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‹ Eine würdige Unterkunft: Eine der<br />
Wohnungen im dormizil<br />
Quelle: housing first bozen EO<br />
ENGAGEMENT FÜR DIE<br />
GESELLSCHAFT<br />
Der Verein ist 2020 entstanden: „Unser<br />
Ziel war es, ein Housing-first-Projekt zu<br />
starten, wie man es aus anderen Städten<br />
kennt“, erklärt Christian. Beim Konzept<br />
Housing first geht es darum, Menschen<br />
ohne Unterkunft schrittweise eine eigene<br />
Wohnung zu verschaffen. Um Struktur<br />
aufzubauen, hat der Verein mit dem Projekt<br />
einer Nachtschlafstätte, dem dormizil,<br />
begonnen. <strong>Die</strong> Haselsteiner-Familien-Privatstiftung<br />
kaufte 2021 ein Gebäude in der<br />
Rittner Straße 25 in Bozen und stellte es<br />
dem Verein für 30 Jahre kostenlos zur Verfügung.<br />
Inzwischen ist das Nachtschlafquartier<br />
dormizil in die Vintler Straße 9<br />
umgezogen. Mit dem ersten Gebäude in der<br />
Rittner Straße 25 hat der Verein Großes vor:<br />
Dort sollen langfristig Wohnungen für obdachlose<br />
Menschen entstehen. Außerdem<br />
sollen in der umgebauten Struktur für alle<br />
Obdachlosen der Stadt Sanitäranlagen und<br />
Waschräume entstehen, dazu Übergangsbetten<br />
für Menschen, die von einem Tag auf<br />
den anderen plötzlich auf der Straße stehen.<br />
Zudem wird es einen Veranstaltungsort<br />
geben, der allen offensteht.<br />
ETWAS ZURÜCKGEBEN<br />
Der Verein besteht heute aus elf Mitgliedern,<br />
davon ein Kernteam von sechs<br />
Personen, das als direkte Ansprechpartner<br />
für die Freiwilligen zur Verfügung steht.<br />
An die 114 Menschen sind im Verein engagiert.<br />
Sie sperren das Haus am Abend<br />
auf, empfangen die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner und bleiben über Nacht zu zweit<br />
ˆ<br />
<strong>Die</strong> Mitglieder des Vereins „housing first bozen EO“, Christian Anderlan der zweite von links<br />
Quelle: Peter Viehweider<br />
im Haus. Am Morgen übernehmen weitere<br />
Personen den Frühstücksdienst und<br />
bereiten für die obdachlosen Menschen<br />
das Frühstück vor. Zusätzlich zu diesen<br />
beiden täglichen <strong>Die</strong>nsten gibt viele weitere<br />
Aufgaben, die Freiwillige des Vereins<br />
übernehmen. Einer von ihnen ist Alfred<br />
Monsorno aus Montan. Der Organisator<br />
verschiedener Charity-Events wie Run for<br />
Life oder Südtiroler Firmenlauf möchte<br />
sich wegen seines Engagements nicht in<br />
den Mittelpunkt stellen. Aber er betont:<br />
„Wenn ich durch diesen Beitrag auch andere<br />
Menschen zum Mittun motivieren kann, ist<br />
das Gold wert!“ Ihn selbst hat das Bedürfnis<br />
zum dormizil gebracht, der Gesellschaft<br />
etwas zurückgeben zu können.<br />
SCHICKSALE UND REALITÄTEN<br />
Alfred und Christian erzählen von<br />
Schicksalen, die ihnen im dormizil begegnet<br />
sind und die Menschen in die Obdachlosigkeit<br />
gebracht haben. „Viele von uns haben<br />
die Vorstellung, dass Obdachlosigkeit ganz<br />
weit weg von uns ist“, sagt Alfred. Leben<br />
auf der Straße wird mit Migration oder<br />
Abhängigkeit verbunden, doch seien auch<br />
Menschen im dormizil zu Gast, die bis vor<br />
Kurzem mitten im Leben standen. „Es kann<br />
sehr schnell gehen, dass man seine Wohnung<br />
verliert“, unterstreicht Christian: Ein<br />
Todesfall in der Familie, Jobverlust oder<br />
eine Alkoholabhängigkeit können dazu<br />
führen, dass jemand plötzlich auf der Straße<br />
steht. Unabhängig davon, ob jemand schon<br />
lange Zeit obdachlos ist oder plötzlich auf<br />
der Straße landet, einerlei ob in Südtirol<br />
aufgewachsen oder anderswo auf der Welt,<br />
ob psychisch krank oder alkoholabhängig:<br />
Alle Menschen brauchen ein warmes Bett<br />
im kalten Winter und sind im dormizil<br />
willkommen.<br />
Der Verein versucht aber auch, den Menschen<br />
über den Winter hinaus eine Zukunft<br />
zu sichern, eine Wohnung zu verschaffen<br />
oder eine Arbeit zu vermitteln: ehrgeizige<br />
Ziele, weshalb der Verein „housing first<br />
bozen EO“ für jede Art von Unterstützung<br />
dankbar ist. Infos: www.dormizil.org<br />
Philipp Ferrara<br />
philipp.ferrara@dieweinstrasse.bz<br />
"<br />
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