Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TREFFPUNKT<br />
3.599 km<br />
bis Zuhause<br />
2.975 Tage<br />
fern der Heimat<br />
„Islandpferde begleiten mich<br />
schon mein ganzes Leben lang“<br />
Dem 28-jährigen Johannes Amplatz aus Tramin wurde die<br />
Liebe zu den Islandpferden praktisch in die Wiege gelegt.<br />
Kurz nach der Geburt des kleinen Johannes kaufte sein<br />
Vater einige dieser schönen Pferde. Bis vor einigen Jahren<br />
hatte die Familie eine kleine Zucht dieser besonderen<br />
Pferderasse. Mit Pferden großgeworden ist es nicht verwunderlich,<br />
dass Johannes als Teenager seine Leidenschaft<br />
für das Turnierreiten entdeckte. Von Südtirol aus besuchte<br />
er viele Turniere in Deutschland und Österreich.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Weinstraße</strong>: Johannes, hat Sie die Liebe zu den Islandpferden<br />
schließlich in deren Heimat geführt?<br />
Johannes Amplatz: Es ist unter Pferdefreunden sehr beliebt, die<br />
Pferderasse ganz intensiv im Herkunftsland kennenzulernen. In<br />
Island gibt es ausschließlich Islandpferde. Schon seit Jahrhunderten<br />
besteht ein Importverbot für andere Pferderassen. Zudem darf<br />
ein Pferd, das die Insel einmal verlassen hat, nicht mehr zurückkehren.<br />
Durch diese Isolation gibt es hier in Island viel weniger<br />
Pferdekrankheiten.<br />
Was ist das Besondere am Islandpferd?<br />
Das Islandpferd ist robust und resistent mit viel Kraft und Power.<br />
Es zeichnet sich durch seinen aufgeschlossenen, unverfälschten<br />
Charakter und seine liebenswerte Persönlichkeit aus. Dabei ist die<br />
Pferderasse ausgesprochen loyal und dadurch auch ein beliebtes<br />
Familienpferd. Das Besondere am Islandpferd sind auch seine<br />
Gangarten. Neben Schritt, Trab und Galopp beherrschen diese<br />
Pferde noch die vierte Gangart Tölt und einige sogar eine fünfte<br />
Gangart, die sich Pass nennt. Bei Turnieren werden unter anderem<br />
diese Gangarten bestmöglich präsentiert.<br />
Eigentlich war nur ein kurzer Aufenthalt in Island geplant, oder?<br />
Genau. Ich wollte nur für einige Monate die Pferde in ihrer<br />
Heimat kennenlernen und Reitunterricht nehmen. Zufälligerweise<br />
suchte mein dortiger Reitlehrer damals dringend Unterstützung<br />
beim Pferdetraining. <strong>Die</strong>se wunderbare Chance musste ich einfach<br />
nutzen und bin direkt für eineinhalb Jahre im Süden von Island<br />
geblieben. Beim Einreiten der Jungpferde und bei der weiteren<br />
Ausbildung der erfahreneren Pferde habe ich viele Erfahrungen<br />
sammeln können. Mit meiner damaligen Gastfamilie verbindet<br />
mich bis heute eine innige Freundschaft.<br />
Dann ging es irgendwann in eine anderen Gegend Islands?<br />
Ja, vom Süden hat es mich in den hohen Norden Islands verschlagen.<br />
Es gibt in Hólar eine staatlich betriebene, agrarwissenschaftliche<br />
Universität, die sich ausschließlich auf die Pferdeausbildung<br />
spezialisiert hat. <strong>Die</strong> Studienplätze sind begrenzt, da neben<br />
den Studenten auch die Pferde untergebracht werden müssen,<br />
die Bestandteil des Studiums sind. Nur ca. 20 Plätze werden pro<br />
Jahr vergeben. 2019 konnte ich dort dann mein Bachelorstudium<br />
abschließen.<br />
Ein Studium auf Isländisch stelle ich mir nicht einfach vor…<br />
Tatsächlich war es wirklich eine Herausforderung. Isländisch ist<br />
eine altgermanische Sprache und an der Uni gab es ausschließlich<br />
Vorlesungen auf Isländisch. Nur die wissenschaftlichen Materialien<br />
Quelle: Privat<br />
38 // DEZEMBER <strong>2023</strong>