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Die Weinstraße - Dezember 2023

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‹ Eine würdige Unterkunft: Eine der<br />

Wohnungen im dormizil<br />

Quelle: housing first bozen EO<br />

ENGAGEMENT FÜR DIE<br />

GESELLSCHAFT<br />

Der Verein ist 2020 entstanden: „Unser<br />

Ziel war es, ein Housing-first-Projekt zu<br />

starten, wie man es aus anderen Städten<br />

kennt“, erklärt Christian. Beim Konzept<br />

Housing first geht es darum, Menschen<br />

ohne Unterkunft schrittweise eine eigene<br />

Wohnung zu verschaffen. Um Struktur<br />

aufzubauen, hat der Verein mit dem Projekt<br />

einer Nachtschlafstätte, dem dormizil,<br />

begonnen. <strong>Die</strong> Haselsteiner-Familien-Privatstiftung<br />

kaufte 2021 ein Gebäude in der<br />

Rittner Straße 25 in Bozen und stellte es<br />

dem Verein für 30 Jahre kostenlos zur Verfügung.<br />

Inzwischen ist das Nachtschlafquartier<br />

dormizil in die Vintler Straße 9<br />

umgezogen. Mit dem ersten Gebäude in der<br />

Rittner Straße 25 hat der Verein Großes vor:<br />

Dort sollen langfristig Wohnungen für obdachlose<br />

Menschen entstehen. Außerdem<br />

sollen in der umgebauten Struktur für alle<br />

Obdachlosen der Stadt Sanitäranlagen und<br />

Waschräume entstehen, dazu Übergangsbetten<br />

für Menschen, die von einem Tag auf<br />

den anderen plötzlich auf der Straße stehen.<br />

Zudem wird es einen Veranstaltungsort<br />

geben, der allen offensteht.<br />

ETWAS ZURÜCKGEBEN<br />

Der Verein besteht heute aus elf Mitgliedern,<br />

davon ein Kernteam von sechs<br />

Personen, das als direkte Ansprechpartner<br />

für die Freiwilligen zur Verfügung steht.<br />

An die 114 Menschen sind im Verein engagiert.<br />

Sie sperren das Haus am Abend<br />

auf, empfangen die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner und bleiben über Nacht zu zweit<br />

ˆ<br />

<strong>Die</strong> Mitglieder des Vereins „housing first bozen EO“, Christian Anderlan der zweite von links<br />

Quelle: Peter Viehweider<br />

im Haus. Am Morgen übernehmen weitere<br />

Personen den Frühstücksdienst und<br />

bereiten für die obdachlosen Menschen<br />

das Frühstück vor. Zusätzlich zu diesen<br />

beiden täglichen <strong>Die</strong>nsten gibt viele weitere<br />

Aufgaben, die Freiwillige des Vereins<br />

übernehmen. Einer von ihnen ist Alfred<br />

Monsorno aus Montan. Der Organisator<br />

verschiedener Charity-Events wie Run for<br />

Life oder Südtiroler Firmenlauf möchte<br />

sich wegen seines Engagements nicht in<br />

den Mittelpunkt stellen. Aber er betont:<br />

„Wenn ich durch diesen Beitrag auch andere<br />

Menschen zum Mittun motivieren kann, ist<br />

das Gold wert!“ Ihn selbst hat das Bedürfnis<br />

zum dormizil gebracht, der Gesellschaft<br />

etwas zurückgeben zu können.<br />

SCHICKSALE UND REALITÄTEN<br />

Alfred und Christian erzählen von<br />

Schicksalen, die ihnen im dormizil begegnet<br />

sind und die Menschen in die Obdachlosigkeit<br />

gebracht haben. „Viele von uns haben<br />

die Vorstellung, dass Obdachlosigkeit ganz<br />

weit weg von uns ist“, sagt Alfred. Leben<br />

auf der Straße wird mit Migration oder<br />

Abhängigkeit verbunden, doch seien auch<br />

Menschen im dormizil zu Gast, die bis vor<br />

Kurzem mitten im Leben standen. „Es kann<br />

sehr schnell gehen, dass man seine Wohnung<br />

verliert“, unterstreicht Christian: Ein<br />

Todesfall in der Familie, Jobverlust oder<br />

eine Alkoholabhängigkeit können dazu<br />

führen, dass jemand plötzlich auf der Straße<br />

steht. Unabhängig davon, ob jemand schon<br />

lange Zeit obdachlos ist oder plötzlich auf<br />

der Straße landet, einerlei ob in Südtirol<br />

aufgewachsen oder anderswo auf der Welt,<br />

ob psychisch krank oder alkoholabhängig:<br />

Alle Menschen brauchen ein warmes Bett<br />

im kalten Winter und sind im dormizil<br />

willkommen.<br />

Der Verein versucht aber auch, den Menschen<br />

über den Winter hinaus eine Zukunft<br />

zu sichern, eine Wohnung zu verschaffen<br />

oder eine Arbeit zu vermitteln: ehrgeizige<br />

Ziele, weshalb der Verein „housing first<br />

bozen EO“ für jede Art von Unterstützung<br />

dankbar ist. Infos: www.dormizil.org<br />

Philipp Ferrara<br />

philipp.ferrara@dieweinstrasse.bz<br />

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