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Buch 125 Geschichten / 125 Faszination Gornergrat

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Geschichte 77<br />

<strong>Gornergrat</strong>-Derby:<br />

Internationaler Ski-Wettkampf in Zermatt<br />

In den 1950er- und 1960er-Jahren war das <strong>Gornergrat</strong>-Derby einer der bekanntesten Ski-Events in Europa.<br />

Für die Abfahrenden war das Rennen vom <strong>Gornergrat</strong> aufgrund seiner ausserordentlichen Länge<br />

eine grosse Herausforderung; die Herrenabfahrt war unglaubliche sechs Kilometer lang.<br />

Zermatt organisiert erstmals<br />

internationale Ski-Rennen<br />

Vor 77 Jahren, im Februar 1946 fanden<br />

erstmals Abfahrtsrennen unter der Bezeichnung<br />

«<strong>Gornergrat</strong>-Derby» statt. Die<br />

Herrenabfahrt startete vom <strong>Gornergrat</strong>,<br />

nahe vom Bahnhof der <strong>Gornergrat</strong>-Bahn;<br />

die Damen vom Riffelberg. Das gemeinsame<br />

Ziel war auf der Wiese «Tuftra» südlich<br />

von Zermatt.<br />

Geschichte 76<br />

Sternenforschung auf dem <strong>Gornergrat</strong><br />

Der <strong>Gornergrat</strong> ist einer der besten Standorte für astronomische Beobachtungen in ganz Mitteleuropa.<br />

Von 1967 bis 2010 erforschten Astronominnen und Astronomen den Sternenhimmel von den beiden<br />

Kuppeln des Kulmhotels <strong>Gornergrat</strong>.<br />

Warum auf dem <strong>Gornergrat</strong>?<br />

Hauptgrund für die Wahl des <strong>Gornergrat</strong>s<br />

als Standort war der weltweit grosse Mangel<br />

an Sternwarten in Bergeshöhe. Denn<br />

hier, auf über 3000 Metern über Meer,<br />

kann das Sternenlicht mit grossen Teleskopen<br />

möglichst unbeeinflusst von atmosphärischen<br />

Verunreinigungen untersucht<br />

werden. Der <strong>Gornergrat</strong> wies zusätzlich<br />

konstant günstige Bedingungen für astronomische<br />

Beobachtungen auf, durch den<br />

geringen Wassergehalt in der Luft, die<br />

niedrige Luftverschmutzung und die guten<br />

meteorologischen Bedingungen. Ein<br />

weiterer Grund für die Forschenden war<br />

die ganzjährige gute Erreichbarkeit.<br />

Ausbau Observatorium<br />

<strong>Gornergrat</strong> Süd<br />

Zwischen Ende der 1960er-Jahre und<br />

2010 forschten Astronominnen und Astronomen<br />

auf dem <strong>Gornergrat</strong>.<br />

Eine wichtige bauliche und technische<br />

Weiterentwicklung erfolgte Mitte der<br />

1970er-Jahre. Wie die internationale Stiftung<br />

Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch<br />

und <strong>Gornergrat</strong> (HFJG) in einer<br />

Medienmitteilung berichtet, wurde 1976<br />

auf dem Südturm des Hotels <strong>Gornergrat</strong><br />

Kulm eine 7,5 Meter hohe Kuppel aufgebaut.<br />

Darin installierte die Forschungsgesellschaft<br />

ein leistungsfähiges 1-Meter-<br />

Teleskop.<br />

1986 ersetzte die Universität Köln, welche<br />

zwischen 1984 und 2010 auf dem <strong>Gornergrat</strong><br />

forschte, dieses durch ein Radioteleskop<br />

von drei Metern Durchmesser.<br />

Grösstes Teleskop Europas<br />

im Nordturm<br />

1979 errichtete die Universität Mailand<br />

zusätzlich eine Sternwarte im Nordturm,<br />

die bis 2005 bestand. Wie Professor Citterio<br />

dem Redaktor der Zeitung «Walliser<br />

Volksfreund» berichtete, installierte die<br />

Uni Mailand dort das damals grösste Infrarot-Teleskop<br />

Europas mit einem Durchmesser<br />

von 1,5 Metern. Aktuell wird der<br />

Nordturm aber nicht genutzt.<br />

Pädagogisches Teleskop<br />

2010 versetzte das physikalische Institut<br />

der Universität Köln das 3 m Radioteleskop<br />

nach Yangbajing/Lssa (Tibet) und<br />

stellte damit die Forschung auf dem<br />

<strong>Gornergrat</strong> ein. Heute ist im Südturm<br />

ein pädagogisches Teleskop in Betrieb.<br />

Die HFJG setzt es in der Lehre und Ausbildung<br />

ein. Jugendliche und Studierende<br />

können über einen Informatikzugang erste<br />

Erfahrungen in der wissenschaftlichen<br />

Forschung mit Himmelskörpern sammeln.<br />

Wenn auch du einen Einblick bekommen<br />

möchtest, findest du weitere Informationen<br />

unter www.hfsjg.ch/de/gornergrat &<br />

www.stellarium-gornergrat.ch<br />

Die Herrenstrecke war sechs Kilometer<br />

lang und wies eine Höhendifferenz von<br />

rund 1500 Höhenmetern auf. Als Vergleich:<br />

Das heute längste Weltcup-Abfahrtsrennen<br />

ist mit 4,5 km das Lauberhornrennen.<br />

Zwei Einheimische steigen als Sieger und<br />

Siegerin auf das Podest: Bei den Herren<br />

war es Adolf Aufdenblatten und bei den<br />

Damen Dorly Lehner.<br />

1947 erfolgte die zweite Durchführung<br />

als «Internationales <strong>Gornergrat</strong>-Derby».<br />

Aufdenblatten gewann die Abfahrt in 8<br />

Minuten und 16 Sekunden.<br />

Erweiterung auf drei Rennen<br />

1948 erweiterten die Organisatoren das<br />

<strong>Gornergrat</strong>-Derby um weitere Rennen:<br />

Dazu kam die Kombination der Blauherdabfahrt<br />

und der Slalom. In dieser Ausführung<br />

dauerte das Derby drei Tage.<br />

Der Derbysprecher Karl Erb, der den Zermatter<br />

Anlass während vieler Jahre moderierte<br />

, widmete dem <strong>Gornergrat</strong>-Derby<br />

1973 in der Zeitung «Sport» den folgenden<br />

Text: «Im März fand in den 50er- und<br />

60er-Jahren jenes Rennen statt, das sich<br />

weit über die Grenzen unseres Landes<br />

hinaus grösster Popularität erfreute: Das<br />

<strong>Gornergrat</strong>-Derby in Zermatt. An der<br />

Blauherdabfahrt mit dem dazugehörigen<br />

Slalom und auch dem abschliessenden<br />

Derby vom <strong>Gornergrat</strong> herunter beteiligten<br />

sich jeweils die Weltbesten... Sie wurden<br />

nicht durch irgendwelche Prämien,<br />

sondern durch eine einmalige herzliche<br />

Gastfreundschaft, eine begeisterte Ambiance<br />

und tadellos organisierte Rennen<br />

auf erstklassige Pisten gelockt.»<br />

Anpassung an den internationalen<br />

Wettkampfkalender<br />

Im Laufe der 1960er-Jahre hatte die Neuorganisation<br />

der Skirennen in Form des internationalen<br />

Weltcups den Wettkampfkalender<br />

stark verändert und Zermatt<br />

verzichtete auf die weitere Durchführung<br />

des Derbys.<br />

Bei der letzten Durchführung im Jahr<br />

1967 stellte Jean-Daniel Dätwyler aus der<br />

Schweiz einen neuen Streckenrekord auf:<br />

Er erreichte das Ziel in 6 Minuten und 10<br />

Sekunden.<br />

Abfahrtspisten noch heute offen<br />

Die Pisten vom <strong>Gornergrat</strong> nach Zermatt<br />

und von Blauherd ins Dorf (Piste National)<br />

können Skigäste nach wie vor geniessen:<br />

Fahre die Pisten und du erhältst einen<br />

Eindruck der unglaublichen Leistung der<br />

Rennfahrenden von damals.<br />

76 <strong>125</strong> Jahre <strong>Gornergrat</strong> Bahn<br />

<strong>125</strong> Jahre <strong>Gornergrat</strong> Bahn 77

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