Pack & Log 06/2023
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Titelstory Aktuell Lebensmittel<br />
Lagertechnik<br />
Automation<br />
>> Das Thema ist komplex, und es gibt<br />
noch nicht auf alle Fragen zufriedenstellende<br />
Antworten, aber die Branche arbeitet<br />
intensiv daran, u.a. mit unserer Hilfe.<br />
Wann ist eine Verpackung recyclingfähig?<br />
Um die Recyclingfähigkeit einer Verpackung<br />
festzustellen, gibt es grundsätzlich<br />
zwei „Bewertungsebenen“, eine theoretische<br />
und eine praktische. Die „Design4Recyling<br />
Guideline“ listet auf, was theoretisch<br />
notwendig ist, um eine Verpackung zu<br />
recyceln. Im „Recyclability Assessment“-<br />
Prozess wird eine Verpackung praktisch<br />
auf ihre tatsächliche, technische Recyclingfähigkeit<br />
geprüft. Am OFI bieten wir diese<br />
Prüfung in Kooperation mit cyclos-HTP, das<br />
in Deutschland führende Institut für Recyclingfähigkeitsbewertung,<br />
an. Im Technikumsmaßstab<br />
wird dann die Recyclingfähigkeit<br />
im Kreislauf verifiziert bzw. falsifiziert.<br />
Anhand von neun Bewertungskriterien<br />
wird die prozentuale Recyclingfähigkeit<br />
erfasst und mittels Zertifikat ausgewiesen.<br />
So erlangt der Kunde Detailwissen über<br />
die tatsächliche Recyclingfähigkeit seiner<br />
Verpackung und kann bei Bedarf nachschärfen.<br />
Auch an diesem Punkt kann das<br />
OFI mit seiner Expertise unterstützen und<br />
gemeinsam mit dem Kunden mögliche<br />
Verpackungsoptimierungen erarbeiten.<br />
Ein wichtiger Aspekt für international<br />
agierende Unternehmen: Die technische<br />
Recyclingfähigkeit wird vom OFI auch<br />
anhand der laufend aktualisierten Sortierund<br />
Verwertungsstrukturen des jeweiligen<br />
Landes bewertet.<br />
Aktuelle Forschungsschwerpunkte<br />
des OFI<br />
• Identifikation, Design und (Weiter-)Entwicklung<br />
kreislauffähiger Verpackungen<br />
• Sicherheitsaspekte beim Einsatz von Kunststoffpolymerrezyklaten<br />
• Einsatz von Rezyklaten für gleichwertige<br />
Produkte<br />
• Nachhaltiger Materialeinsatz unter Berücksichtigung<br />
des gesamten Produktzyklus<br />
Elisabeth Pinter ist Projektmanagerin am OFI und forscht zu den<br />
Themenbereichen Recycling, Recyclingfähigkeit, Sicherheitsbewertung<br />
von Verpackungen und Mikroplastik<br />
Produktschutz und eine längere Haltbarkeit<br />
des Lebensmittels haben oberste<br />
Priorität im Bereich Verpackungsentwicklung.<br />
Hinzu kommt eben die Recyclingfähigkeit.<br />
Lassen sich diese Anforderungen<br />
miteinander vereinbaren?<br />
Zahlreiche Projekte der letzten Jahre,<br />
die wir in Kooperation mit Verpackungsherstellern<br />
und Abpackern umgesetzt haben,<br />
zeigen, dass sich produktseitige und<br />
kreislaufseitige Anforderungen vereinen<br />
lassen. So lässt sich selbst beim Einsatz<br />
von Monomaterialien zum Teil noch Material<br />
einsparen und somit die Ökobilanz<br />
verbessern.<br />
Die Haltbarkeit eines Lebensmittels ist ein<br />
ganz wesentlicher Punkt in der gesamten<br />
Verpackungsdiskussion. Nicht nur all unsere<br />
Bemühungen das Lebensmittel zu<br />
schützen, auch alle Ressourcen, die in<br />
Anbau und Produktion des Lebensmittels<br />
investiert wurden, sind verloren, wenn<br />
es nicht beim Endkonsumenten am Teller<br />
landet. Immer noch wird viel zu viel<br />
weggeschmissen – nicht nur Verdorbenes,<br />
sondern auch viele Lebensmittel, die noch<br />
genießbar wären. Man kann nicht oft genug<br />
appellieren: Das Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
ist ein Richtwert. Originalverpackt halten<br />
Lebensmittel Wochen, ja oft Monate länger.<br />
Setzen Sie Ihren Seh-, Geruchs- und<br />
Geschmackssinn ein! Sie werden stauen,<br />
was noch alles genießbar ist, von dem Sie<br />
es nicht vermutet hätten!<br />
Wo sehen Sie heute die größten Herausforderungen<br />
im Bereich Lebensmittelverpackung?<br />
Die größte Herausforderung liegt aktuell<br />
darin, die Zielvorgaben zeitgerecht<br />
umzusetzen. Das Zeitkorsett der EU ist<br />
eng. Werden Fristen nicht eingehalten,<br />
drohen hohe Strafzahlungen, die dem<br />
Bundesbudget und jedem einzelnen Steuerzahler<br />
zur Last fallen werden. Wir sehen,<br />
dass sämtliche betroffene Branchen mit<br />
Hochdruck daran arbeiten, neben dem laufenden<br />
Geschäft Rahmenbedingungen für<br />
eine effiziente Durchführung zu schaffen.<br />
Das ist in jeder Hinsicht ressourcenintensiv<br />
und bedarf Motivation, Ausdauer und<br />
einer positiven Einstellung. Mit unserer<br />
langjährigen Expertise unterstützen wir,<br />
wo wir können. Arbeiten aktiv mit der<br />
Industrie zusammen und entwickeln gemeinsam<br />
durch angewandte Forschung<br />
Lösungen, die rasch Anwendung in der<br />
Praxis finden können. Das ist uns als<br />
Mitglied des Forschungsnetzwerks ACR<br />
ein großes Anliegen. Wir brauchen keine<br />
Ideen, die in der Schublade verschwinden;<br />
wir brauchen Lösungen, die funktionieren<br />
und der Branche nutzen, und zwar jetzt.<br />
Ein schönes Schlusswort. Vielen Dank<br />
für das Gespräch.<br />
Foto: ACR/schewig-fotodesign