tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2023

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Weilheim | 13 000 Fördermitglieder, 150 Festangestellte und ein Jahresumsatz von zehn Millionen Euro: Der BRK-Kreisverband für Weilheim-Schongau zählt zu den größten Unternehmen im Pfaffenwinkel, obwohl er eigentlich gar kein richtiges Unternehmen ist. An seiner Spitze: Anke Ringel, 52, gebürtige Rheinländerin, jedoch mit Ehemann und drei Kindern seit 19 Jahren glücklich und zufrieden im beschaulichen Antdorf zuhause. Im großen Interview auf der Roten Couch erklärt die studierte Diplom- Kulturwirtin den Unterschied zwischen haupt- und ehrenamtlich, warum das Weilheim-Schongauer BRK alleinverantwortlich für den hiesigen Rettungsdienst zuständig ist, warum sie beim Frühstück besser keiner anspricht, wie es in Zukunft mehr Frauen in Führungspositionen schaffen und warum ihr in Sachen Personalaufstockung die Hände gebunden sind. Frau Ringel, haben Sie schon mal Blut gespendet? Früher regelmäßig. Seit ein paar Jahren, aufgrund meiner Eisenwerte, jedoch nicht mehr. Warum ist Blutspenden so wichtig? Jede Blutspende kann drei Leben retten, hilft Menschen nach schweren Unfällen, bei bestimmten Therapien, bei Krankheiten. Und da Blut grundsätzlich ein Stoff ist, den wir nicht synthetisch herstellen können, insofern im Original verwenden müssen, sind Spenden so wichtig. Durchschnittlich braucht jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens eine Bluttransfusion. Netter Nebeneffekt außerdem: Im Rahmen einer Blutspende bekommt man einen kleinen kostenlosen Gesundheitscheck gratis mit dazu. So habe ich erfahren, dass mein Eisenwert nicht mehr passt. Das Angebotsspektrum des BRK- Kreisverbandes Weilheim-Schongau reicht weit über Blutspendetermine hinaus. Zählen Sie bitte auf: Unser größtes Spektrum sind unsere fünf ehrenamtlich besetzten Gemeinschaften: die Bereitschaften, die Wasserwacht, das Jugendrotkreuz, der Bereich Wohlfahrt und Soziales und die Bergwacht. In den Bereich der Bereitschaften fallen zum Beispiel Sanitätsdienst, Schnelleinsatzgruppen, Betreuungsdienst, Gruppen für Verpflegung und Transport, für Technik und Sicherheit. Wir haben die CBRNE für chemische, biologische, radiologische, nukleare und explosive Gefahrensituationen, das IuK – eine Schnelleinsatzgruppe für Information und Kommunikation zur Koordinierung von Großeinsätzen wie Evakuierungen bei Bombenfunden, die Rettungshundestaffel, die psychosoziale Notfallversorgung, die Helfer vor Ort. Weiterhin gibt es unseren Kleiderladen, ein Generationenprojekt und eine Gruppe im Hausnotruf-Hintergrunddienst. Und hauptamtlich? Rettungsdienst, Fahrdienst für Menschen mit mobilen Einschränkungen, Hausnotruf, Bildungsangebote wie Erste-Hilfe-Kurse, Notfalltraining für Krankenhäuser und Arztpraxen sowie Schulsanitäter- Ausbildung und letztlich die Verwaltung unserer Mitarbeiter und Fördermitglieder. Wie behalten Sie hier den Überblick? In den ersten Monaten bin ich viel herumgefahren, habe sehr viel mit Mitarbeitern und Führungskräften aus allen Bereichen gesprochen. Aus all diesen Eindrücken hat sich mittlerweile eine Art Matrix in meinem Kopf gebildet, über die ich mir unsere Angebote gut merken kann. Das BRK ist in Weilheim-Schongau alleinverantwortlich für den Rettungsdienst zuständig. Warum? Der Rettungsdienst ist ein öffentlich-rechtlicher Auftrag. Bei Schaffung neuer Standorte werden diese ausgeschrieben, worauf sich jeder bewerben kann – private Anbieter genauso wie Hilfsorganisationen. Bisher haben wir die Ausschreibungen in Weilheim-Schongau immer für uns gewinnen können, weil wir schlichtweg gute Arbeit leisten, gute Konzepte bezüglich Ausfallund Fahrzeugsicherheit haben, für qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildungen unserer Mitarbeiter sorgen und in allen Bereichen ein funktionierendes Qualitätsmanagement leben. Dadurch, dass wir an vielen Standorten vertreten sind, haben wir auch den Vorteil, sehr flexibel zu sein. Kurzfristige Personalnot in beispielsweise Penzberg oder Schongau kann gedeckt werden durch Mitarbeiter in Weilheim oder umgekehrt. Wenn wo ein Fahrzeug ausfällt, steht an anderer Stelle eines zur Verfügung. Und wenn’s im hauptamtlichen Bereich mal personell eng wird, haben wir gutausgebildete Ehrenamtler, die gemeinsam mit einem hauptberuflichen Notfallsanitäter einspringen können. Letztlich konnten wir landkreisweit noch jede einzelne Schicht im Rettungsdienst personell besetzen und bei Notfällen für die Bevölkerung da sein. Und darauf können wir stolz sein – in anderen Regionen ist das nämlich nicht der Fall. Und funktioniert auch nur, weil unsere hochengagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch außerhalb ihrer eigentlichen Dienstzeiten immer wieder einspringen und auf ihre Freizeit verzichten, wenn ein Kollege kurzfristig ausfällt. Wie viele Rettungswachen gibt es in Weilheim-Schongau? Mit Weilheim, Penzberg, Peißenberg, Schongau, Steingaden, Rottenbuch und Bernried sieben. Und wie ist der Rettungsdienst personell aufgestellt? Für die Besetzung unserer Rettungswagen mit je zwei Personen BRK-Chefin Anke Ringel mit „tassilo“-Redakteur Johannes Schelle im Einsatzleitfahrzeug des Weilheim-Schongauer Katastrophenschutzes. brauchen wir mindestens einen ausgebildeten Notfallsanitäter. Von denen fehlen bayernweit 500. Und auch wir würden sofort drei Vollzeitkräfte einstellen können. Trotz hauseigener Ausbildung? Ja. Wir bilden hier im Landkreis an mehreren Wachen eigenständig aus, bekommen aber vom Kostenträger – unter anderem gemessen an Landkreisgröße und Einwohnerzahl – vorgegeben, wie viele Notfallsanitäter wir ausbilden dürfen. Unser Kontingent wurde für heuer von sechs auf acht Azubis erhöht, am 1. Oktober haben auch acht neue Azubis angefangen. Aber das dauert natürlich drei Jahre, bis wir sie als vollwertige Arbeitskräfte einsetzen dürfen – vorausgesetzt, sie bleiben uns erhalten. Klingt nach vergebener Müh. Notfallsanitäter sind sehr gefragt. Wir bilden sie zwar aus, gebraucht werden sie aber auch in Leitstellen, Krankenhäusern, Arztpraxen oder bei Berufsfeuerwehren. Wieder andere studieren danach, beispielsweise Medizin. Zudem ist es sicherlich ein sehr fordernder Beruf, den die wenigsten bis zur Rente durchstehen? Richtig. Man muss stressresistent sein, im Team arbeiten können, gut mit Menschen umgehen, mit verschiedensten Lebenssituationen klarkommen, Unfallsituationen aushalten, körperlich anpacken, im schlimmsten Falle Freunde oder Bekannte retten und in der Lage sein, sich vom Beruf abgrenzen zu können, nicht alles mit nach Hause zu nehmen. Wie sieht’s in Sachen Fuhrpark aus? Im Rettungsdienst sind aktuell 18 Fahrzeuge im Einsatz – RTWs, KTWs und NEFs. Also Rettungswagen, Krankentransportwagen und Notarzteinsatzfahrzeuge. Hinzu kommen 75 Fahrzeuge für Fahrdienste, Hausnotruf und ehrenamtliche Dienste, acht Rettungsboote sowie 32 Anhänger, die mit Material für beispielsweise Versorgung, Zeltaufbau oder Notfallküche bestückt sind. Die Einsatzbilanz des Rettungsdienstes? 2022 hatten wir 31 000 Einsätze mit einer Million zurückgelegten Kilometern, davon 9 835 Notarzt- oder Notfalleinsätze. Das entspricht rund 87 Rettungsdienst-Einsätzen pro Tag, was eine echte Hausnummer ist. Außerdem auffallend: 10 | tassilo
Dass die Strecken tendenziell länger werden. Inwiefern? Grundsätzlich gibt uns die Integrierte Leitstelle vor, in welche Klinik wir Notfallpatienten fahren müssen. Wenn die nächstgelegene Klinik voll ist oder die dortige Notaufnahme keine Patienten aufnehmen kann, müssen wir ein anderes Krankenhaus ansteuern. Ein Procedere, das im Grunde moderner Technik geschuldet ist – früher haben wir grundsätzlich das nächstgelegene geeignete Krankenhaus angefahren, wo die Notfallpatienten meistens aufgenommen wurden, auch wenn es im Grunde keine Kapazitäten mehr gab. Heute muss nur ein Knopf gedrückt werden, und wir sind sozusagen blockiert. Ein anderer Grund für weitere Fahrten: Wir haben immer mehr Einsätze, wo wir gar nicht unbedingt gebraucht werden. So nach dem Motto: „Hatte schon sieben Tage Bauchweh, und am achten Tag fällt mir dann ein, ich könnte mich jetzt doch mal ins Krankenhaus fahren lassen – am besten gleich vom Rettungsdienst, weil dann sind meine Chancen höher, gleich dranzukommen.“ Ist ein Teil unserer Gesellschaft zu sehr verweichlicht? Oder einfach nur dreist? Zumindest ist vielen nicht bewusst, wie sehr sie damit das Rettungssystem belasten und Kapazitäten für echte Notfälle blockieren. Wenn ein RTW belegt ist, um Lieschen Müller ins Krankenhaus zu fahren, muss für den schweren Autounfall womöglich ein Fahrzeug mit längerer Anfahrt kommen. So etwas kann tödlich enden. Geographisch betrachtet ist Weilheim-Schongau ohnehin ziemlich groß, wie ein langgezogener Schlauch. Gibt es Ortschaften, die für Rettungskräfte nicht schnell genug erreichbar sind? Es gibt bayernweit gültige Hilfsfristen, deren Zielwerte bei zwölf Minuten Fahrzeit liegen. Innerhalb dieser Zeit muss ein Rettungswagen jeden Einsatzort im Landkreis erreichen. Um das sicherzustellen, gibt’s regelmäßige Gutachten und Untersuchungen von Einsatzzahlen. Da wo zu lange gebraucht wird, wird in der Regel durch Erhöhung der Vorhaltezeiten oder Schaffung neuer Standorte nachgesteuert. Wir sind da, allein aufgrund dieser Regelung, gut aufgestellt. Und in Orten, die aufgrund Lage und Straßenführung schwerer erreichbar sind, haben wir Helfer vor Ort, die bis zum Eintreffen von Rettungsdienst und Notarzt wertvolle erste Hilfe leisten. Der Peitinger Ortsteil Birkland ist hierfür ein gutes Beispiel. Sind Sie auch schon mal in Not geraten? Ich persönlich nicht, aber meine Kinder brauchten bei drei oder vier Unfällen schon den Rettungsdienst oder die Bergwacht. Und waren jedes Mal dankbar, dass sie in einer Region leben, in der die Notfallversorgung so gut funktioniert, man obendrein von den Rettungskräften noch als Mensch wahrgenommen wird. In größeren Städten herrscht unter Rettungsdiensten großer Konkurrenzkampf. Sind Sie froh, dass das BRK in Weilheim-Schongau der Platzhirsch unter den Hilfsorganisationen ist? Ich spreche jetzt nur für unseren Landkreis und als Frau, die auch schon 20 Jahre bei den Maltesern im Großraum München gearbeitet hat und auch die Dienststellenleiterin der hier ansässigen Malteser gut kennt: Wir stehen in engem Kontakt, tauschen uns regelmäßig aus, versuchen uns zu ergänzen, versuchen zu kooperieren. Klar gibt’s auch Bereiche, wo man sich überschneidet, wie beispielsweise bei den Erste- Hilfe-Kursen. Aber letztlich haben alle Hilfsorganisationen begrenzte Personal- und Finanzkapazitäten, können es sich allein deshalb nicht leisten, sich zu bekriegen. Meine grundsätzliche Haltung ist: Lasst uns vernünftig, respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen. Das macht auch einfach viel mehr Spaß. Zusammen mit den Johannitern haben wir erst im Juli den HvO-Dienst in Peißenberg übernommen, was sehr gut geklappt hat. Sie selbst sind noch nicht lange im Amt, erst seit März 2023 die neue Kreisgeschäftsführerin für Weilheim-Schongau. Was hat Sie zur Bewerbung bewogen? JETZT 2 MAL IN WEILHEIM. BESUCHEN SIE UNS AM NEUEN STANDORT. SERVICEZENTRUM MIT NEUWAGEN Am Achalaich 1 82362 Weilheim NEU GEBRAUCHTWAGENZENTRUM Christoph-Selhamer-Straße 8 82362 Weilheim Autohaus Widmann + Winterholler GmbH · www.widmann-winterholler.de
Seite 1: Ausgabe 51 November / Dezember 2023
Seite 4 und 5: PiORAMA-Eröffnung am 18. November
Seite 6 und 7: Arbeitspreis 4,5 ct/kWh eitspreis c
Seite 8 und 9: 8 | tassilo Maler-, Verputz- und Tr
Seite 12 und 13: Den muaß ma oafach ham! Der Oberba
Seite 14 und 15: Über den Weilheimer Ortsteil Licht
Seite 16 und 17: Darum hilft Osteopathie bei Säugli
Seite 18 und 19: - ANZEIGE - Internationales Qualit
Seite 20 und 21: Von den Mineralienfreunden Dießen
Seite 22: Gernot Hassknecht von der „heute
Seite 28 und 29: Kellertheater unter Apostelkirche W
Seite 30 und 31: Größter Eishockeyverein im Tassil
Seite 32 und 33: Sieben U-Mannschaften sind derzeit
Seite 34 und 35: Weihnachtsrezepte der Hauswirtschaf
Seite 36 und 37: Weidenbach Weidenbach Weidenbach am
Seite 38 und 39: Hörspaziergang mit König Ludwig I
Seite 40 und 41: Alte Christbäume können Strom und
Seite 42 und 43: Mit Liebe schenken! Wie wäre es mi
Seite 44 und 45: 16.00 Uhr Theater „'s Jubiläum
Seite 46 und 47: Eine Übersicht über die Advents-,
Seite 48: 48 | tassilo november /

tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2023

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?