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FILIGRANE<br />
KETTENSÄGEN-KUNST<br />
JOHANNES HOFBAUER AUS FELDAFING<br />
EXPERIMENTIERT GERN MIT HOLZ –<br />
AUSSTELLUNG AB 5.10.23 IM HEIMATMUSEUM<br />
Holzspäne fliegen durch die Werkstatt, wenn Johannes<br />
Hofbauer eines seiner Kunstwerke mit<br />
der Kettensäge bearbeitet. Der gebürtige Niederbayer<br />
hat sich in Feldafing niedergelassen und<br />
wird einen Teil seiner Arbeiten vom 5. Oktober<br />
bis 5. November im Starnberger Heimatmuseum präsentieren.<br />
Der 67-Jährige hatte zunächst eine Lehre als Maurer absolviert<br />
und später die Berufsschule für Bildhauer und Drechsler in<br />
Neustadt an der Saale besucht. Zwei Jahrzehnte lang leitete er<br />
außerdem den Schwabinger Künstler-Weihnachtsmarkt. „Während<br />
meiner Arbeit in einer Münchner Drechslerei habe ich für<br />
das daneben liegende Gärtnerplatztheater Dutzende von Lanzen<br />
als Requisiten produziert“, erzählt er.<br />
Abstrakte Dinge aus Holz<br />
Vor den Bäumen, die er für seine Werke oft selbst fällt, hat er<br />
große Achtung: „Ich verwende nur kranke, tote oder verletzte<br />
Bäume und experimentiere gern mit dem Material Holz“, sagt<br />
er. So entstehen aus Ahorn und Pappel, Walnuß oder Zwetschge<br />
abstrakte Dinge wie „Verdrehter Augenblick“ oder „Gefährliches<br />
Manöver“. Verständlich werden diese Bezeichnungen bei näherer<br />
Betrachtung der hölzernen Skulpturen, denn Hofbauer verleiht<br />
dem Material eine ganz neue Beweglichkeit: Mit einer Vielzahl<br />
genau gesetzter Einschnitte macht er das Holz elastisch,<br />
sodass es sich zu einem Torbogen und einem Strahlenkranz<br />
auffächern lässt. Er formt Wellenartiges und Gebogenes, stapelt<br />
beinahe papierdünne Holzstücke zu einem Türmchen und<br />
nennt das Ganze „Zettels Traum“.<br />
„Dabei kommt häufig auch die Kettensäge zum Einsatz“, schildert<br />
er seine Arbeitsweise. Mit ihr schafft er originelle Kunstwerke,<br />
die manchmal unlösbar ineinander verschlungen sind<br />
und die Betrachter zum Staunen bringen. Seit 2008 lebt und<br />
arbeitet er in Feldafing; der studierte Designer hat eine eigene<br />
Technik entwickelt und immer weiter verfeinert. „Dem Holz nähere<br />
ich mich mit Lust“, sagt er, „ich habe manchmal das Gefühl,<br />
dass ich, so wie das Holz vor mir liegt, darin eine weiterführende<br />
Form in die Tiefe sehe, in die ich dann mit dem Sägeschwert<br />
hineingleite.“<br />
Er lässt dem natürlichen Werkstoff seine Eigenarten: Risse und<br />
Löcher werden nicht herausgeschnitten, sondern bewusst als<br />
Teile der Skulptur mit eingearbeitet. Wer selbst einmal gern<br />
mit Holz arbeiten möchte, kann Wochenkurse belegen, die Hofbauer<br />
an der Volkshochschule gibt. Für seine Arbeiten wurde<br />
er unter anderem mit dem Schwabinger Kunstpreis 2021 ausgezeichnet.<br />
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Peter Stöbich<br />
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