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Die Weinstraße - Dezember 2023

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Quelle: Südtiroler Ärzte für die Welt<br />

Leben retten und Heimat schaffen<br />

„WER SICH ÜBER UNSER GESUNDHEITSSYSTEM BESCHWERT, SOLLTE EINMAL MIT UNS KOMMEN“, SAGT DER<br />

ARZT TONI PIZZECCO. ER HAT VOR 23 JAHREN DEN VEREIN SÜDTIROLER ÄRZTE FÜR DIE WELT GEGRÜNDET.<br />

HILFE ZUR SELBSTHILFE IST DESSEN WICHTIGSTES ZIEL.<br />

Es passierte in Uganda. Toni Pizzecco war als Freiwilliger im<br />

Einsatz, versorgte auch Opfer aus Kriegsgebieten. „Eines Tages sollte<br />

ein russischer Diplomat in kritischem Zustand nach Nairobi ausgeflogen<br />

werden.“ Eine heikle, weil auch politisch brisante Mission.<br />

„Noch auf der Flugpiste mussten wir ihn intubieren, ständig mit<br />

den Maschinengewehren seiner Gefolgschaft im Rücken. Während<br />

des Fluges kämpften wir um sein Leben. Ich wusste: Wenn er stirbt,<br />

kann’s das für uns gewesen sein.“ Nach diesem Vorfall – der Diplomat<br />

überlebte – fragte sich Toni Pizzecco, ob sein unentgeltliches<br />

Engagement überhaupt Sinn macht, ob es das wert war.<br />

Viele Jahre später hat er hundertfach Antworten auf diese Frage<br />

bekommen. Zum Beispiel vom jungen Vater, der sterbend ins<br />

Buschkrankenhaus eingeliefert wurde und Wochen später gesund<br />

seine Kinder in die Arme schließen konnte. Oder von den Frauen,<br />

die mit heller Freude den Wasserhahn des neuen Dorfbrunnens<br />

aufgedreht haben. Oder von Kindern, die mit strahlenden Augen<br />

den neuen Kindergarten in Beschlag nahmen. „Es sind diese Erlebnisse,<br />

die dem Ganzen Sinn geben“, sagt Toni Pizzecco.<br />

ES FEHLT OFT AN GRUNDLEGENDEM<br />

Der Bozner Gemeindearzt, der nach seiner Pensionierung nach<br />

wie vor in seiner „zweiten Heimat“ Latsch aushilft, hat den Verein<br />

Südtiroler Ärzte für die Welt im Jahr 2000 nach einem längeren<br />

freiwilligen Aufenthalt in Nairobi gegründet. Seine Frau Gabi<br />

Janssen, die Hausärztin Tanja Nienstedt, der Notarzt Franco De<br />

Giorgi, der Anästhesist Meinhard Kritzinger und der Flugassistent<br />

Erich Näckler waren sofort mit im Boot. Heute hat der Verein rund<br />

160 aktive Mitglieder, darunter nicht nur Ärztinnen und Ärzte,<br />

sondern auch Handwerker, Logistiker, Unternehmer und Volontäre.<br />

Sie alle nehmen sich, so oft<br />

es geht, einige Wochen Urlaub für<br />

die zahlreichen Projekte, die mit<br />

JEDES PROJEKT<br />

SOLLTE IRGENDWANN<br />

SELBSTSTÄNDIG LAUFEN.<br />

Toni Pizzecco<br />

Spendengeldern aus Südtirol auf<br />

den Weg gebracht werden. „<strong>Die</strong><br />

Ärzte leisten vorwiegend medizinische<br />

Hilfe“, sagt Toni Pizzecco.<br />

Doch damit sei es nicht getan.<br />

„Es fehlt oft an Grundlegendem<br />

wie sauberem Wasser, Strom oder<br />

Gebäuden.“ Hier schaffen Handwerker<br />

und andere Fachleute Abhilfe. Sie unterstützen die Menschen<br />

vor Ort nicht nur beim Aufbau der Infrastruktur, sondern<br />

schulen sie dahingehend, dass sie den Umgang mit Maschinen<br />

beherrschen. „Jedes Projekt sollte irgendwann selbstständig laufen“,<br />

erklärt Pizzecco.<br />

Allein in diesem Jahr haben die Südtiroler Ärzte für die Welt 28<br />

Projekte in 13 Ländern der Welt unterstützt, vor allem in Afrika.<br />

Dort, in einer der ärmsten Regionen Äthiopiens, befindet sich das<br />

22 // DEZEMBER <strong>2023</strong>

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