DER BIEBRICHER, Nr. 384, November 2023
Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich
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Vor 100 Jahren: Biebricher Stadtverordnete<br />
beschließen Vereinigung mit Wiesbaden<br />
In der Biebricher Ortsgeschichte<br />
spielt der Dezember 1923 eine<br />
wichtige Rolle. Vor 100 Jahren,<br />
am 28. Dezember, war die Biebricher<br />
Stadtverordnetenversammlung<br />
im Rathaus zusammengekommen,<br />
um dem „Vertrag über<br />
die Vereinigung der Stadtgemeinde<br />
Biebrich mit der Stadtgemeinde<br />
Biebrich vom 12./19. Dezember<br />
1923“ zuzustimmen. Von<br />
den 29 Stadtverordneten hatten<br />
24 mit „Ja“ gestimmt. Damit war<br />
ein sich über Jahrzehnte hinziehender<br />
Prozess der Annäherung<br />
beider Städte abgeschlossen.<br />
PRIVAT<br />
Es sollte allerdings noch fast<br />
drei Jahre dauern, ehe die Eingemeindung<br />
Biebrichs nach<br />
Wiesbaden tatsächlich erfolgen<br />
sollte. Erst musste noch der<br />
Preußische Landtag in Berlin<br />
– Biebrich gehörte damals zum<br />
Freistaat Preußen – mit der Verabschiedung<br />
des „Gesetzes über<br />
die Erweiterung des Stadtkreises<br />
Wiesbaden“ am 13. Oktober<br />
1926 die rechtlichen Grundlagen<br />
für die Eingemeindung schaffen.<br />
Rückwirkend zum 1. Oktober<br />
1926 schieden die Stadt Biebrich<br />
am Rhein und die Landgemeinden<br />
Schierstein und Sonnenberg<br />
aus dem Landkreis Wiesbaden<br />
aus und wurden der Stadt Wiesbaden<br />
eingemeindet. Mit dem<br />
Tag der Eingemeindungen der<br />
<strong>DER</strong><br />
<strong>BIEBRICHER</strong> – Termine <strong>2023</strong>/24<br />
Redaktionsschluss Anzeigenschluss Erscheinungstag<br />
Dezember 02. 12. <strong>2023</strong> 04. 12. <strong>2023</strong> 15. 12. <strong>2023</strong><br />
Januar 13. 01. 2024 15. 01. 2024 26. 01. 2024<br />
Februar 10. 02. 2024 12. 02. 2024 23. 02. 2024<br />
März 09. 03. 2024 11. 03. 2024 22. 03. 2024<br />
April 13. 04. 2024 15. 04. 2024 26. 04. 2024<br />
Mai 18. 05. 2024 21. 05. 2024 31. 05. 2024<br />
Juni 15. 06. 2024 17. 06. 2024 28. 06. 2024<br />
Juli 13. 07. 2024 15. 07. 2024 26. 07. 2024<br />
August 10. 08. 2024 12. 08. 2024 23. 08. 2024<br />
September 07. 09. 2024 09. 09. 2024 20. 09. 2024<br />
Oktober 12. 10. 2024 14. 10. 2024 25. 10. 2024<br />
<strong>November</strong> 09. 11. 2024 11. 11. 2024 22. 11. 2024<br />
Dezember 07. 12. 2024 09. 12. 2024 19. 12. 2024<br />
Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten!<br />
Veranstaltungshinweise senden Sie bitte, ebenso wie Pressemitteilungen,<br />
direkt an die Redaktionsadresse:<br />
Redaktion <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong><br />
Breslauer Straße 14 b · 65203 Wiesbaden<br />
Tel.: (0611) 69 24 20 · Fax: (0611) 69 24 11 · der-biebricher@gmx.de<br />
30 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / NOVEMBER <strong>2023</strong><br />
Foto des Rathauses Biebrich um 1900, damals auch Sitz der Biebricher Stadtverordnetenversammlung.<br />
drei Gemeinden zählte Wiesbaden<br />
über 132.000 Einwohner.<br />
Bereits 1895 hatte der Biebricher<br />
Oberbürgermeister Rudolf<br />
Vogt die Vereinigung der beiden<br />
Städte als „wünschenswert“<br />
bezeichnet. Biebrich tendiere<br />
nach Wiesbaden,<br />
ein Großteil der Bevölkerung<br />
kaufe dort ein.<br />
Allerdings zeigten weder<br />
der Wiesbadener Magistrat<br />
noch die Stadtverordneten damals<br />
Interesse. Die Aufnahme einer<br />
Industrie- und Arbeiterstadt<br />
würde den Charakter Wiesbadens<br />
als Kur- und Badestadt erheblich<br />
stören. Doch gingen die<br />
entsprechenden Ideen weiter.<br />
So trat 1910 der Bezirksverein<br />
Adolfshöhe – eine erste Bürgerinitiative<br />
– mit einer Denkschrift<br />
hervor, in der die Vereinigung beider<br />
Städte gefordert wurde. Diese<br />
Initiative wurde jedoch durch<br />
den Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />
unterbrochen. Erst die<br />
wirtschaftliche Situation nach<br />
dem Ende des Krieges zwang die<br />
Beteiligten notwendigerweise<br />
Gastbeitrag<br />
von<br />
Rolf Faber<br />
zur Aufnahme von Verhandlungen.<br />
Diese führten schließlich im<br />
Dezember 1923 zum Abschluss<br />
des Einigungsvertrages und<br />
zur Genehmigung durch beide<br />
Stadtparlamente.<br />
Noch heute wird in der<br />
Biebricher Bevölkerung<br />
die Eingemeindung<br />
Biebrichs nach Wiesbaden<br />
bedauert. Mit fast<br />
40.000 Einwohnern könnte<br />
doch Biebrich als selbstständige<br />
Stadt durchaus existieren. Dabei<br />
bleibt jedoch unberücksichtigt,<br />
in welcher schweren finanziellen<br />
Notlage sich Biebrich damals<br />
seit Jahren infolge der durch die<br />
Kriegs- und Nachkriegszeit verursachten<br />
Belastungen befand.<br />
Nur ein Anschluss an das finanziell<br />
stärkere Wiesbaden konnte<br />
die Rettung bringen. In der Tat<br />
kam es in der Folgezeit zu einem<br />
wirtschaftlichen Aufschwung.<br />
Negativ war allerdings, dass die<br />
Stadt Biebrich damals ihre kommunale<br />
Selbstständigkeit verlor<br />
und sie nie mehr zurückerhalten<br />
sollte.<br />
(rfa)