tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die Seen - Ausgabe November/Dezember 2023

Säuglingen und Kindern spezialisiert,
ist außerdem selbst Vater
von zwei kleinen Kindern. Dr. Hans
Wildgruber war vor seiner Selbstständigkeit
in einer Kinderklinik
sowie in der Geburtenhilfe tätig.
„Man muss bei einem Baby besonders
gut Greifen, Fühlen und
Spüren können, sehr behutsam
und mit so wenig Schmerz wie
möglich vorgehen – und in den
entscheidenden Bewegungen,
um die Blockade zu lösen, sehr
schnell sein. Aber auch wissen,
dass Säuglinge prinzipiell wesentlich
weniger empfindlich und
zart besaitet sind, als der Großteil
der Bevölkerung meint“, sind sich
David Prielmeier und Dr. Hans
Wildgruber einig. Tatsächlich
sei Osteopathie an Erwachsenen
deutlich komplexer, „weil diese im
Laufe ihres Lebens viel mehr Traumata,
Krankheiten, Verletzungen
und anderweitige gesundheitliche
Probleme mit sich herumschleppen“.
Heißt: Blockaden können
bei Erwachsenen sowohl muskulär
als auch organisch verursacht
werden, quasi von außen nach innen,
oder von innen nach außen.
Bei Säuglingen dagegen werden
Blockaden der Wirbelsäule und
damit verbundener Einschränkung
des Bewegungsapparates
nahezu ausschließlich durch äußere
Einwirkungen im Mutterleib,
oder eben beim Geburtsvorgang
ausgelöst. „Was die Ursachenforschung,
um Dysfunktionen zu beheben,
erleichtert.“
„Müssen ins Krabbeln
kommen“
Grundsätzlich arbeitet ein Körper
nach einer osteopathischen Behandlung
nach, weshalb es bei
Säuglingen meist 24 Stunden, bei
Erwachsenen oft mehrere Tage
andauert, bis sich der Behandlungserfolg
einstellt. „Ein Grund,
warum ich meinen Beruf so sehr
Liebe ist, dass man wahnsinnig
viel zurückbekommt von den Kindern
und Eltern“, sagt David Prielmeier.
Viele Säuglinge lassen sich
aufgrund Fehlhaltung und einseitiger
Blickrichtung nur an einer
Brust stillen, nach Lösung einer
Blockade jedoch wieder beidseitig,
was auch für die Mutter eine
Riesenerleichterung ist. Babys, die
oft mehrere Tage am Stück nicht
konnten, haben plötzlich wieder
reibungslosen Stuhlgang. Sie
schreien weniger, können länger
und tiefer schlafen, verdauen die
Muttermilch effektiver, haben weniger
Schluckauf und müssen seltener
stark aufstoßen. Das Allerwichtigste
aber für eine gesunde,
körperliche Entwicklung für Babys
sei laut Dr. Hans Wildgruber, „dass
sie ins Krabbeln kommen“. Bei
Blockaden des Beckens komme
ein Baby nicht ins Krabbeln, setzt
sich stattdessen auf und entwickelt
sich zu einem sogenannten
Popo-Rutscher. „Wir Menschen
stammen aber von Säugetieren
ab. Und die beobachten die Welt
in den ersten Wochen ihres Lebens
immer aus der Bauchlage
heraus.“ Die osteopathische Behandlung
bei Experten wie David
Prielmeier erfolgt jedoch in
Bauch- oder Rückenlage, wird
letztlich immer individuell auf das
jeweilige Baby abgestimmt. Und
ist dank dieser weichen weißen
Wolldecke auch gar nicht unangenehm.
js
november / dezember 2023 | 17