Die Weinstraße - Dezember 2023

BRENNPUNKT
Die
Brückenbauerin
AUGENÄRZTIN REINHILDE KLOTZ
ENGAGIERT SICH SEIT JAHREN FÜR
MENSCHEN IN BURKINA FASO. 1997 WAR
SIE ZUM ERSTEN MAL DORT. SEITDEM
SCHLÄGT IHR HERZ FÜR AFRIKA.
Sabine Kaufmann
Es gibt Menschen, die die Welt zu einem besseren,
lebenswerteren Ort machen. Reinhilde
Klotz ist so ein Mensch. Ihr selbstloser Einsatz
für andere, ohne sich dabei selbst in den Mittelpunkt
zu stellen, beeindruckt. Die gebürtige
Girlanerin leistet seit vielen Jahren humanitäre
Hilfe in Westafrika. Unzählige Urlaubswochen
verbrachte sie in der Krankenstation in Lawa,
etwa 160 Kilometer von der Hauptstadt Ouagadougou
in Burkina Faso entfernt. „Nur einmal
schauen“, wollte Reinhilde Klotz, als sie 1997
zum ersten Mal die Krankenstation in Afrika
besuchte. Sie erinnert sich: „Doktor Kastlunger,
ehemaliger Primar der Augenabteilung im
Krankenhaus Bruneck, hat mich dazu ermutigt.
Nicht festlegen wollte ich mich und war doch
von Anfang an von der Diskrepanz zwischen
unserer und der dortigen Welt gefesselt. Das
hat mich sehr berührt. Mir ging es immer auch
darum, mein operatives Wissen weiterzugeben,
mit den Ärzten zusammenzuarbeiten und sie
zu unterstützen.“
MIR GEHT ES DARUM
EINE BRÜCKE ZU BAUEN,
ZU EINER ANDEREN WELT.
LEBEN IN ZWEI WELTEN
Grauer Star ist eine der häufigsten Augenerkrankungen,
die unbehandelt zur Erblindung
führen. „Mit einer recht einfachen Operation
konnten wir vielen Menschen wieder das Sehen
ermöglichen“, freut sich Klotz. Die Behandlungsmöglichkeiten
und die Methoden sind
nicht mit unseren Standards zu vergleichen. Es
ˆ
Bei 40 Grad Hitze führte Augenärztin Reinhilde
Klotz im Buschkrankenhaus zahlreiche Augenoperationen
mit begrenzten medizinischen
Ressourcen durch
Quelle: Privat
fehlt vor allem an Medikamenten. Ein Mikroskop,
das sie vor 25 Jahren dank Spenden vom
Lions Club Brixen nach Burkina Faso brachte,
ist dort noch immer im Einsatz. Erschütternde
Schicksale hat Klotz zuhauf kennengelernt. Die
Menschen kommen oft von sehr weit zu Fuß in
die Krankenstation, um dort behandelt zu werden.
Sehr betroffen hat sie die Tatsache gemacht,
dass sowohl Kinder, Frauen und Männer das
Augenlicht aufgrund von Unterernährung und
Vitaminmangel verloren haben. Der Sehnerv
war einfach abgestorben.
AUS DER FERNE HELFEN
Reinhilde Klotz ist inzwischen in Pension
und würde am liebsten sofort ihre Koffer packen,
um nach Burkina Faso zu reisen. Im Augenblick
ist dies unmöglich. Die Bedingungen
für die Bevölkerung sind schrecklich: Bewaffnete
Konflikte, Militärputsche und Terroristen
sorgen für Angst und Schrecken. Trotzdem ist
Klotz mit den Ärzten vor Ort in ständigem
Kontakt und organisiert von Südtirol aus Hilfslieferungen.
Gerade wird der Materialtransport
eines aufgelassenen Zahnambulatoriums
vorbereitet.
Das Verständnis dafür entwickeln, warum
diese Menschen unter schwierigen Bedingungen
leben, und das Bewusstsein schärfen,
warum dies einen erheblichen Beitrag zur hohen
Migration leistet, sind für Reinhilde Klotz
Herzenswünsche. „Ich hoffe auf eine stärkere
Willkommenskultur bei uns und darauf, dass es
uns gelingt, diese beiden Welten miteinander zu
vereinen – weniger Krieg, weniger Aggression,
dafür mehr Gerechtigkeit.“
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