Land & Leben Ausgabe Januar 2024

KULTUR | KOLUMNE | KIDS
Zwei Länder – eine Künstlerin
Familie und Freunde sind für Beate Christina Tügel unersetzlich
Die Malerin Beate Christina Tügel ist die
Tochter des 1973 verstorbenen Maler-
Poeten Otto Tetjus Tügel, der in Oese bei
Bremervörde lebte. Im Nachgang eines
Besuches des Museums „Otto Tetjus
Tügel -Zuhause“ in Bremervörde nahm
sich die Künstlerin, die seit mehr als
45 Jahren in Stellenbosch in Südafrika
lebt, kürzlich etwas Zeit, um einige
Fragen zu ihrem Besuch, ihrer Kunst
und zu ihrem Vater zu beantworten.
Bremervörde
Seinen Namen zu tragen, das habe sie noch
nie so stark empfunden, wie als sie die
Freude hatte, nach Bremervörde eingeladen
worden zu sein. Dabei traf sie die nettesten
und liebevollsten Menschen (nicht nur) im
zu Ehren ihres Vaters nach ihm benannten
Museum. Trotz aller Freude fand sie im
Rahmen des Besuches aufgrund zahlreicher
Verpflichtungen jedoch keine Zeit für ein
intensives Gespräch.
Nun hatte die Künstlerin Zeit, ihre Erlebnisse
im Landkreis Rotenburg/Wümme aus der
Entfernung noch einmal Revue passieren
zu lassen: „Die schöne Reise in die Vergangenheit,
sie war wirklich eine große Überraschung.
Ich bin zutiefst dankbar dafür. Meine
volle Bewunderung gehört Herrn Heinrich
Meyer und seiner Frau, die dieses große
Gesamtwerk, das einzigartige Oeuvre meines
Vaters, so wundervoll im Museum seines
Namens versammelt haben. Das hat mich ins
Staunen gebracht und überaus glücklich gemacht.
Dazu durfte ich in Barchel (dort entstand
unser Porträtfoto) bei meiner Freundin
Ada Leddin wohnen, in dem schönen Bauernhaus,
welches meines Bruders Tetjus
Tügel Kunstsammlung enthält. Eine wundervolle
Galerie mit seinen Werken…
Ich bin und bleibe ihr so dankbar. Auch allen
meinen lieben Menschen von Fern und Nah,
die ich treffen konnte, bin ich dankbar und
fühle mich absolut geehrt und für immer
froh, das alles erleben zu dürfen.“
Südafrika
Bereits 1970 ist Tügel (*12.07.1947) nach
Südafrika gezogen, wo ihr das Einleben
schwer und doch gleichzeitig leicht fiel:
„Es war ein sehr wechselhaftes Phänomen.
Ich schätzte dieses Land und seine Menschen,
an anderen Tagen verglich ich es mit
dem ,viel schöneren Leben‘ meines heimatlichen
Kontinentes.
Ich hatte schnell den besonderen Humor
der Leute kennengelernt. Überhaupt den
der Menschen an der Westküste. Nebenher
lernte ich eine neue Sprache, das Afrikaans,
und verstand meine Mitmenschen noch besser.
Damit ließen sie mich noch viel mehr
ihrer Eigenarten sehen. Ich erkannte, wie
man vieles Leid mit einem feinen, tiefen und
ihnen eigenen Humor besser ertragen
kann. Ich würde ihn vermissen, den Humor
der hiesigen Leute, sagte ich, wenn oftmals
jemand fragte, ob ich stets hierbleiben würde.
Und was ich wohl am meisten vermissen
würde, sollte ich nach Europa zurückkehren.
Wir waren zu beiden Seiten des riesengroßen
Landes längere Zeit zuhause – in Kwazulu-
Beate Christina Tügel
Natal wie auch in der Western Cape Province.
Wir fühlten uns sehr reich hier sein zu
dürfen, denn es ist ein wunderschönes,
traumhaftes Land. Es ist sehr unterschiedlich
in jedem Aspekt, in den Menschen, in
der Natur, Flora und Fauna sowie auch im
Klima.
Ich muss dazu sagen, dass ich noch immer
sehr liebe Freunde und auch meine Familie
hier habe, wegen der ich hierhergekommen
bin. Ohne sie hätte ich wohl niemals das Land
lieben gelernt. Ich sage es, weil das Wichtigste
doch die menschlichen Beziehungen
sind. Allein das schöne Land, nur die einzigartige
Flora, die große Tierwelt und seine
traumhafte Meeresküste machen es nicht
aus. Denn es gibt unendlich viele schöne Länder
und Plätze auf dieser Erde. Einzig allein
sind es die Freunde. Sie machen aus, ob man
dort sein mag oder nicht.
Und ja, die anhängende Frage und Antwort
– daraus kann man schließen, dass ich auch
in meiner Heimat leben könnte und wäre
dort sehr glücklich, denn ich habe meine
wunderbare Familie und ebensolche lieben
Freunde auch in Deutschland.“ (rgp)
Eine besondere Rarität stellt diese von Tetjus Tügel
persönlich gestaltete Dankesurkunde dar. Sie
stammt aus dem Besitz eines ehemaligen Tierarztes,
der in den 1970er-Jahren auch in Brillit arbeite.
Beate Christina Tügel ehrte mit ihrem Bild „Die Erinnerung hält sich
nicht daran, ob etwas wichtig ist oder nicht“ nicht nur ihren Vater Tetjus,
sondern auch Worpsweder Künstler (wie Paula Modersohn-Becker).
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