Volkskrankheiten & Gesundheit im Alter
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Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />
„RHEUMA BEWEGT“ – Aufklärung und<br />
Information über RHEUMA<br />
Aufklärung und Informationen über eine chronische rheumatische Erkrankung sowie<br />
eine rasche Abklärung und die richtige Therapieeinstellung können einen positiven<br />
Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben. Weiters spielen der Umgang mit einer<br />
Auto<strong>im</strong>munerkrankung und eine gute Kommunikation zwischen dem Behandlungsteam<br />
und dem Patienten/der Patientin eine große Rolle. Auch das Ändern des Lebensstils,<br />
Bewegung und Eigenverantwortung führen zu mehr Lebensqualität. Wenn keine<br />
rechtzeitige Behandlung erfolgt, können innerhalb kurzer Zeit Gelenke zerstört und auch<br />
innere Organe angegriffen werden.<br />
Gertraud Schaffer<br />
Präsidentin der<br />
Österreichischen<br />
Rheumaliga<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Dr. Stephan Kroesen<br />
Facharzt für Innere<br />
Medizin<br />
FOTO: G. SCHAFFER FOTO: DR KROESSEN<br />
In Österreich leben über 2,5 Mio.<br />
Menschen aller <strong>Alter</strong>sgruppen, vom<br />
Kleinkind bis zu Personen <strong>im</strong> hohen<br />
<strong>Alter</strong>, an einer von rund 400 rheumatischen<br />
Erkrankungen. Es ist besonders<br />
wichtig, dass potenziell Betroffene rasch bei<br />
Ärzt:innen vorstellig werden und abklären<br />
lassen, ob es sich bei ihrem Leiden um eine<br />
entzündliche rheumatische Erkrankung<br />
handelt. Danach sollte ein Termin bei<br />
Rheumaspezialist:innen vereinbart werden,<br />
um die Therapieeinstellung gemeinsam<br />
mit dem Behandlungsteam zu besprechen.<br />
Eine gute Kommunikation zwischen dem<br />
Behandlungsteam und den Betroffenen ist<br />
für den Therapieerfolg entscheidend. Wenn<br />
diese Kommunikation gut funktioniert,<br />
wird auch der/die Patient:in deutlich besser<br />
mit der Erkrankung umgehen können.<br />
Die Belastungen <strong>im</strong> täglichen Leben sind<br />
sehr relevant: Betroffene leiden unter ständigen<br />
Schmerzen und die tägliche Körperpflege<br />
kann durch Morgensteifigkeit und<br />
Bewegungseinschränkungen (Hände, Füße)<br />
nicht <strong>im</strong>mer allein bewältigt werden. Ebenso<br />
stellen die Einnahme von Medikamenten<br />
und damit verbundene mögliche Nebenwirkungen<br />
eine Belastung dar. Die gewohnte<br />
Lebensqualität geht oft verloren und nicht<br />
selten herrschen außerdem Unverständnis<br />
bzw. Unglaubwürdigkeit über ständige<br />
Schmerzen, Müdigkeit, ärztliche Besuche<br />
und Einschränkungen vonseiten der Familie,<br />
des Freund:innenkreises oder auch der<br />
Arbeitswelt. Besonders junge oder alleinlebende<br />
Menschen leiden <strong>im</strong> Stillen.<br />
In vielen Fällen führen andauernder<br />
Stress und Belastungen zu häufigeren und<br />
längeren Rheumaschüben, wohingegen<br />
stabile soziale Kontakte sich ebenso positiv<br />
auf den Krankheitsverlauf auswirken wie<br />
der Glaube daran, selbst etwas zu bewirken<br />
und sich auch angesichts der Erkrankung<br />
ein hohes Maß an Selbständigkeit bewahren<br />
zu können. Selbiges gilt für die Fähigkeit,<br />
den Lebensmut und die Lebensfreude<br />
auch in schwierigen Lebenssituationen<br />
nicht zu verlieren.<br />
Bei chronischen rheumatischen<br />
Erkrankungen können eine konsequente<br />
Bewegungstherapie oder eine Ergotherapie<br />
die Schmerzen reduzieren und die<br />
Lebensqualität erhöhen. Daher ist Aufklärung<br />
und Austausch über rheumatische<br />
Erkrankungen mit Rheumaexpert:innen,<br />
medizinischen Fachkräften und Betroffenen<br />
ein sehr wichtiger Aspekt, egal ob jung<br />
oder älter. Gerade der Erfahrungsaustausch<br />
mit Langzeitbetroffenen kann für frisch<br />
diagnostizierte Patient:innen ein wertvoller<br />
Beitrag sein und Mut machen.<br />
Daher geht die Österreichische Rheumaliga<br />
mit ihrem Projekt „RHEUMA BEWEGT!<br />
RHEUMA-BUS ON THE ROAD“ auf Tour.<br />
Am 7. Oktober von 10:00 bis 16:00 Uhr<br />
macht der Rheuma-Bus am Grazer Hauptplatz<br />
Station. Rheumaexpert:innen,<br />
medizinische Fachkräfte und Patient:innenvertreter:innen<br />
stehen kostenlos für<br />
Beratungsgespräche zur Verfügung. Nutzen<br />
Sie diese Gelegenheit und lassen Sie sich<br />
beraten.<br />
Rheumatische Gelenkschmerzen:<br />
Frühzeitige und genaue Diagnosen als<br />
Schlüssel zur erfolgreichen Behandlung<br />
Trotz unterschiedlicher Erscheinungsbilder weisen rheumatisch-entzündliche<br />
Erkrankungen spezifische Gemeinsamkeiten auf. Dies erklärt Rheuma-<br />
Experte Stephan Kroesen <strong>im</strong> Interview.<br />
Was ist charakteristisch für<br />
rheumatische Gelenkschmerzen?<br />
Da unter dem Begriff Rheuma eine Vielzahl<br />
verschiedener Krankheiten mit unterschiedlichen<br />
Symptomen zusammengefasst wird,<br />
lässt sich nicht allgemein von rheumatischen<br />
Gelenkschmerzen sprechen. Aber es<br />
gibt Charakteristika, die auf entzündliche<br />
Krankheiten hinweisen: Schmerzen in<br />
Gelenken oder Wirbelsäule in der zweiten<br />
Nachthälfte oder am Morgen, die so stark<br />
sind, dass man aufwacht; Morgensteifigkeit,<br />
die mehr als eine halbe Stunde andauert;<br />
spontanes, nicht von einer erkennbaren<br />
Verletzung oder Erkrankung hervorgerufenes<br />
Auftreten. In diesem Fall sollte man<br />
so schnell wie möglich ärztliche Hilfe in<br />
Anspruch nehmen und die Schmerzen z. B.<br />
mittels bildgebender Verfahren und Blutuntersuchungen<br />
abklären lassen. Bleiben<br />
die genannten Symptome unbehandelt,<br />
können sie zu – häufig irreversiblen – Schäden<br />
in den Gelenken führen.<br />
Gibt es einen Zusammenhang<br />
zwischen Erscheinungsbild und<br />
Schmerzhaftigkeit?<br />
Bei der Gestalt der Veränderung gibt es<br />
große Unterschiede zwischen einzelnen<br />
Krankheiten. Borreliose hat als Infektionskrankheit<br />
ein ähnliches Erscheinungsbild<br />
wie Gicht: Auch da ist das Gelenk knallrot,<br />
stark angeschwollen und heiß. Bei der rheumatoiden<br />
Arthritis ist der klinische Befund,<br />
sprich, das Erscheinungsbild des Gelenkes,<br />
weniger stark ausgeprägt: Das Gelenk ist<br />
meistens nur leicht rötlich geschwollen,<br />
aber dennoch sehr schmerzhaft.<br />
Welche Möglichkeiten der<br />
medikamentösen Therapie gibt es?<br />
Prinzipiell ist es so, dass bei einer rheumatisch-entzündlichen<br />
Erkrankung mit der<br />
Entzündung auch der Schmerz verschwindet.<br />
Eine zusätzliche Schmerztherapie ist <strong>im</strong><br />
Regelfall nicht erforderlich. Das Mittel der<br />
Wahl für die Akut-Therapie ist Cortison. Das<br />
ist aber niemals eine Option für die langfristige<br />
Behandlung. Die Gabe erfolgt<br />
entsprechend einem Stufenschema<br />
nur so lange, bis sich der klinische<br />
Befund gebessert hat und<br />
eine genaue Diagnose vorliegt,<br />
der es erlaubt, sich<br />
für eine differenzierte<br />
Therapie zu<br />
entscheiden. Die<br />
Genauigkeit dieser<br />
Diagnose ist heute<br />
wichtiger denn je,<br />
da sie die langfristige<br />
medikamentöse<br />
Therapie best<strong>im</strong>mt.<br />
Für diese stehen uns<br />
einerseits lang erprobte<br />
Medikamente, aber auch<br />
<strong>im</strong>mer mehr Biologika mit<br />
neuartigen Wirkmechanismen<br />
und JAK-Inhibitoren, um die Entzündung<br />
und damit den Schmerz zu kontrollieren,<br />
zur Verfügung. Wir wissen, dass das Medikamente<br />
sind, die einen sehr großen Nutzen<br />
haben und auch über Jahre, zum Teil auch<br />
Jahrzehnte, gut vertragen werden können.<br />
Was kann ich als Patient:in abseits<br />
der Medikation machen?<br />
Bei übergewichtigen Patient:innen ist es<br />
ratsam, das Körpergewicht zu reduzieren.<br />
Das mindert die mechanische Belastung der<br />
Gelenke. Gleichzeitig st<strong>im</strong>uliert Fettgewebe<br />
die Entzündungsaktivität. Es empfiehlt sich<br />
auch aus diesem Grund, für ausreichend<br />
Bewegung zu sorgen und die Empfehlungen<br />
der Ernährungspyramide zu<br />
befolgen. Eine spezifische Diät für<br />
rheumatische Erkrankungen gibt es<br />
mit Ausnahme von Gicht nicht.<br />
Erwiesen ist allerdings, dass<br />
ungesättigte Fettsäuren entzündungshemmend<br />
wirken. Natürlich<br />
spielen auch physio-, psycho- und<br />
ergotherapeutische sowie sozialpädagogische<br />
Angebote eine<br />
wichtige Rolle, um <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />
mit der medizinischen<br />
Behandlung für die Patient:innen<br />
eine hohe Lebensqualität sowie die<br />
Teilhabe am sozialen Leben und am<br />
Arbeitsmarkt sicherstellen zu<br />
können.<br />
Weitere Infos zur<br />
Österreichischen<br />
Rheumaliga erhalten<br />
Sie unter<br />
www.rheumaliga.at<br />
oder per Mail an<br />
info@rheumaliga.at<br />
bzw. telefonisch unter<br />
+43 664 5965849.<br />
AT-RA-NA-202309-00001