28.12.2012 Aufrufe

Yves Netzhammer N - Zeit Kunstverlag

Yves Netzhammer N - Zeit Kunstverlag

Yves Netzhammer N - Zeit Kunstverlag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7 b 7 c 7 d<br />

solche, die nie erschöpfend erfahren oder beschrieben<br />

werden können. Diese Erweiterung und Erhaltung einer<br />

Vielfalt von Weltphänomenen realisiert der Künstler<br />

durch den genauen Umgang mit der Eigenwilligkeit der<br />

Zeichenmaterialität, in den nuancierten Formfindungen,<br />

mit denen seine Bildarbeiten die Empfindungsdimensionen<br />

für die Welt entfalten. ‚Figuration‘ und ‚Form‘ meinen<br />

in <strong>Netzhammer</strong>s Schaffen somit die genaue Markierung<br />

und Wertschätzung von Wahrnehmungen – von<br />

Wahrnehmungen unbegreiflicher und fremder Umstände,<br />

denen das Versprechen zustehen soll, im Rahmen<br />

unserer Kultur einen Platz zu erhalten, um deren Grenze<br />

mit zu beeinflussen.“ 20<br />

„Ästhetik der Migration“<br />

Immer stärker zeigt es sich: Jeder Text, der die <strong>Netzhammer</strong>schen<br />

Phänomene in Sprache zu fassen versucht,<br />

droht bei aller Präzision zu scheitern 21 . Die Bilder<br />

sind stärker als die Worte – und sie sind, wie gesagt,<br />

radikal vorsprachlich. Diesem Phänomen versucht auch<br />

der Medientheoretiker Nils Röller auf die Spur zu kommen:<br />

„Subversion bedeutet hier Umkehr des Fühlens,<br />

Denkens und Handelns im Sinn einer Ästhetik der Mig-<br />

7 Gefährdete Liebschaften, 2006<br />

a–d Video- und Objektinstallation mit Sockel,<br />

Stoff, Keramik, ca. 240 Zeichnungen, Ton<br />

29‘14‘‘ min<br />

Installationsansicht Museum Rietberg, Zürich<br />

<strong>Yves</strong> <strong>Netzhammer</strong><br />

ration. Sie mutet den Betrachtern zu, sich in bodenlosen,<br />

entwurzelten Bildwelten zu sehen. Diese Bildwelten entfalten<br />

sich mit Zeichen, die keine Heimat in einer verlässlichen<br />

Ordnung finden. Sie finden keine Bleibe in einer<br />

Erzählung und keine Ruhe im Einklang mit der Welt. Es<br />

sind Zeichen, die die Wanderschaft von Bedeutung und<br />

Sinnlosigkeit auf sich nehmen und die Wahrnehmung von<br />

Singularität und Totalität umkehren.“ 22<br />

Bleibt die Frage, wie ein beinahe überbordender Kosmos<br />

solch eindeutiger Uneindeutigkeiten überhaupt entstehen<br />

kann. Kurz: Wie arbeitet <strong>Netzhammer</strong>? Zuerst ist<br />

festzuhalten, dass <strong>Netzhammer</strong> ein äusserst reflektierter<br />

Künstler ist, nichts ist da also vom Sich-Überlassen an<br />

das nackte Unbewusste. <strong>Netzhammer</strong> ist theoretisch<br />

sehr fundiert, beschäftigt sich mit Sprach- und Bildtheorien<br />

und hat sich mit der Plattform „Journal für Kunst,<br />

Sex und Mathematik“ 23 einem höchst spannenden Diskussions-<br />

und Experimentierforum angeschlossen.<br />

In vielen Arbeitsschritten geht <strong>Netzhammer</strong> vor, bis er<br />

eine neue Versuchsanordnung der Bilderfolgen, bis er<br />

die richtige Dramaturgie für seine mentalen Bühnen<br />

gefunden hat. Er selbst greift bei der Beschreibung seiner<br />

Arbeitsweise auf Heinrich von Kleists Essay „Über<br />

die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“<br />

zurück 24 . Dieser Essay erhellt nochmals auf eine andere<br />

Weise das, was sich auch in der Rezeption des Werks von<br />

<strong>Netzhammer</strong> abspielt: „Aber weil ich doch irgendeine<br />

dunkle Vorstellung habe, die mit dem, was ich suche, von<br />

fern her in einiger Verbindung steht, so prägt, wenn ich<br />

nur dreist damit den Anfang mache, das Gemüt, während<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!