2023-03-AV-Magazin
Quartalszeitschrift des Alpenvereins Villach
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Geschichte<br />
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2 3<br />
4<br />
Mittagskofel<br />
Ein Blick auf die Lage dieses Berges zeigt, dass der Große Mittagskofel<br />
(Jôf di Miezegnot) ein „Alles Überblicker“ ist und dass er eine<br />
uneingeschränkte Einsicht in die Umgebung bietet.<br />
I<br />
n den Monaten vor der italienischen<br />
Kriegserklärung vom 23. Mai 1915<br />
vermied die österreichische Seite<br />
jegliche Provokation. So verließen<br />
auch zwei Tage vor der Kriegserklärung<br />
die Österreicher diesen Gipfel.<br />
Aber rasch erkannte man dessen Bedeutung<br />
und es erfolgte bereits im<br />
Juni 1915 ein Angriff zur Rückeroberung<br />
dieses Gipfels. Aufgrund einer<br />
sehr schlechten Vorbereitung war er<br />
aber erfolglos.<br />
In weiterer Folge wurden der Kleine<br />
Mittagskofel (Kote 1873 m) und der<br />
Schwarzenberg (Kote 1971 m) von<br />
den Österreichern massiv befestigt<br />
und ausgebaut. Im Oktober 1915 erfolgte<br />
ein neuerlicher – diesmal gut<br />
KARL PALLASMANN<br />
vorbereiteter – Angriff zur Eroberung<br />
des Großen Mittagskofels. Aber die<br />
italienische Abwehr – die vom Montasch/<br />
Montasio bis zum Großen Mittagskofel<br />
reichte – war nicht zu durchbrechen.<br />
Vor allem im Planjagraben<br />
aufsteigende Soldaten dienten den Italienern<br />
als Schießscheiben. Der Rückzug<br />
erfolgte mit 370 Verletzten und<br />
unter Zurücklassung von 100 Toten.<br />
Der Frontverlauf blieb in den nächsten<br />
Jahren unverändert. Durch den Verlust<br />
des 2046 m hohen Ostgipfels des Zweispitz<br />
und der Cjanalotscharte (zwischen<br />
Zweispitz/Due Pizzi und Piper<br />
gelegen) hatten die Österreicher aber<br />
jegliche Einsicht ins Dognatal verloren.<br />
Vom Jôf di Dogna bis zum Großen<br />
Mittagskofel war der gesamte Mittagskofelzug<br />
in italienischer Hand.<br />
Nur zwei Mal – im Juli und im August<br />
1915 – war es möglich, die italienische<br />
Artillerie in Pleziche (Dognatal)<br />
auszuschalten. Kadett F. Horn (seine<br />
Enkelin leitet heute die Interne Abteilung<br />
im Landeskrankenhaus Villach)<br />
konnte nach schwieriger Kletterei zur<br />
Blockscharte am Montasch die italienischen<br />
Geschützstellungen lokalisieren<br />
und diese Positionen an unsere<br />
Artillerie signalisieren. Viel Leid und<br />
Zerstörung verursachten in weiterer<br />
Folge die nicht mehr feststellbaren<br />
Geschützpositionen. Vor allem Tarvis,<br />
die Seisera und das Kanaltal haben<br />
sehr unter den Angriffen gelitten.<br />
Im Juli 1916 versuchten die Italiener mit<br />
einem lange vorbereiteten und exakt<br />
vorgetragenen Angriff auf den Kleinen<br />
Mittagskofel und auf den Schwarzenberg,<br />
den Österreichern diese Positionen<br />
zu entreißen. Nach tagelangen<br />
Kämpfen mit massiven Verlusten auf<br />
beiden Seiten (u.a. iel auch der Kommandant<br />
Oblt. F. Kordin) konnte der<br />
Gipfel nur durch das beherzte Eingreifen<br />
der 7. Hochgebirgs-Kompanie gehalten<br />
werden.<br />
Nach diesem so blutigen Ringen erstarrte<br />
die Front bis zum Oktober 1917.<br />
Italienische MG-Position am SO-Grat (Peceit) des Großen Mittagskofel. Einst und jetzt.<br />
28 Alpenverein Zweig Villach <strong>03</strong>/<strong>2023</strong><br />
Nun noch einige<br />
Worte zur Bedeutung<br />
des Großen<br />
Mittagskofels und<br />
seiner Trabanten<br />
für den heutigen<br />
Bergsteiger: Auf<br />
markierten Wegen<br />
ist der Große<br />
Mittagskofel sowohl<br />
vom Sompdognasattel<br />
als<br />
auch vom Monte<br />
© Karl Pallasmann (13)