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BestandTeile – Das Jahrbuch der KIT-Fakultät für Architektur 2022

Im Oktober 2022 ist das neue Jahrbuch der Fakultät erschienen: 384 Seiten Diskurs, Dokumentation und Data aus Lehre, Forschung und Fakultätsleben. In deutsch und englisch.

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subjektiver Prozess. Das Archiv wird somit zum kontrollierten<br />

Ort von Wissens-, Diskurs- und Wirklichkeitskonstruktion.<br />

Dabei beschränken sich die zur<br />

Verfügung stehenden Archivalien meist auf einen Kanon,<br />

<strong>der</strong> Interessens- und Forschungsschwerpunkte<br />

vergangener Zeiten abbildet und nicht gegenwärtige<br />

o<strong>der</strong> gar künftige Fragestellungen antizipiert. Dieses<br />

Dilemma <strong>der</strong> Macht von Archiven ↘ 3 und das Wissen um<br />

die Begrenztheit <strong>der</strong> Datenauswahl rückte in den vergangenen<br />

Jahren in den Fokus nicht nur <strong>der</strong> Archivwissenschaft,<br />

son<strong>der</strong>n auch vieler angrenzenden<br />

Disziplinen, bei denen <strong>der</strong> Umgang mit Archiven und<br />

Archivmaterialien auf <strong>der</strong> Tagesordnung steht. Das<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> diese Problematik ist wichtig, hilft<br />

aber <strong>für</strong> den Moment nur begrenzt weiter, wenn es<br />

darum geht, entstandene Defizite auszugleichen.<br />

Bestände, Nachlässe o<strong>der</strong> Konvolute nachzusammeln,<br />

ist vergleichsweise schwierig bis unmöglich.<br />

Wie ist es vor diesem Hintergrund zu bewerten, dass<br />

unter den über 240 Beständen am saai nur sechs<br />

(Teil-)Nachlässe von Frauen zu finden sind? Was bedeutet<br />

es, wenn eine ganze Gruppe von Planenden,<br />

Bauenden, Gestaltenden und Denkenden nicht repräsentiert<br />

wird, unsichtbar bleibt und schlicht nicht<br />

vorkommt; <strong>der</strong>en Werke nicht gesammelt, nicht beforscht,<br />

nicht publiziert werden — und somit auch<br />

nicht Bestandteil <strong>der</strong> <strong>Architektur</strong>geschichte sind?<br />

Es ist bei Weitem nicht so, dass es keine Architek-­<br />

t innen gäbe o<strong>der</strong> gegeben hätte. Einige wenige von<br />

ihnen haben es sogar geschafft, mit ihrer Arbeit in<br />

den männlich codierten <strong>Architektur</strong>kanon aufgenommen<br />

zu werden — man denke an Namen wie Lina Bo<br />

Bardi, Eileen Gray, Kazuyo Sejima o<strong>der</strong> Zaha Hadid.<br />

Allzu oft aber sind Architektinnen in Büropartnerschaften,<br />

teilweise zusammen mit ihren Ehemännern<br />

o<strong>der</strong> Lebenspartnern organisiert. Sie halten im Hintergrund<br />

die Fäden in <strong>der</strong> Hand und das Büro aus <strong>der</strong><br />

Gantner<br />

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