2023-03-AV-Magazin

WOLFGANG GABRIEL
I
n der Slowakei beginnen die Karpaten,
gibt es 41 % Wald, in der Hohen
Tatra ca 2600 m hohe Berge,
viele Seen, Höhlen, nette Leute,
Pfand auf Dosen und Plastiklaschen,
das Bier kostet 1,90€, zur Erfrischung
trinkt man Kofola, sie hat 9 UNESCO
Weltkulturerbe Stätten, ist besiedelt
von Slawen, Ungarn, Roma und Deutschen
– und ist für uns ein weißer
Fleck auf der Landkarte.
Eigentlich fährt Toni einen Betonmischwagen,
aber diesmal pilotiert er uns
im Reisebus in seinem Urlaub durch
die Slowakei, sozusagen Urlaub mit
Kärntner Freunden. „Liebe Gäste,
ahoj“, so beginnt Gabriela, unsere Reiseleiterin,
ihre Ansage an uns mit ihrer
weichen, melodischen Stimme. Mit
Geschick und Kompetenz führt sie uns
nach der gemeinsamen Morgengymnastik
durch den Tag. „Ich bin keine
autorisierte Wanderführerin“ erklärte
sie mir vorab am Telefon. Ich beruhige
sie „Keine Sorge. Ich bin eh blind
und außerdem haben wir ja Resi“.
Für die jeweilige Leistungsgruppe in
einem komplett unbekannten Umfeld
die richtige Tour zu planen, war eine
Slowakei
Über das Zipser Land ins Paradies
„A B C D…X Y Z“ murmelt Peter leise vor sich hin. Ich sage bei „Z“ Stopp und somit ist wie beim
Spiel „Stadt-Land“ das Reiseziel Zipser Land und Slowakisches Paradies gefunden. Der Rest ist
Routine, Peter recherchiert die Sehenswürdigkeiten, „Weltbewegend“ organisiert die Reise,
die lokale Agentur E-Travel macht die Umsetzung und ich begrüße / verabschiede die lieben Gäste.
schwierige Aufgabe, die Resi mit Bravour
erfüllt hat.
Mit diesen Voraussetzungen konnte diese
Reise nur gelingen. Allerdings hatten
wir von unserer Agentur „Weltbewegend“
einen etwas anderen Plan als
Gabriela von ihrer lokalen Agentur.
Nach einiger Verwirrung, wann was
geplant ist, ging es los.
Die Wanderungen starteten in den Weißen
Karpaten im Zipser Land. Entlang
der Schlucht der Hernach ging es zuerst
gemütlich, dann anspruchsvoller,
abgesichert mit Eisenrosten, Ketten
und Leitern, nach Kabsdorf. In der
Hohen Tatra startete gerade die Bergsaison
durch die Freigabe aller Wege.
Dementsprechend wurlte es vom
Tschirmersee zum Poppersee. Das
störte aber nicht die Andacht am bunten
Bergsteigerfriedhof. Die Rückfahrt
erfolgte mit der hochmodernen Tatra
Schmalspurbahn, die uns Digitalautisten
zu Schwarzfahrern machte. Die
Wanderung in der Niederen Tatra zu
den Wasserfällen und Seen erinnerte
an die Niederen Tauern. Die abschließende
zwei Tälerrunde in den Westkarpaten
ging zuerst über eine feuchte
Trockenschlucht zu einer blumigen
Hochläche und an einer aktiven Mühle
vorbei wieder zurück.
Das Geschlecht der Fugger und Thurzo
beherrschte einst den Handel mit
Kupfer und aus dieser Zeit stammen
die vielen Schlösser, Burgen und Kirchen
mit ihren prächtigen Altären.
Viele deutsche Ortsnamen wie Neusohl,
Rosenau, Kremnitz oder Leutschach
zeugen davon. Verbindungen
gab es bis Arnoldstein, wo das Kupfer
mit Blei versetzt wurde.
Die geräumigen Plätze der Städte beeindrucken
durch ihre Geschlossenheit
und einheitlichen historischen
Bauten. Die Gastgärten und Jugendstil
Kaffeehäuser sorgen für eine
entspannt lebhafte Atmosphäre und
boten Erholung vom überschwappenden
Kultur-Tsunami. Im Kontrast
dazu standen die bunt gekalkten mit
Ornamenten versehenen Holzhäuser
der im Wald versteckten Dörfer. Die
protestantischen Holzkirchen waren
innen mit bemalten Bildtafeln zu den
Bibeltexten ausgestaltet.
© Theresia Lepuschitz (7)
Bewohner von Čičmany in ihrer typischen Tracht im Pieninengebirge
12 Alpenverein Zweig Villach 03/2023
Wandmalerei in einer römisch-
katholische Holzkirche in Hervatov
Červený Kláštor (Rotes Kloster)