auch hier machen<br />

wir regelmäßig Fortbildungen. Seit 20<strong>23</strong><br />

studiere ich berufsbegleitend Berufspädagogik<br />

für Gesundheits- und Sozialberufe,<br />

was durch das Deutsche Herzzentrum<br />

München unterstützt wird. Hier beteiligt<br />

sich die Klinik an den Studiengebühren<br />

und stellt mir zusätzliche Fortbildungstage<br />

zur Verfügung.<br />

ILLUSTRATIONEN: STORYSET / FREEPIK<br />

09


GESUNDHEIT<br />

/ PFLEGE<br />

Wie können Sie dieses Wissen im Arbeitsalltag<br />

einbringen?<br />

Andreas Schuhladen: Der Lohn der Fortbildungen<br />

ist, dass mein Beruf sich mittlerweile<br />

sehr abwechslungsreich darstellt. Als<br />

Praxisanleiter wurde ich von der Patientenbetreuung<br />

freigestellt, sodass ich mich<br />

voll auf die berufspädagogischen Tätigkeiten<br />

konzentrieren kann. Diese reichen<br />

von Praxisanleitungen bis zur Abnahme<br />

praktischer Prüfungen im Rahmen der<br />

Fachweiterbildung in der Intensiv- und Anästhesiepflege.<br />

Da das Herzzentrum selbst<br />

als Weiterbildungsstätte fungiert, konnte<br />

ich mein Tätigkeitsfeld auch in der Lehre<br />

erweitern. Dies betrifft die Gestaltung von<br />

Unterrichten, aber auch viele administrative<br />

Tätigkeiten. Langweilig wird es in<br />

jedem Fall nicht. Zudem können sich die<br />

Praxisanleiter*innen in abteilungsübergreifenden<br />

Workshops für die Mitarbeitenden<br />

einbringen.<br />

Würden Sie den von Ihnen eingeschlagenen<br />

Berufsweg wieder so gehen oder<br />

etwas ändern?<br />

Andreas Schuhladen: Natürlich gab es<br />

zwischendurch schon Momente hoher<br />

Belastung mit Schichten ohne Pause, ohne<br />

Trinken und dem Gefühl seiner Arbeit<br />

nicht hinterherzukommen. Da kamen gelegentlich<br />

auch Zweifel, ob ich im richtigen<br />

Beruf bin. Im Nachhinein würde ich aber<br />

nichts ändern und bin dankbar für die<br />

Erfahrungen und viele persönliche Begegnungen<br />

und Freundschaften, die sich<br />

entwickelt haben. Vor allem einschneidende<br />

Erlebnisse, wie die erste gemeinsame<br />

Reanimation verbinden. Ein berufsbegleitendes<br />

Studium ist eine besondere<br />

Belastung und lässt nur wenig Freizeit zu.<br />

Was mir daran gefällt ist, dass es sehr anwendungsbezogen<br />

ist und ich tatsächlich<br />

viele neu erlernte Inhalte auch praktisch<br />

anwenden kann.<br />

Was würden Sie jungen Menschen empfehlen,<br />

die sich für einen Beruf in der<br />

Pflege interessieren?<br />

Andreas Schuhladen: Erstmal würde ich<br />

ihnen raten, sich nicht abschrecken zu<br />

lassen, von den all den Horrorszenarien,<br />

die zum Teil gezeichnet werden. Die Pflege<br />

ist ein toller Beruf, der sehr abwechslungsreich<br />

sein kann und auch Fortbildungsmöglichkeiten<br />

bietet, die nicht gleich so<br />

ersichtlich sind. Was ich mit der Erfahrung<br />

von heute empfehlen würde, ist in jedem<br />

Fall in einer neuen Abteilung erstmal über<br />

einen möglichst langen Zeitraum zu hospitieren.<br />

Die Kliniken suchen händeringend<br />

nach Personal und man kann sich seinen<br />

Arbeitgeber aussuchen und schauen, wo<br />

man das beste Angebot bekommt. Das<br />

hängt weniger mit Geld zusammen als vielmehr<br />

mit den Arbeitsbedingungen und der<br />

gelebten Unternehmenskultur. So etwas<br />

lässt sich bei ein bis zwei Tagen Hospitation<br />

schon ein wenig erkennen.<br />

10<br />

3/20<strong>23</strong>


Christopher ist auf der Suche nach der Einen,<br />

die in seinem Dschungel noch fehlt.<br />

DU BIST<br />

INDIVIDUELL<br />

UND VERDIENST EINE HIV-THERAPIE,<br />

DIE DAS AUCH IST<br />

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Ob Pille, Spritze oder<br />

Infusion – sprich mit<br />

deinem/r Ärzt*in über<br />

eine Therapie, die zu<br />

dir passt.<br />

Mehr zum Leben mit HIV unter livlife.de


GESUNDHEIT<br />

/ PFLEGE<br />

Autor: Dada Peng<br />

MORPHIUM, POMMES<br />

UND INSTAGRAM<br />

Wie kann ich die letzten Lebenstage<br />

für meine Angehörigen so angenehm<br />

wie möglich gestalten?<br />

Die Lebensrealität von uns allen hat sich in<br />

den letzten 20 Jahren enorm verändert. Vor<br />

allem die Digitalisierung und Globalisierung<br />

haben dazu beigetragen. Junge Menschen<br />

leben online und offline, 50-Jährige sind<br />

heute noch genauso aktiv wie mit 30 und<br />

auch die Situation von Familien hat sich geändert.<br />

Es gibt immer mehr Single-Haushalte<br />

und Patchworkfamilien. Diese veränderte<br />

Lebenssituation beeinflusst natürlich auch<br />

unser aller Sterben. Wir möchten autark und<br />

individuell sterben können. Selbstbestimmt<br />

so lange es nur möglich ist. Als Angehöriger<br />

möchte man einem sterbenden Menschen<br />

dabei helfen. Aber wie?<br />

Gastautor Dada Peng – Begründer der<br />

Initiative „Superhelden fliegen vor“ –<br />

erklärt in diesem Feature, was Sterbenden<br />

gut tut und wie man sie auf ihrem<br />

letzten Weg richtig unterstützt.<br />

Die Initiative „Superhelden fliegen vor“<br />

möchte Angebote schaffen, informieren,<br />

genau diese Fragen beantworten und<br />

lädt Menschen aus allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen dazu ein, sich einzubringen.<br />

Zweck der Initiative ist die<br />

Hilfe und Unterstützung von sterbenden<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

Du willst mehr über Sterbebegleitung, Trauer und<br />

den Tod wissen oder hast selbst einen Todesfall<br />

im engeren sozialen Umfeld erlebt und brauchst<br />

Hilfe bei Fragen zu Bestattung und Nachlass? Auf<br />

www.agavio.de findest du eine Checkliste für den<br />

Todesfall, weiterführende Blog-Artikel und Vorsorgetipps<br />

für dein eigenes Leben.<br />

FOTO: CHIRAG PORUHIT / UNSPLASH<br />

12<br />

3/20<strong>23</strong>


UNBESCHWERT<br />

LEBEN?<br />

Mit Sicherheit!<br />

Eine erfolgreiche HIV-Therapie schützt deine Gesundheit – so kannst du<br />

entspannte Momente genießen. Welche Rolle ein nachhaltiger Behandlungserfolg<br />

dabei spielt, erfährst du bei deinem*r Ärzt*in. Mehr über den<br />

nachhaltigen Behandlungserfolg findest du auch auf NOCHVIELVOR.de<br />

DE-UNB-1624-04-20<strong>23</strong> | ©We are, GettyImages. Agenturfoto mit Model gestellt.<br />

Gilead Sciences GmbH, Fraunhoferstr. 17, 82152 Martinsried b. München, info@gilead-sciences.de, www.gileadsciences.de


GESUNDHEIT<br />

/<br />

PFLEGE<br />

sowie die Förderung von Kunst, Kultur und<br />

Medienangeboten, die sich an sterbende<br />

Menschen richten, um die verbleibende<br />

Lebenszeit bis zuletzt selbst zu gestalten,<br />

voll auszuschöpfen und selbstbestimmt<br />

leben zu können.<br />

Angela Koch, Pressesprecherin von<br />

„Superhelden fliegen vor“ sagt:<br />

„Unser Ziel ist es, die Sterbensphase individuell<br />

zu gestalten. Nicht alle Sterbenden<br />

haben dieselben Bedürfnisse. Der Mensch<br />

bleibt er selbst bis zuletzt. Wenn man<br />

seinen Angehörigen während der Sterbensphase<br />

unterstützen möchte, dann kann<br />

man das am besten tun, indem man ihn<br />

nicht anders behandelt als sonst. Unsicherheiten<br />

offen ansprechen, die Bedürfnisse<br />

des Sterbenden ernst nehmen und ihn<br />

nicht bevormunden.“<br />

EINER DER WICHTIGSTEN ASPEKTE<br />

WÄHREND DER STERBEPHASE IST ES,<br />

SCHMERZFREI ZU SEIN<br />

Wenn bei Krankheit keine Aussicht auf<br />

eine Heilung besteht, kann der Patient<br />

palliativ betreut werden. Das heißt, im<br />

Mittelpunkt der Therapie stehen die Steigerung<br />

der Lebensqualität und die Linderung<br />

der Schmerzen. Wenn diese Versorgung<br />

gewährleistet ist, kann der Patient noch<br />

Wochen oder auch Monate weiterleben<br />

und die verbleibende Lebenszeit füllen.<br />

Für viele Angehörige ist die Umstellung auf<br />

eine palliative Versorgung eine schwere<br />

Entscheidung. Zum einen erlischt die Hoffnung<br />

auf eine Heilung und zum anderen<br />

muss man sich folglich der Tatsache stellen,<br />

dass der geliebte Mensch tatsächlich<br />

stirbt. Die Auseinandersetzung mit dem<br />

Tod wird unausweichlich.<br />

Wir alle sind Sterbende. Der ein oder<br />

andere ist sich dessen nur mehr bewusst.<br />

Durch eine Diagnose, durch eine Krankheit<br />

beispielsweise.<br />

„Eine flächendeckende<br />

palliative Versorgung ist<br />

immer Grundlage und<br />

Ausgangspunkt für eine<br />

selbstbestimmte letzte<br />

Lebensphase, denn ein<br />

Mensch, der Schmerzen<br />

erleidet, hat an kulturellen<br />

oder sozialen Dingen kein<br />

Interesse.“<br />

Die Verbesserung der Lebensumstände<br />

während der Sterbephase kommt uns allen<br />

früher oder später zugute. Eine flächendeckende<br />

palliative Versorgung ist immer<br />

Grundlage und Ausgangspunkt für eine<br />

selbstbestimmte letzte Lebensphase, denn<br />

ein Mensch, der Schmerzen erleidet, hat<br />

an kulturellen oder sozialen Dingen kein<br />

Interesse.<br />

HOSPIZ ODER NICHT HOSPIZ?<br />

Viele Menschen möchten zu Hause sterben<br />

und als Angehöriger möchte man diesen<br />

Wunsch erfüllen. In vielen Fällen ist dies<br />

aber einfach nicht machbar. Manchmal<br />

zieht sich die Sterbephase über Wochen<br />

oder gar Monate hin. In der Wohnung wird<br />

für die Betreuung ein geeigneter Platz benötigt<br />

und das Familienleben läuft weiter. Der<br />

Gang in ein Hospiz ist für viele Patienten,<br />

aber auch für die Angehörigen, eine Entlastung.<br />

Zu wissen, dass der geliebte Mensch<br />

rund um die Uhr medizinisch gut versorgt<br />

ist, kommt allen Beteiligten zugute.<br />

Voraussetzung, um in einem Hospiz aufgenommen<br />

zu werden, ist immer, dass der<br />

Patient über seine Situation informiert und<br />

aufgeklärt ist. Es ist für alle klar, dass er<br />

im Hospiz versterben wird. Diese Einsicht<br />

ist für eine gute Sterbebegleitung extrem<br />

wichtig. Denn ein sterbender Mensch kann<br />

anders leben als ein Mensch, der auf eine<br />

Genesung hofft. Er kann alles essen, was er<br />

14 3/20<strong>23</strong>


HIV / Hepatitis?<br />

Persönlich. Für Sie da.<br />

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Schwerpunkt seit 1995. Persönliche und diskrete Beratung<br />

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Unsere gut ausgebildeten und verständnisvollen Mitarbeiter beantworten<br />

alle Ihre Fragen rund um HIV- und Hepatitis-Erkrankungen sowie der PEP<br />

und PrEP.<br />

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telefonisch oder persönlich vor Ort.<br />

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GESUNDHEIT<br />

/ PFLEGE<br />

mag, alles und so viel er will rauchen oder<br />

trinken. Was immer dem Sterbenden im<br />

Moment guttut, ist okay.<br />

Einen sterbenden Menschen zu begleiten,<br />

bedeutet in erster Linie, für ihn oder sie da<br />

zu sein, zuzuhören und sich selbst zurück<br />

nehmen. Er oder sie steht voll und ganz<br />

im Mittelpunkt, denn dieses Erleben ist<br />

einmalig.<br />

„Ein sterbender Mensch<br />

kann anders leben als ein<br />

Mensch, der auf eine<br />

Genesung hofft. Er kann<br />

alles essen, was er mag, alles<br />

und so viel er will rauchen<br />

oder trinken. Was immer<br />

dem Sterbenden im Moment<br />

guttut, ist okay.“<br />

Jeder Mensch kann begleiten. Viele Menschen<br />

aber haben Angst in einer Begleitung<br />

etwas falsch zu machen. Zu sterben<br />

bedeutet zu leben. Es ist eine Lebensphase,<br />

in der man lachen, weinen und auch mal<br />

streiten darf.<br />

Koch: „Viele Sterbende möchten auf gar<br />

keinen Fall bemitleidet und in Watte gepackt<br />

werden. Sterben ist ganz individuell.<br />

Der eine möchte sich nur von Pommes<br />

ernähren, in anderer führt ein Krebstagebuch<br />

auf Instagram und noch ein anderer<br />

schreibt Briefe für seine Angehörigen. Wir<br />

können uns als Begleiter nur als Ermöglicher<br />

sehen. Was immer der Sterbende<br />

möchte, wir stellen es bereit, wir kümmern<br />

uns darum. Wichtig dabei ist auch,<br />

die eigenen Grenzen als Angehöriger zu<br />

kennen. Wenn die eigene Kraft nicht mehr<br />

ausreicht, dann ist es das Beste und Schlaueste<br />

sich Unterstützung von ausgebildeten<br />

Sterbebegleitern zu holen.“<br />

Mit zwei Fragebogen-Tools begleitet<br />

die Plattform die User zum einen<br />

mit einer praktischen Checkliste im<br />

Todesfall eines Angehörigen und hilft<br />

zum anderen dabei, sich selbst und<br />

seine Lieben auf mögliche gesundheitliche<br />

Hürden vorzubereiten.<br />

Die Ergebnisse der „Checkliste im<br />

Todesfall“ wird in „zeitkritische“ Todos<br />

und „nicht zeitkritische“ To-dos<br />

unterteilt. Es besteht die Möglichkeit,<br />

die Checkliste als PDF herunterzuladen<br />

und auszudrucken. Die Ergebnisse<br />

des „Zukunftschecks“ werden<br />

in einem Drop-down-Menü in fünf<br />

unterschiedlichen Kategorien dargestellt:<br />

Gesundheit, Familie, Finanzen,<br />

Absicherung und Beruf.<br />

In aufwendig recherchierten Blog-<br />

Artikeln widmet sich Agavio juristischen<br />

Themen wie dem Erbrecht,<br />

erklärt alle wichtigen Vorsorgedokumente<br />

und gibt unter anderem eine<br />

Anleitung für das eigene Testament.<br />

www.agavio.de<br />

Fast jeder Hospizdienst bietet auch eine<br />

Sterbebegleitung an. Es gibt zusätzlich<br />

zu den stationären Hospizen ambulante<br />

Hospizdienste, die den Sterbenden oder<br />

die Sterbende zu Hause aufsuchen und<br />

betreuen.<br />

Wer einen geliebten Menschen begleiten<br />

möchte und ihm Gutes tun mag, der<br />

informiert sich am besten schon frühzeitig<br />

über seine Wünsche. So kann die letzte<br />

Lebensphase eine schöne gemeinsame Zeit<br />

werden.<br />

www.superhelden-fliegen-vor.de<br />

16<br />

3/20<strong>23</strong>


Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />

STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />

Sie möchten sich präventivmedizinisch beraten und untersuchen lassen<br />

oder hatten einen möglichen Kontakt mit Erregern?<br />

Vereinbaren Sie gerne einen Termin bei uns. Über unser Studienzentrum haben<br />

Sie zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Studien teilzunehmen und so<br />

aktiv an der medizinischen Forschung mitzuwirken und von ihr zu profitieren.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

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Prävention<br />

Beratung<br />

Diagnostik<br />

Therapie<br />

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Interdisziplinäres HIV Zentrum IZAR<br />

Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München<br />

Ismaninger Straße 22, 81675 München<br />

E-Mail: IZAR@mri.tum.de, INTERDISZIPLINÄRES Telefon: 089 / 4140 - 2451<br />

HIV ZENTRUM<br />

www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar<br />

17


GESUNDHEIT<br />

/<br />

BAUCHFETT<br />

4 METHODEN,<br />

WIE MAN<br />

GEFÄHRLICHES<br />

BAUCHFETT<br />

LOSWIRD<br />

FOTOS: WAYHOMESTUDIO / FREEPIK.COM<br />

Anders als das Unterhautfett ist Viszeralfett von außen nicht sichtbar. So können selbst Menschen<br />

mit einer normalen Figur einen hohen Anteil an dem inneren Bauchfett aufweisen. Dieses<br />

umschließt die inneren Organe und ist dort besonders aktiv am Stoffwechsel beteiligt. Das macht<br />

es zum gesundheitlichen Risiko. Doch es gibt Wege, das gefährliche Bauchfett zu reduzieren.<br />

18 3/20<strong>23</strong>


ICON: MARTIN KÖNIGSMANN /<br />

THENOUNPROJECT.COM<br />

1. Hauptsache Bewegung<br />

Ein hoher Körperfettanteil fällt meistens<br />

sofort auf. Anders verhält es sich mit dem<br />

inneren Bauchfett. Das sogenannte Viszeralfett<br />

ist von außen nicht sichtbar, da es nicht<br />

unter der Haut wie das subkutane Fett sitzt,<br />

sondern sich hinter den Bauchmuskeln<br />

verbirgt. Dort umschließt es innere Organe<br />

wie Magen, Leber und Bauchspeicheldrüse.<br />

Viszeralfett ist nicht grundsätzlich schlecht,<br />

da es auch dem Schutz der einzelnen Organe<br />

in der Bauchhöhle dient. Nur ein zu viel<br />

davon ist für die Gesundheit problematisch,<br />

denn das Viszeralfett ist besonders stoffwechselaktiv.<br />

Dabei bildet es Botenstoffe,<br />

die Entzündungen hervorrufen können.<br />

Darüber hinaus kann das innere Bauchfett<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose,<br />

Herzinfarkt und Schlaganfall<br />

sowie Diabetes mellitus und sogar einige<br />

Krebsarten wie beispielsweise Prostatakrebs<br />

begünstigen.<br />

Wie viel Bauchfett wir speichern, ist sehr<br />

individuell. Dabei spielen unter anderem<br />

Gene, Hormone, Geschlecht und Alter eine<br />

wichtige Rolle. Männer neigen beispielsweise<br />

eher dazu, am Bauch zuzunehmen<br />

als Frauen. Da generell ein großer Bauchumfang<br />

darauf schließen lässt, dass viel viszerales<br />

Fett in der Bauchhöhle vorhanden<br />

ist, gibt es einen Richtwert, an dem man<br />

sich orientieren kann: Bei Männern gilt ein<br />

Bauchumfang von mehr als 94 Zentimetern<br />

als gesundheitliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

und Diabetes mellitus.<br />

Gemessen wird der Bauchumfang etwa zwei<br />

Zentimeter oberhalb des Beckenknochens.<br />

Die Wissenschaft beschäftigt sich schon<br />

länger mit diesem Gesundheitsrisiko und<br />

so weiß man mittlerweile, mit welchen Methoden<br />

man das innere Bauchfett effektiv<br />

reduzieren kann.<br />

Wie Studien zeigen, hilft gegen Körperfett<br />

im Allgemeinen und das Viszeralfett im<br />

Speziellen am besten regelmäßige Bewegung.<br />

Dabei kommt es auf die richtige<br />

Intensität an, denn während bei starker<br />

Beanspruchung vor allem Kohlenhydrate<br />

verbrannt werden, regt eine gemäßigte,<br />

aber lang anhaltende Bewegung den Fettstoffwechsel<br />

an. Lange Cardio-Einheiten<br />

bei geringer Intensität sind ideal. Zum<br />

Beispiel eine Stunde Laufen, Schwimmen<br />

oder Radfahren bei konstanter Herzfrequenz.<br />

Selbst ein ausgedehnter zügiger<br />

Spaziergang geht an die Fettspeicher.<br />

Leichtes Training, das bei 60 bis 70 Prozent<br />

der maximalen Herzfrequenz erfolgt,<br />

zapft Körperfett als Energiequelle am<br />

besten an. Wenn man in der Lage ist, sich<br />

während eines Ausdauertrainings mit<br />

einer anderen Person zu unterhalten und<br />

das Gefühl hat, weder unterfordert noch<br />

überfordert zu sein, ist man im idealen<br />

Fettverbrennungsmodus.<br />

Es gibt aber auch gute Nachrichten für<br />

all jene, die es lieber kurz und intensiv<br />

mögen. In einer Meta-Analyse aus dem<br />

Jahr 2019 haben Forscher 786 internationale<br />

Studien ausgewertet, um herauszufinden,<br />

ob leichtes Training oder sogenanntes<br />

hochintensives Intervalltraining<br />

(HIIT) sich besser eignet, um Körperfett<br />

zu reduzieren. Dabei fanden sie heraus,<br />

dass der prozentuale Körperfettanteil<br />

durch beide Trainingsarten vergleichbar<br />

stark sinkt. Allerdings sei HIIT deutlich<br />

besser darin, die Gesamtkörperfettmasse<br />

zu reduzieren. Es gibt auch andere<br />

Hinweise darauf, dass HIIT durch den<br />

sogenannten Nachbrenneffekt auch noch<br />

Stunden nach einer Trainingseinheit den<br />

Fettstoffwechsel anregt. Doch egal, ob<br />

man kurze intensive oder lange sanfte<br />

Trainingseinheiten bevorzugt, beide kurbeln<br />

die Fettverbrennung an.<br />

19


GESUNDHEIT<br />

/ BAUCHFETT<br />

2. Weg mit dem Zucker<br />

Die zweite wichtige Stellschraube im<br />

Kampf gegen das Viszeralfett ist die Ernährung.<br />

Insbesondere Zucker ist in all seinen<br />

schnell verfügbaren Formen als Fruktose,<br />

Saccharose oder Glukose – der Dickmacher<br />

schlechthin. „Wenn bei zu hoher<br />

Fruktosezufuhr auf einmal viel Fruktose<br />

ICON: BECRIS / THENOUNPROJECT.COM<br />

Zuckerkonsum problematisch: „Die Forschung<br />

beschäftigt sich seit Jahrzehnten<br />

mit der Frage, ob und in welchem Umfang<br />

und warum Zuckerkonsum und bestimmte<br />

Erkrankungen im Zusammenhang<br />

stehen“, sagt Dr. Kabisch. Laut ihm gebe<br />

es starke statistische Zusammenhänge<br />

zwischen dem Zuckerkonsum und Erkrankungen<br />

wie Übergewicht (Adipositas), Diabetes<br />

mellitus Typ 2, Fettleber, aber auch<br />

den daraus resultierenden Folgeerkrankungen<br />

wie Herzinfarkt und Krebs.<br />

Um gefährliches Bauchfett zu reduzieren,<br />

muss man also nicht gleich radikale Low-<br />

Carb-Diäten anwenden, die nur schwer<br />

durchzuhalten sind. Es reicht schon,<br />

Zucker als Zutat in Speisen und Getränken<br />

wegzulassen oder stark zu reduzieren.<br />

Wer zudem seinen Abnehmerfolg halten<br />

will, sollte einige weitere Faktoren beachten.<br />

Wie die Auswertung verschiedener<br />

Studien zu Gewichtsverlust ergab, sollte<br />

man immer gesunde Lebensmittel zu<br />

Hause haben, regelmäßig frühstücken,<br />

viel Gemüse essen sowie wenig Zucker<br />

und wenige industriell verarbeitete Lebensmittel<br />

konsumieren, damit man nicht<br />

wieder zunimmt.<br />

die Leber anflutet, ist die Umwandlungskapazität<br />

überfordert und es wird Fett<br />

daraus gemacht, das sich in der Leber<br />

ablagert oder ans Blut abgegeben wird. So<br />

werden auch andere Gewebe mit diesem<br />

Fett angereichert“, erklärt der Ernährungswissenschaftler<br />

Prof. Nicolai Worm. Auch<br />

andere Experten gehen davon aus, dass<br />

ein übermäßiger Konsum von Fruktose zu<br />

Entzündungen in Zellen führt und durch<br />

weitere Mechanismen die Fettspeicherung<br />

im viszeralen Fettgewebe verstärkt.<br />

Auch der Studienarzt Dr. Stefan Kabisch<br />

vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung<br />

Potsdam-Rehbrücke sieht den<br />

3. Bloß keinen Stress<br />

Einer der Faktoren, warum Menschen<br />

an Gewicht zunehmen, ist Stress. Denn<br />

wenn wir unter Druck stehen und unausgeglichen<br />

sind, wird das Stresshormon<br />

ICON: SOREMBA / THENOUNPROJECT.COM<br />

20<br />

3/20<strong>23</strong>


Cortisol im Körper ausgeschüttet. Dieses<br />

führt dazu, dass wir mehr Körperfett<br />

speichern. Studien haben gezeigt, dass<br />

sowohl bei Frauen als auch bei Männern<br />

Cortisol zu mehr viszeralem Fett führen<br />

kann. Das Gegenrezept lautet folgerichtig:<br />

Bloß nicht stressen lassen! Das klingt<br />

allerdings einfacher, als es in der Realität<br />

umsetzbar ist. Aber mit Strategien wie<br />

Meditation, Achtsamkeitstraining, Yoga-<br />

Übungen sowie regelmäßigem Sport<br />

werden wir gelassener und stressresistenter.<br />

Auch Entspannungsmomente im<br />

Alltag, wie zum Beispiel ein Spaziergang<br />

in der Mittagspause, helfen, besser mit<br />

Arbeitsstress umzugehen.<br />

ICON: PALASH JAIN / THENOUNPROJECT.COM<br />

4. Immer ausreichend<br />

schlafen<br />

Eine der wohl einfachsten und nachweislich<br />

wirksamen Methoden, um sein Fett<br />

loszuwerden, ist ausreichend Schlaf. Eine<br />

Fünf-Jahres-Studie zeigte, dass insbesondere<br />

Menschen unter 40 Jahren, die fünf<br />

oder weniger Stunden pro Nacht schliefen,<br />

an Bauchfett und an viszeralem Fett<br />

zunahmen. Erstaunlicherweise nahmen<br />

aber auch Menschen zu, die mehr als<br />

acht Stunden pro Nacht schliefen. Am<br />

wenigsten nahmen jene Probanden zu,<br />

die sechs bis sieben Stunden Schlaf pro<br />

Nacht hatten. Erst ab einem Alter von<br />

über 40 konnte kein Zusammenhang<br />

mehr zwischen Schlafdauer und Körperfettzunahme<br />

nachgewiesen werden.<br />

21<br />

Paradies_Apotheke_60x180.indd 1 28.03.22 14:22


GESUNDHEIT<br />

/ RÜCKENSCHMERZEN<br />

Text: Martin Lewicki<br />

WIDERSTANDSANZÜGE VON<br />

ASTRONAUTEN HELFEN BEI<br />

RÜCKENSCHMERZEN<br />

Rückenbeschwerden zählen in Deutschland zu<br />

den Volkskrankheiten. Umso wichtiger sind neue<br />

Behandlungsmethoden, um den Leidenden zu<br />

helfen. Die Erfahrungen von Astronauten mit<br />

Rückenproblemen im Weltraum könnten zu neuen<br />

Therapieansätzen auch bei Erdenbürgern führen.<br />

Insbesondere die Veränderung der Arbeitswelt<br />

hin zu Bürotätigkeiten hat in den vergangenen<br />

Jahrzehnten dazu geführt, dass<br />

sich Menschen im Alltag wenig bewegen<br />

und stattdessen viel Zeit im Sitzen verbringen.<br />

Die Entlastung der Rückenmuskulatur<br />

führte dazu, dass Rückenschmerzen sich<br />

zu den am stärksten verbreiteten Leiden in<br />

hoch entwickelten Ländern entwickelten.<br />

Immerhin werden mittlerweile Büroarbeitsplätze<br />

zunehmend mit höhenverstellbaren<br />

Schreibtischen ausgestatten,<br />

damit Angestellte abwechselnd im Sitzen<br />

und Stehen arbeiten können. Von einem<br />

Bürojob sind Astronauten im All zwar<br />

meilenweit entfernt, dennoch könnten<br />

ihre Erfahrungen mit Rückenproblemen<br />

helfen, auch auf Erden Rückenschmerzen<br />

besser zu behandeln.<br />

FEHLENDE SCHWERKRAFT LÄSST<br />

ASTRONAUTEN WACHSEN<br />

Die Ursache für Rückenbeschwerden der<br />

Astronauten ist nicht das häufige Sitzen.<br />

Stattdessen sorgt die fehlende Schwerkraft<br />

im All dafür, dass die Wirbelsäule<br />

sich streckt und nahezu gerade wird. Wie<br />

die amerikanische Johns-Hopkins-Universität<br />

in einer Studie berichtet, kann es bei<br />

Astronauten dazu führen, dass sie während<br />

einer Mission im All um bis zu 7,5<br />

Zentimeter wachsen. Das Problem: Wenn<br />

sie zurück auf der Erde ankommen,<br />

staucht sie die Erdanziehungskraft wieder<br />

zusammen. Und das ist schmerzhaft.<br />

So haben fast 80 Prozent der Rückkehrer<br />

aus dem All mit Rückenschmerzen zu<br />

kämpfen. Im All liegt die Quote dagegen<br />

22<br />

3/20<strong>23</strong>


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Diagnose &<br />

Therapie<br />

Mpox<br />

Impfung<br />

FOTO: VECSTOCK / FREEPIK.COM<br />

bei 52 Prozent. Es ist also ein großes<br />

Problem für Astronauten. „Wenn die<br />

reduzierte Schwerkraft dazu führt, dass<br />

sich die Krümmung richtet, dann wäre<br />

dies nicht nur eine Ursache für akute<br />

Schmerzen bei Astronauten, sondern<br />

könnte auch die Stabilität ihrer Wirbelsäule<br />

beeinträchtigen, wenn sie zurück<br />

auf der Erde sind“, sagt Radostin Penchev,<br />

Arzt am Johns-Hopkins-Universitätskrankenhaus<br />

und mitwirkender der<br />

DR. MED. INGO OCHLAST<br />

FA für Allgemein- und Arbeits-<br />

Astronautenstudie.<br />

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Eine andere Studie der Universität Innsbruck<br />

hat zudem gezeigt, dass Militärhubschrauber-Piloten<br />

und ihre Besatzungsmitglieder<br />

ebenfalls durch hohe<br />

Gravitationskräfte öfter von Rückenschmerzen<br />

betroffen sind. Die Piloten<br />

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<strong>23</strong>


GESUNDHEIT<br />

/ RÜCKENSCHMERZEN<br />

ILLU: PCH.VECTOR / FREEPIK.COM<br />

entwickeln fast dreimal häufiger einen<br />

Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich<br />

als die Allgemeinbevölkerung. Das<br />

trifft auch auf Astronauten zu. Sie erleiden<br />

laut einer NASA-Studie aus dem Jahr 2010<br />

rund viermal häufiger einen Bandscheibenvorfall,<br />

vor allem kurz nach der Rückkehr<br />

zur Erde.<br />

WAS ASTRONAUTEN GEGEN RÜCKEN-<br />

SCHMERZEN UNTERNEHMEN<br />

Schon seit Beginn des Weltraumreisens<br />

hilft klassisches Krafttraining auf der Erde<br />

Astronauten gegen Rückenschmerzen. Zu<br />

den Übungen zählen Kniebeugen, Ausfallschritte<br />

und Ruderzug. Die Stärkung<br />

der Muskulatur dient der Vorbeugung von<br />

Rückenproblemen. Um einen zu starken<br />

Muskelabbau im All zu verhindern, sind<br />

Raumstationen zudem mit Trainingsgeräten<br />

ausgestattet. Doch wie die gesundheitliche<br />

Untersuchung der Astronauten zeigt,<br />

reicht das allein nicht aus.<br />

Ideal wäre die Erzeugung von Schwerkraft<br />

im All. „Science-Fiction hat die sich<br />

drehende Raumstation populär gemacht,<br />

die Zentrifugalkraft nutzt, um Schwerkraft<br />

nachzuahmen“, sagt der Wissenschaftler<br />

Radostin Penchev. Laut ihm seien jedoch<br />

spezielle Anzüge eine realistischere und<br />

sogar bessere Alternative. Diese können<br />

dem Körper einen ähnlichen Widerstand<br />

bieten wie die Erdanziehungskraft. Und sie<br />

existieren bereits. Die Anzüge fühlen sich<br />

an, als würde man Gummibänder von den<br />

Schultern bis zu den Hüften überziehen.<br />

Dadurch sollen einzelne Muskelgruppen<br />

aktiviert werden, die uns auf der Erde die<br />

aufrechte Haltung ermöglichen, erklären<br />

die Forscher in ihrer Studie.<br />

Wie die Auswertung von 722 Raumflügen<br />

zeigte, konnte die Verwendung solch eines<br />

Widerstandsanzugs zusammen mit einem<br />

Trainingsprogramm die Rückenbeschwerden<br />

bei 85 Prozent der Probanden lindern.<br />

Jedoch beklagten einige Astronauten das<br />

unbequeme Tragen und die eingeschränkte<br />

Bewegungsfreiheit. Zu den weiteren<br />

Maßnahmen, die bei Astronauten Rückenschmerzen<br />

vorbeugen sollen, zählen Massagen,<br />

Nahrungsergänzung mit Vitamin<br />

D und Muskelstimulation per Elektroden<br />

(EMS-Training).<br />

WELTRAUMTOURISMUS TREIBT DIE<br />

FORSCHUNG AN<br />

Wie die Forscher anmerken, könnte der<br />

wachsende Weltraumtourismus dazu<br />

führen, dass viele Rückkehrer aus dem All<br />

von Rückenschmerzen geplagt werden. Insofern<br />

ist die Forschung in diesem Bereich<br />

wichtig, um den gesundheitlichen Nebenwirkungen<br />

von Weltraumreisen vorzubeugen.<br />

Dies kann womöglich auch Menschen<br />

auf der Erde zugutekommen. Denn die<br />

Erkenntnisse aus dem All könnten dazu<br />

genutzt werden, Widerstandsanzüge zum<br />

Training für Patienten mit Rückenschmerzen<br />

zu entwickeln oder als Vorbeugung für<br />

jene, die sich zu wenig im Alltag bewegen.<br />

24<br />

3/20<strong>23</strong>


Foto: shutterstock/Alvaro Pantoja<br />

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GESUNDHEIT / CANNABIS<br />

Text: Martin Lewicki<br />

HOFFNUNG FÜR<br />

SCHMERZPATIENTEN<br />

CANNABIS-WIRKSTOFF IST 30-MAL EFFEKTIVER ALS ASPIRIN<br />

ILLU: FREEPIK.COM<br />

Cannabis ist nach wie vor umstritten. Für die einen ist es eine Droge, für die anderen ein hilfreiches<br />

Schmerz- und Beruhigungsmittel. Kanadischen Forschern gelang es, einen entzündungshemmenden<br />

Cannabis-Wirkstoff nachzubilden, der dreißig Mal effektiver ist als Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) – besser bekannt unter dem Namen Aspirin.<br />

In Deutschland können seit März 2017<br />

schwerkranke Patienten anstatt Schmerzmittel<br />

auch Cannabis auf Rezept erhalten.<br />

Dabei entscheidet der behandelnde Arzt,<br />

ob eine Cannabis-Therapie hilfreich ist.<br />

Die Kosten dafür werden von der Krankenkasse<br />

übernommen. Das Einsatzspektrum<br />

von Cannabis zur medizinischen Behandlung<br />

ist breit. Oft wird es beispielsweise<br />

bei chronischen Schmerzen, Multipler<br />

Sklerose, depressiven Störungen und ADHS<br />

verschrieben. Vor allem soll es die Krankheitssymptome<br />

der Patienten lindern.<br />

Allerdings muss ernsthaft abgewogen<br />

werden, ob diese Art der Therapie infrage<br />

kommt.<br />

Insbesondere Menschen mit einem hohen<br />

Risiko für Psychosen sollten vorsichtig<br />

beim Cannabis-Konsum sein. Laut einer<br />

Studie von 2019 kann der tägliche Konsum<br />

26<br />

3/20<strong>23</strong>


von Cannabis mit einem hohen Gehalt<br />

des Wirkstoffs THC (Tetrahydrocannabinol)<br />

das Risiko für ein Auftreten von<br />

Psychosen um das Sechsfache erhöhen.<br />

CANNFLAVINE SIND DEUTLICH EFFEK-<br />

TIVER ALS ACETYLSALICYLSÄURE<br />

Cannabis enthält zahlreiche Inhaltsstoffe,<br />

die eine positive Wirkung haben. Dazu<br />

zählen die sogenannten Cannflavine. Diese<br />

Entzündungshemmer im Cannabis sollen<br />

30-mal effektiver als Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) sein, die im Aspirin eingesetzt wird.<br />

Doch es gibt ein Problem: Cannflavine<br />

machen lediglich 0,014 Prozent der Cannabis-Pflanze<br />

aus. Man benötigt also enorme<br />

Mengen des Rohstoffs, um den Wirkstoff<br />

zu gewinnen. Das würde den Preis eines<br />

potenziellen Schmerzmittels in schwindelerregende<br />

Höhen treiben – und käme<br />

somit als ASS-Alternative nicht infrage.<br />

Lange wusste man nicht, wie die Cannflavine<br />

gebildet werden. Doch kanadischen<br />

Wissenschaftlern von der „University of<br />

Guelph“ gelang es, den Bauplan für die<br />

hochwirksame Substanz zu entschlüsseln.<br />

Dazu haben sie den Stoffwechselprozess<br />

der Pflanze analysiert und die für die<br />

Cannflavin-Produktion verantwortlichen<br />

Gene ausgemacht. Somit ist es ihnen<br />

möglich, den Schmerzhemmer im Labor<br />

herzustellen.<br />

Es gibt also Hoffnung für Patienten, die<br />

unter starken akuten oder chronischen<br />

Schmerzen leiden. Denn bislang müssen<br />

viele von ihnen zu Opioiden als Schmerzmittel<br />

greifen. Der neue Cannabis-Wirkstoff,<br />

der sowohl Schmerzen als auch Entzündungen<br />

im Körper lindern kann, würde<br />

im Vergleich zu Opioiden das Risiko einer<br />

Abhängigkeit deutlich senken. Deswegen<br />

arbeiten die Forscher nun an einer Methode,<br />

wie man die Cannflavine in großen<br />

Mengen synthetisieren und somit für die<br />

breite Masse verfügbar machen kann.<br />

27


GESUNDHEIT<br />

/ PARODONTITIS<br />

Text: Martin Lewicki<br />

ZAHNGESUNDHEIT<br />

ILLU: BRGFX / FREEPIK.COM<br />

PARODONTITIS-BAKTERIEN<br />

SCHÄDIGEN NICHT NUR DAS ZAHNFLEISCH<br />

Die Zahnbettentzündung Parodontitis - auch<br />

Parodontose genannt - erwischt fast jeden<br />

zweiten Deutschen im Laufe seines Lebens.<br />

Unbehandelt kann sie nicht nur zum Zahnverlust<br />

führen, sondern auch andere Krankheiten<br />

begünstigen. Wir erklären, wie man eine<br />

Parodontitis erkennt und am besten vorbeugt.<br />

Im Deutschen werden Parodontose und<br />

Parodontitis oft synonym verwendet,<br />

dabei ist der fachlich richtige Begriff<br />

Parodontitis. In beiden Fällen meint man<br />

aber die Entzündung des Zahnbettes, die<br />

im chronischen Verlauf den Zahnhalteapparat<br />

irreversibel schädigen kann. Im<br />

fortgeschrittenen Stadium sind sowohl<br />

Zahnfleischrückgang als auch der Schaden<br />

Karies<br />

SCHMERZLOS<br />

Zahnschmelz<br />

Zahnmark<br />

Dentin<br />

ILLU: BRGFX / FREEPIK.COM<br />

1 2<br />

ZAHNSCHMELZKARIES<br />

ZAHNFÄULE<br />

28<br />

3/20<strong>23</strong>


am Knochen derart massiv, dass Zähne anfangen<br />

zu wackeln und komplett ausfallen<br />

können.<br />

Nicht zu verwechseln ist Parodontose mit<br />

Gingivitis, die lediglich eine bakterielle<br />

Entzündung des Zahnfleisches beschreibt<br />

und sich leichter behandeln lässt als<br />

Parodontose. Zudem sind in beiden Fällen<br />

unterschiedliche Bakterien am Werk.<br />

Während sich die weitverbreitete Gingivitis<br />

meist gut beseitigen lässt, handelt es sich<br />

bei der Parodontitis um eine chronische<br />

Erkrankung mit gravierenden Schäden.<br />

GEFÄHRLICHE AUSWIRKUNGEN VON<br />

PARODONTITIS<br />

Das Tückische an Parodontitis ist, dass<br />

es ein schleichender und oft unbemerkter<br />

Prozess ist. So kann die chronische<br />

Entzündung über Jahre verlaufen, bevor<br />

man sie selbst erkennt. Genau das ist fatal,<br />

denn Studien belegen, dass Parodontitis<br />

nicht nur im Mundraum wütet, sondern<br />

auch andere gefährliche Auswirkungen im<br />

Körper haben kann. Durch die chronische<br />

Entzündung des Zahnfleisches und die freiliegenden<br />

Zahnhälse können Bakterien aus<br />

dem Mundraum wesentlich einfacher in<br />

die Blutbahn oder die Lunge gelangen und<br />

so weitere Organe schädigen.<br />

Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die<br />

einen Zusammenhang zwischen Parodontitis<br />

und Arteriosklerose aufzeigen.<br />

Der negative Einfluss auf die Blutgefäßerkrankung<br />

kann auch das Herz schädigen<br />

und sogar zum Herzinfarkt führen. Es<br />

gibt zudem Anzeichen dafür, dass Alzheimer<br />

durch Parodontitis ausgelöst werden<br />

könnte. In einer Untersuchung fand man<br />

jenes Bakterium, das für die Parodontitis<br />

verantwortlich ist, auch in Gehirnen von<br />

Alzheimer-Patienten.<br />

SCHMERZHAFT<br />

SEHR SCHMERZHAFT<br />

Entzündung des<br />

Zahnmarks<br />

Wurzelkanal<br />

Wurzelhaut<br />

3 4<br />

PULPITIS<br />

ZAHNSCHMELZKARIES<br />

Zahnabszess<br />

29


GESUNDHEIT<br />

/ PARODONTITIS<br />

SO ERKENNT MAN PARODONTITIS<br />

Die „Deutsche Mundgesundheitsstudie“<br />

aus dem Jahr 2014 zeigt, dass etwa jeder<br />

zweite erwachsene Deutsche ab dem 35.<br />

Lebensjahr eine Parodontitis aufweist. Im<br />

mittleren Alter wird bei rund acht Prozent<br />

der Menschen ein schweres Stadium diagnostiziert,<br />

bei den Senioren ab 65 Jahren<br />

sind es nahezu 20 Prozent. Umso wichtiger<br />

ist es, die Anzeichen dafür rechtzeitig<br />

zu erkennen, damit man die Parodontitis<br />

im Frühstadium behandeln kann. Wenn<br />

folgende Symptome über mehrere Wochen<br />

anhalten, sollte man einen Zahnarzt konsultieren.<br />

MUNDGERUCH<br />

-<br />

ZAHNFLEISCHBLUTEN<br />

-<br />

GERÖTETES ODER<br />

GESCHWOLLENES<br />

ZAHNFLEISCH<br />

-<br />

FREILIEGENDE<br />

ZAHNHÄLSE<br />

-<br />

LOCKERE ZÄHNE<br />

Dabei gilt es zu bedenken, dass diese<br />

Symptome auch andere Auslöser haben<br />

können. Mundgeruch kann durch Magenprobleme<br />

entstehen, Zahnfleischbluten<br />

durch zu starkes Aufdrücken beim Zähneputzen<br />

und lockere Zähne durch sehr starken<br />

Vitamin- und Mineralstoffmangel.<br />

URSACHEN VON PARODONTITIS<br />

Sowohl Parodontitis als auch die Vorstufe<br />

Gingivitis werden in den meisten Fällen<br />

durch Bakterien im sogenannten Biofilm<br />

der Mundhöhle ausgelöst. Diese Bakterien<br />

bilden zusammen mit Bestandteilen<br />

des Speichels sowie Nahrungsresten den<br />

Zahnbelag, auch Plaque genannt. Bleibt<br />

Plaque über einen längeren Zeitraum auf<br />

den Zähnen oder wird nicht gründlich<br />

entfernt, fangen die Bakterien darin an,<br />

Säuren und Giftstoffe zu bilden. Diese<br />

wiederum können eine Zahnfleischentzündung<br />

(Gingivitis) auslösen, die sich<br />

unbehandelt bis hin zur Entzündung des<br />

gesamten Zahnhalteapparates (Parodontitis)<br />

ausweiten kann. Infolge des Zahnfleischrückgangs<br />

bilden sich Taschen am<br />

Zahnfleischrand, wodurch Nahrungsreste<br />

noch einfacher zurückbleiben. So können<br />

sich Bakterien noch besser vermehren<br />

und das Fortschreiten der Parodontitis<br />

verstärken.<br />

Obwohl Mundhygiene eine wichtige Rolle<br />

spielt, gibt es unabhängig davon noch<br />

weitere Risikofaktoren. Dazu zählen das<br />

Rauchen, eine genetische Veranlagung<br />

sowie Diabetes. Selbst wer regelmäßig<br />

zweimal täglich seine Zähne putzt,<br />

sollte also auf die oben beschriebenen<br />

Anzeichen achten.<br />

BEHANDLUNGSERFOLG HÄNGT VON<br />

ZWEI FAKTOREN AB<br />

Für eine erfolgreiche Bekämpfung von<br />

Parodontitis sind zwei Faktoren entscheidend:<br />

die Behandlung beim Zahnarzt<br />

und die Mundhygiene des Patienten zu<br />

Hause. Wenn die Zahnfleischtaschen mehr<br />

als vier Millimeter Tiefe aufweisen, gilt die<br />

Parodontitis als behandlungsbedürftig. Obwohl<br />

praktisch jeder Zahnarzt parodontal<br />

behandeln darf, sollte man bei der Diagnose<br />

Parodontitis lieber zu einem Spezialisten.<br />

Der Zahnarzt sorgt zunächst dafür,<br />

dass Beläge auf den Zähnen mit ihren<br />

30<br />

3/20<strong>23</strong>


ILLU: PCH.VECTOR / FREEPIK.COM<br />

schädlichen Bakterien entfernt werden.<br />

Auch Karies, beschädigte Wurzelkanäle<br />

oder mangelhafte Füllungen müssen beseitigt<br />

werden, um den Bakterien keine<br />

Angriffsflächen zu bieten.<br />

Im nächsten Schritt werden die Zahnfleischtaschen<br />

und Zahnhälse gereinigt. In<br />

einigen Fällen ist es erforderlich, dass das<br />

Zahnfleisch an entzündeten Stellen chirurgisch<br />

aufgeschnitten wird, um sie von<br />

den Bakterien zu befreien. Dieses „offene<br />

Vorgehen“ findet unter örtlicher Betäubung<br />

statt. Dabei wird, wenn nötig, auch<br />

der angegriffene Knochen behandelt und<br />

das Zahnfleisch hinterher so zugenäht,<br />

dass es nah am Zahn anliegt, um Bakterien<br />

kein neues Einfallstor zu bieten.<br />

Ganz entscheidend für den Erfolg der Therapie<br />

ist jedoch die Zahnpflege des Patienten<br />

zu Hause. Denn nur, wenn man selbst<br />

für eine gesunde Mundhygiene sorgt, kann<br />

das Aufkeimen der Parodontitis in Schach<br />

gehalten werden.<br />

VORBEUGEN DURCH GESUNDE<br />

MUNDHYGIENE<br />

Die bekannteste Faustregel ist gleichzeitig<br />

die einfachste Art, nicht nur Karies,<br />

sondern auch Parodontitis vorzubeugen:<br />

Wer zweimal täglich (gründlich) Zähne<br />

putzt, der kann den schädlichen Zahnbelag<br />

entfernen, welcher für Entzündungen des<br />

Zahnfleisches verantwortlich ist. Dabei<br />

sollte man auf keinen Fall die Zahnzwischenräume<br />

sowie schwer zugängliche<br />

Stellen vergessen. Hier helfen Zahnseide<br />

oder Interdentalbürsten. Allerdings darf<br />

man es mit dem Zähneputzen nicht<br />

übertreiben. Zu intensives Putzen schädigt<br />

nämlich den schützenden Zahnschmelz<br />

und zu starkes Aufdrücken verletzt das<br />

Zahnfleisch, was wiederum zu Entzündungen<br />

führen kann.<br />

Auch die Zunge darf man nicht vergessen.<br />

Dort lagern sich ebenfalls Bakterien ab, die<br />

nicht nur für üblen Mundgeruch sorgen,<br />

sondern die Mundflora aus dem Gleichgewicht<br />

bringen können. Empfehlenswert<br />

ist zudem mindestens einmal jährlich eine<br />

professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt.<br />

Dabei werden die Zähne nicht nur<br />

optimal bis in die Zwischenräume gereinigt,<br />

sondern nebenbei auch kontrolliert.<br />

Zudem kann eine schleichende Parodontitis<br />

frühzeitig erkannt werden. Leider übernehmen<br />

die gesetzlichen Krankenkassen<br />

meist keine Kosten für eine professionelle<br />

Zahnreinigung. Diese liegen bei etwa 80 bis<br />

120 Euro und werden von einigen Zahnzusatzversicherungen<br />

übernommen.<br />

31


GESUNDHEIT<br />

/ STI<br />

Text: Christian Knuth / AFP<br />

GESCHLECHTSKRANKHEITEN<br />

sofort behandeln<br />

Seit es die vorsorgliche Einnahme von HIV-Medikamenten<br />

gegen eine Ansteckung mit dem<br />

Aids auslösenden Virus gibt, wird sowohl über<br />

die ebenfalls vorsorgliche Antibiotika-PreP als<br />

auch eine anlassbezogene Nachbehandlung<br />

(PEP) mit Antibiotika zur Vermeidung von<br />

bakteriell übertragenen Geschlechtskrankheiten<br />

(STI) nicht nur orakelt und risikofreudig in<br />

Selbstversuchen herumprobiert, sondern auch<br />

streng wissenschaftlich geforscht. Eine im März<br />

im „New England Journal Of Medicine“ veröffentlichte<br />

internationale Studie mit Beteiligung<br />

deutscher Forscher hat bestätigt, was auch<br />

schon kleinere Studien andeuteten.<br />

ÜBERRASCHUNG: ANTIBIOTIKA<br />

GEGEN STI HELFEN GEGEN STI<br />

Die Ergebnisse der Studie: Ein Antibiotikum,<br />

das einmalig als „Pille danach“<br />

eingenommen wird, kann die Ansteckung<br />

mit bakteriellen sexuell übertragbaren<br />

Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder<br />

Chlamydien deutlich verringern. Wenn<br />

die Pille binnen 72 Stunden nach dem<br />

ungeschützten Sex eingenommen wurde,<br />

konnten rund zwei Drittel der Infektionen<br />

verhindert werden. Nicht ganz unlogisch,<br />

dass Medikamente, die zur Heilung der<br />

bereits symptomatischen Krankheit eingesetzt<br />

werden und deren Wirkmechanismus<br />

dabei auf die Abtötung der auslösenden<br />

32<br />

3/20<strong>23</strong>


Bakterien abzielen, auf die gleichen<br />

Bakterien auch schon vor deren exponentiellen<br />

Vermehrung im infizierten<br />

Organismus mehrheitlich tödlich wirken.<br />

Also ab sofort neben der HIV-PrEP<br />

auch das in der Studie erforschte Doxycyclin<br />

in der Hausapotheke und dem<br />

Cruising-Package vorrätig halten? Kurze<br />

Antwort: Nein.<br />

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Danziger Str.<br />

U 2<br />

M10<br />

SEHR SPEZIFISCHE ZIELGRUPPE<br />

ERFORSCHT<br />

Da Menschen, die ihren Sex ohne die<br />

lähmende Angst vor HIV ausleben<br />

können, oftmals mehr davon praktizieren<br />

und dies gerne auch ohne den<br />

meist eh nur geringfügigen Schutz<br />

eines Kondoms gegen STI, stecken sie<br />

sich statistisch häufiger mit Eingangs<br />

genannten Plagegeistern an. Um solche<br />

Probanden zu finden, wurde das Studiendesign<br />

daher auf Männer, die Sex<br />

mit Männern haben (MSM), sowie trans<br />

Frauen, die eine Prophylaxe gegen das<br />

HI-Virus einnehmen oder bereits mit<br />

einer HIV-Infektion leben, fokussiert.<br />

Damit die Forscher auch wirklich sicher<br />

sein konnten, keine Hypochonder oder<br />

Vollkasko-Pillenschlucker ohne tatsächliche<br />

Ansteckungswahrscheinlichkeit zu<br />

erwischen, mussten die Teilnehmenden<br />

im Jahr vor Studienbeginn mindestens<br />

eine Infektion mit einer sexuell übertragbaren<br />

Krankheit durchgemacht haben.<br />

Die Auswahl scheint geglückt: Alle<br />

Probanden nahmen im Schnitt während<br />

der Studie das Antibiotikum Doxycyclin<br />

vier Mal pro Monat ein, hatten also wohl<br />

so oft auch eine Begegnung, die eine<br />

Übertragung möglich machte.<br />

Georg Stary vom Institut für Dermatologie<br />

an der Universität Wien erklärt,<br />

warum diese spezifische Zielgruppe<br />

auch für eine größere gesellschaftliche<br />

Betrachtung der STI-Infektionen taugt:<br />

Steckten sich in dieser Gruppe aufgrund<br />

der Einnahme von Doxycyclin weniger<br />

Dr. med. Markus Seidel<br />

Hals Nasen Ohren Arzt<br />

Kastanienallee 2 10435 Berlin<br />

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Di: 10:00-13:30 16:00-19:00<br />

Mi: 9:00-13:00<br />

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Daniel Prziwara<br />

Facharzt im Bereich Innere Medizin<br />

und Allgemeinmedizin<br />

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33


GESUNDHEIT<br />

/ STI<br />

Menschen mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien<br />

an, seien insgesamt weniger<br />

sexuell übertragbare Krankheiten im Umlauf.<br />

„Dementsprechend werden unter<br />

Umständen auch diejenigen geschützt, die<br />

das Medikament nicht prophylaktisch<br />

einnehmen“, erklärte er.<br />

Waren die bisherigen Einschränkungen<br />

schon reichlich relativierend, kommt das<br />

ganz dicke „Aber“ zum Schluss.<br />

RESISTENZEN UND NEBENWIRKUNGEN<br />

„Allerdings müssen Antibiotika-Resistenzen<br />

bedacht werden“, heißt es im vorliegenden<br />

Bericht zur Studie weiter. Es sei<br />

vermehrt zu Resistenzen bei Gonokokken<br />

gekommen, die Tripper übertragen. Daher<br />

könne die Anwendung nicht generell empfohlen<br />

werden. „Wenn überhaupt“, sei sie<br />

nur für die oben definierte selektive Gruppe<br />

sinnvoll. Norbert Brockmeyer vom Zentrum<br />

für Sexuelle Gesundheit und Medizin<br />

am Katholischen Klinikum Bochum warnt<br />

zudem vor längerfristiger, regelmäßiger<br />

Einnahme: „Man muss davon ausgehen,<br />

dass es eine deutliche Veränderung des<br />

Mikrobioms geben wird und bei langer Anwendung<br />

auch vermehrt Nebenwirkungen<br />

auftreten werden.“<br />

Laut Gelber Liste sind „häufige Nebenwirkungen“<br />

(!) von Doxycyclin Magen-Darm-<br />

Beschwerden wie Sodbrennen, Erbrechen,<br />

Blähungen, Fettstühle und Durchfall.<br />

Typisch sind auch Schleimhautentzündungen,<br />

allergische Hautreaktionen und eine<br />

erhöhte Photosensibilisierung. Das klingt<br />

doch alltagssextauglich, oder?<br />

ALTERNATIVEN<br />

Die untersuchte Zielgruppe kennt die<br />

bisher beste Methode, die Ausbreitung<br />

von STI zu minimieren am besten: Wer<br />

regelmäßig Sex hat - ob mit oder ohne<br />

Kondom ist dabei völlig zweitrangig - sollte<br />

genauso regelmäßig einen STI-Check bei<br />

den Ärzt*innen oder dem Checkpoint<br />

seines/ihres Vertrauens machen. Wird<br />

etwas gefunden, gibt es dann nämlich auch<br />

zielgenau Penicillin, Doxy oder ein anderes<br />

Breitbandantibiotikum.<br />

34<br />

3/20<strong>23</strong>


Infektiologie<br />

Ärzteforum Seestrasse<br />

Medizinisches Versorgungszentrum<br />

Schwerpunktpraxis für HIV/AIDS,<br />

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Priv. Doz. Dr. med. Walter Heise<br />

Dr. med. Gunnar Urban<br />

Dr. med. Max Bender<br />

Dr. med. Anja-Sophie Krauss<br />

Dr. med. Luca Schifignano<br />

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35


GESUNDHEIT<br />

/ HIV<br />

WIE HIV-POSITIVE<br />

MENSCHEN VON<br />

SPORT<br />

PROFITIEREN KÖNNEN<br />

Wenn wir an Sport denken, verbinden<br />

wir damit meist Anstrengung, Schweiß<br />

und das Streben nach Muskeln. Doch dies<br />

ist nur ein kleiner Teilaspekt, denn Sport<br />

hat viele positive Eigenschaften jenseits<br />

der Körperoptimierung. So schützt uns<br />

regelmäßige Bewegung nachweislich<br />

vor Wohlstandskrank heiten wie Rückenschmerzen,<br />

Diabetes Typ 2, Fettleibigkeit<br />

sowie Herz- Kreislauf-Erkrankungen und<br />

trägt zudem zu guter Laune und Ausgeglichenheit<br />

im Alltag bei.<br />

Das Bundesministerium für Gesundheit rät<br />

Erwachsenen wöchentlich zu mindestens<br />

150 Minuten aerober körperlicher Aktivität<br />

– darunter versteht man schnelles Gehen,<br />

Walking, langsames Laufen, Radfahren<br />

oder ruhiges Schwimmen – mit mittlerer<br />

Intensität 1 . Alternativ können auch 75<br />

Minuten wöchentlich mit Aktivitäten von<br />

hoher Intensität trainiert werden. Das sind<br />

Bewegungen, die als anstrengend empfunden<br />

werden und kein durchgängiges Reden<br />

erlauben, zum Beispiel Joggen, schnelles<br />

Radfahren oder zügiges Schwimmen.<br />

WOHLSTANDSERKRANKUNGEN MIT<br />

AUSREICHEND BEWEGUNG VORBEUGEN<br />

Bei Menschen mit HIV kann eine antiretrovirale<br />

Therapie in einigen Fällen zu einer<br />

Gewichtszunahme führen. Auch Veränderungen<br />

des Stoffwechsels, wie beispielsweise<br />

erhöhte Blutfett werte, können als Langzeitfolgen<br />

einer HIV-Therapie auftreten.<br />

Deswegen ist es wichtig, mit einer gesunden<br />

und aktiven Lebensweise präventiv das Risiko<br />

für Begleit erkrankungen zu senken und<br />

auch möglichen körperlichen Veränderungen,<br />

die durch die HIV-Therapie auftreten<br />

können, entgegenzuwirken.<br />

Besonders gut geeignet sind dafür Aus-<br />

36<br />

3/20<strong>23</strong>


Sportliche Aktivität schafft nicht nur ein besse res Gefühl für den eigenen<br />

Körper, sondern hilft uns, rundum gesund zu bleiben und chronischen<br />

Krankheiten vorzubeugen. Selbst das psychische Wohlbefinden steigt<br />

durch Sport. Und gerade Menschen mit HIV können durch regelmäßige<br />

Bewegung ihr Immunsystem stärken.<br />

NP-DE-HVU-ADVR-<strong>23</strong>0012<br />

dauersportarten wie Joggen, Schwimmen<br />

und Radfahren. Laufen steigert nicht nur<br />

die Stoffwechselaktivität, son dern regt auch<br />

die Produktion des „Stimmungshormons“<br />

Serotonin an. Es wirkt auf natürliche Weise<br />

stimmungsaufhellend, insbesondere wenn<br />

man in der Natur joggt. Während Schwimmen<br />

ein ideales Ganzkörper training bietet,<br />

lässt sich das Fahrrad sehr gut als Fortbewegungsmittel<br />

im Alltag einsetzen, um auf das<br />

Auto zu verzichten. Dabei tut man nicht nur<br />

etwas für die eigene Gesundheit, sondern<br />

auch noch für die Umwelt. In jedem Fall<br />

macht regelmäßiger Sport nicht nur fit,<br />

sondern hilft auch beim Abbau belastender<br />

Gefühle wie Ärger, Aggression und Frust.<br />

MUSKELN UND KNOCHEN ERHALTEN<br />

Mit Anfang 30 beginnt der natürliche<br />

Muskelabbau. Um dem entgegenzusteuern,<br />

empfiehlt sich Kraftsport mit Hanteln,<br />

Widerstandsbändern, an Geräten oder als<br />

Training mit dem eigenen Körpergewicht.<br />

Beim Calisthe nics – so nennt sich das Workout<br />

mit dem eigenen Körpergewicht – ist<br />

man sogar unabhängig von Ort und Zeit,<br />

da man sein Training überall durchführen<br />

kann. Kraftsport dient nicht nur dem<br />

Muskelerhalt, sondern schützt auch vor<br />

altersbedingtem Knochenabbau. Wichtig:<br />

Für Muskelaufbau- und erhalt ist eine ausreichende<br />

Proteinzufuhr entscheidend.<br />

Mit täglich mindestens 0,8 Gramm Eiweiß<br />

pro Kilogramm Körper gewicht ist man gut<br />

versorgt, um die Muskulatur zu erhalten.<br />

Wer zu Proteinpulvern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln<br />

greift, um Muskelmasse<br />

auf zubauen, sollte jedoch auf deren<br />

Inhaltsstoffe achten. Denn viele dieser<br />

Ergänzungsmittel enthalten hoch dosierte<br />

Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und<br />

Magne sium. Sie können unter Umständen<br />

die Wirkung von HIV-Medikamenten<br />

37


eeinflussen. Deswegen nimmt man sie<br />

am besten nur in Absprache mit der/dem<br />

Schwerpunktärzt*in ein.<br />

DAS IMMUNSYSTEM STÄRKEN<br />

Und noch ein wichtiger Aspekt: Sportliche<br />

Aktivität bei mittlerer Intensität kann das<br />

Immunsystem stärken – und das in jedem<br />

Alter, wie Forscher*innen herausfanden 2 .<br />

Regelmäßiges Training senkt Entzündungen<br />

im Körper, unterstützt den Abbau<br />

von Wassereinlagerungen, reduziert die<br />

Ausschüttung von Stresshormonen und<br />

verbessert den Schlaf. Außerdem führt<br />

regelmäßige Bewegung zu einer besseren<br />

Zusammensetzung von „älteren“ und „jüngeren“<br />

Immunzellen und zu einer besseren<br />

Immunantwort des Körpers. Deshalb stärkt<br />

Sport auch das Immunsystem von Menschen<br />

mit chronischen Erkrankungen, wie<br />

zum Beispiel HIV.<br />

Allerdings sollte man es dabei nicht übertreiben.<br />

Wichtig ist, dass jeder in seinem<br />

Tempo und in seiner Leistungsfähigkeit<br />

trainiert, da das Immunsys tem bei einer<br />

Überanstrengung des eigenen Körpers<br />

durch zu intensives oder übertriebenes<br />

Training auch ge schwächt werden kann.<br />

Es ist also ratsam, zunächst den/die<br />

Schwerpunktärzt*in zu konsultieren, bevor<br />

es voll an die eigenen körperlichen<br />

Grenzen geht. Diese/r hilft herauszufinden,<br />

welche Form und welches Maß der sportlichen<br />

Betätigung zu den individuellen<br />

Zielen passen und was es unter Um ständen<br />

sonst noch zu beachten gibt, zum Beispiel<br />

wenn die Ernährung umgestellt wird oder<br />

Nahrungs ergänzungsmittel zusätzlich zur<br />

HIV-Therapie eingenommen werden.<br />

Du möchtest dich intensiver mit Sport und<br />

Ernährung für HIV-positive Menschen beschäftigen?<br />

Spannende Informationen dazu<br />

findest du in der digitalen<br />

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1<br />

Rütten, A. et al. (2016): Nationale Empfehlungen für Be wegung und Bewegungsförderung.<br />

2<br />

Simpson, R. et al. (2015): Progress in Molecular Biology and Translational Science 135.<br />

https://doi.org/10.1016/bs.pmbts.2015.08.001 (aufgerufen am 25.04.20<strong>23</strong>)<br />

38 3/20<strong>23</strong>


NX-DE-HVU-ADVT-<strong>23</strong>0001; April 20<strong>23</strong><br />

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39


GESUNDHEIT<br />

/<br />

HIV<br />

40 JAHRE<br />

Text: Christian Knuth / AFP<br />

HIV<br />

ILLUSTRATIONEN: PIKISUPERSTAR / FREEPIK.COM<br />

Französische Wissenschaftler waren die ersten: Vor 40 Jahren entdeckten sie das Aids-Virus.<br />

Am 20. Mai 1983 berichtete ein Team des Institut Pasteur im US-Wissenschaftsmagazin<br />

„Science“ von der Isolierung eines neuen Virus, das die Aids-Symptome verursache. Die<br />

Bestimmung des Erregers war der entscheidende Schritt im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit,<br />

an der bis heute mehr als 40 Millionen Menschen starben.<br />

Das neue Virus „könnte an<br />

mehreren Krankheitssyndromen<br />

beteiligt sein, darunter<br />

auch Aids“, formulierten die<br />

Entdecker Françoise Barré-<br />

Sinoussi, Jean-Claude Chermann<br />

und Luc Montagnier<br />

vorsichtig. Die Aids-Forschung<br />

stand damals noch ganz am Anfang,<br />

die Krankheit schien mysteriös.<br />

Zwei Jahre zuvor hatten<br />

Ärzte in den USA von einer<br />

Häufung seltener Erkrankungen<br />

bei Homosexuellen berichtet.<br />

Die Mediziner rätselten,<br />

warum Infektionen, die sonst<br />

nur bei sehr geschwächten<br />

Menschen auftraten, plötzlich<br />

gesunde junge Männer trafen.<br />

40 3/20<strong>23</strong>


4H ÜBER LAV BIS HIV<br />

Zunächst wurde das Phänomen nach den<br />

damals häufigsten Betroffenen nur die<br />

4H-Krankheit genannt, wobei die vier Hs<br />

für Homosexuelle, Heroin-Abhängige, Haitianer<br />

und „Hemophiles“, also Bluter, standen.<br />

Forschungsteams in verschiedenen<br />

Erdteilen machten sich daran, die genaue<br />

Ursache der lebensbedrohlichen Krankheit<br />

zu erforschen.<br />

Einige vermuteten, dass es sich um ein<br />

Retrovirus handelt – unter ihnen auch<br />

Robert Gallo, der führende US-Experte für<br />

diese krebsauslösende Virusfamilie. In<br />

Paris forschte das von Luc Montagnier geleitete<br />

Labor für Virusonkologie am Institut<br />

Pasteur; dort begann am 3. Januar 1983 die<br />

Untersuchung einer Probe aus dem Lymphknoten<br />

eines Aids-Patienten. „Bei Einbruch<br />

der Dunkelheit machte ich mich an die<br />

Arbeit“, schilderte der 2022 verstorbene<br />

Montagnier in seinem Buch „Von Viren<br />

und Menschen“ den Beginn der Ursachenforschung.<br />

Zusammen mit seinen Kollegen<br />

Barré-Sinoussi und Chermann entdeckte<br />

er schließlich ein neues Retrovirus, das sie<br />

LAV nennen.<br />

„ Wir hatten das Virus<br />

isoliert und gezeigt,<br />

dass es sich um ein<br />

Retrovirus handelte,<br />

aber wir hatten noch<br />

keine Gewissheit, dass<br />

es die Ursache von<br />

Aids war. “<br />

Barré-Sinoussi<br />

Im Laufe des Jahres 1983 kamen sie jedoch<br />

zu dem Schluss, dass sie tatsächlich den<br />

Aids-Erreger gefunden hatten. Im September<br />

1983 präsentierten sie einer Handvoll<br />

Experten, darunter auch Gallo, ihre Daten.<br />

Die Forschungsergebnisse stießen zunächst<br />

auf große Skepsis. „Ein Jahr lang wussten<br />

wir, dass wir das richtige Virus haben“, sagte<br />

Montagnier 30 Jahre später. „Aber niemand<br />

glaubte uns, und unsere Veröffentlichungen<br />

wurden abgelehnt.“ Im April 1984 verkündete<br />

schließlich die US-Regierung, der<br />

Retrovirus-Spezialist Gallo habe den Aids-<br />

Erreger entdeckt. Dieser erwies sich<br />

aber letztlich als dasselbe Virus, das in Paris<br />

isoliert worden war und bekam<br />

1986 den Namen HIV: Humanes Immundefizienz-Virus.<br />

STREIT UMS VIRUS<br />

Frankreich und die USA stritten sich um die<br />

Urheberschaft der Entdeckung.<br />

Dabei ging es nicht nur um die wissenschaftliche<br />

Ehre, sondern auch um<br />

Einnahmen aus den auf der Entdeckung<br />

basierenden Testverfahren. 1987 einigten<br />

sich die Frankreich und die USA, Montagnier<br />

und Gallo künftig als „Co-Entdecker“<br />

des Virus zu bezeichnen. 2008 wurden aber<br />

nur Montagnier und seine Kollegin Barré-Sinoussi<br />

2008 für ihren Durchbruch mit dem<br />

Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet, Gallo<br />

ging leer aus.<br />

Doch auch nachdem der Aids-Erreger längst<br />

nachgewiesen war, hielten sich<br />

hartnäckig Verschwörungstheorien: So versuchte<br />

der sowjetische Geheimdienst in<br />

seiner Operation „Infektion“ glauben zu<br />

machen, der Krankheitserreger sei in<br />

einem geheimen Labor in den USA entwickelt<br />

worden. Und der damalige<br />

südafrikanische Präsident Thabo Mbeki behauptete<br />

noch Anfang des Jahrtausends,<br />

nicht HIV, sondern Armut sei die Ursache<br />

von Aids – und verweigerte der<br />

Bevölkerung den Zugang zu Medikamenten.<br />

41


GESUNDHEIT<br />

/ HIV<br />

40 JAHRE<br />

HIV<br />

DIE CHRONOLOGIE<br />

Bis heute sind weltweit 40,1 Millionen Menschen an Aids gestorben – aber<br />

auch bedeutende Fortschritte in der Bekämpfung der Krankheit gemacht worden:<br />

ERSTER ALARM<br />

Am 5. Juni 1981 meldet die US-Gesundheitsbehörde<br />

CDC eine seltene Form der<br />

Lungenentzündung bei jungen Homosexuellen<br />

in Kalifornien. Es ist die erste<br />

offizielle Warnung vor Aids - damals weiß<br />

allerdings noch niemand, dass es<br />

sich um eine neue Krankheit handelt. Ende<br />

1981 stellen die Gesundheitsbehörden<br />

dieselben Infektionen bei Drogenkonsumenten<br />

fest, Mitte 1982 auch bei Blutern,<br />

die Bluttransfusionen erhalten, sowie bei<br />

in die USA eingewanderten Haitianern.<br />

Entsprechend wird zunächst von der „4H“-<br />

Krankheit gesprochen, was für Homosexuelle,<br />

Heroin-Abhängige, Haitianer und<br />

„Hemophiles“, also Bluter, steht. Der Name<br />

Aids wird 1982 geprägt und ist die Abkürzung<br />

von „acquired<br />

immune deficiency syndrome“, also erworbenes<br />

Immunschwäche-Syndrom.<br />

ENTDECKUNG DES VIRUS<br />

Im Januar 1983 isolieren die Forscherin<br />

Françoise Barré-Sinoussi und ihr<br />

Kollege Jean-Claude Chermann am Pariser<br />

Institut Pasteur unter der Leitung von<br />

Luc Montagnier ein neues Virus, das sie<br />

LAV nennen und das aus ihrer Sicht an<br />

Aids „beteiligt sein könnte“. Ihre Entdeckung<br />

wird am 20. Mai im Fachblatt<br />

„Science“ veröffentlicht. Am <strong>23</strong>. April 1984<br />

verkünden die USA, dass der US-Virologe<br />

Robert Gallo den „wahrscheinlichen“<br />

Aids-Erreger, ein HTLV-<strong>III</strong> getauftes Virus,<br />

gefunden hat. LAV und HTLV-<strong>III</strong> erweisen<br />

sich schließlich als derselbe Erreger, der<br />

1986 den Namen Humanes Immundefizienz-Virus<br />

erhält, kurz HIV.<br />

ERSTE BEHANDLUNG<br />

Am 20. März 1987 wird in den USA mit<br />

Zidovudin (AZT) die erste<br />

antiretrovirale Therapie zugelassen. Sie ist<br />

kostspielig und verursacht<br />

bedeutende Nebenwirkungen.<br />

Am 31. März unterzeichnen Frankreich<br />

und die USA eine Vereinbarung, um<br />

ihren Streit über die Entdeckung des HI-Virus<br />

beizulegen. Gallo und Montagnier<br />

werden darin als „Co-Entdecker“ bezeichnet.<br />

Der 2008 für die Entdeckung<br />

verliehene Medizin-Nobelpreis geht allerdings<br />

nur an Montagnier und<br />

Barré-Sinoussi.<br />

AIDS ZIEHT IMMER WEITERE KREISE<br />

Der US-Schauspieler Rock Hudson ist im<br />

Oktober 1985 der erste Star, der an Aids<br />

stirbt. Es folgen Queen-Frontmann Freddie<br />

Mercury im November 1991 und<br />

42<br />

3/20<strong>23</strong>


Text: Christian Knuth / AFP<br />

Rock Hudson und Doris Day<br />

BEGINN DER KOMBINATIONS-<br />

THERAPIEN<br />

Rock Hudson<br />

Ballett-Star Rudolf Nurejew im Januar<br />

1993. 1994 wird Aids zur häufigsten<br />

Todesursache bei Menschen in den USA<br />

zwischen 25 und 44 Jahren.<br />

In den Jahren 1995 und 1996 markiert die<br />

Einführung zweier Medikamententypen<br />

einen Wendepunkt in der Aids-Therapie:<br />

Proteasehemmer und Reverse-Transkriptase-Inhibitoren<br />

(RTI). Das ist der Beginn<br />

der antiretroviralen Kombinationstherapien,<br />

die sich als sehr wirksam gegen HIV<br />

erweisen.<br />

1996 geht die Zahl der Aids-Opfer in den<br />

USA erstmals zurück. Heutzutage hat ein<br />

HIV-Infizierter, der früh mit der antiretroviralen<br />

Therapie beginnt, eine ähnliche<br />

Lebenserwartung wie der Rest der Bevölkerung.<br />

Und: Unter Therapie kann der<br />

infizierte Mensch das HI-Virus nicht mehr<br />

beim Sex übertragen. Ein Gamechanger, der<br />

aber erst 2008 seinen Siegeszug startete.<br />

GENERIKA<br />

Nach der Unterzeichnung eines Abkommens<br />

zwischen UN-Aids-Programms (UN-<br />

AIDS) und fünf Pharmariesen im Jahr 2000<br />

zur Verteilung erschwinglicher<br />

Aids-Medikamente in armen Ländern wird<br />

im folgenden Jahr ein Kompromiss in der<br />

Welthandelsorganisation (WTO) erzielt.<br />

Entwicklungsländer dürfen nun<br />

kostengünstige Nachahmer-Produkte von<br />

Aids-Medikamenten, sogenannte Generika,<br />

herstellen.<br />

EKAF-STATEMENT<br />

Das Ekaf-Statement ist eine Erklärung der<br />

Eidgenössischen Kommission für Aids-Fragen<br />

(Ekaf), die im Jahr 2008 veröffentlicht<br />

wurde. Es besagt, dass Menschen mit<br />

HIV, die eine wirksame antiretrovirale<br />

Therapie einnehmen und keine anderen<br />

sexuell übertragbaren Infektionen haben,<br />

das Virus nicht mehr sexuell übertragen<br />

können. Das Ekaf-Statement war ein wichtiger<br />

Schritt für die Entstigmatisierung und<br />

die Rechte von Menschen mit HIV. Seine<br />

wissenschaftliche Bestätigung wurde letztgültig<br />

zehn Jahre später bestätigt.<br />

43


GESUNDHEIT<br />

/ HIV<br />

„BERLINER PATIENT“<br />

Der aus den USA stammende Timothy<br />

Brown wird von HIV geheilt, als ihm wegen<br />

einer Leukämie-Erkrankung Knochenmark<br />

eines genetisch gegen HIV immunen<br />

Menschen transplantiert wird. Dem Fall<br />

des sogenannten Berliner Patienten<br />

folgen weitere derartige Heilungen, eine<br />

reguläre HIV-Therapie lässt sich<br />

dadurch zunächst aber nicht entwickeln.<br />

AIDS 2018 / PARTNER2<br />

Auf der Konferenz AIDS2018 in Amsterdam<br />

geben die Macher*innen der PARTNER II<br />

Studie ihre bahnbrechenden Ergebnisse<br />

bekannt. Menschen mit HIV, die eine antiretrovirale<br />

Therapie einnehmen und eine<br />

anhaltende Virusunterdrückung erreichen,<br />

ERSTE VORSORGE-BEHANDLUNG PREP<br />

Am 16. Juli 2012 wird in den USA eine erste<br />

Vorsorge-Behandlung gegen HIV<br />

zugelassen. Die Gabe einer antiretroviralen<br />

Wirkstoffkombination in Form<br />

einer Tablette hat sich seit dem bei Menschen<br />

mit hohem HIV-Ansteckungsrisiko<br />

als wirksame Vorbeugung etabliert.<br />

THERAPIE FÜR GUT 50 PROZENT<br />

DER INFIZIERTEN<br />

2017 werden erstmals mehr als die Hälfte<br />

der Träger von HI-Viren<br />

antiretroviral behandelt. Bis heute ist der<br />

Anteil nach UN-Angaben auf rund<br />

drei Viertel gestiegen: 28,7 Millionen von<br />

38,4 Millionen Infizierten weltweit<br />

erhielten nach UN-Schätzungen im Jahr<br />

2021 eine geeignete Therapie.<br />

können das Virus nicht sexuell übertragen.<br />

Fast 1000 schwule Paare aus 14 europäischen<br />

Ländern, bei denen ein Partner<br />

HIV-positiv und der andere HIV-negativ<br />

war hatten insgesamt mehr als 77.000 Mal<br />

ungeschützten Sex, ohne dass es zu einer<br />

Übertragung von HIV kam. Dies bestätigt<br />

die Botschaft „U=U“ (Undetectable equals<br />

Untransmittable) endgültig und mit einer<br />

für wissenschaftliche Studien fast undenkbaren<br />

Sicherheit von 100 Prozent.<br />

44<br />

3/20<strong>23</strong>


AUSWIRKUNGEN DER CORONA-<br />

PANDEMIE<br />

Wegen der weltweiten Ausbreitung des<br />

Coronavirus und der deswegen<br />

verhängten Restriktionen übersteigen die<br />

Zahlen der HIV-Neuinfektionen und<br />

Aids-Todesopfer 2021 die UNAIDS-Zielvorgaben.<br />

Die UN-Organisation hält dennoch<br />

an ihrem Ziel fest, Aids als Bedrohung der<br />

öffentlichen Gesundheit bis 2030 zu<br />

beenden.<br />

BIS HEUTE<br />

In Deutschland und anderen Ländern, in<br />

denen die PrEP niedrigschwellig verfügbar<br />

ist und das Wissen um HIV hoch, sinken<br />

die Neuinfektionszahlen in der Hauptrisikogruppe<br />

von schwulen Männern stetig.<br />

Sorgen macht in Deutschland ein Anstieg<br />

unter jüngeren Menschen. Der Kampf<br />

gegen HIV ist auch nach 40 Jahren noch<br />

nicht endgültig gewonnen. Obwohl die<br />

Werkzeuge dafür vorhanden sind.<br />

45


GESUNDHEIT<br />

/<br />

PLASTISCHE CHIRURGIE<br />

STRAFFUNGSOPERATIONEN<br />

AM BAUCH<br />

Die Bauchdeckenstraffung (Abdominoplastik) ist eine der<br />

Operationen, die am häufigsten in der plastischen Chirurgie<br />

durchgeführt werden. Laut einer Erhebung der Vereinigung der<br />

Deutschen Plastischen und Ästhetischen Chirurgen (VDÄPC) war<br />

es die zehnthäufigste Behandlung 2021 und 2022.<br />

Ziel einer Abdominoplastik ist es, den<br />

Bauch straffer zu machen und die Taille zu<br />

verschlanken. Das bedeutet für viele ein<br />

besseres Körperbild und sie fühlen sich<br />

attraktiver. Eine Bauchdeckenstraffung<br />

kann durchgeführt werden, wenn die Haut<br />

an Elastizität verliert oder wenn Fettgewebe<br />

abgebaut worden ist, und sich dadurch<br />

ein Gewichtsverlust eingestellt hat aber<br />

der ursprüngliche Hautmantel sich nicht<br />

rückbildet. Ähnliches kann auch nach einer<br />

Schwangerschaft auftreten. Verantwortlich<br />

dafür ist das Bindegewebe, das erschlafft<br />

oder sogar zerreißt. Dadurch verliert der<br />

Bauch an Straffheit. Die Haut wird faltiger<br />

und hängt herab. In einigen Fällen können<br />

auch „Schwangerschaftsstreifen“ entstehen,<br />

die die Überdehnung des Unterhautgewebes<br />

darstellen. Wenn die Bauchmuskulatur<br />

zusätzlich erschlafft kann eine sogenannte<br />

Rektusdiastase entstehen. In diesem Falle<br />

driften die senkrecht verlaufenden Bauchmuskeln<br />

auseinander. Die Taille wird breiter.<br />

In aller Regel führt intensives Training<br />

zu keiner Verbesserung dieser Phänomene.<br />

Es ist meist frustrierend, dass sehr viel Zeit<br />

mit Sport verwendet wird aber sich der gewünschte<br />

Erfolg nicht einstellt.<br />

Wenn auch noch vermehrt Fettgewebe<br />

vorhanden ist, dass sich über der Muskulatur<br />

befindet, wird dies mit entfernt. In<br />

einigen Fällen ist es besser, zunächst eine<br />

Fettabsaugung durchzuführen und dann die<br />

Bauchdeckenstraffung. Die Bauchdeckenstraffung<br />

ist keine Operation, um das Übergewicht<br />

zu verlieren.<br />

Wie verläuft eine solche OP?<br />

Sie wird nach entsprechenden Voruntersuchungen<br />

und Aufklärungsgesprächen<br />

in Volllnarkose durchgeführt. Eine solche<br />

Operation sollte nur von einem Facharzt/<br />

Fachärztin für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie durchgeführt werden, denn nur<br />

sie haben ein entsprechendes Training<br />

in ihrer Ausbildung erhalten. Das überschüssige<br />

Gewebe wird dann entfernt, der<br />

Bauchnabel versetzt und in einigen Fällen<br />

werden die geraden Bauchmuskeln wieder<br />

zusammengefügt.<br />

Nach der OP besteht dann eine Narbe, die<br />

waagerecht über dem Intimbereich verläuft.<br />

Sie verblasst in den ersten Monaten nach<br />

der Operation und muss gut gepflegt werden.<br />

Am Bauchnabel entsteht eine kleine<br />

Narbe. Sollte sehr viel Gewebeüberschuss<br />

am Oberbauch bestehen, kann noch ein<br />

senkrechter Schnitt in der Mittellinie erfolgen<br />

und zusätzlich gestrafft werden.<br />

In aller Regel werden Drainagen in der<br />

Operation eingelegt, die dann in den Tagen<br />

danach entfernt werden. Es ist notwendig<br />

in den ersten 6-12 Wochen en Kompressionsmieder<br />

zu tragen. Das unterstützt die<br />

Heilung. Die Fäden lösen sich in der Regel<br />

46<br />

3/20<strong>23</strong>


FOTO: FREEPIK.COM<br />

alleine auf und müssen nicht gezogen werden.<br />

Sport sollte für 4-6 Wochen pausiert<br />

werden. Wenn eine Rektusdiastase mitbehandelt<br />

worden ist kann der Zeitraum auch<br />

länger andauern.<br />

Selbstverständlich kann es auch zu Komplikationen<br />

kommen. Wundheilungsstörungen<br />

oder Blutergüsse gehören dazu. Auch<br />

sogenannte Wundwasseransammlungen<br />

(Serome) stellen eine Komplikation dar.<br />

Auch Heilungsstörungen am Nabel können<br />

auftreten. Wenn der Eingriff als Selbstzahlerleistung<br />

erfolgt, sollte unbedingt<br />

im Vorfeld eine Folgekostenversicherung<br />

abgeschlossen werden, denn die Krankenversicherung<br />

wird für die Komplikationen<br />

nicht aufkommen.<br />

Die Bauchdeckenstraffung ist eine häufig<br />

durchgeführte Operation, die den Bauch<br />

straffer macht und das Körperbild verbessert.<br />

Sie sollte von Fachärzten /Fachärztinnen<br />

für Plastische und Ästhetische<br />

Chirurgie durchgeführt werden, damit sie<br />

sicher und erfolgreich verläuft.<br />

www.drsteffenschirmer.com<br />

47


GESUNDHEIT<br />

/ RHEUMATOLOGIE<br />

STIGMATISIERTE VOLKSKRANKHEITEN:<br />

SCHUPPENFLECHTE,<br />

RHEUMA UND STI<br />

Das ICH Hamburg-Stendal ist eine der renommiertesten Anlaufstellen<br />

für Männergesundheit der Region. Lange Jahre war<br />

Professor Hans Jürgen Stellbrink im ICH Grindel einer der Ansprechpartner,<br />

sein Nachfolger heißt Dr. med. Guido Schäfer. Im<br />

ausführlichen Gespräch vernetzt der Facharzt für Rheumatologie<br />

und Infektiologie beide Fachbereiche auf für viele vielleicht<br />

unerwartete Weise.<br />

Rheuma war für mich und viele, die ich<br />

kenne, lange etwas, das Opa hatte. Inzwischen<br />

kenne ich einige weitere zum<br />

Beispiel aus dem Bereich der Autoimmunkrankheiten<br />

…<br />

Ja, das ist an sich schon sehr interessant.<br />

Häufig verwechseln Menschen Rheuma<br />

mit Arthrose, also Gelenkverschleiß. Aber<br />

eigentlich ist das nicht das, um was der<br />

Rheumatologe sich kümmert. Es handelt<br />

sich um ein großes und vielfältiges Fachgebiet,<br />

das viele entzündlich bedingte<br />

Erkrankungen umfasst, von denen einige<br />

auch sehr selten sind. Wenn man jedoch<br />

die beiden häufigsten Gruppen betrachtet,<br />

die rheumatoide Arthritis und die<br />

sogenannten Spondylarthritiden – Wirbelsäulen-bezogene<br />

Rheumaerkrankungen,<br />

zu denen auch viele weitere Unterformen<br />

gehören –, kann man davon ausgehen,<br />

dass allein in Deutschland ein bis zwei<br />

Millionen Menschen oder vielleicht sogar<br />

noch mehr betroffen sind. Es handelt sich<br />

also durchaus um Volkskrankheiten.<br />

Du hast zwei große Gruppen angesprochen.<br />

Was gehört denn jetzt alles dazu?<br />

Vielleicht zunächst etwas zu den Spondylarthritis-Formen.<br />

Dazu gehört zum<br />

einen der klassische Morbus Bechterew,<br />

wie er früher genannt wurde. Heutzutage<br />

versuchen wir, die historisch gewachsene<br />

Bezeichnung von Erkrankungen nach<br />

teilweise problematischen Persönlichkeiten<br />

zu verlassen und systematische<br />

Bezeichnungen zu verwenden. Bei der<br />

Spondylitis ankylosans (ehemals Morbus<br />

Bechterew) dachte man interessanter<br />

Weise früher, dass hauptsächlich (junge)<br />

Männer betroffen sind. Inzwischen weiß<br />

man aber, dass wahrscheinlich genauso<br />

häufig Frauen betroffen sind, bei denen<br />

sich Spondylarthritiden aber etwas anders<br />

manifestieren. Weiterhin sind mit der<br />

Gruppe der Spondylarthritiden auch chronisch<br />

entzündliche Darmerkrankungen<br />

wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa<br />

sowie verschiedene Mischformen assoziiert,<br />

bei denen beides auftreten kann.<br />

Nicht zuletzt ist auch die Schuppenflechte<br />

(Psoriasis) mit dieser Erkrankungsgruppe<br />

assoziiert und kann auch zu Entzündungen<br />

an Sehnen, Wirbelsäule und Gelenken<br />

führen, was dann als Psoriasisarthritis<br />

bezeichnet wird und vermutlich stark<br />

unterdiagnostiziert ist.<br />

48<br />

3/20<strong>23</strong>


Schuppenflechte verbindet man landläufig<br />

glaube ich weniger mit Rheuma …<br />

Ja, total. Die Schuppenflechte an und für<br />

sich ist eine Erkrankung, die eigentlich<br />

beim Dermatologen beim Hautarzt behandelt<br />

wird in Deutschland, aber es gibt dabei<br />

immer wieder sehr viele Assoziationen mit<br />

Gelenk- und Wirbelsäulenerscheinungen,<br />

die eigentlich rheumatologisch vorgestellt<br />

werden sollten.<br />

Wie sind deine Erfahrungen mit Stigmatisierung?<br />

Schuppenflechte wird ja oft auch<br />

als „bäh“ lieber totgeschwiegen …<br />

In der Uniklinik, in der ich meine Ausbildung<br />

gemacht habe, hatte ich eine interessante<br />

Position. Ich war dort gleichzeitig in<br />

der Rheumatologie, aber auch in der Infektiologie.<br />

Beide Abteilungen waren auf dem<br />

gleichen Flur. Ich habe da manchmal schon<br />

Berührungsängste wahrgenommen in der<br />

Rheumatologie. Ich hatte einmal einen<br />

Patienten, da hatte meine Kollegin mich<br />

dann gefragt ‚du da steht aber, der war in<br />

der Gaysauna, ich will den eigentlich nicht<br />

sehen. Das ist mir irgendwie unangenehm’.<br />

Auch wenn es um HIV geht zum Beispiel,<br />

nehme ich wahr, dass da gewisse Berührungsängste<br />

sind. Dass die Rheumatologen<br />

schnell sagen, ‚ach, die Gelenkentzündung<br />

hat bestimmt etwas mit HIV zu tun, das soll<br />

mal der HIV-Facharzt machen‘. Andersrum<br />

haben viele HIV-Behandler von den<br />

modernen Entwicklungen in der Rheumatologie<br />

teils wenige Kenntnisse und das ist<br />

sicher ein Nachteil, zu mal die neuen und<br />

modernen Medikamente dann nur mit sehr<br />

großer Zurückhaltung eingesetzt werden,<br />

obwohl auch HIV-Positive sehr profitieren<br />

würden. Also ich sehe in beide Richtungen<br />

durchaus Überlappungsprobleme und Berührungsängste.<br />

Dann bist du im ICH Hamburg-Stendal<br />

ja wirklich an einer guten Position, um<br />

hier Brücken zu bauen zum Wohl der<br />

Patient*innen. Aber nochmal zurück: Warum<br />

wird man gerade in der Ärzteschaft<br />

Stigmata nicht los?<br />

Ich glaube, weil sich das so tief eingebrannt<br />

hat. Ich habe einige Zeit in Vorträgen gerne<br />

Poster gezeigt. Die sind gar nicht so alt. Da<br />

sieht man dann ein Paar in der Leichenhalle<br />

oder wie eine Frau einem Mann<br />

einen bläst, aber anstatt des Penis sieht<br />

man eine Pistole. Solche Bilder und die<br />

damit transportierte Problematik ist so tief<br />

eingebrannt, das HIV etwas Schmutziges<br />

ist, das wird man wirklich nicht los. Selbst<br />

bei jungen Menschen nicht. Ich hatte letzte<br />

Woche einen ganz jungen Menschen mit<br />

einer neuen HIV-Diagnose. Ein schwuler<br />

junger Mann, der mir sagt, er fühle sich<br />

schmutzig. Es wundert mich, dass das so<br />

tief drin in unserer Gesellschaft, aber klar<br />

ist dann auch, das sich das natürlich in die<br />

vielleicht auch etwas konservativeren Teile<br />

der Ärzteschaft reinzieht.<br />

Rheuma wird aber umgekehrt nicht als so<br />

schmutzig stigmatisiert, oder?<br />

Kommt drauf an. Wenn du die Schuppenflechte<br />

nimmst, die vielleicht am Kopf ganz<br />

schlimm ausgebrochen ist, dann hat sie<br />

schon das Image, dass man sich nicht gut<br />

pflegt und nicht wäscht oder sowas. Es gibt<br />

auch eine Rheumaform, die unter MSM<br />

und auch bei uns in der Praxis häufiger<br />

auftaucht. Die reaktive Arthritis tritt oftmals<br />

nach Geschlechtskrankheiten auf. Früher<br />

nannte man sie Morbus Reiter, aber Herr<br />

Reiter war tatsächlich eine dieser problematischen<br />

Personen. Der hat mit den Nazis<br />

zusammengearbeitet. Also reaktive Arthritis<br />

zeigt sich in Knieentzündungen oder auch<br />

Entzündungen der Sprunggelenke, die<br />

so ungefähr sechs Wochen nach einer<br />

Geschlechtskrankheit auftreten. Die gibt es<br />

zwar auch noch nach Durchfallerkrankungen,<br />

aber typischerweise eben nach Tripper<br />

oder Chlamydien. Das taucht dann gar nicht<br />

mal so selten bei Menschen auf, die die<br />

PrEP nehmen und so schließt sich auch da<br />

wieder der Kreis zwischen „schmutzigen“<br />

STI und Rheumaerkrankungen.. Wir haben<br />

noch viel zu tun in Sachen Stigma.<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

ich-hamburg-stendal.de<br />

49


GESUNDHEIT<br />

/ AFFENPOCKEN<br />

AFFENPOCKEN<br />

– DIE GEFAHR IST NOCH DA<br />

FOTO: HALFPOINT<br />

Schützen Sie sich vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus<br />

Im Jahr 2022 sind Affenpocken (Mpox = monkeypox) erstmals<br />

weltweit aufgetreten. wvAuch Deutschland blieb vom Ausbruch<br />

nicht verschont. Hierzulande wurden erste Fälle im Mai 2022<br />

bestätigt. Am <strong>23</strong>. Juli 2022 erklärte die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) den weltweiten Mpox-Ausbruch zum Gesundheitsnotstand<br />

von internationaler Tragweite. Der Notstand<br />

wurde am 11. Mai 20<strong>23</strong> wieder aufgehoben. – Die WHO betont<br />

aber weiterhin die große Bedeutung von Überwachung, Prävention<br />

und Forschung. Trotz der aktuell ruhigen epidemiologischen<br />

Lage kann es zu einem erneuten Anstieg der Fallzahlen – auch in<br />

Deutschland – kommen. Schutzmaßnahmen, insbesondere mit<br />

Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen im Rahmen der Pride<br />

Saison, sind weiterhin empfehlenswert.<br />

50<br />

3/20<strong>23</strong>


VERBREITUNG UND<br />

ÜBERTRAGUNGSWEGE<br />

Der erste Fall von Mpox beim Menschen<br />

wurde 1970 in der Demokratischen Republik<br />

Kongo registriert. Die Übertragung<br />

des Mpox-Virus blieb zunächst auf den<br />

afrikanischen Kontinent beschränkt und<br />

fand überwiegend von Nagetieren auf den<br />

Menschen statt. Seit 2022 wird eine stärkere<br />

Übertragung von Mensch zu Mensch<br />

beobachtet, die den weltweiten Ausbruch<br />

begünstigte.<br />

Infektionen mit dem Virus erfolgen hauptsächlich<br />

durch direkten Kontakt mit infektiösen<br />

Wunden, Schorf und Körperflüssigkeiten<br />

oder mit kontaminiertem Material<br />

wie Kleidung, Bettwäsche, Handtücher<br />

oder Sexspielzeug. Bei sexuellen Kontakten<br />

ist die Übertragungswahrscheinlichkeit<br />

deutlich erhöht.<br />

SYMPTOME UND VERLÄUFE<br />

In der Regel haben Erkrankungen einen<br />

milden Verlauf und heilen innerhalb weniger<br />

Wochen von selbst wieder ab. Symptome<br />

treten meist 4 bis 21 Tage nach Kontakt<br />

mit einer infizierten Person auf. Zu den<br />

häufigen allgemeinen Beschwerden gehören<br />

Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen,<br />

geschwollene Lymphknoten,<br />

Frösteln und starke körperliche Schwäche.<br />

Darüber hinaus kann es zu schmerzhaften<br />

Hautveränderungen kommen, die als<br />

Pickel, Blasen, Ausschlag oder Wunden<br />

im Gesicht, auf Brust, Händen, Füßen, im<br />

Mund, im Genital- und Analbereich oder<br />

im Auge an Binde- und Hornhaut<br />

sichtbar werden.<br />

Schwere Verläufe sind eher selten. Sie<br />

kommen insbesondere bei immungeschwächten<br />

Personen (z. B. HIV) und<br />

Menschen mit akuten oder chronischen<br />

Hauterkrankungen vor und können mit<br />

Komplikationen wie Sekundärinfektionen,<br />

Entzündung der Lunge und des angrenzenden<br />

Bindegewebes, Blutvergiftung, Gehirnund<br />

Hornhautentzündung bis hin zum<br />

Verlust des Sehvermögens einhergehen.<br />

IMPFUNG ALS<br />

SCHUTZMASSNAHME<br />

Zum Schutz vor Mpox empfiehlt die<br />

Ständige Impfkommission (STIKO) eine<br />

vorbeugende Impfung für Personen mit<br />

erhöhtem Expositions- und Infektionsrisiko.<br />

Dazu zählen Männer ab 18 Jahre, die<br />

Sex mit Männern haben (MSM) und dabei<br />

häufig die Partner wechseln. Auch nach<br />

dem Kontakt mit Infizierten kann eine<br />

rasche Impfung das Erkrankungsrisiko<br />

verringern. Diese sogenannte postexpositionelle<br />

Impfung wird symptomfreien,<br />

erwachsenen Menschen empfohlen, die<br />

enge körperliche Kontakte mit Infizierten<br />

über nicht intakte Haut oder Schleimhäute<br />

hatten, z.B. sexuelle Kontakte und enge<br />

zwischenmenschliche Kontakte im Haushalt<br />

oder Familienkreis.<br />

Sollten Sie zur Gruppe mit erhöhtem Expositions-<br />

und Infektionsrisiko gehören, nehmen<br />

Sie Kontakt mit Ihrem Hausarzt/Ihrer<br />

Hausärztin, einer HIV-Schwerpunktpraxis,<br />

einer Hautarztpraxis oder den HIV/STI-Beratungsstellen<br />

der Gesundheitsämter auf<br />

und fragen Sie nach Schutzmaßnahmen.<br />

Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre<br />

Ärztin zunächst telefonisch, wenn Sie vermuten<br />

sich infiziert zu haben oder bereits<br />

Symptome an sich bemerken.<br />

DE-ODA-<strong>23</strong>00005<br />

51


SEXUALITÄT


FOTO: FREEPIK.COM


SEXUALITÄT<br />

/ POLYAMORIE<br />

POLYAMORIE<br />

WIE ES FUNKTIONIEREN KANN,<br />

MEHRERE ZU LIEBEN<br />

Die meisten von uns haben die klassische Zweierbeziehung im Kopf, wenn sie an eine Liebesbeziehung<br />

denken. Doch Liebe kann so vielfältig und divers sein, dass wir uns hier so langsam von den<br />

klassischen Beziehungsformen lösen sollten, um offener mit allen Formen der Liebe umzugehen.<br />

Viele fühlen sich mit Sicherheit im klassischen Rollenbild einer Zweierbeziehung eingeschränkt<br />

und hätten vielleicht gerne mehr Freiheiten gehabt. Hierbei fallen dann immer Begrifflichkeiten,<br />

wie Polyamorie oder auch offene Beziehung. Doch das ist bei Weitem nicht dasselbe.<br />

FOTOS: FREEPIK.COM<br />

54<br />

3/20<strong>23</strong>


WAS IST POLYAMORIE?<br />

Polyamorie sollte man nicht mit einer<br />

offenen Beziehung verwechseln. Leider<br />

werden die beiden Begrifflichkeiten<br />

häufig synonym verwendet, meinen<br />

aber doch etwas anderes. Unter Polyamorie<br />

versteht man eine Person, die<br />

mehrere Beziehungen auf sexueller und<br />

emotionaler Basis führt. Man ist auf der<br />

Suche nach langfristigen Verbindungen,<br />

aber eben mit mehr als einer Person.<br />

Bei einer offenen Beziehung dagegen<br />

gibt es nur die emotionale Bindung zu<br />

einem Partner. Davon abgesehen, gibt es<br />

sexuelle Kontakte mit anderen Personen,<br />

aber Gefühle sind hier nur für den einen<br />

Partner vorhanden. Anders ist das bei<br />

der Beziehungsform Polyamorie, bei der<br />

man Personen lieben kann. Polyamorie<br />

setzt sich dabei aus den beiden griechischen<br />

Worten polys für „viel, mehrere“<br />

und amor für „Liebe“ zusammen.<br />

Dabei gibt es auch innerhalb einer<br />

polyamoren Beziehung keine ganz klare<br />

Definition. Beispielsweise kann auch nur<br />

ein Partner polyamor sein, oder man hat<br />

nicht nur zwei Partner, die man liebt,<br />

sondern noch mehr gleichzeitige Partner.<br />

Was Polyamorie und die Unterscheidung<br />

zu anderen Beziehungsformen ist, wissen<br />

wir also jetzt. Aber was sind die Gründe,<br />

warum Menschen eine polyamore Beziehung<br />

bevorzugen?<br />

GRÜNDE FÜR EINE POLYAMORE<br />

BEZIEHUNG<br />

Fast jeder hat sich in einer Beziehung<br />

schon einmal zu einer weiteren Person<br />

hingezogen gefühlt, diese Gefühle aber<br />

nicht zugelassen, weil man in einer<br />

Beziehung ist. Bei einer polyamoren<br />

Beziehung hat man die Freiheit, diese<br />

Gefühle zuzulassen und andere, oder<br />

sogar mehrere andere, zu lieben und zu<br />

begehren. Zudem lassen sich eine unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse vielleicht nicht<br />

alle von einem Partner erfüllen. Hat man<br />

mehrere Partner, kann jeder davon andere<br />

Bedürfnisse besser oder auch anders<br />

befriedigen. Mit dem einen man beispielsweise<br />

gerne zusammenleben und<br />

der andere ist eher dazu bereit, sexuelle<br />

Vorlieben auszuprobieren. Nicht nur die<br />

Freiheit, sondern auch die Vielfalt, die<br />

sich durch eine polyamore Beziehung<br />

ergibt, sind Gründe, wenn man sich für<br />

eine polyamore Beziehung entscheidet.<br />

WIE KANN POLYAMORIE<br />

FUNKTIONIEREN?<br />

Es gibt einige Regeln, die dabei helfen<br />

können, dass eine polyamore Beziehung<br />

funktioniert. Klare Absprachen sind<br />

enorm wichtig: Schon für eine klassische<br />

Zweierbeziehung sind Regeln und<br />

Absprachen essenziell. Doch bei mehr<br />

als einem Partner kommen klaren Absprachen<br />

eine andere Bedeutung zu. Hier<br />

muss einiges festgelegt werden, damit<br />

eine polyamore Beziehung funktionieren<br />

kann:<br />

Wie viele andere Beziehungen?<br />

Muss es zwischen den Partnern fair sein<br />

und jeder darf nur die gleiche Anzahl<br />

an anderen Partnern haben oder reicht<br />

einem Partner ein weiterer Partner und<br />

der andere möchte aber gerne noch<br />

mehr als zwei Personen lieben? Hierüber<br />

muss vorab gesprochen werden.<br />

Wie wird verhütet?<br />

Um sich beim Sex wohl und sicher zu<br />

fühlen, ist das Thema Schutz essenziell.<br />

Am leichtesten ist die Verhütung in einer<br />

polyamoren Beziehung für alle mit Kondom.<br />

Gibt es eine Hauptbeziehung, kann<br />

in dieser auch ohne Kondom – natürlich<br />

mit vorherigem Testen auf mögliche<br />

Geschlechtskrankheiten – miteinander<br />

geschlafen werden. Kristallisiert sich<br />

heraus, dass jeder beispielsweise nur eine<br />

weitere Beziehung hat, kann auch hier,<br />

sofern das nötige Vertrauen herrscht und<br />

alle damit einverstanden sind, auf andere<br />

Verhütungsmöglichkeiten gesetzt werden.<br />

55


SEXUALITÄT<br />

/<br />

POLYAMORIE<br />

Treue:<br />

One-Nights-Stands sind auch in polyamoren<br />

Beziehungen meist ein Zeichen von<br />

Untreue. Wenn genau geklärt ist, wer mit<br />

welchem Partner und wie vielen, dann<br />

gilt es sich, hieran zu halten. Ansonsten<br />

handelt es sich, wie weiter oben schon<br />

einmal beschrieben, eher um eine offene<br />

Beziehung.<br />

Transparenz:<br />

Möchtet man gegenseitig wissen, wer die<br />

anderen Partner sind? Die einen möchten<br />

vielleicht gar nicht den direkten Vergleich<br />

mit dem Partner. Andere dagegen<br />

haben kein Problem damit zu wissen,<br />

wer sie sind.<br />

Gemeinsame Zeit:<br />

Schon in einer Zweierbeziehung geht die<br />

gemeinsame Zeit häufig im Alltag unter.<br />

Daher sollte man mit jedem Partner gemeinsame<br />

Zeit planen und diese Termine<br />

auch einhalten.<br />

Ist man sich sicher eine polyamore Beziehung<br />

führen zu wollen, sollte man<br />

bereits beim Kennenlernen des potenziellen<br />

zukünftigen Partners offen damit<br />

umgehen. Wann der Wunsch danach<br />

während einer Beziehung auftaucht, gilt<br />

es, das Thema mit viel Fingerspitzengefühl<br />

anzusprechen und klarzustellen,<br />

dass der Grund hierfür nicht der Partner<br />

ist, sondern man selbst und eine Einstellung<br />

zum Thema Beziehung.<br />

56<br />

3/20<strong>23</strong>


Checkliste im Todesfall<br />

> Trauerbegleitung<br />

> Zukunftscheck<br />

> Vorsorge-Beratung<br />

> juristische Fragen einfach & ausführlich erklärt


SEXUALITÄT / STATISTIK<br />

Autor: Christian Knuth<br />

STUDIE<br />

WIE „SCHWUL“<br />

IST DEUTSCHLAND?<br />

Da wir nicht alle Einwohner in Deutschland befragen können, hat Tim Ulrich für<br />

einen Gaydating-Vergleich-Anbieter anhand des Suchverhaltens in Google und<br />

weiterer Vergleichs- und Messanbieter Rückschlüsse auf die Anzahl der Männer in<br />

Deutschland gezogen, die Interesse an Männern haben. Selbstverständlich wurde<br />

<strong>männer*</strong> sehr neugierig.<br />

FOTO: FREEPIK<br />

AUFBAU DER ANALYSE<br />

Mithilfe diverser Keyword-Analyse-Tools<br />

wurde das monatliche Suchvolumen von<br />

insgesamt 13.399 Suchbegriffen, in denen<br />

das Wort „Gay“ vorkommt, auf Bundeslandebene<br />

analysiert.<br />

Für eine bessere Analyse des Suchverhaltens<br />

wurden die Suchbegriffe in übergeordnete<br />

Cluster zusammengefasst. Auf<br />

der höchsten Ebene sind folgende drei<br />

thematische Cluster entstanden:<br />

Porn: mit 12.591 Suchbegriffen und<br />

einem gesamten monatlichen Suchvolumen<br />

von 4.445.310 (z.B. „Gay Porn“ oder<br />

„Gay Video“)<br />

Dating: mit 658 Suchbegriffen und<br />

einem gesamten monatlichen Suchvolumen<br />

von 1.126.580 (z.B. „Gay Chat“, „Gay<br />

Dating Seiten“ oder „Gay Dating Apps“)<br />

Broad: mit 150 allgemeinen Suchbegriffen<br />

die keinem konkreten Cluster<br />

zugeordnet werden konnten und einem<br />

monatlichen Suchvolumen von 244.910<br />

(z.B. „Gay Filme“)<br />

Pro Bundesland und Cluster ergab sich<br />

daraus schließlich ein gesamtes Suchvolumen<br />

pro Monat, welches mehrere tausend<br />

Begriffe rund um das Thema „Gay“ beinhaltet.<br />

Die Anzahl der Suchen entspricht jedoch<br />

nicht der Zahl der Menschen, da eine<br />

Person mehrmals pro Monat nach den gleichen<br />

Begriffen suchen kann. Besonders im<br />

Cluster Porn ist die Anzahl der sogenannten<br />

„Unique Searches“ deutlich geringer<br />

als das Suchvolumen. Außerdem hängt die<br />

Summe der Suchanfragen auch von der An-<br />

58 3/20<strong>23</strong>


1<br />

2<br />

zahl der Einwohner ab. Je mehr Einwohner,<br />

desto höher ist das Suchvolumen. Deshalb<br />

teilt sich das Ergebnis in folgende drei Bereiche<br />

auf:<br />

Summe der Suchanfragen<br />

in absoluten Zahlen<br />

Werden einfach nur die absoluten<br />

Zahlen betrachtet, suchen in NRW die<br />

meisten Menschen online nach Gay-Inhalten.<br />

Das ist nicht verwunderlich, denn<br />

NRW hat auch die meisten Einwohner. Auf<br />

Platz 2 kommt Bayern, auf Platz 3 Baden-<br />

Württemberg.<br />

Porn: Wird nur das Cluster Porn betrachtet,<br />

ändern sich die Top-3 und<br />

anstelle von BaWü kommt Hessen. In<br />

Hessen suchen die Menschen also mehr<br />

und häufiger nach Suchbegriffen in Verbindung<br />

mit Gay und Porn.<br />

Dating: Im Cluster Dating ändert sich<br />

die Reihenfolge auf den hinteren Plätzen.<br />

So ist der Anteil an Suchbegriffen<br />

wie z.B. „gay chat“ in Niedersachsen und<br />

Berlin höher als in Hessen.<br />

Broad: Im Cluster Broad, in das Suchbegriffe<br />

wie z.B. „gay sauna“, „gay flag“, „gay<br />

geschichten“ oder „gay filme“ fallen, liegt<br />

Brandenburg an erster Stelle. Gefolgt von<br />

NRW, Bayern und Sachsen-Anhalt.<br />

Summe der Suchanfragen<br />

in Relation zur Anzahl der<br />

Männer zwischen 16 und 65+<br />

Hier wurde die Anzahl an Suchanfragen in<br />

Relation zu den männlichen Einwohnern<br />

zwischen 16 bis 65+ im jeweiligen Bundesland<br />

gesetzt. Das Ergebnis ändert sich<br />

dadurch massiv. Die Top-5 sind nun: Berlin<br />

(28,6 %), Hessen (25,6 %), Hamburg (24,3 %),<br />

Bayern (20,3 %) und Bremen (19,1 %).<br />

Porn: Im Cluster Porn bleibt die Reihenfolge<br />

nahezu unverändert. Nur auf den<br />

hinteren Plätzen gibt es Verschiebungen.<br />

Dating: Im Cluster Dating hingegen<br />

rückt Hamburg (5,1 %) auf Platz 2 vor.<br />

3<br />

Gefolgt von Bayern (4,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern<br />

(3,8 %).<br />

Broad: Im Cluster Broad sind die Top-5:<br />

Berlin (1,3 %), Hamburg (1,1 %), Hessen<br />

(1,0 %), Bayern (0,9 %) und NRW (0,8 %).<br />

Anzahl der Suchenden/<br />

Männer unter Berücksichtigung<br />

der Unique Searches<br />

Um eine bessere Aussage über die tatsächliche<br />

Anzahl der Menschen hinter den<br />

Suchen zu bekommen, wurden im letzten<br />

Schritt die Unique Searches mit einberechnet.<br />

Sprich wie viele Menschen besuchen<br />

die gleiche Webseite mehrmals pro Monat<br />

und wie viele nur einmal.<br />

Im Bereich Porn liegt die Anzahl der Unique<br />

Searches bei 32 %, im Dating bei 91 %<br />

und Broad 99 %. Das heißt, dass im Bereich<br />

Porn die gleiche Suchanfrage im Schnitt<br />

3,2-mal von einer Person gesucht wird.<br />

Werden alle drei Cluster zusammengefasst<br />

sehen die Top-5 wie folgt aus:<br />

1. NRW: 595.025<br />

2. Bayern: 363.334<br />

3. BaWü: 301.886<br />

4. Hessen: 285.121<br />

5. Niedersachsen: 227.065<br />

Wiederum auf den Anteil der männlichen<br />

Bevölkerung umgelegt, ergeben sich diese<br />

Werte:<br />

• Berlin: 13,68 %<br />

• Hamburg: 11,52%<br />

• Hessen: 11,13 %<br />

• Bremen: 8,61 %<br />

• NRW: 8,32 %<br />

Alles in allem doch ein interessanter<br />

Vergleich und um die Frage der Überschrift<br />

noch mal konkret zu beantworten:<br />

3.074.047 Männer in Deutschland suchen<br />

im Internet nach Wortkombinationen mit<br />

„Gay“. Das sind 7,33 Prozent der männlichen<br />

Bevölkerung zwischen 18 und 65<br />

Jahren.<br />

59


SEXUALITÄT<br />

/ PSYCHE<br />

TESTOSTERONBEHANDLUNG<br />

KANN DIE PSYCHE BEEINFLUSSEN<br />

FOTO: WAYHOMESTUDIO/FREEPIK.COM<br />

Innerhalb des umfassenden psychologischen<br />

Netzwerks von Stimmung, Verhalten und<br />

Lebensqualität bei Männern spielt Testosteron<br />

eine entscheidende Rolle. Kommt es<br />

aufgrund einer Erkrankung oder auch wegen<br />

des zunehmenden Alters des Mannes zu<br />

einem Testosteronmangel, einem sogenannten<br />

Hypogonadismus, kann dies u.a. zu<br />

depressiven Symptomen oder Angstzuständen<br />

führen.<br />

VERBESSERTE LEBENSQUALITÄT<br />

„Insgesamt zeigen Studien zum Hypogonadismus,<br />

dass er erhebliche negative Effekte<br />

auf die Lebensqualität und die Stimmung<br />

der betroffenen Männer haben kann“,<br />

erläutert Prof. Dr. med. Frank Sommer,<br />

Männerarzt und Präsident der Deutschen<br />

Gesellschaft für Mann und Gesundheit e. V.<br />

(DGMG). Die Testosteronsubstitution könne<br />

bei Männern mit einem Hormonmangel<br />

zur Verbesserung dieser Parameter beitragen.<br />

Zudem sei es wichtig und Voraussetzung<br />

für die Hormonanwendung, dass<br />

Komorbiditäten angemessen behandelt<br />

werden, um die Lebensqualität und das<br />

Wohlbefinden zu verbessern, so Sommer.<br />

Dies entspricht auch den aktuellen Leitlinien<br />

der europäischen Fachgesellschaften.<br />

Ähnliches zum Nutzen einer Testosterongabe<br />

gelte laut PD Dr. med. Tobias Jäger,<br />

Männerarzt und DGMG-Vorstandsmitglied<br />

auch bei Depressionen: „Depressionssymptome<br />

können bei hy- pogonadalen Männern<br />

den Untersuchungen zufolge durch<br />

eine Testosterongabe gemildert werden.<br />

Zwar sind auch hier etablierte antidepressive<br />

Therapien, kognitive Verhaltensweisen<br />

und psychiatrische Beratungen zu bevorzugen,<br />

dennoch kann eine zusätzliche Testosteronsupplementierung<br />

das Ergebnis<br />

solcher Therapien bei Patienten mit einem<br />

Hormondefizit ver- bessern.“<br />

VIELSEITIGER EINFLUSSFAKTOR<br />

Das Wohlbefinden und die Lebensqualität<br />

des Mannes sind wichtige Funktionen von<br />

Testosteron. Das heißt, dass bisherigen<br />

Untersuchungen zufolge relevante psychische<br />

Aspekte und damit die Lebensqualität,<br />

aber auch das Verhalten von Männern<br />

durch Testosteron beeinflusst werden.<br />

Daher ist davon auszugehen, dass niedrige<br />

Testosteronspiegel aufgrund eines Hypogonadismus<br />

erhebliche negative körperliche,<br />

aber auch seelische Effekte haben<br />

und diese durch eine Testosterontherapie<br />

wiederhergestellt werden können.<br />

60<br />

3/20<strong>23</strong>


SEXUALITÄT<br />

/<br />

EREKTILE DYSFUNKTION<br />

EREKTILE<br />

DYSFUNKTION<br />

LASER GEGEN<br />

Für die Behandlung der erektilen Dysfunktion ist seit kurzem ein Laser<br />

im Einsatz, der von der amerikanischen FDA zugelassen ist. Er basiert<br />

auf der neuesten Technologie der fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie.<br />

Der wichtigste körperliche Faktor, der<br />

bei sexuellen Aktivitäten eine Rolle<br />

spielt, ist die Durchblutung – je mehr<br />

Blut zu den Genitalien fließt, desto<br />

kraftvoller und befriedigender erleben<br />

Menschen das Erlebnis. Alma Duo<br />

setzt genau hier an. Durch die Anwendung<br />

von niederenergetischen, aber<br />

fokussierten Stoßwellen auf die Gefäßstrukturen<br />

werden mechanischer Stress<br />

und zelluläre Mikrotraumata erzeugt.<br />

Dies führt dazu, dass im behandelten<br />

Bereich Wachstumsstoffe freigesetzt<br />

werden, die zur Entstehung neuer Blutgefäße<br />

beitragen. So kann es zur Verbesserung<br />

der Durchblutung kommen.<br />

Erektile Dysfunktion bei Männern kann<br />

verschiedene Ursachen haben. Persönliche<br />

Verhaltensweisen wie Alkoholkonsum,<br />

Rauchen und Ernährung können<br />

eine Rolle spielen, während andere<br />

auf psychologische oder biologische<br />

Faktoren wie chronische Erkrankungen<br />

und das Älterwerdens zurückzuführen<br />

sind. Die sexuelle Dysfunktion ist weit<br />

verbreitet und kann für die Betroffenen<br />

sehr belastend sein, in vielen Fällen ist<br />

sie jedoch effektiv behandelbar.<br />

Vor dem Beginn der Behandlung mit<br />

Alma Duo klärt der behandelnde Arzt,<br />

ob eine Gefäßveränderung für die<br />

Erektionsstörung verantwortlich ist<br />

62<br />

3/20<strong>23</strong>


Dr. Afschin Fatemi, S-thetic<br />

Alma Duo by S-thetic<br />

Der Gründer und ärztliche Leiter von S-thetic,<br />

Dr. med Afschin Fatemi, ist ein international<br />

bekannter Schönheitschirurg. Der Spezialist<br />

für Facelifts, Lidkorrektur, Körperformung und<br />

Hyperhidrose-Behandlung gründete die erste S-<br />

thetic Klinik im Jahr 2002. Mehr als ein Dutzend<br />

weiterer Standorte sind inzwischen dazugekommen.<br />

Zuvor war er Oberarzt für operative<br />

Dermatologie an verschiedenen Kliniken.<br />

FOTOS: FREEPIK.COM<br />

Innovationen in Sachen Behandlungsverfahren und -instrumente sind<br />

Dr. Fatemi auf zahlreichen Feldern gelungen. Die ständige Verfeinerung<br />

der Technologie ist sein Leitmotiv. Bei Fachkongressen ist der engagierte<br />

Mediziner ein gefragter Referent und Live-Operateur. Persönlich verantwortet<br />

Dr. Fatemi den internationalen Ärztekongress S-thetic Circle, der in<br />

regelmäßigen Abständen stattfindet. Seine Philosophie vertritt er immer<br />

wieder leidenschaftlich in verschiedenen Medienformaten. Mit seiner<br />

Expertise als Dermatologe und Schönheitschirurg entwickelte er auch die<br />

erfolgreiche Pflegeserie Dr. Fatemi Skincare. Die gemeinnützige Umbrella-<br />

Stiftung, die Dr. Fatemi gegründet hat, leistet regelmäßig ärztlicher Hilfe<br />

in Krisengebieten und unterstützt soziale Projekte in Deutschland.<br />

www.s-thetic.de<br />

und schätzt gegebenenfalls die Stärke<br />

der Veränderung ein. Sofern keine<br />

Kontraindikationen vorliegen, kann die<br />

Behandlung durchgeführt werden. Zur<br />

Beurteilung der männlichen Sexualfunktion<br />

wird ein kurzer Fragebogen<br />

verwendet, der die vier Hauptbereiche<br />

Erektionsvermögen, Orgasmusfähigkeit,<br />

sexuelles Verlangen und Befriedigung<br />

beim Geschlechtsverkehr bewertet.<br />

Die Behandlung beginnt damit, dass der<br />

Patient bequem auf einer Liege platziert<br />

wird. Der behandelnde Arzt setzt dann<br />

den speziell für die Alma Duo-Technologie<br />

entwickelten Applikator auf den<br />

Penis auf. Dieser Applikator sendet<br />

Stoßwellen aus, die gezielt auf den<br />

Penisbereich ausgerichtet sind und die<br />

körpereigene Regeneration stimulieren<br />

sollen. Dabei wird das Gerät auf fünf<br />

spezifischen Punkten angewendet, drei<br />

am Penisschaft und zwei an der Peniswurzel.<br />

Insgesamt werden je nach Indikation<br />

1.200 bis 1.500 Impulse an den<br />

entsprechenden Regionen abgegeben.<br />

Die Behandlung wird in der Regel über<br />

drei Wochen in sechs Behandlungen à<br />

15 Minuten durchgeführt.<br />

Die Anwendung von Alma Duo ist<br />

schmerzlos und nicht-invasiv. Es sind<br />

keine Operationen, Medikamente oder<br />

63


SEXUALITÄT<br />

/<br />

EREKTILE DYSFUNKTION<br />

Spritzen und keine örtliche Betäubung<br />

notwendig und es gibt keine Ausfallzeiten.<br />

Im Gegensatz zu bekannten<br />

Behandlungsmöglichkeiten wie potenzsteigernden<br />

Mitteln behandelt Alma<br />

Duo nicht nur die Symptome, sondern<br />

die Ursache der Erektilen Dysfunktion<br />

mit langanhaltendem Ergebnis und<br />

bringt Spontanität zurück ins Schlafzimmer.<br />

„Alma Duo ist ein Durchbruch in der<br />

Behandlung von Erektiler Dysfunktion<br />

und der Verbesserung des Sexuallebens<br />

von Mann und Frau. Durch die fokussierte<br />

extrakorporale Stoßwellentherapie<br />

kann die Blutversorgung in den<br />

behandelten Bereichen signifikant verbessert<br />

werden, was zu einer besseren<br />

Durchblutung führen und somit auch<br />

das sexuelle Empfinden erhöhen kann“,<br />

sagt Dr. Afschin Fatemi, Facharzt für<br />

Dermatologie mit Schwerpunkt Dermachirurgie<br />

und ästhetischer Medizin und<br />

Gründer der S-thetic Gruppe, der einer<br />

der ersten Anwender des Alma Duo in<br />

Deutschland ist.<br />

64 3/20<strong>23</strong>


FLUTSCHIG, ABER SICHER!<br />

WIE DU EIN GUTES GLEITGEL ERKENNST<br />

ADVERTORIAL<br />

Es könnte so einfach sein – du willst geschmeidigen<br />

Sex haben und greifst wie selbstverständlich<br />

zum Gleitgel. Aber hast du dir die Flasche mal<br />

genauer angesehen? Auf einem guten Gleitgel<br />

müssen einfach gewisse Angaben stehen, damit<br />

es auch ersichtlich ist, dass es sich um ein geprüftes<br />

und somit sicheres Produkt handelt.<br />

Die Wenigsten wissen es, aber bald steht<br />

eine dramatische Entwicklung für Gleitgele<br />

bevor. Aufgrund der neuen europäischen<br />

Medizinprodukte-Verordnung (Medical<br />

Device Regulation, kurz MDR), die 2024 in<br />

Kraft tritt, werden in Zukunft auch Gleitgele<br />

als Medizinprodukte eingestuft, somit<br />

wesentlich strenger reglementiert als zuvor<br />

und müssen von offizieller Seite aus zertifiziert<br />

sein. Ziel dieser neuen Verordnung<br />

ist es, einen einheitlichen Rechtsrahmen<br />

für Medizinprodukte auf europäischer Ebene<br />

zu schaffen, die Qualität der Produkte<br />

zu verbessern und folglich die Sicherheit<br />

für Anwender zu steigern. Viele Marken<br />

werden diese strenge, aber nötige Zertifizierung<br />

nicht schaffen und deren Produkte<br />

dürfen dann nicht mehr Gleitgel genannt<br />

werden. Diese bieten dann auch nicht die<br />

geforderte Sicherheit und sollten nicht<br />

mehr in den Körper eingeführt werden.<br />

Bevor du zu verunsichert bist und nicht<br />

mehr weißt, was du überhaupt noch für<br />

dein nächstes sexuelles Abenteuer verwenden<br />

kannst, haben wir dir die wichtigsten<br />

Punkte zusammengetragen, woran du ein<br />

zertifiziertes und somit sicheres Gleitgel<br />

erkennen kannst.<br />

Der erste Blick sollte bei einem Gleitgel<br />

auf essenzielle Symbole und Auslobungen<br />

auf dem Etikett fallen: Ein Medizinprodukt<br />

muss neben einer Mindesthaltbarkeit auch<br />

das MD- und das CE-Zeichen (mit einer<br />

vierstelligen Nummer darunter) aufweisen.<br />

Neben diesen Symbolen muss das<br />

Label noch weitergehende Informationen<br />

beinhalten. Um die wichtigsten zu nennen:<br />

Zum einen muss eine Erläuterung der bestimmungsgemäßen<br />

Verwendung vorliegen.<br />

Hierzu zählen beispielsweise Angaben<br />

wie „für die tägliche Anwendung“. Zum anderen<br />

sollte auf Kompatibilität mit anderen<br />

Produkten hingewiesen werden, z.B. die<br />

Kompatibilität mit Kondomen. Als weitere<br />

Pflichtangabe umfasst ein Label noch<br />

Warn- und Sicherheitshinweise. Dazu zählen<br />

unter anderem Aussagen wie „Kontakt<br />

mit Augen und gereizter Haut vermeiden“.<br />

Du willst mehr erfahren?<br />

Dann schreib uns: info@pjur.com


WELLBEING


FOTO: FREEPIK.COM


ADVERTORIAL<br />

WELLBEING<br />

SEINZ.<br />

PFLEGEPRODUKTE FÜR MÄNNER<br />

Die Drogeriemarktkette dm hat mit<br />

ihrer eigenen Produktlinie SEINZ.<br />

eine neue Ära in der Kosmetik eingeläutet.<br />

Die exklusive Serie umfasst<br />

eine breite Palette an Produkten,<br />

für eine erfrischende<br />

Pflege und intensive Reinigung.<br />

Leistungsstarke<br />

Inhaltsstoffe<br />

und<br />

umweltfreundliche Verpackungen<br />

machen SEINZ. zu einer umfassenden<br />

Pflegeoption. Die Produktreihe<br />

umfasst eine Vielzahl von Kategorien,<br />

darunter Haut- und Körperpflege. Die<br />

Inhaltsstoffe enthalten einen wertvollen<br />

Mix von Mikroalgenextrakt<br />

über Elektrolyte bis hin zu Koriander.<br />

Zu den Produkten gehören auch<br />

euphorisierende Düfte kombiniert mit<br />

einem minimalistischen Design. Kein<br />

Schnickschnack sondern leistungsstarke<br />

Inhaltsstoffe. SEINZ. Alles,<br />

was man braucht!<br />

www.dm.de/marken/seinz<br />

DUSCHGEL<br />

Das tiefenreinigende Duschgel von<br />

SEINZ. wirkt mit Bambusaktivkohle<br />

und Ginseng. Die Mikroporen der<br />

Aktivkohle binden überschüssigen<br />

Talg. Damit erfolgt eine intensive<br />

Reinigung. Zudem verwöhnt das<br />

Duschgel mit Duftnoten von Apfel,<br />

Bergamotte und Sandelholz. Trotz<br />

der porentiefen Reinigung wird die<br />

Haut nicht ausgetrocknet.<br />

68<br />

3/20<strong>23</strong>


FEUCHTIGKEITSGEL<br />

Die Pflegeformel des Feuchtigkeitsgels<br />

mit Aquaxyl und Mikroalge von SEINZ.<br />

versorgt die Haut nach regelmäßiger<br />

Anwendung 72 h mit Feuchtigkeit. Die<br />

leichte Geltextur zieht dabei schnell ein<br />

und vitalisiert die Haut. Ein mattierender<br />

Effekt verhindert zudem unerwünschten<br />

Hautglanz. Für ein geschmeidiges Hautgefühl<br />

und eine frische Ausstrahlung.<br />

FOTO: FREEPIK<br />

ANTI TRANSPERANT<br />

Das SEINZ. Antitranspirant Sport bietet<br />

48 h langanhaltenden Schutz mit Mineralien<br />

für einen extra schnellen Trockeneffekt,<br />

ganz ohne Alkohol (Ethanol). Zudem<br />

überzeugt es mit Duftnoten von Zitrusfrüchten,<br />

Bergamotte und Zedernholz.<br />

Die Dose wird aus 50% Recyclingmaterial<br />

(ohne Verschluss) in Frankreich hergestellt.<br />

SEINZ. unterstützt des Weiteren Plastic<br />

Bank - gemeinsam für eine saubere Umwelt<br />

und soziales Engagement.<br />

FOTO: VECMES<br />

WASCHGEL<br />

Das SEINZ. Waschgel enthält einen<br />

rückfettenden Mikro-Öl-Wirkstoff,<br />

der effektiv Austrocknung vorbeugt.<br />

Die Kombination aus AHA<br />

& PHA bekämpft die Entstehung<br />

von Hautunreinheiten. Für eine<br />

gründliche Reinigung von Gesicht<br />

und Bart.<br />

FOTO: FREEPIK<br />

Nachher<br />

69


Männer. Und Meer.<br />

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WELLBEING/ FITNESS<br />

STUDIENLAGE<br />

HILFT YOGA BEIM<br />

MUSKELAUFBAU?<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

In den letzten Jahren erlebte das Praktizieren<br />

von Yoga einen regelrechten Boom. Kein<br />

Wunder, denn Yoga hilft vielen gestressten<br />

Großstadtmenschen, die innere Balance<br />

wiederherzustellen. Doch kann man durch<br />

Yoga auch Muskeln aufbauen? Wir haben<br />

uns dazu die Studienlage angeschaut.<br />

Bei Yoga handelt es sich nicht um eine<br />

Sportart im klassischen Sinne. Stattdessen<br />

geht es bei dieser aus Indien stammenden<br />

Lehre darum, ein Gleichgewicht zwischen<br />

Körper und Seele herzustellen. Dadurch<br />

ist Yoga ideal, um Stress abzubauen, das<br />

körperliche Wohlbefinden zu steigern<br />

und innere Ausgeglichenheit zu erreichen.<br />

Wer jedoch Yoga zum ersten Mal<br />

ausprobiert, der stellt meist fest, dass die<br />

Übungen körperlich anspruchsvoll sind.<br />

Insbesondere die Kombination aus Muskelanspannung,<br />

Dehnung und Balance<br />

72<br />

3/20<strong>23</strong><br />

FOTO: PATRICK KOOL / UNSPLASH


ingt Ungeübte schnell ins Schwitzen. So<br />

stellt sich die Frage: Lassen sich mit Yoga<br />

auch Muskeln aufbauen? Studien liefern<br />

dazu die Antwort.<br />

MEHR MUSKELKRAFT UND KRAFT-<br />

AUSDAUER DURCH VINYASA YOGA<br />

Yoga verbessert nicht nur die Gelenkigkeit,<br />

sondern kann tatsächlich auch zur Stärkung<br />

der Muskulatur beitragen. Das hat eine<br />

Studie aus dem Jahr 2019 gezeigt. Dabei<br />

wurden 29 Probanden über einen Zeitraum<br />

von zwölf Wochen beobachtet, die Yoga und<br />

Taijifit (eine spezielle Form von Tai Chi) in<br />

Online-Kursen absolvierten. Bei dem Yoga-<br />

Stil handelte es sich um Vinyasa Yoga. Diese<br />

Variante zeichnet sich durch dynamische<br />

Übungen mit fließenden Übergängen aus.<br />

Im Gegensatz dazu steht das eher statische<br />

Hatha Yoga, bei dem man die Positionen<br />

länger hält. 16 der Probanden führten in<br />

dem Untersuchungszeitraum Vinyasa Yoga<br />

aus, 13 weitere praktizierten Taijifit.<br />

POSITIVE WIRKUNG AUF MUSKELN<br />

AUCH BEI HATHA YOGA<br />

Eine etwas größere Studie aus China wurde<br />

im Jahr 2015 publiziert. Dabei wurde die<br />

Wirkung von Hatha Yoga auf 87 sowohl<br />

weibliche als auch männliche Probanden<br />

untersucht und mit einer Kontrollgruppe<br />

von 86 Teilnehmern verglichen, die weder<br />

Yoga noch Sport praktizierten. Zwölf<br />

Wochen lang wurden die Probanden in der<br />

Yoga-Gruppe einmal wöchentlich angeleitet<br />

und führten anschließend die Übungen<br />

im Schnitt rund <strong>23</strong> Minuten täglich aus.<br />

Die Datenanalyse ergab, dass ein zwölfwöchiges<br />

Hatha-Yoga-Programm sich positiv<br />

auf die Beweglichkeit, die Muskelkraft und<br />

die Kraftausdauer der Teilnehmer auswirkte.<br />

Leider ermittelten die Forscher auch in<br />

dieser Studie nicht die genaue Muskelzunahme<br />

der Probanden.<br />

Bei Studienbeginn und Studienende<br />

wurden Muskelkraft - durch Beinpresse,<br />

Brustpresse und Handgriff - sowie Kraftausdauer<br />

und Flexibilität der Probanden<br />

ermittelt. Nach Auswertung der Daten<br />

kamen die Forscher zu einem eindeutigen<br />

Ergebnis: Sowohl Vinyasa Yoga als auch<br />

Taijifit führten nach dem zwölfwöchigen<br />

Trainingszeitraum zu mehr Muskelkraft,<br />

Kraftausdauer und wenig überraschend zu<br />

einer höheren Flexibilität bei den Teilnehmern.<br />

Zudem hatten die Yoga-Probanden<br />

größere Zuwächse bei der Kraftausdauer,<br />

speziell bei der Brustpresse und bei den<br />

Bauchübungen.<br />

Trotz der positiven Ergebnisse muss man<br />

beachten, dass es sich um eine kleine<br />

Studie mit wenigen Teilnehmern handelt.<br />

Und weil die Volumenzuwächse der Muskeln<br />

nicht gemessen wurden, kann nicht<br />

eindeutig gesagt werden, ob die Studienteilnehmer<br />

durch Yoga mehr Muskelmasse<br />

aufbauen konnten oder nicht.<br />

FOTO: FREEPIK.COM<br />

73


WELLBEING/ FITNESS<br />

DEHNÜBUNGEN FÜHREN NICHT<br />

IMMER ZU MEHR MUSKELWACHSTUM<br />

Im Jahr 2020 ist eine weitere interessante<br />

Studie erschienen. Sie hat zwar nicht<br />

speziell die Wirkung von Yoga, dafür aber<br />

den Einfluss von Dehnübungen auf das<br />

Muskelwachstum untersucht. Weil Yoga<br />

viele Dehnübungen beinhaltet, kann diese<br />

Studie einen Anhaltspunkt dafür liefern, ob<br />

sich auf diese Art Muskeln aufbauen lassen.<br />

Wissenschaftler der „Skandinavischen<br />

Gesellschaft für klinische Physiologie und<br />

Nuklearmedizin“ in Kopenhagen werteten<br />

zehn Studien zu Dehnübungen aus, bei<br />

denen die Veränderungen der Muskelgröße<br />

mit Trainingsprotokollen festgehalten wurden.<br />

Von den zehn Studien wiesen drei eindeutig<br />

positive Effekte des Dehntrainings<br />

auf die Muskelstruktur auf. Bei fünf der<br />

Studien wurde das Stretching in ein Krafttraining<br />

eingebunden. Davon belegten vor<br />

allem zwei Studien ein besseres Muskelwachstum,<br />

wenn die Dehnungen zwischen<br />

den Kraftübungen ausgeführt wurden.<br />

darauf, dass Yoga offenbar nur dann zum<br />

Muskelwachstum führt, wenn viel Kraft<br />

aufgewendet wird, um eine Übung auszuführen<br />

oder eine Position zu halten.<br />

FAZIT<br />

Laut Studienlage kann Yoga sowohl die<br />

Muskelkraft als auch die Kraftausdauer<br />

erhöhen. Jedoch gibt es keine Studien,<br />

die das Muskelwachstum exakt messen<br />

beziehungsweise eine Zunahme an<br />

Muskelmasse durch Yoga dokumentieren.<br />

Der limitierende Faktor beim Yoga ist die<br />

Tatsache, dass Übungen mit dem eigenen<br />

Körpergewicht ausgeführt werden. Anders<br />

als beim Kraftsport, kann man den Widerstand<br />

nicht durch eine Steigerung des<br />

Gewichts beliebig erhöhen. Doch gerade<br />

das regt ein Muskelwachstum besonders<br />

effektiv an. Letztendlich ist Yoga nicht dazu<br />

gedacht, Muskeln aufzubauen, sondern<br />

eine innere Balance zwischen Körper und<br />

Geist herzustellen.<br />

Die Forscher weisen jedoch darauf<br />

hin, dass eine Dehnung mit geringer<br />

Intensität keine positive Veränderung<br />

des Muskelvolumens bewirkt. Nur<br />

wenn bei der Dehnung gleichzeitig<br />

ein gewisser Grad der Zugbelastung<br />

hinzukommt, kann dies ein Muskelwachstum<br />

fördern. Es ist ein Hinweis<br />

FOTO: FREEPIK<br />

74<br />

3/20<strong>23</strong>


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WELLBEING/ ERNÄHRUNG<br />

NAHRUNGS-<br />

ERGÄNZUNGSMITTEL<br />

Warum viele Vitaminpräparate lediglich<br />

„teuren Urin“ produzieren<br />

Eine Brausetablette im Wasserglas auflösen, austrinken, fertig. So stellen sich viele<br />

Männer die tägliche Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen vor. Aber funktionieren<br />

Vitaminpräparate wirklich? Wir haben mit einem renommierten Ernährungswissenschaftler<br />

gesprochen und ernüchternde Antworten bekommen.<br />

Autor: Martin Lewicki<br />

76<br />

3/20<strong>23</strong>


Die Einnahme von Vitaminpräparaten ist<br />

umstritten. Zum einen, weil sie oft nach<br />

Gefühl eingenommen werden und nicht,<br />

weil ein Mangelzustand vom Arzt diagnostiziert<br />

wurde. So besteht die Gefahr<br />

einer Überdosierung. Zum anderen ist<br />

die Wirksamkeit meist nur dann gegeben,<br />

wenn auch ein Mangelzustand besteht.<br />

Doch dieser ist insbesondere in Deutschland<br />

bei einer ausgewogenen und nährstoffreichen<br />

Ernährung relativ selten.<br />

Es gibt aber einzelne Bevölkerungsgruppen,<br />

die aufgrund ihrer Lebensumstände<br />

oder besonderen Ernährungsweise einen<br />

Mangel an bestimmten Nährstoffen<br />

entwickeln können. Laut der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung (DGE) kommt<br />

es beispielsweise bei Menschen, die<br />

sich ausschließlich pflanzlich ernähren,<br />

häufig zu einem Vitamin-B12-Mangel.<br />

Denn dieses Vitamin kommt in einer für<br />

Menschen verfügbaren Form fast nur in<br />

tierischen Lebensmitteln vor. Deswegen<br />

rät die DGE Veganern zur Einnahme eines<br />

Vitamin-B12-Präparats.<br />

Als weitere kritische Nährstoffe bei<br />

veganer Ernährung stuft die DGE einige<br />

essentielle Aminosäuren und Omega-<br />

3-Fettsäuren sowie Mineralstoffe wie<br />

Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen und die<br />

Vitamine Riboflavin sowie Vitamin<br />

D. Deswegen sollten Veganer ihr<br />

Blut regelmäßig kontrollieren<br />

lassen, um Mangelerscheinungen<br />

vorzubeugen. Die Einnahme<br />

von Präparaten sollte aber<br />

nur in Abstimmung mit einem<br />

Arzt erfolgen.<br />

Laut aktuellen Umfragen liegt der Bevölkerungsanteil<br />

von Menschen, die sich<br />

überwiegend vegan ernähren bei rund<br />

zwei Prozent. Die DGE weist darauf hin,<br />

dass Menschen, die auf eine Mischkost<br />

aus Gemüse, Obst, Fisch, Hülsenfrüchten,<br />

pflanzlichen Ölen und tierischen<br />

Produkten setzen, weder rauchen noch<br />

übermäßig viel Alkohol trinken, eine<br />

geringe Wahrscheinlichkeit für einer<br />

Unterversorgung mit Vitaminen und<br />

Mineralstoffen haben.<br />

Zu den weiteren Risikogruppen zählen<br />

möglicherweise HIV-Patienten. Untersuchungen<br />

der Universität Bonn haben gezeigt,<br />

dass diese Bevölkerungsgruppe häufig<br />

einen Vitamin-D-Mangel entwickelt, der<br />

in Verbindung mit einer HIV-Therapie und<br />

den damit Verbundenen Nebenwirkungen<br />

zu einer Abnahme der Knochendichte<br />

führen kann. So entwickeln HIV-Patienten<br />

häufiger Osteoporose als HIV-negative<br />

und haben dadurch ein höheres Risiko für<br />

Knochenbrüche. Vitamin D ist aber auch<br />

für ein gesundes Immunsystem und psychisches<br />

Wohlbefinden wichtig. Deswegen<br />

sollten HIV-Patienten insbesondere dieses<br />

Vitamin im Auge behalten.<br />

Klarheit, ob ein Mangel besteht, schafft nur<br />

ein Blutbild beim Arzt. So kann festgestellt<br />

werden, ob beispielsweise Eisen-, Vitamin-D-<br />

oder B12-Mangel vorliegen. Auch,<br />

wer sich über einen längeren Zeitraum erschöpft<br />

fühlt, unter Schlafproblemen und<br />

depressiven Verstimmungen leidet oder<br />

häufiger krank ist, sollte sein Blut untersuchen<br />

lassen.<br />

VORSICHT BEI FREI VERKÄUFLICHEN<br />

NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTELN<br />

Greift man ohne ärztliche Diagnose<br />

zu einem Nahrungsergänzungsmittel<br />

aus der Drogerie, ist der Blick<br />

auf die Inhaltsstoffe Pflicht. Hier<br />

gilt: Je kürzer die Liste, desto besser.<br />

Denn leider enthalten viele Pillen<br />

und Brausetabletten unnötige<br />

Füllstoffe, künstliche Süßstoffe,<br />

Farbstoffe, Aromen und Konservierungsstoffe.<br />

Besonders umstritten ist die Einnahme von<br />

sogenannten Antioxidantien, die freie Radikale<br />

im Blut bekämpfen sollen. In einer<br />

groß angelegten Meta-Analyse aus dem<br />

Jahr 2012 wurden mehrere Studien<br />

77


WELLBEING/ ERNÄHRUNG<br />

mit fasst 250.000 Teilnehmern ausgewertet,<br />

um herauszufinden, ob die Einnahme<br />

von Vitamin A, Beta-Carotin, Vitamin C,<br />

Vitamin E und Selen einen Einfluss auf die<br />

Lebenserwartung hat. Das Ergebnis: Die<br />

Einnahme von Antioxidantien wie Vitamin<br />

E und Beta-Carotin hat keinen positiven<br />

Einfluss auf die Lebenserwartung. Bei<br />

hohen Dosierungen hat sich die Sterblichkeitsrate<br />

sogar um ein bis zwei Prozent<br />

erhöht. Allerdings sollte hierbei berücksichtigt<br />

werden, dass die Teilnehmer in<br />

einigen der analysierten Studien deutlich<br />

höhere Dosen einnahmen, als Sie in<br />

Deutschland erlaubt sind.<br />

Insgesamt ist die<br />

Studienlage zu<br />

Vitaminpräparaten<br />

unübersichtlich und<br />

widersprüchlich.<br />

Um mit den Mythen<br />

rund um Vitaminpräparate<br />

aufräumen, haben<br />

wir den emeritierten Professor Dr. Helmut<br />

Heseker befragt. Er hat Ernährungswissenschaft<br />

an der Universität Paderborn<br />

gelehrt und war zwischen 2010 und 2016<br />

Präsident der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ernährung.<br />

Herr Prof. Dr. Heseker, helfen Vitamin C<br />

und Zink, um einer Erkältung vorzubeugen<br />

oder um sie schneller loszuwerden?<br />

Die Studienlage hierzu ist insgesamt sehr<br />

uneinheitlich. Eine systematische Analyse<br />

von unabhängig durchgeführten Studien<br />

zeigt aber, dass Vitamin-C- und Zink-Supplemente<br />

weder eine Erkältung verhindern<br />

noch dabei helfen können, diese<br />

deutlich schneller wieder loszuwerden.<br />

Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt<br />

drei Tage, geht drei Tage – ohne und mit<br />

Vitamin C plus Zink.<br />

Was bringen Multivitamin-<br />

Tabletten? Sie versprechen<br />

oft, mit einer Brausetablette<br />

den Tagesbedarf an allen<br />

wichtigen Vitaminen und<br />

Mineralstoffen zu decken.<br />

In Deutschland liefert eine<br />

einigermaßen abwechslungsreiche<br />

und kalorisch ausreichende Kost<br />

alle lebensnotwendigen Nährstoffe in<br />

ausreichenden Mengen. In groß angelegten<br />

Studien konnte gezeigt werden, dass<br />

eine zusätzliche Nährstoffzufuhr weder<br />

Krankheiten vermeiden noch das Leben<br />

verlängern kann. Sinnvoll kann die Einnahme<br />

von Multivitamin-Tabletten bei<br />

Personen sein, die längerfristig freiwillig,<br />

zum Beispiel durch häufige und längerfristige<br />

Einhaltung von Reduktionsdiäten oder<br />

unfreiwillig, beispielsweise bei Hochbetagten<br />

mit geringem Appetit, nur kleine Nahrungsmengen<br />

essen können oder wollen.<br />

Kann ich Vitamine und Mineralstoffe durch<br />

Zusatzpräparate aus der Drogerie überdosieren?<br />

Einige enthalten oft die mehrfache<br />

Tagesdosis dessen, was die Deutsche Gesellschaft<br />

für Ernährung empfiehlt.<br />

78<br />

3/20<strong>23</strong>


FOTO: RAIMOND KLAVINS / UNSPLASH<br />

Bei den wasserlöslichen Vitaminen ist die<br />

Gefahr einer Überdosierung relativ gering,<br />

da diese relativ schnell von den Nieren<br />

über den Urin ausgeschieden werden und<br />

man vor allem einen ,teuren‘ Urin produziert.<br />

Hier besteht daher eher ein ökonomisches<br />

Risiko, dass viel Geld für Produkte<br />

ausgegeben wird, die nachgewiesenermaßen<br />

keine Wirkung auf unsere Gesundheit<br />

haben. Die fettlöslichen Vitamine A<br />

und D können bei einer Überdosierung<br />

im Körper mit nachteiligen Folgen für die<br />

Gesundheit kumulieren. Darüber hinaus<br />

sollten Raucher keine hoch dosierten Betacarotin-Supplemente<br />

einnehmen, da diese<br />

unter anderem das Lungenkrebsrisiko<br />

erhöhen. Und Eisenpräparate sollten nur<br />

bei einem klinisch nachgewiesenen Eisenmangel<br />

eingenommen werden.<br />

Kann der Körper synthetisch hergestellte<br />

Vitamine genauso gut verwerten wie aus<br />

natürlichen Lebensmitteln?<br />

Der Körper differenziert nicht zwischen<br />

natürlichen und synthetischen Vitaminen,<br />

sofern diese identisch sind. In Präparaten<br />

enthaltene Folsäure wird aber besser absorbiert,<br />

als beispielsweise in pflanzlichen<br />

Lebensmitteln enthaltene Folatverbindungen,<br />

Eisen wiederum wird aus Hämeisen,<br />

das in Fleisch und Fleischwaren enthalten<br />

ist, oft besser absorbiert als aus veganen<br />

Lebensmitteln.<br />

Was raten Sie zum Umgang mit Vitaminund<br />

Mineralstoffpräparaten grundsätzlich?<br />

Trotz gegenteiliger Verlautbarungen<br />

von interessengeleiteten Aussagen der<br />

Inverkehrbringer von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

ist Deutschland kein Vitaminmangelland<br />

und es muss auch kein Vitamindefizitalarm<br />

ausgelöst werden. Eine<br />

kalorisch ausreichende Nahrungsaufnahme<br />

liefert bei uns alle Vitamine und Mineralstoffe<br />

sowie Proteine in ausreichenden<br />

Mengen. Eine Ausnahme kann Vitamin D<br />

darstellen, dass Menschen überwiegend<br />

nach Sonnenbestrahlung der Haut bilden.<br />

Für Personen, die ans Haus gebunden sind,<br />

wie zum Beispiel hochbetagte Menschen,<br />

ebenso wie für Menschen mit vollständig<br />

die Haut bedeckender Kleidung oder Menschen<br />

mit starker Hautpigmentierung und<br />

auch Personen mit erhöhtem Osteoporoserisiko<br />

kann die regelmäßige Einnahme<br />

eines Vitamin-D-Präparats ratsam sein.<br />

79


WELLBEING/ BODY<br />

Text: Martin Lewicki<br />

SO HÄLT MAN NACH EINER DIÄT SEIN<br />

NEUES GEWICHT<br />

ILLUSTRATIONEN: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />

Als Übergewichtiger kämpft man oft jahrelang mit Diäten. Das<br />

Problem: Selbst wenn eine Diät erfolgreich war, ist es schwierig,<br />

das erreichte Gewicht zu halten. Denn der berüchtigte Jo-Jo-Effekt<br />

schlägt meist gnadenlos zu. Dänische Forscher zeigen Strategien, wie<br />

man den Körper austrickst und sein Gewicht nach einer Diät halten<br />

oder sogar weiter reduzieren kann.<br />

80<br />

3/20<strong>23</strong>


Diäten sind ein boomendes Geschäft und<br />

spielen mit der Verzweiflung und Hoffnung<br />

von Übergewichtigen. Das Problem dabei:<br />

Meistens setzen sie auf eine radikale Kalorienreduktion.<br />

Wenig verwunderlich führt<br />

das bei nahezu jedem für einen schnell<br />

sichtbaren Abnehmerfolg. Es ist weder<br />

gesund noch machbar, ein Leben lang sich<br />

stark kalorienreduziert und einseitig zu<br />

ernähren. Außerdem passt sich der Stoffwechsel<br />

an, wird energieeffizienter und<br />

verbraucht weniger Kalorien. Doch früher<br />

oder später fallen viele zurück in alte Essgewohnheiten.<br />

Dabei will sich der Körper<br />

für die nächste Hungerphase wappnen,<br />

indem er verstärkt appetitanregende Hormone<br />

ausschüttet und zugeführte Energie<br />

in Form von Fett einlagert. Umgangssprachlich<br />

bezeichnet man dies als den Jo-<br />

Jo-Effekt - also die ständige Rückkehr der<br />

Fettpolster nach jeder Diät. Eine dänische<br />

Studie zeigt aber, dass man diesem Teufelskreis<br />

entkommen und sein Gewicht nach<br />

einer Kalorienreduktion halten kann.<br />

VIER STRATEGIEN IM VERGLEICH, UM<br />

DAS GEWICHT ZU HALTEN<br />

Dazu haben dänische Forscher von der<br />

Universität Kopenhagen zusammen mit<br />

dem Krankenhaus Hvidovre in ihrer<br />

Studie aus dem Jahr 2021 vier verschiedene<br />

Behandlungsansätze der dauerhaften<br />

Gewichtsreduktion untersucht. Sie wollten<br />

wissen, welche der vier Methoden am besten<br />

wirkt, um das Gewicht nach einer Diät<br />

zu halten. Dazu wählten sie für die Studie<br />

215 Probanden aus, die alle fettleibig<br />

waren und ein niedriges Fitnesslevel aufwiesen.<br />

Acht Wochen lang wurden die Teilnehmer<br />

auf eine kalorienreduzierte Diät<br />

gesetzt. Dabei nahmen sie im Schnitt etwa<br />

13 Kilogramm ab. Zugleich verbesserten<br />

sich ihre Gesundheitswerte nach der Diät:<br />

Sowohl der Blutzuckerspiegel als auch der<br />

Blutdruck waren niedriger.<br />

Nach der Diät wurden die Probanden in<br />

vier Gruppen unterteilt. In der ersten<br />

Gruppe bekamen die Probanden ein<br />

Placebo-Medikament und kein Trainingsprogramm<br />

verschrieben. In der zweiten<br />

Gruppe erhielten die Probanden ebenfalls<br />

ein Placebo-Medikament, doch diesmal<br />

zusätzlich ein Trainingsprogramm verschrieben.<br />

Sie mussten mindestens 150<br />

Minuten moderates Training und/oder 75<br />

Minuten intensives Training pro Woche absolvieren.<br />

Die dritte Gruppe bekam einen<br />

echten Appetithemmer verschrieben, aber<br />

kein Trainingsprogramm. Und die vierte<br />

Gruppe erhielt sowohl den Appetithemmer<br />

als auch das Trainingsprogramm wie<br />

Gruppe 2.<br />

Bei dem Appetithemmer handelte es sich<br />

um Liraglutid, welches den Blutzucker<br />

senkt und das Hungergefühl reduziert. Es<br />

ist ein Arzneistoff, der dem appetithemmenden<br />

Hormon GLP-1 nachempfunden<br />

wurde. Das Medikament wird meist zur<br />

Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 sowie<br />

zur Gewichtsreduktion bei Fettleibigkeit<br />

verwendet. Nach der Einteilung in Gruppen<br />

wurden alle Teilnehmer über einen<br />

Zeitraum von einem Jahr beobachtet. Ihr<br />

Gewicht wurde monatlich protokolliert<br />

und sie erhielten eine Ernährungsberatung<br />

gemäß den Richtlinien der dänischen<br />

Gesundheitsbehörde.<br />

BEWEGUNG PLUS APPETITHEMMER<br />

WIRKEN AM BESTEN<br />

Nach einem Jahr werteten die Wissenschaftler<br />

alle gesammelten Daten aus.<br />

Dabei stellten sie fest, dass sowohl Gruppe<br />

2 (mehr Bewegung) als auch Gruppe 3<br />

(Appetithemmer) ihr Gewicht nach der<br />

Diät halten konnten. Auch die Gesundheitswerte<br />

blieben stabil. Die Gruppe 1<br />

(Placebo, keine zusätzliche Bewegung) hingegen<br />

schnitt am schlechtesten ab. Diese<br />

Probanden nahmen rund die Hälfte des<br />

verlorenen Gewichts wieder zu und wiesen<br />

verschlechterte Gesundheitswerte auf.<br />

Am besten schnitt Gruppe 4 (mehr Bewegung<br />

und Appetithemmer) ab. Die Teilnehmer<br />

konnten nicht nur ihr Gewicht<br />

81


WELLBEING/ BODY<br />

halten, sondern noch weiter reduzieren.<br />

Direkt nach der Diät waren es 13 Kilogramm<br />

weniger, nach einem Jahr sogar 16<br />

Kilogramm. Zudem verbesserten sich die<br />

gesundheitlichen Werte. Im Vergleich zu<br />

den Gruppen 2 und 3 war der Fettabbau<br />

doppelt so hoch und das beim Erhalt der<br />

Muskelmasse.<br />

„Es ist eine gute Nachricht, dass eine signifikante<br />

Gewichtsabnahme durch etwa 150<br />

Minuten Bewegung pro Woche aufrechterhalten<br />

werden kann, wenn sie hauptsächlich<br />

bei hoher Intensität – zum Beispiel<br />

beim Radfahren – ausgeführt wird“,<br />

kommentiert Studienleiter Professor Signe<br />

Torekov das Ergebnis. Durch die Kombination<br />

von Bewegung mit einem Appetithemmer<br />

sei der Effekt sogar doppelt so stark im<br />

Vergleich zu einer Einzelbehandlung mit<br />

Training oder Medikament, ergänzt der<br />

Wissenschaftler.<br />

GEWICHTSABNAHME IST EIN KAMPF<br />

GEGEN „STARKE BIOLOGISCHE KRÄFTE“<br />

Wie Professor Torekov ausführt, kämpft<br />

man beim Abnehmen gegen starke biologische<br />

Kräfte an. Denn während der Hunger<br />

bei einer Diät steigt, sinkt gleichzeitig der<br />

Energieverbrauch. Das mache es schwierig,<br />

den Gewichtsverlust zu erhalten. „Wir<br />

haben ein appetitanregendes Hormon, das<br />

beim Abnehmen drastisch ansteigt und<br />

gleichzeitig sinkt der Spiegel der appetithemmenden<br />

Hormone deutlich ab“,<br />

erklärt der Studienleiter. Außerdem könne<br />

eine Gewichtsreduktion auch den Verlust<br />

von Muskelmasse bewirken, was den<br />

Energieverbrauch reduziert. Deswegen<br />

sei es besonders wichtig, nicht nur darauf<br />

zu achten, Gewicht zu verlieren, sondern<br />

wie man sein neues Gewicht nach der Diät<br />

halten kann.<br />

Laut der Studie schafft man es mit mindestens<br />

150 Minuten moderatem bis intensivem<br />

Sport pro Woche. Allerdings weisen<br />

die Forscher darauf hin, dass es wichtig<br />

sei, einen Trainingsplan zu haben und sich<br />

daran konsequent zu halten. Dabei sollte<br />

man auch professionelle Unterstützung in<br />

Anspruch nehmen, um seine Motivation<br />

nicht zu verlieren. Auch eine Ernährungsberatung<br />

sei wichtig, um sich gesünder<br />

zu ernähren. Man kann sein Gewicht aber<br />

auch halten, indem man einen Appetithemmer<br />

wie Liraglutid zu sich nimmt. Dieses<br />

Hormon reduziert das Hungergefühl<br />

und senkt den Blutzuckerspiegel. Natürlich<br />

sollte man es nur unter ärztlicher Aufsicht<br />

einnehmen. Und wer regelmäßige Bewegung<br />

mit der Einnahme eines Appetithemmers<br />

kombiniert, der kann sein Gewicht<br />

nicht nur halten, sondern noch weiter<br />

reduzieren.<br />

82<br />

3/20<strong>23</strong>


MINIMALIST<br />

WORKOUT<br />

DER TRAININGSPLAN FÜR VIEL BESCHÄFTIGTE<br />

Viel hilft viel? Im Falle von Fitness und<br />

Gesundheit stimmt dieser Ausspruch nur<br />

bedingt. Wer gezielt Muskeln aufbauen will<br />

– Stichwort „dicke Arme“ – der muss schon<br />

ein bisschen mehr Zeit investieren. Studien<br />

haben allerdings gezeigt, dass Work-outs<br />

von 7 bis 15 Minuten bereits einen nachhaltigen<br />

Effekt auf die Gesundheit haben<br />

und beispielsweise den Blutzuckerspiegel<br />

senken und das Risiko reduzieren, an Herz-<br />

MONTAG<br />

3 x 10 Burpees<br />

Burpees trainieren den gesamten Körper und sind<br />

deshalb eine besonders intensive und damit zeitsparende<br />

Übung.<br />

3 x 10 Squats mit Langhantel<br />

Genau wie Burpees zählen Squats zu den Verbundübungen<br />

und trainieren mehrere Muskelgruppen auf einmal.<br />

Für Anfänger: Lieber mit weniger Gewichten einsteigen<br />

und dafür die Übung korrekt ausführen (der Rücken<br />

bleibt gerade!).<br />

15 Minuten Seilspringen<br />

DIENSTAG<br />

Intervall-Push-ups in kurzen Abständen<br />

1 x 20 – 1 x 15 – 1 x 10 Push-ups<br />

3 x 10 Kreuzheben<br />

Wie bei den Squats ist die korrekte Ausführung auch<br />

bei Deadlifts sehr wichtig. Am besten die Bewegung<br />

zunächst nur mit der Stange und ohne Gewichte üben,<br />

bis sie sitzt.<br />

3 x 10 Schulterdrücken (mit Kurzhanteln)<br />

Wer die Übung noch erschweren möchte, kombiniert sie<br />

mit Squats.<br />

MITTWOCH<br />

Ruhetag<br />

DONNERSTAG<br />

20 Minuten Schwimmen<br />

FREITAG<br />

3 x 20 Brücke<br />

3 x 30 Sit-ups<br />

Auf YouTube findest du außerdem verschiedene<br />

Variationen der Übung, die du unbedingt ausprobieren<br />

solltest, wenn du auch die seitlichen Bauchmuskeln<br />

trainieren willst.<br />

3 x 10 Lunges<br />

Um den Gluteus maximus richtig zum Glühen zu bringen,<br />

während der Übung Gewichte in die Hand nehmen.<br />

3 x 1 Minute Plank<br />

SAMSTAG<br />

4 x 5 Minuten Intervall-Sprinten<br />

3 Minuten Laufen – 1 Minute Sprinten – 1 Minute Gehen<br />

SONNTAG<br />

Ruhetag<br />

Text: Felix Just<br />

Kreislauf-Krankheiten zu sterben. Besonders<br />

Menschen mit einem hohen Arbeitsaufkommen<br />

oder solche mit Familie haben<br />

schlichtweg nicht die Zeit, im Fitnessstudio<br />

Stunden zu verbringen. Für sie ist ein<br />

minimalistisches Kurzzeittraining optimal.<br />

Heute findest du hunderte von Videos mit<br />

diversen Übungen und wie sie richtig ausgeführt<br />

werden auf YouTube. Aber welche<br />

ergeben zusammen einen minimalistischen<br />

Trainingsplan, der zu deinem Leben<br />

passt? Wir haben dir ein solches Workout<br />

zusammengestellt. Alles, was du benötigst,<br />

sind Gewichte sowie Kurz- und Langhantel,<br />

ein Springseil, eine Badehose und maximal<br />

dreißig Minuten Zeit.<br />

ILLU: ADOBE STOCK<br />

83


WELLBEING/ FITNESS<br />

FRÜHAUFSTEHER KÖNNEN<br />

LÄNGER<br />

Der Extra-Boost für deinen Metabolismus!<br />

Mit dem Metabolismus ist das so eine<br />

Sache. Jeder Mann hat einen und jeder<br />

Mann hat sein Energiehoch zu ganz eigenen<br />

Zeiten. Es ist im Grunde unmöglich,<br />

einen Zeitplan für optimale Aktiv- und<br />

Ruhephasen zu entwickeln, der ganz allgemein<br />

und für jeden gilt. Manche Männer<br />

schaffen es ohne Kaffee nicht durch<br />

den Tag, fühlen sich dann plötzlich nach<br />

dem Abendessen aber fit wie ein Turnschuh.<br />

Andere Männer haben ihr körperliches<br />

Hoch zur Mittagszeit, sind aber an<br />

den Bürostuhl gefesselt und müssen ihr<br />

Work-out auf eine andere und weniger<br />

ideale Tageszeit verschieben. Soziale und<br />

berufliche Verpflichtungen machen es<br />

schwierig, sein Training an den persönlichen<br />

Stoffwechsel anzupassen. Über<br />

einen grundsätzlichen Umstand sind sich<br />

Experten allerdings einig: Ein Work-out<br />

am Morgen begünstigt unsere Tages-Performance<br />

eher als das Training am Abend<br />

und kann den Metabolismus anregen.<br />

Es muss nicht gleich ein Marathon sein,<br />

aber wer den Körper am Morgen beansprucht,<br />

stellt ihn bereits auf einen<br />

aktiven Tag ein und macht ihn resistenter<br />

gegenüber möglichen Low-Energy-Phasen.<br />

Fünf bis zehn Minuten leichtes Training<br />

können dabei bereits ausreichend<br />

sein. Die Übungen sollten möglichst viele<br />

Muskelgruppen einschließen und jeden<br />

Tag variiert werden.<br />

Ein weiterer Vorteil einer aktiven Morgenroutine:<br />

Sie beeinflusst indirekt unsere<br />

morgendliche Protein- und Kalorienzufuhr.<br />

Wer schon vor dem Frühstück trainiert,<br />

setzt sich mit seiner ersten Mahlzeit<br />

intensiver auseinander als der „Kaffee to<br />

go“-Typ, der vom Work-out am Morgen am<br />

liebsten nichts wissen will.<br />

Apropos Kaffee: Noch bevor wir den<br />

ersten Latte macchiato trinken, sollten<br />

wir mindestens ein Glas Wasser zu uns<br />

nehmen. Der Körper verliert in der Nacht<br />

Flüssigkeit und benötigt für den Start in<br />

den Tag das gute alte H2O – auch um den<br />

Metabolismus in Gang zu bringen.<br />

84<br />

3/20<strong>23</strong>


Morgenmuffel und keinen Plan, wie du so früh am Tag schon so aktiv sein<br />

sollst? Hier sind sechs Tipps, wie aus Langschläfern im Handumdrehen<br />

echte Frühaufsteher werden.<br />

1Beginne dein Training mit Kursen, die du bezahlen<br />

musst, und bezahle im Voraus! So trainierst<br />

du mit Leidensgenossen – Stichwort „geteiltes Leid<br />

ist halbes Leid“ – und schaffst einen größeren Anreiz,<br />

die Müdigkeit zu überwinden.<br />

2Stell dir deinen eigenen Frühaufsteher-Morning-Smoothie<br />

zusammen! Joghurt, Zimt oder<br />

frisches Obst: Egal, was dich morgens am besten in<br />

Fahrt bringt: Mach die Zubereitung eines individuellen<br />

Energie-Boosters zum Teil deines Rituals.<br />

3Hol dir Inspiration aus deinem Instagram-Feed!<br />

Kurs bezahlt und Smoothie verputzt und dir<br />

fehlt immer noch der nötige Ansporn? Scroll doch<br />

mal durch den Feed deiner Lieblings-Fitness-Influencer!<br />

Oder poste selber regelmäßig von deinen<br />

Erfolgen und hol dir deine Portion Motivation in Likes<br />

und Kommentaren ab.<br />

4Sorge für eine erholsame Nachtruhe! Die<br />

größte Hürde für ein morgendliches Work-out<br />

ist die Müdigkeit.<br />

5Pack deinen Gym Bag schon am Vorabend! So<br />

sparst du Zeit am Morgen und hast eine Ausrede<br />

weniger, dein Work-out zu verschieben.<br />

6Trainiere mit einem Freund! Pünktlich zum<br />

Training zu erscheinen wird so zur Ehrensache.<br />

Gleichzeitig hast du einen Partner, an dessen Erfolgen<br />

du dich messen und ausprobieren kannst.<br />

ILLUSTRATIONEN: STORYSET / FREEPIK.COM<br />

85


WELLBEING/ FITNESS<br />

EIN BEGINNER’S GUIDE FÜR<br />

JOGGER<br />

Stay motivated!<br />

Eine der größten Hürden für viele<br />

Laufanfänger ist es, am Ball zu bleiben<br />

und auch an Tagen zu trainieren,<br />

an denen man sich eigentlich<br />

nur aufs Sofa legen und entspannen<br />

will. Diese Tipps helfen dir dabei,<br />

dem inneren Schweinehund<br />

schlichtweg davonzulaufen:<br />

1<br />

Führe ein Lauftagebuch, in dem du<br />

deine Erfolge niederschreibst.<br />

2<br />

Trainiere am Morgen und nicht am<br />

Abend nach der Arbeit.<br />

3<br />

Laufe gemeinsam mit Freunden und<br />

messt eure Fortschritte aneinander.<br />

4<br />

Trainiere in einer deinem Lauflevel<br />

angemessenen Geschwindigkeit und<br />

setze dir überschaubare Ziele.<br />

5<br />

Belohne dich nach jedem Meilestein<br />

selbst.<br />

ILLU: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />

86<br />

3/20<strong>23</strong>


Laufen ist eine der effektivsten Sportarten, um Gewicht zu verlieren und allgemeine Fitness aufzubauen.<br />

Wer regelmäßig joggen geht, verbrennt nicht nur Kalorien, sondern fördert zudem Ausdauer,<br />

die Herz- und mentale Gesundheit, die Haltung – und gute Laune macht Laufen auch noch.<br />

Einer der größten Vorteile beim Joggen:<br />

Du brauchst keinerlei Vorkenntnisse und<br />

bis auf passendes Schuhwerk und Kleidung<br />

kein Equipment. Für deine Laufschuhe<br />

solltest du bereit sein, etwas mehr Geld<br />

auszugeben (gute Laufschuhe gibt es ab<br />

etwa 100 Euro), schließlich sollen sie nicht<br />

nur deine Performance steigern, sondern<br />

vor allem deine Gelenke schonen. Alle<br />

zwei bis drei Jahre sollten sie ausgewechselt<br />

werden. Unterschiedliche Fußtypen<br />

erfordern übrigens unterschiedliche<br />

Laufschuharten. Deshalb am besten im<br />

Fachgeschäft einen Experten befragen.<br />

Ansonsten gilt für die Bekleidung und vor<br />

allem bei niedrigen Temperaturen: auf<br />

Baumwolltextilien verzichten, weil diese<br />

Feuchtigkeit speichern und dadurch den<br />

Körper herunterkühlen. Kopf und Hände<br />

gut einpacken, damit die Körperwärme<br />

nicht weiter abgegeben wird. Im Sommer<br />

empfehlen sich locker sitzende T-Shirts<br />

und Shorts, sodass Luft an deine Haut gelangt,<br />

die die Körpertemperatur zusammen<br />

mit deinem Schweiß auf natürliche<br />

Weise reguliert.<br />

In Vorbereitung auf den Lauf solltest du<br />

deinem Körper ausreichend Wasser zuführen.<br />

Auch während des Trainings musst<br />

du Pausen einlegen, in denen du trinkst,<br />

damit du nicht dehydrierst. Bei längeren<br />

Einheiten über 90 Minuten darf es auch ein<br />

isotonisches Getränk sein, das einen hohen<br />

Anteil an Elektrolyten enthält. Diese helfen<br />

nicht nur dabei, Flüssigkeit besser und<br />

schneller aufzunehmen, sondern versorgen<br />

dich darüber hinaus mit mehr Energie.<br />

Vor dem Training darfst du etwas essen.<br />

Diese Mahlzeit sollte reich an Kohlenhydraten<br />

sein. Im Anschluss an den Lauf<br />

kannst du vornehmlich proteinreiche Nahrungsmittel<br />

zu dir nehmen. Viele Anfänger<br />

begehen außerdem den Fehler, aufgrund<br />

des Trainings übermäßig viele Kalorien<br />

zu sich zu nehmen, und beobachten trotz<br />

regelmäßiger Aktivität eine Gewichtszunahme.<br />

Faustregel: Pro halbe Stunde<br />

und je nach Laufintensität sind nach dem<br />

Training 50 bis 100 Kalorien erlaubt.<br />

Dehnen, dehnen, dehnen: Oft wissen Hobbysportler<br />

und besonders Männer zwar um<br />

die Bedeutung einer hinreichenden Dehneinheit<br />

vor dem Training, lassen sie aber<br />

trotzdem weg. Dehnen wärmt den Körper<br />

auf, bereitet ihn so auf den Lauf vor und<br />

steigert damit deine Leistungsfähigkeit.<br />

Gleichzeitig ist ein aufgewärmter Körper<br />

besser vor Verletzungen geschützt. Das<br />

Dehnen NACH dem Training hilft deinen<br />

Muskeln bei der Regeneration und kann<br />

sogar den Muskelaufbau optimieren.<br />

Draußen ist besser als drinnen: Wer<br />

draußen statt beispielsweise im Fitnessstudio<br />

auf dem Laufband trainiert, profitiert<br />

neben den körperlichen Vorzügen des Joggens<br />

außerdem von geringeren Stresslevels<br />

und einem verbesserten Gemütszustand.<br />

87


ERNÄHRUNG<br />

WELLBEING<br />

EAT THIS<br />

WER MUSKELN<br />

AUFBAUEN WILL,<br />

BRAUCHT MEHR<br />

ALS PROTEINE.<br />

KOHLENHYDRATE & VITAMINE<br />

Lange Zeit hatten Kohlenhydrate einen<br />

schwierigen Stand bei Hobbysportlern<br />

und Bodybuildern. Mittlerweile weiß<br />

man: Carbs sind für den Trainingserfolg<br />

ebenso entscheidend wie Putenschnitzel<br />

und Co. Ernährungsexperte John Ivy erklärt<br />

ein Verhältnis von 3:1 von Kohlenhydrat-<br />

zu Protein-Intake als optimal für<br />

maximale Trainingsergebnisse. So viel zur<br />

Quantität. Die Qualität der Kohlenhydrate<br />

spielt allerdings eine mindestens genauso<br />

wichtige Rolle. Zwar sind die gängigen<br />

Fitnessdrinks reich an Kohlenhydraten,<br />

die Kohlenhydrat-Aufnahme über Obst<br />

verspricht allerdings größere Erfolge, da<br />

viele Vitamine und Mineralstoffe gleich<br />

mitkonsumiert werden. So unterstützt du<br />

nicht nur deine Muskeln, sondern gleichzeitig<br />

auch dein Nerven- und Immunsystem.<br />

SCHOKOLADE & FLAVONOIDE<br />

Schokolade gehört für viele Sportler bereits<br />

fest zum Ernährungsplan. Dabei gilt:<br />

je dunkler, desto besser. Schokolade – oder<br />

genauer: die Kakaobohne – enthält Antioxidantien,<br />

die unter anderem die Fettspeicherung<br />

verlangsamen und Entzündungen<br />

verhindern. Außerdem ist Schokolade dank<br />

einiger Aminosäuren ein echter Glücklichmacher<br />

und begünstigt die Ausschüttung<br />

von Serotonin. Aber was macht die Bohne<br />

eigentlich zum perfekten Trainingspartner?<br />

Die Flavonoide – zu den sogenannten<br />

sekundären Pflanzenstoffen gehörend –,<br />

die im Kakao enthalten sind, erleichtern es<br />

dem Körper, Kohlenhydrate aufzunehmen<br />

und zu verwerten. Gerade nach einem<br />

intensiven Krafttraining verzehrt sich der<br />

Körper nach Nährstoffen und strebt eine<br />

schnellstmögliche Regenerierung an. Schokolade<br />

kann ihn dabei unterstützen.<br />

ZIMT & ZIMTSÄURE<br />

Genau wie die Flavonoide zählt Zimtsäure<br />

zu den sekundären Pflanzenstoffen, verbessert<br />

die Aufnahme von Kohlenhydraten<br />

und kann so die Regeneration des Muskels<br />

nach starker Beanspruchung begünstigen.<br />

Grundsätzlich gilt: Wer Muskeln aufbauen<br />

will, muss dazu ein Kalorien-Plus generieren<br />

und zunächst mehr Nährstoffe zu<br />

sich nehmen, als der Körper eigentlich<br />

benötigt. Die richtige Zusammensetzung<br />

der Diät und ein abwechslungsreicher<br />

Trainingsplan erledigen den Rest.<br />

88<br />

3/20<strong>23</strong>


PrEP<br />

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Mo. + Di. 8:30 - 13:00 | 14:00 - 18:00<br />

Drei Faktoren sind für den<br />

Muskelaufbau besonders<br />

entscheidend.<br />

Mi. + Fr. 8:30 - 13:00<br />

Do. 8:30 - 12:30 | 14:30 - 18:00<br />

1<br />

Erstens: eine kontinuierliche Intensitätssteigerung<br />

und leichte Überreizung<br />

des Muskels.<br />

2<br />

Zweitens: Ruhephasen zwischen den<br />

Trainingseinheiten, in denen der Muskel<br />

sich erholen und wachsen kann.<br />

3<br />

Und drittens: die richtige Ernährung.<br />

Dabei ist nicht nur eine ausreichende<br />

Proteinzufuhr wichtig.<br />

Uwe Michael Bänsch<br />

Prakt. Arzt, Infektiologe (DGI)<br />

Hausarzt • HIV • Hepatitis<br />

STDs • HIV-Schnelltest<br />

Sprechzeiten:<br />

Mo/Di 9-13 und 15-18<br />

Mi 9-13<br />

Do 9-12 und 15-19 n.V.<br />

Fr 9-13<br />

Sa 10-12 PrEP<br />

Joachimstaler Straße 21<br />

10719 Berlin<br />

U3/U9 Spichernstr., U9/U1 Ku‘damm,<br />

Bus 119/249<br />

Tel: 88 1 99 66 /-14<br />

uwe-michael.baensch@t-online.de<br />

89


WELLBEING/ HAARE<br />

LICHTES HAAR<br />

BEKÄMPFEN<br />

DIE EINFACHE LÖSUNG<br />

Wenn die volle Haarpracht auf dem Kopf nach und nach weniger<br />

wird, steigt bei vielen Menschen Panik auf. Das Leid des lichter<br />

werdenden Haares betrifft viele Menschen, eine Problematik,<br />

die selbst die uneitelste Person unsicher werden lässt.<br />

Die weitbekannteste Form des Haarausfalls<br />

betrifft vor allem Männer mit<br />

Kurzhaarschnitt, denn die so genannten<br />

„Geheimratsecken“ sind kaum zu<br />

verstecken. Wer von Geheimratsecken<br />

verschont bleibt, der könnte Bekanntschaft<br />

mit den „Hinterkopfterassen“ machen – in<br />

diesem Fall fangen die Haare von hinten<br />

an auszufallen.<br />

Etwaige Option ist für nur Wenige akzeptabel<br />

und das hat seinen Grund. Neben den<br />

offensichtlich visuellen Problemen, die Unbehagen<br />

hervorrufen, kann ein vorzeitig<br />

schütteres Haar auch auf Mangelzustände<br />

des Körpers hinweisen. Ein Nährstoffmangel,<br />

oftmals ungesunder Nahrungsaufnahme<br />

geschuldet, kann lichtes Haar<br />

hervorrufen, es kann allerdings auch der<br />

Vorbote für weitere körperliche Probleme<br />

sein. Somit tut man gut, auf die Warnzeichen<br />

des Körpers zu hören und auf eine<br />

vitalstoffreiche Ernährung umzustellen.<br />

Sowohl Stress, hormonelles Ungleichgewicht<br />

oder ein Mangel an Vitamin-D und<br />

Silicium können Ursachen dafür sein. Letz-<br />

teres kann durch Haarwuchskonzentrate<br />

und Nahrungsergänzungsmitteln gelöst<br />

werden.<br />

Wenn alle Versuche scheitern, das Haar<br />

auf natürlichem Wege wieder stark und<br />

glänzend erstrahlen zu lassen, dann kann<br />

es am Erbgut liegen, welches den Zeitpunkt<br />

des Zellverfalls bestimmt. Um nicht<br />

zu einer teuren kosmetischen Schönheitsoperation<br />

greifen zu müssen, welche<br />

oftmals kosten-, zeit- und schmerzintensiv<br />

ist, lässt sich Streuhaar verwenden.<br />

Streuhaar, auch Schütthaar genannt, ist<br />

für viele Patient*innen die erste Wahl. Die<br />

kleinen Baumwollteilchen setzen sich auf<br />

das noch vorhandenen Haar und füllen<br />

dieses optisch aus, dadurch entsteht ein<br />

voluminöseres und volleres Haarbild, ob-<br />

90<br />

3/20<strong>23</strong>


gleich der Eindruck von Haarwuchs nur<br />

geschummelt ist.<br />

FOTO: FREEPIK.COM<br />

Mit Streuhaar gehen selbstredend einige<br />

negative Punkte einher, welcher man sich<br />

vor Behandlungsbeginn bewusst sein<br />

sollte. Einige Streuhaar-Hersteller fügen<br />

Keratin hinzu, was sich einerseits weniger<br />

angenehm auf der Kopfhaut anfühlt, anderseits<br />

auch sehr schnell verschmieren<br />

kann. Auch wenn die Produkte derer Hersteller,<br />

die hundertprozentige Baumwollfasern<br />

verwenden, aussagen, wasserfest,<br />

schwitzbeständig und wetterfreundlich<br />

zu sein, lässt sich das nur selten so in der<br />

Realität bestätigen. Je nach Stärke und<br />

Ort des Auftragens, kann übermäßiges<br />

Schwitzen oder warme feuchte Luft im Tagesverlauf<br />

dafür sorgen, dass das Produkt<br />

verschmiert oder löcherig wird. Nichtsdestotrotz<br />

ist das Streuhaar mit guter<br />

Recherche gefunden eine gute Wahl, um<br />

sich wieder an voll und gesund aussehendem<br />

Haar zu erfreuen.<br />

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91


WELLBEING/ HAARE<br />

FINASTERID<br />

ZUR BEHANDLUNG VON<br />

HAARAUSFALL<br />

Haarausfall ist ein weit verbreitetes Problem, das<br />

Menschen aller Geschlechter und Altersgruppen betrifft.<br />

Es kann zu erheblichem Stress und einer Beeinträchtigung<br />

des Selbstbewusstseins führen. Eine Möglichkeit, Haarausfall<br />

zu behandeln, ist die Verwendung von Finasterid, einem<br />

Medikament, das seit vielen Jahren zur Behandlung von<br />

androgenetischer Alopezie, auch bekannt als männlicher<br />

Musterkahlheit, eingesetzt wird.<br />

ILLU: LUFTI GANI AL ACHMAD / NOUN PROJECT<br />

Finasterid ist ein verschreibungspflichtiges<br />

Medikament, das oral in Tablettenform<br />

eingenommen wird. Es gehört zu einer<br />

Klasse von Medikamenten, die als 5-alpha-<br />

Reduktase-Inhibitoren bekannt sind. Diese<br />

Medikamente hemmen das Enzym 5-alpha-Reduktase,<br />

welches Testosteron in das<br />

Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt, das<br />

eine Hauptrolle bei der Entwicklung<br />

von Haarausfall spielt. Finasterid<br />

reduziert die Produktion von<br />

DHT im Körper und verlangsamt<br />

dadurch den Haarausfallprozess.<br />

Studien haben gezeigt, dass<br />

Finasterid tatsächlich bei der<br />

Behandlung von Haarausfall wirksam<br />

sein kann. Eine große randomisierte,<br />

Placebo kontrollierte Studie mit über<br />

1.500 Männern ergab, dass Finasterid den<br />

Haarausfall stoppen und das Haarwachstum<br />

fördern kann. Nach fünf Jahren der Behandlung<br />

hatten etwa 90% der Männer, die Finasterid<br />

einnahmen, entweder keinen weiteren<br />

Haarausfall oder eine Verbesserung ihres<br />

Haarwuchses festgestellt. Bei allgemein<br />

guter Verträglichkeit konnte das Mittel den<br />

Haarausfall in den meisten Fällen stoppen<br />

und bei mehr als einem Drittel der Männer<br />

das Wachstum des Kopfhaars veranlassen.<br />

Trotz der potenziellen Vorteile von<br />

Finasterid gibt es auch einige<br />

wichtige Punkte, die beachtet<br />

werden sollten. Erstens sollte<br />

Finasterid nur unter ärztlicher<br />

Aufsicht eingenommen<br />

werden. Es kann verschiedene<br />

Nebenwirkungen haben,<br />

darunter sexuelle Dysfunktion<br />

oder verminderte Libido. Finasterid<br />

ist zur Behandlung von genetisch<br />

bedingtem Haarausfall bei Männern<br />

Alter von 18 bis 41 Jahren zugelassen.<br />

Mehr Infos unter<br />

www.männersache-hormosan.de<br />

92<br />

3/20<strong>23</strong>


Zahnarztpraxis<br />

Andreas Kretschmer<br />

Detmolder Str. 16<br />

10715 Berlin<br />

Tel. 030 853 28 89<br />

Mo. 9.00-12.00<br />

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Di/Do. 9.00-12.00<br />

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Wir sind eine lebendige Kreuzberger Kiezpraxis<br />

und bieten neben der hausärztlichen<br />

Versorgung Beratung und Therapie für die<br />

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Wir sprechen Englisch, Spanisch und Deutsch<br />

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93


WELLBEING/ ERHOLUNG<br />

DIE IDEALE<br />

POWERNAP-DAUER<br />

FÜR MEHR<br />

KREATIVITÄT<br />

Viele sagen von sich aus, sie seien wenig kreativ. Oder sie<br />

hätten einen so stressigen Alltag, dass sie einfach keine<br />

Kreativität entwickeln können. Eine französische Studie zeigt<br />

aber, dass man seiner Kreativität auf die Sprünge helfen<br />

kann. Und zwar mit einem Powernap. Dadurch löst man<br />

sogar besser Probleme.<br />

ILLUSTRATIONEN: VECTORJUICE / FREEPIK.COM<br />

94<br />

3/20<strong>23</strong>


Die Begriffe Mittagsschlaf und Nickerchen<br />

haben einen leicht negativen Beigeschmack.<br />

Schließlich suggerieren sie<br />

Müdigkeit und Trägheit. Deswegen spricht<br />

man heutzutage lieber von einem leistungsfördernden<br />

Powernap - zu Deutsch<br />

Energie-Nickerchen. Man tankt also im<br />

Laufe des Tages kurz mal Energie auf, um<br />

wieder voll leistungsfähig zu sein. Französische<br />

Forscher fanden heraus, dass ein<br />

Powernap noch mehr bewirkt. Er kurbelt<br />

nämlich auch die Kreativität an, was uns<br />

dabei hilft, Probleme besser zu lösen.<br />

Doch die große Frage lautet zunächst:<br />

Wie lange darf überhaupt ein Nickerchen<br />

dauern? Untersuchungen kommen zu dem<br />

Schluss, dass ein Powernap nicht länger<br />

als 30 Minuten dauern sollte, denn sonst<br />

kommt man in die Tiefschlafphase. Wer<br />

daraus wieder erwacht, der fühlt sich eher<br />

schlapp als fit. Der Energiebooster-Effekt<br />

geht also verloren und das Gegenteil ist der<br />

Fall. Ideal ist ein Zeitraum zwischen 10 und<br />

20 Minuten, denn dabei befindet man sich<br />

im sogenannten Leichtschlaf, der in der<br />

Schlafmedizin in die Non-REM-Phasen N1<br />

und N2 unterteilt wird. Wer daraus wieder<br />

erwacht, der fühlt sich erholter und fitter.<br />

An der Universität Düsseldorf fand man<br />

heraus, dass bereits sechs Minuten Schlaf<br />

ausreichen können, um das Erinnerungsvermögen<br />

zu verbessern.<br />

DIE WIRKUNG DES NICKERCHENS AUF<br />

DIE KREATIVITÄT<br />

Um herauszufinden, ob ein Powernap auch<br />

eine positive Wirkung auf die Kreativität<br />

hat, haben Pariser Forscher von der Sorbonne<br />

ein sogenanntes Edison-Experiment<br />

mit 103 Probanden durchgeführt. Das<br />

Experiment ist nach dem amerikanischen<br />

Erfinder Thomas Alva Edison benannt,<br />

der eine ganz spezielle Methode hatte,<br />

um seine Kreativität zu fördern: „Edison<br />

machte einfach in einem bequemen Sessel<br />

ein Nickerchen. Dabei hielt er eine metallene<br />

Kugel in der Hand. Sobald der Schlaf<br />

ihn übermannte, entspannten sich seine<br />

Z Z<br />

Z<br />

Muskeln und die Kugel fiel zu Boden. Das<br />

Geräusch weckte ihn auf. So konnte er sich<br />

erinnern an das, was in seinem Geist beim<br />

Übergang vom Wachsein zum Schlaf vor<br />

sich ging“, erklärt Thomas Andrillon, einer<br />

der Studienautoren.<br />

In der Studie stellte man den Probanden<br />

eine mathematische Aufgabe, die sich einfach<br />

lösen lässt, sofern man auf die Formel<br />

kommt, die dahinter steckt. Nach einer<br />

bestimmten Zeit gab es eine Pause, eine<br />

Art Powernap. Dabei gingen die Probanden<br />

in einen abgedunkelten Raum und durften<br />

sich dort in einem Sessel für 20 Minuten<br />

ausruhen. Währenddessen mussten sie in<br />

der einen Hand ein Objekt halten. Als sie<br />

einnickten - also die N1-Leichtschlafphase<br />

erreichten - fiel das Objekt zu Boden<br />

und sie wachten auf. Daraufhin sollten sie<br />

beschreiben, was im Kopf vorging und was<br />

für Gedanken sie hatten. Anschließend<br />

konnten sie wieder in die Ruheposition gehen<br />

bis die 20-minütige Pause vorbei war.<br />

Das Ergebnis war erstaunlich: Diejenigen<br />

Probanden, welche die N1-Leichtschlafphase<br />

erreichten, knackten die<br />

mathematische Formel zur Lösung der<br />

vorgegebenen Aufgabe deutlich häufiger<br />

als jene Probanden, die nicht einschliefen.<br />

Anders ausgedrückt: Nur 30 Prozent der<br />

wach gebliebenen Studienteilnehmer erkannten<br />

die Formel, während es von den<br />

Powernap-Probanden 80 Prozent schafften.<br />

Wer jedoch tief eingeschlafen war, bekam<br />

keinen Kreativitätsschub.<br />

Anzumerken ist, dass die Kreativität sich<br />

nicht sofort nach dem Aufwachen aus dem<br />

Powernap bemerkbar machte. Die Probanden<br />

sind also nicht mit einer konkreten Lösung<br />

für die Aufgabe aufgewacht, sondern<br />

kamen auf diese erst, als sie die Aufgabe<br />

nach der Pause weiter bearbeiteten.<br />

95


WELLBEING/ ERHOLUNG<br />

DAS PASSIERT IM GEHIRN BEIM<br />

POWERNAP<br />

Unser Gehirn ist im wachen Zustand mit so<br />

vielen Prozessen beschäftigt, dass uns kreative<br />

Lösungen manchmal schwerfallen. „Der<br />

Schlaf ist eine Zeit, in der das Gehirn viel effizienter<br />

arbeiten kann als im wachen Zustand“,<br />

erklärt Colin Espie, Professor für Schlafmedizin<br />

an der Universität Oxford gegenüber dem<br />

australischen Nachrichtenportal „The Sydney<br />

Morning Herald“. „Viele von uns betrachten<br />

Schlaf als Ausfallzeit. Dabei ist es für das<br />

Gehirn eher so, als wenn man die Kinder ins<br />

Bett bringt und anschließend andere Dinge<br />

erledigen kann, bei denen sie nicht stören“, so<br />

der Wissenschaftler.<br />

Laut Colin Espie lassen sich die Prozesse im<br />

Gehirn durch elektrische Aktivität erklären.<br />

Bei der Arbeit oder beim Gespräch produziert<br />

das Gehirn schnelle elektrische Wellen mit<br />

geringer Amplitude, sogenannte Beta-Wellen.<br />

Dabei werden kreative Prozesse unterdrückt.<br />

Beim Ausruhen produziert das Gehirn langsamere<br />

Alpha-Wellen mit höherer Amplitude.<br />

Dann fangen wir an einzunicken. Nähern wir<br />

uns dem Schlaf, bilden sich sogenannte Theta-<br />

Wellen. Diese werden auch mit Tagträumen<br />

in Verbindung gebracht. Im Tiefschlaf produzieren<br />

wir hingegen Delta-Wellen.<br />

Insbesondere Theta-Wellen, die beim Einschlafen<br />

und beim Powernap aktiv sind,<br />

könnten dafür verantwortlich sein, dass wir<br />

unsere Probleme und Alltagsaufgaben aus<br />

einem anderen Blickwinkel betrachten oder<br />

sogar einen Geistesblitz bekommen, um sie<br />

zu lösen. Allerdings bewegen wir uns dabei<br />

auf einem schmalen Grat, denn der positive<br />

Effekt entsteht nur in der Einschlafphase.<br />

Rutschen wir in die Tiefschlafphase, geht die<br />

positive Wirkung verloren. Man macht es also<br />

am besten wie der Erfinder Edison: Während<br />

man es sich im Sessel oder auf der Couch bequem<br />

macht zum Einnicken, hält man etwas<br />

in der Hand. Sobald es zu Boden fällt und ein<br />

Geräusch erzeugt, wird man automatisch<br />

wach und vermeidet so den kontraproduktiven<br />

tiefen Schlaf beim Powernap.<br />

96<br />

3/20<strong>23</strong>


HAMBURG<br />

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Gesundheit | Sexualität | Wellbeing<br />

IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

CHEFREDAKTEUR:<br />

Olaf Alp (V.i.S.d.P.)<br />

HERAUSGEBER:<br />

blu media network GmbH<br />

Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />

Tel: 030 4431980, Fax: 030 44319877<br />

GESCHÄFTSFÜHRER: Christian Fischer<br />

REDAKTION:<br />

Olaf Alp, Marco Bast, Felix Just, Christian Knuth,<br />

Martin Lewicki, Dada Peng<br />

GRAFIK: Mark Pfitzinger, Janis Cimbulis<br />

COVER: Allistair F/peopleimages.com/<br />

stock.adobe.com<br />

ANZEIGEN:<br />

Christian Fischer: christian.fischer@blu.fm<br />

Olaf Alp: olaf.alp@blumediengruppe.de<br />

Charles Lohrum: c.lohrum@rik-magazin.de<br />

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Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />

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Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde<br />

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seit 1. Dezember 2022). Namentlich gekennzeichnete<br />

Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Abbildung<br />

oder Erwähnung einer Person ist kein Hinweis<br />

auf deren sexuelle Identität. Wir freuen uns<br />

über eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />

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ist Berlin.<br />

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