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Quelle: Südtiroler Ärzte für die Welt<br />
Leben retten und Heimat schaffen<br />
„WER SICH ÜBER UNSER GESUNDHEITSSYSTEM BESCHWERT, SOLLTE EINMAL MIT UNS KOMMEN“, SAGT DER<br />
ARZT TONI PIZZECCO. ER HAT VOR 23 JAHREN DEN VEREIN SÜDTIROLER ÄRZTE FÜR DIE WELT GEGRÜNDET.<br />
HILFE ZUR SELBSTHILFE IST DESSEN WICHTIGSTES ZIEL.<br />
Es passierte in Uganda. Toni Pizzecco war als Freiwilliger im<br />
Einsatz, versorgte auch Opfer aus Kriegsgebieten. „Eines Tages sollte<br />
ein russischer Diplomat in kritischem Zustand nach Nairobi ausgeflogen<br />
werden.“ Eine heikle, weil auch politisch brisante Mission.<br />
„Noch auf der Flugpiste mussten wir ihn intubieren, ständig mit<br />
den Maschinengewehren seiner Gefolgschaft im Rücken. Während<br />
des Fluges kämpften wir um sein Leben. Ich wusste: Wenn er stirbt,<br />
kann’s das für uns gewesen sein.“ Nach diesem Vorfall – der Diplomat<br />
überlebte – fragte sich Toni Pizzecco, ob sein unentgeltliches<br />
Engagement überhaupt Sinn macht, ob es das wert war.<br />
Viele Jahre später hat er hundertfach Antworten auf diese Frage<br />
bekommen. Zum Beispiel vom jungen Vater, der sterbend ins<br />
Buschkrankenhaus eingeliefert wurde und Wochen später gesund<br />
seine Kinder in die Arme schließen konnte. Oder von den Frauen,<br />
die mit heller Freude den Wasserhahn des neuen Dorfbrunnens<br />
aufgedreht haben. Oder von Kindern, die mit strahlenden Augen<br />
den neuen Kindergarten in Beschlag nahmen. „Es sind diese Erlebnisse,<br />
die dem Ganzen Sinn geben“, sagt Toni Pizzecco.<br />
ES FEHLT OFT AN GRUNDLEGENDEM<br />
Der Bozner Gemeindearzt, der nach seiner Pensionierung nach<br />
wie vor in seiner „zweiten Heimat“ Latsch aushilft, hat den Verein<br />
Südtiroler Ärzte für die Welt im Jahr 2000 nach einem längeren<br />
freiwilligen Aufenthalt in Nairobi gegründet. Seine Frau Gabi<br />
Janssen, die Hausärztin Tanja Nienstedt, der Notarzt Franco De<br />
Giorgi, der Anästhesist Meinhard Kritzinger und der Flugassistent<br />
Erich Näckler waren sofort mit im Boot. Heute hat der Verein rund<br />
160 aktive Mitglieder, darunter nicht nur Ärztinnen und Ärzte,<br />
sondern auch Handwerker, Logistiker, Unternehmer und Volontäre.<br />
Sie alle nehmen sich, so oft<br />
es geht, einige Wochen Urlaub für<br />
die zahlreichen Projekte, die mit<br />
JEDES PROJEKT<br />
SOLLTE IRGENDWANN<br />
SELBSTSTÄNDIG LAUFEN.<br />
Toni Pizzecco<br />
Spendengeldern aus Südtirol auf<br />
den Weg gebracht werden. „<strong>Die</strong><br />
Ärzte leisten vorwiegend medizinische<br />
Hilfe“, sagt Toni Pizzecco.<br />
Doch damit sei es nicht getan.<br />
„Es fehlt oft an Grundlegendem<br />
wie sauberem Wasser, Strom oder<br />
Gebäuden.“ Hier schaffen Handwerker<br />
und andere Fachleute Abhilfe. Sie unterstützen die Menschen<br />
vor Ort nicht nur beim Aufbau der Infrastruktur, sondern<br />
schulen sie dahingehend, dass sie den Umgang mit Maschinen<br />
beherrschen. „Jedes Projekt sollte irgendwann selbstständig laufen“,<br />
erklärt Pizzecco.<br />
Allein in diesem Jahr haben die Südtiroler Ärzte für die Welt 28<br />
Projekte in 13 Ländern der Welt unterstützt, vor allem in Afrika.<br />
Dort, in einer der ärmsten Regionen Äthiopiens, befindet sich das<br />
22 // DEZEMBER <strong>2023</strong>