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14 politik<br />
KOLUMNE<br />
Mietenstopp & U Sendlinger Tor<br />
FOTO: SERGEY MIND UNSPLASHC / CO0<br />
In seiner kommunalpolitischen<br />
Kolumne schreibt Abendzeitung-<br />
Lokalchef Felix Müller diesen Monat<br />
über den Krach um ein Herzensthema<br />
des Oberbürgermeisters, den neuen<br />
U-Bahnhof Sendlinger Tor und MVG-<br />
Baustellen <strong>2024</strong>.<br />
Die Münchner SPD will sich wieder stärker<br />
ihrem alten Kernklientel zuwenden. Menschen,<br />
die es in dieser teuren Stadt nicht<br />
so leicht haben. Weniger akademische<br />
Wohlfühl-Debatten. Maschinenraum statt<br />
Sonnendeck. Das ist natürlich auch ganz<br />
im Sinne ihres Oberbürgermeisters. Dieter<br />
Reiter hat schließlich schon zu Beginn<br />
seiner allerersten Amtszeit gesagt, er<br />
wolle der „OB der kleinen Leute sein“, so<br />
wie einst Schorsch Kronawitter. Nun hat<br />
Dieter Reiter ein Projekt in diesem Sinne<br />
gefunden und im Sommer angekündigt,<br />
mit ihm werde es in den Wohnungen städtischer<br />
Gesellschaften so lange er im Amt<br />
ist gar keine Mieterhöhungen mehr geben,<br />
dafür könne man ja auf energetische<br />
Sanierungen verzichten.<br />
Dieser Plan war sofort heftig umstritten.<br />
Auf Sanierungen verzichten? Das sah<br />
der grüne Koalitionspartner als eine<br />
Unmöglichkeit an. Experten warnten,<br />
finanzierbar sei das Ganze nicht. Und viele,<br />
auch im Rathaus, stellten die Frage, ob<br />
das denn eigentlich sozial sei – dass alle<br />
anderen denen, die sowieso schon das<br />
Riesen-Glück haben, in einer bezahlbaren<br />
Wohnung zu leben, den Luxus bezahlen,<br />
nicht einmal mehr alle paar Jahre ein<br />
bisschen Inflationsausgleich auf die Miete<br />
drauf zu bekommen. Am Schluss setzte<br />
sich Reiter mit seinem Mietenstopp durch,<br />
zumindest ein bisserl. Denn bis zum Ende<br />
seiner aktuellen Amtszeit 2026<br />
wird es keine Erhöhungen<br />
mehr geben, im Gegenzug<br />
setzten die Grünen<br />
durch, dass trotzdem<br />
saniert wird. Der<br />
Mieterverein nannte<br />
den Mietenstopp ein<br />
„wichtiges Signal“ –<br />
und forderte erneut,<br />
dass es auch bundesweite<br />
neue Regelungen<br />
für mehr Mieterschutz<br />
brauche. Reiter selbst sprach<br />
von einer „sehr guten Nachricht für alle<br />
Mieterinnen und Mieter der städtischen<br />
Wohnungsbaugesellschaften“. Er wünsche<br />
sich nun, dass viele Vermieter am freien<br />
Markt diesem Beispiel folgen. Während<br />
die SPD die Befristung bis 2026 für keine<br />
Befristung hält – schließlich sei logisch,<br />
dass man nur bis zum Ablauf der aktuellen<br />
Wahlperiode Versprechungen machen<br />
können – verweist die CSU genau auf den<br />
Aspekt, dass ein vorläufiges Ende des<br />
Mietenstopps benannt wird. „Der Oberbürgermeister<br />
kann sein Wahlversprechen<br />
nicht halten“, sagte CSU-Fraktionschef<br />
Manuel Pretzl. „Er ist mit einem seiner<br />
Herzensthemen an der eigenen Koalition<br />
gescheitert.“ Pretzl verstieg sich ob des<br />
Kompromisses gar zur These, der OB sei<br />
„nicht mehr das souveräne Oberhaupt<br />
dieser Regierungskoalition“.<br />
Aber der OB hatte in diesen Wochen<br />
auch etwas zu feiern – und zwar die<br />
Wiedereröffnung des Sperrengeschosses<br />
am Sendlinger Tor.<br />
Viele, viele Jahre sind die<br />
Münchner hier ja durch<br />
die Baustelle geirrt, nun<br />
ist man tatsächlich<br />
fertig geworden. DM,<br />
die Hofpfisterei, ein<br />
Schlüsseldienst: Viele<br />
neue Geschäfte sind<br />
hier jetzt untergebracht.<br />
Leider gelten die bayerischen<br />
Öffnungszeiten, es<br />
gibt keine Bahnhofs-Ausnahme,<br />
heißt: Um acht ist in der Regel Schluss,<br />
sehr un-urban für den eigentlich recht<br />
großstädtischen Ort (aber eine Station<br />
weiter gibt es ja noch den 24-Stunden-<br />
Kiosk an der Reichenbachbrücke…).<br />
Viele, die sich über das Ende der Sendlinger-Tor-Baustelle<br />
freuen, freuen sich<br />
aber wahrscheinlich nur kurz. Denn auch<br />
<strong>2024</strong> wird bei der MVG ein Baustellen-<br />
Jahr. Anfang des Jahres werden etwa die<br />
U-Bahnhöfe Hohenzollernplatz, Josephsplatz<br />
und Theresienwiese grundsätzlich<br />
saniert. Und auf der U6 werden Weichen<br />
und Schienen im Nordern erneuert – nur<br />
während der Fußball-Europameisterschaft<br />
macht man Pause. Damit die Allianz Arena<br />
gut mit den Öffentlichen erreichbar bleibt.<br />
FOTO: PRIVAT