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Unser Hiddesen: Weihnachten um 1900

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Gleichzeitig bewegte ein weiteres Projekt die Bürger:<br />

eine Straßenbauplanung, die allein auf das Auto ausgerichtet<br />

war. Externe Verkehrsexperten hatten den Detmolder<br />

Kommunalpolitikern die Anlage eines orientierungsfreundlichen<br />

Stadtrings schmackhaft gemacht,<br />

und da die Politiker bei ihren Entscheidungen immer<br />

wieder von der Sorge getrieben waren, in die Provinzialität<br />

abzugleiten, folgten sie auch diesen Vorstellungen.<br />

Bildnachweis: Stadtarchiv Detmold<br />

Vor 50 Jahren<br />

wurde das Petri-Palais abgerissen<br />

Dr. Bärbel Sunderbrink, Stadtarchiv Detmold<br />

Der Abriss der östlichen Altstadt war längst beschlossene<br />

Sache, als sich 1972 spontan die „Bürgeraktion Stadtsanierung“<br />

zusammenfand. Ihr Ziel: die Verhinderung<br />

einer Flächensanierung und Rettung der historischen<br />

Bausubstanz.<br />

Der Plan einer autogerechten Stadt ohne Rücksicht auf<br />

gewachsene Strukturen hatte zahlreiche Bürger_innen<br />

aktiviert. Sie protestierten gegen die Entwürfe des<br />

renommierten Stadtplaners Prof. Friedrich Spengelin<br />

(1923-2016), bekannt z.B. für den Wiederaufbau Helgolands.<br />

Sein Entwurf für das Sanierungsgebiet Detmold<br />

sah vor, mehr als 70 % der vorhandenen Bausubstanz<br />

abzubrechen und die Flächen durch gleichförmige, z<strong>um</strong><br />

Teil vier- bis fünfgeschossige Gebäude zu ersetzen. 160<br />

Haushalte waren von den Plänen betroffen. Die Bürger<br />

wollten an den Entscheidungen über ihr Quartier beteiligt<br />

werden und erreichten schließlich, dass der Spengelin-Entwurf<br />

nicht <strong>um</strong>gesetzt wurde.<br />

Leopoldstraße, Hornsche Straße und Paulinenstraße<br />

haben ihr Gesicht stark verändert, doch ein mehrspuriger<br />

„Verkehrsgraben“ konnte auch hier von der kritischen<br />

Bürgerschaft verhindert werden. Noch heute kann<br />

man am Hasselter Platz nachvollziehen, wie die Pläne<br />

aussahen: vier Fahrspuren, durch Grünstreifen getrennt,<br />

plus Abbiegespuren. Ursprünglich hatte es keine Unterführung<br />

unter der Bahnlinie gegeben. Um dort die großzügige<br />

Straße realisieren zu können, wurde im Dezember<br />

1973 das Petri-Palais an der Langen Straße abgerissen.<br />

Das knapp 150 Jahre alte herrschaftliche Haus war von<br />

dem lippischen Regierungspräsidenten Petri errichtet<br />

worden. Bis zuletzt hatten Mitglieder der „Bürgeraktion<br />

Stadtsanierung“ für den Erhalt gekämpft. Sogar eine Besetzung<br />

des Gebäudes war in Betracht gezogen worden.<br />

Am Ende zählten finanzielle Arg<strong>um</strong>ent, denn für den<br />

Straßenausbau wäre ein Abriss nicht zwingend notwendig<br />

gewesen. Das Palais Petri wurde z<strong>um</strong> Symbol und<br />

ziert als Logo das Briefpapier der Bürgeraktion.<br />

Seit etwa einem Jahr arbeitet eine Gruppe Ehrenamtlicher<br />

rund <strong>um</strong> Altbürgermeister Fritz Brakemeier und<br />

Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink am Thema Detmolder<br />

Stadtsanierung. Es werden Interviews mit Akteuren<br />

aus Verwaltung, Politik und Bürgerinitiativen<br />

durchgeführt und Unterlagen der Stadtverwaltung und<br />

private Quellen ausgewertet.<br />

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<strong>Unser</strong> <strong>Hiddesen</strong> / Dezember '23 - Januar '24

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