smartLiving Magazin Stuttgart | Ausgabe 05/2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bodensee Spezial<br />
<strong>smartLiving</strong>.<br />
ARCHITEKTUR. IMMOBILIEN. WOHNEN. LIFESTYLE.<br />
Raumhohe Glasfronten gewähren einen Blick auf den See ...<br />
GELUNGENE UMBAUTEN<br />
AN HISTORISCHEN GEBÄUDEN<br />
Das „Schlössli”<br />
bei Konstanz,<br />
am See gelegen.<br />
Manchmal stehen wir vor einem restaurierten<br />
Gebäude und sind begeistert:<br />
sie berühren uns durch ihre<br />
Würde, ihr historisches Alter, das erhalten<br />
blieb. Hin und wieder faszinieren sie<br />
auch durch die gelungene Mischung aus<br />
Tradition und Moderne. Der Schweizer<br />
Architekt Zeljko Berger aus Kreuzlingen<br />
beherrscht und überzeugt mit beidem.<br />
Wir wollen zwei Projekte vorstellen, das<br />
jedes auf seine Art verblüfft und als<br />
gelungen bezeichnet werden kann.<br />
FASSADE UND ANBAU<br />
„VILLA IN KONSTANZ AM SEE“<br />
Eine alte klassizistische Villa direkt am<br />
See sollte renoviert werden. Ursprünglich<br />
hatte das Anwesen zur Insel Mainau<br />
gehört. Das „Schlössli“ war das Fährhaus<br />
zur Insel. Als dann die Brücke zur<br />
Mainau gebaut wurde, war das Fährhaus<br />
nutzlos und wurde von einer Familie erworben,<br />
die es dann umbaute, um es für<br />
mehrere familiäre Parteien zu nutzen.<br />
Später erfolgten mehrere konzeptlose<br />
Umbauten. Denkmalpflege wie heute<br />
war in der Zeit noch nicht vorhanden.<br />
So war das Projekt in mehrere Wohnungen<br />
aufgesplittet und durch billige Einbauten<br />
„verbaut“.<br />
Für die Ausschreibung gab es mehrere<br />
Bewerber. Die Konkurrenzbewerber<br />
sahen weiterhin drei Wohnungen vor,<br />
die mit einer Außentreppe miteinander<br />
verbunden werden, was die Fassade<br />
völlig zerstört hätte.<br />
Das Architekturbüro Zeljko Berger sah<br />
vor, die alte Treppe innen zu belassen<br />
und das Haus zunächst von allen Einbauten<br />
und Anbauten zu befreien, um<br />
es in den alten Zustand zu versetzen.<br />
Die Lösung wurde vom Denkmalschutz<br />
favorisiert. Doch dessen Ansprüche<br />
bezüglich der Fensterformen<br />
und Materialien waren sehr hoch. So<br />
wurde die ganze ursprüngliche Fassade<br />
wiederhergestellt, mit Holzläden und<br />
passenden Fensterformen etc. Die alten<br />
Holzriemenböden wurden nicht abgeschliffen,<br />
sondern nur gereinigt und<br />
geölt. Das Dach wurde mit alten<br />
Bieberschwanzziegeln restauriert. Die<br />
Bäder und die Küche blieben an denselben<br />
Stellen wie zuvor, damit keine<br />
Bausubstanz durch neue Rohre oder<br />
Installationen zerstört wurde.<br />
Eine zusätzliche Dämmung an der Fassade<br />
war wegen denkmalschützenden<br />
Vorgaben nicht möglich. Doch bieten<br />
die dicken Wände bereits so eine vorzügliche<br />
Isolierung. Nur das Dach wurde<br />
energetisch ausgebaut und von innen<br />
mit Steinwolle neu isoliert. In den weiteren<br />
Innenräumen wurden alle Materialien<br />
original belassen.<br />
Als Gegenleistung wurde die Genehmigung<br />
erteilt, einen zusätzlichen, neuen<br />
Anbau aus Glas in Richtung Süden mit<br />
Blick auf den See zu errichten. Der Anbau<br />
ist losgelöst vom historischen Altbau.<br />
Nur ein Verbindungskorridor verknüpft<br />
Alt- und Neubau räumlich miteinander.<br />
Die speziellen, raumhohen<br />
Verglasungen der Firma Skyframe besitzen<br />
trotz ihrer dünnen Profile hohe<br />
energetische Werte. Die Glastüren sind<br />
komplett zu öffnen. Decke und seitliche<br />
Außenwand sind aus Sichtbeton. Für<br />
die Innenverschalung wurden zur Isolation<br />
Naturmaterialien verwendet.<br />
Der große Garten wurde mit einem<br />
Pool ergänzt, die Einfahrt ist mit Kiesel<br />
ausgelegt. Das ganze Ensemble – Scheune,<br />
Haupthaus und Glasvorbau – bildet<br />
eine harmonische Einheit.<br />
©FOTOS VON ZOOEY BRAUN<br />
... sowie transparente Sichtachsen und Durchblicke. Terrasse zum Garten hin (unten).<br />
80<br />
Fotos: Architekturbüro Zeljko Berger<br />
81