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Unser Hiddesen: Weihnachten um 1900

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Freizeit • Kultur • Literatur<br />

Lichtspiel<br />

Daniel Kehlmann<br />

„Lichtspiel“ heißt der neue großartige Roman<br />

von Daniel Kehlmann.<br />

Sein Roman über einen Filmregisseur im Dritten<br />

Reich, über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei ist<br />

ein Tri<strong>um</strong>ph. Lichtspiel zeigt, was Literatur vermag: durch<br />

Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.<br />

Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur<br />

seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G. W.<br />

Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands<br />

flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden<br />

Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur<br />

mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal<br />

Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm<br />

helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes<br />

Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark<br />

heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt<br />

die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch<br />

der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben,<br />

er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel.<br />

Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen,<br />

dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen<br />

wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose<br />

Verstrickung gegangen.<br />

Rowohlt Verlag, 26,00 Euro<br />

Die Möglichkeit von Glück<br />

Anne Rabe<br />

Mit diesem Romandebüt ist Anne Rabe eine mitreißende,<br />

eindringliche Spurensuche über eine<br />

von Gewalt und Sprachlosigkeit geprägte Kindheit<br />

gelungen.<br />

Stine kommt Mitte der 80er Jahre in einer Kleinstadt an<br />

der ostdeutschen Ostsee zur Welt. Sie ist ein Kind der<br />

Wende. Um den Systemwechsel in der DDR zu begreifen,<br />

ist sie zu jung, doch die vielschichtigen ideologischen<br />

Prägungen ihrer Familie schreiben sich in die heranwachsende<br />

Generation fort. Während ihre Verwandten<br />

die untergegangene Welt hinter einem undurchdringlichen<br />

Schweigen verstecken, brechen bei Stine Fragen<br />

auf, die sich nicht länger verdrängen lassen. Anne Rabe<br />

hat ein ebenso hellsichtiges wie aufwühlendes Buch von<br />

literarischer Wucht geschrieben. Sie geht den Verwundungen<br />

einer Generation nach, die zwischen Diktatur<br />

und Demokratie aufgewachsen ist, und fragt nach den<br />

Ursprüngen von Rassismus und Gewalt.<br />

Zauber der Stille<br />

Florian Illes<br />

Mit Florian Illies kann man Vergangenheit<br />

plötzlich als Gegenwart erleben. In „Zauber<br />

der Stille“ breitet er erstmals die abenteuerlichen<br />

Geschichten Caspar David Friedrichs vor uns<br />

aus. Eine wilde Zeitreise zu dem Mann, der für die Deutschen<br />

die Sehnsucht erfand.<br />

Friedrichs abendliche Himmel wecken seit Jahrhunderten<br />

die leidenschaftlichsten Gefühle: Goethe macht ihre<br />

Melancholie so rasend, dass er sie auf der Tischkante zerschlagen<br />

will, Walt Disney hingegen verliebt sich so heftig<br />

in sie, dass er sein »Bambi« nur durch Friedrich‘sche<br />

Landschaften laufen lässt. Von Hitler so verehrt wie von<br />

Rainer Maria Rilke, von Stalin so gehasst wie von den<br />

68ern, von der Mafia so heiß begehrt wie von Leni Riefenstahl<br />

– am Beispiel von Caspar David Friedrich werden in<br />

diesem mitreißend erzählten Buch 250 Jahre deutscher<br />

Geschichte sichtbar. Und Friedrich, der Maler, wird zu einem<br />

Menschen aus Fleisch und Blut.<br />

Nach „1913“ und „Liebe in Zeiten des Hasses“ das dritte<br />

große historische Epochenportrait von Florian Illies.<br />

Fischer Verlag, 25 Euro<br />

<strong>Weihnachten</strong> in Prag<br />

Jaroslav Rudis<br />

Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte<br />

aus dem verschneiten Prag. Herzergreifend<br />

erzählt von Jaroslav Rudis, brillant illustriert<br />

von seinem besten Freund Jaromír 99.<br />

<strong>Weihnachten</strong>, Heiligabend. Wahrscheinlich der ruhigste<br />

Tag des Jahres in Prag. Jaroslav Rudis zieht durch die Metropole<br />

an der Moldau. Es schneit, es ist kalt, und die Straßen<br />

sind leer gefegt. Und doch begegnen einem überall<br />

die alten und neuen Geschichten dieser Stadt. Rudis<br />

wartet auf seine Freunde und kehrt in der Zwischenzeit<br />

in einige Wirtshäuser ein. Hier trifft er bei frisch gezapftem<br />

Bier drei einsame Gestalten: Kavka (genannt: Kafka),<br />

den König von Prag und eine Italienerin aus Mailand. Sie<br />

alle erzählen von diesem besonderen Tag des Jahres. Von<br />

leuchtenden Birnen und wärmenden Händen, von Karpfen<br />

in Gurkengläsern, aus deren Augen noch die verstorbenen<br />

Bewohner der Stadt glotzen, und vom Christkind,<br />

das jedes Jahr in dieselbe Kneipe kommt und sich mit der<br />

ratternden Straßenbahn wieder davonstiehlt.<br />

Luchterhand Verlag, 16,00 Euro<br />

Klett Cotta, 24,00 Euro<br />

38<br />

Buchtipps von Doris Böddeker, Inhaberin Kafka&Co., Detmold, Kr<strong>um</strong>me Straße 8, Telefon: 05231 39569, E-Mail: info@kafka-detmold.de

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